dadurch wieder ihm zugute kommen lassen kann. Und ganz ähnlich mit allen Naturorganismen. Die menschlichen Gesellschafts-Organismen haben bisher alle nach einer von zwei Seiten hin gefehlt und sind dadurch zu Grunde gegangen. Entweder sie haben das menschliche Einzel- Wesen fast nur als Mittel zum Zwecke des Ganzen behandelt so nicht nur die Alleinherrschaften, sondern ebensosehr die alten hellenischen und römischen Völkerherrschaften oder sie haben den Staat überwiegend als Mittel zu den Zwecken der Einzelmenschen behandelt so die amerikanische Union  , die Schweiz  , Großbritanien und deren Nachahmer. Das Ergebniß war aber in beiden Fällen dasselbe; es gewann dabei bloß eine Minderzahl der Staatsglieder Entwicklung ihrer Anlagen und Bedürfnisse bald eine etwas größere, bald eine kleinere Minderjahl. Durch Schaden gewitzigt, fiel die Gesellschaft immer aus der einen von beiden Ausschreitungen in die cnt- gegengesetzte. Die Aufgabe der zukünftigen Gesellschaft kann also gar keine andere sein als die, beide Ausschreitungen zu ver- meiden, dw beiden Gegensätze zu versöhnen, wie sie in jedem Naturorganismus versöhnt sind, und dadurch einen Menschen- Organismus zu erzeugen, welcher seines Namens Werth ist. Da die Freiheit des Menschen nur gradweise von der aller anderen Naturwesen verschieden ist, obwohl ihre Leistungen so sehr über die der letzteren sich erheben, daß sie ihm und seinen Gebilden den unablässigen Fortschritt zum Gesetz machen, so muß vom menschlichen Gesellschafts-Organismus in noch höherem Grade als von jedem natürlichen gelten, daß die größtmögliche, stets wachsende Freiheit aller Einzelglieder Bedingung ist, wenn der Organismus gedeihen soll. Der Staat der Zukunft warum ihn nicht den communistischen nennen? wird also jedem seiner Bürger einen weit größeren Spielraum der Frei- heit geben müssen und geben können, als jeder bisherige; und eben dadurch wird er bisweilen mehr zu leisten im Stande sein als jeder bisherige. Dies folgt also mit Nothwendigkeit aus den Begriffen vom Menschen und vom Organismus. Denn da jeder Einzelmensch durch Sprache, Erziehung und aufgehäuften Gesammtreichthum befähigt werden kann, die geistigen Schätze seiner Zeitgeossenschaft in sich wiederzucrzeugen, abzuspiegeln und in besondrer Richtung zu vermehren, so wird dadurch der geistige und äußere Reichthum der Gesammtheit in nie erlebter Weise vermehrt werden, ebendamit aber auch ihre eigene Frei- heit und Leistungskraft. Das Glück des Menschen besteht in seiner stets wachsenden Freiheit vom äußeren Zwange, von Vorurtheil und von Selbstbestimmungs-Ohnmacht. Es hat wohl noch nie ein Mensch gelebt, der von allen drei Hindernissen seiner Freiheit nach Maßgabe des zeitgenössischen Fortschritts befreit gewesen wäre. Und doch ist diese gleichmäßige Befreiung nach allen drei Richtungen möglich und steten Wachsthums fähig. Es giebt durchaus kein organisches Hinderniß dagegen, daß jeder Mensch sich den Beruf wähle, nach welchem hin seine Anlagen und Neigungen ihn drängen, daß er in der Gattenloahl vollste Be- fricdigung finde, und daß er seine leiblichen und geistigen Lieb- lingsgenüsse nach Maßgabe des auf ihn entfallenden Antheils pflege. Diese drei Richtungen erschöpfen sein Bedürfniß nach Freiheit vom äußerm Zwange. Wohl Niemand wird es als Zwang empfinden, daß er als Mann oder als Weib, daß er von gerade diesem Elternpaare, gerade zu dieser Zeit und unter gerade