Nr. 161.1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts, 12.3.

Dom Urlaub zurück!"

Der Schnellzug fliegt über das flache märkische Land. In den Abteilen fizen Soldaten eng beisammen, sie drängen sich in den Gängen.

Am Bahnhof der Hauptstadt hat es ein großes Abschiednehmen gegeben. Dann ein langes Winken mit Tüchern und Müßen und nun sind die abermals Getrennten um eine Erinnerung reicher. Die Frauen tragen die Not der Kriegszeit wieder allein und die Männer lassen sich vom Zuge mit Windeseile von neuem hinausführen in den Machtbereich des tödlichen Eisens.

Sie sind still. In den Augen liegt ein Nachleuchten trauter Freuden im verlassenen Heim. Sie finken zurück in den Bänken des Abteils und schließen die Augen. Schleier dee Wehmut hüllen die Seelen ein.

Der Zug rollt unablässig der Grenze zu; der Krieg rüdt näher und näher. Draußen jubelt ein sonniger Himmel. Ein Wind jagt lustige weiße Wolken dahin; arglos fröhlich fingen die Vögel ihre Lieder.

Juli.

fie nehmen das Bild der Heimat in ihren Seelen mit ins Feld der jährigen Dienstzeit 825 Taler, einer zweijährigen 700 und einer ein­Schwerter und Kanonen, vielleicht mit in den Tod. einvierteljährigen 600 Taler gezahlt worden. Bei der überraschend kurzen Dauer des Krieges konnte man hier allerdings von einem guten Geschäft sprechen.

Eine Station. Viele steigen aus. Ein Abschiednehmen und Glückwünschen. Und wieder eilt der Zug dahin, immer näher der brüllenden Schlacht. Nun sind die Lieben daheim schon fern. Im engen Stübchen fist wohl eine Frau und schaut zum ahnungslos lachenden Himmel auf. Sehnsucht liegt in ihren Augen. Und im Rattern des Zuges hört der Mann ihre Stimme flingen, aus der Ferne fühlt er ihren sorgenden Blick. Zueinander strebt ihr ganzes Wesen, voneinander trennt fie der Krieg, unerbittlich und wie lange noch? ( z)

Kleines Feuilleton.

Mobil für 20000 Taler.

