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Nr. 8.

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Mittwoch, 18. Oktober.

1876.

Parteigenossen! Der Wahlkampf hat begonnen. Um ihn erfolgreich durchführen zu können, brauchen wir Geld mehr Geld als bisher! Thue Jeder von Euch seine Schuldigkeit. Ermahnt Eure Freunde, welche diei Freunde der Sache des arbeitenden Volkes sind, daß sie diesmal helfend und fördernd in die Bewegung ein­greifen. Gilt es doch, bei Gelegenheit der Reichstagswahlen die Gegner des arbeitenden Volkes aus allen? Positionen zu verdrängen und zugleich Heerschau über unsere Partei zu halten.

Gedenket also des Kampfes und der schon gemaßregelten Kämpfer! Alle Gelder sind zu senden an Aug. Geib  , Hamburg, Rödingsmarkt 12. Hamburg, 12. Oktober 1876.

Die verkehrte Welt.

C.

G. W. Hartmann. H. Brasch. A. Geib. G. Derossi. J. Auer.

Wer kennt nicht das Mährchen von der verkehrten Welt", in dem das Wild die Jäger jagt, und die Spitzbuben und Räuber den Richtern und der Polizei den Prozeß machen und sie ins- Gefängniß stecken? Das Mährchen? sagten wir. Ist es denn

wirklich ein Mährchen?

Nicht ein Mährchenbuch, sondern eine realpolitische, national­liberale Zeitung ganz neuen Datums erzählt:

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sich veranlaßt, ihre Taschen fest zuzuhalten, so daß die menschen-| Vernet, überträgt wegen Ermüdung die Verlesung seines Be- v freundlichen Gründer"-Finger nicht eindringen können. Die richtes an Chartier: die Prudhommes sollen die Schwierigkeiten, Besitzer der betreffenden Finger finden sich in ihrem Geschäft welche sich zwischen Kapital und Arbeit erheben, so lange diese geschädigt"- in dem Geschäft", die Taschen des Publikums vom noch von einander getrennt sind, ebnen und den Arbeiterasso­ciationen die Mittel zum selbständigen Arbeitsbetriebe schaffen; überflüssigen Geld zu befreien- und erheben Klage. Und der unglückliche Redakteur wird von den Richtern ver- sie sollen die Differenzen zwischen den beiden Hauptfaktoren dev urtheilt. Produktion ausgleichen. Die Arbeiter verlangen das Recht, e Die Gründer", die 3,220,000 Mark ergründert haben, sind giltige Verträge über die Arbeitstarife unter sich und mit den Arbeitgebern abzuschließen, das ihnen durch das Gesetz   vone Döbeln, 4. Oktober. Ein Gründerprozeß, aber kein nicht die Angeklagten, sondern die Ankläger. Der Redakteur, welcher die Ergründerung von drei und einer 1871 vorenthalten ist. Nach der Beseitigung dieser Freiheits solcher, bei welchem der Staatsanwalt die Herren Gründer beim viertel Million Mark für verwerflich erklärt, muß Strafe be- schränkung werden die Prudhommes als die natürlichen Aus­Kragen nahm, sondern ein Prozeß, bei welchem die Gründer zahlen. leger der Verträge und als Richter in Differenzen über dieselben selbst als Ankläger auftraten, tam am 29. September vor zu fungiren haben. Sie werden die Ueberwachung der Sta­dem Bezirksgericht   zu Oschatz in zweiter Justanz zur öffentlichen Doch nein, in dem Mährchen von der verkehrten Welt sind tuten und der Reglements der Produktiv- Associationen zu über­Verhandlung  . Kläger waren die Gründer und Generalunter- es die Spitzbuben, welche den Richtern den Prozeß machen, und nehmen und auf diese Weise die Lösung der Arbeiterfrage einer nehmer   der Roßwein- Hainicher Eisenbahn, die Herren in der Wirklichkeit ſizen ja die Richter auf ihren Stühlen und friedlichen Erledigung entgegen zu führen haben. Die Rechte: Bankier Robert Thode und Co., Bankier Heinrich   und Wil- machen den Prozeß; aber nicht den Spizbuben, sondern den und Pflichten der gegenwärtigen Gewerberäthe sind zu beschränkt, helm Knoop, sämmtlich   in Dresden; Verklagter war der frühere Anklägern der Gründer". Dem Leser überlassen wir es und ihre Organisation, von Bonaparte herrührend, ist unge­Redakteur des Döbelner Anzeigers", Herr Emil Thallwitz. zu entscheiden, welche von beiden verkehrten Welten" die vernügend. So z. B. hat der Gewerberath der Metallbranche in Hinlänglich bekannt ist die traurige Lage, in welcher sich die kehrtere ist: die verkehrte Welt des" Mährchens, oder die ver  - Paris 107 verschiedene Gewerke unter seiner Jurisdiktion   und Roßwein- Hainicher Eisenbahn befand, bis sie der Staat endlich fehrte Welt der Wirklichkeit.

