Einleitung einer gerichtlichen Untersuchung beschlossen hat. Daß beiGelegenheit einer Besprechung der Altonaer Wahl im Reichstagenoch ärgere Gesetzesverletzungen als diejenigen bei der Be-sprechung der Ottensen-Pinneberger Wahl zu Tage treten wer-den, dies können wir jetzt schon unfern Lesern mittheilen.— Der dem Reichstag zugegangene Gesetzentwurf, betr.den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln undGebrauchsgegenständen enthält in seinem ersten Theil Vor-schriften, welche die Controle der Sanitäts- Polizei des Gewerbe-betriebes mit jenen Gegenständen erleichtern sollen, und in seinem2. Theil Strafvorschriften. Durch die letzteren wird nur§ 367,Nr. 7 des Strafgesetzbuches aufgehoben, wonach das Feilhaltenverfälschter Eßwaaren und Getränke mit Geldstrafe bis 156 M.oder Hast bestraft wird, während§ 9 des neuen Entwurfs dievorsätzliche Verfälschung von Nahrungs- oder Genußmitteln zumZwecke der Täuschung im Handel und Verkehr und das wissent-liche Feilhalten solcher Handelsartikel mit Gefängnißstrafe biszu 6 Monaten und Geldstrafe bis zu 15(X> Mk. bedroht. Trittdabei noch eine Vermögensbeschädigung des Käufers hinzu, sofindet auch§ 263 des Str.-G.-B. Anwendung und der Thäterwürde in idealer Concurrenz wegen Nahrungsmittel- zc. Verfälschung zu bestrafen sein. Eine neue Strasbestimmung ent-hält der Entwurf im Z 11, wonach die Verfälschung von Nah-rungsmitteln:c. und das Feilhalten derselben, wenn sie diemenschliche Gesundheit zu schädigen geeignet sind, mit Gefäng-niß, ev. mit Verlust der bürgerlichen Rechte zu bestrafen ist.Das Strafgesetzbuch kennt nur eine Strafe— und zwar Zucht-Haus(§ 324)— wenn der Genuß die menschliche Gesundheitzu zerstören geeignet ist. Diese Bestimmung des Strafgesetz-buches ist in einer allgemeineren Fafiung als§ 12 in den Ent-Wurf aufgenommen worden.— Eine Tabaks-Enquete. Dem Bundesrath ist Seitensdes Reichskanzleramts ein Gesetzentwurf zugegangen, der einestatistische Feststellung des Umfangs der Tabaksfabrikation unddes Handels mit Tabak für das deutsche Reich bezweckt. DerGesetzentwurf umfaßt 8 Paragraphen, von denen der§ 2 dieArten der Tabaksfabrikation und des Handels mit Tabak auf-zählt, die der statistischen Erhebung unterworfen sind, währenddie übrigen Paragraphen theils die Strafen für ungenügendeoder absichtlich falsch gemachte Angaben Seitens der Fabrikantenfeststellen, theils die Deckung der Kosten, die durch die Enquetedem Reiche erwachsen, regeln. Die Tendenz des Gesetzentwurfsstellt außer Zweifel, daß die Reichsregierung unter allen Um-ständen die Tabakssteuer selbst gegen den ausgesprochenen Willendes Volkes und event. auch gegen den Willen seiner jetzigen Ver-tretunz durchzusetzen Willens ist. Da aber der Wille des Volkesheutzutage federleicht wiegt und die Herren Volksvertreter be-kanntlich gern mit sich handeln lassen, so können wir schon jetztin dem Vorgefühl einer neuen und zwar sehr erheblichen An-zapfung des Volkssäckels schwelgen— und das Alles, trotz Ar-beitslofigkeit, Nothstand und Hungertyphus.