9,127-1915 Unterhaltungsblatt öes Vorwärts*******
beutungcn über feindselige Machinationen gewisser Personen zu- gekommen sind, nicht verfehlt, deren Entfernung, sei es durch Aus- Weisung, sei es in schwereren Fällen durch Jnternierung in Deutsch  - land, anzuordnen, und ist insbesondere gestern eine solche Maßregel bezüglich dreier Personen in Reims   ausgeführt worden, welche heute morgen zur Jnternierung nach Magdeburg   abgeliefert wurden. Ebenso werde ich nicht verfchleii. in jedem Falle wirklichen Un- gehorsame, Widerstands oder Angriffs mit schonungslosester Strenge und Energie zu Verfahren. Würde jedoch, darüber hinausgehend, der Transport französischer Zivilpersonen als reines Präventiv- und Schreckungsmitiel angeordnet, so kann ich mir die Bedenken gegen günstigen Erfolg einer solchen Maßregel nicht verhehlen. Ob die okkupierten Provinzen einen solchen Einfluß auf die Regierungen von Tours   und Paris   auf die öffentliche Meinung im übrigen Frankreich  zu üben vermögen, daß deren Wünsche nach Friedensschluß ent- scheidend für die dortigen Entschlüsse in die Wagschale fallen, scheint mir nach den bisherigen Erfahrungen nicht unzweifelhaft, und ist andererseits die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß durch solche Maßregeln die Meinung nur durch allgemeinen Aufstand und Nationalkrieg könne die Okkupation beseitigt und der Krieg zu für Frankreich   günstigem Ende geführt werden, in den okkupierten Pro- vinzen einen Boden und Umfang gewinnen, welchen sie unter dem bisher beobachteten System nicht gefunden hat. Indem ich diese mit den Anschauungen der sämtlichen Präfeiten der dem Generalgouvernement unterstehenden Departements über- einstimmenden Erwägungen dem hohen Ermessen Euer Exzellenz unterstelle, sehe ich bezüglich der Jnternierung der Geranten des Echo Sparnacien" in Epernay   weiterer hoher Entscheidung ent- gegen und werde bis dahin deren Haft in Epernay   fortdauern lassen, kann indes nicht umhin, hinzuzufügen, daß durch die Inhaftierung der beiden Redakteure das JournalEcho Sparnacien" als unter- drückt anzusehen ist. * Bismarck   an Generalgouverneur v. Rosenberg- Gruszcyznski in Reims  . Versailles  , den 22. November 1870. Euer Exzellenz halbmonatlicher Bericht vom 13. d. M. hat sich gekreuzt mit meinem Erlaß vom 11. d. M. Ich habe daher in betreff der Forstbenutzung nur noch zu bemerken, daß es keinem Be- denken unterliegt, sich vielmehr empfiehlt, in den nahe der Grenze oder sonst für die Abfuhr günstig belegenen Revieren ohne Rücksicht auf irgendwelche Betriebspläne alles Holz zu schlagen, für das sich Absatz findet. In betreff der Beitreibung der Steuern gebe ich zu erwägen, ob nicht gegen renitente Ortschaften mit Brandschatzungen vorzu- gehen. Einige wenige Beispiele würden eine weitreichende Wirkung ausüben. Endlich erlaube ich mir darauf aufmerksam zu machen, daß in dem Generalgouvernentent Lothringen   eine Einrichtung getroffen ist, welche sich gegen das Unwesen der Franktireurs gut bewährt hat. Es werden Präsenzlisten über die waffenfähige männliche Bevölle- rung geführt