Die schwäbischen Bauern, noch mehr aber eine gewisse Sortevon Städtern, sind jeder Belehrung unzugänglich, diese Menschenmüssen fühlen: ehe fie nicht statt drei zehn Jahre in der Ka-ferne gedrillt werden, ehe ihnen nicht der letzte Blutstropfen inGestalt indirekter Steuern abgezapft wird, eher werden diesemenschenähnlichen Geschöpfe nicht zu vernünftigen Menschen.—Eine gute Seite hat der Ausfall der Wahlen aber vielleicht doch:möge die mit so großem Geräusch in die Wahlschlacht gezogeneund so elendiglich unterlegene Volkspartei endlich einmal zurEinsicht gelangen, daß ihre Rolle ausgespielt ist, möge fie wenig-stens vorläufig ihren Schwerpunkt statt immer mehr nach rechts,nach links verlegen; nachdem die Wahlresultate vorliegen, wärees freilich gewagt, zu behaupten, bei Befolgung einer anderenTaktik wäre noch der eine oder andere Candrdat durchzubringengewesen, denn die Regierungsmaschine arbeitete mit zu gewaltigemHochdruck, wie aus der Freitagsnummer der„Berliner FreiePresse" zu ersehen; allein das wird Niemand bestreiten, daß beieinem gedeihlichen Zusammenwirken mehr herausgekommen wäre,als z. B. bei den von der„Volkspartei" provozirten Streitigekeiten in Eßlingen und Stuttgart.Wering, 4. August. Wahrlich Großarttges haben die sozialistischen Männer am 30. Juli geleistet. Wir haben eineFeuerprobe bestanden, welche in der Geschichte einzig dasteht.Mitten im Siegestaumel unsrer Gegner hört man auch schonden Nothschrei über den Stimmenzuwachs der Sozialdemokraten.Schon hört man diese Herren sagen: was nützen hier Ausnahme-gesetze. Diese Leute wollen die sozialistische Hochfluth dämmenmit ihren verschwommenen Programmen, mit Rohheit, Furchtund Feigheit. Was haben diese Ordnungshelden nicht schonerfunden, um unsere Hochfluth zu dämmen und mit welchemErfolg? Immer mit einem kläglichen Fiasko. Es wollten fieunsre Führer fressen oder den wilden Thieren vorwerfen, dadiese Herren aber am 30. Juli gesehen haben, daß wir nichtvon unseren Führern, sondern dieselben von uns abhängen(undunsere Führer sitzen meistens im Kerker), indem ein jeder Sozial-demokrat Agitator ist, stehen diese Menschen verblüfft da undbewerfen sich gegenseitig mit Koth. Ja, ihr Herren Gegner, soist's; heute Fortschrittler, morgen gemäßigter Liberaler, über-morgen reichstreu und Ordnungsheld, dann liberalconservativ,freiconservativ, reaktionär und zuletzt erzreaktionär, und das allesaus Furcht vor den Sozialdemokraten. Ihr braucht euch wahrlichnicht zu fürchten, für euch haben wir blos Mitleid. Wir könneneuch aber nicht helfen, tröstet euch, vielleicht ist es nur noch eineFrage der Zeit und ihr seid Sozialisten eben so gut wie jetzterzreaktionär, denn bei euch ist kein Ding unmöglich. Jetzt habtihr Gegner freilich gesehen, daß mit Ausnahmegesetzen gegen unsnichts erreicht wird. Ihr seid mit einer Rohheit gegen unsvorgegangen, wie sie nur von Kosaken und Baschi-Bozuks zuerwarten ist. Ihr Schlaumeier, was habt ihr errungen damit?Daß wir einige Sitze im Reichstag verlieren, das konnte unterden angeführten Umständen gar nicht anders sein. Jedoch unsereimmense Stimmenzahl, die liegt euch in den Knochen, das fällteuch schwer in die Wagschale. Wir haben in 38 norddeutschenWahlkreisen, soviel bis jetzt ermittelt, 59,000 Stimmen mehrals voriges Jahr am 10. Januar. In Bayern haben wir unterden ungünstigsten Verhältnissen nahezu 6000 Stimmen im Durchschnitt mehr wie voriges Jahr. Und ihr wollt nun noch dieSozialdemokratie vernichten? O