Nr. 265.- 1916.
November.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sounded, 18. Bounder.
Wie Tiere schlafen.
Von Dr. Alexander Lipschütz.
1
-
frieblich neben einander zu schlafen. Die Nachtquartiere der Kamerad, der Kantor, in gutmütigem Bureben ihn umzustimmen einzelnen Arten sind allerdings streng geschieden. Nachtreiher, große fucht, uns allgemeine Menschenlos des Wechsels mahnt, wie im Geund fleine, weiße und graue, Jbisse. Marabus und Pelikane, Sees spräch der beiden die Erinnerung an lang bergangene Schönheit aufschwalben, Schlangenhalsvögel, Eulen und Naubvögel, wie Fisch steigt, an jene Lindneraufführung von Händels Schöpfung in der das ist schlicht und warm adler, Weißkopfadler und Brahminenweihe alles friedlich bei Kirche, die alle Herzen feierlich ergriff Wir Menschen schlafen gut ein Drittel unseres Lebens. Es ge- fammen. gefühlt, im besten Sinne des Wortes voltsstückmäßig. Aber die hört mit zu unserem Leben, daß dem Wechiel von Hell und Dunkel, Nicht nur die warmblütigen Tiere, auch die faltblütigen fennen Handlung, die den liebenswürdig versöhnlichen Ausweg findet, im Amte folgt, arbeitet teilvon Tag und Nacht ein Wechsel von Wachsein und Schlaf entspricht. den Schlaf. Die Schildkröte, die Eidechse und der Laubfrosch halten daß der Sohn dem Alten Geschmad Ist es auch bei den Tieren so? Nachtruhe. Auch die Fische. Bewegungslos halten sie sich stunden weis mit verstimmend grellen Farben in dem Ueber den Schlaf der Tiere liegen zahlreiche Berichte ver- lang im Grün der Wasserpflanzen oder über den Steinen des des schlechten Volksstücks. Die tendenziös outrierte Rüdheit der schiedener Tierbeobachter vor, und der bekannte Baseler Zoologe Untergrundes. Jeder Aquariumliebhaber lann diese Beobachtung Berliner Theaterdame, die der Sohn als Braut ins Haus führt Prof. Bichotte hat in einem geistvoll geschriebenen Büchlein machen. Die Kiemendeckel heben und senten sich kaum merklich, fast das hübsche forst so gewandte Fräulein Martolf unterstrich noch lleber den Schlaf der Tiere"( Basel 1916, bei Schwabe u. Co.) ver- bewegungsjos sind die Flossen. Manche Fische lieben es, sich im besonders diesen Ton fällt auch geduldigen Hörern auf die sucht, sich in manchen Fragen zurechtzufinden, die mit dem Schlaf Schlaf aneinander zu lehnen oder sich gegen Schilfstengel und Fels- Nerven. der Tiere zusammenhängen. Nach Zschotte sei bier einiges erzählt. stücke zu stützen. Ich beobachtete längere Zeit ein mit etwa 60 ganz Die beiden Alten, Mufifus und Kantor, waren durch die Herren Daß bei den höheren Tieren, die uns Menschen in ihrem fleinen jungen Malen besetztes Aquarium. Wurde in das Aquarium, Adolf Menzel und Richard Wirth ganz ausgezeichnet vertreten. Körperbau so außerordentlich ähnlich sind, ein regelmäßig wieder- in dem sich außer dem Wasser nichts befand, eine Glasröhre ver- Die seelische Innerlichkeit des Spieles erreichte in jener Szene feſttehrender Schlaf vorhanden sein muß, ist von vornherein vorauszu- senkt, die einen Durchmesser von etwa sieben Millimetern hatte, so lich gehobener Jugend- und Kunsterinnerung den Höhepunkt. Fanny sezen. Namentlich, wenn man daran denkt, daß die höheren Tiere sammelte sich bald der größte Teil der Aalbevölkerung des off traf gut den Ton der nüchternen, verständigen