Nr. 63.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts itt, 15. Mär

Die Sünderin.

Von Marie von Ebner- Eschenbach  . Das Schreiben, selbst an meine liebsten Menschen, ist mir eine Qual," sagte Louise von François  , und: Mir auch, mir auch! dachte die alte Baronin, als sie den vierten Brief, den sie heute ge­schrieben hatte, und jeden an einen ihr sehr lieben Menschen, schwer seufzend schloß.

Kein fauler Student sehnt sich ungeduldiger von der Schulbank fort, als sie sich fortsehnte vom Schreibtisch in den Garten hinaus. Es war ein Sommermorgen von jauchzender Pracht. Ein Blick ins Freie umfaßte eine Welt von Schönheit: Schauen war Glück und atmen Genuß. Vom offenen Fenster her kam in lauen Wellen die Luft hereingestrichen über die frisch gemähten Wiesen, durch das Geäste der Fichten, das helle Laub der Tulpenbäume, den Blätter­reichtum der Flügelnuß. Und von drüben grüßte die Deucia, die sich aus der Ferne ausnahm wie ein großes, von Künstlerhand ge­bundenes Bukett, und deren einzelne Blüten in der Nähe kleinen Damen gleichsehen in weiß und rosa Ballkleidern.

Die Baronin schob ihre erledigte Korrespondenz von sich und wollte eben aufstehen, als die Kammerjungfer, Fräulein Gmilie, er­schien. Sie war ältlich, lang und dürr, und ihre Bewegungen hatten etwas Automatenmäßiges. An der Tür blieb sie stehen und meldete kurz und bündig:" Die Fanta ist da!" So, so rufen?"

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die Fanka. Was fällt ihr ein? Wer hat sie ge­

,, Rommt von selbst. Möcht die Arbeiten für das Armenhaus wiederhaben."

" Möcht sie? Ohne weiter's?" Ohne weiter's."

Weiß sie nicht, daß sich zwei andere um die Arbeit bewerben? Geschickte Schneiderinnen und brave Mädchen. Weiß sie nicht, daß ich böse auf sie bin?"

Das Fräulein schupfte die rechte Achsel in die Höhe und machte eine äußerst verächtliche Miene. Scheint nicht. Tut nichts ber­gleichen."

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Unglüdliches Geschöpf! Hat schon zwei Kinder und muß noch ein drittes bekommen. Und wer ist denn diesesmal der Vater?" Das ist der Marian aus dem Meierhof."

Der Witwer, der die vielen Kinder hat?" " Sieben." Fräulein Emilie senkte die Arme und machte eine ausbreitende Bewegung, als ob sie der Gebieterin diese ganze Nach­tomumenschaft zu Füßen legen wollte.

Die phantasiereiche Dame hatte sogleich den Anblick in völliger Leibhaftigkeit vor Augen; er tat ihr weh, und sie murmelte schmerz­lich ergriffen: Arme Würmer!"

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Er taugt nichts, der Marian," sette sie nach einer Weile hin­zu. Wie seine Frau gestorben ist, hat jeder gesagt:" Wohl ihr!" Und mit dem läßt die Fanta sich ein. Es ist unglaublich, empörend ist's! Gehen Sie und sagen Sie ihr, daß ich sie nicht sehen will und in diesem Jahre keine Arbeit für sie habe." Schon recht." Emilie nickte und wandte sich.

H

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Ihre Eilfertigkeit und ihre Zustimmung zu dem grausamen Utas mißfielen der Gebieterin. Geduld!" Sie nahm eine Bant­note aus der Schreibtischlade. Geben Sie ihr das, und sie soll gehen!" " So viel?" In ihrer eigentümlichen Gangart, einem steifen Hüpfen, war Emilie herangekommen. Ich werde ihr aber sagen, daß sie davon den Doktor bezahlt. Er hat sie schon klagen müssen." Müssen? Der wohlhabende Mann die armselige Person?" Der Doktor will auch leben. Wozu hätte er was gelernt?" " Ist sie frank gewesen?"

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Sie nicht. Eins von die Buben."

" Der blonde, der schöne?"

Weiß nicht, hab mich nicht erkundigt."