diesen äußeren Verhältnissen geboren ist. Stur was an- ders möglich wäre, aber schwer oder gar nicht von ihm zu an- dern geht, wird als Zwang empfunden. Wenn also die Gesell- schaft allen äufieren Zwang beseitigt, welcher freieste Wahl des Berufs, des Gatten und der vernünftigen Bedürfnisse verhindert, so hat sie für das stets wachsende äußere Glück des Einzelnen, also für seine und ihre eigene wachsende Freiheit gesorgt. Es ist auch kein organisches Hinderniß denkbar, welches Vor- urtheite und Willensschwäche jedes Einzelne zu überwinden un- möglich machte. Es mag hier und da mehrere Geschlechter- Folgen erfordern, um durch verbesserte Erziehung eine ungünstige Gehirnbildung zu verbessern. Aber so gewiß aus irgend einer Affenart Menschen und aus rohen Urmenschen die heutigen Culturmenschen haben entstehen können, so gewiß kann jede Ge- Hirn Mißbildung von heutzutage vermenschlicht werden, und zwar weil jeder Mensch sein Dasein als ein Thier beginnt, was bei Millionen ein Aufsteigen zu den höchsten Zielen nicht hindert, innerhalb eines, höchstens weniger Menschenleben. Die Schwierigkeiten bei Erstrebung eines solchen Gesellschafts- Organismus sind groß genug; allein sie werden gewöhnlich über- schätzt. Man darf nie außer Acht lassen, daß die Menschheit ihre jetzige hohe Stufe erstiegen hat trotz weit größern Hinder- nissen; daß sie sich nach Zahl und' Grad vervollkommnet hat, C'in pädagogisches Buch. Wohl neun Zehntel der pädagogischen Literatur gehören in den Papierkorb, um der allgemeinen Anerkennung de» werthvollen Zehntels Raum zu geben. Adolf Douai. Eine Schrift, welche gewiß unter das letztere Zehntel gehört, ist derGrundriß der Erziehungs- und Unterrichts- lehre" von l)r. Friedrich Dittes  (Leipzig  , Julius Klinkhardt  ), und da anzunehmen ist, daß dieses Buch jeden denkenden Men- schen, hervorragend aber jeden Vater interessiren muß, weil er hier eine Fülle von wichtigen Belehrungen findet, so wollen wir die Gesinnungsgenossen auf dasselbe aufmerksam machen. Die Erziehung der Jugend ist ja eine so wichtige Sache, beinahe nirgends im Volke findet sich ein richtiges Verständniß dafür, und doch kann aus einer durchgreifenden Veränderung unserer Schulen nur dann etwas werden, wenn ein solches Verständniß allgemein geworden ist. Man sieht und hört oft genug die Eltern in Opposition gegen die Schule und dadurch zum Theil wieder verderben, was dort genützt wird. Aber auch die Lehrer selbst werden mit mehr Lust und mehr Sorgfalt ihr Werk leisten, wenn sie bei einem Theil der Eltern pädagogischen Sinn voraussetzen dürfen. Wie wichtig dieser ist, wollen wir an einigen Aeußerungen Douai's   aus seinem ausgezeichneten SchriftchenKindergarten und Volksschule" zeigen. Er sagt:Schon der gewöhnliche Sprachgebrauch macht einen Unterschied zwischen.Erziehen� und .Abrichten', indem er letzteren Ausdruck auf die einseitige Aus- bildung einer Anlage anwendet und auch bei Thieren gebraucht, ersteren aber ausschließlich für den Menschen zurückbehält, und auch bei diesem nicht von einer Erziehung zum Schuhmacher, Schneider, Turner, Fechter oder sonstigen Berufsmenschen spricht, wohl aber von einer Erziehung zu selbstäudigem Forschen, Denken, Wollen, Schaffen, besonders aber von sittlicher Er- ziehung. Schon die Ableitung des Wortes, Erziehung' macht oiese zu einer Thätigkeit, bei welcher nichts dem Wesen des Menschen Fremdes in denselben hineingetragen, sondern das in ihm von der Natur Gesetzte in ihm und aus ihm heraus ent- wickelt werden soll; während die Ableitung des Wortes ,Ab- richtung' einen fremden Willen setzt, welcher die natürliche An- obschon die Gesellschaft immer barbarisch war, und noch heute halb-barbarisch ist; endlich daß der Anfang zum Einverständniß aller Culturvölker gemacht ist, daß die Gesellschaft ein voll- kommener Organismus im Sinne der Freiheit jedes Einzelnen zu werden hat. Sozialpolitische Uebersicht. 