Hausfrau. ein sehr wohl entwickeltes Nervensystem besigen: es sind ja vor Aquariums in dieser Nöhre. Die ziemlich enge Röhre war dicht Alfred Braun fand sich geschickt mit der recht undankbaren Rolle allem die Nervenzellen, die schlafen. Wir wissen, daß die erfüllt von den schwarzen wurmähnlichen fleinen Tierchen, die be- des Sohnes ab. Das Publikum ging dankbar bis zum Schlusse mit. Tiere, mit denen wir zusammenleben, d. h. alle unsere Haustiere, wegungslos in ihrem engen Ruhebett verbarrten. regelmäßig flafen. Hund, Pferd, Kaze- wir fennen sie auch Kriegsfaat. als Schläfer. Auch die Vögel schlafen. Sobald die Dämmerung herabfinkt, zieht der Vogel zu seiner Schlafstelle- ob es der ragende Fels, der Ast eines Baumes, der Spiegel von Teich und See oder eine fleine Schlamminsel ist. Von den Säugetieren und von den Vögeln ist uns auch belannt, daß fie ganz eigentümliche Schlafstellungen haben: der Hund legt sich auf den Boden mit nach vorn gestrecktem Kopf, das Pferd schläft stebend, der Vogel birgt seinen Stopf unter dem Flügel. Fledermäuse hängen sich mit nach unten gerichtetem Kopf zum Schlaf auf. Die fleinen Bapa geien tuen es ebenso. Die Ente, die auf der Wasserfläche schläft, bewegt leise schlagend den einen Fuß und beschreibt ununterbrochen einen Kreis, wie ein einseitig gerudertes Boot. So entgeht die schlafende Ente dem durch Wind oder Strömung drohenden Schiffbruch am Ufer.
Der uns nabe bertvandte Affe pflegt sich auch fein Ruhebett fehr sorgsam zu behüten. Der große menschenähnliche Orang- Utang der Sundainseln baut sich jeden Abend seine Lagerstätte nen. Auf der Krone hoher Bäume biegt er starte este zusammen, durchflicht sie mit abgebrochenen weichbelaubten Zweigen und fleinem Reisig, bis ein fester Siz entsteht, der eine behagliche Nachtruhe gewährt. Auch Gorilla und Schimpanse banen sich Schlafnester. Sie werfen ab gerissene Aeste unordentlich zusammen und ihr Nubebett ist fertig. So stehen diese afrikanischen Menschenaffen in ihren Ansprüchen weit hinter ihrem oftasiatischen Better zurüd. Mit gutem Recht fagt Bicholte, daß der Orang- Utang faft wie ein Träger höherer Affen zivilisation erscheint. Sehr verbreitet ist bei den Tieren die Sitte des geselligen Schlafes. Ganze Schlafverfamminngen finden statt. Bichoffe berichtet fiber die von ihm beobachteten Schlafversammlungen der Fledermäuse in den hochgewölbten unterirdischen Gängen und Grotten von St. Canzian auf dem Triestiner Karst. Zu Tausenden waren da die schlafenden Tierchen aneinder geklammert und fie formten mäche tige Zapfen, die von der Gewölbedecke herabbingen. Auf dem Boden der Höhle aber wachsen die von den Schläfern seit Jahrtausenden abgesetzten Erkremente zu umfangreichen Hügeln heran. Aus ihrem leichten Schlummer werden die Fledermäuse durch den flackernden Fackelschein gestört, den die Besucher in ihr dunkles Schlafgemach gebracht. Lautlos lösten sich die dunklen Zapfen, die aus Stein ges bildet schienen, in ein ganzes Heer von Schatten, die gespenstisch im Bidzadflug unter dem Gewölbe huschten. Die Sitte des Gefellfchaftsschlafes ist auch unter den Vögeln sehr verbreitet. Dohlen und Krähen verlassen am Abend das offene Ackerfeld, auf dem sie nach Nahrung gesucht, sie verlassen Gemäuer und Kirchturm, um zum zu
dt.