— Deutsche Justiz. Unsere Leser erinnern sich, daß FürstBismarck in seinem famosen Prozeß mit Diest-Daber als„Ca-valleriegeneral" den Competenzeinwand gegen das Civilgcrichterhoben hat. Wie wir jetzt hören, hat das Berliner Stadtge-richt den Einwand für begründet erachtet und den Kläger(Diest-Daber) abgewiesen. Wird der Entscheid des Stadtge-richts von den höheren Instanzen bestätigt, so wird Herr Diest-Daber es mit dem Militärgericht zu versuchen haben. ObFürst Bismarck dann sich in seine Civileigenschaft hüllen, undden umgekehrten Competenzeinwand erheben wird? Hindernkann ihn Niemand, und wenn das Militärgericht dem Beispieldes Civilgerichts folgt— wozu es, bei der notorischen Civil-stellung des Fürsten Bismarck, hundertmal mehr Berechtigunghat— dann kann Fürst Bismarck und Alle, die in ähnlicherLage sind, überhaupt nicht verklagt werden. Sehr„netteZustände" das!— Aus der Moltke'schen Bildungsschule. Am 23.März, dem Tag nach Kaisers Geburtstag, wurde in Frankfurta. M. von Soldaten, die den Festtag gefeiert hatten, am hellenTage und auf offener Straße ein Skandal verübt, wie ihnKosaken in Feindesland nicht schamloser insceniren könnten. Wieunser Frankfurter Parteiorgan berichtet, spielte sich am genanntenTage, Morgens 7 Uhr, vor den Augen der Bewohner der be-nachbarten Häuser, der von der Bahn kommenden Reisenden undeiner großen Anzahl Schulkinder folgende scheußliche Scene ab:Auf der Schulter eines Kameraden saß ein, eine große Papier-düte auf dem Kopfe tragender Soldat; diesem folgten Tambourund Pfeifer, welche einen Heidenlärm verursachten und auf dieseWeise das Publikum anlockten. Dann kam, von Soldaten amArme geführt, ein Frauenzimmer, welchem die KleidungsstückeEin Beitrag zur Brutalität der sogenanntengebildeten Leute.Man schreibt uns: Ein würdiges Seitenstück zu der ausPößneck dem„Vorwärts" in Nr. 19 vom 15. Februar d. I.gemeldeten Schandthat sogenannter gebildeter Leute kann ichIhnen aus Riegel(Großherzogthum Baden) berichten. Hierwie dort handelt es sich um Thaten„gebildeter" Rohheit derbrutalsten Art; dort wie hier haben Gericht und Staatsanwalt-schaft in seltener Uebereinstimmnng mit gleich bewunderungs-würdigem Eifer der Sache fich angenommen, in Köstitz wie inRiegel ist es die nämliche flagrante Rechtsverweigerung— undin beiden Fällen ist das Resultat eine getreue Illustration zudem höchst verdächtig gewordenen Satz:„lustitia fundamemum regnorum"?!was, in's richtige Deutsch übersetzt, wohl heißen müßte:„Der Staat ist in Gefahr!«—Da lob' ich mir doch noch die Manieren der Kannibalen alleruncivilisirten Länder: wenn die ihre Opfer umgebracht haben,so fressen fie dieselben doch auch noch auf, wodurch den betref-senden Angehörigen wenigstens die Kosten für Arzt, Apothekerund Leichenbegängniß erspart bleiben. Solche Kannibalen han-deln in dieser Beziehung noch human im Vergleich zu den unse-rigen, wie in Köstitz zc.-c.....„„ �Ich will nun ohne weitere Bemerkungen zu den Thatsachenübergehen.Die„Breisgauer Zeitung", ein liberaler Amtsverkündigeren gros, berichtet hierüber Folgendes:,,_„Vom Kaiserstuhl, 3. Februar. Aus Riegel habe ichIhnen einen Akt rohcster Brutalität zu melden. Be, einemam letzten Montag Abend in einer dortigen Wirthschaft ent-standenen Aortwechsel wollte ein Riegeler Bürger vermitteln.Zum Dank hiefür wurde der Vermittler bei einem daraufentstandenen Tumult von sechs Burschen auf die unmensch-Uchste Art mißhandelt. Zu Boden geworfen, schleppten dieBarbaren