168,200,000 Mark. Das dem Bundesrath vorgelegte Anleihegesetz für Kasernirungszwecke hat folgenden Wort- laut:Der Reichskanzler wird ermächtigt, diejenigen außerordent- lichen Geldmittel, welche für das Jahr 1377 und für die fol- genden Etatsjahre nach Maßgabe des Reichshaushaltsetats zur Durchführung der allgemeinen Kasernirung des Reichsheeres, sowie zur Erstattung der vom Königreich Sachsen seit dem 1. Januar 1863 und von Würtemberg seit dem 1. Januar 1872 für Kasernementseinrichtungen aus Landesmitteln bestrittenen Ausgaben erforderlich werden, bis zur Höhe von 168,200,000 Mark im Wege des Kredits flüssig zu machen und zu diesem Zweck im Jahre 1377/78, sowie in den folgenden Etatsjahren in dem Nominalbetrage, wie er zur Beschaffung des in dem Jahresetat jedesmal veranschlagten Bedarfs erforderlich sein wird, eine verzinsliche, nach den Bestimmungen des Gesetzes vom 19. Juni 1368 zu verwaltende Anleihe aufzunehmen und Schatzanweisungen auszugeben." Die Kasernirung entfremdet bekanntlich den Soldaten immer noch mehr dem Bürgerthum und befördert den Militarismus, welcher jetzt schon dem Wohl- stände der Nation die tiefsten Wunden schlägt. Der Zeugnißzwang scheint in Preußen epidemisch werden zu wollen. Wie in Culm   und Posen, so soll, wenn die Zeitungen recht berichten, jetzt auch in Berlin   eine Zeugniß- zwangtragödie inscenirt werden, und zwar durch den Polizei- Präsidenten v. Madai. Der Held des Stückes ist diesmal ein Reporter, welcher mehreren Zeitungen einen, angeblich nur durch Indiskretion zugänglichen Tagesbefehl des Commandeurs der Schutzmannschaft mitgetheilt hatte. Herr v. Madai war so artig, dem Reporter hiervon brieflich Mittheilung zu machen und ihm zugleich ein einfaches Mittel an die Hand zu geben, wie er der drohenden Tortur entgehen könne: er brauche nurbaldgefälligst den Namen des Gewährsmannes resp. des betreffenden Beamten mitzutheilen"; thut er das nicht innerhalb acht Tagen, so wird das peinliche Verfahren eingeleitet. Thatsachen sprechen. Wer es noch nicht glauben will, daß die FortschrittsorganeVossische Zeitung" undVolks-Zei- tung" regierungsfähig sind und die Grenzeerlaubter" Opposition bilden, dem können wir erzählen, daß dieser Tage dem Primaner eines kgl. Gymnasii das Lesen desVorwärts" und derBer- liner Freien Presse" und überhaupt sozialdemokratischer Organe streng untersagt wurde, während man das Abonnement auf jene beidenfortschrittlichen" Zeitungen wie man eben jenem Primaner auf seine Frage bekundete widerspruchslos ge­stattet hätte. Man muß doch gewaltige Angst haben, daß dasGift der Weltverbesserung" auch in t>en jugendlichen Ge- müthern der besser situirten Klassen um sich greift. Zur Altonaer   Stichwahl. Ein Arbeiter, der jetzt schon dreiviertel Jahre in Altona   wohnt, war von Hamburg   aus dahin gezogen. Zweimal hatte er mitgewählt, weil er ordnungs. mäßig in die Wahllisten eingetragen war. Jetzt bei der Stich- wähl wurde er an der