uns:

Nr. 266.- 1915.

Mittwoch,

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Miffwd, 17. November.

Mondnacht auf Posten.

Die

Dem in achteckiger Grundform fich in Terrassen erhebenden Statuen und Friese, die der Schöpfer schon im einzelnen erdacht hat weitere Bedeutiam­feit zuführen. Das Denkmal der Menscheneinheit zeigt die Ueber­windung der durch Drachen   versinnbildlichten bösen Mächte. Atlanten, die sie zu Boden drücken, tragen auf ihren gekrümmten Nacken symbolische Tiergestalten: einen Löwen und ein Lamm, die Stärke verföhnt mit der Sanftmut. Und aus den acht Hände­paaren eines Mädchenreigens heben sich Pflanzenstengel der Erden­blüte.

es kommt mir in den Sinn, wie mollig warm es sich am Mittag Acht Türme stehen als Wächter um die große Halle. Von ihnen im Scheine der lieben Sonne Boften stand. Eine Mondnacht ist soll nachts Licht überallhin ausgehen. Es sind die Türme der Liebe Ein in Belgien   stehender Berliner   Landsturmmann schreibt ja zauberhaft schön, aber schließlich ist ein milder, sonniger Herbst- und des Mutes, der Begeisterung und der Besonnenheit, des Wissens tag auch nicht zu verachten. Wie wunderbar hob sich das leuchtende und der Macht, der Freiheit und des Friedens. Galerien, die der " Im silbernen Mondlicht erglänzte der Rhein  ", so summe ich Gelb der Pappeln am Flusse von dem dunklen Grün der etwas Erinnerung an die im Seriege Gefallenen geweiht sind, schließen die unwillkürlich vor mich hin, als ich nachts um 3 Uhr meinen Posten höher stehenden Tannen und der darüber hinaus in den blauen 16 Höfe des Nachsinnens" ein. Durch Galerien des„ Entgegen­bezogen habe. Die Schritte des abgelösten Kameraden sind ver- Himmel ragenden Felswand ab mit ihren vereinzelten in allen tommens" und eine Galerie der Erinnerung gelangt" man zum flungen, feterliche Stille umfängt mich, und ich gebe mich ganz Farben prangenden kleinen Büschen und Grasflecken. Drüben der Denkmal der Menscheneinheit, das vom Zenith der dem Zauber hin, den das mondbeschienene Flußtal ausübt. Eine kleine Buchenschlag an der Berglehne, der jetzt geisterhaft von den Kuppel beleuchtet wird. Höher noch steigt man zu den Galerien der folche Mondnacht habe ich mal an der Mosel   erlebt, und dort hörte Nebelschwaden durchzogen wird, war ein Meer von Gold, das Erkenntnis, der Erhebung und Allumfassung empor, über die sich die ich auch das Lied fingen. Merkwürdig, bei diesem ereignislosen einige Ahorne und Eichen blutrot umsäumten. Und der das se uppel der Völkergemeinschaft wölbt. Zeben als Bewachung einer Bahnlinie im fernen Lande, wo man Simmelsblau wiedergebende Fluß, dessen Wellen filbern glißern, soviel Zeit zum Träumen und Sinnen hat, steigen so oft Grinne- mit den Häusern des Dorfes und dahinter der in allen Farben Bau soll reicher bildnerischer Schmuck rungen an Personen und Ereignisse aus längst verklungenen Zeiten empor, an die man kaum je wieder gedacht hätte. Deutlich sehe ich die Terrasse des Gasthofes an der Mosel   vor mir, sehe die sehe ich die Terrasse des Gasthofes an der Mosel   vor mir, sehe die Burg von Cochem   im Mondenglanz liegen und höre am Neben­Burg von Cochem im Mondenglanz liegen und höre am Neben tische das Bied singen. Aber nicht wie sonst auf Posten halten die Gedanken das wiedererstandene Bild fest für längere Zeit. Das geht dieses Mal nicht, denn damals saß jemand neben mir, der nicht in das Reich der Grinnerungen gegangen ist, sondern so nach und nach die Hauptperson geworden ist und in diesem Augenblick sehr leibhaftig in Berlin   weilt und vielleicht gerade von mir träumt. Ich mache mir also sehr schnell flar, daß ich nicht in einer lauen Sommernacht bei einer guten Flasche mit der Liebsten an der Mosel   size, sondern für Kaiser und Reich in einer talten Oktober­nacht zum Schube eines Tunnels im eroberten Lande Posten stehe. Zwar auch mit dem Arm die Braut umfassend, aber die sogenannte Braut des Soldaten. Wer diesen poetischen Vergleich des Gewehrs mit einer Braut aufgebracht hat, dürfte meines Erachtens nach wohl niemals eine lebendige Braut umschlungen haben. Wie schön wäre es, mit der wirklichen Biebsten im Arm das schöne Bild ge­nießen zu können. Mit Gewalt wird der Gedanke zurückgedrängt; es hat keinen 8wed, und es ist gefährlich, die Sehnsucht allzuhoch emporwuchern zu lassen.

