Betrachten wir dagegen das System der sozialistischen Ge-werkschaften, deren Einrichtung, Fleiß und verhältnißmäßige Be-soldung der Verwaltungs-Beamten, so mögen die deutschen Ar-beiter einen Vergleich zwischen beiden anstellen und der Unter-schied wird ihnen nicht schwer fallen. Wir aber haben noch dasletzte Wort mit Hrn. Hirsch und seinen Existenzspekulanten nichtgesprochen, wir werden ihnen stückweise die arbeiterfreundliche Maskeherunterreißen.Sozialpolitische UeberKcht,— Als zu Anfang der gegenwärtigen Krisis die So-zialdemokraten immer und immer wieder die Ueberproduktionund den dieselbe fördernden Milliardensegen als Ursache der-selben hinstellten, wie wurden sie da von den„Reichstreuen"gehöhnt, wie wurde da der Spieß umgekehrt und die Arbeiterund Sozialdemokraten für die Krisis verantwortlich gemacht.Auch Fürst Bismarck in seiner hohen Weisheit schob in einerReichstagsrede den Niedergang der deutschen Industrie den So-zialdemokraten in die Schuhe— Valentin schützte ihn bekannt-lich vor einer Zurechtweisung. Was wir sofort behaupteten,wird jetzt, da es zu spät ist, von den verschiedensten Seiten an-erkannt; so äußerte selbst der deutsche Kaiser auf seiner jetzigenRheinreise zu den Vertretern der Crefelder Handelskammer:„Wir litten wohl an Ueberproduktion, es ist wohl zuviel in den verflossenen Jahren Produzirt worden."—Ob nun auch wohl die liberalen Helden den Muth haben, diesenkaiserlichen Worten entgegenzutreten? Wir glauben nicht! Jetztist das Wahrheit, was bei ihnen früher Lüge war— aber dieWahrheit ist die Wahrheit, gleichviel aus welchem Munde siekommt.— Briefgeheimniß. Wir machen die Parteigenossen dar-auf aufmerksam, daß in letzter Zeit mehrfach Briefe, die ausPolen nach der Schweiz gingen, auf der preußischen Grenze str-öffnet angekommen, dort amtlich verschlossen und dannweiter befördert sind. Allen Anschein nach wittert die russischePolizei eine Verschwörung und dürfte deshalb die größte Vor-ficht in der Correspondenz am Platze sein. Wahrscheinlich wer-oen Briefe, die aus dem Auslande nach Polen gehen, gleichfallspolizeilich geöffnet.— Der 18. Verbandstag deutscher Erwerbs- undWirthschafts-Genossenschaften hat kürzlich in Wiesbadenstattgefnnden; einige fortschrittliche und„demokratische" Zei-tungen loben die dortigen Verhandlungen und den alten HerrnSchulze aus Delitzsch, den man sonst auch gelegentlich schonden„verwrangelden" nannte— im Uebrigen aber kümmert sichdie Welt wenig um die an Altersschwäche, an Kassirerverflüch-tigung und Schulzianismus leidenden Vereine. Der Glanz-punkt des Verbandstages war übrigens nach den einmüthigenBerichten sämmtlicher Zeitungen die Sauferei, welche statt-fand. Die„Elberfelder Zeitung" ist davon ganz entzückt undschreibt:„Immer heiterer wurde die Stimmung, nament-lich als die altdeutsche schöne Sitte des„Umtrunkes" wieder ein-mal in Uebung kam. Der berühmte Pokal, der s. Z. dem hoch-verdienten Gründer der deutschen Genossenschaften, Dr. Schulze-Delitzsch, verehrt wurde, machte mit dem köstlichen Golde desRheingaues gefüllt die Runde um die stattliche Festtafel."