Nr. 226.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts freitag, 1. Oktober.

Die französische   Zensur.

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die Person, die erwähnten Worte durch die Worte: Die Wärme Atten seines Collegen Crampton" veranstaltet Hauptmann alles ift wirklich etwas Schönes!" zu ersetzen. Diese Verbesserung hatte andere als die landesübliche Kurzweil. Hinter der mit aller intimen ihre tiefen und gerechten Gründe:" Der Frühling", hatte sich der Kleinkunst durchgeführten Charakterstudie des vom Alkohol ber­weise Bensor gesagt, ist die Erneuerung. Und bedeutet Erneuerung wüsteten genialen Künstlers erhebt sich drohend das Gespenst der nicht gerade so viel wie Revolution?" Narrheit und des Wahnsinns. Und das Lachen erstarrt uns in den Auch wir haben jezt in Frankreich   eine weise Benfur. Ihre Zügen, wenn wir den jähen Wechsel von Ueberhebung und Hilflosig­Tabus sind weiß, worauf Freunde der Volkskunde besonders auf- feit, von kindlicher Lebensfreude und plöglichem Zusammenbruch, merksam gemacht seien. Sie werden sicherlich die Taten unserer pon echtem Künstlerstolz und den Ausbrüchen alloholischer Gereiztheit Bensur mit besonderem Interesse berfolgen und dann bald die Ent- über uns ergeben lassen. Die düsteren Eindrücke dieser echten Tragi­dedung machen, daß ihre Entscheidungen und Beschlüsse komödie werden verwischt durch die freundlichen Lichter, die die legten Afte aufhellen. Gute Menschen greifen in das Schicksal ein, ordnen immer gerecht, flug und lichtvoll find. mit linden Fingern alles zum besten; eine Verlobung und eine Rettung frönen das Ende. Aber das Grauen bleibt in uns, auch wenn wir den Umschwung nicht konventionell und nach der Scha blone des üblichen Lustspiels finden. Wir haben in zu tiefe Ab­gründe geblickt, um wieder ganz froh werden zu können.

Kleines Feuilleton.

Leffing- Theater: Don Juan von Molière  .

Nach dem Vorgange Reinhardts, der mit wenigen gespielten Aeußern emanzipiert er sich von der üblichen Darstellung. Es ist Komödien Molières   Experimente anstellte, hat sich Barnowski an dessen Don Juan gemacht. In der Gesamtaufmachung und der finnreich pointierten Herausarbeitung der Szenen bewährte sich vom neuem das oft erprobte Feingefühl seiner Regiekunst. Der starte Applaus erschien, was ihn selbst und seine Schauspieler anlangt, ein vollauf verdienter.

Die Dauer des Sonnenscheins.