Ich starre in das im Mondlicht filbern erglängende Wasser. Es hat hier starkes Gefälle und schießt rauschend über Steine und Felsen. Etwas weiter oberhalb fließt es eine ganze Strecke ruhig und langsam, ein Bild des Friedens. So fließt es ewig dahin, ab­wechselnd zwischen ruhigem Vorwärtsgleiten und brausendem Ueberstürzen. Ein Vergleich mit der Geschichte der Menschheit drängt sich mir auf. Soll ihr Verlauf auch bis in alle Ewigkeit das bisherige Bild bieten und Morden und Würgen immer wieder die ruhige Fortentwickelung unterbrechen? Oder wird für die Mensch­heit einmal die goldene Zeit des ewigen Friedens anbrechen, bon der die Besten träumen und zu allen Zeiten geträumt haben? Auch der Strom fließt ja später in der Ebene ruhig dahin, lastentragend, segenspendend. Das Wasser rauscht und gibt keine Antwort, aber der heute ungewöhnlich starke Donner der Geschüße dröhnt dumpf von der Front herüber. In diesem Augenblick wird der Englische Gruß" ganz besonders kräftig geläutet. Hoffentlich richtet er dort, wo er einschlägt, feinen Schaden an, und ich muß damit zu­frieden sein, daß er mir den Standpunkt gründlich klargemacht hat in bezug auf den ewigen Völkerfrieden. Das Träumen davon hat aber doch sein Gutes gehabt, denn bald darauf schlägt die Kirchenuhr des nahegelegenen Städtchens die vierte Stunde. Also ist die Hälfte meiner Zeit ziemlich schnell vergangen.

"

prangende Hügel mit dem efeuumsponnenen Turme, eingerahmt von dem Bergzuge mit Wiesen und einzelnen Bäumen geben ein unvergeßliches Bild. Langsam habe ich die Herbstfärbung sich immer prächtiger entfalten sehen, bis sie jest auf ihrem Höhepunkte an gelangt ist. Bald wird die Natur ihren Winterfeldzug angetreten haben. Dann ist das Postenstehen gerade kein Vergnügen und die zwei Stunden auf Posten, womöglich im strömenden Regen in das Schilderhaus gebannt, vergehen nicht so schnell wie diese zwei Stunden. Schon leuchtet das Licht im Wachtlokale auf und gibt mir die Gewißheit, daß ich in einer Viertelstunde abgelöst werde. Die Kameraden erheben sich von ihrem Strohlager, dem„ Schüßen­graben".

Herannahende Tritte reißen mich aus meinen Gedanken. Halt, wer da!"" Ablösung." Es ist 5 Uhr, schnell hinein in den„ Schüßen­graben" mit seinem warmen Stroh.

do

Kleines Feuilleton.

Kriegs- Klage.

Schottisches Volkslied nach der Schlacht bei Floddenfield, 9. September 1518.

Deutsch von Theodor Fontane  .

Kein Erntereigen; es schweigen die Geigen, Kein Tänzer, der fröhlich im Tanze sich dreht; Auf Märkten und Messen die Lust ist vergessen- Die Blumen des Waldes sind abgemäht.