R. S.

Der Oleander blüht

Ein beliebtes Berliner   Scherzwort, das zur Verspottung der so­genannten Berliner  , Sommergärten" häufig angewandt wird, lautet: Jottlieb, drag' n Jarten rin,' t rejent!" Das beste bei diesem Scherz ist, daß ihm wirklicher Ernst zugrunde liegt. Wenn der Haus­fnecht dem Gebote seines Herrn, eines Berliner   Gastwirts, dadurch Folge leistet, daß er die zwet oder drei Oleanderbäume, die in dem engen Hofraum den Garten des Lokals darstellen sollen, unter ein schüßendes Dach stellt, so ist man versucht anzunehmen, daß beide verkehrt handeln, da man dem Oleander genau so wie allen anderen Gewächsen einen erfrlichenden Regen von Herzen gönnen möchte. Aber das Bergen dieser Pflanze vor dem Regen geht auf eine sehr Der Weltkrieg führt uns Zahlen zu Gemüte, die uns selber richtige Beobachtung zurück. Die von oben fommende Feuchtigkeit vordem nicht geläufig gewesen find. Wir haben das Kleinliche ver- ist dem Oleander schädlich, da sie seine schöne Blüte be­Jm Sonnenglang leuchtet das Korngold  . Weite wogende lernt, und mit einem Lächeln quittieren wir, wenn man uns erzählt, einträchtigt; dagegen lieben seine Wurzeln die Feuchtigkeit Felder breitet es über flachgewelltes Land. er wild wächst, Im warmen Licht wie früher die kleinen und großen Staaten ihre Kriege finanziert sehr; in Griechenland   und in Italien  , wo der reift es der Ernte entgegen, der üppigen Ernte. haben, damals noch, als der Großvater die Großmutter nahm und begleitet er in langen blühenden Reihen die Ninnen Seine Krone aber kann die Sonnen­Die Leute in den Gängen sprechen von einer guten Ernte. Sie der blante Taler preußisch Courant in Strumpf und Bettstroh be- fleineren Flüsse und Bäche. triumphieren wie nach gewonnener Schlacht. schaulich seines Tages wartete. glut nicht entbehren; je größer die Hize ist, desto herrlicher entfalten Jezt ist das Brotkorn feine Sache friedlicher Volksernährung Das Ende der Militärherrlichkeiten deutscher Kleinstaaten liegt sich seine prächtigen roten Blüten. Diese Eigentümlichkeit macht ihn allein. Jeder Halm gleicht einem Lanzenschaft, jede Aehre dem noch gar nicht so lange hinter uns, denn noch vor 50 Jahren, im so recht zur Stadtpflanze geeignet. Gerade die Julihize, die durch bunten Wimpel. Die wogende Bewegung der Kornmassen ist wie Jahre 1866, hatten deutsche   Kleinstaaten das zweifelhafte den Anprall der Sonnenstrahlen auf das Mauerwerk und auf das die verzweifelte Abwehr eines drängenden Feindes. Und wenn die Vergnügen, selbständig und eigenhändig zu mobilisieren. Zu Pflaster eine wesentliche Verstärkung erfährt, ist ihm zuträglich, Halme unter scharfem Sensenschnitt fallen, dann erleiden sie den diesen deutschen   Staaten gehörte das Fürstentum Lippe, das die grün und er gedeiht auch in den engen Höfen und schmalen Straßen der Tod auf dem Schlachtfelde. Im Sterben sollen sie einen Sieg er- bemusterte Kriegemacht seiner 22 Quadratmeilen mit rund 1000 Mann Großstadt, in denen andere Gewächse faum noch ein Fortkommen kämpfen helfen. Dort im Dorfe schärft man schon die Sensen. dem großen Nachbar Preußen zur Berfügung stellte. Es bleibt" finden. Ebenso merkwürdig wie die hier geschilderte Eigentümlichkeit Inzwischen mäht dort draußen Schnitter Tod die Menschen so führte der Kabinettsminister im Landtage bei der Begründung ist die Geschichte seines Namens. Bugrunde liegt dem Namen die massen. Mit neuem Eifer bringt er seine Ernte ein, bevor die des Mobilisierungsdekrets aus- für das Land keine andere Wahl, griechische Bezeichnung rhododendron( wörtlich Rosenbaum), und Broternte den Menschen hier und dort neue Kräfte des Wider- als mit Preußen zu stehen und zu fallen!" Der nicht etwa, wie man irrtümlich meinen könnte, das lateinische Wort standes gibt. Landtag bewilligte denn auch gegen ein paar bemokratische Stimmen, oleum( Del). Im mittelalterlichen Latein erfuhr nun der ins die sich mit ihren Gegengründen an die preußische Fortschrittspartei Lateinische   übergegangene Name rhododendrum eine Umwandlung lehnten, die verlangten Mobilisierungfredite von 19 200 Talern, und in lauridendrum; die Blätter des Oleanders sind den Lorbeer­einige Tage später, am Morgen nach Königgräg", marschierte das blättern ähnlich, und der Name wurde daher an den des Lorbeer­fürstlich lippische Bataillon zum Tore der Residenz hinaus, um im baumes( laurus) angelehnt. Aus lauridendrum wurde im Vulgär­Verein mit preußischen Truppen auf Frankfurt   und gegen Süd- latein, aus dem die romanischen Sprachen hervorgegangen sind, deutschland   zu ziehen. Preußen hatte dem kleinen Nachbar freilich lauriandrum. Da man aber das anlautende 1 für den Artikel hielt, schon seit einigen Jahren mit Bündnadelgewehren und Instruktions- entstand das Wort auriandrum, und daraus wurde im Italienischen  offigieren ausgeholfen. unter Anlehnung an den Namen des wilden Delbaums oleastro" das Wort oleandro  , bas als oléandre ins Französische überging. Die hier angeführten Namensformen zeigen uns gleichzeitig an, daß der Oleander aus Italien   nach Frankreich   und von dort zu uns nach Deutschland   gekommen ist.

