Nr. 70.- 1915.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts, 24. Mär
„ Dieses Geschlecht ist eisern! Nicht bei Tage, bei Nacht ruben die Berworfenen aus von ihren Beschwerden und Mühen, denn die drückendsten Sorgen entiendeten ihnen die Götter."
So heißt es in einer alten Sage, und ein tiefer Sinn wird damit ausgedrückt: die eigentliche Menschheitsgeschichte beginnt in der Vorstellungswelt der Alten erst mit der Anwendung des Eiſens, mit dem eisernen Zeitalter". Und Hephästos wird verherrlicht, der Schmiedegott, der Gott des Feuers. Seine Gehilfen sind die Zyklopen, die Riefen. Wenn sie den Ambos schlugen, dröhnte es rings wie Donner ", und wenn sie den Blajebalg traten, schien Sturmwind zu rauschen". Auch die moderne Technit hat ihre Zyklopen, ihre Schmiedegesellent. Aber jetzt sind es Maschinen, riefenhafte Ungeheuer von folossaler Kraftentfaltung und Stärke, zugleich lenkbar, unermüdlich und gehorsam dem Willen des Menschen untertan. Diese grandiosen Arbeitsmaschinen schmieden und walzen, pressen und ziehen jetzt für den Krieg. Eindrucksvolle Bilder sind es, wenn wir Arbeitsstätten der Kriegsindustrie besuchen.
In seinem berühmten Gemälde„ Das Walzwerk" hat uns der alte Menzel diesen Arbeitsprozeß festgehalten, wie aus einem Wärmepfen die Arbeiter einen rotglühenden Eisenblock heranziehen, ihn auf die Blockfarre verladen und zur Walze hinfahren. In dem engen Raum müssen die Arbeiter fräftig und feuchend zugreifen. Alles in diesem Bilde ist Leben und Bewegung, und selbst der Arbeiter, der hinter einem Verschlage das von seiner Frau mitgebrachte Essen schnell verzehrt, versinnbildlicht die Hast und die Hezjagd der Ar
beitsweise.
Und doch ist das Bild von Menzel in der Wiedergabe der technischen Einzelheiten nicht mehr zeitgemäß. Was der Künstler mit wunderbarer Anschaulichkeit festgehalten hat, ist der Arbeitsprozeß eines Walzwerkes vor 30-40 Jahren. Heute hantieren die Walzarbeiter nicht mehr vor solchen technisch primitiven Arbeitsmitteln, wie sie Menzel sah; impofanter in feiner Maschinenwirtschaft ist das moderne Walzwerk geworden. Wir sind in Rheinland- Westfalen irgendwo zum Besuch eines Hüttenwerkes eingekehrt. Und nun stehen wir in der Walzwerkhalle. Dämmerlicht liegt über dem großen Raum. Plötzlich ein dumpfes Brausen. An der Decke bewegt sich etwas. Ein Kran kommt lang fam herangefahren. In seinen Klauen hat er den rotglühenden Block eingespannt, der aus dem Wärmeofen kommt und nun ausgewalzt werden soll. Die schwere Last von etwa 2000 Kilo trägt Der Kran mit anscheinend spielender Leichtigkeit. Der Block wird behutsam auf den Boden hingelegt, die Klemmbaden lösen sich, ohne daß ein Mensch zugreift. Der Kran hat seine Last abgeliefert und geht eilfertig wieder zurück.
Wie er bäumt, er wird gestreckt;
Wird gerecht und ausgezwackt,
Wird gestreckt und abgehadt,
Wird vom Pragenfran mit grimmigem Behagen Weitern Martern zugetragen; Muß im Walzenfieber
Durch die sämtlichen Kaliber;
Jezt als Riefe, dann als Krüppel, Hier als Träger, dort als Knüppel So als Schiene, so als Draht
Auf erschütternd grauenvollem Leidenspfad,
Die Wacht an den Dardanellen.
