Nr. 250.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts it, November.

Friedrich Wilhelm Hackländer  .

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es war

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Mittwoch, 1.

Das Stück, das im Frühjahr vor geladenem Publikum gespielt nichts wissen; man wandte vor allem ein, daß die günstigen Er­wurde, durfte erst jetzt öffentlich aufgeführt werden. Aber auch jetzt gebnisse wahrscheinlich nur an frischen Wunden erzielt worden Zu seinem hundertsten Geburtstage. ließ sich so wenig von Gefährlichkeit als von Genialität etwas ent- seien. Nun ist die Carrelsche Methode aber auch in Paris  , von decken. Mit den Soldaten" fann sich diese Arbeit nicht entfernt givei Chirurgen mit verblüffendem Erfolg angewandt worden. Die Wer Hackländers Romane lieft, fagt sich unwillkürlich: der Mann muß aber viel geſehen und erlebt haben; und wirklich iſt ſein bergleichen. Die Unbekümmertheit um die Anforderungen, die ein Amputationen," so heißt es in den Bericht der beiden Aerzte, sind Lebensgang so reich bewegt, so bunt und wechselvoll gewesen, wie Aber wenn Lenz in der Zeichnung einiger Charaktere eine frisch zu Wunsche der Frontärzte sofort nach ihrer Ankunft im Lazarett geschlossener dramatischer Aufbau stellt, ist hier wie dort vorhanden. verschwunden. Acht von zehn Verwundeten sollten nach dem man es nur selten bei deutschen Schriftstellern findet. Als der Sohn greifende Kraft naturalistischen Gestaltens zeigt, wenn in seinen operiert werden. eines Lehrers zu Burtscheid   bei Aachen   geboren, verlor er im drei Szenen etwas vom Kolorit der Zeit hindurchscheint, kommit Klinger mehrere Kautschukröhren, die durch Kompressen gehalten wurden, Man operierte aber nicht, sondern ließ durch zehnten Lebensjahre seinen Vater und fah sich nun auf die Unter- über den engen Bannkreis erregten und dabei abstrakten Dekla- die Dakinsche Flüssigkeit in die Wunde fließen. Tag und Nacht stügung wohlwollender Familienmitglieder angewiesen. Ein volles mierens nicht hinaus. Auch die Bearbeitung Sternheims, den man wurde die Wunde in dieser Weise besprengt. Ihre Entwickelung Jahrzehnt versuchte er bald dort, bald hier in theinischen Städten sich nach seinen respektlosen Grotesken für den geschworenen Feind jed- wurde sorgfältig mit dem Mikroskop beobachtet. Täglich sah man im Kaufmannsberufe eine Eristenz zu gründen, allein alle Versuche weden Stelzenpathos halten mußte, hat diesen Primitivitäten nicht die Zahl der Mikroben geringer werden und schließlich ganz ver­schlugen fehl; und als er dazwischen als Freiwilliger bei der Artillerie im geringsten eine individuellere pointierung zu geben vermocht. Es schwinden. Das Fleisch begann sich wieder zusammenzuschließen, eintrat, da erwies sich die Aussicht, es bis zum Difizier zu bringen, ist unverständlich, was ihn zu einem solchen aussichtslosen drama- die Brüche begannen zu verheilen. Zwei Verwundete, die" sofort als so unendlich gering, daß er den bunten Rock doch wieder austurgischen Versuche getrieben haben mag. zog. Ueber allen Frrfahrten, Fehlichlägen und Enttäuschungen aber operiert werden sollten", befinden sich wieder an der Front. Ein berlor dieser echte Sohn des Rheinlands nie den Mut, die gute Brandt beim Wein in fiebernder Erwartung dem Abmarsche zum in einem lebensgefährlichen Zustande befand, wagte man ihn im Der Auftakt: die Szene im Kasino, wo die fünf Brüder von anderer verdankt seine Rettung dem Wundstarrkrampf. Weil er sich Laune und die Lebensfreude; und am Ende war es ein leichtherziger stampie entgegenbarren( Sternheim verlegt das Stück in die viel Frontlazarett nicht zu operieren; man schickte ihn mit einem Schritt, der die Wendung in seiner Lebenslaufbahn herbeiführte. spätere Zeit der Freiheitsfriege), besitzt am ehesten noch Leben. In offenen Knie und mit gebrochenem Schienbein nach Paris  , wo er Er hatte sich schon wiederholt schriftstellerisch versucht, war sogar scharfem Umriz hebt sich das Bild des ältesten, des Dieterich, der nach der Carrelschen Methode behandelt wurde und nun seiner auch bereits bescheidentlich gedruckt worden, und als Anno 40 ein junger Freund, der im Begriff stand, zum Antritt rein erhalten wollte, im Gedanken an große, fühne Taten Leib und Seele sich Genesung entgegengeht im buchstäblichen Sinne des Wortes. vom Chorus ab. Er zittert, einer Stellung nach Stuttgart   au reisen, ihm vorschlug, daß und das sind durchaus keine Einzelfälle, denn es wurden bis jetzt er der Fürst ihm vielleicht am Ende doch solle ihn doch begleiten und dort, als an einem Mittel- behalte. Da fügt's ein Zufall, daß er Zeuge eines Pöbelangriffs bei Hofe zurück