der Debatte dem Wunder selbst furchtlos auf den Leib rücken wollten, da hoffte man wenigstens ein glanzvolles Tournier mit anzuschauen. Aber es kam anders. Die nationalliberale Drohung hatte gewirkt. Die klerikalen Colonnen waren schüchtern ge- worden. Zwar versuchte es der Abgeordnete Bachem, sich auf hohem Rosse aufzuspielen, doch gelang ihm dies schlecht er mußte eben an dem Wunder vorbeireiten und das wollte nicht gehen. Das Pathos des Klerikalen wurde durch den Marpinger  Pfaffenschwindel erstickt. Der Minister Friedenthal hatte des- halb auch ein leichtes Spiel; er stellte sich auf den Boden der Thatsachen und verwies auf die schwebenden Gerichtsverhand- lungen. Dabei hat der Herr aber in der unverantwortlichsten Weise die Sozialdemokratie herbeigezerrt, sodaß selbst liberale Ab- geordnete in Erstaunen geriethen. Der Minister behauptete nämlich, daß gleichzeitig mit dem Marpinger   Schwindel eine gefährliche sozialdemokratische Bewegung hervorgetreten sei.Wo dies gewesen, wurde nicht gesagt Jedermann muß nun glau- ben, daß in Marpingen   selbst mit dem Wunderschwindel ver- eint diese Bewegung sich gezeigt habe. Heber solche Redereien wird jedenfalls jeder Sozialdemokrat lachen; dem Herrn Mini- ster Friedenthal ist aber zu verzeihen, daß er dem landläufigen Glauben gemäß alles Rothe für Sozialdemokratie ansieht, so auch die blutigen Schweißtropfen. Daß er aber durch seine Redereien das Volk ebenso täuscht in Bezug auf eine große Partei, wie die Marpinger   Schwindler das Volk täuschen in Hinsicht auf die Vernunft, das dürfte eigentlich einem.klugen Manne nicht entgehen doch dem Feinde und besonders den Sozialdemokraten gegenüber ist Alles erlaubt: der Zweck heiligt die Mittel. Wahrhast lächerlich benahm sich übrigens der Abgeordnete Windthorst. In seiner Truthahnsbosheit vergaß er dem Mi- nister in Bezug auf das sozialdemokratische Ei, welches den Kle- rikalen untergeschoben werden sollte, zu antworten; ja er vergaß sich sogar so weit, die Sozialdemokratie in Ztöcker'scher" Weise zu denunziren. Er beklagte sich, daß die Soldaten in Mar- pingen aus die Betenden eingestürmt seien, daß aber die Sozial- demokraten unbelästigt geblieben, als Most im Eiskeller alle Pfaffen habe ermorden wollen; ein Staat aber, der den Pfaffen- mord des Herrn Most zugebe, der müsse zu Grunde gehen. Wenn die Klerikalen im Abgeordnetenhause oder im Reichs- tage sich noch öfter so ungeschickt zeigen, und wenn Windthorst noch mehr solche traurige Reden hält, dann ist die Zeit sehr nahe, wo auch ich ihm zurufe: Mach' Deine Rechnung, Windthorst. mit dem Himmel, Bald hört man nicht mehr Deiner Glock' Gebimmel." Mörder! Mörder!" wird dann die kleine Exzellenz rufen, und drohend erblickt er in derhohlen Gasse", durch welche er kommen muß, die starrende Mündung eines Bolzenbogens. Doch im Ernst, es ist sehr schlimm für die Klerikalen, daß Windthorst so auf den Stöcker gekommen ist. I Ja Bezug auf die Gründung einer großen Bismarck'schen Mtttelpartei", von welcher die besseren Elemente der Fort- schrittspartei nicht ausgeschlossen werden sollen, und wie das schon erwähnte Schreiben des Herrn Hänel auch hervorhebt, gar nicht ausgeschloffen sein wollen, erklärt dieRationalztg.", indem sie fich mit besonderem Pathos auf dasliberale Bürger- thum" beruft: Ob dieses