"

"

Sagen Sie mir

"

Recht abgeradert."

wie sieht sie denn aus?"

,, Wie geht's dem Vater? Hat sie nichts gesagt?"

Mein Gott, ja! Daß er alt ist und nicht mehr arbeiten lann." " So? Und wer besorgt denn das Stück Feld, das sie wieder gepachtet hat?" Dieses vicle Fragen machte das Fräulein schon ganz nervös.

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" Das, geben Sie ihr und schicken sie her." Das Fräulein entfernte sich wortlos; nur ihre Miene gab fund, daß sie verlegt worden war in irgendeinem besseren Gefühl, und wenige Augenblicke darauf trat die Fanka ein.

Mittwoch,

Selbst reden no, das wird wieder was werden," murmelte Reihe zu Reihe. Der belebende Tanzrhythmus fährt durch alle die Kämpfe Emilie, aber so leise, daß ihre so ziemlich schwerhörige Herrin den Glieder, die Müdigkeit, sind vergessen. Der Wortlaut dieses Mißtrauensvotums nicht vernahm. Und was ge- Feldgraue, der vielleicht gestern erst in einem wütenden Nahkampf schieht damit?" fragte sie, die Banknote an einer Ecke mit zwei mit dem Feind gerungen hat, ist nur noch Auge und Ohr für das, Fingern von sich haltend, als ob sie etwas Efelhaftes wäre. was dort auf der Bühne vor sich geht. Er bestaunt die Trag­fähigkeit des Schwergewichtstünstlers, die Geschmeidfeit des Afrobaten, folgt dem dummen August mit schallendem Gelächter durch alle Torheiten und Scherze. Ein Damennachahmer, ein prachtvoll fesches Weib aus einem bayerischen Landsturmregiment, erntet stürmischen Gin heller Freudenschein glitt über ihr Gesicht beim Anblick der Beifall. Die Männerquintetts geben Ernstes und Heiteres und Greisin, die dasaß im Lehnstuhl in der Nähe des Fensters. Leise, weden Erinnerungen aus der Heimat und glücklichen Friedenszeiten. rasch, völlig unbefangen kam sie auf sie zu, beugte sich und küßte ihre Erfrischt und gestärkt kehren die Soldaten nach der Aufführung Hand. Ich danke untertänigst für das Geld, gnädigste Frau in die Quartiere und an die Front zurück. Baronin, und ich komme die Arbeit abholen für das Armenhaus." Am folgenden Morgen zieht dann die Wanderbühne weiter, um Die alte Frau betrachtete sie mit großem Ernste. Verjüngt hatte wieder neuen Feldgrauen Freude zu bereiten. Keine Etappe wird ihr letter Fehltritt sie nicht, und Vorteil hatte sie auch nicht aus ihm vergessen. Selbst der alten Soldatenstadt... hat das Theater un­gezogen, denn so armselig wie jekt war ihre Kleidung nie gewesen. längst gedacht. Militär und Zivilisten drängten sich zu den Vor­Aber hübsch war sie noch immer und noch anmutig ihre schlanke stellungen, die selbst das Armee oberhaupt, Generaloberst von Falken­Gestalt. Ein kleines weißes Kopftuch umschloß den braunen hausen, mit seiner Gegenwart beehrte. Und hier wvic draußen Scheitel und die Wangen, die sehr schmal geworden waren. Auch ernteten die Musiker und Künstler eitel Lob und Beifall. das etwas zu kurze Näschen hatte schärfere Linien bekommen, und ganz so hell wie früher leuchteten die dunklen Augen nicht mehr. Unverändert geblieben war nur der ungewöhnlich schöne Mund, dessen volle rosige Lippen so fein geschwungen waren, und den ein eigentümlich anziehender Ausdruck von Lebenslust und Uebermut umschwebte.

bekommt?"

" Ich komm die Arbeit abholen für das Armenhaus," wieder­holte sie nach einer Weile, da die Baronin schwieg. So, die Arbeit. Woher wißt Ihr denn, daß Ihr sie wieder Fanta lächelte freundlich:" Ich denk mir's schon, Euer Gnaden, Frau Baronin." Die Unglückliche, die Unverbesserliche! So hatte sie keine Ahnung davon, daß sie einen Vorzug verscherzt haben konnte. " Ihr seid im Irrtum, wenn Ihr Euch das denkt. Die Arbeit bekommt in diesem Jahr ein braves Mädchen."