—Und die„Vossische Zeitung" ist noch Entzückter— übrigens zurEhre sei es ihr nachgesagt— weniger über den alten Schulze,als über den alten Wein, dem der Berichterstatter auch wo-möglich zugesprochen haben mag. Die alte Tante nämlichschreibt:„Es ward in dem berühmten goldenen Pokale, ders. Z. Hermann Schulze-Delitzsch gestiftet worden, mit dem kost-barsten Rheingauer Hochgewächse der„Umtrunk" gehalten.Das Comits hatte zu diesem Ehrentrunke den feinsten Rüdes-heimer aus dem Keller des Gutsbesitzers A. Wilhelmj zu Hatten-heim auserwählt. Der Wein aber, welcher die höchste Be-geisterung hervorrief, hatte folgende Etiquette:1868. Rüdesheimer feinste Auslese:„Schulze-Delitzsch"aus dem A. Wilhelmj'schen Keller.Ein Trunk, so feurig und so mild,Ein Trunk, des besten Mannes Bild,Der sanften Herzens, stark im Geist,Als Tröster sich und Freuud erweist:Allerlei Conservatives.Frankfurt a. M., den 8. Sept.fjWir haben schon hier und da einmal zu Nutz und Frommen unsererLeser denselben die in Frankfurt erscheinende„Deutsche Reichs-Post" vorgeführt. Heute mag ein Gleiches geschehen— schadenkann es jedenfalls nicht.In der Nummer vom 4. September finden sich, wie selbst-verständlich, außer einem halben Dutzend Artiel über die ReisenSr. Majestät des Kaisers und des Kronprinzen auch schon vierArtikel über die Feier des— nun des glorreichen Tages desglor- und ruhmreichsten Krieges gegen den wälschen Nachbarn,vulgo„Erbfeind". Einem Stuttgarter Correspondenten steigenam Schlüsse seines salbungsvollen Berichtes folgende— borribilldictu— Gedanken auf, die eigentlich nur dem giftdurchtränktenGehirne irgend eines blut- oder feuerrothen„Umstürzlers" ent-springen sollten. Man höre:(„Nachdem er noch den SegenGottes über das Vaterland herabgefleht hatte, legte der Vor-stand des Kriegervereins einen Lorbeerkranz am Denkmale nieder,und stimmten die Sänger das klassische„Ehrenvoll ist er gefallen"an, worauf die zahlreiche Versammlung ernst und stille von derTodtenstätte schied")—„Mancher gewiß nicht ohne Seufzen undmit der bangen Frage: Ist das Ergebniß dieser Blutsaat wirk-lich eine Freudenernte geworden? Haben uns biejnit demBlute unserer Söhne erkämpften Milliarden wirklich Segen ge-bracht? Unwillkürlich wird man angesichts der reellen Folgendes Kriegs und Siegs an die Sage von der Drachensaat unddie Gaben der Pandora erinnert. Gott besser's!"„... MitStillschweigen können wir nicht übergehen, daß ein großer Theildes Volks die Feier der Friedensschlusses der des Schlacht-tages von Sedan vorziehen würde."— Ein MünchenerCorrespondent schiebt die Schuld,„daß zwar die öffentlichenGebäude ec. mit Fahnen reich geschmückt, aber an Privathäusernderen nur wenige zu sehen sind," dem„in Strömen nieder-fallenden Regen" in die Schuhe.„Ein süßer Trost ist ihm ge-blieben", dem guten Correspondent, und wir wollen ihm diesenTrost nicht rauben!— Aus Karlsruhe wird zwar die große„Einbürgerung" der Sedanfeier„bei uns in Stadt und Land"berichtet, doch zugestanden, daß„die schlimme Zeitlage ihr einengedämpfteren Ton verleiht." Wirklich? Den„wirthschaftlichenund sittlichen Rückgang unserer Nation" will der Herr Corre-spondet aus Karlsruhe dadurch beseitigen,„daß die Gottesfurchtwieder unser Fundament wird, und statt des gewissenlosen Egois-Nur Ihm gebührt der Trunk allein--Doch trinken wir ihn im Verein!Am„Umtrunk" prüft die Kraft des Weins:„In treuer Liebe sind wir eins!"