Nr. 213.- 1914.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sonntag, 25. Oktober.

Das wiedererwachende Leben

in Antwerpen  .

Theater.

Kleines Feuilleton.

Das Influenzawetter.

e. k.

Verband der Freien Volfsbühnen( in Montis Operettentheater): Wenn der junge ein blüht, des alten Wie der Strom der Antwerpener Flüchtlinge wieder zurüd- Björnstjerne Björnson   legwillige Dichtergabe, hatte schon deri gekehrt und die Stadt allmählich ihr altes geschäftliches Treiben vorjährigen Spielplan der Freien Volfsbühne abschließen sollen. aufzunehmen beginnt, wird dem Telegraaf" in einem Brief vom Indes eine gute Tat tommt nie zu früh, nie zu spät. Und ein 20. Oktober anschaulich geschildert: Eine Steigung ist wahrzu- reizendes Kunstwerk ist ja dies Alterslustspiel. Wer sich an Björn­nehmen in der offiziellen Ziffer, die das Stadthaus über die Rüd- son, den ständig streitbaren Dichter- Politiker gewöhnt hatte, erfennt fehr der Flüchtigen verzeichnet. Aber auch ohne diese offizielle ihn nun schwerlich wieder. Allen Widerpart hat er abgetan. Das Statistik merft man, daß die Eirwohnerzahl Antwerpens   start an- berflossene Leben spiegelt sich ihm in heiter- versöhnlichen herbst­mähst. Zusehends erwacht die Stadt aus dem Schlummer, in den jonnigten Farben. Als eine poetisch verinnerlichte Melodie will sie das Granatfeuer gelegt hatte. So war es heute wieder auf- das Lustspiel auch genommen sein trok oder gerade mancher stark Daß die Aufführung jenen Ton fallend lebendiger als gestern. Es seien hier einige Ziffern aus possenhafter Querpfeifereien. Der offiziellen Statistit mitgeteilt: Am Freitag famen 4 Büge mit gefunden hätte, muß leider verneint werden. Die Schar der acht 3000, Sonnabend 6 mit 4000, Sonntag 5 mit 6000, Montag 8 mit jungen Mädchen wenigstens fand ihn nicht oder doch nur teilweise. 4000 Flüchtlingen an. Auch heute erschienen 8 Züge mit ebenso- Am ehesten hielt sich Toni Wilkens als Selene in den Bezirken viel Menschen. Nun befinden sich darunter zwar viele, die erst einer unberührt scheinenden, obwohl von jedweder störend empfun­die Sache ansehen kamen und an demselben Tage wieder abfuhren, denen Reflexion nicht befreiten Naivität. Aurel Nowotnys Propst um ihre Familien zu holen. Einen kräftigen Beweis für die Hael erweckte doch den Eindruck zu großer Jugendlichkeit. Werner Wiederbelebung Antwerpens bildet die teilweise Eröffnung des Schott wurde dem wie ein plöblich stillstehender Wirbelsturm an­Warenhauses auf dem Grünen Plag", der Galeries Anversoises". mutenden Tonnig gerecht. Die einwandfreieste Charakterisierung An allen Enden der Stadt sind die Arbeiter fleißig dabei, die gab Emil Rameau   als Arbik und neben ihm Elise Bäck als jeine Stätten, an denen das Bombardement sichtbare Spuren hinter- Frau. Die Zuhörerschaft schien weniger an dem bedächtig abwägen­ließ, aufzuräumen und die Trümmer wegzuschaffen. Auf dem den Dialog als an allen schwankhaften derberen Einschlägen Ge­Grünen Platz" half fleißig die Feuerwehr. Die madligen, noch fallen zu finden. aufrechtstehenden Mauern wurden umkleidet, damit das Auf­räumungswert beginnen kann. Es wird wirklich mit aller Straft geschafft, um diese wunden Stellen, die unmittelbar die Grinne­rung an jene bangen Tage der vorigen Woche wachrufen, so gut wie möglich zu mastieren. Wo man mit dem Aufräumen der Trümmer fertig ist, wird ein Verschlag errichtet, der den Schutt wenigstens dem Auge entzieht. Einen seltsamen Anblick bietet es, Die Influenza macht sich in diesem Herbst leider recht un­in Schoenmarkt", dem am meisten betroffenen Viertel, einem angenehm bemerkbar. Mehr als bei irgendeiner anderen Strant­Londoner Omnibus zu begegnen mit englischer Reklame heit