ihr Thoren, dies wäre zumLachen, wenn wir nicht in einer zu ernsten Zeit lebten. So-zialistische Männer! Männer der Arbeit, Handwerker und Feld-debaucr, wir schwören, unsre Pflicht bei den Stichwahlen ebensozu erfüllen wie am 30. Juli, wir werden überall eine Reservein die Wahlschlacht führen, daß unfern Gegnern Hören undSehen vergeht. Schon in wenigen Tagen werden unsre Resultateentschieden sein. Darum Hoch die Arbeit! Hoch die Sozial-demokratie!Stuttgart, 5. August. Wohl nicht leicht können in einemandern Wahlkreise die Genossen mit den gleichen Verfolgungenzu kämpfen gehabt haben, wie solche im 1. württembergischenWahlkreise zu Tage traten. Kein Mittel wurde unversucht ge-lassen, uns unsere Wahlagitatton unmöglich zu machen. Sosorgten unsere Gegner in erster Linie, uns die größeren Lokalezur Abhaltung von Wählerversammlungen, sowohl in Stuttgartwie auf dem Lande, streitig zu machen, und wir können sagen,daß ihnen dies auch gelang. Die Verleumdungen und Schmähungenunserer Partei und unseres Eandidaten von Seiten der liberal-conservativen Compromißpartei konnten ungestört vom Stapelgelassen werden, weil— nun weil es uns unmöglich gemachtwurde, aufklärend vor die Massen zu treten. Große Wähler-Versammlungen waren unmöglich und unsere Flugblätter wurdenconfiszirt. Und trotzdem ist das Wahlergebniß ein derartiges,daß unsere Gegner mit Schrecken merken, daß eine so gerechteBestrebung wie die unsrige durch keinerlei Machination todtgemacht werden kann. Gegenüber den Vortheilen der anderenParteien in der Wahlagitation steht da? Stimmenresultat füruns hoch, wie sich aus Folgendem crgiebt: Dr. Dulk(soz.-dem.)4102, Hölder(lib.-cons.) 10,865, Leipheimer(Bolksp.) 3767,Probst(ultr.) 264 Stimmen.— Selbst wenn wir em Aus-nahmegesetz hätten, konnte nicht schärfer gegen uns vorgegangenwerden. Das zeigt Folgendes: Unser erstes Flugblatt wurdeconfiszirt und Tags darauf wieder frei gegeben. Das zweiteund dritte einige Stunden nach dem Erscheinen confiszirt unddie Austräger derselben theilweise verhaftet. Die Schultheißendes Amtsbezirks rechtfertigten die von ihnen vorgenommenenVerhaftungen und Beschlagnahme der Flugblätter und theilweisesogar der Stimmzettel mit der Angabe: im Auftrage des Ober-amtes zu handeln, indem alle von der sozialdemokratischenArbeiterpartei zur Vertheilung kommenden Flugblätter hinweg-zunehmen nnd die Bertheiler zu verhasten und vorzuführen fivd.Einem Genossen wurde sogar folgendes Schriftstück in seinemWortlaute übergeben:„Harthausen, Amts Oberamt Stuttgart.Da durch Anordnung des Oberamts die herumlaufendemit Wahlzettel zur deutschen Reichs Wahl verboten ist. So«erden dieselben im Ort abgewiesen.Zur Beurkundung.Harthausen, den 28. Juli 1878.Schultheiß Abwesend:A. V. Huß."Am Tage vor der Wahl erfolgte die Verhaftung des ganzenPersonals der Stuttgarter Genossenschaftsbuchdruckerei, wie auchdes Expedienten der„Süddeutschen Volkszeitung"; sodann desWahlcomitös und eines Genossen, der Sonntags zuvor bei Ge-legenheit einer Abendunterhaltung zu Gunsten des Wahlfondsbekannt gab, daß nun zum Äortrag komme:„Gegen den Strom".