Auch Insekten und Spinnen, Krebse, Tintenfische und sogar die Seeanemonen haben einen regelmäßigen Schlaf. Bei den Infelten gibt es auch Schlafversammlungen auf Aesten und Zweigen. Bichotte Langsam scheidet sich in der ungeheuren Ihrischen Flut, die den erwähnt, daß die wilden Bienen des Urwaldes in Klumpen wie Krieg umspült, Festes und Fließendes. Der übermächtige WogenKnoipen und Blüten auf dem Astwert der Bäume ihren Schlaf schwall der ersten Monate ist berrauscht. Das Kriegserlebnis, dahalten. Einige Bienenarten wissen auch so etwas wie ein Nachmittags- mals eine Bewegung des Massengefühls, ist jest Ausfluß einer perschläfchen einzuschätzen. sönlichen Anschauung geworden... Ueber Wert und Unwert der Weltkriegslyrit wurde schon viel geschrieben und gesprochen. Es wäre verschwendete Kraft, darüber noch Worte zu machen. Soviel steht fest: Auch in der Kriegslprit wird wie in der Kunst überhaupt nur dauern, was, nicht beirrt von den Meinungen des Tages, fich zum Mund ungehemmter Menschlichkeit berufen fühlte. Sozialisten dürfen mit berechtigtem Stolz hinweisen auf die Verse, die dem Acer unserer Gesinnungen entsprossen sind. Bis weit in die bürgerlichen Streife hinein wird heute schon anerkannt, daß die Kriegslhrif der deutschen Arbeiter für das Erlebnis unserer Zeit repräsentativ ist,
"
Bir
Der Tierfreund wird sich nun die Frage stellen, ob die Tiere auch träumen. Der Schlaf des Menschen wird regelmäßig durch lebhafte Träume unterbrochen. Manche Leute behaupten allerdings, daß sie niemals träumen. Es ist jedoch schwer zu sagen, ob das wirklich so ist. Denn man vergißt seine Träume sehr bald. Einem jeden ist es gewiß schon aufgefallen, daß er sich zuweilen erst im Laufe des Tages oder sogar erst in den folgenden Tagen eines Traumes erinnerte. Ist es schon schwer, darüber sein Urteil zu fällen, wie es um das Träumen beim Menschen steht, wie viel schwerer muß es sein, zu sagen, ob die Tiere träumen! Für die höheren Tiere werden wir in Analogie mit dem Menschen wohl mit Sprechen in den bei Diederichs in Jena berlegten Büchern ausgutem Recht die Annahme machen dürfen, daß bei ihnen der schließlich jüngere Genossen, so meldet sich nun auch eine Stimme Traum voriommt. Bichotte jagt, daß doch wahrlich eine nur bes aus dem älteren Geschlecht der Partei: Franz Diederich hat scheidene Einbildungskraft dazu gehört, um anzunehmen, daß im Verlag der Buchhandlung Vorwärts, Berlin , der Hund von einem Stnochen träume oder von einem saftigen Stück unter dem bedeutsamen Titel Kriegsfaat" feine Kriegsverse Fleisch, daß ihm im Traum das Bild einer Kaze erscheine, oder des herausgegeben. An Zahl eine spärliche Ernte, noch nicht zwanzig gejagten Hasen, oder die Gestalt seines Herrn und Freundes." Man Gedichte, an Gewicht der Gesinnung und des geistigen Wollens aber hört den Hund im Schlafe zornig fnurren und winseln, man hört ein gar nicht leichtes Buch... Das Kriegserlebnis Diederichs ist fein unterdrücktes Bellen, man sieht ihn mit dem Schwanz webeln. aus rein geistigen Antrieben gespeist. Diederich fennt nicht die Das alles deutet darauf hin, daß der Hund ein Traumleben hat. Kriegswirklichkeit und enthält sich darum aller Schilderungen, die Nach Bichotte scheinen auch die furz abgerissenen Tonstrophen, die realistischen Eindruck vortäuschen sollen. Das ist Ehrlichkeit des Er der auf dem Ast schlafende Bogel erklingen läßt, auf ein Traum- lebens und der Gestaltung. Ihn bewegen die Jdeen, die im Hinterleben hinzudeuten. Eine andere Frage ist es, wie weit das Traum- grund der Tatsachen stehen und die ihres Aufrufs harren. eft in leben der Tiere, vor allem unseres vertrauten Freundes, des Hundes, den Anschauungen und Gesinnungen des Sozialismus und seiner Biele mit dem unfrigen ähnlich ist. Da dürfen wir sagen, daß wohl der wurzelnd, hat der Krieg nicht vermocht, ihm das Gefühl zu verwirren. Unterschied zwischen dem Traumleben der Menschen und demjenigen Diederich hofft auf den Sieg, nicht auf den Sieg im patriotischen Sinn des Hundes derselbe ist, wie zwischen dem wachen Denten des allein, sondern auf den Sieg des sozialistischen Gedankens in der Hundes und dem des Menschen. Der Traum ist ja nichts anderes Welt mit allen feinen Folgen: Brüderlichkeit unter den Menschen, als eine Art Wachsein, ein verzerrtes Denten. Befreiung der tätigen Arbeit, Einigkeit und gegenseitiges Verständnis unter den europäischen Rationen. Er glaub: weiter an die Macht bes einigenden Zieles unserer Bewegung und fordert in anfeuernden, woristarten Strophen zur Erkenntnis dieses Bieles auf. Unser Machtruf heißt: Drganisation!"