Ist das nicht die verkehrte Welt"?

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Der französische Arbeitercongreßz.

II  .

Paris, 8. Oktober.

ist darum beim besten Willen unfähig, in allen Fällen mit Sach­in diesem Sommer anfaufte. Dieselbe war mit ca. 4,680,000 M. fenntniß zu urtheilen. Sie müssen in Fachfragen auf den Ratha gegründet, wurde aber vom Staat für nur 1,460,000 M. ange­der Syndikatskammern verwiesen werden. Der Umstand, daß sie kauft. Bei den Kammerverhandlungen sprach sich die Minorität halb aus Prinzipalen und halb aus Arbeitern zusammengesetzt. der Finanzdeputation noch dahin aus, daß dieser Preis zu hoch sind, und die Vorsitzenden, welche bei Stimmengleichheit den sei, die Regierung solle nicht mehr als 900,000 m. geben, da Ausschlag zu geben haben, von der Regierung aus der Zahl nach Aussage des königl. Dekrets selbst die Deckung der Zinsen einer höheren Kaufsumme aus den Erträgnissen der Bahn zu- Die Berathungen der Versammlung vom 4. Oktober, der Arbeitgeber gewählt werden, macht ihren Nutzen für die Ar- 1 beiter illusorisch, zumal ihre Mitglieder für ihre Zeitversäumniß nächst nicht zu erwarten stehe. Und bei der Verhandlung der welche sich, nachdem sie die Fassung von Anträgen zu der Frage nicht genügend entschädigt werden.   In Paris, wo 52 Prud­Sache in der Sitzung der Zweiten Kammer vom 22. Juni d. J. der Frauenarbeit an eine Commission gewiesen hatte, mit der wurde unter Anderm versichert, daß die Bahn unter Umständen Erörterung der Syndikatskammern beschäftigte, eröffnete der Tagsvor- hommes alle Streitigkeiten in mehr als 900 verschiedenen In­gebaut worden sei, welche eine Lebensfähigkeit von vornherein sitzende Nicaise mit der Erklärung, daß die Arbeiter dem Rathe dustrien zu schlichten haben, beträgt die Bezahlung des Mitglie unmöglich gemacht. Als nun im Jahre 1874 die Bahn dem des Ministers des Innern, Herrn v. Marcère, folgend, ihre des etwa 120 Fres. bei einem Verlust von 75 Arbeitstagen, Bonne ungeachtet der von ihm verauslagten Fahrkosten 2c. Betrieb übergeben wurde und die Aftien unter das Publikum Angelegenheiten selbst besorgen müssen und wollen. Vernet schlägt folgende Grundzüge für einen von der Com­gebracht werden sollten, druckte der Verklagte   im Döbelner An-   aus Roubaix, der nächste Redner, schildert die Verhältnisse der zeiger" einen ihm von guter Hand übergebenen Artikel der Arbeiter in seiner Heimat, welche zum größten Theil Weber mission auszuarbeitenden Gesetzentwurf vor: ,, 1) für alle wirklich einander gleichartige Industrien soll in " Deutschen Eisenbahn- Zeitung" ab, welcher, gestützt auf eine und Spinner seien. Die kläglichen Löhne( 15-16 Fres. wö­Mittheilung des Herrn Finanzministers, an die Finanzdeputation chentlich) und die hohen Lebensmittelpreise haben die Arbeiter jeder   Stadt Frankreichs ein Gewerberath existiren. 2) Die Ge-, der Ersten Kammer, die Gründungsgeschichte   der Roßwein  - Hai- in Verschuldung gebracht und gezwungen, für den Ankauf ihrer werberäthe sollen die erste Instanz für alle Streitfälle zwischen nichener Bahn in offener Weise besprach und vor Ankauf der Bedürfnißartikel Credit in Anspruch zu nehmen, der den Preis bilden. 3) Das Vergleichsverfahren soll vor gemischten Gerichten Aktien warnte. In Folge dieser Warnung ist auch so derselben um 20 pCt. steigere. Krankheit und Elend sei die Mancher vor Schaden bewahrt worden. Die Gründer Folge dieser Verhältnisse. Daneben herrsche politische Unfrei( Arbeitern und Meistern) stattfinden, die von den Syndikats­der Bahn aber waren der Ansicht, daß der betreffende Artikel heit, der Einfluß der Arbeitgeber zwinge Manchen, gegen seine kammern der betr. Industriebranche gebildet werden. 