Wahlurne zurückgewieseu. Warum? In Altona   hatte er keinerlei Armenunterstützung erhalten. Ja warum? Vernehmt: Vor fast einem Jahre, als er noch in Hamburg   wohnte, hatte er, als er im Winter ohne Arbeit war, freie Medicamente für sein krankes Kind bekommen! Das sogar war ausspionirt worden! Abgesehen davon, daß wir es in jedem Falle für ungesetzlich halten, daß ein Wahlvorsteher ein- getragene Wähler zurückweist, giebt das in Altona   eingeschlagene Verfahren den Arbeitern viel zu denken. Im heutigen Staat kann also der Arme nicht einmal die Hilfe der auf Staatskosten ausgebildeten Aerzte umsonst erhalten, wenn er nicht die Schmach auf sich laden will, das wichtigste bürgerliche Ehrenrecht zu verlieren. Ja, weitergehend, wenn du einen reichen Mann, der dich an den Bettelstab gebracht hat, verklagen willst, wenn dir das Geld fehlt, um den Advokaten und dem Gerichte den verlangten Vorschuß zu leisten, und du dir vom Gerichte deine Armuth bescheinigen läßt, so wärest du analog der Auffassung der Altonaer   liberalen Wahlvorstände, deines Wahlrechtes verlustig, wie du es bereits wirst, wenn dir läge und Neigung des Abzurichtenden vergewaltigt. Die traurige Thatsache, daß nur zu oft sich Erziehung nennt, was bloße Ab- richtung ist, ändert nichts daran, daß zwischen beiden ein ge- waltiger Unterschied besteht, und an der gebieterischen Forde- cung der Pädagogik, daß beim Menschen alles Abrichten weg- fallen sollte." Nun! das Verständniß für Erziehung verlangt pädagogischen Sinn, und solchen Sinn zu wecken, dazu ist unser oben ange- zeigtes Buch ganz geeignet. Der Verfasser, kein Sozialist, dies zeigt schon die ganz eigene Stellung, welche er zur Religion einnimmt, aber ein denkender Erzieher, ein, bis auf eben angeführten Punkt, vollständig vorurtheilsfreier Lehrer und ein vollendeter Kenner des menschlichen Wesens, behandelt hier in wissenschaftlich-populärer Weise die Erziehung vom frühesten Kindesalter bis in die Schule, welche selbst aber vielfach mit hereingezogen, ihr Wesen, ihre Ziele, ihre Lehrmittel und Me- thoden sich erläutert finden. Das Buch ist für Fachleute geschrieben und bereits in pädagogischen Unterrichtsanstalten eingeführt, aber glaube man nur ja nicht deshalb, daß es trockene Äorschriften über die Be- Handlung der Kinder durch den Lehrer enthalte; nein, es ist eine allseitige, auf das wirkliche Wesen des menschlichen Geistes und Körpers begründete und in der verständlichsten Weise ge- geschriebene Erziehungslehre, welcher Eingang in die weitesten Kreise zu wünschen ist. Und sind, oder sollen wir Eltern nicht auch Fachleute in der Erziehung sein? DerGrundriß zc." behandelt in Abschnitten zuerst(auf 42 Seiten) die physische Erziehung. Dieser Abschnitt für sich kann als das Beste bezeichnet werden, was an derartigen Ar- beiten in so gedrängter Kürze existirt. Man sieht, wie werth- voll es ist, wenn sich verschiedene Fachleute, wie hier der Arzt und der erfahrene Erzieher, zu gemeinsamem Werk entschließen. Die folgenden Abschnitte über die geistige Erziehung zeigen dann zunächst die Grundbedingungen und die Entwicklung des geistigen Lebens, ferner die intellektuelle und moralische Er- ziehung, die Gemüthsbildung und endlich die religiöse Erziehung. Dieser letzte Abschnitt ist der einzige, an dem es wohl Vieles zu kritisircn gäbe. Der Verfasser glaubt nämlich, die Religion nicht ganz aufgeben zu sollen. Zwar will er jeden priesterlichen