Kommt Dämmerstunde, nicht mehr in die Runde Das Haschen und Pfänderspielen geht, In stiller Kammer verbirgt sich ihr Jammer- Die Blumen des Waldes sind abgemäht.

Dahin unfre Kränze! Wir zogen zur Grenze, Wo feindliche Banner im Winde geweht; be Unfre Blumen vom Walde, sie rub'n auf der Halde 709 Die Blüte des Landes ist abgemäht.

Das Pantheon der Menschheit.

Aus Amsterdam   schreibt man uns:

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Der Bau ist in den gewaltigsten Dimensionen erdacht. Der Durchschnitt soll 300 Meter, der der Kuppel 100 Meter( mehr als das Doppelte der Peterskirche in Nom) betragen, die Türme 150 Meter hoch sein.

Berlages Entwurf drückt aus, daß die moderne Menschheit für ihren Glauben und für ihr wollen ebenso fünstlerische Ausdrucks­formen finden wird, wie ihre die Sehnsucht und das Volksbewußt­fein des Mittelalters in gotischen Domen und Stadthäusern ge­funden hat. Sie wird weder in der Nüchternheit der technischen Organisation den Jdealismus einbüßen, noch fich reuig alten Göttern zu Füßen werden müssen. Berlage drückt diese Gewißheit, die ihm mitten im Greuel des Bölkerschlachtens erstrahlt, den Glauben an das unzerstörbare Feuerzeichen, das die Menschengeschlechter auf neuen Wegen immer höher leitet, in vier Bitaten am Nande seines Grundrisses aus. Sie vereinigen die Stimmen des alten Pro­pheten Micha, Dantes, Shelleys und des holländischen sozialistischen   Dichters des" Mai", Hermann Gorter  .

Wie man erfrorene Körperteile behandelt.