Pierre Mille   veröffentlicht eine Gemeinverständliche Abhandlung über die Tabus" im Temps". In einer Vorbemerkung sagt der Verfasser: Diese Abhandlung war ursprünglich für die Revue d'Archeologie  " bestimmt; da diese aber ihr Erscheinen einstweilen ein­gestellt hat, spreche ich dem" Temps" meinen heißesten Dant dafür aus, daß er diese kleine Studie trotz ihres streng wissenschaftlichen Charakters zur Veröffentlichung angenommen hat." Dann heißt es weiter: Alles läßt darauf schließen, daß man den eigentlichen Ur­sprung der Zensur in der alten Einrichtung des Tabu" zu suchen hat. Das Tabu fann einen religiösen, politischen oder sozialen Grund haben, in dem Sinne, daß der Bauberer, der Häuptling des Stammes oder gewisse bevorzugte Stammesmitglieder bewußt oder unbewußt den Verbotsbrauch in einem bestimmten Interesse aus­beuten. Es ist aber nicht dieses Interesse direkt, das das Tabu ins Die Art, wie Paul Wegener   den Crampton gestaltete, ver Leben gerufen hat. Wäre dies der Fall, so würde es wohl taum stärkte diesen Einbrud. Sein Crampton ist nicht die liebenswürdige, beachtet werden; man würde dann sehen, warum es angekündigt geniale, sorgloje Künstlernatur, die einnimmt und bestrickt. Auch im würde, und würde feine Furcht mehr haben. Die Wahrheit ist, daß das Tabu schon seit den Uranfängen menschlicher Gefittung und Ge­etwas Wildes, Dämonisches in ihm. Man spürt den Kämpfer von sellschaftsordnung durch sich selbst besteht: es rührt her von der etnst in der Muine und ahnt, daß hier eine Kraftnatur rettungslos Ueberzeugung, daß es verbotene Dinge gibt, ohne daß man weiß, zermürbt ist. Prachtvoll ist das Aufbäumen des Stolzes, wie Schreie warum. Es gibt bei gewissen Menschenfresserstämmen der Südsee eines im Innersten Getroffenen llingen die Wutausbrüche. Doch arme Teufel, die Schenkel- Tabus find. Das bedeutet, daß ihnen nicht auch die sanfteren Töne werden getroffen: die schnell wiederkehrende gestattet ist, vom Schenkel des Menschen zu essen, obwohl, wie alle gute Laune, die Hoffnungsseligkeit des Alkoholifers, die Bärtlichkeit Welt weiß, gerade der Schenkel besonders gut schmedt. Sie werden Aber die Ausgrabung war schließlich doch die Ausgrabung eines des Vaters, tamen gut heraus. Ein grandioses Gesamtbild! Die nie begreifen, aus welchem Grunde ihnen der Schenkel verboten Toten, den keine Liebesmühe mehr zu neuem Leben wecken kann. Nebenfiguren wurden alle vortrefflich verkörpert. Winterstein ist, und fein Mensch auf der Welt wird es ihnen karmachen können; Das Intereſſe blieb ein rein literaturhistorisches. Neben dem Don gab einen prächtig gemütswarmen Adolf Strähler; frisch und doch man weiß es eben nicht, und sie unterwerfen sich, ohne zu Juan der Mozartschen Oper, in dem die entfesselte Begierde im liebevoll um Crampton besorgt war das junge Liebespaar von tritifferen. Glanz und Schimmer lockender Verführung auftritt, erscheint der Johanna Terwin   und Lothar Müthel  . Adolf Baumann In unseren zivilisierten Gesellschaften gilt, zumal in Zeiten der Molières als ein zur Abschredung ersonnenes Schema, ein Mosait brachte ein Original von Dienstmann   zuwege, das alle Lichter des Staatserhaltung und des Landesschußes, als eine der häufigsten Er- von Zügen, das, soviel epigrammatisch zugespigte Anflagen als wider Humors blizen ließ. scheinungsformen der Tabus die Zenfur. Sie scheint geradezu un die wüste Roheit hochgeborner Schürzenjäger es enthält, sich zu entbehrlich zu sein, und es müssen selbst aufgeklärte Geister sich der feinem Eindruce lebendiger Individualität zusammenschließt. Mög Zabu- Religion unterordnen. Wir brauchen, um das zu beweisen, lich, daß die Darstellung durch Bassermann des Dichters Kürzlich hat Dr. A. RethIh eine Zusammenstellung der gar nicht weit zurückzugreifen: halten wir uns einfach an das zweite Absichten durchaus entsprach. Aber in diefer aufgebauschten Rokoko- Sonnenscheindauer an einer größeren Bahl von Orten veröffentlicht, Kaiserreich. Damals erhielt eines Tages der Observateur de la Geckentracht, mit der rötlichen Berücke, den blaffen, abgelebten der wir nach einem Berichte des" Prometheus" die folgenden Zahlen Corse", ein im übrigen streng bonapartistisches Blatt, von Mienen, über die es von Zeit zu Zeit wie ein Krampf nervofer entnehmen. Am sonnenärmsten sind die britischen Inseln. Am der Zeujur eine ernste Verwarnung, weil er gewisse Sinnlichkeit zuckt, fehlt der Gestalt aller berückende Zauber. Die nebelreichen Ben Nevis   in Schottland   beträgt die durchschnittliche Regierungsvorschriften über die Viehweiden abfällig besprochen ordinäre Herzenstälte ist dem Verführer ins Gesicht geschrieben, Dauer des Sonnenscheins am Tage nur 2 Stunden, aber auch London  hatte:" Diese Bolemit" hieß es in dem Utas, könnte die macht seine Opfer in seinem Mitleide verdächtig. genießt nur 2,8 Stunden, Orford nur 3 Stunden durchschnittlich am Unzufriedenheit einer Klasse von Staatsbürgern erregen". Db damit Kurz vor Tartüff   