wird bei dieser die Hauptschuld dem Wetter beigemessen, ob­daran, durch die ein schräger Streifen mit der Aufschrift:" Kom- gleich die ansteckende Natur der Influenza seit der Entdeckung des mandantur Marine- Division" geht. Solch ein eng- ihr eigentümlichen Bazillus außer Zweifel gestellt worden ist. Ins lischer Omnibus auf belgischem Gebiet und in deutschen   Händen besondere wird der Feuchtigkeit, also regnerischem und zugleich wirft als kleines Dentblatt an internationale Berwickelungen. Die Influenza wurde, als die große Epidemie vor etwa 20 Jahren faltem Wetter die Verantwortung für die Influenza zugeschrieben. Noch weitere Zeichen deuten übrigens auf die Wiederbelebung. in Mitteleuropa   ausbrach, für eine neue Krankheit gehalten, aber So sind die Schalter der verschiedenen Banten bereits für einige bald erkannte man in ihr einen alten Bekannten, der unter ver­Stunden geöffnet. Die Geschäfte, an deren Tür geschrieben wurde, schiedenen Namen, vorzugsiveise als Grippe, sogar in alten Chro­daß sie bis zum 20. Oktober geöffnet sein sollten, find alle diesem nifen eine immer wiederkehrende Rolle spielt. Der Boltsglaube an Befehl nachgekommen. Einige Modemagazine stellten sogar zuvor die Veranlassung der Influenza durch feuchtes Wetter ist auch von ihre neuen Wintermoden in die von den Laden befreiten meteorologischer Seite nachgeprüft worden, hat sich aber danach Schaufenster. Allerdings fonnte die Wasserleitung noch nicht als ein Aberglauben erwiesen. Vielmehr hat sich gezeigt, daß die in Betrieb gebracht werden, denn das Bombardement hat an meh Berbreitung der Influenza, wie es begreiflicherweise auch auf reren Stellen zu heftige Verwüstungen angerichtet. So kommt es, andere anstedende Krankheiten zutrifft, an die Linien des mensch­daß man jetzt an vielen Stellen der Straßen das Wasser hoch lichen Verkehrs sowohl durch Schiffahrt wie durch Eisenbahnen emporsprizen sieht: die Lecke in dem Leitungsnes müssen erit ge- gebunden ist. Daraus ergibt sich der naheliegende Schluß, daß die sucht und repariert werden. Inzwischen behilft man sich mit Influenzafeime meniger durch Wasser in irgendwelcher Form als Pumpen, die in den meisten Antwerpener Häusern vorhanden sind. durch die angesteckten Personen selbst oder durch Gegenstände, die Stocht das Trinkwasser ab", heißt es daher auf den vom Roten mit solchen in Berührung gewesen sind, übertragen werden. Ins­Kreuz angeschlagenen Zetteln. Die deutsche Regierung nahm be- besondere sollen Nebel und Wind mit ihrer Verbreitung gar nichts reits viele Anstalten und Häuser unter ihren Schuß. Steht unter zu tun haben. Durch Versuche ist festgestellt worden, daß der Regierungs- Polizei", liest man z. B. am Eingang zum Museum artige Krankheitsteime in freier Luft, namentlich wenn noch Platin. Auch die Wohnungen der städtischen Polizeibeamten sind Sonnenschein hinzutritt, nicht länger als einige Stunden ihr Leben Aufschriften versehen, um sie zu schüßen. Es wurde auch ein zu fristen vermögen. fann durch die Zuft ihre Fortpflanzung Automobildient nag Brüssel   eingerichtet, doch bedarf wohl auf einige Schrifte, etwa von einer Person zur anderen, aber nicht auf weite Entfernungen erfolgen. Daraus ergibt sich auch die Lehre, die gar nicht scharf genug betont werden kann, daß man zur Vermeidung der Influenza vor allem für eine gründliche Durchlüftung der Zimmer Sorge tragen muß. Wer an der Hei­zung nicht allzu sehr zu sparen braucht, der sollte jetzt in den lebergangswochen bis zum Winter in geheiztem Zimmer bei zum Teil geöffnetem Fenster leben, gang befonders wenn eine Zentral­heizung vorhanden ist, die in dieser Jahreszeit das Oeffnen der Fenster eigentlich als Bedingung vorschreibt.