4) Auch ihr Geschäft schädige, und erhoben Privatanklage gegen Ueberzeugung zu stimmen. Die Syndikatskammern( Ge- für die Hilfsarbeiter, Commis, Buchhalter zx., die in einer Pro­den damaligen Redakteur des Döbelner Anzeigers". Der Ver- werkschafts- Vereine) sollen hier Abhilfe schaffen, aber auch nicht fession beschäftigt sind, soll der Gewerberath der betr. Profession flagte trat nun die Beweisführung an, wobei auch Se. Excellenz nur die nächsten Interessen des Arbeiterstandes, sondern alle zuständig sein. 5) Für Streitbeträge über 500 Fr. wird das Gewerbegericht aus den Prudhommes des Departements ge­Herr Finanzminister v. Friesen und der Vorsitzende der Fianz- dessen Angelegenheiten vertreten und sich für Gründung von deputation der Ersten Kammer, Herr v  . Erdmannsdorff, als Consum, Vorschuß-, Bildungsvereinen, von Gewerbegerichten nommen, je ein Arbeiter und ein Prinzipal aus jedem Gewerbe­rath der gleichen Branche. 6) Jeder Gewerberath wählt sein Zeugen dienten; doch wurde diese Beweisführung nicht für ganz u. s. w.*) bemühen. genügend erachtet, und das königl.   Gerichtsamt Döbeln verur- Donnay, Maschinenbauer   aus Paris, bei den letzten Wahlen Bureau, seine Beamten und den Gewerksarzt." theilte den Verklagten zu 300 M. Strafe und Erstattung der Gambetta's Gegencandidat   in Belleville( Vorstadt   von Paris), Kosten. Letzterer erhob gegen dieses Urtheil Einsprache; dasselbe kritisirt den Gesezentwurf   von Lockroy, der, anstatt den Syn­thaten auch   die Kläger, welche statt der Geld- Gefängnißstrafe dikatskammern eine legale Stellung zu sichern, wie er dies be­verlangten. Diese Einsprüche gelangten am 29. September vor zwecken soll, dieselben   der Polizeiwillkür preis giebt. Volle dem königl.   Bezirksgericht Oschatz zur Entscheidung. Der Ver- Vereinsfreiheit sei das beste Mittel, den Syndikatskammern An­theidiger des Verklagten machte für denselben namentlich geltend, erkennung zu schaffen. daß der Beweggrund zur Aufnahme des fraglichen Artikels ein Duffault  ( Bordeaux) will den Syndikatskammern den Ar­durchaus ehrenwerther, nämlich allein das Interesse des Publi- beitsnachweis auferlegen und die Concurrenz der Gefängnisse fums gewesen sei. Der Gerichtshof jah zwar ebenfalls die Be- und der Soldaten beseitigt sehen. weisführung des Verklagten nicht für vollständig gelungen an, Daniel  ( Paris) verlangt die Absendung einer Petition an setzte aber die Strafe auf 150 M. herab. Und dieses Opfer die Kammern um Aufhebung der Coalitions- und Vereinsbe­wird die Redaktion   des Döbelner Anzeigers zu tragen haben in schränkungen. dem Bewußtsein, daß die Presse oft leiden muß, wenn sie Die Bedrückungen und Verfolgungen, deren Gegenstand die dem Publikum einen guten Dienst erweist." Syndikatskammern in St  . Etienne sind, bilden den Inhalt So lesen wir in einem nationalliberalen Blatt. Wir reiben der Ausführungen von Boissonnet. Seine Schilderungen uns die Augen. Wachen wir oder träumen wir? Nicht daß werden von Charvet   aus Lyon und Chatelain   aus Paris wir uns wunderten, den Bericht in einem nationalliberalen und Vonnois   aus Marseille unterstützt, welche gleiche That­Blatt zu finden von nationalliberalen Blättern wundert uns sachen aus ihren Heimatsorten berichten. Der legte Redner, nichts, sie sind so gesinnungslos, oder vielleicht richtiger so ge- Fuzilier   von Paris, verwirft   die Zuchthaus- und Militär­finnungsreich, so reich an verschiedenen Gesinnungen, daß wir arbeit. uns auch nicht wundern, wenn sie zur Abwechslung einmal eine In Folge der vorgerückten Zeit müssen die noch beabsich anständige Gesinnung zur Schau tragen. Also das wundert tigten Commissionswahlrn verschoben werden. uns nicht. Aber ist denn das Mährchen Wahrheit geworden? Dieselben erfolgen am Beginn der Sigung vom 5. Ot­Eine Gesellschaft von Gründern" sonst nannte man diese tober, in welcher Prost   aus Dijon den Vorsiz führt. Menschensorte, so weit sie früher vorhanden war, mit einem an- Der Referent über den heutigen Gegenstand der Tagesord­deren, drastischeren Namen erleichtert das Publikum um die nung die Gewerberäthe( conseils de prudhommes) Kleinigkeit von 3,220,000 Mark; ein Zeitungsredakteur hält es für seine Pflicht, dieses hübsche Geschäftchen zu tadeln und das *) Wie wir über diese Art der Rettung des Arbeiterstandes denken, Eine Anzahl Personen, die ohne die wissen unsere Leser; wir behalten uns aber eine Kritit der Verhand­Warnung auf den Leim der Gründer" gegangen wären, finden lungen bis zur Beendigung der Berichte vor.