und Misanthrop geschrieben, erscheint das Tage den Schein der Sonne. In Deutschland   ist in dieser Hinsicht das Bieh gemeint war, war aus dem Benfurbefehl nicht flar erficht. Wert in feiner primitiven Formgebung durch eine ganze Welt davon am ungünstigsten gestellt Hamburg   mit einer durchschnittlichen täg lich. Der Phare de la Loire" wurde gemaßregelt, weil er nach geschieden. Kein Ansatz zu dramatischer Entwicklung. Die Szenen lichen Sonnenscheindauer von 3,4 Stunden; es folgen Aachen   und ſtehenden Satz gedruckt hatte: Der Kaiser hat eine Rede gehalten, find anekdotisch nebeneinander hingestellt und schwanken gang will- Stiel mit je 4,1 Stunden, Magdeburg   und Bremen   mit je 4,4 Stunden, die, nach der Havas  - Agentur, mehreremal von Hochrufen auf den fürlich zwischen Ernst und plumpen Späßen, zu denen Sganarelle Berlin   mit 4,6 Stunden. Weiterhin treffen wir auf dieser Stufen­Kaiser unterbrochen wurde." In den Worten nach der Havas als Don Juans Bedienter und Ohrfeigenempfänger herhalten muß. Leiter St. Petersburg   und Potsdam   mit je 4,7 Stunden, Wien   und Agentur" sah die Zensur eine unpassende Zweifelsäußerung". Eine Aber freilich ist dieser Bursch kein bloßer Leporello, der noch mit Klagenfurt   mit je 5,0 Stunden täglicher Sonnenscheindauer. In den Oper, die eine Episode aus der Zeit der Fronde zum Gegenstande seines Gebieters Schurkenstreichen großtut. Wie im Tartüff   spürt füdeuropäischen Stationen erhöhen sich die Werte natürlich noch hatte, wurde verboten, weil es aufrührerisch, wirken könnte, wenn man im Don Juan   den Atem heißer, ehrlicher Empörung, den erheblich. In Aquila und Fiume scheint die Sonne am Tage durch­Bürger auf der Bühne:" Zu den Waffen!" rufen. Alfred de Mussets Haß wider herrschende Niedertracht. Sganarelle, der korpulente schnittlich 5,8, in Triest   und Montpellier   6,2, in Palermo   6,3, in Lorenzaccio" wurde verworfen, weil Unterhaltungen darüber, ob Bielfrag als und Feigling, fungiert zugleich Art Shralus und Messina   6,6, in Rom   6,7, in Pola 7,0 und in man das Recht hat, einen verbrecherischen Fürsten zu ermorden, ein von Chor, der kritisierend die Handlungen des Herrn be Madrid fogar 8,0 Stunden. Als die beiden sonnenscheinreichsten gefährliches Spiel find". Selbst einzelne Worte erregten die liebe- gleitet und, wo er's ungefährdet tun kann, der Miß- Orte nennt Rethlys Aufzählung die indische Stadt Allahabad  volle Aufmerksamkeit der wachsamen Zensurbehörde. Der Schau- billigung, dem Abscheu Ausdruck gibt. Und wo er so durch Sganas mit 8,7 und die Diamantenstadt Kimberly in Südafrika   mit spieler Grassot wurde verhaftet, weil er in einem Kaffeehause gefagt relle Don Juan brandmarkt, scheint der Dichter in Sganarelle   zu 8,9 Stunden durchschnittlicher Sonnenscheindauer. Was die Ein­hatte: Das ist ja hier wie in Sebastopol, man kann nichts nehmen." gleich den Knechtssinn eines Volkes, das jede Entwürdigung in wirkung der Sonnenscheindauer auf das menschliche Gemüt angeht, In Tours sperrte man eine Frau ein, weil sie geäußert hatte, die fervilem Gehorsam hinnimmt, brandmarken zu wollen. Die Possen- so bewährt sich hier die alte deutsche Volksweisheit, die bejagt: 3u Reblauskrankheit werde wohl von neuem beginnen". Der Präfett späße sollen diese Absicht vielleicht nur verhüllen. biel und zu wing ist immer ein Ding". Wie nämlich das Fehlen, ließ sie zwar bald wieder frei, drohte jedoch, daß er fie für ewige Charakteristisch ist dabei, wie das Verhältnis des Herrn zum Diener fo kann auch das Uebermaß des Sonnenscheins auf das menschliche Zeiten" einsperren lassen werde, wenn sie auch fürderhin schlimme ausgestaltet. Gerade daß Sganarelle Gewissensregungen verspürt, Gemüt nachteilig einwirken, und gerade der ewig heitere Himmel Nachrichten verbreiten sollte. Schlimme Nachrichten find solche, die macht ihn Don Juan   wert. Seine abgründige Menschenverachtung Südafritas mit seiner blendenden Lichtfülle vermag nach Dowe bei die Regierung für schlimm hält. Eine andere Erklärung hierfür findet ein besonderes Vergnügen, ihn in solchen Augenblicken, mit empfänglichen Naturen seelische Tiefdruckzustände zu erzielen, die gibt es nicht und das ist, wie man sieht, genau die Erklärung für der Reitpeitsche fuchtelnd, zum Widerruf zu bringen. Labu" sig Im Schlußatt pofiert Don Juan, den Kreis der Schändlichkeiten geradezu als Sonnenscheinmelancholie" anzusehen sind. zu vollenden, den pharisäischen Heuchler und täuscht in solcher Maste seinen Vater. Indes beim Anrücken des steinernen Gastes erwacht sogleich der alte wilde Troß. Er läßt die Musikanten spielen und Kunst chronit. Die Gemälde von Franz Marc  leert den Becher auf das Wohl der Fremden. Dann kommt das bleiben( Botsdamer Str. 184a) noch bis zum 15. Oktober aus­Strafgericht; höllische Feuer speiend, öffnet sich der Boden und reißt gestellt. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 6 Uhr und Sonntags ihn in den Schlund. bon 11 bis 2 Uhr geöffnet.