und für jeden von seinem Wohnsitz Abwesenden eine Geldstrafe von 60 Franken aus seinem Vermögen subsidiarisch von der Gemeinde eingezogen. * Be r i ch t des Zivilkommissärs Graf Taufkirchen an König Ludwig II. von Bayern  . München  , den 27. Dezember 1870. ... Eine geordnete Verwaltung jim Generalgouvernement Reims  . Red. d.V.") war zwar uoch nicht organisiert, aber sie war auf dem besten Wege, die ihr entgegenstehenden Schwierigkeiten zu über- winden. Es war gegründete Hoffnung vorhanden, auf dem be- tretenen Wege zu günstigen Resultaten zu gelangen, als beinahe gleichzeilig von den. verschiedensten Richtungen her Einflüsse ein- traten, welche diese Hoffnung zunt großen Teile zunichte machten. Der Großherzog von Mecklenburg, dessen streng rechtliche, wohlwollende Gesinnung in der Bevölkerung allgemeine Anerkennung gefunden hatte, verließ Reims  , um nach der Einnahme von Soissons   mit seinem Armeekorps vor Paris   zu ziehen. Die Regierung der nationalen Verteidigung zu Tours   begann durch das Organ Gambettas alle Leidenschaften des französischen   Volkes aus- zuregen und dadurch dem ganzen Krieg einen anderen, bisher un« geahnten Charakter aufzustenipeln. Greuel geschahen durch die neu- gebildeten Banden der Franklireurs, insbesondere in den Ärdennen. Die Rekrutierung wurde in ganz Frankreich   und insbesondere in den okkupierten Provinzen im größten Maßstabe betrieben. Folge dieser Haltung der französischen   Machthaber und Bevölkerung war,
daß auch im Hauptquartier der verbündeten Mächte das in den ursprünglichen Instruktionen und Proklainationen aus- gesprochene System möglichster Schonung der unbewaffneten Be- völkerung verlassen werden mußte, und zwar um so mehr. als die nötige militärische Macht, um die sämtlichen Städte und Straßen im Rücken der Armee genügend zu bewachen, nicht vm- handen war, also die stets zum Aufstand bereite Bevölkerung nur durch die Furcht niedergehalten werden konnte. Aus diesem Grunde mußte die Zensur verschärft und die Ab- führung zahlreicher Geiseln nach Deutschland   verfügt werden. War hiermit die Aufgabe der Verwaltung weit entfernt, eine dankbare und angenehme zu fein, so blieben doch gar viele Gelegen- heiten über, unnütze Grausamkeiten und Devastatione» sVer- Wüstungen) zu verhindern, Ausgleichung der Lasten zu bewirke». namentlich aber durch Förderung der Industrie und des Handels die Mittel zu neuen Leistungen zu beschaffen und zugleich in den Besitzenden eine Stütze gegen das Proletariat zu gc- Winnen....
Die Wajlerftoffgewmnung im Kriege. lieber die Fortschritte, die auf diesem Gebiete erzielt wurden, schon jetzt zu sprechen, verbietet sich von selbst, aber die Gewinnung von Wasserstoff in früheren Zeiten und Kriegen ist schon interessant genug. In einem Vortrag hat Dr. A. Sander in Jngenieurkre-: über die Wasserstoffgewinnung gesprochen. Im Jahre 1783 unter- nahm der Physiker Charles in Paris   den ersten Aufstieg in einem mir Wasserstoff gefüllten Ballon, und sckon 11 Jahre später wurde im fron zösischen Heere eine Lustschifierkompagnie aufgestellt. Schon wenige