Dorthin eilt der Zug, dorthin führt er die Männer. Größer und größer steigt vor ihren Blicken der Krieg herauf, näher und näher tönt der Klang der Waffen. Langsam fommen Gespräche auf. Die Soldaten fennen ja längst den Krieg. Sie sahen Rußlands   und Serbiens   verwüstete Fluren. Dort hat die mordende Schlacht der Menschen Nahrung zertrampelt, die schlanken Schäfte zerbrochen, die wehenden Wimpel zerfekt. Dort ist das Korn im Ringen unterlegen, hier soll es eine Sieger­waffe werden. Werden die goldgelben Wimpel der Aehren Sieges= wimpel sein?

So fragen sich die Männer und seufzen. Wird das neue Korn den Gequälten daheim ausreichende Nahrung bieten während sie vor dem Gegner stehen? Sie glauben an die feine Brotkarte, eine andere Waffe in diesem Kriege. Sie wird die Dinge regeln, wird den Kindern und Frauen das Leben garantieren.

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Notizen.

- Theaterchronit. Die Meinhard- Bernauerschen Bühnen,

Neben den Mobilisierungskosten rechnete die Regierung mit einer monatlichen Mehrausgabe von 3000-3500 Talern, die im Militär­etat nicht vorgesehen waren. Zur Deckung dieser Kriegslasten be­willigte der Landtag der Regierung einen außerordentlichen Satz der Grundsteuer und der Klassensteuer( Einkommensteuer) und ermäch tigte die Regierung, wenn es nötig werden sollte, eine Anleihe auf­zunehmen. Aber bie Kampagne war glücklicherweise bald vorbei, Die Blicke soweifen über die sonnigen Hügel. Dort fahren und die lippische Truppe, die bei Kissingen   und Tauberbischofsheim  die Landleute im Hohlwege hochgestapelte Heubündel zur Scheune, ins Gefeat fam, fonnte nach wenigen Wochen schon ihre Tschakos das Theater in der Königgräßer Straße sowie das Berliner   Theater, dem Vieh ein duftendes Futter. Wird das Nind reichliche Milch friedlich schmüden und mit grünen Reifern heimlehren zu ihren werden am Sonnabend, den 15. Juli, wiederum eröffnet. dafür hergeben, wird der Buttermangel aufhören? Immer wieder Häusern. - Eier als Liebesgaben. Wer genügend Eier hat, tommen die Gespräche darauf zurück; die Sorge um das Wohl Die Kriegskosten waren also erträglich, und ihre Deckung war mag sich die jüngst veröffentlichte Erfindung eines deutschent der Familien daheim beherrscht Sinnen und Wünschen der beinahe musterhaft. Aber die Regierung war doch veranlaßt, Chemifers nugbar machen, die gestattet, gekochte Gier auf längere Krieger. bei Preußen wegen anteilmäßigen Mitgenusses der Kriegs- Beit haltbar zu machen. Man stellt eine gut durchmengte pinn Und wieder braust der Zug dahin. Im Teich am Bahndamm, entschädigung die bekanntlich nicht groß war anzus flüssige Mischung aus Kasein und Kalt her, mit der man die Eier unfern vom grün gebetteten Dorfe, schwimmt ein Kapital: eine fragen. Allein Preußen wintte ab. Der lippische Kabinetts- mittels eines Binsels gut überstreicht man fann sie auch ein­Gänseschar. Stolzer scheinen sie im Bewußtsein ihres Wertes die minister erklärte im nächsten Landtage, daß er sich in dieser Nichtung tauchen-, worauf man die Schicht, die die Eierschale außerdem Hälse zu recken. Der Krieg hat ihnen Beförderung gebracht, hat sie zwar bemüht habe, aber die Antwort der preußischen Regierung sei noch härter und dadurch auch widerstandsfähiger macht, trocknen läßt. hoch aus der Masse täglicher Nahrungsmittel emporgehoben. dahin gegangen, daß, nachdem es( Preußen) die Auslage für die In diesem Zustande tann man die Eier dann, auch wenn der Ja, als der Krieg begann, da gab es noch ledere Stost im Felde. freie Verpflegung und den Transport des lippischen Bataillons im Transport längere Zeit in Anspruch nimmt, unbedenklich ins Da brodelte manche fette polnische Gans und mancher stolze belgische vorjährigen Feldzuge getragen habe, hierdurch ein etwaiger Anteil Feld schicken. Hahn in den Kochgeschirren der Krieger. Nun spricht man auch von Waffentaten": mun erzählt, wie man mit blantem Taschenmesser den Tod in die Geflügelhöfe getragen hat. Und von den Schweine­herden Serbiens   erzählt ein anderer. Dort hat es reiche Beute ge­geben; die Schweine der Serben wurden im Sterben Verbündete der Deutschen  . Und die Gulaschkanone führte, wo fie vorhanden war, ein nukloses Dasein. Heute beherrscht sie allein dort draußen das Feld. Ställe und Weiden sind verödet. Und in wenigen Tagen werden die Urlauber wieder mit sehnsüchtig knurrendem Gedärm vom Schüßengraben nach diesem oft so ungetreuen Kameraden Ausschau halten. Der faufende Bug hat sie ja inzwischen jenem Reiche der Feldküche wieder um viele Kilometer näher gebracht.