—Cursaal zu Wiesbaden, 4. September 1877.Aus alledem geht hervor, daß der Pokal und der Wein daseigentlich treibende und begeisternde Element war, während der„verwrangelnde" Schulze nur die Dekoration abgab. Trefflichist der Vers in der Etiquette:„Nur ihm gebührt der Trunkallein."— Wir wissen, daß der Angesungene mit diesen Wortensehr einverstanden ist, und daß er mit dem„Umtrunk" nichtso sehr einverstanden gewesen wäre, wenn er nicht vorher schonWilhelmj's Wein weidlich„geprüft" hätte.— Weil die türkische Regierung ihre christlichen Unter-thanen unterdrückt, deshalb wollen die Russen daS Kreuz unddie Schnapsflasche auf die Hagia Sophia zu Konstantinopel auf-pflanzen— gut nur, daß von dem Wollen zu dem Vollbringenein sehr weiter Schritt ist. Daß aber gerade die russische Re-gierung solchen Grund als Kriegsursache anführt, das muß jedenanständigen Menschen empören und beweiset, daß geradezu dieUnanständigkeit der Grund der in Deutschland so vielfach Herr-sehenden Russenliebe ist. Durch verschiedene Zeitungen gehtnämlich die Nachricht, daß man in den letzten Tagen in derWarschauer Citadclle mehrmals jenen bedeutsamen Knall ver-nahm, der der Außenwelt verräth, daß wieder einmal einemMenschenleben ein Ende gemacht ist. Die russische Regierunghat die Gewohnheit, die Namen ihrer Opfer nicht zu veröffent-lichen und bewahrte auch diesmal über die Hinrichtungendas tiefste Geheimniß. Deshalb glaubte man in Warschauanfänglich, es wären Offiziere erschossen, die sich geweigerthätten, in den Krieg gegen die Türken zu ziehen. Zuletztaber kam es durch Tradition von Mund zu Mund dochheraus, daß vier Untaten(christliche Andersgläubige) ausPodlachien erschossen waren. Dieselben waren beschuldigt, mitden Waffen in der Hand sich gegen russische Soldaten verthei-digt zu haben, welche den Auftrag erhalten, sie mit dem Ba-jonnet zum orthodoxen Glauben zu bekehren.— Und diesebestialische russische Regierung will im Namen der Humanitätund des Christenthums eine andere Regierung zur Raisonbringen? Solcher Unfug wäre lächerlich zu nennen, wenn ernicht so verderblich wäre.— Aus Jassh wird uns berichtet,daß sich ein bossojener Kosack vor einigen Tagen dermaßen trak-tiren ließ, daß er schwer angetrunken wurde und nunmehr na-türlich ungemeinen Unfug anrichtete. Man wollte den Rasen-den verhaften, doch gelang dieses der hierzu commandirten Po-lizei nicht, deshalb mobilisirte man eine ganze Compagnie ru-manischer Soldaten, um den einen Kosacken zu fangen; doch derRusse in Verachtung seiner Kampfes brüder, setzte sich zur Wehreund konnte seine Verhaftung erst bewerkstelligt werden, nachdemer 26 rumänische Soldaten verwundet hatte.— Dem Czarenund dem Großfürsten fängt es an auf den bulgarischen Leichen-gefilden unheimlich zu werden; selbst solchen„milden"(zudeutsch: verhärteten) Gemüthern wird schließlich der Blut- undLeichengeruch zuwider; sie wollen deshalb in den nächsten Wo-chen nach Petersburg zurückreisen, der Triumphzug nach Kon-stantinopel ist in einen Trauerzug nach Petersburg umgeschlagen.