Einfluß aus der Schule verbannt wissen und die Religion selbst das Schulgeld für deine Kinder erlassen wird. Nach der Alto- naer Auffassung würde selbst der Landwehrmann, der aus dem Kriege mit dem eisernen Kreuze zurückkehrt, sich des höchsten Ehrenrechtes beraubt finden, wenn seine Frau während seiner Abwesenheit von der Gemeinde Unterstützung empfangen hat. Bei der Wahlprüfung im Reichstage muß diese Frage zur Ent- schcidung gebracht werden. Falscher Schluß. Der Jubel der Herren Misch- Maschler in Altona   ist so groß, daß sie vollständig aus dem Häuschen sind. So schreibt einer der Herren denItzehoe  ? Nachrichten" einen Bericht, in welchem es heißt:Daßdas Bollwerk der Sozialdemokratie im Norden Deutschlands  " er- stürmt und besiegt worden ist, wird und muß eines tiefen Ein- druckes, und wir hoffen zum Heil und Segen unserer Arbeiterbevölkerung, nicht verfehlen." Wir hegen dieselbe Hoffnung. Der tiefe Eindruck, den die elende Hand-! lungsweise vieler unserer Gegner bei der Wahlagitation auf die Arbeiter gemacht hat, wird nicht verfehlen, das Klassenbewußtsein derielben noch mehr zu heben und dieNiederlage" später in einen Sieg zu verwandeln. Heroismus. Mit welcher Lebhaftigkeit und Energie der Wahlkampf in Altona   geführt wurde, davon mögen nachfolgende Thatsachen den Beweis liefern. Mittags wurden die Altonaer  Wähler, welche als Schauerleute am Grasbrook-Quai beschäftigt waren, von ihren Collegen abgelöst. An einer Stelle, beim SchiffGellert", ereignete sich leider das Unglück, daß der Schauermann Johann steen, wohnhaft Finkenstraße, Altona  , als er vom Perron des Quais auf's Schiff springen wollte, fiel und einen doppelten Beinbruch erlitt. Seine Collegen wollten! ihn sofort zum Arzt tragen, Steen aber bestand darauf, trotz. seiner Schmerzen zur Wahlurne gebracht zu werden und erst! seine Stimme abzugeben. Es geschay denn auch und erst! dann ließ sich der Verunglückte den ersten Verband anlegen. Ein ähnlicher Fall ereignete sich am 15. Februar. Ein Mann,> dem am 14. Februar beide Beine abgenommen wurden, ver- langte unter allen Umständen, seine Stimme für Hartmann ab-! zugeben und man trug ihn zur Wahlurne. Dies beweist, mit welchem Ernst viele Männer ihre Rechte und Pflichten als Staatsbürger ausüben. Alberne Lügnerei. Ein Berliner   Correspondent der Königsberger Hartung'schen Zeitung" schreibt: Der Wahlsieg i der liberalen Parteien in Altona  , der im hiesigen sozialdemo- kratischen Lager große Verstimmung hervorgerufen hat, wird| zum großen Theil den Bemühungen des Abgeordneten Dun cker verdankt, der in verschiedenen Volksoersammlungen den sozial- demokratischen Agitatoren persönlich entgegentrat. Speziell mit dem früheren Abgeordneten Reimer, der bei der diesmaligen I Wahl von dem Grafen Holstein geschlagen worden ist, ließ er j sich in eine lebhafte Diskussion über Ziele und Wege der; Sozialdemokratie ein, in welcher sein Gegner unterlag. Die Versammlung fand imEnglischen Garten  " statt; die leb-] haste Diskussion beschränkte sich darauf, daß Duncker fünfviertel Stunden sprach, und daß unserem Parteigenossen Reimer nur eine Redezeit von 10 Minuten bewilligt wurde. Und dies Ber  - fahren nennt der liberale Correspondent einen Duncker'schcn Sieg. Wohl bekomm's demEhrenduncker". Zur Nachahmung empfohlen. Des Staatsbürgers Pflicht ist es nicht allein, auf Beseitigung von Schäden find Gebrechen hinzuarbeiten, welche er im Staate