" Ganz Konstantinopel Hallt wider von dem schweren und gleichmäßigen Tritt der türkischen Soldaten," so schreibt Carlo Scar foglio in einem Konstantinopeler Briefe, den er in der Stampa" beröffentlicht. Sicher, die Truppen, die ich vorüberziehen fehe, sind schöne Truppen. Der türkische Soldat, der lange Zeit hindurch als das Muster der Soldaten gegolten hatte, hat eine zu starke Herabfegung in der öffentlichen Meinung nach den Katastrophen in den Das Eisen fann aber auch einen anderen Werdegang durch Balkanfriegen erfahren, die zweifellos nicht dem Verfagen des Laufen, es fann ausgeschmiedet werden. Dampfhammer oder Menschenmaterials, sondern der schrecklichen Verwirrung zuzu hydraulische Schmiedepresse werden die Werkzeuge, die am Material bleibt trotz alledem, besonders in dem jetzt vorherrschenden Element schreiben waren, die überall herrschte. Der türkische Soldat die notwendigen Formgebungsarbeiten verrichten. Solch ein Dampfhammer ist ein ungefüger Somiedegefelle. In und auch höherem Buchfe, breit gebaut, ein ausgezeichneter der asiatischen Truppen, ein prächtiger Soldat von mittlerem einem großen Eisengestell hängt ein Klog, der Hammerbär. Die Marfchierer, nüchtern und gehoriam, ein vorzügliches Werkzeug in Unterlage ist der Amboß. Der Dampf läßt den Hammerbär auf der Hand eines guten Kommandanten. den Amboß auf und ab geben. Je gröker die ganze Hammeranlage, wirren Haufen von in Lumpen Gekleideten, die fich auf drei Die Verwandlung der desto wuchtiger die Schlagwirkung. Und doch haben zugleich die Fronten im Ballantriege gegen drei vollkommen ausgerüstete Heere Riefenhammer eine bewundernswerte Geschwindigkeit und Präzision zeigten, in diefes fleine, aber gutbewaffnete und gutgekleidete Heer der Bewegungen. fällt sehr auf. Die türkische Uniform ist wohlbekannt, sie ist angleich praktisch und militärisch. Der Schritt des türkischen Soldaten ist furz und schwer, zeigt aber ein militärisches schnelles Vorwärtsbrängen. Fügt man hinzu, daß der türkische Soldat im Schügen graben sich immer als tüchtig erwiesen hat, wenn er gut geführt wurde, fo fann man annehmen, daß man zwischen Bulair und Gallipoli an den beiden Küsten, zu beiden Seiten der Dardanellen interessante Dinge zu fehen bekommen wird.
Auf einem Wagen wird ein Schmiedeblock herbeigefahren, in Ketten eingehängt, mit Zangen und Hebel dirigiert und auf den Amboß gelegt. Ein kleiner Steuerhebel wird bewegt, und nun schlägt der Hammerbär auf den Eisenblock. Je nach der Stellung des Hebels fauft der Bär entweder mit starfen Schlägen auf das Arbeitsstück nieder oder tänzelt mit zierlichen Bewegungen auf und ab. Regulierung von Stärfe des Schlages und Tempo der Be wegungen liegt in der Hand jenes Arbeiters, der den Steuerhebel
bedient.
Die lezte Woche ist in fchweigender Erwartung und fieberhaften Vorbereitungen vorübergegangen. Vom 20. Februar ab hören wir Und das ist das Charakteristische, das einen bei der täglich durch die furzen und feltenen offiziellen Mitteilungen das Betrachtung einer solchen Arbeitsgruppe gefangen nimmt. Arbeit spannt vollständig die ganze Aufmerksamkeit der Männer an, fern her, wie ein Schlaflofer in einer einsamen Stadt, das Die dumpfe Klopfen von Batterien am Tor, und wir bernehmen von jeder steht auf seinem Posten. Ein wunderbares Busammenspiel. Geräusch der Dietriche, die dieses Tor öffnen wollen. So etwa wir haben zunächst die Jülusion, als wenn der große unförmliche ist das Gefühl, mit dem die bürgerliche Bevölkerung von Dampfhammer lebendig geworden wäre und nun Verstand und Konstantinopel die Meldungen von dem englisch franzöfifchen Willen bekommen hat, als wenn er wüßte, worauf es jegt an- Verfuch, die Dardanellen zu zwingen, aufnimmt. Seit einigen Tagen erwecken die Vorsicht und die Langfamkeit der Operationen von feiten der Belagerer, die unvorbergesehene Abfahrt eines Teiles ibrer Flotte und die folgende Befchießung von Smyrna große Hoffnungen. Man atmet viel leichter, und schon verbreitet sich die Meinung, daß die Flotte der Verbündeten auf den Verfuch verzichten könne. In den militärischen Kreisen glaubt natürlich niemand, daß die Verbündeten dies tun werden, ehe sie unüberwindliche Schwierigkeiten gefunden haben, nachdem der erste Kanonenschuß das Gelingen zu einer Ehrenfache für fie gemacht hat....
