Nr. 275.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Volkszählung einst und jetzt.

Freitag, 1. Dezember.

Inwieweit diese hier aufgezeigte Entwickelungslinie mit der werden. Auch die unterscheidenden Merkmale liegen auf der Hand: Im Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht sprach der vor allem kann die Maschine nur die Vorbedingungen schaffen, die Professor Kammerer, die bekannte Autorität auf dem Gebiete des bas bewußte Eingreifen des Menschen in sozialen Fortschritt umzu Maschinenbaus, am Mittwoch über dieses Thema. wandeln hat.

Die Notwendigkeit der Maschinenarbeit. fozialistischen Auffaſſung übereinstimmt, braucht nicht geſagt zu

Das 19. Jahrhundert war von gärender Entwicklung so erfüllt, war so voll Unrast und so überschüttet mit häßlichen Neben erscheinungen dieser Entwicklung, daß viele daran verzweifelten, ob je wieder so harmonische Zeiten kommen könnten, wie sie das Zeit­alter des Perikles oder des Goethe waren.

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Kleines Feuilleton.

Am Freitag, dem 1. Dezember d. J., mitten im Kriege, findet in Deutschland   eine Volkszählung statt. Sie ist bedeutungsvoller als die sonstigen Volkszählungen, die bisher in den letzten Jahr­zehnten alle fünf Jahre vollzogen wurden. Denn diese neue Zäh­lung soll dem Kriegsernährungsamte für seine Ernährungspläne feste statistische Unterlagen geben. Gezählt werden alle in der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember ortsanwesenden Personen, und zwar wird, wie üblich, gefragt nach dem Namen, Alter, Geschlecht, Beruf, nach der Staatsangehörigkeit, nach der Sieht man von den wenig erfreulichen politischen Zuständen der Eine drahtlose Fernmeldung für die Mondbewohner. Religion, nach dem Wohnort, nach gewissen förperlichen Hellenischen Kleinstaaten ab, so ist das Bild des Perikleischen Zeit- Den pythagoreischen Lehrsatz an die Bewohner des Mondes Mängeln usw. Alle vor dem 1. Dezember 1899 geborenen männ- alters ein harmonisches, denn die Grundlage der damaligen Kultur drahtlos zu telegraphieren, diesen originellen Vorschlag hat vor etwa lichen Personen haben auch über ihr Militärverhältnis Auskunft zu war eine einheitlich künstlerische, und der freie Bürger Athens   be- hundert Jahren der Münchener   Astronomieprofessor Franz von Gruit­geben. Berichtet muß auch werden über Militärpensionen und saß die Mittel und die Muße, Körper und Geist zu pflegen. Es huisen gemacht. Heute lächeln wir über dieses Projekt, das damals Militärrenten. Ueber alle diese Angaben wird Stillschweigen ge- darf aber eines nicht vergessen werden: auf einen freien Athener   allen Ernstes auseinandergesetzt und auch für durchführbar gehalten wahrt. Die Zähler, die wieder die Zählung, die auf Zählkarten tamen 20 Sklaven; deren Unterhaltung war leicht in einem Klima wurde. Prof. v. Gruithusen, den man heute eher als Original denn erfolgt, vorzunehmen haben, sind zur Amtsverschwiegenheit ver- und auf einem Boden, die für wenig Arbeit vielen Ertrag bringen als Wissenschaftler ansehen würde, war ein eifriger Mondbeobachter. pflichtet. Wie groß die Zahl der Zähler ist, die ehrenamtlich ihres und wo weder eine feste noch eine warme Behausung unerbittliche Während seiner Forschungen waren ihm auf dem Mond Dinge aufgefallen, Amtes walten, geht daraus hervor, daß allein in Berlin   etwa Lebensnotwendigkeiten sind. die andere Professoren auch mit besseren Fernrohren nicht hatten beob 5000 in Bewegung gesetzt werden. Da viel Lehrer und Schüler Es mag sein, daß die Sklaven jener Zeit bei auskömmlicher achten können. Daß er die Dinge sah, das lag, so erklärte er selbst, höherer Lehranstalten darunter sind, wird der Schulunterricht