Selbst die wärmsten Kleidungsstücke können es nicht immer ver­hindern, daß den an der Front befindlichen Soldaten in harter Winterkälte die Gliedmaßen erfrieren. Eine praktische Kur, die Dr. M. Dgner in Warschau   schon seit 17 Jahren mit Erfolg an­lewendet, soll nun imstande sein, selbst in schwersten Fällen von Er­frierung vollständige Heilung zu bringen. Die Kur ist in jüngster Beit in dem vom Fürsten von Monaco   begründeten Alexandrahospital in Montecarlo   an Senegalesen   erprobt worden und der Fürst selbst hat darüber an die Pariser Akademie für Medizin berichtet. Die Flüssigkeit, mit der die erfrorenen Körperstellen bestrichen werden, wird von dem Apotheker Kowalsti in Warschau   her­gestellt und besteht aus einem Kubitzentimeter Salpetersäure und 100 Stubifgentimeter Wasser( destilliert). Die Behandlung geht nun in folgender Weise vor sich: 1. Die erfrorene Körperstelle wird gewaschen, von Der bedeutendste Architekt Hollande, Berlage, hat in einer Fett, von Schmutz ust. entfernt wird. 2. Die erfrorenen Glied­Auch die zweite Stunde wird vorübergehen, denn jedes Ding Vision einer glücklicheren, von Frieden gefegneten, der Schönheit maßen werden 10 Minuten lang in heißes Wasser so heiß man hat ja ein Ende, nur dieser schönste aller Kriege scheint keines und Freiheit zustrebenden Menichheit einen, diesem Jdeal geweihten es nur ertragen fann eingetaucht. 8. Die erfrorenen Füße und finden zu wollen. Ja, Mars regiert die Stunde und Tempel entworfen, den er das Pantheon der Menschheit Hände werden gut getrocknet, besonders zwischen den Fingern. mich ebenfalls; wenigstens mein Leib gehört ihm; meine Gedanken nennt. Berlage, der Vorfämpfer der neuen Kunstbewegung Hollands  , 4. Die erfrankten Stellen und die umliegende Haut werden mittels fann er nicht lange feffeln. Dazu ist die Mondnacht zu schön und ist überzeugter Sozialist. Wenn er im Monumentalbau eines Haarpinsels mit der Kowalstischen Flüssigkeit reich­die Ourthelandschaft zu fesselnd. Hinter mir ragt eine Felswand der Amsterdamer Börse   die Zentrale des noch nach fapitalistischen lich bepinselt. 5. Die bepinselten Stellen müssen von selbst fast senkrecht empor, die den Fluß, der ihren Fuß bespült, zu einer Brinzipien geleiteten Wirtschaftslebens geschaffen hat, so hat er auch wieder trocken werden. 6. Es wird noch einmal gepinselt. Dieses Biegung gezwungen hat. Ihre höchste Suppe hebt sich bräuend der vollendetsten gewerkschaftlichen Organisation feines Landes, dem ganze Verfahren ist täglich zweimal zu beobachten: abends, bevor unmittelbar über der schwarzen Tunnelöffnung gegen den Sternen- Diamantarbeiter bund, einen in Schönheitslinien ge- man schlafen geht, und frühmorgens, wenn man aufsteht, nur daß Himmel ab. Sie erinnert mich an den Frau- Hitt- Felsen in Tirol. stalteten Zweckbau errichtet. Sein neuer, den Menschheits- man am Morgen die Seifenwaschung unterlassen kann. Befindet Ueberhaupt könnte man wähnen, in einem Alpentale zu sein. In- idealen gewidmeter Weihebau, dessen Pläne jetzt im sich zwischen den Fingern ein kleiner Riß, so muß man die Salpeter­folge der Windungen des Flusses übersteht man nur eine kurze Amsterdamer städtischen Museum ausgestellt werden, wird fäure, die dort vielleicht eingedrungen sein könnte, mit Ver­Strecke des Tales, das sehr eng ist. Ueberall erblickt man steile wohl nie in Quader und Marmor ausgeführt werden. Aber bandmull sorgsam entfernen. Man hüte sich, Schleim Abhänge und kahle Wände. Das milde Mondlicht läßt nur die Um- als Bekenntnis einer nach höheren Formen des Busammenlebens häute, Hautrisse und offene Wunden, die bon bernach riffe erkennen und verschleiert dem Blicke mitleidig die vielen dürftenden Künstlerseele mahnt er das lebende Geschlecht. Berlage läffigten Frostgeschwüren herrühren, zu bepinseln. Auch bei Stellen, wo die Habgier der Menschen die Naturschönheiten durch hat ihn erschaut, als er von schwerer Krankheit genesend, die Welt ben schwersten Grfrierungen( abgesehen von denen, welche offene die zahlreichen Steinbrüche zerstört hat. Zur Rechten erweitert ringsum im blutig qualmenden Striegsbrand sah. Der Genesende Wunden zur Folge haben) hören bei der Behandlung mit der sich das Tal am Ende der steilen Felswand zu einem kleinen Kessel. erträumte Menschheitsgenesung. Kowalstischen Flüssigkeit die Schmerzen nach zwei Tagen auf, und Die Schieferdächer eines fleinen Fledens erglänzen, überragt von Das Pantheon  , wie es Berlage schaute, soll in der Mitte Eu in sechs bis acht Tagen tritt bollständige Heilung ein. Wenn die einem Hügel, der einen alten Turm trägt. Dahinter schließt eine ropas auf einem hohen Hügel stehen, der in einer Ebene emporragt. erfrorenen Störperstellen nicht mehr rot und geschwollen und hart Bergwand das Bild ab. Allmählich verschwimmen die Umrisse Acht Straßen führen aus allen Himmelsrichtungen zu seinen Toren. find, stellt man die Behandlung ein. Frische Frostbeulen, die in mehr und mehr. Es wird sehr frisch, der Nebel steigt aus dem Er ist ein Monsalvat, zu dem alle Menschen den Weg finden dieser Weise behandelt werden, sind schon nach zwei bis drei Tagen Wasser in immer stärker werdenden Schwaden. Mich fröstelt und sollen. entfernt. Offene Wunden werden mit Lavendelöl behandelt.

