lebt Bonaparte), so hätten wir zwar heute weder das Ver-gnügen, die langen Ohren des Cäsarenknaben zu bewundern,noch die Annehmlichkeit, auf den Tribünen des Senats unserNachmittagsschläfchen zu halten— die Erzählung der Mai-Metzeleien aber und des deutsch-französischeu Krieges wäre viel-leicht Klio(Muse der Geschichte) erspart geblieben, �und dieRepublik wär heute wahrscheinlich eine lebende Thatsache,statt einer Larve, der sich alle reaktionären Parteien bedienen.Sozialpolitische Uebersicht.— Die Schande Europa' s. Das Kriegsgewölk, zwischendem dann und wann spöttisch ein Strahl der Friedenssonnehindurchscheint, hängt nach wie vor über uns; seit nun längerals anderthalb Jahren treibt die russische Diplomatie ihr schnödesSpiel mit der civilisirten Welt, und kein Staatsmann hat sichbisher gefunden, der das Zeug gehabt hätte, ein gebieterischesStop thief! Haltet den Dieb auszurufen und— auszuführen.Wozu haben wir Staatsmänner? Wozu Regierungen, wenn sieuns nicht die nothwendigste Vorbedingung allen Fortschritts,allen Wohlergehens, den heißesten Wunsch sämmtlicher Völker:den Frieden zu erhalten und zu begründen wissen?— DerBerlinerKrawall und die Ursache zu dessen Entstehensind noch in frischem Angedenken. Wie man weiß, verlangteeine Anzahl Berliner Arbeiter an Stelle der weit hergekommenen,aber für einen wahren Hungerlohn arbeitenden polnischen Ar-beiter bei dem Bau einer Pferdeeisenbahn angestellt zu werden.Gewiß ein Verlangen, dem jeder Billigdcnkende die Berechtigungnicht aberkennen w:rd. Aber größer als die Roth, welche überalldie Arbeiter drückt, ist die Sucht der Kapitalisten nach Gewinn,denn kaum hat das Hungerdrama in Berlin sich abgespielt, soverlautet auch schon aus Dortmund— unser dortiges Partei-organ, die„Westfälische Freie Presse", versichert dies ganzpositiv—, daß am 20. März 30 Mann, welche bei den Erdarbeitenan der Westfälischen Bahn beschäftigt waren, aus der Arbeitentlassen und an deren Stelle 20 Polen eingestellt worden sind.„Der Grund hierfür, sagt die„Westfälische Freie Presse", könntedarin gefunden werden, daß die Polen billiger arbeiten wie diehiesigen Arbeiter, denn wie uns mitgetheilt wird, erhalten erstere14 Sgr. pro Tag."So also tragen die reichen„Mitmenschen", welche sich bekanntlich rühmen, ein Herz für die Leiden der Arbeiter zuhaben, zur Linderung der herrschenden Roth bei. Merkt's Euch,Arbeiter!— Staatsanwalt und Betrüger. Am 14. März standvor dem Bezirksgericht zu Meißen der frühere besoldete Stadt-rath und stellvertretende Bürgermeister Otto Franke ausGroßenhain unter der Anklage, Gelder des Vorschuß- undCreditvereins in Großenhain, dessen Kassirer Franke war, undzwar in der Höhe von 62,004 Mk. unterschlagen zu haben.Aus den Verhandlungen wollen wir der Rede des Hrn. Staats-anwaltsHentzschel gedenken, und zwar um deswillen, weil unsseither unbekannt war, daß ein Staatsanwalt unter Um-ständen auch das Recht haben könne, sich zum Vertheidigereines Verbrechens aufzuwerfen, das in seinen Folgen ganze Be-Völkerungsklassen geschädigt hat.Man höre nur, wie der Herr Staatsanwalt die Anklagewegen Betrugs begründete. Nachdem der Herr Staatsanwaltangeführt, in welch' unangenehmer Lage er sich befinde, als20jähriger Bekannter und Freund des Angeklagten heute denStrafantrag stellen zu müssen, bemerkte derselbe, daß ein Fallvorliege, der mit Posaunentönen weit hinausgetragen wordensei und ein Aussehen erregt habe, wie