( Schluß folgt.)

Die Wanderbühne im Feld.

Kleines Feuilleton.

( z)

Die elektrische Taschenlampe ohne Batterie. Der in Budapest   lebende Wiener   Ingenieur Karl v. Dreger, hat nach der Umschau" eine Erfindung ausgearbeitet, die auf dem Ge­biete der elektrischen Taschenlampen von großer Bedeutung werden dürfte. Die zierliche Taschenlampe, die vorerst im Modell fertig ist, spendet ohne jeden Batterieersaz bloß durch die menschliche Straft mühelos nahezu ohne zeitliche Beschränkung Licht. Die neue Lampe, die den verschiedensten Anwendungszwecken entsprechen wird, kann fowohl als Trags wie als Taschenlampe hergestellt werden. Sie er hält den notwendigen elektrischen Strom aus der Umwandlung einer besonderen Kraftbewegung der menschlichen Hand in elektrische Energie. Diese Kraftleistung wird bei dem Gebrauch der Lampe, während des Tragens vorgenommen, ohne daß die Straftquelle in der Lampe irgendwie gestört werden kann. Die Kraftleistung ist dermaßen gering, daß die Betätigung der Laterne durch jedermann ohne weiteres erfolgen kann. Die Kleine Lampe ist ganz von der Größe der gebräuchlichen elektrischen Taschenlaternen, und doch kann die sie haltende Hand mühelos selbst den elektrischen Strom er­zeugen.

Was ein Papiergarnsack aushält.

Uns wird geschrieben: Der lange Schüßengrabenkrieg macht in jeder Hinsicht erfinderisch. Es gilt, die oft über Wochen und Monate sich ausdehnende Untätigkeit durch allerlei Zerstreuung und Unterhaltung zu verkürzen, damit Griesgram und Lange­weile, die schlimmsten Feinde der Soldaten, an der Front In jedem Menschen stedt etwas Konservatives. Das ist ja auch feinen Raum gewinnen. So hat die Heeresverwaltung mit flugem der Grund dafür, daß sich Neuerungen und namentlich technische Blick in den Etappen Kinematographentheater eingerichtet, die Neuerungen nur langsam durchsetzen. Der Krieg hat viel dazu bei­dem Feldgrauen allerhand Fröhliches aus dem Soldatenleben und getragen, das Trägheits- und Beharrungsvermögen auszuschalten. erquickende Bilder aus der Heimat vorzaubern. Gesangs- und Wir sind bisher Jutesäde gewohnt geweien und haben sie gekauft, Musikvorträge fommen so ziemlich bis in die Feuerlinie, und in der trotzdem wir auch schon in Friedenszeiten recht gut die ausländische armeeabteilung Faltenhausen hat sich sogar eine Wander- Jute durch Papiergarn hätten ersetzen können. Papier   ist nicht fejt, bühne gebildet, die an der Front umherzieht und viel fröhlich da soll lieber der gute Nachbar den Anfang machen. Wie fest anregende Stunden schafft. Diese Wanderbühne ist nichts anderes aber Papiergarnjäde find, beweist der folgende fürzlich als eine Neubelebung der guten, alten Schmiere", wie wir sie als vorgenommene Versuch. Eine große Zahl von Säcken wurde mit Kinder bei den Jahrmärkten, auf den Dörfern fennen gelernt Safer oder Roggen gefüllt und von einem sechs Stock hohen Ge­haben. Sie mußte sich freilia, eine straffe militärische Reorgani- bäude auf fünfmal geteilten Rutschen herunterfallen gelassen. Dabei fation gefallen lassen. An ihrer Spiße steht nicht mehr der für sind die Säcke siebenmal auf den Stopf und Boden aufgefallen. und alle Schmieren typisch gewordene alte Direktor Striese, sondern ein diefer Versuch wurde 12 bis 13 mal wiederholt. Dann wurden die Regisseur in Feldgrau, der über eine stattliche Truppe von 53 Per- Säcke entleert, in Wasser getaucht, 24 Stunden darin gelassen, ge­sonen verfügt. So zieht die Bühne zur Front. Ein eigener Wagen trocknet und dann der Versuch mit ihnen in gleicher Weise wieder­erzeugt das zu den Vorführungen notwendige Licht. Die Bauern holt. Dabei sind die Säcke nicht geplakt, nur an den Nähten haben in den halbzerstörten Vogesendörfern reißen große, erstaunte sich einige Webelanten verzogen. Es war also ein gländer Sieg des Augen auf. Papiergarnsades.