— Eine Proklamation hat der Großfürst kürzlich an seine Sol-baten erlassen, in welcher er„das einzelne Herumtreiben derSoldaten" verbietet, weil dadurch die Bewohner beschädigtwürden; nur Commandoweise sollen die Soldaten das Lagernunmehr verlassen dürfen, um den„Ungehörigkeiten", die bisdahin vorgekommen sind, ein Ziel zu setzen. Durch diese Pro-klamation gesteht der Großfürst im Wesentlichen die Bestialitätenein, welche seine Soldaten in Bulgarien verübt habe»— erwill ihnen jetzt auch einen Damm entgegensetzen, jetzt, wo dieEinwohner fast sämmtlich bestohlen oder ermordet find, jetzt woes zu spät ist— weshalb nicht eher? Weil jetzt der Kosack, nach-dem nichts mehr zu rauben ist, auch von selbst im Lager ge-blieben wäre, und man durch die Proklamation doch noch einenFetzen der„Humanität" retten wollte!— Daß die russischenSoldaten doch nicht so ganz gemüthliche Leutchen find, wie unsoft von der rubilisirten Presse mitgethcilt wird, das geht lnichtallein aus dem oben mitgetheilten, jedenfalls von unserm Gewährs-mann etwas überttieben dargestellten Kosakenstückchen hervor,sondern es meldet auch die„Kölnische Zeitung" aus Odessa,daß dort ein zum Tode verurtheilter Jnfanteriesoldat zu zehn-jähriger Zwangsarbeit„begnadigt" worden ist. Dabei wirdmus der Geist der brüderlichen Hingebung erstarkt, die Redlich-keit an die Stelle des Schwindels, die Gesittung an die Stelleder Rohheit, der Gehorsam an die Stelle der Unbotmäßigkeit,die Solidität und Mäßigkeit an die Stelle der üppigen Genuß-sucht tritt." Das ist Waizen mit Spreu vermengt!Ob die schlesischen Weber auch„solider" und„mäßiger" werdensollen, wer dieses überhaupt zu werden nöthig hat— darüberschweigt des Sängers Höflichkett!!!—Eine Correspondenz aus Baden in der Nummer vom 6. Sept.berichtet über Lingenau's Vermächtniß,„der ein in der Wollegefärbter Sozialdemokrat gewesen sein muß." Nach Anführungder Schlußworte des Testamentes heißt es:„Wir vermuthen nur, daß selbst dieses kleine„Sandkörnchen"schwerlich zum Bau des„Prachtgebäudes" wird verwendet werdenkönnen, da bestimmte Namen, wer das Vermögen aus den Händender Testamentsvollstrecker empfangen soll, nicht genannt sind, die„Sozialdemokraten der ganzen Welt" sowohl wie die einzelnenVereine aber unseres Wissens wenigstens in Deutschland keineKorporation oder juristisch erbfähige Person bilden. Der Nach-laß dürfte reichliches Advokatenfutter abgeben. Vielleicht meldetsich auch noch ein erbfähiger Verwandter deS geheimnitzvollenMannes, unter dem man sogar einen Freiherrn vermuthete, undmacht den„Sozialdemokraten'der Welt" oder dem erbhungrigenStaatsfiskus den Nachlaß streitig. Immerhin dürfte aber diesesTestament Manches zu denken geben und manchen Nicht-Sozial-demokraten beschämen."Leider hat der„Vorwärts" in seiner Nummer vom 5. Sept.die kindliche Freude der„Reichspost", die gewiß auch schon andere Leute„getheilt" haben und somit eine doppelte Freude istoder war, ein wenig gedämpft.