Bürgerthum fortschrittlich, ob es nationalliberal oder in einer Reihe von Fällen steikonservativ wählt, ist sehr oft nur eine lokale Frage oder eine Frage der Persön- lichkeit." Fortschrittlich, nationalliberal, steikonservativ, daseist alles egal, nur ein lokaler Unterschied!" Das lvußten die So- zialdemokraten schon lange, ja das wußte schon Lassalle, als er das berühmt gewordene Wort von dereinen reaktionären Masse" aussprach. Doch man sträubte sich bis jetzt immer dagegen, nun aber spricht man es selbst aus. Der Kaiser von Rußland   hat einen höchsteigenhändig ge- schriebenen Danksagungsbrief an den Eommandanten des preußi- schen Gardecorps gesandt, in welchem er dem Gardecorps sein unvermindertes Wohlwollen ausdrückt. DieMagdeburgische Zeitung" bemerkt in ihrer Herzensfreude dazu: Das Schreiben vom 18. Dezember v. I., sowie die Ant- wort vom 30. Dezember v. I. bedürfen keines weiteren Com- mentars. Beide Schriftstücke legen Zeugniß von dem kamerad- schaftlichen Bande ab, welches das preußische bezw. deutsche  und das russische   Heer mit einander verbindet." Die Schreiben bedürfen also keines Commentars? Als im Jahre 1864 die österreichischen und preußischen Soldaten, durch kameradschaftliche Bande vereinigt, intreuer Waffenbrüder- schaft" gegen die Dänen kämpften, da jubelten die Blätter in Ein pädagogisches Buch. (Fonsetzung.) Daß übrigens in einer und derselben Gemeinde nicht ver- schiedene Standes-Bolksschulen neben einander bestehen sollen, ergibt sich aus allem Obigen." Ueber die Stellung der Volksschule im Staate und zur Kirche spricht sich der Verfasser unter Anderm wie folgt aus: Der Staat allein ist im Stande, eine allgemeine Volksbildung sicher zu stellen; von ihm kann und muß erwartet werden, daß er sich über Sonderinteressen erhebe, und daß er das öffent- liche Wohl zum Ziel seines Strebens mache; er erntet die Früchte der Jugenderziehung, und ihm fallen die Verwahrlosten zur Last. Die Kinder werden ja einst Bürger und daher ist die Art ihrer Erziehung eine Hauptursache des öffentlichen Heils oder Unheils. Ein Staat, welcher seine Selbsterhaltung und sein Gedeihen im Auge hat, muß eben so sehr für seine geistige und sittliche Wehrkraft sorgen, wie für seine militärische. Und wenn es dem Gemeinwesen obliegt, sür Armen- und Zuchthäuser zu sorgen, so steht ihm auch das Recht zu, daß Bedürfniß sol- cher Anstalten auf ein möglichst geringes Maß zurückzuführen, was obne Zweifel am Besten durch eine planmäßige und allge- meine Jugendbildung geschehen kann. Diese wichtige Angelegen- heit aber dem Zufall, der freiwilligen Thätigkeit oder dem Wirken derKirche" zu überlassen, dazu können sich nur solche Staaten verstehen, welche aus der gesammten bisherigen Ge- schichte der Völker nichts gelernt haben. Freilich setzen wir, wenn wir die Jugendbildung als Itaatssache betrachten, einen solchen Staat voraus, welcher vermöge seiner Verfassung das Gemeinwesen zu fördern im Stande ist und allen guten Ele- menten Antheil an der Volkserziehung gewährt." Die reine Volksschule hat mit der Kirche gar nichts zu schaffen. Jene ist ein bürgerliches, weltliches Institut, ihr Pnn- ip ist die Gemeinsamkeit der Bestrebungen, die Ausgleichung ,ier Gegensätze, ihre Aufgabe die allgemein menschliche, Volks- thümliche und im Leben brauchbare