den gänzlich Wehrlosen durch eine Seitenthür in denüber der Taille zusammengebunden waren, also bis zur Hälftedes Körpers vollständig nackt. Die abscheulichen Handlungen,welche vor den Augen des Publikums begangen wurden, ent-ziehen sich jeder Beschreibung. Der Zug bewegte sich über denKasernenhof nach der Straße, woselbst man die Mißhandelteihrem Schicksal überließ. Seltsam ist es, daß sich kein„Borge-setzter", deren doch so viele in der Kaserne wohnen, veranlaßtfühlte, diesem schändlichen Benehmen Einhalt zu gebieten. Ebensoseltsam ist es auch, daß die Soldacen fich zu diesem Skandal derTrommel und der Pfeife bedienen konnten und daß auch da; keine Einsprache erfolgte. Die Kaserne bleibt aber trotz der-artiger Vorkommnisse doch noch die beste Bildungsschule. Nichtwahr, Herr Moltke?— In Frankreich feiert die„blaue Republik" ihre Reaktions-orgien. Während das Kriegsgericht ein neues Opfer, den 73-jährigen Kattunzeichner Garcin wegen angeblicher Theilnahmean der Tödtung des Generals Lecomte dem Blei oder ewigemGefängniß überliefert, läßt die Regierung in Baris eine förm-i liche Razzia gegen vermeintliche Sozialisten und Internationaleunternehmen. Haussuchung folgte in den letzten Tagen aufHaussuchung(auch bei Buffenoir) und eine Anzahl Verdächtigerwurde verhaftet, von denen vier noch immer in Hast find: zweiItaliener, Zanardelli und Costa, ein Franzose und eine Russin.Unter den Verhafteten, die wieder in Freiheit gesetzt wurden,befindet sich Guesde, Redakteur der„Egalitö", gegen den aberein Prozeß eingeleitet werden soll. Und das ist bekanntlichgleichbedeutend mit Verurtheilen. Die Behörden sind offenbarder verrückten Ansicht, die alte Internationale, welche in Frankreich verboten ist, solle wiederhergestellt werden, oder vielmehr,sie sei wiederhergestellt worden und habe, um sich gleich miteinem Probestück einzuführen, die verschiedenen, sich seit einigerZeit in Frankreich abspielenden Strikes in Scene gesetzt—ein Blödsinn, der nur in einem vernagelten Bourgeoishirn auf-tauchen kann.— Die Weber von Blackburne(England) werden denStrike proklamiren müssen, da die Fabrikanten auf der lOpro-zentigen Lohnherabsetzung beharren, die Weber dieselbe aber nichtannnehmen zu können erklären.— Ein Strike der Kohlen-grubenarbeiter von South-Iorkshire und North-Derbyshire,der wegen einer den Arbeitern proponirten Lohnherabsetzungvon?'/- Prozent auszubrechen drohte, ist in letzter Stunde da-durch beseitigt worden, daß die Arbeiter sich einen Lohnabzugvon 5 Prozent gefallen lassen. So sind es immer und stetsdie Arbeiter, welchen zugemuthet wird, den ohne ihr Verschuldenentstehenden Profitausfall der Kapitalisten durch Abzüge vonihren sauer verdienten Groschen zu decken.— Den russischen„Culturkampf" in Bulgarien schildertein russischer Correspondent der russischen„Nationalzeitung"mit Citatcn aus russischen Blättern in einem längeren Ar-tikel, dem wir einige der charatteristischsten Stellen entnehmenmüssen. Die russischen„Befreier"— und das ist der Kern desArtikels— sahen bald ein, daß es nicht ohne Nagaika, dieberühmte Knute, gehe.„Und hier kommt, bemerkt dazuder Correspondent der„Nat.