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In einem orientalischen Staate war es damals genau so wie unter der Regierung des liberalen Napoleon III.   Die Aufführung der Operette Der Großmogul" wurde verboten, weil der Groß­mogul ein Fürst war und über Fürsten   nicht gelacht werden soll. Logischerweise wurde aus dem Theaterwörterbuch auch das Wort König   gestrichen. Deshalb bekam Victor Hugos  , Der König   amüsiert fich den Titel Man amüsiert sich", und der König Kandaules" wurde zu einem Herzog Kandaules  " degradiert. Aber es sollte noch besser tommen. In einem ganz harmlosen Stüd entdeckte die Zenfur eine Szene, wo eine der Personen des Stückes beim Kartenspiel sagt:" Ich steche den König!" Der Zensor nahm die Feder, strich und schrieb an Stelle der verhängnisvollen Worte: " Ich steche den Herzog!" Die Monarchie war gerettet. Recht inter­effante Aenderungen aus noch interessanteren Gründen mußte sich der Dialog gefallen lassen. In einem Stüde   hatte- eine Person die Worte: Der Lenz hat alles neu belebt!" au ſagen; darin war doch sicher nichts Umstürzlerisches zu finden; der Bersor aber fand es und ersuchte

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Rotes Vlamenblut.

Bon Pierre Broodcoorens  . ,, Was machst Du denn für ein trübseliges Gesicht?" stammelte das Weib mühsam, als er ihr aus Mitleid für ihren Zustand am Fuß des Bettes, das Aryn Slip ihnen ge­liehen hatte, aus den Kleidern half.

Seine Lippen zuckten, er ließ sie ohne Antwort und machte übermenschliche Anstrengungen, sich zu beherrschen und keinen Auftritt zu verursachen.

,, Nein, nein, so habe ich mir die Stunde nicht vorgestellt," dachte er traurig.