selten zuvor, in Wirklich-keit aber sei die Sache ja gar nicht so schlimm, als sie auf denersten Blick erscheine, und es sei ja in der jetzigen Zeit gar nichtder einzige Fall, er weise nur auf Bankier Blachstein undStadtrath Beck in Dresden hin, welche noch viel größere Be-trügereien verübt haben. Ihm erscheine der Angeklagte nur alsein Opfer der ungünstigen Zeitverhältnisse, er sei in der Grün-dcrperiode wie so viele, viele andere auch von dem verlockendenBörsenspiel und von der Spekulationswuth angesteckt worden,und er hätte diesen Lockungen um so weniger widerstehen können,weil er immer bedeutende Summen unter den Händen gehabthabe. Er glaube dem Angeklagten, wenn er sage, daß er beiden Börsenspekulationen nur die Absicht gehabt, seine nicht ge-rade glänzende Vermögenslage zu verbessern und er sei voll-kommen davon überzeugt, daß, wenn die betreffenden Speku-Arbeiterverhältnisie in dem reconstitnirteuSüden.Columbia, S. C., 8. März 1877.Den Arbeiterzuständen in Amerika, unter welchem Namen man ge-wöhnlich die Vereinigten Staaten und hier wieder speziell denNorden versteht, ist schon öfter die nöthige Beachtung zu Theil ge-worden, weniger jedoch denen des Südens, der aus dem ehe-maligen Conföderirten-Staatenbund bestehenden Landestheile, diein sozialer und politischer Hinsicht von dem Norden abweichen,in mancher Beziehung selbst ein abgeschlossenes Ganzes bilden.Allerdings gehören sie alle dem amerikanischen Staatenver-band an; sie haben ihre Vertreter im Capitol zu Washington,sie erkennen die Vereinigten- Staaten- Gesetze als Landesgesetzcan, sie unterwerfen sich den Anordnungen des auch von ihnenerwählten Präsidenten, entrichten ihre Steuern und leisten derNationalregierung Gehorsam. Dennoch macht sich keine solch'unbegrenzte Loyalität derselben gegenüber geltend, wie sie imNorden sich kundgiebt. iL er Süden erfteute sich vor dem Se-cessionskriege einer ziemlichen Prosperität. Millionen Acker Landwaren bebaut und brachten eine reichliche und lohnende Ernte,natürlich für den reichen Pflanzer, während sie jetzt brach liegen.Noch jetzt ist, wie beispielsweise in Richland County(S. C.),der einstige Wohlstand der Südländer zu erkennen, der einenungefähren Begriff giebt, wie gewinnbringend die ehemaligeSklavenarbeit sich erwies.Nach dem Secessionskriege begann eine vollständige Umge-staltung der Verhältnisse hinsichtlich des Arbeitsmarktes, da durchdie Abschaffung der Sklaverei die„freie Arbeit" eingeführtwurde, und somit der Profit durch Zahlung von Löhnen bedeutendgeschmälert worden ist. Erwägt man, welch ein bedeutender peku-niärer Verlust dadurch den Sklavenhaltern zugefügt wurde, soist es eigentlich zu verwundern, daß der plötzliche Wechsel ohnebemerkenstverthe Folgen vor sich ging. Jndeß, die Erbitterunghat augenscheinlich nachgelassen, daß sie gänzlich schwinden wird,ist vorläufig nicht anzunehmen. Hierbei ist zu beachten, daß durch dieerlittene Niederlage der Racenhaß nur erneuerte Nahrung erhalten hat.Zum Berständniß der Arbeiterlage im Allgemeinen ist esnöthig, den Umstand in's Auge zu fassen, daß man die„weißelationen günstig ausgefallen wären, der Angeklagte die entnom-menen Summen der Kasse des Vorschuß- und Credit-Vereinswieder zugeführt haben würde. Besonders hob er noch hervor,daß der Angeklagte die Summen nicht der Kasse entnommenhabe, um damit zu schlemmen und dieselben zu verprassen, son-dern nur, wie schon erwähnt, um