-Ztg.", die gutmüthigc, naive,russische Natur wieder zum Borschein: oft wird den Bulgarenärger zugesetzt, als den Türken; denn der Türhe betrügt sichanständig, der Bulgare stiehlt und verübt allerlei Un-gebühr". Der Correspondent der„Nationalzeitung" und mitihm die„Nationalzeitung" selbst, hätte es offenbar für praktischergehalten, wenn die„anständigen" Türken geknutet worden wä-ren.— Ein Russe, dem diese Knutenkultur nicht recht gefallenwollte, bemerste zu einem der russischen Bezirksvorsteher:„Sievergessen aber, daß wir gekommen sind, sie zu befreien! Undnun kommen sie mit der Nagaika!"„Glauben Sie mir", ant-wortet der Bezirksvorsteher,„für die Bulgaren besteht diebeste Befreiung in der Knute!"Es ist selbstredend, aber doch höchst belustigend,.daß die„be-freiten" Bulgaren die Kosten der Organisation mit der Knuteselbst bezahlen müssen.„Vor Allem", heißt es in dem Arttkelder„Nat.-Ztg.",„wurde von der russischen Regierung festgestellt,daß alle Ausgaben für die Organisirung Bulgariens von denBulgaren bestritten werden müßten. Darauf wurde ein Etatfür die Organisatoren entworfen, welcher bestimmt, daß der ruf-fische Gouverneur der Provinz 13 bis 17,000 Rubel jährlichbeziehen solle, der Vicegouverneur 4500, der Bezirkschef, derPolizeimeister 4000:c. Dann wurde der Gouverneur ernanntin der Person des Fürsten Tscherkaßki, mit der völlig«nbe-schränkten Vollmacht, seine Untergebenen frei zu bestimmen. Diesgeschah alsbald(nämlich unmittelbar nach dem Pruth-Ueber-gange) und von da ab bezogen diese Beamten ihren Ge-halt von Bulgarien, welches bekanntlich erst ein halbes Jahrspäter in Besitz genommen wurde".Hof, wo fie mit Fauftschlägen und Fußtritten so lange aufden Unglücklichen einschlugen, bis derselbe besinnungslos liegenblieb. An inneren und äußeren Verletzungen liegt der Be-dauernswerthe, welcher einer der achtbarsten Bürger Riegelsist und noch keinem Menschen ein Leid zugefügt hat, jetztschwer darnieder und haben bereits mehrere Aerzte denselbenin Behandlung übernommen. Ohne Zweifel werden die un-menschlichen Missethäter der gerechten Strafe nicht entgehen,da der Vorfall der großherzoglichen Staatsanwaltschaft inFreiburg bereits angezeigt ist."Ueber die sechs Burschen will ich nur bemerken, daß dreidavon den sogenannten besseren Ständen angehören und einjeder von ihnen sich einbildet,„gebildet" zu sein; die übrigendrei sind— um einen Vergleich zu gebrauchen— in der mensch-lichen Gesellschaft das, was in einem Faß zurückbleibt, wennman neuen Wein zum ersten Mal daraus abzieht— alle sechsaber brauchen bezüglich ihrer Rohheit keine Conkurrenz zuscheuen.Wenn ich nun erwähne, daß der Verletzte, dessen ganzerKörper Spuren der von den„platonischen Kannibalen" erhal-tenen Mißhandlungen nachwies, unter ungeheuren Schmerzenfünf lange Wochen in ärztlicher Behandlung das Bett hütenmußte und wohl ebenso lange Zeit noch arbeitsunfähig bleibt;wenn ich sage, daß der behandelnde Arzt sowie ein Professorder Universität Freiburg nebst Verletzung der Nieren auch nochRückenmarkserschütterung in Folge der erhaltenen Verletzungenconstattrt haben— nach alldem wird man doch wohl zu derAnnahme berechttgt sein, daß die Missethäter, welche an derGesundheit eines Menschen einen frevelhaften Raub verübt haben,gerechte und strenge Strafe getroffen habe... eine solche An-nähme wäre doch gewiß