fommt.
Ein Zeichen des Vorarbeiters! Gefchickt schieben die Männer den rotglühenden Eisenblock in einer ganz bestimmten Lage auf den Amboß . Wieder ein Zeichen, und nun beginnt der Hammer den Eisenblock zu bearbeiten. Zunächst erfolgen dumpf, schwer und langsam die Schläge. Das sind die Vorarbeiten, das rohe Ausschmieden. Dann werden die Schläge feiner, leichter, schneller. Es find die letzten Formgebungsarbeiten. Die Arbeiter aber drehen und wenden den Block hin und her, denn jeder Schlag foll auf der richtigen Stelle erfolgen, bis aus dem rohen Eisenblod ein schön geformtes Maschinenglied geworden ist.
"
Die hydraulische Schmiedepresse. Schon der Dampfhammer ist in seiner tonzentrierten Straftentfaltung ein Arbeitstiese. Der berühmte, jetzt außer Betrieb gefeßte Hammer Friz" bei Strupp in Effen konnte mit einem Bärgewicht von 50 000 kilogramm, gleich der Laft einer neueren Schnellzuglokomotive, aus einer Höhe von drei Meter auf den Ambos fallen. Aber geradezu unheimlich ist die Straft einer hydraulischen Schmiedepresse.
ein Einschnitt von 500 Millimeter ist geblieben.
Scarfoglio schildert nun die Schwierigkeiten, die der Kampf der Rotglühend liegt der Eisenblock nun träge und schwerfällig die in jedem Falle eine lange Dauer der Operationen erforderlich Schiffe gegen die schweren Festungsgefchüße an der Meerenge finden muß. auf dem Boden. Plöglich wird er in Bewegung gefegt, der machen. Kran hat ihn nämlich auf eine Bahn gelegt, die breite bracht würden und gefegt den Fall, daß die Verbündeten sie erobern „ Aber wenn nun die mittleren Forts zum Schweigen geLaufrollen besitzt. Ein Hebeldruck des Maschinisten oben vom oder in die Luft sprengen fönnten, da schließlich kein Unternehmen Führerstand der Walze aus: die Rollen drehen sich, der Block im Belagerungskrieg unmöglich ist, wäre damit die Aufgabe der fommt angefrochen, bis er an das Maul des Walzwerkes angelangt verbündeten Flotte erfüllt? ist. Einen Moment macht er halt. Nur einen furzen Augenblick. Ich weiß nicht, was man über die Und auch die Maschine steht still. Es ist, als wollte sie die Kraft Operationen in Europa denkt, aber hier sieht man die militärische fammeln. Und nun vollzieht sich etwas Aufregendes: der schwere in München liegt ein Stablfloß von einem Meter Höhe und einem Meter wird, fich wirklich der Dardanellen zu bemächtigen, ohne eine LandIm Museum für Meisterwerke der Naturtvissenschaft und Technik Lage fo, daß es zweifellos für die Verbündeten sehr schwierig sein flobige Eisenblock wird mit ungeheuerer Gewalt gepackt, wird von Breite. An einer Stelle hat ihm der Hammer Frig" einen Hieb schlacht an ihren Stüften zu liefern. beiden Walzen ergriffen, ob er will oder nicht, er muß hindurch, er versetzt und eine Vertiefung von 35 Millimeter hervorgerufen. Dann Meerenge Hinziehen, sind in der Tat von einer großen Zahl von Die Hügel, die sich längs der wird zusammengepreßt, wird schmäler und länger. Da liegt er nun auf der anderen Seite. Aber auch hier nur wieder einen furzen hat eine hydraulische Schmiedepresse