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Notizen.

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Gehört diese neue Feldeinrichtung auch zum Krieg? Sie erinnert jo fehr an glückliche Friedenszeiten, wo die ganze Familie auf die Meßti ging, um den Fernando oder die Zwerg- und Riesenmenschen Theaterchronit. In der Voltsbühne findet am zu bestaunen. Die ganze übriggebliebene Dorfjugend ist um die Donnerstag an Stelle der Erstaufführung von Anzengrubers, Doppel­Wagen versammelt, aus denen sich langsam die feldgrau bemalte selbstmord" eine einmalige Vorstellung von Schönherrs Weibs. Bühne entpuppt. In irgend einem Schulsaal, oder wenn keiner mehr teufel" statt. Das Theater in der Königgräßer vorhanden ist, in einer Scheune oder sogar im Freien, mit dem Straße bleibt wegen Vorbereitung des Strindbergschen Dramas Himmel als Bedachung und den Bäumen als Kulissen, wird das Ein Traumspiel" am Donnerstag geschlossen. Die Erstaufführung Theater aufgeschlagen. Da rühren und regen sich viel geschäftige| am Freitag beginnt um 7 Uhr. Sände, die seit langen Kriegsmonaten mehr an Gewehr und Ba--Vorträge. Am 16. März, abends 8 Uhr, findet im Natürlich sie! Und sie hat ja den großen Buben." jonett, als an Hammer und Beil gewöhnt waren. Ein großes, Museum für Meeresfunde, Georgenstr. 34/36, ein Vortrag mit Groß? Ein zehnjähriges Kind." schwarz- weiß- rotes Fahnentuch grenzt den Orchesterraum ab. Für Demonstrationen des Herrn Wa. Ostwald über das Thema: Wer kann dafür, daß er nicht älter ist?" Das war eine recht Hunderte von Zuschauern werden Bänke aufgestellt. Alles ist bereit, Wie spare ich Brennstoff?" statt. Interessenten erhalten Emilianische Antwort, und die Ungeduld, der sie entsprungen, nicht bis zu den Programmen und Eintrittskarten, deren Erlös den Eintrittskarten unentgeltlich in der Geschäftsstelle der Gesellschaft für mehr zu bemeistern. Das Fräulein wandte sich mit maschinen- Hinterbliebenen der Armeeabteilung zugute kommt. Kraftfahrkunde, Berlin   W 9, Potsdamer Str.   134b. hafter Geschwindigkeit wie ein Drehkreuz und schritt der Tür zu. Und nun ersteht ein seltsames Bild. Durch die engen alten- Auch ein Wohltätigkeitstonzert. Was bei sog. Warten Sie!" rief die Gebieterin, ärgerlich über dieses selbst- Dorfstraßen zwischen den kanonenbespickten Vogesenbergen strömen Wohltätigkeitsunternehmungen manchmal herauskommt, zeigt wieder Herrliche Benehmen. Sie hatte einmal wieder einen ihrer raschen die Feldgrauen zur Wanderbühne. Sie kommen aus der Front, oft einmal deutlich eine Veranstaltung in Posen. Wie die" Posener Entschlüsse gefaßt. Daß sie strafen werde, das war gewiß, dabei müde, mit abgespannten Gesichtern; an den Kleidern und Neuesten Nachr." melden, wurden bei einem Konzert zugunsten des mußte es bleiben; aber selbst strafen wollte sie, nicht strafen lassen den dicken Stiefeln haftet noch die schlammige Erde aus den Schüßen- Roten Kreuzes insgesamt 1505,90 m. erzielt. Davon erhielt der burch andere, die vielleicht grausam wären. Warten Sie, hören gräben. Wie große Kinder mit neugierig ungeduldigen Augen Hofopernsänger Joseph Schwarz   allein 1000 m., als Reinertrag Sie! Sie brauchen der Fanka gar nichts zu sagen. Ich will selbst nehmen sie auf den Bänken Platz. Die Musit sett mit einem blieben ganze 67,52 M. Es war also eine wirkliche Wohltat für mit ihr reden, sie soll kommen." fröhlichen Walzer ein, und wie ein elektrischer Strom geht es von Herrn Schwarz.