berechttgt, nicht wahr? Berechtigt schon,wenn Recht— Recht wäre und Frau Juftttta nicht mehr mitverbundenen Augen abgebildet würde!Das Amtsgericht Emmendingen als Untersuchungsgericht aberschickte dem Verletzten ein Schreiben des Inhalts, daß die Unter-suchung eingestellt sei, weil keine bestimmte Person als ThäterWeiterhin heißt es dann:„Fürst Tscherkaßki war ein Mann von Ueberzeugung, vonstrenger Moskaischer Ueberzeugung, und liebte daher keinenWiderspruch. In dieser Stimmung wünschte er für die Ci-> viloerwaltung seiner Provinz keine Leute, welche etwa'eigene Ansichten haben könnten, sondern solche, die unbe-fangen zur Sache ständen. Er vermied also scharfsichttg die Er-' nennung irgend eines russischen Beamten, der mit Civilverwal-! tung schon einmal in Berührung gekommen war, entschied fichvielmehr vollkommen für die Ernennung von jungen Offi-zieren, von welchen er erwartete, daß fie von Civiloerwaltungkeine eigene Ahnung haben, dafür aber recht fest in derDisziplin sein würden. Sein Beamtenheer glänzte nunauch von den Uniformen junger Gardeoffiziere aus denSalons von Petersburg. Wer von ihnen sich etwa einfallenließ, darüber Gedankeu zu haben, daß er nichts von der Sacheverstehe, dem wurde erklärt, er brauche nichts zu verstehen,da er Alles nach geuauen Instructionen auszuführen haben werde.Aber die neuen Beamten saßen Monate lang da, ohne Jnstruk-ttonen zu bekommen, und als endlich der Eine und Andere etwaszu thun bekam, da klagten die Ernsthafteren bitter, sie seien ge-nöthigt zu handeln, wie Gott es der Seele eingebe, oder wenneinmal eine Instruktion vorlieg?, so sei fie unausführbar".Kein Wunder, daß sogar der russische Correspondent der ruf-fischen„Nationalzeitung" schließlich seufzend gestehen muß:„InBulgarien scheint der Versuch russischer Verwaltung recht sehrmißglückt zu sein." Als ob die Russen je anders verwaltethätten! Ueorigens war Tscherkaßki vom russischen Berwal-tungsstandpunkt aus ein wahres Genie. Binnen 10 Monatengelang es ihm, etliche Millionen Rubel zusammen zu stehlen.Freilich der„rothe Fürst", wie fich dieser saubre Patron aufGrund einiger panslavistisch-nihilifttschen Kraftphrasen benamsenließ, war so— unrussisch, das 11. Gebot nicht zu befolgen. Erwurde erwischt und schoß sich am 3. März eine Kugel durchden Kopf— die einzige„befreiende That", welche er gegendie armen Bulgaren und andere„unterdrückte Nationalitäten"jemals verübt hat.— Das gesammte Druckereipersonal der„Wests. Fr.Presse" war am 21. März vor den Untersuchungsrichter citirt,um darüber Ausschluß zu geben, wer das Manuscript eines am18. September v. I. in der„Wests. Fr. Pr." veröffentlichtenArtikels geschrieben, in Empfang genommen und gesetzt habe.Wie vorauszusehen, war Niemand der Vernommenen im Stande,hierüber bestimmte Aussagen zu machen, und der Untersuchungs-richter selbst dürste heute schwerlich anders als durch die Aktenangeben können, womit er sich am 18. September 1877 be-schäfttgte.— Das Organ der Jurasser(Anarchisten),„I-vBulletin«, hat am 25. März sein Erscheinen„suspendirt".„DieMotive dieser Maßregel, heißt es in der letzten Nummer desBlattes, sind: die Verminderung der Abonnentenzahlseit Januar, und die geringe Regelmäßigkeit, mit der dieAbonnementsgelder für das vorige Jahr bezahlt wurden."