Monate darauf hatte die eine Truppe bei der Belagerung von Maubeuge  und Charleroi  , namentlich aber in der Schlacht bei Fleurus  , Gelegenheit, ihre Kunst zu zeigen. Zunächst wurde der Wasserstoff durch Ein- Wirkung von Schwefelsäure auf Eisen erzeugt; da man aber während des Krieges den Schwefel für die Schießpulvererzeugung dringend benötigte, ließ sich die nötige Schwefelsäure nicht beschaffen, und der Physiker Coutelle, der der Hauptmann der sranzösischen Luit- schifferkompagnie war. griff auf das von Lavoisier   entdeckte Verfahren zurück, Wasserstoff durch Ueberleiten von Wasser- dampf über glühendes Eisen zu erzeugen. Er errichtete einen Ofen aus Mauerwerk, in welchem mir Eisendrahtspänen gefüllte Retorten erhitzt wurden. Ueber die rotglühenden Späne wurde dann Wasserdampf geblasen, der sich zersetzt und Wasserstoff liefert. Ein solcher Ofen wurde 1791 vor Maubeuge   benutzt. Tu die Errichtung eines solchen Ofens jedoch einige Tage dauerte, wurde später wieder zum ersten Verfahren, Wasserstoff aus Eisen und Schwefelsäure darzustellen, zurückgegriffen. Dieses Verfahren, das sogenannte Tonnenveriahren, wurde auch 1870 bei der Belagerung von Straßburg   von der preußischen Luftschifferabteilung benutz!. Aus 73 mit vieler Mühe beschafften Weinfässern wurde eine Gao- erzeugungsanlage errichtet. Diese Anlage entsprach jedoch nicht den Anforderungen, die im Felde gestellt werden mußten, und so wurde auch in einigen Monaten die Luftschiffcrabteilung wieder aufgelöst. In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden dann zuerst in Frankreich   fahrbare Gasentwicklungsanlagen vor- wendet. Die Wagen hatten ein Gewicht von 21 000 bis 21000 Kilo gramm und lieferten 130 Kubikmeter Wasserstoff in der Stunde. Für die Erzeugung eines Kubikmeters Wasserstoff mußten 1 Kilo- gramm Eisen und 8 Kilogramm Schwefelsäure mitgeführt werden. Nun kann der Fesselballon im Kriege nur dann seine Aufgabe voll erfüllen, wenn er in weniger als einer halben Stunde gefüllt und aufgeblasen werden kann. Solchen Forderungen konnten die schwer- fälligen fahrbaren Anlagen nicht genügen, und es wurde deshalb ganz allgemein zu komprimiertem Wasserstoff in Stahlflaschen ge griffen. Die Engländer verwandten sie 1883 in Afrika  , die Italiener 1887 in Abessinien. Die Russen verwendeten im Kriege gegen Japan   kleine Gaserzeuger, die entweder aus kleinen Karren montiert waren oder von Tragtieren weiter geschaffc wurden. Bei diesen wurde der Wasserstoff durch Einwirkung von Aluminium auf Natronlauge gewonnen. Die französischen   Lust- schiffer benutzten dann das sogenannte Silikolverfahren, das von Ferrosilicium ausgeht, das Verfahren ist äußerst kostspielig. Für wasserarme Gegenden wurde in Frankreich   das Hydrogenitverfahren benutzt, bei dem ein trockenes Gemisch von Ferrosilicium und Natronkalk entzündet und unter Lustabschluß verbrannt wird. Auch das Calciumhydrit findet zur Wasserstoffgewinnung Anwendung, Es muß. um Wasserstoff zu erzeugen, nur mit Wasser zusammen­gebracht werden und ermöglicht in kurzer Zeit die Gewinnung großer Gasmengen.