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Die Abhängigkeit der Wahlberechtigung der Arbeiter zu den Prudhommes von dem Besiße eines Arbeitsbuches, einer Ein­Prudhommes von dem Besize eines Arbeitsbuches, einer Ein­richtung, die jetzt fast ganz abgekommen ist, legt den Ausfall der Wahl ganz in die Hand der Arbeitgeber. Oudinet fordert deshalb, daß jeder politisch Wahlberechtigte auch an der Wahl der Prudhommes theilnehmen dürfe.

Castaing   aus Bordeaux verlangt Deffentlichkeit und Un­entgeltlichkeit des Urtheilsverfahren der Prudhommes, deren Aussprüche mit erekutorischer Kraft belehnt werden und denen auch Behandlung von Klagefällen von Eisenbahnarbeitern und Bahnbeamten gegen ihre Vorgesezten zugewiesen werden sollen. Endlich müsse das zur Wahlberechtigung der Arbeiter jetzt ge-: forderte dreijährige Domizil in ein sechsmonatliches umgewan­delt werden.

Amat   aus Lyon, Siorat   aus Paris und Boulet   aus Lyon wünschen Erweiterungen des Aufsichtsrechtes der Prud hommes auf alle Werkstätten, Unentgeltlichkeit des Verfahrens und Eintritt der Wahlberechtigung für sie mit dem 21. Jahre.

Die Versammlung vom 6. Oktober nahm einen etwas i tumultuarischen Verlauf. Bei der Abstimmung über die Wab. der übrigen Bureaumitglieder, welche der des Vertreters der's  . Pariser Produktivgenossenschaft der Schneider, Pincemain, zum Vorsitzenden folgte, waren einzelne Vorgeschlagene übergangen worden. Unter heftigem Tumulte protestirte einer derselben, Hardy, dagegen und wurde vom Vorsitzenden mit dem Ordnungs- 1 ruf und von Anhängern des Präsidenten mit Hinauswerfen bedroht. Unmittelbar diesem Tumulte folgte ein anderer, dadurch her= vorgerufen, daß man zwei Journalisten, Barberet und Des­moultus, die als Vertreter eines Bäcker- und eines v

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