(Bekanntlich aus dem„Vorwärts".) Im Laufe des Abendswurden wieder aus der Haft entlassen: das Druckereipersonalmit Ausnahme des Geschäftsführers und der Expedient. Amgleichen Abend wollte unser Candidat Dr. Dulk sein Programmvor den Wählern in Feuerbach erläutern, wurde jedoch, bevorer das Wort ergriff, verhaftet und an die Behörde in Stuttgartabgeliefert. Am Tage der Wahl waren nun eine Anzahl derGenossen durch ihre Verhaftung verhindert, von ihrem WahlrechtGebrauch zu machen. Am Abend des 30. Juli, nachdem dieWahl beendigt war, erfolgte die Freilassung des Genossen, derden bewußten Vortrag ansagte. Donnerstag den 1. Augustwurde die fertige Nummer der„Süddeutschen Volkszeitung" con-fiszirt und der Redakteur Rieger verhaftet. Es befinden sichnun in Untersuchungshaft drei Redatteure, unser CandidatDr. Dulk, der Verfasser der letzten Flugblätter, Schuller, derGeschäftsführer der Genossenschaftsbuchdruckerei und das Wahl-comitö, zusammen 16 Personen, größtentheils Familienväter.—Es würde zu weit führen, alle bedeutenderen Vorkommnisse hierzu verzeichnen, indem sich schon aus obigem ein genügendes Bildergiebt.�L. Soeben, Montag Mittag, den 5. August, wurde dasWahlcomitö aus der Untersuchungshaft auf freien Fuß gesetzt.stauen, 5. August. Der Ausfall der Reichstagswahl vom30. Juli hat in unserm 23. Wahlkreise eine ganz außergewöhn-liche Ueberraschung, oder richtiger gesagt Aufregung hervor-gerufen. Man glaubte mit ganzer Bestimmtheit an eine Stich-wähl zwischen Äurckhardt und Landmann und doch kam esanders. Obgleich wir unser Möglichstes gethan, den Arbeiter-eandidaten mit zur engeren Wahl zu bringen, gelang dies dochnicht; es kommen vielmehr Meusel, der bisherige conservativeAbgeordnete des 23. Kreises und der nattonalliberale Superind.Landmann dazu. Daß sich die Arbeiter einer solchen Stichwahlgegenüber vollständig theinahmlos verhalten, ist ja selbstredend,denn die beiden in Frage stehenden Eandidaten haben schon vonvornherein für Ausnahmegesetze und alle sonstigen schönen Sachenzu stimmen versprochen, so daß wir weder für den Einen nochfür den Andern eine besondere Borliebe fassen könnten. Eineigentlicher Unterschied zwischen ihnen ist nicht im Geringstenvorhanden. Wir werden uns also der Wahl, welche am 15. Augusthier stattfindet, vollständig enthalten und aber auch alle Die-jenigen, welche durch besondere Verhältnisse zum Wählen ge-nöthigt sein sollten, zur Abgabe ungültiger Zettel zu bewegensuchen. Als„Stimmvieh" wollen wir uns nicht mißbrauchenlassen. Es ist überhaupt auch ganz gleichgültig, ob ein national-liberaler Schwarzer, oder ein schwarzer Conservativer im Reichs-tage fitzt, Beide sind Freiheitsfeinde und haben der Arbeiter-Partei den Tod geschworen. Die Conservativen waren es, diedie Wirthe beeinflußten, uns keine Säle zu geben, und dieArbeitermaßregelungen sind zum größten Theil von den Libe-ralen verübt worden; deshalb holen wir weder für diesen nochfür jenen die Kastanien aus dem Feuer. Die Einschüchterungenund die dadurch bei vielen Arbeitern Platz gegriffene Furchthaben es dahin gebracht, wohin es gewisse Leute haben wollten.sie mögen sich ihrer Heldenthaten freuen, um solche„Siege"find sie nicht zu beneiden. Wir hatten aber auch bei Aufstellungunseres Eandidaten mit allerhand unvorhergesehenen Schwierig-keiten zu kämpfen, indem die bereits erfolgte ProklamirungNeißer'S wieder rückgängig gemacht werden mußte, weil derselbeaus persönlichen Gründen noch in letzter Stunde ablehnte, woraufwieder einige Tage verflossen, bis wir in Burckhardt endlicheinen bestimmten Eandidaten bekamen. Da es aber demselbenbei der Kürze der Zeit und bei seiner anderweitigen Kandidaturim 10. sächsischen Kreise nicht möglich war, bei uns länger zuverweilen, muß das erzielte Resultat, welches sich auf beinahe4000 Stimmen für denselben beläust, als