man dazu eines besonderen Scheines, den nur die Militärbehörde erteilt. Was die Antwerpener Gemeindeangestellten betrifft, so foll man, obwahl sie innerhalb der Bürgerschaft bereits längst ihre Posten hätten einnehmen müssen, möglichst viel von ihnen bei Rüd­fehr in ihre gewohnten Dienstzweige einstellen. Ueberflüssig ist es wohl zu sagen, daß man zu Antwerpen   für den guten Empfang der belgischen Flüchtlinge auf holländischem Gebiet sehr dankbar ist. Leider wird dieser gute Eindruck durch die Haltung der nieder­ländischen Grenzbewohner getrübt, die mit der Not der Flüchtlinge Mißbrauch trieben und märchenhafte Preise für schlechtes Logis und minderwertige Kost forderten. Vor allem wird über die Roosendalschen Hotelwirte bitter geklagt, die dabei ihr Schäflein ins Trodene brachten. Inzwischen vergehen für jene Herren die guten Tage, sobald alle dort wissen, daß in Antwerpen   ein den Umständen nach normaler Zustand herrscht.

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Portepeefähnrich Schadius.

Bon Detlev b. Qiliencron. Der General erzählte uns doch gestern abend," ant­wortete ich, daß die kleine Festung uneinnehmbar jei." Wort des Herrn Generals in Ehren; aber die Geschichte mit dem dampfenden Fluß, der sich wie eine sich in den Schwanz beißende Schlange um den Wolfenschlitzer da ringelt, und die Geschichte mit dem blühenden Acppelboom ist mir doch etwas schleierhaft."

Behrensens und meine Gespräche mußten bald abge brochen werden, da wir beide dienstlich zu sehr in Anspruch genommen wurden.

Ich kannte den Weg nach Brettonville. Auf einem Räuberzug" hatten wir ihn schon einmal betreten. Bald hinter Sérancourt begleiteten ihn rechts und links dichte Nur zwei große Waldungen bis fast nach Brettonville. Es war also beim Hin- und Dörfer unterbrachen diese. namentlich beim Rückmarsch die äußerste Vorsicht geboten. Beim Nüdmarsch um so mehr, weil dann jedenfalls längst bekannt und verraten worden war, daß ich zu irgendeiner Abholung am Vormittag mit zwei Wagen nach Brettonville

marschiert sei.

Unser Vorrüden wurde dadurch recht verlangsamt, daß ich zahlreiche Seitenläufer schicken mußte, die sich nun, um unter sich und mit uns in Fühlung zu bleiben, fortwährend leise zuriefen. Die Spite trieb ich weit vor, das bedang wieder Zwischenposten. Mein ganzer Schüßenzug war als Schleier und Fühlhorn in Verwendung getreten.

Als wir durch die beiden Dörfer zogen, standen in ihren Solzpantoffeln wohl alle männlichen Einwohner harmlos vor den Türen. Sie trugen ihren blauen Blusen, vergruben ihre Hände in den Hosentaschen und lachten uns nichts weniger als gemütlich an,

In Brettonville hatte sich einige Tage nach Sedan eine Jobanniterniederlage eingerichtet, die dort zugleich einem großen Lazarett ihre Säle öffnete. Zwei starke Landwehr­bataillone lagen im Städtchen zum Schuße.

meter.

Sérancourt trennten von Brettonville nur neun Ailo­Gegen elf Uhr trafen wir in Brettonville ein. Nicht das geringste Hemmnis hatte uns unterwegs aufgehalten. Vor dem Auseinandergehen meiner Rompagnie befahl

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Der Krieg und die Bücher.