Der Toö im Zrühlmg. Ach! in der Jugend sterben ist so bitter; Wenn deine Träume endlos schweifen Llnd wie der Zukunft goldne Ritter, Kühn nach den höchsten Dingen greifen. Nun grinst der Tod, der schwarze Schnitter, Eh' deine ersten Taten reifen, Am dich es hagelt Eisensplitter Wie taubes Stroh hinwegzuschleifen. Max Barthel  , Musketier,
öer siebziger Okkupationszeit. In derDeutschen Revue" stellt Karl Alexander von Müller   eine Reihe AktenstückeAus den Tagen der deutschen   Besetzung Frank- re ichs 1870" zusammen. Dieser zeitgemäßen Erinnerung entnehmen wir folgende Proben, die deutlich zeigen, mit welchen Schwierigkeiten die Verwaltung besetzten feindlichen Gebietes verknüpft zu sein pflegt. Bismarck   an Generalgouverneur b, Bon in inNanzig, Versailles  , den 10. November 1870. Aus Ihrem halbmonatlichen Jmmediatbericht vom 1. d. M. entnehme ich, daß Euer pp. in den Staatsforsten über die franzö- fischen Wirtschafts- und Hauungspläne hinauszugehen Bedenken tragen, um eine Devastierung(Verwüstung) der Wälder zu ver- meiden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß wir nach Völkerrecht und Kriegsgebrauch keine Verpflichtung haben, die Staatsforsten nach den Betriebsplänen des Feindes oder überhaupt wirtschaftlich zu benutzen, vielmehr das Recht, die Forsten wie alles andere Staatseigentum der Befriedigung unserer Bedürf- nisse dienstbar zu machen, selbst bis zur völligen Vernichtung oder Veräußerung der Eigentumsobjekte. Der große Aufwand, den der Krieg uns verursacht, neben dem geringen Ertrage, den die okkupierten Landesteile bis jetzt liefern, macht es uns zur Pflicht. von jenem Recht einen ausgiebigen Gebrauch auch in betreff der Forsten zu machen. Euer pp. ersuche ich daher ergebenst, jede Ge° legenheit zur Versilberung des Holzes zu den unter den obwalten- den Umständen zu erwartenden Preisen zu benutzen und dergleichen Gelegenheiten aufsuchen zu lassen und der Abfuhr und Flößung der veräußerten Hölzer nach Möglichkeit Vorschub zu leisten. Bismarck   an Generalgouverneur Generalleut- nant v. Rosenberg-Gruszcyznski in Reims  . Versailles  , den 11. November 1870. .... Solange Ehalons, Reims   und andere Jndustriebezirke militärisch so schwach wie gegenwärtig besetzt sind, werden wir die Stimmung der dortigen Bevölkerung aus dem Gesichtspunkte der militärischen Sicherheit beachten müssen. Sollten Eurer Exzellenz Wahrnehmungen demnach zu Besorg- nisten Anlaß geben, so bitte ich zu erwägen, ob es sich nicht emp- fiehlt, einige Hundert oder einige Tausend Arbeiter, namentlich die Rädelsführer und Schreier, festnehmen und nach Deutschland   trans- Portieren zu lasten. Da einstweilen die vorhandenen militärischen Kräfte zu solchen Maßregeln nicht ausreichen, so würde, wenn nicht ein gelegentlicher Durchmarsch sie gewährt, ein ausdrücklicher Antrag zur Vorbereitung einer derartigen Expedition hierher zu richten sein, indem»ch hoffe. daß die vor Metz   disponibel werdenden Streitkräfte in einigeil Tagen die Möglichkeit zu solchen Maßregeln gewähren werden. Sobald gütliche Mittel zur Erhaltung der Ordnung uns ohne unVerhältnis- mäßige Opfer nicht mehr zu Gebote stehen, wird eine unzufriedene Arbeiterbevölkerung von 10 000 oder 10 000 Menschen ebensowohl Objekt kriegerischer Operationen werden müssen, wie jede andere Ansammlung feindlicher Elemente. Generalgouverneur v. Rosenberg-Gruszcyznski an Bismarck  . Reims  , den 17. November 1870. ... Bezüglich des zur Niederhaltung von Widerstandsversuchen zu beobachtenden Verfahrens habe ich, sobald mir bestimmte An-
Die Crweckung öer Maria Carmen. 