an Nahrung und mäßiger Arbeitsbelastung ihr Leben nicht als drückend an seinem vorzüglichen Auge, das dreimal besser und schärfer als diesem Tage ausfallen. empfanden; sicherlich haben viele Arbeiter unserer Zeit mehr An- das anderer Leute sähe. Er sah Nebel und Wolken auf dem Mond Solche Volkszählungen sind keine Errungenschaft der neuen Zeit, strengungen und dürftigeren Unterhalt. Trozdem würde sicherlich kein ein Beweis, daß es Wasser dort oben gäbe und damit auch Vege­wenn sie auch erst in den letzten Jahrzehnten immer mehr ausge- Proletarier der Gegenwart mit einem antiken tauschen; denn tation, er sah Balmenwälder und Felder mit Riesenfarnkräutern baut und damit voltswirtschaftlichen und sozialen Zwecken dienstbar mag sein Leben auch härter sein, so sieht er immerhin eine gewisse und durch diese Wälder führten die Waldgeiäumte oder Waldalleen, gemacht worden sind. An sich sind Volkszählungen schon aus dem Freiheit des Aufstieges, wenn auch nicht für sich, so doch für seine für die er die sogenannten Mondrillen hielt. Und daß die Wald­grauen Altertum bekannt. Die Chinesen zählten schon ihre Leute, Sinder, vor sich. Solcher Aufstieg aber war den hellenischen Sklaven alleen meist schuurgrade gingen, war ihm ein Beweis dafür, daß auch die Aepypter und die Juden. In Rom   und Griechen- und ihren Nachkommen völlig veriperrt. nur Wesen diese Straßen anlegen konnten, die denken konnten: also land stente man Bürgerlisten auf, und vom Kaiser Aufbau einer Kultur auf Sklavenwirtschaft wäre ganz undenkbar Mondmenschen. Augustus berichten ja die Evangelien, daß er ein ein Gebot in einem Staat, der auf allgemeine Wehrpflicht aufgebaut ist und ausgehen ließ, daß alle Welt geschäzet würde und, so wird hinzu- im Begriff ist, allgemeine Arbeitspflicht, wenigstens während des gefügt: Die Schäzung war die allererste und geschah zu der Krieges, einzuführen. Daß das Eristenzminimum oder anders aus Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien   war." Damals mußten, gedrückt der Mindestarbeitsaufwand für den Lebensunterhalt in wie wir weiter aus der biblischen Geschichte erfahren, alle Ein- unserem Klima sehr viel höher sein muß als an den Gestaden des wohner sich an den Ort ihrer Geburt begeben, um sich dort zählen Mittelmeeres, ist zu selbstverständlich, als daß es irgend einer Be­zu laffen. Eine etwas umständliche Methode, die infolgedessen gründung bedürfte. Wochen und Monate in Anspruch nahm. Später im Mittelalter Sehr viel näher als die hellenische Zeit liegt uns das Zeitalter ging man auch in Deutschland   zu Volkszählungen über, die sich aber Goethes. Hier fallen bei einem Vergleich die klimatischen Unter­nur auf einige aufstrebende Städte, nicht aufs ganze Reich er- ichiede ganz, und die sozialen zum guten Teil. streďten. So wird uns von einer Volkszählung in Nürnberg   im Im Spiegel Goethescher Anschauung gesehen, erscheint uns das Jahre 1449 berichtet, von einer solchen in Straßburg   im Jahre 1475 Weimaraner Leben als das behäbige, ruhevolle einer stillen Klein­und so fort. Erst im achtzehnten Jahrhundert kam man zur ersten stadt, das Muße genug für literarisches und musikalisches Schaffen allgemeinen Volkszählung. und Verstehen bot. Bei einem Vergleich mit unserer Zeit müssen wir uns daran erinnern, daß Weimar   damals nicht viel mehr als 2000 Einwohner hatte und heute mehr als 30 000 zählt; die Be­völkerung Deutschlands   aber stieg von 23 Millionen damals auf 67 Millionen heute.

In Breußen und Hessen   wurde das Volk gezählt, auch in Sachsen   und Thüringen  . Auch von einer schwedischen Volkszählung weiß die Chronit zu erzählen. Aber die Angaben dieser Zählungen waren noch sehr ungenau und oft nur Schäzungen.