Alles in ihm hätte freudig und licht sein müssen, statt dessen tam er nicht über den Rummer und den Abscheu.hin­weg, die ihn erfüllten. Vergeblich suchte er in diesem bleichen Gesicht mit seinem berzerrten Mund und seinen blau­umränderten, verschwommenen Augen die Züge des Wesens wiederzufinden, das ihm das teuerste auf der Welt war.

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Nächst Bassermann, der den Don Juan in der einmal gewählten Stilart sehr markant durchführte, machte sich Herr Ballentin als Sganarelle um den Erfolg verdient. Unter den Nebenrollen traten Frl. Servans dumm- verliebtes Bauernmädel, Bieners alter Bettler und Artur Bergens von Don Juan  gefoppter Gläubiger hervor.

daß

dt.

Deutsches Theater: College Crampton". Der Naturalismus hat uns an mancherlei gewöhnt, auch daran, eine Komödie nicht bioß belustigen will. In den beiden ersten Sein schallendes Lachen drang ins Dunkel herein, daß die wurmstichigen Wände der Kate zitterten.

" Halunke, das möchtest Du wohl!" brüllte der Niese. ,, Aber versuch's!"

Er lief zu der Kiste, die gegen die Bretter des Verschlages gerückt, unter einer verstaubten Jagdtasche stand, deren Leder verschrumpft und von Würmern zerfressen war.

Rückwärts gehend, zog er sie über den Fußboden, der laut ächzte, und stieß sie gegen die Tür.

" Ich bin ein alter Affe, Klip", rief er mit rauher Stimme.

Weiß man!" gab der andere zurüd.

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Notizen.

Der Bildhauer Raspar 3umbusch ist im Alter ton 85 Jahren in Wien   gestorben. Er hat eine Reihe offizieller Denkmäler in München  , Meiningen   und besonders in Wien   ge­schaffen, darunter das Wiener Maria- Theresia- Denkmal.

Ein neuer Sprengstoff. Wie der Kopenhagener Socialdemokrat" erfährt, hat der dänische Ingenieur Nielsen, der einen neuen Sprengstoff mit Namen Aerolit erfunden hat, eine Fabrik bei Jyderup eingerichtet, wo er zunächst im Auftrage der dänischen Regierung seinen Sprengstoff herstellt. Dieser zeichnet sich nicht nur durch seine Sprengwirkung und Billigkeit, sondern auch durch die völlige Gefahrlosigkeit des Transports aus.

seligen Tage ihres ersten Zusammentreffens und der Verlobung erinnerte, schüttelte er die Schultern wie beim Anblick der gesichterschneidenden, verstörten Uebelkeit eines Jungen, der seine erste Pfeife raucht und sich mit einem Male bis zum Sterben wunderlich zu Mute werden fühlt.

,, Aber ich kann sie doch nicht so lassen," sagte er sich. Sie liegt mit dem Kopfe tiefer als mit den Beinen. Jch muß die Sache in Ordnung bringen. Schade, wenn sie dabei aufwacht. Aber es ist zu ihrem Besten."

Doch sie wachte nicht auf.

Mit untergeschobenem Arme hatte er fie so behutsam als möglich aufgerichtet. Ihr Kopf und ihre Beine baumelten wie Eine riesige Heiterkeit entstand und zum Spaß tat der die einer Toten. Zwischen den Lidern schimmerte glasig die Stuhlmacher, als wollte er die Tür aufbrechen. Die Bretter trachten in ihren Fugen. " Bu spät!" triumphierte Flohil.

,, Na denn gute Nacht!" scherzte Strip. Dumpf fnackten, eine nach der anderen, die Stufen unter seinen Füßen, die in Socken waren. Eine Zeitlang gab's in Vom Alkohol besinnungslos hatte Hilla sich wie eine tote der State noch ein von heimlichem Lachen unterbrochenes Masse quer über die grobe Strohmatrage fallen lassen, als Stimmengemurmel, dann schlug eine Tür und es trat mit einem Male unter einem ohrenbetäubenden Geräusch und Stille ein. einer scharfen Staubwolke das Bett einbrach. Die Beine in der Luft überschlug sie sich mitten in dem wüsten Durcheinander des Deckbettes und der Kissen.