denselben Block vorgehabt und Batterien mittlerer Staliber, wie sie in den modernen Kriegen Augenblick. Er wird ein wenig von unsichtbarer Hand beiseite geWie Kuchenteig verwendet werden, besetzt, die die Stellungen verteidigen und nicht schoben, so daß er vor ein neues Walzenpaar zu liegen fommt. hat die unwiderstehliche Kraft der Schmiedepresse den Block an der so wie die festen Befestigungen zerstört werden können. Die EinBerührungsstelle platt gedrückt. Hier wird er gepadt, und nun geht es zurück, und wieder wird nahme der Forts würde daher nur die schnelle Durchfahrt von feine Form verändert. Hin und her jagt man ihn auf Im Gegensatz zum Dampfhammer, der feine Arbeit brüllend Striegsschiffen sichern, und auch diese wäre nicht ohne Gefahr. Aber der Marterbank, bis er lang und schlank zu einer Eisenbahn eine lautlose Umarmung: Ventile werden geöffnet, Bumpen treiben von Rußland würde solange für Frachtdampfer nicht möglich sein, und tobend verrichtet, nimmt die Schmiedepresse das Arbeitsstück in die tägliche Benutzung der Dardanellen als Transportweg nach und schiene geworden ist. Die Rollen auf der Transportbahn bes fördern ihn in seiner fertigen Gestalt nach der Schere, hier wird er das Wasser in einen großen Preßkolben und die beiden Klemmbaden als türkische Streitkräfte an den Ulfern der Meerenge stehen. Nach in vorschriftsmäßiger Länge zerschnitten, und dann ergreift ein der Preſſe drücken das Arbeitsstück mit einer solchen Gewalt zu der Einnahme der Dardanellen stünden die Verbündeten vor dem anderer Kran die Schienenenden um sie dem Lagerplan zuzuführen. fammen, daß das Schmiedeſtück funkensprühend ächzt und ſtöhnt Dilemma: entweder die Kapitulation der türkischen Regierung durchNachher beugen an der Wasserkante ein paar Werftarbeiter die und doch von der Straft der Maschine bezwungen die Form anzusetzen oder die beiden Ufer der Dardanellen und die nicht weniger nimmt, die getpollt wird. Und wieder ist zweck der Arbeit ein gefährlichen des Bosporus fest in Besitz zu nehmen. Schiene zu einem Spanten für den Rumpf eines Kriegsschiffes. Nikolaus Welter bat in seiner Gedichtiammlung„ Hochofen" diesen Glied zu einer Striegsmaschine, ein Eiſenteil zu einem Riefen erste Möglichkeit ist für jegt völlig ausgefchloffen. Auch gefchütz. abgesehen von dem Vertrauen auf den Widerstand der BeDraußen aber auf den Schlachtfeldern toben und brüllen die festigungen ist die türkische Regierung zum Widerstand bis zum Kanonen, die Völker stehen sich gegenüber, ausgerüstet mit Waffen Aeußersten entschlossen. Ein Marsch auf Konstantinopel würde nur titanisch gefteigerter Berstörungsträfte, wie sie nur die moderne die Verlegung der Hauptstadt und die Berteidigung der Stadt zur industrielle Kriegsschmiede zu liefern imftande war. Folge haben. Die Verbündeten würden nur den Besiz von Kon
Walzwerkprozeß in schöner Sprache beschrieben:
70]
Senirichend flemmt die Walze. Ihre Kiefer Inaden, Wenn sie den verhaßten Lichtblock packen. Wie er schäumt, er wird gereckt.
Ueberfluß.
Von Martin Andersen Nerö.