Erst im 19. Jahrhundert tamen technisch vollkommene Volks zählungen zustande. Im deutschen   Zollverein zählte man seit 1834, und zwar alle drei Jahre am 3. Dezember. Man suchte absichtlich diesen Dezembertag als Stichtag aus, weil diese Zeit als stille Jahreszeit gilt, in der die meisten Einwohner an ihrem Wohnort bleiben. Diesem Brauche, an einem der ersten Dezembertage zu zählen, ist man treu geblieben. Während in Deutschland   und auch in Frankreich   alle fünf Jahre gezählt wird, lassen sich andere Staaten mehr Zeit. Die Vereinigten Staaten   von Nordamerila kommen zum Beispiel nur alle zehn Jahre dazu. In Italien   hat man seit fast vierzig Jahren feine Zählung vorgenommen. Aehnlich liegen die Dinge in Rußland  .

Bon besonderem Wert war die letzte deutsche   Volkszählung vom Jahre 1910. Sie förderte eine Fülle von wertvollem statistischen Material zutage. Belief sich die Bevölkerung Deutschlands   im Jahr 1905 noch auf 60 314 000 Personen, so war sie fünf Jahre später schon auf 64 925 993 Personen gestiegen.

Wie das möglich ist, wurde an zahlreichen Beispielen aus den verschiedensten Sondergebieten der Technik gezeigt.

Diese Mondbewohner, die er noch zu sehen hoffte, wenn sie in Maffen die Waldalleen hinzögen, waren nach seiner Meinung vor­zügliche Baumeister. 1822 beobachtete er ein Kunstmonument, das den Eindruck einer Stadt aus der Vogelperspektive machte. Er unterschied sogar eine alte und neue Stadt, sah ein Gebäude, aus dem Rauch und Dampf fam, wohl eine Fabrit usw. Diese Beobachtungen, die er in wissenschaftlichen Blättern veröffentlichte, brachten ihn schließlich auf die Idee, mit den Mondleuten in Telegrammverkehr zu treten. Mit Runkelrüben wollte er in riefigen Strichen und Lettern den pythagoreischen Lehrsatz auf die Erde zeichnen und den Mondleuten fagen, daß das Quadrat über der Hypothenuse eines rechtwinkligen Dreiecks gerade io groß ist wie die Summe der Quadrate über den Katheten. Die Mondmenschen haben aber zu seinem Schmerz nicht darauf reagiert.

Notizen.