Die lustigen weißen Wolfen ziehen noch immer dahin und ver­dunkeln mit ihren Schatten hier und dort den Goldglanz des Aehren gewoges. Leuchtende gelbe und faftig grüne Flede tragen farbiges Leben in das heimatliche Landschaftsbild, schattige Wälder begrenzen den Horizont. Die Blicke der Männer schweifen darüber hin und

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Für tot erklärt.

Von Ernst Wichert  .

nicht gewährt werden könne."

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an der Kriegsentschädigung ausgeglichen sei und deshalb ein Mehreres- Blattläufe zucht. Professor Lindner hat fürzlich an­Diese Mobilisierung im Kleinen verlief übrigens nicht ohne die geregt, den Honigtau, den die Blattlaus erzeugt, in der jetzigen Zeit überkommene, aber doch schon etwas unzeitgemäß gewordene Ge- der Zuckerknappheit auszunuzen, und dabei gezeigt, daß sich so von wohnheit des Sostaufens, worin die vermögenden Dienst- horn und Linde ganz gut ein brauchbarer Zuckerstoff gewinnen pflichtigen eine bemerkenswerte Bragis entwidelten. Und da sich ließe. Wenn man einmal dazu übergehen sollte, so schreibt Lindner, genug altgediente Unteroffiziere und Soldaten fanden, die für Geld die Blattläufe absichtlich in großen Mengen zu züchten, um den und gute Worte wohlhabenden Dienstpflichtigen und Drüdebergern wertvollen Honigtau zu gewinnen, so würden in erster Linie solche die Beschwerden eines Feldzuges abnehmen wollten, so stand bei dem Pflanzen als Wirtspflanzen in Betracht kommen, die, wie etwa der Mangel eines Verbots fein Hindernis im Wege. Die Sache wurde opfen, sich bequem entlauben bezw. entzuckern lassen. Man sollte aber während der kritischen Zeit immer kostspieliger: fanden sich anfangs einmal in Gewächshäusern, in denen der Honigtau vom Regen nicht als der Himmel nur leicht bewölkt war, Leute, die für 300 bis 400 heruntergespült werden kann, Versuche mit Massenzüchtung von Blatt­Taler an die Stelle eines Baghaften ins Glied traten, so mußten läufen auf Hopfen zum Zweck der Honigtaugewinnung machen. schließlich schon 700 bis 800 Taler für einen solchen Liebesdienst Heiteres. In der Kaserne, so erzählt die Jugend", hat aufgewendet werden. Die Zeitungen berichten, daß das Recht der sich ein Kanonier gemeldet, um vierzehn Tage Urlaub zu erhalten. Stellvertretung von bemittelten Leuten vielfach benutzt worden sei, Der Feldwebel fragt: Wozu?"" Bur Landbestellung. Wie­und daß die Stellvertreter( meist Unteroffiziere) ein gutes Gebiel Land bewirtschaften Sie? Gar feins." Was sind Sie schäft gemacht hätten. So feien für die Uebernahme einer fünf- denn eigentlich?" Landbriefträger." Düne und lugte mit einem kleinen Fernrohr, das er sich von| Gehen und schlug heftig die Tür hinter sich ins Schloß, so daß England mitgebracht hatte, nach Norden hinaus, ob schon das kleine Schiff, das auf dem Brett darüber stand, herunter­Schiffe den Hafen verließen oder ansegelten; und als er das fiel und vollkommene Havarie machte. erste glücklich erspäht hatte, kam er ganz aufgeregt nach Hause und konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Als er am nächsten Tage ankündigte, daß er einmal zu Schlitten nach der Stadt wolle, wußte Annika alles. Du wirst wieder zur See gehen," fagte sie traurig. Ich weiß noch nicht," antwortete er aus­weichend. Ich will vorläufig einmal sehen, wie die Schiff fahrt in diesem Frühjahre steht und wieviel Heuer gezahlt wird."