Der Krieg schlägt auch dem Buchhandel schwere Wunden und die Schriftsteller, die Bücher schrieben, werden eine Zeitlang ge­nötigt sein, ihre Feder ruhen zu lassen oder sie wenigstens sehr viel weniger in Tätigkeit zu segen. Umso größer sind die Aussichten, die fich für sie nach dem Kriege eröffnen; denn daß der Krieg felbft ein unerschöpfliches Thema für Jahre hinaus abgibt, ist bisher durch die Erfahrung immer bestätigt worden. Ein interessantes Beispiel ich ihr, an diesem Blake dreiviertelzwei Uhr nachmittags wieder zum Nachhausemarsch anzutreten. Ihrer vorzüglichen Verpflegung unterdessen in der Niederlage war ich sicher. Nun gingen Behrens und ich zum Kommandanten, tro ich mich zu melden hatte, und dann zum Oberbonzen", wie fich mein Leutnant ausdrückte, um uns mit diesem und den anderen Johannitern befannt zu machen. Zahlmeister Franz. ein alter, von uns vielgeliebter Prachtmensch, der so hübsch Schubertiche Lieder fana und die Gitarre spielte, lenfte seine beiden leeren Wagen in einen großen Torweg, um sie dort füllen zu lassen.

Wer jemals die aufopfernde Tätigkeit der Johanniter und ihrer Angestellten im Kriege zu beobachten Gelegenheit hatte, wird für sie sein Leben lang eine tiefe Bewunderung und eine tiefe Dankbarkeit behalten. Vom Fürsten   abwärts be­sorgen sie ihren Samaraterdienst und seine Abzweigungen in umeigennüßigiter Weise, einzig bedacht, den Verivundeten und Kranken die möglichste Pflege zu geben, den gesunden Truppen nach vorn ins Feld fobiel Gutes nachzufchiden, als irgend ihre Räume nur fassen fönnen.

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hat ein Engländer angeführt, der mit Sorgfalt alle auf Striege be­züglichen Bücher in der Bibliothek des Britischen Museums gezählt hat. Sogar ein nach heutigem Maßstabe so fleiner Krieg wie der Burenkrieg hat nicht weniger als 750 Bücher gezeitigt, von denen 283 in fremder Sprache sind. Natürlich hat ein so viel größeres Ereignis wie der Deutsch  - Französische   Krieg im Jahre 1870 ein viel stattlicheres Ergebnis auf dem Büchermarkt zur Folge gehabt. Allein 1200 Bücher, die von ihm handeln, sind in französischer Sprache veröffentlicht worden, und 900 in deutscher  . Dazu kommen die englischen Werke und gegen 100 Kartenwerke, aus denen man sich im Britischen Museum eingehend über das große Ereignis unter­richten kann.

Kriegshunde.