- Der führende Theaterkaufmann Deutsch  . Der Ertrag der Landwirtschaft und des bescheidenen Gewerbe- lands. Adolf Sliwinsti ist gestorben. Ein Theaterkaufmann? betriebes um 1800 reichte aus für den den Unterhalt der damaligen fragt der naive Zuschauer, der immer noch glaubt, das Theater fei dünnen Bevölkerung. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts wurde eine Angelegenheit des Dichters und des Volfes, zwischen denen als der Ertrag der Landwirtschaft auf das Vielfache und der der mehr oder weniger notwendiges Uebel der Direktor stehe. Was hat Industrie auf das Mehrhundertfache des damaligen Gewerbe- da noch ein Theater kaufmann zu suchen? Nun, das Theater ist ertrages gesteigert; nur so war es möglich, der auf das dreifache heute eine tapitalistische Unternehmung, und zwischen Produzenten gesteigerten Bevölkerung Unterhalt zu gewähren. Wollte man heute und Konsumenten schiebt sich der vermittelnde Handel ein. Er in­die Spindeln von Hand drehen, die Weberschiffchen mit der Hand vestiert Kapital in diesen oder jenen Autoren, gibt ihnen Vorschüsse, ihre Dramen, indem er die Bühnen von sich werfen, die Felder mit dem Ochsenpflug bearbeiten, das Papier mit vertreibt dem Handsieb schöpfen, das Eisen mit dem Handhammer schmieden, dann abhängig macht( will eine Bühne ein gutgehendes Stück, in den Kauf nehmen), wäre Deutschland   längst ein Land geworden, wie es heute etwa muß sie drei schlechtere mit Galizien   oder Serbien   ist: ein armes Land, das seinen Bevölkerungs- oder auch eigene gründet. Hat der Theaterkaufmann die richtige überschuß nach Amerika   auswandern lassen muß. Der Unterhalt für Nase und die übliche geschäftliche Tüchtigkeit" und Rücksichtslosigkeit, ein Volf von nahezu 70 Millionen fonnte nur gewonnen werden so fann er der Beherrscher der Bühnen eines Landes werden. durch Nußbarmachung aller Naturkräfte. Sliwinski, der in den alten Theaterverlag Felir Bloch Erben eingeheiratet hatte, war noch nicht so weit gelommen. Aber sein Einfluß auf die deutsche Bühnengestaltung war groß genug. Er hat Neben diesen großen Volkszählungen wird der Bevölkerungs- Der daraus gewonnene Ueberblick zeigt, daß auf einigen Ge- Hauptmann, Fulda  , Blumenthal, Schönthan, Rößler gemanaget, stand natürlich dauernd kontrolliert. Manche großen Städte, zum bieten fast alle rohe Muskelarbeit dem Menschen abgenommen und er hat vor allem den Bühnenvertrieb der autorisierten deutschen  Beispiel Berlin  , zählen ihre Bevölkerung allmonatlich nach ihren den Maschinen aufgebürdet ist, daß auf anderen Gebieten diese Auf- Jbien- Ausgabe in Händen gehabt, er hat die Hochkonjunktur in Deutschland   gemacht. Meldelisten. So wurde im Jahre 1914 für Deutschland   ein un- gabe vorerst nur teilweise gelöst ist. Noch wirkt vielfach der Mensch des französischen   Amüsierschwants das aber hat er als Handlanger der Maschine; das Ziel muß sein, daß er nur noch Vor deutsche   Volk mit der gefährer Bevölkerungsstand von 67 812 000 Perfonen festgestellt. Die Aufrechnung der Ergebnisse der einzelnen Bundesstaaten ihr Steuermann ist. Nicht als stumpfsinnige Mustelmaschine darf Operette gesegnet: von der Lustigen Witwe bis zum jüngsten nahm sonst immer einen ziemlich langen Zeitraum in Anspruch. der Mensch verwendet werden; in Zukunft wird nur für hochwertige Gilbert( oder heißt es jetzt wieder anders?) hat er Jahr für Jahr Meist wurde erst im Februar des darauffolgenden Jahres der Aus- Arbeit Platz sein. dafür gesorgt, daß das liebe Publitum weiter mit diesen Kultur­gang der Dezemberzählung endgültig bekanntgegeben. Da man auf Mehr als je zuvor wird Deutschland   in Zukunft Haus halten lerrungenschaften versehen wurde. Der Erfolg war groß. Denn gewisse Zählergebnisse aber diesmal wartet, wird die Abrechnung müssen. Es wird in das Ausland nur hoch veredelte Waren senden geht der Betrieb, so ist mit dem Theater viel Geld zu gewinnen. ficherlich beschleunigt werden, so daß noch Ende Dezember die ersten dürfen. Es wird mit seiner Menschenkraft sparen müssen und sie Herr Sliwinski wird in einer fünftigen Geschichte des kapitalistischen großen Zahlen herauskommen werden. Neben der Volkszählung nur für feinste und beste Arbeit verwenden dürfen, die Ueberlegung Theaterbetriebes keine kleine Rolle spielen. geht noch, das fei ergänzend bemerkt, am gleichen Tage eine Klein- und Geschmack erfordert. Es wird mehr als je zuvor die ihm vichzählung, bei der die Haustiere gezählt werden. verfügbaren Naturfräfte umfangreich und sparsam zugleich sich dienstbar machen müssen und mit Hilfe seiner Maschinen über die Materie Herrschen müssen. Nur dann wird es die Muße haben, Wissenschaften und Künste zu pflegen und ein Zeitalter heraufzu­führen, das sich früheren ebenbürtig zur Seite stellen darf.

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Ums Menschentum.