In der Wohnstube unter seinem Zimmer konnte er gehen und reden hören, auch hin und wieder ein einzelnes Wort unterscheiden. Es lag etwas Gedämpftes über dem Treiben da unten; er wußte, daß man Rücksicht auf ihn nahm, aber auch, daß das nicht ganz natürlich war. Er war nicht mehr die Seele des Hauses, sondern nur ein Kranker, mit dem man Mitleid hatte; wenn die da unten glaubten, er höre es nicht, ließen sie sich ruhig gehen.
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Und er hörte viel mehr, als sie ahnen konnten. jedem Laut im Hause hatte er sich vertraut gemacht bei dem vieltägigen Liegen und Lauschen; er kannte Elfes Gang und ihre Art, die Türen zu handhaben, und wußte immer, ob fic zu Hause war und was sie tat. Er glaubte auch aus der Art ihres Treibens schließen zu können, ob sie an ihn dachte oder nicht.
Er hatte sie mehrere Tage nicht gesehen, ihre Mutter pflegte ihn und saß bei ihm, wenn sie Zeit hatte und er es wünschte; aber so oft er nach Else fragte, machte sie Ausflüchte. Er verstand, daß die beiden zusammenhielten; und trotzdem, wenn er dem Blick der Mutter begegnete, sah er, daß er ihr leid tat, und daran klammerte er sich.
Kritisch wie er war, wußte er auch, was Elfe abstieß und von ihm fernhielt: jetzt, wo sie sich nichts mehr aus ihn machte, mußte es ihr peinlich sein, sich bei jeder Bewegung von seinen bettelnden, vorwurfsvollen Augen beobachtet zu wiffen. Sein klebriger Blick widerte ihn selbst an, doch ohne daß es darum anders wurde.
Jetzt ging sie aus der Stube! Von der Diele aus ant wortete sie der Mutter und fam die Treppe herauf. Er runzelte die Stirn, er wollte sich einen gleichgültigen Gesichtsausdruck abzwingen.
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lich mästen lassen wie eine alte Mähre! Aber er wollte sie| Fluch unterbrochen wurde oder durch den Klang der Schausehen, sie zwingen, hervorzukommen, wenn sie mit ihm feln, wenn die Leute mit ihren Holzschuhen den Schnee davon sprach, und sich nicht so anzustellen. losschlugen.
Sie brachte ihm ein Glas Wasser und einen reinen Löffel. Bitte schön," sagte sie und setzte die Sachen auf den Krankentisch, ohne ihn anzusehn, und dann drehte sie sich hastig nach der Tür.
„ Elfe," flüsterte er.
" Ja." Sie blieb stehen, mit der Seite nach dem Bett hin und die Hand auf der Klinke.
Warum hast Du solche Eile?" Er streckte die Hand nach ihr aus; der Ausdruck seines Gesichts war bittend, fast beschwörend. Wir bereiten je heute die Wäsche vor."
" 1
Mach nur schnell, daß Du fortkommst," sagte er bitter, ich könnte Dich sonst anstecken." Sie zögerte, etwas beschämt. Wünschtest Du etwas?" fragte sie und biß sich auf den Finger. Sie vermied es immer noch, ihn anzusehen.
sch liege so schlecht; wenn Du unter mir ein wenig glatt machen möchtest?" " Ja, dann will ich die Mutter bitten, mir zu helfen," fagte sie schnell und öffnete die Tür. Sein Gesicht verzerrte sich:" Nein, ich danke, es ist schon gut."
Soll ich doch nicht?" fragte sie zurück. Na, ja, ja!" Sie schloß rasch die Tür und lief die Treppe hinunter, erleichtert, wie es ihm schien. Und er schämte sich, daß er wieder schwach gewesen und sich eine so erbärmliche Blöße gegeben hatte. Was hatte er denn gewollt? Sie liebtojen, fie erwürgen oder fie anflehn? Oder sie vielleicht bloß noch einmal um sich fühlen? Er hatte ja seinen Entschluß gefaßt! Und trotzdem handelte er ihm gerade entgegen. Seltsam, daß er, der so eifrig an sich selbst in seinem Verhältnis zum großen Leben gearbeitet hatte, der so nüchtern gewesen war, auch wo es im tiefsten Sinne ihn selber galt, daß er so hartnäckig, störrisch hieran hängen fonnte! In dem grauen Nichts machte es doch keine Freude, Leidensgefährten zu haben!