18j Von Ludwig Brinkmann, Wie anders dagegen Richard Dickinson! Es hat seine Schwierigkeiten, etwas von diesem Felsblocke zu erfahren: ober jeder Funken, den man herausschlägt, ist wie ein Blitz der Erleuchtung. Er versteht sein Handwerk, das ist sicher. Vor nicht ganz sechs Jahren kam er niit geringem Kapital in dieses Land: trotzdem er eine altspanische Silbergrube nach der anderen in seinen Besitz gebracht und neu eröffnet, und olle seine Unternehmungen sind von Erfolg gekrönt worden. Allerdings hat er Tag und Nacht darum ringen müssen, und es erscheint mir fast, als zeigten die Züge seines Antlitzes eine gewisse Ermüdung. Vielleicht täte ihm Ruhe not: viel- leicht ich kann den Gedanken nicht unterdrücken sehe ich auf seinem Antlitz manchmal etwas wie eine Angstwolke liegen, wenn ich mir von seiner schönen Frau einen Vortrag über das Metropolitan Opera House halten lasse. Beim Abschied habe ich ihn gebeten, er möchte doch einmal zur Maria Carmen herauskommen: ich hatte ihm so viel erzählt, was alles getan worden, daß ich gern sein Urteil gehört hätte. Wir alle drei, Stuart, Ward und ich, sind doch nur Neulinge und schaffen, abgesehen von Powells Vor- würfen, daß wir zuviel Geld ausgäben, ohne jegliche Kon- trolle darauf los: es wäre darum sehr nützlich/von Dickinson Ratschläge zum Besseren zu erhalten, und, wenn er keine zu machen hätte, eine Versicherung, daß wir uns auf dem richtigen Wege befinden. Doch es ist wirklich nicht leicht, diesen Klotz in Bewegung zu setzen: er weicht aus, verspricht später einmal zu kommen: ich weiß genau, eine Art von Scheu hält ihn zurück, sich in anderer Menschen Angelegenheiten zu mischen. So ritt ich schließlich heim. Ein fahles Licht leuchtete vom Himmel herab, ein Gc- Witter war im Anzüge. Und schon erhob sich ein Sturmwind und fegte dicke Staubwolken von den Hängen der kahlen Berge hinab, so daß ich kaum die Augen offen zu halten vermochte. Ich fühlte mich mit einem Male namenlos einsam und ver- lassen, ein Spielball der übermächtigen Naturgewalten. Es fielen mir die Worte ein, die Jane Dickinson mir zum Abschiede gesagt:Konunen Sie bald wieder, niachen Sie sich heimisch in diesem Hause; wirklich, ich sehe mit Sehnsucht Ihrem nächsten Besuche entgegen I" Ein Blitzstrahl prasselte ganz in der Nähe auf die Felsen hernieder, und ein furchtbarer Donnerschlag brüllte sekunden-
lang durch die Berge. Mein Pferd jagte mit mir davon, als fliehe es vor irgendeinem unnennbaren Schrecken. Wiederkommen? Nein, niemals! Der Anfang ist eine Eselei, und das Ende würde ein Aergernis, vielleicht ein Un- glück. In zivilisierten Verhältnissen, in dem Hexenkessel der großen Leidenschaften und der kleinen Gefühle, mag vieles ungestraft dahingehen: in der Wüste aber herrschen eherne Gesetze, die niemand ungestraft übertritt. Hier gibt es kein Versteckspiel: hier heißt es alles bis zu den letzten Konsequenzen verfolgen. Wehe dem Schuldigen! Regen strömte in unendlichen Fluten auf die Wüste her- nieder; doch als ich mich unseren: Hause näherte, fielen die letzten Tropfen, und die Brust atmete freudig die reine Luft ein. Mit Entzücken sah ich das Haus, den Garten, unsere Schöpfung vor mir liegen. H i e r ist das Heim, hierzu halte dich! Ich habe einen Entschluß gefaßt. Ich will ein Bild, das ich seit vielen Monaten in meinen Träumen bekränzt habe, aus meiner Erinnerung wischen. Ich will den Sturm, der mich durchtobte, vergessen, wie die grünende Landschaft nichts mehr von dem vorübergerauschten Ungewitter Weiß. Wie schwer mir der Entschluß geworden das wird niemand außer mir erfahren. Wie schwer mir die Durch- führung sein wird das weiß ich selbst noch nicht. Doch ich habe ein Vorgefühl davon. -I- Nun haben wir die Bescherung! O Powell, was bist du für ein kurzsichtiger Knicker, un- fähig mit uns zu arbeiten, unwürdig ein Teilhaber des Jni- parcial zu sein! Wärest Du hier, um die Sturmflut unserer Flüche zu hören, die auf Dein langohriges Haupt hernieder- prasseln! Denn wenn Stuart flucht, so ist es wie einst der Ausbruch des Popocatepetl, ungeheuer, ohnegleichen, fast schön zu nennen in der Urgewalt ungebändigter Elemente; und ich selbst erinnere mich dankbar an die Kenntnisse, die ich mir beim preußischen Militär erworben, als nian mir denlang- samen Schritt" beibrachte. Also: Stuart kann nicht weiterarbeiten, weil er keine Pumpen hat. Er ist etwa zwölfhundert Meter weit einge- drungen. Bis dahin ging die Bahn sanft ansteigend aufwärts, in genügender Neigung, daß die Wasser des Berges nach außen abfließen konnten. Aber da haben sich unsere spanischen Vor- gänger entschlossen, den Aufstieg zu verlassen und der Tiefe zuzustreben, und wir entdeckten, daß die Fluten das aus- gefüllt haben, was die hereinbrechende Decke leer gelassen. Alle Arbeiten stocken!