*) Unser Frankfurter Organ hatauch bereits der„Reichspost" zu Gemüthe geführt,„daß dieseletzte Behauptung in demselben Grade wahr, wie die ihr vorher-gehende„Vermuthung" grundlos ist." Daß sich die„Reichs-post" über Lingenau's Handlungsweise gerade nicht freut undSandkörnchen, sowie Prachtgebäude in Gänsefüßchen stellt,soll uns nicht wundern! Die„Rcichspost" hat vielleicht im selbenMomente„vermuthet", daß überall in dieses Prachtgebäudemit„Reichspost"- Gänsefüßchen Helles Sonnenlicht und Wärmedringt, es somit keine finsteren, dumpfen Winkel gibt, die sichNachtvögel mit Vorliebe zu ihrem Aufenthalt wählen, daß dann*) Der Dämpfer in der heutigen Nummer wird wohl endgültigwirken. D. R.der Vorfall mitgetheilt, welcher die Bestrafung hervorrief. DerSoldat durchzog mit zwei Kameraden bei Nacht die Stadt alsWache zur Sicherheit der Einwohner. Diese Wache traf unter-wegs einen schwer Betrunkenen an und wurde Szirba(so heißtder Verurtheilte) bettaut, denselben zur Polizei zu führen. Da-gegen führte Szirba den Arrettrten an einen abgelegenen Ort,schlug ihn mit dem Kolben nieder und raubte ihm 25Rubel.— Wenn so etwas aber im eigenen Lande schon geschieht,wie wird es da in Feindesland erst aussehen.— Die Nachrichten vom Kriegsschauplatze sind bisjetzt(Dienstag Nachmittags) sich widersprechend. Aus dem Wüstederselben geht hervor, daß am Balkan Ruhe herrscht; daß inAsien und an der� Lomlinie die Türken bedeutende Vortheile errungen haben, daß hingegen die Armee Osman Pascha's bei Lo-wac und Plewna einige Verluste erlitten hat. Plewna aber istvon den Russen nicht erobert; die Türken beherrschen die Höhen.Sie werden allerdings mit einer doppelten Uebermacht und derdreifachen Kanonenzahl angegriffen. Nebensächlich ist zu be-merken, daß die kleine türkische Bergfeste Nicsic sich den Mon-tenegrinern ergeben hat; auf einer anderen Seite sind dieHammelräuber hingegen von den Türken weidlich geprügeltworden.— Die Chinesenfrage taucht in Australien jetzt mitderselben Heftigkeit auf, als in Californien. Die Kulis machenden fteien Arbeitern die verderbenbringendste Concurrenz; manbeabsichtigt nunmehr von jedem einwandernden Chinesen eineSteuer von circa 200 Mark zu erheben. Diese chinesischen Ar-beiter werden truppweise von besonderen Unternehmern nachQueensland geschafft, sie werden einquartirt und abgefüttert, wieSoldaten, erhalten ihre geringe Löhnung— die Unternehmer-gesellschaft nimmt den Löwenantheil— und so hat man es ge-wissermaßen mit der Concurrenz von Sklavenarbeit gegenüberder freien Arbeit zu thun. Es dauert nicht lange, so wird auchdort, wie schon so oft in Californien, diese Frage einen blutigenCharakter annehmen.— Daß wir unseren Gegnern diesseits und jenseits desOceans ihre hämische Freude verderben müssen, ist uns schonwegen des Andenkens unseres edlen verstorbenen Freundes Lin-genau sehr lieb, welches man in den deutschen und amerika-nischen Zeitungen auszuhöhnen versucht hat, indem man sich iüber den unpraktischen Schwärmer lustig machte, der die So-zialdemokratie aller Länder so schlichtweg zur Erbin seines Ver-mögens eingesetzt habe, ohne zu bedenken, daß diese Sozialdemo-!>kratie keine juristische Person sei; die nordamerikanische Unionwerde nunmehr die Erbschaft antreten, die Sozialdemokratie aberhabe das Nachsehen.