53]

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Der Sang der Sakije.

Ein Roman aus dem modernen Aegypten. Von Willi Seidel  .

Ms er antam, war das Lokal leer. Sogar der deutsche Barkeeper war zu dieser Stunde durch einen Nabier ersetzt. Haffan- Bey hatte dies gewußt, aber gleichwohl verstimmte Haffan- Bey hatte dies gewußt, aber gleichwohl verstimmte es ihn ein wenig. Er hatte gehofft, wenigstens einen seiner Freunde anzutreffen.

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war es fechs Uhr geworden; und die ersten Gäste- Eng- sie entdeckte, waren sie schon zu weit voran, als daß er sie länder traten ein. Er musterte sie mit gleichgültigem Blick hätte zurückrufen können. Er hatte sie an ihrem gröhlenden und warf sich in seine Salesche. Gelächter erkannt. Sie ließen es hinter sich, die beiden Schwere­

Er hatte die Empfindung, daß eine ausgedehntere Fahrt nöter; es schwappte über Bord wie ein überfüllter Unrateimer. seinem Kopfe nicht schaden könne. Deshalb sagte er: Gize". Hassan hatte unwillkürlich nach seinem Defret gegriffen Die Pferde, hübsche Apfelschimmel, zogen an, und der Wagen D, man gebe ihm doch Gelegenheit, es zur Kenntnis zu rollte dahin. bringen! Findet sich denn kein Menschenfreund, dem er cs unter die Nase stoßen kann! Heut ist er der Bruder aller... Maschalla! Heut ist Hassan glücklich!

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Als er an der Kaserne vorüberfam, lehnten die Scotchmen wie stets in den Fenstern; und aus dem Hintergrunde drang unendliches Dudelsackleiern, eine fatalistisch- monotone Geräusch- Siehe da er wurde von Bekannten gegrüßt. Eine griechische welle. Gesindel aller Art drängte sich an den Umfassungs- Familie... Zwei Backfische auf dem Rückfig blinzelten ihn mauern und sah in den Hof herab, wo man Vorbereitungen behaglich an." Fett seid ihr!" dachte Hassan. Eine wie die Da er das zweite Frühstück( er pflegte sich erst um ein für einen großen Fackel- Tattoo traf. Er schloß vorübergehend andere!" Hände hoben sich an Tarbusche: er dankte lässig. Uhr zu erheben) noch nicht zu sich genommen hatte, so nahm die Augen. Ein Wagen mit vier Haremsdamen folgte. Sie zappelten wie er einen Gin, um den Appetit zu reizen, bediente sich mit Als er sie wieder auftat, befand er sich auf der Brücke ein Bündel Truthühner, die man lebend zum Markt bringt. zwei Sandwiches und einem halben Huhn, nahm noch einen Kasr- el- Nil, mitten im Trubel des Korso. Das behagte ihm. Vier Augenpaare dunkelten ihm entgegen, verschleierten sich, Gin und überlegte dann, wem er das Dekret zeigen solle. Er Er nahm eine noch bequemere Stellung ein, er bettete die blitzten durch das Gewebe und enthüllten sich wieder nach tam zu dem Ergebnis, daß er sich wohl oder übel darein Füße auf den Raum, den der Berberiner auf dem Bocke ließ, einer kurzen Pause... Leises Gelächter gurrte ihm ins fügen müsse, diese Genugtuung noch etwas hinauszuschieben. und entzückte sich an seinen mattblauen Seidenstrümpfen. Dhr; jenes Gelächter, das Ueppigeres verheißen kann, als Da ihn aber die Rückfahrt nach Hause durch die hiteflam- Zwischendurch spähte er in die Wägen, die an ihm vorüber- man sich je erträumt, und in dessen ersterbendem Klang die mende Stadt augenblicklich nicht lockte, so blieb er noch und famen, und die er überholte. In seinen Schläfenadern flopfte wildesten Wünsche gefesselt stöhnen. bestellte einen Whisky. Ein zweiter und dritter folgte. Er be- die Hige der genossenen Getränke; sein Hirn stedte in einem Hassans Wohlbehagen schoß immer fatter ins Kraut, und gann sich wohlzufühlen. Nebel. Eine ungeheure Leichtigkeit des Lebens beschwingte zugleich packte ihn eine entnervende, eine lähmende Lust, ein