O. K.

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allem

Eine Gedächtnisfeier für Lily Braun   ver anstaltet die Deutsche Gesellschaft für Mutter- und Kindesrecht am Sonntag, den 3. Dez., nachm. 25 r, im Bechsteinsaal, Link­straße 42. Adele Schreiber   hält die Gedenkrede, Friedrich Kayẞler  liest aus Lily Brauns Werken vor. Karten bei Bote u. Bock und bei A. Wertheim.

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Was war das für ein Funkeln in des Schillerischen Buben| dante hole lassen. Mein Mann hat den Friz im Wirtshaus Blick gewesen? Zum fürchten! versteckt gehalte; ihn hat schon' was geahnet, der Herzog Immer hastiger wurden seine davoneilenden Tritte, immer aber hat ihn gleich mit seiner Ungnad ang'fahre: warum Ein Schiller- Roman von Walter von MoI o. mehr flog der Staub. verheimlichet Er mir Seinen zweiten Sohn? Der Frig bleibt Herr Hauptmann!" schrie Fritz Schiller, troßdem ihn der auch da, daß Er's weiß! Und weg war's Büble! Ist das andere noch nicht hören konnte, wo ist der Friz?" Die Kaffeestunde bei Frau Dorothea dauerte heute ganz eine Gerechtigkeit? Sein altes Röckle hat er an und die Unberührt wandelte Christian Daniel von Hoven seinen ungebührlich lang. Die Mütschele" waren so fnusperig ge- halbreinen Strümpf'. Hab' ich g'wußt, daß er vor den Herzog Weg; es war wie Bligen auf ihm, wenn ihn die Sonne traf, worden, daß man sich schwer trennen konnte und dann hatte kommt?" und wie Düſternis, wenn ihn der Schatten der gleichmäßig die Frau Hauptmann von Hoven noch so vieles zu bereden, Warum hat der Herr Hauptmann den Frik mit­Derteilten Alleebäume deckte. Wie schnelles Wetterleuchten in daß sie damit gar nicht zu Ende fam. Es war ein rechter genommen?" dunkler Nacht. Unaufhaltsam fam er näher, nun unterschied Jammer, das Leben im allgemeinen und das ihre be- Ja, warum? Da frage Sie gut. Weil der Auguscht man bereits die scharlachroten Schoßumschläge und die blinkenden sonders. soviel g'weint hat; wir hätten ihn nicht aus dem Stüble Bleiknöpfe der Uniform. Frik Schillers Gesicht wurde dunkel-" Ja, Frau Schiller  , zugegeben: Sie haben Ihren Herrn' naus'bracht, gewiß wahr, wir hätte ihn nicht' nausbracht', rot. Wo ist mein Frit?" fragte er zag und hätte Tränen Vater durch tödlichen Abgang verloren, aber der Berluscht wär' nicht der Friz mit'gange; nicht möglich wär's g'wese! im bangen Auge. betrifft nicht eine junge Streatur, wie es meine zwei Büble Ja, ja! Schentet Sie mir noch ein Maul voll Staffee Herr Hauptmann von Hoven gab keine Antwort, er waren. Ihnen sind Ihre Kinder gebliebe, bei mir iſcht's leer ein? Ja? Ich bin schwach im Gedärm." Sie schnupfte. marschierte, geradeaus mit den Augen, vorbei, als hätte er wie in einer ausgemordeten Hühnerschteig'.-Immer hab und glaubet Sie mir: Er spielet sich bloß mit unserem einen scharf visierten Richtungspunkt vor sich. Bloß der Staub ich's dem Hoven g'sagt, er solle den Auguscht nicht auf die Blut. Die Lebensgaloppade hat er satt, jetzt fanget der wirbelte unter seinen Tritten. Solitüd' gebe, aber er hat sich gefürchtet, weil des Herzogs Auf- Schulmeischter an. Es gibt ein fein's Sprichwörtle, das forderung an alle Offiziers ging, so überhaupt Söhne haben. heißet:" Junge Huren alte Betschwestern!" und stimmet auf Wartet nur, ihr kommet auch noch an die Reih'! Passet nur ihn. Uebrigens, Frau Schiller  ," sie legte sich breit über das auf! Ich will nichts g'sagt habe, aber ich weiß, was ich neue Tischtuch und ihre