Die Schicksalsmaus.

Eine Erzählung von Tieren und Menschen. 6] Von Harald Tandrup.

Das will ich meinen, freilich. In Schweden  , wo ich her bin, stehen dunkle Bäume ferzengerade wie Lichter und spiegeln sich in großen, stillen Seen. Ja, schön ist's wahr. haftig dort, Andersen; aber was nützt das? Bloß vom An­sehen wird man nicht satt."

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noch mehr Kinder außer mir wir sind im ganzen zehn, müssen Sie wissen- aber ich war eben, ohne mich rühmen zu wollen, der Begabteste. Der Lehrer sagte immer, ich hätte großartige Fähigkeiten. Ich wurde oft meinen gleichaltrigen Kameraden als Vorbild hingestellt, und dazu kam dann noch, daß ich so gern weiterfommen wollte das verstehen Sie doch, Herr Blomberg. Es genügte mir nicht, so zu werden, wie die daheim. Vielleicht war das fühn von so einem armen Kerl wie mir, aber ich spekulierte immer darauf, daß ich etwas Großes und Angesehenes werde. Meine Mutter sagte oft: Du erzürnst den lieben Gott, kleiner Hans. Was zum Schilling bestimmt ist, wird nie ein Taler. Aber schließlich Buerst ging ich nach Deutschland  , später nach Norwegen  ," zeigte es sich doch, daß unser Herrgott auf meiner Seite war erzählte Blomberg." In Dänemark   blieb ich am längsten, und mein Streben segnete, als ich zum Schneider in die Lehre denn wissen Sie, hier sitzt das Geld lockerer. Und wer so gut fam." dänisch   spricht wie ich, daß jedermann meint, ich sei hier ge­boren, dem wird so ein Land schließlich zur zweiten Heimat." bitter." Nein, Andersen, da kennen Sie die Welt nicht. Es Und das sollte so etwas Großes sein?" rief Blomberg Andersen seufzte. kommt nur darauf an, wieviel Geld man hat, und mit der Nadel verdient man das nicht. Wenn Sie fein Geld haben, Andersen, sind Sie ein armseliger Wicht, und sollten Sie noch so sehr streben und streben."

Und darum sind Sie fort? Nein, daß Sie das gekonnt haben!"

" Ja, Sie sind auch ein ganz anderer Mensch als ich, Herr Blomberg. Sie sind ein gebildeter, belesener Mann, während ich nur ein armer Bauernschneider bin. Sie dürfen mir wirklich nicht böse sein, Meister, aber ich glaube, ich vergesse Jütland  , mein Jütland   nie."

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Blomberg nahm eine Brise aus seiner Schnupftabaks dose, einer kleinen, flachen Spanschachtel mit Lederstrippe.

" Ich verstehe wirklich nicht, wie Sie so findisch sein fönnen, Andersen," sagte er. Als Sie hierhergekommen find, haben Sie fortwährend gejammert, daß Sie die Kate entbehrten. Wenn nur die Katze fäme, sagten Sie, würden

Sie ein anderer Mensch sein. Und jetzt, wo die Kaze da ist,

find Sie doch nicht froh."

,, Ach ja, ich weiß, das ist sehr undankbar von mir," er­widerte Andersen zerknirscht. Ich habe wirklich geglaubt, wenn Mons   hier wäre, würde er mir eine Art Freund, ein Trost sein. Und so ist Mons   denn so, wie Sie es vorge­schlagen haben, in einem Blumenkorb geschickt worden. Aber er ist eben doch kein Ersatz für das Land, Herr Blomberg, obgleich Mons   mein einziger und mein bester Freund und ein Andenken an meinen früheren Meister ist."

Warum jind Sie denn nicht in der Heimat geblieben?" fragte der Schneider.

,, Aber Meister! Wie können Sie jo etwas sagen," er widerte Andersen gekränkt.„ Sollte es wirklich gar nichts wert sein, wenn man ein guter, ehrbarer Mensch ist? Der liebe Gott sieht nicht auf Geld, das weiß ich."