Nach dem Muster der Bernhardinerhunde, die sich in den Alpen um die Auffindung Berunglückter große Verdienste erworben haben und daher eine rechtmäßige Berühmtheit genießen, sind Hunde auch auf dem Schlachtfeld verwandt worden. Der Bernhardiner hat sich jedoch für diesen Zwed als zu groß und schwerfällig erwiesen. Das felbe gilt von dem englischen Bluthund, der übrigens ganz im Gegensatz zu seinem fürchterlichen Namen immermehr zu einem Lurushund entartet. Am meisten eignen sich als Kriegshunde die Schäferhunde, die auch unter den Polizeihunden den Vorrang ge= nießen. Man sagt von ihnen, daß sie sich nicht nur wie andere Hunde mit dem Geruch, sondern mit dem Berstand jagen. In Deutschland   sind Sunde in Kriegszeiten schon früh erprobt worden, namentlich in Afrika   sind sie regelmäßige Begleiter der Truppen. Jm lesten russisch  - japanischen Krieg erhielten die Ruffen einige besonders gezogene Hunde von einem englischen Major geschenkt, und diese sollen sich dann auf dem Kriegsschauplaz glänzend bewährt haben. Als die flügsten Hunde haben sich angeblich gerade Kreuzungen erwiesen, und zwar solche zwischen Schäferhunden und Jagdhundex oder Eskimohunden. Im Burenkrieg haben die Engländer auch solche Hunde verwertet, nicht nur zur Aufspürung von Verwun­beten an verborgenen Stellen, sondern auch zur Herbeischaffung von Verbandsgeug und Stärkungsmitteln. Zu diesem Zweck er­halten die Hunde einen wasserdichten Sattel aus Segeltuch, dem auf jeder Seite ein rotes Kreuz aufgemalt ist. Der Sattel enthält in Taschen eine Anzahl Bandagen und am Halsband ein hölzernes und zur Nachtzeit eine Glode. Es scheint, daß die meisten Hunde Tönnchen mit einem. stärkenden Getränt, außerdem noch eine Tafel nur unter Beihilfe von Menschen gute Dienste im Auffinden Ver­mundeter an athernter Stellen ds Schlachtfeldes zu leisten ver­mögen, fonit iit seine anfähigkeit hinderlich, B- rwundete und Tate voneinander zu unterscheiden. Von der Maßregel, das Lönnchen des Hundes mit Bronniwein zu füllen, sind auch die Engländer zurückgekommen und ersetzen den Inhalt lieber durch eine einfach erfrischende Flüssigkeit.

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Notizen.

- Theaterronit. 3m Aleinen Theater findet nächsten Sonnabend die Erstaufführung des komischen Gemäldes qus dem Boltsleben Das Fest der Handwerker  " von Louis Angely  ftatt. Zu Beginn des Abends geht ein fontifches Liederspiel Die Familie Rüftig oder der hundertjährige Greis" bom felben Autor in Szene. Im Theater des eftens findet heute Sonntag, nachmittags, ein Gesamtgastspiel unter Leitung von William Löwe statt. Zur Aufführung gelangt Minna von Barnheim". anstaltung des quiqulies für Boltsfunftaben be findet Sonntag, den 25. Ottober, mittags 12 11hr, im Zirkus Schumann statt. Das Philharmonische Orchester wird Werte von Beethoven  ( Egmont- Duverture, Biolinkonzert, Symphonia Eroica) zur Aufs führung bringen. Bidetts zu 10 p. find in den bekannten Ver­faufsstellen und von 11 Uhr an der Zirkuskaffe zu haben.

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- Die Hilfsvereinigung für Musiker und Vortragsfünstler" veranstaltet Solistenabende am 27. Oktober in den Konkordiafälen, am 29. Oftober in den Brachtsälen des Westens, am 30. Oftober im Türfischen Zelt( Charlottenburg  ), ant 31. Oftober in der Neuen Philharmonie, Stöpenider Straße.

- Eine Nürnberger   Handelsschule. Gleich der Frankfurter   Universität wird ein anderes der wissenschaftlichen Bildung gewidmetes, wenn auch in bescheidenerem Rahmen gedachtes Unternehmen trotz der Kriegszeit eröffnet werden: das in Nürnberg  fchon seit Jahren hin und her erwogene Prospekt einer Handels­hochschule ist nunmehr zur Zat geworden. Allerdings wird die pro­grammäßige turseinteilung nicht durchgeführt werden fönnen, da fowohl der Hauptteil der Lehrer wie der Schüler im Felde stehen. haltend, ein Anirps in Uniform, die die Abzeichen meines Regiments zeigte, und schlief. In die blasse Stirn wagte sich ein tiefschwarzes Löckchen, das, zum Aerger meines Haupt­mannsherzens, nicht ganz ordnungsmäßig verschnitten war. Ich bitte Sie, Durchlaucht," wandte ich mich an den neben mir stehenden Brinzen, wer ist denn das?"