Bildung der gesammten Ju- gend. Auf confessionelle Tendenzen kann sie sich nicht einlassen, wenn sie nicht in eine einseitige Richtung, in einen Widerspruch mit sich selbst gerathen, wenn sie eine friedliche, einheitliche und Oesterreich in Hinsicht auf diese Bereinigung und eines Com- mentars bedurfte es damals dazu auch nicht. Da kam das Jahr 1866 und schrieb den Commentar! Sozialpolitische Uebersicht. Zur deutschenNeutralität". In derStuttgarter Zeitung  " vom 19. d. wird aus Crailsheim   ää. 15. Januar ganz harmlos gemeldet: Unfern Bahnhof passirte heute Nachmittag ein von Rottweil  kommender Pulverzug; er fuhr unter badischer Bedeckung und ist nach dem russischen Kriegsschauplatz bestimmt." Bravo! Das stimmt zu den ins russische   Lagerabcomman- dirten" preußischen Militärärzten und denaus dem deutschen  Armeeverband entlassenen" Offizieren, welche die russischen und rumänischen Soldaten seit vorigem Sommer commandiren. Asiropos! An den deutschen   Grenzfestungen gegen Rußland  wird eifrig gearbeitet. Man denkt also in Berlin   doch an die Möglichkeit einer Auseinandersetzung mit demErbfreund". Nun, was jetzt ohne einen Tropfen Bluts zu erreichen war, werden wir in wenigen Jahren mit Strömen von Blut erkämpfen müssen. Man nennt dasgenial". Das Stärkeverhältniß der Parteien im Reiche und Reichstage auf Grund der Reichstazswahlen am 10. Januar 1877. Die amtlichen Listen geben an, daß am 1. Dezember 1875 die ortsanwesende Bevölkerung 42,727,368, die Zahl der Wahlberechtigten 8,943,000 betrug. Davon haben am 10. Ja- nuar 1877 abgestimmt 5,557,700, also etwa 60 Prozent. Es erhielten Stimmen: Die Candidaten der Conservativen.. 538,740, Freiconservativen. 426,468, Nationalliberalen, incl. d.Grupp: Löwe 1,712,000, Fortschrittspartei. 438,190, Centrumspartei. 1,416,807, Polen  ..... 219,159, Sozialdemokraten. 485,122, Volkspartei... 57,147, Partikularisten.. 112,496, u. s. w. Die gewählten Reichstagsabgeordneten vertheilen sich auf die genannten Parteien wie folgt: Conservative 40, Freiconseroative 38, Rationalliberale incl. Anhang 140, Fortschrittler 35, Cen- trum 96, Polen   13, Sozialdemokraten 12, Volkspartei 3, Par- tikularisten 5. Durchschnittlich kommen bei 5,557,700 Wählern und 397 Abgeordneten auf jeden Gewählten 14,000 Stimm m. Die Durch- schnittsziffer stellt fich auf Grund der oben mitgetheilten Ziffern wie folgt: Conservative...... 13,470, Freiconseroative..... 11,224, Nationalliberale ic.... 12,230, Fortschrittler...... 12,520, Centrum....... 14,700, Polen  ........ 16,860, Sozialdemokraten.... 40.420, Volkspartei...... 19,050, Partikularisten..... 22,500. Diese Zusammenstellung, welche dem Blatte des antisozial- demokratischen ArbeiterconzresseS,Die soziale Frage", entnom- men, ist ohne Zweifel ungenau! Es scheinen die Elsaß-Lothringer Abgeordneten vergessen zu.sein. Zählt man die angegebenen Zahlen der Abgeordneten der einzelnen Parteien zusammen, so erhält man nur die Zahl 382, während die Zahl doch 397 be- tragen muß, und auch mit letztgenannter Zahl experimentirt worden ist; auch hat die Volkspartei nicht 3, sondern 4 Sitze im Reichstag. Die Zusammenstellung ist also ungenau wir werden dieselbe nach den amtlichen Listen ergänzen und unsere Schlüsse dann erst ziehen. Dr. Max Hirsch   in seinem Organ faßt das Ergebniß