seine und die Lage seinerFamilie z» verbessern. Die ganze Handlungsweise Fraukesstellte der Herr Staatsanwalt nichr als verschiedene Vergehenhin, sondern als fortgesetzte Unterschlagung und Fälschung, undsei die Sache also nur ein fortgesetztes Verbrechen, welchem eineeinheitliche Ursache zu Grunde liege und bat er den Gerichtshof,darnach zu urtheilen. Zum Schluß wies er auf die ZZ imReichsstrafgesetzbuch hin((§ 246 und 267), führte an, daß weitereEnjtzlastungsgründe(!!) nicht vorlägen, sondern daß die Er-gebnisse der Hauptverhandlung mehr gegen, als für den Ange-klagten sprächen, und betonte noch, daß Angeklagter durch seinVergehen viele Arme um ihren letzten Sparpfennig gebrachtund vielen bedeutende Verluste beigebracht habe.Ob der Herr Staatsanwalt wohl eben so warme Worte derVertheidigung gesprochen hätte, wenn es sich um einen Armen ge-handelt hätte, der aus bitterster Roth zu einem Bergehen sichverleiten ließ? Wer kann das wissen!Das Urtheil des Gerichtshofs lautete übrigens auf 5 JahreGefängniß und ist somit dem verletzten Recht seine Sühne ge-worden.— Eine offiziöse Haß- und Verachtungspredigt.Im Correspondenzentheile der Nr. 36 unsres Blattes befand sichein Bericht über die„Unruhen" in Berlin. An jene Thatsachenknüpft die„Norddeutsche Allgemeine" folgende gegen die Sozial-demokratie hetzende Reflexionen:„Es war leicht vorauszusehen, daß die ungemeine Aufregung,in welche die arbeitnehmendcn Klassen durch die diesmaligeWahlagitation versetzt sind, sich nicht so bald legen, sondern nochmanche Nachwirkungen höchst unerfreulicher Art zu Tage fördernwürde. Zählt man hierzu den faktisch existirenden Nothstandnicht weniger als die Art und Weise, in welcher der Nothstandvon gewisser Seite theils zu kuriren versucht, theils geradezuausgebeutet wird, so darf man wohl sagen, daß Arbeiter-Exzesseund Arbeiter-Krawalle so zu sagen in der Luft liegen.„Die in einem Theile der deutschen Presse seit Jahren land-läufige Verherrlichung der Revolution, die Glorisizirung derPariser� Commune und ihrer Gesinnungsgenossen in den ver-schiedensten Ländern hatten ersichtlich ihre Wirkung auf zahlreicheKreise der Berliner Bevölkerung nicht verfehlt, wie zeder Besucher des Friedrichshains am 18. c. bezeugen wird. Erfahrungs-mäßig steht es fest, daß an den Tagen selbst, die dem Gedächtnißdieser oder jener Revolution oder der Beweihräucherung diesesoder jenes sogenannten Volksmannes gewidmet sind, Exzesse fastnie vorkommen: ebenso gewiß aber lassen sie nie lange auf sichwarten. In Berlin ging es freilich dieses Mal mit ganz be-sonderer Schnelligkeit: am 18. wurden die Barrikadenkämpferdes Jahres 1848 gefeiert, und schon am 19. fielen die Exzesseauf dem Alexanderplatz vor, deren Bewältigung der Sicherheits-behörde nur um den Preis von zahlreichen Verhaftungen, Ver-wundungen 2C. möglich war.„Wir begnügen uns, auf die unglaublich großen Massenverkommener zweideutiger Existenzen hinzuweifen, welche unter-mengt mit Bassermann'schen Gestalten immer bei solchen undähnlichen Anlässen in Berlin sofort wie mit einem Zauberschlagein den Vordergrund treten. Wie weit diese nach Tausendenzählenden Massen organisirt sind und einer einheitlichen Leitungfolgen, wird kaum mehr lange ein Geheimniß bleiben können."Hierbei wird natürlich kein Haß- und Verachtungs- oderetzparagraph hilfreich eintreten, aber es ist gut, von Zeit zueil zu zeigen, mit welchem Chauvinismus hier Partei- undKlassenhatz gepredigt wird. Verdächtiges Gesindel ist allerdingsbei diesen Krawallen bemerkt worden, aber es soll den famosen„weißen Blousen" des Herrn Bonaparte, Lehrmeisters unseres„genialen" Staatslenkers, sehr ähnlich gesehen haben. Jedenfallsstand es dem„Volk" der„Norddeutschen Allgemeinen" näher,als uns.