günstig bezeichnetwerden. Burckhardt konnte sich nur in drei Versammlungen, inPlauen, Adorf und Langenbach bei Mühltroff, den Wählernzeigen; in den meisten Orten des Wahlkreises war derselbe sogut wie gar nicht bekannt, und dennoch dieses Resultat, wobeiaber, wie schon erwähnt, der Umstand der Theilnahmlosigkciteines großen Theiles der Arbeiter infolge der ihnen angedrohtenEntlassungen in Betracht gezogen werden muß. Man ersiehtalso daraus, daß unsere Ideen bereits im Bürger- und Hand-werkerstand eingedrungen sind und daselbst Wurzel gefaßt haben,was sich ganz besonders in den Städten Plauen, Pausa, Mühl-troff und Adorf gezeigt hat; nur die Abstimmung der Landbevölkerung war für uns ungünstig. Aber auch dieses Hindernißwird noch überwunden werden. Von Verboten und Verhaftungenkönnen wir ebenfalls berichten. In Adorf wurde Genosse Schwarzund in Pausa Gottlieb Schenk verhaftet; in Oelsnitz wurde dendortigen Genossen eine beabsichtigte Wählerversammlung unter-sagt, weil— der Saal, in welchem dieselbe abgehalten werdensollte,„baufällig" war. Auf bei der Kreisdirektion in Zwickaueingereichte Beschwerde bekamen wir Bescheid, daß das Verbotnicht am Platze und der Herr Bürgermeister somit im Unrechtwar; aber nun war es auch für uns zu spät zur Versammlunggeworden. Der löbliche Zweck war somit für die Gegner erreicht.Der liberale Stadtrath in Plauen verweigerte uns das Plakat-anschlagen, und um dem Ganzen einen würdigen Abschluß zugeben, confiszirte das Gericht am Wahltag Abend beim Wahlfestim Wettiner Hof unsere Einnahme in Höhe von 37 Mrk. Dochdas find für uns immer noch Kleinigkeiten, über welche wireinfach zur Tagesordnung übergehen und trotz alledem tüchtigfort für die Sache des arbeitenden Volkes wirken werden.Magdeburg, 7. August. Unser Polizeianwolt hat eine be-sondere Borliebe für die Sozialisten, so daß beinahe täglich vondieser freundlichen Seite Einladungen zu einem Rendez-vous anunsere Genossen erfolgen. Heute hatten sich Bremer und Haber-mann gegen die Anklage,„eine öffentliche Sammlung" ver-anstaltet zu haben, zu verantworten. Das hochnotpeinlicheVerbrechen soll in der„Magdeburger Freien Presse" durch dieAufforderung:„Gesinnungsgenossen, vergeht den Wahlfond nicht",und durch die in demselben Blatte enthaltenen Quittungen dergezahlten Beiträge begangen sein. Die Angeklagten bestrittendas ihnen zur Last gelegte öffentliche Sammeln von Geldernund beantragten ihre kostenlose Freisprechung. Diesem Antrageschloß sich das Polizeigericht an. Die Verfolgungen unsererParteigenossen streifen wirklich bald an das Lächerliche.Esten, 1. August. Ueber die hiesige Reichstagswahl schreibtman" dem„W. Vbl.":„Die Wahlschlacht ist geschlagen, wirbrauchen uns des Erfolges nicht zu schämen. Redakteur Stötzelerhielt noch mehr Stimmen, wie von den Centrumsanhängernim vorigen Jahre auf Forcade und Stötzel zusammen abgegebenwaren. Die Wahlbetheiligung war eine bedeutend größere wiefrüher, circa 85 Proz. genügten ihrer Wahlpflicht. Noch niewar Essen so aufgeregt wie vorgestern. Ein unerhörter Druckwurde seitens der Krupp'schcn Meister und Beamten auf ihreUntergebenen ausgeübt. Auf der Colonie Cronenberg undSchederhof, wo nur Krupp'sche Arbeiter wohnen, war die Con-trole durch die Beamten eine derartige, daß ein Arbeiter garkeinen andern Stimmzettel abgeben konnte, wie nur auf A. Krupplautend, daß sie vom Eingange zum Wahllokale bis zum Wahl-tische Spießruthen laufen mußten durch ein Spalier von Krupp'-schen Beamten und Meistern. Ein Gleiches geschah in derKrupp'schen Bierhalle. Nicht selten geschah es, daß ein Meistersogar beim Eintritte in das Wahllokal den Zettel des Arbeiters,den er in der Hand hielt, revidirte. Das nennt man geheimeWahl.