jseiner Zusammenstellung folgendermaßen zu- sammen: Es giebt zum ernsten Denken Veranlassung, wenn die Can- didaten der ersten vier Parteien, die wir als die reichsfreund- lichen hinstellen wollen, hinter der Durchschnittsziffer von 14,000 zurückbleiben, während die der fünf anderen zum Theil recht ansehnlich, wie bei den Sozialdemokraten, über icne Ziffer hin- ausgehen. Es wird Zeit, daß wir uns zu einmüthigem Handeln und Arbeiten aufraffen, wenn nicht aus der Zerrissenheit die Gegner den Nutzen ziehen sollen!" Zu den ersten vier Parteien gehört auch die Fortschrittspar- tei, die nach Herrn Hirsch auf demselben Niveau sich befindet der Natur des Kindes entsprechende Wirksamkeit entfalten will- Demnach ist gar nicht einzusehen, weshalb die Volksschule ent- weder gänzlich oder theilweise unter der Aufsicht der Geistlichen stehen soll. Das alte Geschwätz von dem historischen Rechte der Kirche an die Schule sollte doch nunmehr in seiner Nichtigkeit erkannt sein. Wird es doch selbst von Theologen als unhaltbar bezeichnet." In der That ist die Volksschule nichts anderes, als der Vorhof des bürgerlichen Lebens. Und es ist nur eine dreiste Anmaßung, wenn die sogenannte Kirche, das ist in Wirklichkeit die Priesterschaft dem Staate, dem bürgerlichen Gemeinwesen verwehren will, Volksschulen herzustellen, wie sie eben im öffent- lichen Interesse nothwendig sind. Wenn dabei kirchliche Ange- legenheiten gar nicht in Betracht kommen, weder gefördert noch geschädigt werden, wenn die Volksschule confessionell neutral ist: welche Befugniß hat dann dieKirche" sich einzumischen? So wenig wie der Künstler-, der Militär-, der Bauern-, der Gewerbestand u. s. w. als solcher ein Anrecht auf die Volks- schule hat, so wenig hat es der Priesterstand, und so wenig es ein Kunstoerein, ein Gewerbeberein, ein landwirthschaftlicher, ein politischer Berein hat, so wenig hat es ein Religionsvcrein. Allerdings haben alle Elemente und Corporationen, aus wel­chen sich das Gemeinwesen zusammensetzt, sofern ihr Dasein mit dem öffentlichen Wohle verträglich ist, ein Interesse an der In genderziehung; aber eben weil sie es alle haben, darf es nicht einem einzigen Stande überantwortet werden. Geschähe die?, so müßte in jedem Falle, möchte nun das Gewerbe oder der Landbau, oder die Kirche u. s. w. der begünstigte Theil sein, die Volksschule der Einseitigkeit und der Verkümmerung anHeim- fallen. Die Geschichte beweist ja auch hinlänglich, was aus der Schule unter kirchlicher Herrschaft geworden ist. Die Priesterschaft pflegt ihr Verdienst um die Schule und ihr Anrecht an die Schule mit der Phrase zu beweisen, die Kirche sei die Mutter der Schule. Wenn dies auch wahr wäre, so würde doch daraus nicht folgen, daß die Schule noch immer unter kirchlicher Auf- ficht stehen müßte. Bleibt denn eine Tochter auf immer die Untergebene der Mutter? Wird die Tochter auch dann nicht mün- dig und selbstständig, wenn sie erwachsen ist und einen Gemahl wie die Parteien der Conservativen alle brüderlich um- schlungen eine einzige reichsfreundliche reaktionäre Bismarcksche Masse! O welche Lust Schullehrer zu sein! Am 6. d.M. starb in Roth und Elend die 70jährige Lehrerwittwe Marie Hoffmann in Elbing  , nachdem ihr Mann vor 10 Jahren nach 47jähriger Ausübung seines Lehrerberufs in Kämmendorf