— Die Dummheit ist doch nicht allmächtig. Wir lesönin der„Frankfurter Zeitung":„Bekanntlich haben einige hes-fische Kriegervereine erklärte Anhänger der Sozial-demokratie ausgeschlossen und gleichzeitig an die deusschenKriegervereine die Bitte gerichtet, in gleicher Weise zu verfahren.Der Vorstand des Großgerauer Kriegervereins spricht sich inder„Deutschen Kriegerzeitung" in sehr entschiedener Weise gegenund die schwarze Arbeitskraft" unterscheidet. Der Unterschiedist weit bedeutender als im Norden, wo ein Vergleich zwischendem amerikanischen, irischen und deutschen Arbeiter stattfindet.Der weiße Arbeiter des Südens hat sich noch nicht zu der ver-nünftigen Ansicht emporgeschwungen, daß jeder Mensch als eingleichberechtigtes Wesen m der menschlichen Gesellschaft zu geltenAnspruch hat, ohne Rücksicht auf Farbe, Nationalität oder Reli-gion. Er betrachtet den Neger nicht als seinen Leidensge-fährten, sondern glaubt den Racenunterschied berücksichtigen zumüssen. In Folge dessen nimmt er denn auch eine Sonder-stellung ein und ein Zusammengehen findet nur da statt, wo dieunmittelbaren gemeinschaftlichen Interessen es erheischen.Diese Vorurtheile werden in der Zukunft noch einen gewal-tigen Hebel in der Entwickelung der hiesigen Arbeiterbewegungbilden-und die Agitation sehr erschweren. Ich sage absichtlich„EntWickelung", denn eine wirkliche Arbeiterbewegung existirt hiernicht. Dies erklärt sich vor allem aus der schwachen Bevölke-rung und noch mehr aus der hier schwach vertretenen Industrie.Auch mag die heiße Temperatur das Ihrige beitragen, da eseine Thatsache ist, daß man Lernbegierde bei den hiesigenElementen nur selten antrifft. Und doch bilden die Südstaateneinen wesentlichen Bestandtheil der Union, dem mit der Zeitjedenfalls eine größere Aufmerksamkeit zu Theil werden muß.Wie schon erwähnt, ist der weiße und schwarze Arbeiter hierzu unterscheiden. Wie kommt es nun, daß dem so ist, sowiedaß jede Race so abgeschieden lebt, trotzdem beide Racen ineinem fortwährenden Verkehr zu einander stehen? Zunächstgeben uns wohl die ehemaligen Zustände der Sklaverei einepassende Erklärung, wo die Neger sich in der vollständigen Gewaltder Weißen befanden, dann aber der plötzlich vollzogene Wechseleiner politischen Gleichstellung beider Racen, der natürlichvon Seiten der Weißen gegen ihre früheren ahsolut Ergebenenin feindlicher Weise sich offenbaren mußte. Wäre der Negerim Durchschnitt besser gebildet, so würde er sich auch in seinerLebensweise, seinem Benehmen und Umgang gefälliger zeigen,wie es denn eine Thatsache ist, daß wohlerzogene Neger eineweit bessere Behandlung erfahren, als die, welche jeder Erziehungermangeln, und diese bilden die ungeheure Mehrzahl. Mag aberein Schwarzer noch so gebildet sein— was freilich nur sehrwenige sind— nach den Begriffen der Weißen ist er immerein Neger, was so zu verstehen ist, daß ihm kein Anspruch aufein solches Vorgehen ans, indem, statt durch Belehrung zu wirken,durch ein solches schroffes Verfahren nur der sozialistsichen Agitation in die Hände gearbeitet würde. Wir entnehmen der be-treffenden Publikation