— Wir sind nun in der Lage, den ju-ristisch beglaubigten Wortlaut des Nachtrags zu dem Testa-ment mittheilen zu können, aus welchem hervorgeht, daß unserverstorbener Lingenau sehr praktisch gehandelt hat und daßdie Freude unserer Gegner verfrüht war. Das Schriftstücklautet:„Nachtragzu meinem letzten Willen vom 18. März 1876.Damit die Vollziehung meines letzten Willens keiner gericht-lichen oder gesetzlichen Schwierigkeit unterliegt, ernenne ichhierdurch als meine Testamentsvollstrecker die Herren:1. Johann Philipp Becker, Schriftsteller, in Genf lebend,Schweiz:2. August Bebel, Reichstagsabgeordneter, in Leipzig lebend,Sachsen;3. Wilhelm Liebknecht, Reichstagsabgeordneter, gleichfalls inLeipzig lebend;4. Wilhelm Bracke Muior, Verlagsbuchhändler in StadtBraunschweig;5. August Geib, Reichstagsabgeordneter und Buchhändler, inHamburg lebend;6. Karl Marx, Schriftsteller in London, England, lebend,41 Maitland Park Road 81V.und gebe ihnen die Vollmacht über meinen Nachlaß zu ver-fügen.Sie werden Alles, Mobiliar, Geld, Bücher, Handschriften,Alles ohne Ausnahme in ihren Besitz nehmen, ganz als ob siemeine eingesetzten Erben wären, und ich überlasse ihnen dieSorge, all meinen Nachlaß zu vertheilen nach ihrem Gewissen„Candidaten des Jenseits" zu„Studenten des Diesseits" werdenund an Stelle der„Gottesfurcht" die wahre Menschenliebe tritt,deren höchstes und edelstes Gebot ist:„Liebe deinen Nächstenwie dich selbst."—Eine frühere Correspondenz aus Baden ist verschnupft überdas in Mannheim ins' Leben tretende sozialistische Organ undüber den„neuen Aufschwung", den„auch anderwärts die sozial-demokratische Presse zeigt". Nachdem„neben zwei neuen wissen-schaftlichen Wochenschriften" eine„neue politische Zeitung für dieProvinz Schleswig-Holstein" und die„Königsberger Freie Presse",sowie der in Münster(wo es einem alten Liede zufolge doch„finster" ist) vom 1. Oktober ab erscheinende„Sozialist", sowiedie„Zukunft" und die zweite Nummer der„Rundschau" erwähnt,lamentirt der Herr Correspondent:„Neben dieser Energie derZerstörenden nimmt sich freilich die Thatttaft der Bauenden undErhaltenden noch sehr bescheiden aus." Wir können getrostacceptiren, sogar ohne Lamento!"„Das Alte stürzt, es ändertsich die Zeit und neues Leben blüht aus den Ruinen," sagtSchiller, und:„Alles was entsteht, ist Werth, daß es zu Grundegeht," sagt Goethe.— Doch wir wollen unser„Allerlei" würdigbeschließen und zur Ehre der„Reichspost", sowie zum Beweiseihrer trotz der Eingangs erwähnten Auslassungen ächt patrio-tischen und loyalen Gesinnung auf die von der Milch derfrommsten Denkungsart durchflossenen Berichte über des deutschenReiches Kaisers und Kronprinzen Reisen hinweisen. Als Muster-leistung verdient allen wahren Patrioten, und solchen, die eswerden wollen, ein der„Kölnischen Zeitung" entnommener undmindestens ebenso, wie weltberühmte„Kölnische Wasser" duftenderFestbericht in Nummer 210 vom 8. September empfohlen zuwerden. Derselbe datirt von Düsseldorf, 5. September, fülltbeinahe zwei„Reichspost"- Spalten oder genau zweihundert �Zeilen. Man bekommt darin nicht nur Alles bis zur kleinstenKleinigkeit verrathen, sondern erfährt auch andererseits die Reihen-folge der Allerhöchsten und höchsten Herrschasten an der Tafel,sowie daß der Kaiser„mancher Speise tapfer zusprach".Damit des Guten nicht zu viel werde, breche ich für heuteab mit der Bitte an die Leser:„Nichts für ungut."— o—— Die Heiligkeit der Ehe. Daß die Sozialdemokraten dieEhe vernichten und„freie Liebe" einführen wollen oder schon eingeführthaben, ist schon eine alte Geschichte; wem sie allenfalls noch neu sein< i