Er hob sich auf den Ellbogen und setzte sich aufrecht, trob der Schnierzen im Rücken. Er sah, wie die Schaufeln mit großen Schneeblöcken in die Höhe kamen und diese auf den gewaltigen Hügel warfen, der sich im Schuße des Hauses aufgetürmt hatte und in einer Spike weit drüben auf den Aeckern endigte. Von dem äußersten Schneeschipper fonnte er auch den Kopf sehn: der Mann führte jetzt gerade eine Flasche an den Mund und trant; er lehnte sich dabei so weit hintenüber, daß er die Müze verlor. Dann kam eine Hand heran, packte die Flasche und nahm sie ihm mit einem Stuck fort. Verschütte nichts, Du Schwein," rief eine Stimme, und Starl hörte die Leute prusten und lachen, als ob sie miteinander rängen. Dann wurde es ruhig. Laß mir auch einen Tropfen übrig, Heinrich!" erscholl eine andere Stimme, und das Schneeschippen begann von neuemt.
Karl fiel wieder zurück, von Müdigkeit überwältigt. Er schloß die Augen und sank durch etwas Unbestimmtes hindurch, aber dann hellte es sich auf es war Schnee, in großen Hügeln. Er sollte eine unbedeutende kleine Summe für das Fortschaffen des Schnees bekommen wenige Dere, aber die Arbeit erschien ihm ungeheuer groß und wichtig, und er sette all sein können ein. Wenn er müde wurde, so hatte er eine Flasche, in der Lebenskraft war, aus der trank er; von Beit zu Zeit drehte er den Kopf nach den andern um und fluchte, und sie lachten und fluchten wieder.
Das mit dem Schnee wollte kein Ende nehmen; fie arbeiteten und arbeiteten, ohne die Sache fattzukriegen; und wenn einer ermattete, nahm er einen Schlud. Zwischendurch fluchten sie einander zu und lachten einfältig; es war wie ein weitläufiges Gespräch. Und inzwischen wuchs feine Kraft, fie ent faltete sich in seinem Handgelenk und sprengte die Bluse, strömte seinen Hals hinauf und in die Beine hinab, so daß die Erde selber nachgab. Die ganze Erde konnte er zwischen feinen Händen zerreiben und tat es nicht; es wunderte ihn selbst, daß er nicht einmal daran dachte, sondern sich hier bloß andern für ein paar Dere nüßlich erwies; aber er war ja ein Idiot und unbändig glücklich! Da sah er ein Grab vor sich sein eigenes, er hatte es selber geschaufelt. Seine Gutmütigkeit verschwand, er wurde rasend und empfand wilde Freude darüber, so übermächtig stark zu sein; mit beiden HänDie Erklärung befriedigte ihn, und während er den den umfaßte er die Erde; alles Lebendige, alle Lebensfeime " Ich werd es Dir bringen," erwiderte sie und flog hin- Schneeschippern draußen auf dem Wege lauschte, vergaß er starben unter seinem Griff, und er fiel um, fant und verunter. den Gedanken. Er hörte die dumpfen Laute des regelmäßigen schwand in etwas, in der Freude, alles mit sich genommen zu Er wollte sich ihr Arsenik nicht einfüllen und sich fünft.| Ganges der Arbeit, die hier und da durch einen Zuruf oder| haben. ( Forts. folgt.)
Es klopfte leicht, und die Tür zu seinem Zimmer ging auf, doch ohne daß sie zum Vorschein kam. Mutter bat mich, Dich zu erinnern, daß Du Deine Medizin nähmst," sagte sie vom Speicher aus.
„ Dann muß ich frisches Wasser haben," erwiderte er angestrengt; es war nicht Luft genug in seinen Zungen, die Worte richtig herauszubringen.
Aber das war das Lustgefühl in seiner niedrigsten Form als Zerstörungsfucht; auf seinem Wege zur Vernichtung hin mußte er rückwärtsgehn und den Standpunkt des Kindes und des Wilden passieren!
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