folgenden beherzigenswerthen Passus:„Danun hoffentlich die größeren Vereinsfestlichkeiten, die Fahnen-weihen, Tenksteinenthüllungen u. dergl. in unserem Kreise alleglücklich überstanden sind, muß endlich der Schwerpunkt unsererBestrebungen dahin verlegt werden, wo er uns mit Lapidarschriftvorgezeichnet ist, d.h. auf das Gebiet der Humanität, derthatkräftigen Kameradschaft und Hebung der Volks-bildung, soweit unsere Kräfte hierfür ausreichen. Dadurchglauben wir unsere Vaterlandsliebe in wirksamerer Weisein Verein und Verband zu bethätigen, als durch geharnischteResolutionen politischen Charakters, die ebenso rasch verpuffen,ohne eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, wie sonstiges Bril-lantfeuerwerk."— Vernünftig gesprochen. Wir fürchten(oderhoffen), für Viele zu vernünftig!— Ein wahres Wort. In einem Vortrage, den voreinigen Tagen der Strafanstaltsdirektor Kr ohne in Kiel überdie Ursachen der Zunahme der Verbrechen hielt, sagte der-selbe:„Unwissenheit, materielle Roth, verwahrloste Erziehungund der Mangel eines sittlichen Haltes im Kreise der Familiesind die natürlichen Ursachen des Verbrechens. Dafür aberseien unsere sozialen Zustände verantwortlich zumachen; es ist stattstisch erwiesen, daß die Provinzen mit armenund unwissenden. Einwohnern mehr Verbrecher liesern, als diebesser gestellten; am günfttgsten sei es mit der Rheinprovinz undSchleswig-Holstein bestellt."Mit anderen Worten und den Gedanken schärfer ausgedrückt:alle Verbrechen entspringen aus mangelhaften so-zialen Zuständen. Wird die Roth, die Ungleichheit und dieUnwissenheit aus der Welt geschafft, so ist die Ursache allerVerbrechen entfernt, und mit der Ursache muß folgerichtig auchdie Wirkung aushören. Wer anders als durch eine Vernunft-gemäße Organisation der Gesellschaft den Verbrechen steuernwill, hat von dem Wesen der Gesellschaft und des Verbrechenskeinen Begriff; und wer den Verbrechen steuern will, zugleichaber gegen Diejenigen eifert, welche die Gesellschaft vernünftigzu organisiren bemüht sind, ist ein Wirrkopf oder ein Heuchler.— Ein Aufruf an das Judenthum seitens russischerSozialisten ist vor kurzer Zeit erlassen worden. Da derselbeeinen interessanten Beitrag zur Kritik der sozialen Bewegung inRußland bildet, so möge er hier Platz finden:„Edle Jünglinge Israels! Die Verhältnisse und Gesetze, wiesie jetzt bestehen, zwingen auch die Wohlmeinenden, die Wegeder Finsterniß zu wandeln. Diejenigen, welche sich im Wider-spruche mit ihrer Ueberzeugung auf die allgemeine Ordnung be-rufen, stehen nur in der Mitte zwischen den Feinden des Volkesund seinen Wohlthätern. Die Neutralen werden zuerst zermalmtwerden. Aber die Völker beginnen die Wahrheit dieser Sach-läge zu erkennen und über ein Kurzes wird auch Israel sie be-greifen. Mit Augen, welche Feindschaft künden und das Ge-müth voll Zorn wird Israel seinen heuchlerischen Führern undGelehrten Folgendes zurufen:„Eure Verbrechen find wie einBuch vor unfern Augen aufgerollt. Das Glück, mit dem ihrgroßthut, ist das Lösegeld unserer mühevollen Arbeit, das Löse-geld unserer Thränen. Der hohe Sitz, von dem aus Ihr aufuns herabschaut, ist errichtet aus dem Bcinhaufen unserer Brü-der, die durch Eure Niederträchtigkeit, Geschlecht für Geschlecht,in Roth und Jammer zu Grunde gegangen sind. Vom Schweißedes Volkes sättigt Ihr Euch, aus dem Marke unserer Knochensaugt Ihr Euch die Lebensgenüsse und uns laßt Ihr dasDarben, die