schon an 2000 Verwundete erfolgreich behandelt. punkte des litterarischen und buchhändlerischen Lebens, sein auf die schöne, vom Dichter mit allen weiblichen Ehrenqualitäten Glüd versuchen, da schlug Hackländer kurz entschlossen überhäufte Gesandtin  " wird und sie aus dem Tumult rettet. Notizen. Mit einem Schlage sab er sich in die schwäbische Anlaß genug für beide, sich auf der Stelle ineinander zu verlieben! Hauptstadt versetzt, die ihm zur zweiten Heimat werden sollte. Ein Und zwar mit solcher Heftigkeit, daß die einem ebenfalls hochedlen einstudierung von Ludvig Thomas Moral" nicht bloß eit Versuch auf den weltbedeutenden Brettern miglang freilich schmäh- Gatten angetraute Frau und Mutter, sobald der Vorhang wieder unterhaltliches Stück wieder auf die Bühne gebracht, sondern darüber lichſt, aber Wilhelm Hauff   nahm für das damals hochangesehene aufgeht, erklärt: In Anbetracht der ungewöhnlichen Verhältnisse hinaus eine Tat vollbracht. Wenn die Bühne noch so etwas wie Cottasche Morgenblatt fein Soldatenleben im Frieden" an, und habe sie dem unberührten jungen Mann die letzte Gunst unmöglich eine moralische Anstalt sein wiü und kann, dann gehört jezt, gerade diese Skizzen, in denen Hackländer die Erlebnisse und Erfahrungen weigern können. Sollte er etwa fallen, ehe er noch das Glück jezt diese Moral" dahin, die der Heuchelei mit den Mitteln einer ſeiner Soldatenzeit mit frischem Humor und glücklicher Leichtigkeit gefoftet? Umichichtig treten dann der enthusiastische Jüngling und zum Lachen ermunternden Satire die Maske vom Gesicht nimmt. berarbeitet hatte, fanden allgemeinen Beifall und machten den jungen ein ruchloser Don Juan  , der der Gesandtin in niedrigen Gelüsten Verfasser vorteilhaft bekannt. Und nun reiste sich in seinem Leben nachstellt, auf. Brandt verwundet den Patron erst im Duell und heilsame Abkehr von allem zeitlichen Erleben. In ihr geht alles Die Flucht in Puppentheater erweist sich als eine ein glücklicher Zufall an den anderen. Graf Taubenheim nahm ichießt ihn dann, als er ihn bei einer Attade auf die Dame über- wie am Schnürchen und ist doch frei von aller groben Wirklichkeit, ihn als seinen Begleiter mit auf eine ausgedehnte Orientreise, die ihm Gelegenheit gab, ein gut Stück Welt zu sehen und manche rascht, ohne weitere Formalitäten nieder. So und so oft kommt und wenn die Vorspiegelung des Lebens auch hier gelingt, so doch Lücken seiner vernachläffigten Bildung zuzuftopfen, überdies aber er, nachdem er die vorher so heiß ersehnte Striegsorder erhalten, nur mit gehöriger Distanz und verbunden mit dem Gefühl leiser auch die sehr munteren und flotten Reiseschilderungen zu veröffent- andere Leute im Gartenpavillon und halten Neden über alles Wög- theaters( am 800) eine wahre Zeitmedizin und eine wahre Augen­zum allerlegten Abschiednehmen wieder. Dazwischen erscheinen Parodie. So sind denn die Spiele des Münchener Marionetten lichen, die feinen Ruf erhöhten. Nun war er einmal mit der großen liche. Der Verehrung des aufgeklärten Diplomaten für seine Gattin und Ohrenweide. Man gibt dort jetzt Schnißlers Groteske vom tapferen Welt" in Beziehung getreten, und darum entwickelte sich sein. Ver- scheint die Entdeckung ihres Verhältnisses nicht im Geringsten Ein- Kaijian mit der charakteristischen Musik von D. Straus und des feligen hältnis zu dem jungen Kronprinzen Karl, zu dessen Sekretär er trag zu tun. Er anerkennt Macht und Recht der großen Leidenschaft, Gluck   allerliebstes Dingelchen vom betrogenen Kadi". Die Ausstattung ernannt wurde. Er begleitete ihn auf seinen Reisen nach Italien Brandt wird auf dem Schlachtfeld tödlich verwundet. Sein Major und Kostüme sind von vollendetem Kunstgeschmack, die Musik iſt und Petersburg  . Diese Gunst des Ausländers" erregte in und väterlicher Freund( Herr v. Winterstein war sehr sympathisch diskret, wie sich's gehört, und die vortrefflichen Gesangskräfte bleiben Stuttgart   vielfach Mißstimmung und offenen Neid; es wurde in der Nolle) hält ihm den Nachruf an der Bahre. Im legten Bild angenehmerweise unsichtbar. Nur die Luft könnte frischer sein. Wir gegen Hadländer lange eifrig intrigiert, entlassen wurden. Er gewann aber dafür die Gunst des Königs, und Bruder bewahren ihr Gedächtnis. bis er endlich erfährt man, daß die Gefandtin den Freund nicht überlebt hat. Gatte haben doch noch nicht die kommende Luftsteuer? als dessen Bau- und Gartendirektor er bis zu dessen Tode tätig war. Die sechziger Jahre bildeten den Höhepunkt von Hadländers literarischem Schaffen: auch als Herausgeber und Mitarbeiter von Zeitschriften war er eifrig tätig. Borzeitig, schon im Jahre 1877, hat ihn der Tod dahingerafft.