,, Donnerwetter!" fluchte Flohil, ganz bleich. Jemand mußte die Schrauben herausgenommen haben, es war nicht anders möglich.

Aus der weichen Tiefe, in die sie mit den Beinen zappelnd gesunken war, prasselte endlos wie ein Plagregen Hillas Lachen. Andere stimmten nebenan mit ein: Aryn Slip jeden falls und die Stute", die auf den Erfolg ihres Spaßes Lauerten. Und mit einem Male schoß ein Wasserstrahl durch das Schlüsselloch und schlug reichlich auf den Fußboden auf. Schwein!" grollte der Mann.

"

Er geriet in Zorn. Aber er nahm sich vor einem Aus­bruch in acht und grollte nur ohnmächtig, mit geballten Fäusten, vor sich hin.

Wenn Du zu voll bist, um ins Bett zu steigen, so helf ich Dir, Brüderchen," flüsterte der Wilderer durch die Tür, fügte aber zur rechten Zeit noch hinzu:

" Ihr müßt mir aber zum Dant dafür ein Pläßchen zwischen Euch beiden einräumen."

Flohil fühlte sich erleichtert.

Liebesstunde.

Augapfelhaut. Ein stoßweises Atmen, das ihr in der Luft­röhre rasselte, hauchte aus ihrem offenen Mund.

,, Armes Lamm!" flüsterte er, fein grobes Gemüt bewegt von einer unendlichen Zärtlichkeit.

In dem Zustand, in dem sie sich befand, empfand er gegen sie einen unaussprechlichen Widerwillen. Doch zu gleicher Zeit fonnte er, als er die warme Weichheit thres jungen Leibes an seinem Körper fühlte, sich nicht enthalten, ihr gierig dicht bei der Achselhöhle die Brust zu füssen. Unter der porigen Haut erschauerte ihr Fleisch. Und als ob sie noch Endlich gab's Frieden. Sie bewilligten ihm eine ruhige für Liebfosungen empfindlich wäre, hatte Hilla ein Er schauern und stieß einen schwachen Seufzer hervor; doch Tut Ein Schnarchen ließ ihn aufspringen. Mitten in dem zusammengebrochenen Hochzeitsbett war fant fie sofort wieder in die Bewußtlosigkeit ihres Schlafes zurüd. Hilla, von Müdigkeit und Trunkenheit überwältigt, eingeschlafen. Getröstet legte der Riese sie auf den Fußboden nieder hre aufgelösten schwarzen Haare hatten sich über das Stopf- und schob ihr ein Kopffissen unter den Stopf. Dann machte fissen hin ergossen, das auf die Erde gefallen war. Ihre er sich an die Arbeit. Der schwache Schein der Dellampe weiße aus dem Halbdunkel hervorschimmernde Körpermasse erhellte seine Bewegungen, und legte seinen Schatten mit wälzte sich in den weißen Kissen des zerstörten Bettes. phantastischen Silhouetten auf die blättrige Tünche der Wohl wahr! Wohl wahr!" Bände.

Flohil vermochte nichts zu sagen als das. Entwaffnet betrachtete er sie unter einem langsamen Kopf

schütteln.

Ein starkes Mitleid löste jetzt die üble Stimmung ab, die ihn eine Stunde vorher geärgert hatte.

" Ich bin zu weit gegangen," dachte er, meine Ver­mutungen waren falsch und ungerecht. Sicher, sie weiß nichts von Ausschweisungen."

Unwillkürlich lächelte er. Mit einem plöglichen Aufsturm bestrickten ihn glückselige Gefühle. Und als er sich an die

die Matrage liegen, die die groben Fäuste ihres Gatten be­quem für sie hergerichtet hatten.

Nach einer Viertelstunde konnte Hilla schön gerade auf

Vier Schläge röchelten von der alten engbrüftigen Kirchenuhr her. Er entfleidete sich, blies das Licht aus und streckte sich mit unendlicher Vorsicht neben seiner Frau aus. Das war die Hochzeitsnacht Souhe Flohils von Coin­des- Tisserands.

( Forts. folgt.)