Er ließ sie nicht ausreden, stand auf und ging, ohne ein Wort zu sprechen, hinaus.

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Peter Klars wurde doch nachdenklich. Wenn er sich die Wahrheit gestand, so war es ihm recht lieb, daß am anderen In den ersten Wochen war Peter Klars mit seinem jungen Tage das Tauwetter fortdauerte und der Nachbar erklärte, Glück so beschäftigt, daß er sein Schiff ganz vergaß. Er hatte er gebe seinen Schlitten nicht her, weil man auf sichere Rück­zum Herbst noch eine Reise vorgehabt, gab sie aber auf, um fahrt über das Eis nicht mehr rechnen könne. Er hatte nun sich nicht sobald von den Seinen trennen zu dürfen, und be­einen plausiblen Grund, vorläufig nachgeben zu können, ohne schloß, im Winterhafen liegen zu bleiben. Eigentlich beschloß es eingestehen zu dürfen. Annika wurde infolgedessen ruhiger, er gar nichts, sondern trödelte einen Tag nach dem anderen fonnte aber den früheren freundlich- vertraulichen Ton nicht hin, bis es zu spät war, sich noch heuern zu lassen. Annika ,, Sag's nur gerad' heraus," brach sie los, Du hast keine so bald wiederfinden und blieb gegen ihren Mann zurück­hielt sich still und ließ ihn gewähren; es war ihr ganz recht, Ruhe hier; es treibt Dich fort. Daß ich Dich nicht zurückhaltend, weil sie dem Aufschub nicht traute. Der alte Klars, daß er von selbst und ohne ihre Bitten blieb. Im stillen hoffte halten kann, weiß ich lange und hab's überwunden; aber daß der die Veränderung wohl merkte, schüttelte verdrießlich den sie, daß er gar nicht mehr gehen würde. Sie wagte sogar An- Du auch Dein Kind verlassen willst-" Kopf und brummte: Weiber sind doch Weiber!" Er hätte deutungen, ob es nicht geraten sein würde, sich drüben auf gar nichts dagegen gehabt, wenn die frühere ihm ganz behag­dem Festlande anzukaufen und dem kleinen Beter ein sicheres liche Ordnung zurückgekehrt wäre und er zum Frühjahr Nest zu bereiten. Soll er auch Nehrunger Fischer werden?" Annika gab sich ganz der leidenschaftlichen Aufregung wieder das Regiment in die Hand bekommen hätte. fagte sie; das ist ein beschwerlicher Erwerb hier. Und wer hin, die sie ergriffen hatte. Wie so oft sanfte Naturen das Dem jungen Seemann wurde dieses hinterhaltige weiß, wie lange unser Häuschen noch steht? Der Sandberg ihnen Widerwärtige lange still in sich aufnehmen, ohne ihre Schmollen von Tage zu Tage unerträglicher. Seine offene, rückt immer weiter vor; nach dem letzten Sturm war das Abneigung merken zu lassen, dann aber plöblich die Fassung gerade Natur drängte zu einer freimütigen Auseinander­Dach schon handhoch vollgeweht, und wir mußten hinterm verlieren und, mit dem Volksmunde zu reden, wild werden", segung, und das um so mehr, als er auch seine Annika und mit Stall einen Weg schaufeln wie im Winter bei hohem Schnee- so 30g sich auch an dem scheinbar heiteren Himmel ihres ihr das Kind unter dem Druck der allseitigen Mißstimmung fall. Da ist's doch drüben besser unter grünen Birken und freundlichen Gemüts urplößlich aus den unbemerkt ange- leiden sah. Es geschieht doch aus Liebe," sagte er sich, und Linden, und das Land trägt jahraus, jahrein seine Früchte, sammelten Dünsten ein heftiges Gewitter zusammen, das mit aus Sorge für den Kleinen, daß sie dich