ein.

Seine Romane gehören unstreitig der Unterhaltungsliteratur an. Aber man ist bei uns geneigt, bies Gebiet der Literatur in seiner Bedeutung zu unterschäßen. Die Unterhaltungsliteratur ist nicht allein von großem Einfluß auf den Geschmack der Leserwelt, sondern sie bestimmt auch das ganze Niveau eines Schrifttums mit. Und Hackländers Romane haben ihren Hauptvorzug in dem darin berarbeiteten Reichtum des Erlebten. Hackländer kennt Hof und Adel, Bürgertum und Künstlertum und er weiß das Leben in den verschiedenen Gesellschaftstreifen glücklich zu schildern. auf ausgedehnten Reisen viel gesehen und verwebt seine Reise­erinnerungen mit Geschick in die Handlung feiner Romane. Dieſe ſelbſt ſind dank einer behenden Erfindungsgabe immer flott aufgebaut, die Charaktere gehen freilich nicht in die Tiefe, sind aber feck und frisch unrisien. Der Vorwurf, daß Hadländer bei seinen schönen Gaben wohl Gediegeneres bätte schaffen tönnen, ist nicht unberechtigt, allein dazu fehlte es ihm doch an Ernst der Arbeit und auch an gewissen Bildungsvoraussetzungen. Liest man seine besten Arbeiten, wie etwa Europäisches Ellavenleben", so sieht man sich in eine bunte reichbewegte Welt eingeführt.

Kleines Feuilleton.

Deutsches Theater: Das leidende Weib". Als zweites Stüd folgte in Reinhardts deutschem Zyklus den Soldaten" von Lenz die Sternheimsche Bearbeitung eines Jugend­dramas seines Altersgenossen Klinger, desselben, dessen Schauspiel Sturm und Drang  "" dann der ungestümen literarischen Bewegung der siebziger Jahre des achtzehnten Jahrhunderts den Namen gab.