ihr vorangegangen war. Die Wittwe erhielt keine Pennon, sondern von Kämmendorf nur eine Unterstützung von 54 Mark jährlich. Diese Thatsache spricht lauter, als alle noch so pathetischen De- klamationen. Die Amnestiefrage in Frankreich  . Bei dem Leichen- begängniß Raspail's(am 13. d. M.), das zu einer groß- artigen Volkskundgebung Anlaß gab, ertönte wiederHoll aus Tausend und Abertausend Kehlen der Ruf nach Amnestie. Wenn man bedenkt, daß in de» Pariser Arbeitervierteln wohl keine Familie lebt, der nicht irgend ein Angehöriger, in nur zu vielen Fällen der Ernährer, durch die Racheorgien der Bourgeoisie entrissen, und von den Gemordeten abgesehen in die Ver- bannung gejagt oder in die glühende Folterkammer von Neu- Caledonien gesperrt worden ist, so kann man sich keinem Zweifel darüber hingeben, daß dieser Ruf keineswegs, wie die Gegner behaupten, ein bloßer Theaterkoup war, sondern sich dem Herz- innersten des Volks entrungen hat. An wen richtete sich der Ruf? An Mac Mahon  ? Nein! Das Volk kennt diesen bigotten Pfaffenknecht und brutalen Menschenschlächter. An Dufaure, seinen Minister? Nein! Das Volk kennt diesen grausamen, herzlosen Ordnungsbanditen. Der Ruf galt der republlkani- schen Kammermajorität. Vor der Oktoberwahl wurde freilich die Amnestiefrage im allgemeinen Vertrauensdusel bei Seite ge- schoben, aber moralisch wurden dieRepublikaner  " auf die Am- nestie verpflichtet. Werden Sie diese Verpflichtung jetzt anerkennen, den Wechsel, welchen das Volk in seinem Vertrauensdusel auf sie gezogen hat, escomptiren? Schwerlich. Oder correkter ausgedrückt: sicherlich nicht. Die Herren der Majorität haben, seit sie wieder gemüthlich beisammen sind, die Amnestiefrage mehreremale auf ihrem Wege gefunden, sie sind ihr aber regelmäßig aus dem Wege gegangen. Die wiederholten Versuche einiger Mitglieder der äußersten Linken, einen Amnestieantrag vor die National- Versammlung zu bringen, sind an dem hartnäckigen Widerstand derhonnetten Republikaner" gescheitert. Und vorläufig ist auch keine Aussicht auf Ueberwindung dieses Widerstands vorhanden. Eine Amnestie für Preßvergehen, eine Amnestie für sonstige politische Verurtheilungen aus derConfliktszeit" vom Mai vorigen Jahres an mit Vergnügen. Allein eine Amnestie für die Kämpfer der Commune, für die Sozialisten, nimmer- mehr. Ein paar vereinzelteBegnadigungen", um den Schein der Humanität zu wahren, und damit Basta! Wer diese Auf- fassung zu pessimistisch findet, der erinnere sich, daß Thiers, der Massenmörder des Proletariats, in dieserrepublikanischen" Majorität auf der Linken seinen Platz hätte und der größeren Hälfte in vielen Punktenzu liberal" wäre. Die Wünsche des Volks werden also nicht erfüllt werden. Auch gut. Es wird lernen. Um die unglücklichen Tausende in Neu-Kaledonien   thut es uns leid: Mit wenigen Ausnahmen werden sie dem ungesunden Klima und der bestialischen BeHand- lung erliegen. Jndeß so will es nun einmal das eherne uner- bittliche Gesetz der menschlichen Entwicklung gegenüber dem real- tionären Egoismus der herrschenden Minderheit: kein Fortschritt, der nicht mit den furchtbarsten Opfern, keine Erkenntniß, die nicht mit den bittersten Prüfungen, dem schwersten Elend erkauft werden müßte. Christenblut ist Christensamen, hieß es vor ändert- halb Tausend