vorgeschobenen Lippen erhofften köst­weiß." lichen Tratschgenuß, wisse Sie schon, die neueschte chronique ,, Mir hat mein Eheherr bis heute nichts davon erzählet," scandaleuse von der Freifrau von Leutrum?" Fritz Schillers Beine regten sich, mit langen Säßen sagte Frau Dorothea. Er ist unwirsch in letzter Zeit, weil Frau Schiller   wurde rot und sagte vorsichtig:" Ich rannte er hinter dem Vater seines Freundes drein. Er bekam ihn die Gicht wieder plaget; da hätt er schon' was aus meine, der Perrüquier hat gestern meinem Mann davon be­den Rockschoß zu fassen und ließ ihn nicht. Wo ist mein plaudert, wenn er was wüßt. Nichts hat er g'sagt, gar richtet. Sie ist geboren in Adelmannsfelden  ?" Friz? Geben Sie Antwort!" sagte er nunmehr trogig und nichts!" ,, Er hat sie furzweg in seine Karosse zu Bayreuth   gehobe entschlossen. Ich will's wissen!" " Ihr werdet's schon merke am eignen Leib, wenn Ihr und sans façon( ohne weiteres) in die Favorite entführet, wo Der Herr Herzog hat meine beiden Söhne aller- widerschtehet. Es laufe genug in Lumpe herum und betteln, er mit ihr abgestiege ischt, wohlgemerkt: nur vor eine gnädigst auf der Solitüde behalten. Laß' Er meinen Rock so einstmals eine Kompagnie führeten. Er ist ein gemeiner Nacht! Gebetet werd'n die zwei net habe! Und jetzt wohnet, Los!" Todtraurig war des starken Mannes Stimme und Kerl, mit permission zu sagen, der Herzog," sie sah scheu fie bei ihm im Schloß, wer weiß auf wie lange? Bis eb'n seine Augen sahen vorbei. Der Frik läßt Ihn schön grüßen: herum und entschuldigte sich unsicher vor dem eigenen Tri- die Nächste kommt." Sie nahm die Hand der Frau es ist ein bonheur für ihn." Taktmäßig schritten die pappe- bunal: Es höret uns ja niemand. War das nicht gemein Schiller und tätschelte sie liebevoll, als gehörte sie der Frau gefütterten Gamaschen weiter. mit dem Schubart? War das nobel? Hat er seine Orga- von Leutrum und wäre sie der Herzog. Dem Schuster sein " Der Frizz hat's aber nicht gewollt! Und Sie auch nicht, nischte zur Moral zu erziehe? Kümmeret es ihn, daß der Bärbele hat auch ein Kind von ihm, wisset Sie schon?" Frau Herr Hauptmann! Warum lügen Sie jetzt und sagen, es sei Schubart Weib und Kinder hat und sonscht' rum amourieret? bon Hoven schnupfte von neuem. ein bonheur? Lügen ist klein und häßlich!" Er kehr' vor seiner eigenen Tür. Wie hat er's denn uns Das gehet doch nicht, nach den Grundsägen der Re­Moderier' Er sich gefälligst!" Herr von Hoven blieb un- getan?" Die neu gesteckte Haube zitterte über den er- ligion nicht!" sagte Frau Schiller  , die aufmerksam zugehorcht willig stehen und maß den Erregten von unten bis oben. Er regten Backen, die unablässig hin und wider gingen wie ein hatte und mit ihrem Kopfe noch beim vorhergehenden Saze sah thränenübergossene Bubenaugen weit aufgetan auch sein geschäftiger Blasebalg." Raum hatt er auf seiner ver- war. Die Freifrau muß sich zuvor durch evangelische Schei­Weltester mochte jetzt weinen. Das fiel ihm schwer aufs Herz dächtigen Solitud' erfahren, daß wir noch ein älteres dung von ihrem Manne trennen..." and bedrückte ihn. Er senkte den Kopf und ging rasch weiter. Söhnle hätten, das mit wäre, hat er's sofort vom Inten­Forts. folgt.)

Herr Hauptmann! Herr Hauptmann! So reden Sie doch!" ,, Du wirscht dir' was zuziehe," murrte Elwert etwas un­sicher geworden und sah ängstlich den Freund an, der wild dem Offizier nachblickte.

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