So bringt uns das Viele, was wir von Schlaf und Traum bei den Tieren erfahren, das Tier näher, fnüpft fester die verwandtschaftlichen Bande zwischen Mensch und Tier.
Kleines Feuilleton.
meinsamen Schlafplay au fliegen. Sie wählen sich ein leichtes Ge- Charlottenburger Schiller- Theater:„ Das Alter". ber brunit, bie bieje Glimme in alle Berie zu legen, weiß, in
Diesen beiden Themen weiß er immer neue, eindrucksvole Wendungen abzugewinnen, ein Zeichen, wie sehr sie ihm am Herzen liegen. Wir haben alle Ursache, dieser beschwörenden Stimme zu lauschen. Wir freuen uns aber auch der Kraft des Glaubens und in denen von Ausgang dieses Weltfiebers und von der endlichen Ge sundung der Menschheit die Rede ist. Du Glüd, ersehnt in Nacht, sei morgen wahr! Welteinklang will's...
bölz oder eine vorspringende Waldecke als Herberge für die Nacht. Diese thüringische Kleinstadtkomödie bon Paul Quenfet, in Von Geschlecht zu Geschlecht wird an ein und demselben gemein- deren Mittelpunkt der auf die Siebzig gebende Stadtmufitus" famen Ruheplatz für die Nacht festgehalten. Auch Drosseln, Berg Lindner mit seiner bunt zusammengewürfelten Lehrlingstapelle steht, finfen und Stare folgen der Sitte des Geſellſchaftsschlafes. Sie hat Tugenden und Fehler eines Wolfsstücks. Der übersprudelnd opti Die rein intellettnelle Dichtung Diederichs ist nicht leicht auf drängen fich in dichten Scharen im Gezweig zum Schlaf zusammen. mistische Alte, sein braves Hausmütterchen, sein flug- bescheidener Andere, wie die Rebhühner, bilden int Schlaf einen Jugendfreund und stiller Kunstgenosse der Kantor, find unverschnörtelt zunehmen. Ihr Mangel an anschauender Sinnlichfeit fann auch Kreis, wobei jedes einzelne Tier ben Stopf nach außen flar geschaute, gemütvoll nachempfundene Gestalten. Ein freundlich durch das Streben nach dem erlesenen Wort nicht ausgeglichen wendet. Sie schützen fich vielleicht auf diese Weise menschlicher Humor mischt da die Farben und versteht es, bei aller werden. Eine gewisse Härte und Spröde ist zu überwinden, aber gegen die Gefahr, die ihnen drohen fönnte. das eigensinnigen Unvernunft der Hauptfigur, im Zuschauer die Sym- diese Arbeit lohnt sich. Wer sich die Verse Diederichs erarbeitet hat, großartigste Bild einer Schlafverfammlung von Vögeln hat der pathien für sie wachzuhalten. Der gute Lindner will den Dirigenten dem werden sie in manchem Gedanken eine Sicherheit wiedergeben, Freiburger Zoologe Doflein auf Grund eigener Beobachtungen im stab, den er Jahrzehnte führte, nicht aus den schwachgetvordenen die vielleicht im Chaos dieser Zeit verloren zu geben drohte. nördlichen Ceylon entworfen. Des Abends zieht die bunt befteberte Händen legen. Die Begeisterung für Kunst strömt nach wie vor Wir empfehlen das auch buchtechnisch sehr gute Versbuch Franz - nach im Herzen und gilt ihm als bollwertiges Beugnis, daß Diederichs und wollen mit dem Dichter hoffen. daß die von ihm in Vogelwelt des Dichungels nach einem ruhigen Schlafplas flachen Schlamminseln, die aus dem untiefen Wasser hervorragen. einzig neidischer Banaufenfinn den Gedanken fassen konnte, ihm die aufgeriffenen Furchen der Zeit gestreute Kriegsfaat bald, recht Es kommen Vögel zusammen, die sich am Tage beftig befehdet, um bei der Neuwahl einen Jüngeren vorzuziehen. Wie sein besonnener bald die erfehnte Friedensernte bringen wirb ziehung. Doch das wurde jetzt besser. Er seufzte wieder:| zu, daß es klappte.„ Tu Er das heilige Buch an seinen Ort Werbeoffizier! Fritz!" befahl er und hing anzüglich und nachdrücklich die Ihm, Sein Geschmack war es gerade nicht, mit Zücken und Mahnung an:" Ehret dic, so euch vorgefehet sind! Quergängereien arme Menschen einzufangen. Doch das Wohl Friz, wär's besser gewesen, Er wär' mehr in die Kirch' gebes Ganzen helschte Gehorsant und Unterordnung; anders gangen Er fann nicht gut beten im Zon!-benn an den lebte der Mensch nicht im Leben.. Neckar , Kiesel schmeißen! Nun muß ich reiten, Dorothea," er wandte sich und nahm Hut und Degen. Sie gingen mit ihm vor die Tür.