—„Die Neue Gesellschaft", Monatsschrift für Sozial-Wissenschaft. Herausgegeben von Dr. F. Miede. Das vor unsliegende sechste Heft enthält: Die Arbeit ist die Quelle desNationalreichthums von Joh. Most.— Die Nichtberechtigungder ungleichen Arbeitsentschädigung im Zukunftsstaate von EmilBruck.— Zum Kapitel der Frauenfrage von Dr. M. Lehn.—Die Theorie der„Anarchie" von vr. A. Mülberger. Nachwortder Redaktion.— Das Licht der Erkenntniß von I. Dietzgen. I.— Zur Geschichte der ungarländischen Arbeiterbewegung vonSigmund Politzer. I.— Der„Staats-Sozialist" und die freieWissenschaft von G. Schaumann.— Recenfionen von Prof.C. v. Arx, Dr. A. Mülberger und G. Schaumann.— Mittheilungen der Redaktton.Die Zeitschrift ist durch alle Buchhandlungen quartaliter für3 Mark= Fr. 3,75 zu beziehen.Correspondenzen.Moskau. Bei Beginn des russisch-türkischen Kneges warenwir"Sozialisten von vornherein überzeugt, daß dieser Krieg einervon jenen vielen Raubzügen sei, die die russische Regierunggegen fremde Völker von Zeit zu Zeit zu unternehmen pflegt;wir wußten genau, daß die„Befreiung der Christen vom Türken-joche" nur ein Vorwand war, durch welchen die habsüchtigenPläne der russischen Machthaber verdeckt werden sollten. Airsagten uns, daß eine Regierung, die mit dem eigenen Volke ganznach Belieben verfährt, unmöglich die freiheitlichen Interessenbezeichnet werden konnte.— Sechs Personen wurden vom Ver-letzten als Thäter angegeben— und doch schreibt das Amts-gericht Emmendingen: es konnte keine bestimmte Person alsThäter bezeichnet werden! Ich will Ihnen auch sagen warum:weil kein einziger Zeuge vom Untersuchungsrichter verhört wor-den ist. Ein Gensdarm aus Endingen, Diemer heißt er, hat10 Tage nach geschehener That bei einigen Zeugen, lauter vomHauptbeschuldigten abhängigen Leuten, sogenannte„Erhebungen"gemacht, und darauf hin schrieb und entschied das AmtsgerichtEmmendingen:„es konnte keine bestimmte Person als Thäterbezeichnet werden".... Da soll man bei Gericht noch seinRecht suchen, wenn man kann.. �So geschehen im Jahre eintausendachthundertachtundsiebenzigim weltbekannten Musterstaat Baden.Jetzt soll noch einmal Emer sagen:„Justitia fundamentum regnorum«—als einzige Antwort rufe ich aus voller Brust:„Hoch lebe die Sozialdemokratie!"— Berurtheilungen. Vom Mannheimer Schwurgerichtwurde am 27. März gegen den Baron Ernst von Linden undden Buchhändler Schabelitz wegen Hochverraths-, MajestätS-und Bismarckbcleidigung, begangen durch die Herausgabe einerBroschüre in eontumaeiam verhandelt. Die Kaiserbeleidigungwurde von den Geschworenen verneint, die Frage betreffs Hoch-verraths und Bismarckbeleidigung wurde bejaht und demgemäßLinden mit zwei Jahren und zwei Monaten Festungshaft undsechs Monaten Gefängniß; Schabelitz mit einem Jahr drei MonatenFestung und drei Monaten Gefängniß bedacht.— Serbische Cultur. In den serbischen Gefängnissen schmachtengegenwärtig 1160 sogenannte„politische Berbrecher", welche wegeneines, bloS in der Phantasie des Ministers RisticS und seiner Polizei-Creaturen bestehenden,„AufstandSversucheS" und wegen eines angeb-lichen„Attentates" auf da« Leben deS„LandeSvaterS" Milan, in Hastgenommen wurden. Die den Gefangenen zur Last gelegten verbrechen