Er lauschte einer Fliege, die in Bidzadlinien um ben ihn: allen Dingen im Umkreis fehlte das Gewicht; die Ge- Durst danach, sich an diesem Abend voll und unerhört zu ver­Lüfter summte, mit geneigtem Stopf. Zwischendurch betrachtete räusche der rollenden Räder, das unaufhörliche Getrappel der schwenden und seinen Sinnen jeden erreichbaren, jeden käuf­er seinen Stockgriff. Ein Gefühl der eigenen Wertschätzung Tausende von Hufen verschmolzen zu einer einförmigen lichen Wahnwig zu gönnen. Er nahm die Füße herab; der burchdrang ihn bis in die legten Verzweigungen feines Sinfonie, in der seine Eitelkeit das Solo sang. In dem Eutschluß erkältete ihn gleichsam für ihn gleichsam für einen Moment. Innern. Der neue Titel durchtränkte sein Wesen wie eine Trubel dröhnte das Wort Bey  ". Er schwamm breit über Ich bin betrunken", sagte er sich. ,, Weiß Gott, ich habe un­teure Effenz einen Schwamm. Sieh " Sieh da," dachte er, auf dieser Kette von Kaleschen... Nach rechts und nach links nötig gründlich vorgesorgt. Warten wir, bis der Stopf freier diesem Punkt bin ich nun. Mein Vermögen wächst. Ich entsprangen seinem Hirn braune Putten in kurzen Röckchen, wird. Zähmen wir uns..." Ein Engländer lenkte sein werde schon jetzt kaum mit den Zinsen fertig. Ah, wie glatt mit gelben Stopfbinden und Gerten in der Hand, mit denen Dogcart dicht an ihm vorbei, blickte ihm flüchtig ins Gesicht ist das alles gegangen! Wie glatt, wie schön!" Er hob die sie herrisch fuchtelten... Und sie strampelten und hüpften und war bald im leuchtenden Staub verschwunden. Daß er Hand und ließ sie mit leichtem Knall auf den Schenkel zurück- neben und vor dem Wagen her, und schrien mit dünn mich von oben herab angesehen hat", meditierte Hassan ,,, lag fallen. gellenden Stimmchen: Plak für den Bey! Uah, Plaz für daran, daß er sehr viel höher saß als ich. Er konnte nichts Im Laufe der nächsten Stunden nahm er den Alkohol den erlauchten Herrn Bey  !" dafür. Er meinte es nicht unverschämt. Zudem hatte er auch wie ein Uhrwerk zu sich. Der Nubier wartete bereits Und Hassan betrachtete seine Strümpfe, schnippte mit dem keinen Plak mehr auf der Straße. Er ist ein guter Bursche; teine Bestellung mehr ab, sondern bediente ihn lautlos Finger ein Stäublein von seinem hellgrauen Flanellanzug vielleicht..." Tallte er innerlich weiter, lade ich ihn ge­und ungerufen. Zwischendurch schob der Bey eine leine Folge und bohrte sich selbstvergessen lächelnd eine Zigarette in den legentlich zu einem Brandy cin..." Aber die kleinen Sais­wirkungsvollerer Mischungen ein. Mundwinkel... Ein Zweigespann hastete stramm vorüber; Putten schrien nicht mehr Huah, der Bey!"; sie waren durch Als er sich erhob unter einigen Schwierigkeiten im Fond faßen Abu- Rattus und Habib- Mos- Tizi... Als er das Dogcart verscheucht. ( Forts. folgt.)

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