— Morgens früh 9 Uhr am Tage der Wahl gaben dieHerren Reichstreuen Wahlzettel heraus, die schon auf fünf Schrittekenntlich waren; sie waren aus milchweißem Postpapier in klci-nerem Formate, wie die zuerst ausgegebenen. Diese wurdenunsererseits sofort nachgedruckt, da kamen auf einmal lange schmaleund noch lange breite. Auf einer Hütte in Bocholt bei Bord- ckwurden die Arbeiter vom Werke(die Zettel waren bereits aus-getheilt) geschlossen zur Wahlurne geführt. Wahrlich die Reichs-treuen müssen roth werden vor Scham(wenn es überhaupt nochmöglich) ob des Wahlergebnisses. Der gerechten Sache, damittrösten wir uns, ist trotz aller Bedrohung, trotz des Höherhängeusdes Brodkorbes, trotz des klangvollen Namens des Hrn. Krupp,der Sieg geblieben."—(Der Correspondent meint nun zumSchlüsse, die Sozialdemokraten hätten jedenfalls für Krupp ge-stimmt. Hoffentlich klären unsere dortigen Genossen diesen Punktauf. D. Red.)Arankfurt a. W., 7. August.(Stichwahl.) So hat sichdenn der Geheime Herr Gesundheitsrath Barrentrapp noch>eiweitem glänzender, als anno 1877 als durchfallender„Firi-�sinniger" bewährt. Denn damals brachteer es auf 7340 �bm-men, sein demokrat, scher Gegner Holthof auf 10,325; Heuer sanker trotz oder am Ende gerade wegen allem Spuk auf 5553,.während Sonnemann 12,491 erhielt. Bei der ersten Wohlwurden 19,258, in der Stichwahl 18,096 gültige Stimmen ab-gegeben. Reiches und doch so armes Frankfurt! Du wirst jetzt.aus einer„Stadt des selbstbewußten, freien Bürgenthums zueinem Heerd des internationalen Radikalismus erniedrigt." Aber„tu l'os voulu!" Warum hast du bis zum Jahre der Annexionfreie Reichsstadt den Nothfignalen, den gewiß gut gemeinten—Jammerrufen des„Preßcomitö's des Frankfurter Wahlvereins"kein Gehör und keinen Glauben geschenkt? Circa zehntausendMark haben unsere„Freisinnigen" für ihre 5000 Stimmen aus-gegeben— in Anbetracht der schlechten Zeit eine zwar ziemlichtheuere, aber doch nicht sonderlich werthvolle Errungenschaft!Ein„Anftuf zur Stichwahl" folgten hübsch alphabetisch geordnet439 Stimmen.„Fast Zehntausend Wähler haben nicht abgestimmt", heißt es da. Diese 10,000 werden ohne die geringüen.Umstände als„Reserven" annektirt, denn Sozialisten und De--mokraten haben bei der ersten Wahl„ihren letzten Mann auf-geboten". Die Schlußempfehlung des Herrn Varrentrapp läßtan Dehnbarkeit, Halt- und Gehaltlosigkeit gewiß nichts zn.wünschen übrig; sie lautet wörtlich:„Er ist ein unabhängigerMann, weder darauf angewiesen den Volksmassen zu schmeicheln,noch sich vor der Regierung zu beugen. Ohne Rücksicht nachOben und Unten wird er als freier Mann immer lediglich nachseiner Ueberzeugung handeln, sprechen und stimmen, wie es sichfür einen Vertreter des Frankfurter Wahlkreises geziemt." Eslebe Gummi, Kautschuk und Blech!„Die große Mehrzahl derWähler Frankfurts ist Politisch unreif," das sagte gestern im„Wahlverein" ein Herr Dr. Jucho. Die Hitze war freilichgestern, wie auch heute noch, wahrhaft afrikanisch, aber ich meinedoch, daß deren Wirkung durch die abkühlenden Wahlnachrichtenaus den einzelnen Wahlbezirken keine allzugroße sein könnte!Daß die nationale Partei keine Partei der Phrase ist, wie HerrVarrentrapp versicherte, das ist sreil'ch über allen und jedenZweifel erhaben! An dem Wirrwarr in dem Wahlkampf ist,wie auch gesagt wurde, die Regierung selbst schuld; man habenicht gewußt, was sie eigentlich wolle oder nicht wolle! Dochlassen wir die Todten ruhen!