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Mutter.

Jans Heimweh.

Eine Geschichte aus dem Wärmland von Selma Lagerlöf  . Und du hast gar nichts von uns gehört?" fragte die Alle diese Aufklärungen hätten sie ja froh stimmen sollen, aber sie fühlte sich noch immer bedrückt.

Nein," antwortete Klara Gulla, fügte indes sofort gleichsam als Entschuldigung hinzu:" Ich wußte ja, daß man euch helfen würde, wenn es euch wirklich schlecht ginge."

In diesem Augenblick mußte sie gesehen haben, wie sehr Katrinens Hände zitterten, obgleich sie sie fest ineinander geschlungen hielt. Da begriff sie, daß die Eltern es wohl schwerer gehabt hatten, als sie sich je gedacht hatte, und sie versuchte, eine Art Rechtfertigung vorzubringen.

" Ich wollte nicht wie andere kleine Summen schicken, sondern lieber sparen, bis ich's so weit gebracht hatte, daß ich euch zu mir nehmen konnte," sagte sie.

,, Wir haben kein Geld nötig gehabt, wir wären zu­frieden gewesen, wenn du geschrieben hättest," entgegnete Katrine.

Klara Gulla versuchte, die Mutter aus ihrer Be­trübnis herauszureißen, wie sie es immer getan hatte. " Ihr dürft mir diesen Augenblick nicht verderben, Mutter," sagte sie. Jetzt bin ich ja vieder da. Kommt, wir wollen meine Roffer hereinschaffen und auspacken. Es ist allerlei Gutes zum Essen drin. Wir wollen ein Gastmahl herrichten, bis Vater heimkommt."

Sie ging hinaus, um beim Abladen des Gepäckes zu helfen; aber Katrine folgte ihr nicht.

Helden zu fraftvoll starkem Ausdruck. Lucie Höflich   als leidendes Paul Hartmann brachte die jugendliche Ungezähmtheit des Weib, in der Ericheinung wohl abweichend vom Bilde, das dem Dichter vorgefchwebt, wirkte vor allem durch die helle Neinheit, die schlichte melodiöse Herzenswärme des Organs. Den Don Juan   gab Johannes Riemann  , Friz Delius den Bruder, Decarli den Gesandten. geduld des Publikums zum Durchbruch kommen. An einigen Stellen schien es, als wolle die In nicht, daß am Schluß der offizielle Applaus energisch einsetzte. dt. Das hinderte

Carrels neue Methode der Wundbehandlung.

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- Das Deutsche Künstlertheater hat mit der Neu­

Julius Stettenheim hat der Welt, die keinen Wizz harte Wort"- nicht einmal den 2. November abgewartet, wo cr mehr hat, den Rücken gefehrt. Er hat dazu verzeihen Sie das 85 Jahre alt geworden wäre. ihm urgezeugte Kriegsberichterstatter Wippchen aus Bernau   überlebt Sein legitimster Sproß, der von ihn und fredenzt noch immer Schalen seiner guten Ein- und Ausfälle, feiner Schaltereien und Wige. Stettenheim verdankt seiner Vaterstadt Hamburg   nur die Gründung der satirischen Wochenschrift die Wespen", Zeitgenossen losließ. Im übrigen war er der nach Kalau   zuständige die er von dort mit nach Berlin   nahm und von hier aus auf die Berliner  , der im Fabrwasser des liberalen Bürgertums- die Wigproduktion zur Lebensaufgabe erkor.