6]
Ums Menschentum.
-
-
b
r.
Ein Schiller- Roman von Walter von Mo1o. Die derben Schuhe lärmten wieder ein paarmal hin und her, dann legte er entschlossen Hut und Degen auf die Bank und sah ernst zu den Kindern, denen ums Christfest bangte. Er schlug energisch Feuer und zündete die vier Lichtlein „ Das liebe Christkindlein kommet eventuell auch früher," sagte aus Unschlitt an, die das Tännlein schmückte. Das ist die er feierlich, wenn gläubige Christen bitten und brave Kinder neueste mode," sagte er wohlgefällig und fah, wie die Alepfel Als er auf dem struppigen Gaule faß und sich fest in im Hause find. Soll ich," schloß er, sich wendend, einen und Nüsse im Harzigen Grün schwankten, man muß mit der den strohumsponnenen Bügeln zurecht schob, musterte er noch früher angefangenen Gedankenweg ab, der zu Frau Dorotheas fütür gehen." Vor dem Fenster wisperten die Seinderstimmen einmal bedenfjam das hochgiebelige Häuschen mit den RiegelMeinung führte, soll ich opponieren, damit es mir gehet wie und stampfte der Gaul. Dorothea!" rief Kaspar Schiller wänden, das sie nun berlassen mußten. So was umschließet Herrn Rieger? Auf offner Parade hat ihm der Herzog die und gab dem Wachsenglein auf dem Tannenwipfel einen den Menschen und heget ihn und er meint, es set sein Alles. Orden abgerissen und ihn degradieret. Soll ich auch im Stoß mit der Degenspitze, damit es schwankend schwebte Dann ziehet er fort und das Haus macht's dem andern, der Hohentwiel Quartier nehmen?" das schuf mehr Jlusion.„ Das Christkindlein war schon da; nachfolget, ebenso. Ja, Frigle", sagte er mit Nachdruck, als habet ihr es nicht davonfliegen sehen?" er die großen Augen seines Buben sah, mun kommet Er unter meine Zucht!- Lebet wohl!" Mit der Hand grüßend, ritt er davon. Die Hufschläge verhallten. Die Dreie liefen verstört ins armselige Kodweiß- Logis.
„ Herr von Rieger hat mit Preußen tonspirieret", mahnte zag Frau Dorothea, und wußte, daß ihre Worte nichts nügten.
" Sagt man!" Er blieb heftig stehen. Und was hat der Oberamtmann Huber getan, der den Landtag beriet? Er sizet auch!"
Sie schwieg und streichelte sorgsam ihres Buben Kopf. Der hob sich mit einem Male und fragte mit Kinderfreimut: " Derf denn der Herzich das mache?"
Aber Friple", sprach die Mutter wohlgefällig und erschrocken, er ist doch Herr über Leben und Tod, er darf alles! Wie kannst denn so dumm fragen?"
und
-
Schon wurde das aufgeregte Bappeln der Kinderbeine im Vorraum hörbar. Kinder," sagte die gütige Stimme der Mutter, am Ende hat's ein paar Sternle vom Himmel aufs Bäumle g'hängt? Gucket nur fleißig!"