-- Die Herren von der Fort-schrittspartei waren weder kalt noch warm— das ist ja beiihnen so Sitte! Einzelne empfahlen, fttr Sonnemann zu stimmen,— doch nein— die bösen Sozialdemokraten sind dabeiim Spiele! Der Mann des Freisinns, Herr Varrentrapp, willnötigenfalls Ausnahmegesetze— das geht wieder nicht! DaSonnemann's Sieg ja ohne uns zweifellos ist, so haben wirnicht nöthig, unseren Genossen irgendwelchen Zwang anzuthun,sondern können frei und unbefangen prüfen! Ja, ein Genieweiß sich stets zu helfen!Bei der ersten Wahl erklärten es„mehrere Kameraden derKrieger- Kameradschaft" für Pflicht ihrer Kameraden,„einenreichstreuen Abgeordneten zu wählen". Man sieht, das sich auchnoch Vereine mit politischen Angelegenheiten befassen dürfen,wenn fie deutliche Spuren von sogenannter Reichstreue an sichtragen!Nach einer„Berichtigung des„Volksfreund" beruht die An-gäbe, wir hätten nur 200 Mark für die Wahlen verausgabt,Irrtum; es seien vielmehr bis jetzt über 400 Mark verausgabt.— Den hiesigen Soldaten sollen etliche 60, den Post- und Te-legraphenbeamten etliche 40 Wirthschaften verboten worden sein,wo Sozialdemokraten verkehren oder sozialistische Blätter ge-halten werden.Aus diese Weise wird das in Gefahr befindliche Unterland'nur allein noch gerettet! Wie weit die„Rettung" gediehen ist,wird sich— falls überhaupt noch gewählt wird— gelegentlichder nächsten Reichstagswahl ausweisen, mag fie nun in einemoder in drei Jahren an uns herantreten! Auf alle Fälle aberheißt unsere jetzige Parole:„Muthig vorwärts im Kampf gegewdie finsteren Mächte!" Trotz alledem und alledem!— o—Briefkastender Redaktion. W. in London. Er hat auffallend langeOhren.— H Ii. in SB.; Wer Antwort wünscht, muß anständig schreiben.— X. in Ottensen: Lau de Cologne ist französisch, wird Od'Colonncausgesprochen und heißt Wasser von Köln, � Hasser.— Verschiedene Eorrespondenien: Eine vollständige RohheNsstatisttk für dieDauer der Wahlperiode können wir schon aus Raummangel nicht bieten;die Herren Ordnungshelden haben zu Großartiges geleistet. Wir werdenaber das Möalkchste thun.der Erpedition. A. S. b. H.: Die Leipziger Messe beginnt am29. September und endet am 19. Oktober, dort finden Sie die größtenFinnen in den gewünschte» Genres vertreten. Ein Gastwirth ist nichtverpsiichet, jeden Fremden zu beherbergen.Wahlfonds.Ges. b. Arbeiterverein Lindenau d. 3,87. Liste 905 d. Kirsten 6,00.H. K. Bonn 1,60.Durch die Expedition des„Vorwärts" ist zu beziehen:Bornttan, Religion und Sozialismus.....-- Die religiöse Frage und das arbeitende Volk.Geiser, Das deutsche Reich und seine Gesetzgebung.Liebknecht, Zur orientalischen Frage oder soll Europakosackisch werden.........-- Die Orientdebatte im deutschen Reichstage(2.10M.—.40„-,25,-,60.-,30„-,30Zur Beachtung!Porzellankaufleute und Händler in und außerhalb Teutschlands,welche sich zur Sozialdemokratie bekennen oder ihr nicht feindlich gegenüberstehen, werden ersucht, ihre Adressen an die Expedition des„Bor-wärts" gelangen zu lassen, um mit einem Parteigenossen in Geschäfts-Verbindung zu treten. Näheres brieflich. 3a(1,80Verantwortlicher Redakteur: Franz Gützlaff in Leipzig.Redaktion und Erpedinon Färberstr. 12. II. in Leipzig.'•Druck und Verlag der GenoffenschastSbuchdruckerei m Leipzig.