Es ist abscheulich, nichtswürdig! Wir sind ja dem Ziele so nahe; denn sicherlich haben hier unsere Vorgänger nicht ohne. Absicht die Richtung geändert und den Winkel nach abwärts geneigt, der doch so viele Nachteile hat, da das Wasser künst- lich gepumpt, das Erz mühsam gehoben werden muß. So nahe dem ersehnten Ziele, und doch nun für lange Zeit vielleicht aufgehalten, bis eine elektrische Generatoranlage geschaffen ist, bis Pumpen arbeiten können! Nun, Powell wird sich den Brief, den wir ihm geschrieben, nicht hinter den Spiegel stecken. Doch mit Flüchen und ent- rüsteten Schreiben wird der Kalamität nicht abgeholfen. Und ich habe mit einem Male in Aktion zu treten. Morgen früh werde ich nach Stadt Mexiko   abreisen, um so rasch wie möglich das notwendige Material zusammen- zukaufen, wo ich es auftreiben kann. Wir müssen schnell etwas haben, damit wir nicht allzu lange aufgehalten werden. Jeder Tag ist kostbar. Welch ein Jammer, daß wir nicht vor drei Monaten unsere Maschinen trotz Powells Veto bestellt haben! Dann liefe heute unsere Anlage, und wir würden genau das haben, was wir brauchen, während wir nun gezwungen sind das anzunehmen, was wir finden also schlecht dabei fahren. Ein Glück wenigstens, daß wir beizeiten für das Maschinen- haus gesorgt haben. » Wieder in Stadt Mexiko   nach sieben Monaten zum ersten Male! Alles sieht genau so aus wie damals; es erscheint mir seltsam, da sich mit m i r doch so vieles geändert hat. Der Parado ist genau der gleiche, die nämlichen Ge- sichter ich bin natürlich zu der bestimmten Abendstunde unermüdlich vom Paseo de la Reforma   bis zur Kathedrale auf und ab gewandert; wir in unserem Einzellcben schreiten eben schneller vorwärts als das großmächtige Gefüge der Welt. Es war wie ein Fieber in mir, als ich mich der Stadt näherte! Der letzte Rest der Fahrt von Puebla   an wollte kein Ende nehmen! Rückkehr aus dem Exil! Nicht mehr Er Ponto, sondern Urbe zu schreiben! Wieder ein Mensch unter Großstadtincnschen, wieder ein Stück dessen zu sein, was sicff dieWelt" nennt. Nur wer so lange in der Wildnis gelebt hat, weiß, was das heißt! Ich wohne imHotel Francäs  ", sitze im Smoking bei meinem Diner, schwelge in den Kunstproduktcn der französi­schen Küche, trinke eine Flasche Champagner dazu nach den Entbehrungen von sieben Monaten in der Wüste hat man dergleichen Dinge nötig! .(Forts, lolflt.)