-
„ Ach, ischt das schön!" sagte Phinele. Sie standen mit ehrfurchtsvoll erhobenen Blicken in der Tür. Tiefgerührt sah Fritz Schiller und das Phinele lagen im Teise wanderndie Mutter ihren Fritz: der hatte mit Inbrunst die kleinen den Schatten der Riesenlinde, hinter sich das alte Gemäuer Hände gefaltet und das rötlichgelbe Haar umwallte seine des zerstörten Klosters Lorch , unb horchten des Vaters feine, weiße Stirn. Die frommen blauen Augen sahen andächtig zum Lichte empor. Wie selber ein Englein stand er vor dem Weihnachtsbaum.
"
,, Weil dann kei Unterschied ischt zwischen' em Herrgöttle Frig," sagte der Vater ernst und gesammelt, bring' Er mir die alt' Bibel!" ,, Dorothea, geh' mit den Kinders auf die Gasse!" sagte Frau Dorothea tat haftig die Schürze ab und fühlte, ob Vater Schiller rasch, ehe das finnierende Söhnlein zu Ende ihre Haube zur Andacht in Ordnung fäße. Sie nieten in tam. Ich will mit dem Christkindlein reden und es um Ver- einer Reihe vor dem vorzeitigen Weihnachtsbaum, und die zeihung bitten, daß ich einen so unheiligen Buben hab!" Er Wethe der einsamen Stunde floß auf sie nieder. Der Vater sah strenge das Kind an und nickte seiner Frau bedeutend zu: betete mit lauter Stimme vor: wir müssen uns eilen!
" Des hätt'scht net sage solle," flüsterte Phinele dem Bruder zu.
Sie gingen. ,, Aber marschieret nicht zu den Großeltern," rief ihnen Kaspar Schiller nach und setzte, etwas pharisäerisch, hinzu: ,, es wird sonst zu spät."
... Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertrauet war, erfand sich's, daß sie schwanger war vom heiligen Geist. Doch der Engel des Herrn sprach:" Sie wird einen Sohn gebären, des Namen sollst du Jesus heißen; denn er wird sein Volk selig machen, von ihren Sünden..."
Frau Dorotheas friedliches Glaubenswort
Stimme, die belehrend zu ihnen sprach. Raspar Schiller war behaglich im Grafe gelagert und schmauchte sein Pfeiflein. Im gesegneten Remstal läuteten feierlich die Sonntagsglocken und die Mücken summten den Chor dazu in die Sommerluft.
" Ja, Sinders," sprach Vater Schiller, der Herr Dberamtmann, mein Freund, hat's erzählt und ich weiß es auch von anderen Quellen: Hier vorbei haben sie, bei Nacht und Fackelschein, vom Hohenstaufen herüber, die Leiche der schönen Fren' getragen. Die Käuzlein mögen gejammert haben ob dem graufigen Bild. Das ist lange Jahrhunderte her, vermerket euch die Geschichte im Gedächtnis!"
Langsam drehte sich Frizz Schiller im Grase um und maß scheu die dunkle, eisenvergitterte Lücke des alten Rundturms, der friedlich ins Blaue ragte. Dort mochten um die Mitterund der nachtsstunde die Seelen der Toten stöhnen, aus den tiefen Kinder helle Stimmlein flappten nach:... von ihren Steingrüften herauf zum ewig verlorenen Erdenlicht. War dies das Ziel, zu dem Gott die Seinen auf blutvollen Wegen Kaspar Schiller fah zum Bäumchen auf, das den Abend Sünden." hätte in Ruhe segnen sollen und dachte seines Sohnes. Was„ Haltet immerdar Gottes Gebote!" sagte der Vater und führte? Schauder und Anbetung schüttelten ihn. Ueber der sich der kleine Fant für Gedanken machte? Vater Schiller wischte, sich erhebend, die Stnic. Er füßte verehrungsvoll die blitzerschlagenen, unverdrossen blühenden Linde, deren Stamm jeufste: Dian mertte eben den Mangel der väterlichen Er- Iverblichene Sette, die er abgelejen hatte, und schlug bie Bibel fich nicht umfangen ließ, tirrte ein Geierfchret.( Sorts. folgt.)