nicht fortlassen will: die man ohne Lebensgefahr ernten kann." Er wurde gar zornigen Reden blitzte und mit Tränenströmen flutete. Als sie ist ein gutes Weib. So paßte er denn die Gelegenheit nicht ärgerlich über solche Reden, wie sonst wohl, sondern nur der Seemann nach einer Stunde zurückkehrte, fand er sie ver- ab, wo der Alte draußen die Rizen im Kahn mit Werg ber­still und nachdenklich. Am Ende sagte er aber doch: Es reicht meint und feineswegs beruhigt. Bin ich Dir nicht einer dichtete und daran bis zum Abend zu klopfen hatte, um sich noch nicht zu! Wenn's schon einmal Haus und Hof sein soll, Antwort wert?" begann sie heftig; gut! Gehe nur; meinet- einmal gründlich mit ihr auszusprechen. Freilich wars feine dann auch ordentlich. Was meinst Du, wenn wir einmal ein wegen auch ohne Abschied von mir aber den Jungen sollst Kleinigkeit, eine gute Einleitung zu finden. Er machte sich Kruggrundstück erhandeln könnten, wie das Hilgrubersche Du dann auch nicht mehr füssen; er ist Dir ja doch gleich- erst in der Stube viel zu tun, ohne doch eine bestimmte Arbeit drüben, oder meinetwegen auch nicht ganz so groß." Annita gültig!" Und dabei rollten die hellen Tränen wieder über fest anzugreifen, sammelte die trockenen Blätter in den war ganz erschrocken über so fühne Pläne und antwortete: Die geröteten Wangen, und schluchzend grub sie das Gesicht in Blumentöpfen am Fenster, bastelte an dem kleinen zerbroche­Wo denkst Du hin? Das sind reiche Leute!"- Der See- die hoch aufgestapelten Kissen des Bettes, über das sie sich ge- nen Schiff und stieß so oft die Wiege an, bis der jüngste Peter mann schielte nach der Wiege und meinte: Als der Konrad beugt hatte. Peter Klars hatte seine Frau so noch nie gesehen. Klars, der ganz sanft schlief, richtig aufwachte. Als ihn dann so klein war, hatten sie auch noch nicht so viel!" die Mutter auf den Schoß nahm und zu beruhigen suchte, trat er nahe heran und streichelte die Backen des Kleinen, meinte dabei aber eigentlich die Annika. Sie gab noch immer fein Zeichen, daß ihr eine Annäherung erwünscht sei. Da machte er denn endlich kurzen Prozeß, nahm ihre Hand und sagte: So können wir nicht miteinander leben, Annika; und so fönnen wir nicht voneinander scheiden. Wir müssen ins ( Forts. folgt.) flare kommen,"

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Damit hatten nun wieder seine Gedanken eine Richtung bekommen, die seiner hübschen Frau nicht sehr behagte. Sie ließ seitdem ihre Wünsche nicht mehr laut werden. Aber das half ihr nichts; als im März die ersten sonnigen Tage kamen und den Schnee von den Sandbergen heruntertauten und das Haff unsicher machten, wurde sein Verlangen nach der See wieder heftiger und heftiger. Täglich stieg er auf die hohe

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Dir ist der Junge gleichgültig!" entgegnete er, unwillig den Kopf in den Nacken werfend; sonst möchtest Du daran denken, daß Du ihm nicht vergällte Nahrung zu geben hast. Willst Du mich nun ruhig anhören?"

Sie schwieg.

Er stand noch eine Weile und wartete auf ein Entgegen­kommen. Da fie aber unbeweglich in ihrer Stellung ver­harrte und nur heftiger schluchste, wendete er sich schneй zum

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