vorfindet in nicht geringerem Grade hat er auch sein Augenmerk zu richten auf das, was in der Commune geschieht oder unterlassen wird. J Ja gerade die gegenwärtigen Communen sind es recht eigentlich, welche weit mehr als der Staat den Egoisten und Strebern i aller politischen Schattirungen als Schlupfwinkel dienen, von welchen aus sie ihren Standesvorurtheilen fröhnen und ihrem> Eigennutz zum Schaden des Gemeinwesens dienen können. Das haben unsere Genossen in Mainz   recht wohl begriffen, und! darum haben sie, weil auch sie nicht zufrieden sind mit der Art,! wie ihre Gemeindevertretung das Gemeinwohl zu fördern trachtet, energisch ihre Stimme erhoben. Doch hören wir, was der Frankfurter Zeitung  " hierüber aus Mainz   unterm 6. März! berichtet wird: Die Sozialdemokraten sind unermüdlich; für die erst im Oktober stattfindenden Ergänzui>gswahlen zu der Stadtverord- netenversammlung treten sie jetzt schon in die Agitation. Gestern j Abend haben sie imHeilig-Geist" eine gut besuchte Volksoer-, sammlung abgehalten, bei welcher diese Wahlen als erster Punkt soll nach freier Richtung verändert, aber immerhin hält er sie für ein nothwendiges Attribut der Menschheit. Wenn man bedenkt, daß dieserGrundriß" als Lehrbuch in! den Lehrerseminarien eingeführt ist, dann wird man geneigt, selbst diese Ansicht als einen Fortschritt zn bezeichnen. Zudem nimmt dieser Abschnitt dem Buche, man möchte sagen nur guan- i titativ etwas von seinem Werthe, denn während die Ausfüh- rungen über die übrigen Geisteseigenschaften vielfach ineinander- greifen und nothwendig als Ganzes zusammengefaßt werden müssen, so aber auch für sich ein ganzes Bild von allen natürlichen menschlichen Eigenschaften und deren erziehlicher Behandlung geben, steht der Abschnitt über religiöse Erziehung für sich als letzte Abhandlung, beinahe ohne jede Beziehung zu! dem Uebrigen, selbst zu der moralischen Erziehung; und das Fehlen der sonst durch das ganze Buch so wohlthuend sich hin-! ziehenden Logik, das Fehlen der verständlichen, volksthümlichen Beweisführung des Verfassers in diesem Kapitel zeigt deutlich genug, daß es ihm Schwierigkeiten machte, der Religion einen Platz zu finden. Man kann also diesen Abschnitt sich ganz gut wegdenken und das Buch ist immer noch ein vollständig Ganzes. Die wichtigsten Theile bleiben die über: intellektuelle Er- ziehung, Gemüthsbildung und moralische Erziehung, aus welchen wir einige Stellen allgemeinen Inhalts zum Beweise des Ge- sagten anführen wollen. Ueber Werth und Wesen der intellektuellen Bildung spricht sich der Verfasser wie folgt aus: Ist sonach allerdings das Streben nach äußerer Wohl- fahrt ein starker Antrieb zur Ausbildung des Geistes, so wird letztere doch immer sehr einseitig und dürftig ausfallen, wenn man sie ausschließlich oder vorzugsweise nach ihrer materiellen Nützlichkeit bemißt. Man sieht es dann auf eine möglichst große Summe von Kenntnissen ab, die aber recht.praktisch' sein, d. h. möglichst bald Brot bringen sollen." Das Lernen wird Hauptsache, das Denken Nebensache. Wenn man in den Volksschulen mehr Wissensstoff anhäuft, als die Kinder zu bewältigen, d. h. selbstthätig zu durchdringen und zu verarbeiten im Stande sind, so werden die Früchte für's Leben, selbst die materiellen, viel dürftiger ausfallen, als man nach der Menge der Aussaat erwarten möchte. Und wenn die Studie» auf den höheren und höchsten Schulen fast ausschließlich im Er