Jahren. Sozialistenblut ist Sozialistensamen heißt's heute. Ob's auf der Barrikade oder am Marterpfahl ström- weise vergossen, oder im Exll und auf der trocknen Guillotine tropfenweise hingegeben wird gleichviel: Sozialistenblut ist Sozialistensamen. Und der Samen wird aufgehn. Die Russen verzögern auf jede mögliche Weise die Waffenstillstandsverhandlungen; theils, um ihre militärische Supcriorität möglichst auszunutzen, theils, weil mit England ein Depeschenwechsel ernstester Art stattfindet, der, bei der geringsten unvorsichtigen Wendung, in einer Kriegserklärung enden kann. Dank der Bismarck'schenNeutralitätspolitik" ist Rußland   so weit vorgegangen, daß ihm die Umkehr sehr schwer wird. Und ein Vorrücken über Adrianopel   hinaus das unterliegt kaum einem Zweifel wird zu einem Konflikt mit England, wahr- scheinlich auch mit Oesterreich   führen. Die Gespanntheit der Lage erhellt recht deutlich aus dem eigenhändigen Brief, welchen die gefunden hat? Nun wohl, die Schule ist erwachsen und mün- dig, und wenn die Kirche ihre Mutter ist, so ist der Staat ihr Gemahl, dem es zukommt, die Prätensionen semer Schwieger- mutter zurückzuweisen. In der That aber ist die Voltsschule, die h-uttge Volksschule, die Tochter, mindestens die Adoptivtochter des Staates, er hat sie in manchen Ländern erst geschaffen, in den Anderen wenigstens zu dem gemacht, was sie ist. Die alte Schulmutter war in manchen Ländern ganz unfruchtbar, gebar in den andern Ländern nur Kinder, die den Keim des Siech- thums und Todes in sich trugen. Wenn dieKirche" an sich Volksschulen hervorzubringen geeignet wäre, so müßte sie es doch am Besten da thun, wo sie ganz unumschränkt herrscht. Was hat sie denn z. B. in Italien   und Spanien   geleistet? Nichts. Und wo sie etwas geleistet hat, geschah es nur. weil sich der Staat ihrer als Organ bediente, bedienen mußte, so lange er bessere Organe noch nicht hatte. Auch in solchem Falle kam aber nirgends etwas Erfreuliches zu Stande, weil eben jedeKirche" zur Einseitigkeit neigt. Nach dem Zeugniß der Geschichte ist unsere Volksschule ganz unzweifelhaft eine Schöpfung des weltlichen, des staatlichen Regiments. Wenn wir die Volksschule als eine Pflanzstätte allgemein menschlicher und bürgerlicher Bildung betrachten, so ist damit auch schon gesagt, daß sie einen confessionellen Charakter nicht haben dürfe. Denn alles Confessionelle ist seinem Wesen nach separatistisch; es besteht in subjectiven Meinungen, deren Wahrheit durchaus unerweislich ist, führt daher zu Spaltungen des Gemeinwesens, und, wenn es der unreifen Jugend air'ge- nöthigt wird, zum blinden Glauben und zur geistigen Unfreiheit. Die Anleitung der Kinder zu einem bestimmten Bekenntniß und zu gewissen Cultusformen kann die intellektuelle, moralische und bürgerliche Bildung, ja selbst das religiöse Leben der Kinder nicht fördern, sondern nur beeinträchtigen, ist also nicht noch- wendig, nicht einmal heilsam, sondern gemeinschädlich; nur der Priesterstand kann dabei seine Rechnung finden." Ferner kann man doch gerechter Weise nicht der ganze» Bevölkerung zumuthen, die Mittel für Confessionsschulen aufzu- bringen, welche nur einem Theile, wenn vielleicht auch einem großen Theile der Bevölkerung genehm sind." Und endlich ist es in jedem Falle eine Gewaltthätigke» mit nah I ein liche