Armuth, die schwere Arbeit, allzuviel, um ertragenzu werden. Und nachdem Ihr Euer Gut gehäufet hattet, daverlegtet Ihr Euch auch auf die Völker ringsumher und Ihrwäret wahnsinnig im Rausche der Gewalt. Da nagten EureSünden an unfern Knochen und Euere Verbrechen wurden unszum Aussatze. Ihr habt auf unser Haupt den Sturm heraufbe-ichworen, durch Eure Schuld entbrannte gegen uns der Zorn des iPöbels und die Eifersucht der Gesetze und brannte fort bis zudcm Punkt, uns gänzlich zu vernichten." So wird Israel seineMächtigen zu Gerichte laden und wir, die Freunde unseres(desrussischen) Volkes und die Freunde aller Unterdrückten, wir wer-den vor allen Wcltbewohnern Euch bezeugen, daß wir diese un-sere und Euere Feinde geächtet haben. Euch Jünglinge, deren iGedanken noch lauter, in deren Herzen noch Gerechtigkeit ist, die �Ihr in Wahrheit das Wohl des Volkes sucht, die Ihr Euch nochnicht verunreinigt habt durch Handel und Wandel, Euch rufenGleichstellung in der Gesellschaft mit den Weißen zusteht. Selbstwenn der Neger durch Bekleidung eines wichtigen Amtes einehöhere soziale Stellung einnimmt, nie wird ein Weißer sich voll-ständig mit ihm einlassen.Wenn also selbst der gebildete Neger den nothwendigen Um-gang mit den Weißen entbehrt, wieviel mehr muß sich dieserMangel dcm stupiden gegenüber äußern, dem dadurch fast jedeGelegenheit genommen ist, sich zu einem brauchbaren Mitgliededer Gesellschaft zu machen? Und_ hier löst sich das Räthsel,warum der schwarze Arbeiter so tief unter dem weißen Arbeitersteht, nämlich weil er nicht in direktem Verkehr mit dem Letzterensteht, eine Annäherung aber zur Erweckung des Klassenbewußt-seins geboten ist. Dennoch ist er nicht so willenlos, daß es ihmganz abgeht. Die steten Reibungen zwischen den schwarzen Arbeiternund deren„Boßen"(Arbeitgebern) beweisen zur Genüge, daß die anscheinende staatsrechtliche Gleichheit noch lange keine Harmoniezwischen den Schwarzen und Weißen bedeutet. Um den vorhan-denen Racenkampf aber besser zu illustriren, möge ein Artikelaus dem„Charleston News Courier" citirt werden, der wahr-haftig an Aufrichtigkeit nichts zu wünschen übrig läßt.Nachdem dieses Blatt in der Einleitung die gegenwärtigenZustände der Südstaaten einer Besprechung unterzieht, die na-türlichen Rechte derselben hervorhebt und die Nothwendigkeit zuverstehen giebt, dem verödeten Süden durch Einwanderung, die sichbisher nur nach einem der Südstaaten gewandt, nämlich Texas,einen erhöhten Wohlstand zu geben, und daraus die Schluß-folgerung zieht, wie wenig in den übrigen Südstaaten eine neu-nenswerthe Emigration überhaupt zu erwarten steht, dannschließlich von sogenannten Problemen faselt, dcren Lösung fürdie Prosperität des Landes von Wichtigkeit ist, fährt es folgen-dermaßen fort:„— Die Reisländer von Südcarolina, die anFruchtbarkeit und Ergiebigkeit nicht ihres Gleichen haben; dirgewaltigen Landstrecken des Südostens von Georgia, die PrairieNAlabama'», die Sumpsstrecken Missisippi's, die Zuckerplantageuvon Louisiana, welche einst mit großer Geschicklichkeit cultivi�waren, liegen zum großen Theil verödet und sind so kläglichbebaut, daß sie kaum einen hinreichenden Verdienst für die Bezahlung der Taxen ergeben. Das Land— hier speziell derSüden gemeint— besitzt eine fleißige und thätige Bevölkerung'die genügend Brodstoffe zum Bedarf der Natton baut, die reich"lich Baumwolle verarbeitet und exportirt. Aber hier ist der