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,, Ah, der dort, das Rerlchen. Ja, der ist gestern hier bei uns eingeschneit. Er trat außerordentlich diensteifrig auf, uns, ich möchte sagen, anflehend, ihm den Weg zu seinem Regiment anzugeben. Er hätte Befehl, sich so raich wie möglich dort zu melden. Aber wir merkten, wie ermüdet und abgespannt er war, und packten ihn daher schleunig ins Bett, wo er sofort einschlief. Es ist der Bortepeefähnrich Schadius, der vom Eriasbataidon nach Frankreich   nachgeschickt ist. Nun findet er ja eine gute Gelegenheit, wenn Sie ihn ich werde ihn unter Ihre Flügel nehmen wollen übrigens gleich weden: die Frühstücszeit ist gekommen. Wir werden doch die Ehre haben, Sie, Herr Hauptmann, und die beiden anderen Herren heute beim Qunch zu sehen?" Mit diesen Worten ging der Prinz hinein. Ich folgte Nachdem ich mich beim Rommandanten gemeldet hatte, mit den Augen feinen Schritten. Sie, Junfer, wachen Sie gingen Behrens und ich in die Niederlage. Vor allen Din auf. Ein Hauptmann von Ihrem Regiment ist hier," hörte gen konnten wir dort ein schneidiges" Frühstück erwarten. ich ihn mit gedämpftem Ton sprechen, während er ihm sanft Werde ihnen die Hammelbeine schon grade ziehn, wenn sie die Schultern bewegte. Schadius erwachte, öffnete noch halb nicht mit ihrem besten Madeira rausrüden," schnarrte mein im Traume feine großen blauen Augen; sah den Brinzen verwundert an und sprang dann von der Riste. a, ja, lieber Behrens. Wir traten in ein Kloster ein, das zum Hospital und ein Sauptmann von Ihrem Regiment ist hier, der Sie mit­zum Aufbewahrungs- und Versendungsort der Liebesgaben nehmen will zu hrem Herrn Obersten  ," wiederholte der Gleich im ersten Raum, den wir auf Bring. Verschwunden war der Fähnrich, um gleich aufau­umgewandelt war. Gleich im ersten Raum, den wir auf- Bring. fuchten, jah es wie in einem Laden aus, der aller Welt tauchen in Selm   und mit stramm umgeschnalltem Seiten­Waren in fich barg. Ich bat hier um wollene Deden die geivehr. Dann in straffer Saltung vor mich hintretend, uns sehr fehlten. Ein fleiner dicker schlesischer Graf, der meldete er: Portepeefähnrich Schadius, fommandiert vom eine grüne Schürze vorgebunden hatte wie ein Krämerlehr Eriabbataillon zum mobilen Regiment." Nun gab es die Fragen und Antworten, wie fie immer ling, nahm eine Leiter, trug fie an eine bestimmte Stelle und fletterte hinauf. Von oben rief er nach schnellem Ueber in gleicher Folge bei ähnlichen Beranlassungen lauten. Sc blid, über seine Brille wegsehend, einem anderen Herrn nach betrachtete mir unterdessen den Junker. Fein und zart, fast unten zu: Sier liegen noch fiebzig bis achtzig. Wie viele überzart war fein Gliederbmi. Die Rinderzeit hielt ihn noch Diefer antwortete: ein wenig mit ihren unschuldigen Händen. Der Uebergang fönnen wir abgeben, mein Prina?" Wollen Sie etwa fünfzig bestimmen. lieber Graf. Gerade zum Jüngling war nicht vollendet, wenn er auch schon acht­für diese Tage ist uns ja eine neue Sendung angesagt." zehn Jahre hinter sich zählen konnte. Aber gerade solche Als ich im Lager auf und ab schritt, fiel mein Auge wie zarten, wie zum Umwehen eingerichtet erscheinenden jungen zufällig durch eine offenstehende Tür in ein Nebenzimmer: Leute ertragen in den meisten Fällen die Beschwerden und Auf einer noch nicht geöffneten tiste saß, den Kopf an ein Anstrengungen eines Krieges beijer als völlig ausgewachsene aus einem Fache herausdrängendes Bündel Reibbinden ge- Riesen. Das hoffte ich auch von Schadius. lehnt, die Hände lang aneinander gestreckt zwischen den Knien

( Forts. folgt.)