Wie alt find Sie eigentlich, Andersen?" fragte Blomberg spöttisch. " Zwanzig Jahre, Herr Blomberg."

" Da können Sie noch vieles lernen. Wenn wir uns in

zehn Jahren über diese Dinge wiedersprechen, werden Sie ficher mehr ans Geld glauben und weniger an den lieben Gott." So sollten Sie über unseren Herrgott nicht reden," ent­gegnete Andersen ernst.

"

„ Er ist wohl ein persönlicher Freund von Ihnen?"

"

ich

,, Und diese? Die Menschen können auch schaffen. Ist diese Uhr vielleicht kein Stück Leben?"

„ Nein," sagte Andersen.„ Eine Uhr wird doch immer nur für einen Tag aufgezogen. Nennen Sie so etwas Leben?"

,, Und Sie sind für ungefähr siebzig Jahre aufgezogen, Andersen, ein für allemal dann ist's aus. Also find Sie auf diese Weise noch weniger als eine Uhr."

Blomberg," erwiderte Andersen ernst. Ich kann mich leider ,, Das muß eine Täuschung sein, was Sie da sagen, Herr nicht so gut ausdrücken wie Sie, aber hier drinnen fühl ich's" Gott  !" er schlug auf die linke Seite seiner Brust es gibt einen

" 1

Da" möchte ich Ihnen nur sagen, daß ich an diesen Gott nicht " Sieh mal an," sagte Blomberg mit überlegenem Lächeln. aus seinem Storb neben dem Ofen erhob. mehr glaube, als an die Kaze dort." Und er deutete auf einen großen Kater, der sich gerade

Komm her, Fleiner Mons," lockte Andersen. fam er mit zierlichen, langsamen Schritten auf Andersen zu, Mons   streckte sich, so daß er unendlich lang aussah; dann machte einen Buckel, rieb sich an Andersens   Bein und spann leise.

Ist Mons   nicht schön?" fragte Andersen, während er den Stater bewundernd betrachtete.„ Er ist gerade so klug wie ein

Mensch."

Das glaub' ich gern," stimmte Blomberg verschmitt lächelnd bei. Vielleicht flüger als Sie selbst."

"

Meinen Sie?" erwiderte Andersen treuherzig, denn er

fühlte sich für seinen Stater geschmeichelt.

weißes Fell mit gelben Streifen und einen dicken, buschigen Aber Mons   war auch ein prächtiges Tier. Er hatte ein Schwanz, den er jo kerzengerade in die Luft streckte, daß es cussah, als sei ein Stahldraht hindurchgezogen. Jetzt rieb er den Kopf an Andersens   Bein, drehte und wendete sich auf echte " Der liebe Gott ist immer gut gegen mich gewesen, Herraßenweise und spielte den Liebenswürdigen, während ihm Blomberg, und darum halte ich es für ein Unrecht, wenn Andersen über den Rücken strich und leise mit ihm plauderte. etwas Böses über ihn sagen laffe." Der gute kleine Mons   hat einen langen, langen Weg gemacht, um zu Andersen herüberzukommen. Aus dem fernen Warde ist er in einem ganz, ganz finsteren Korb hierher ge­fahren." Mons   spann immer lanter zur Bekräftigung. Die Tiere haben auch eine Seele, Herr Blomberg," sagte Andersen. Das hat mich mein alter Meister gelehrt." ( Forts. folgt.)

,, Sie glauben also an Gott  ?" fragte der Schneider.

Bon ganzer Seele," antwortete Andersen begeistert. Wie könnte ich an dem zweifeln, der uns geschaffen hat? Ich finde, schon wir Menschen sind Beweis genug dafür, daß es einen Herrgott gibt."

" Ja, das kommt eben davon, weil in mir immer so etwas Vorwärtsstrebendes, wenn ich so sagen darf, gewesen ist. Meine Eltern waren einfache Beute; der Vater arbeitete im Moor, die Mutter ging zum Melfen. Natürlich hatten sie Kommode tickte.

Lächelnd deutete Blomberg auf die Wecuhr, die auf der