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Dr. Franz Müller 2yer ist, wie uns aus München  Der französische   Arzt Alexis Carrel  , bekannt durch seine Ar- berichtet wird, dort am Sonntag im 60. Lebensjahre gestorben. Der beiten über Wesen und Wachsen der Gewebe und durch seine einzige deutsche Soziologe von Bedeutung geht uns in ihm verloren, wunderbaren Transplantationen( Gewebeverpflanzung), hat nach und leider, ehe er sein groß angelegtes und doch für weite Leser­langen Versuchen in dem von ihm geleiteten Kriegslazarett zu freise berechnetes Werk vollenden konnte. Im gewissen Sinne ist Compiègne   cine neue Art der Wundenbehandlung eingeführt. Die auch der ſeit 25 Jahren seiner Forschung lebende Gelehrte ein Gewebe," sagte er sich, tragen in sich selbst die Kraft, sich wieder Kriegsopfer geworden er stellte seine einst erlernte ärztliche Stunst zu erholen und zu erneuern; wir müssen nur die Infektion zu vers in den Dienst der Kriegstazarette und hat dabei zweifellos den hindern suchen. Es sind deshalb verhältnismäßig schivache anti- Steim seines Leidens empfangen. Von den Früchten seiner un­feptische Mittel anzuwenden, die die lebendige Zelle nicht töten abhängigen, nur auf menschheitliche Kulturziele gerichteten und ohne können; die Einwirkung dieser antiseptischen Weittel ist ständig zu Aussicht auf irgend einen Geldertrag unternommenen wissenschaftlichen erneuern: die Wunden müssen daher bis zu ihrer vollständigen Arbeiten wird noch im Zusammenhange zu reden sein. Hier sei nur das Befreiung von Krankheitskeimen fortwährend berieselt werden. eine festgestellt: wir verdanken ihm die erste auf umfassendster natur­3u gleicher Zeit machte er genaue Angaben über die Technik seines und gesellschaftswissenschaftlicher Kenntnis beruhende deutsche Gesells Verfahrens, und sein Gehilfe Dr. Dakin bestimmte die Formel der ichaftslehre( Soziologie), die nach einer fruchtbaren neuen Methode anzuwendenden Flüssigkeit. Die Ergebnisse sollen überraschend systematisch die Formen der Ehe, Familie, Liebe.usw. entwickelte. gewesen sein: Verwundete, die in einem bejammeruswerten 3u- Der vom reinsten Wissenschaftsdrange erfüllte Forscher war durch stand von der Front ins Lazarett gebracht wurden, mit Muskelzer- den Gang seiner Studien naturgemäß zum Sozialismus gekommen, reißungen und komplizierten Brüchen, sahen, ohne daß ein chirur- wenn er sich auch persönlich nicht parteimäßig betätigte. Aber seine gisches Eingreifen erforderlich wurde, ihre Wunden durch bloße ganze Arbeit war getan für die Gemeinschaft. Im letzten Jahre Einwirkung der Naturkräfte" der sicheren Heilung entgegengehen. war Müller- Cher zum Vorsitzenden des deutschen Monistenbundes ge Die offizielle Wissenschaft wollte zunächst von dieser neuen Methode wählt worden.

Aber nach ein paar Augenblicken waren sie wieder da, legen, aber zugleich standen ihm helle Freudentränen in den und diesmal hatten sie in ihrer Mitte einen kleinen Mann, Augen, und er konnte das Zittern seiner Stimme nur mit der zwar gelb und zusammengeschrumpft aussah, aber mit großer Anstrengung überwinden. zurückgeworfenem Stopf und stramm aufgerichtet daherkam und die Füße hart auf den Boden setzte, wie ein marschierender

Soldat.

hergesagt war, stieß der Kaiser mit dem silberbeschlagenen Nachdem der großartige, wohlüberlegte Willkommgruß zu gebieten, und dann fing er mit dünner schetternder Stimme Stock dreimal hart auf den Fußboden, um Stille und Andacht

" Das ist einmal ein sonderbarer Kerl," sagte Klara Gulla zu dem Fuhrmann, gerade als der Alte und die Kinderschar zu singen an. durch die Pforte hereindrängten. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wer er war, aber ein Mann, der so großartig an- Es sah aus, als wolle sie sich verstecken, sich hinter die Mutter Klara Gulla hatte sich dicht neben ihre Mutter gestellt. getan war, mußte ihr ja auffallen. Auf dem Kopf trug er verfriechen. Bisher hatte sie geschwiegen, aber als Jan zu eine hohe Ledermüße mit einem Federbusch darauf, und um fingen begann, schrie sie in wildem Schrecken laut auf und den Hals bis weit auf die Brust herab, zu einer Stette zu wollte ihm Einhalt gebieten. fammengefügt, Sterne und Kreuze aus steifem Goldpapier. Es sah aus, als sollten sie ein goldenes Halsgeschmeide vor­stellen.

schrien aus vollem Halse: Jetzt verhielten sich die Kinder nicht mehr still, sondern

,, Kaiserin, Kaiserin!"

Der arme alte Mann gebot ihnen Schweigen und schritt voran, wie wenn die schreienden, lachenden Kinder eine Ehrenwache wären.

Als die Schar schon beinahe vor der Haustür angekommen war, stieß Klara Gulla einen lauten Schrei aus und flüchtete zu Katrine hinein.

Wer ist das?" fragte sie in hellem Entsetzen. Ist's der Vater? Ist er verrückt geworden?"

" Ja," antwortete Katrine. Sie fing vor Aufregung an zu weinen und verbarg das Gesicht in ihrer Schürze. " Jst er meinetwegen so geworden?"

Jan

"

" Der liebe Gott hat ihn aus Barmherzigkeit so werden Lassen," schluchzte Statrine. Er sah, daß es ihm zu schwer wurde." Weiter kam sie nicht in ihrer Erklärung; denn jetzt stand an auf der Schwelle, hinter sich die ganze Kinderschar, die sehen wollte, wie diese Begegnung, die sie so oftmals hatten beschreiben hören, in Wirklichfeit ablaufen würde. Tochter hin. Er blieb dicht bei der Tür stehen und sagte seinen Billkommgruß her:

Klara Gulla hatte nicht gefragt, wie es dem Vater gehe. Sie dachte gar nicht anders, als daß er noch ganz wie früher auf Falla im Taglohn arbeitete. Ach Katrine wußte wohl, daß sie der Tochter mitteilen mußte, wie es in Wirklichkeit um ihn stand; aber sie schob und schob es hinaus. Mit dem leinen Mädchen war eben doch ein frischer Luftzug in die Stube hereingekommen, und Katrine bebte davor zurück, Der Kaiser von Portugallien ging nicht bis zu seiner Klara Gullas Freude über ihre Heimkehr so schnell ein Ende Während Klara Gulla beim Abladen des Koffers mit Hand .anlegte, sah sie sechs bis sieben Kinder an die Gitterpforte herankommen und in den Hof hineinlugen. Sie sagten nichts, sondern lachten nur, deuteten auf sie und liefen wieder fie und davon.

zu bereiten.

Willkommen, willkommen, du klare, du feine, du reiche Gulleborg!" Diese Worte sprach er mit einer so abgemessenen Würde, wie die Hochstehenden in großen Augenblicken sie an den Tag

Aber da packte sie Katrine Hart am Arm. " Laß ihn!" befahl sie. Seit du für uns verschollen ge­wesen bist, hat er sich darauf gefreut, dir dieses Lied vorsingen zu dürfen." Da schwieg Klara Gulla und ließ Jan singen.

Dem Vater der Kaiserin Ist es gar froh zu Sinn. Die Zeitung hat's gesagt, Destreich und Portugal  , Meß, Japan   und sie all. Bum, bum, bum, rataplan, Bum, bum!"

Aber mehr konnte Klara Gulla nicht aushalten. Sie ftürzte vor, jagte die Kinder eilig hinaus und machte die Tür hinter ihnen zu.

überdies mit dem Fuß auf den Boden, sie war im Ernst Dann wendete sie sich an ihren Vater, und sie stampfte erzürnt.

" So schweig doch, schweig!" befahl sie. Hast Du im Sinn, mich zum Spott und Gelächter des ganzen Dorfes zu machen, indem Du mich Kaiserin nennst?" machen, indem Du mich Kaiſerin nennst?"

Jan sah etwas verdußt aus, aber nur für einen Augen­blick. Sie war ja die große Kaiserin! Alles, was sie bat, war wohlgetan. Alles, was sie sagte, war Honig, war Bal­fam. In seiner Freude hatte er ganz vergessen, nach der goldenen Krone und dem goldenen Thron und den gold­strogenden Kriegsobersten zu schauen. Wenn sie arm und hilflos scheinen wollte, so war das ganz allein ihre Sache. Sie war zu ihm zurückgekehrt, das war Freude genug.

( Forts. folgt.)