№23

Escheint wöchentlich 2 mal in Leipzig  .

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Mittwoch, 20. März

Der Volfsstaat

1872

Erscheint wöchentlich 2 mal in Leipzig  .

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Filialerpedition für die Ver­einigten Staaten:

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Organ der sozial- demokratischen Arbeiterpartei und der Internationalen Gewerksgenossenschaften.

Verhandlungen des Leipziger Hochverrathprozesses. man nicht einmal angeben können, auf welche Weise dieses Schriftstück

III.

Es erfolgt die Vernehmung Bebels, an welchen der Präsident Speziell die Frage richtet, ob er über jene oben erwähnten 3000 Francs aus dem Revolutionsfonds noch etwas zu sagen habe.

Bebel  : Die Geschichte des Revolutionsfonds ist mir so gut wie unbekannt, ich war damals noch zu jung. Den ersten Aufschluß darüber erhielt ich 1868 in Nürnberg  ( 5. Arbeiter- Verbar.dstag), wo ich Dr. Ladendorf zum zweiten Mal in meinem Leben sah.

zu den Aften gekommen sei.

Präsident: Sie sollten sich über Ihre Beistimmung zu der Ver­lesung des fraglichen Schriftstückes erklären.

Bebel: Ich protestire gegen die Verlesung. Staatsanwalt Hoffmann: Das fragliche Schriftstück ist unter den Papieren des Angeklagten Liebknecht gefunden worden. Die Entscheidung über Verlesung oder Nichiverlesung stelle ich der Diskretion des Herrn Bräsidenten anheim.

Diese Entscheidung wird vorläufig vertagt und

es nimmt das Wort Liebknecht zu einer Bemerkung. Es ist, Präsident( den Redner unterbrechend): Ich wollte keine lange sagt er, meine Aeußerung über Müyiwasser aus Brünn   in fast allen Rede von Ihnen, sondern nur Auskunft über jene 3000 Francs. Organen der Presse so wiedergegeben worden, als hätte ich persönlich Bebel  : Erlauben Sie, Herr Präsident, ich will Einiges erwäh- die Aeußerung gethan, er sei ein Lump 2c. Obgleich nun hier die nen, was noch gar nicht in ten Akten enthalten ist. Es handelte sich Berichte der Presse keinen Einfluß haben dürfen, so glaube ich doch 1869, da ich wieder Vorsitzender, Leipzig   Vorort des Verbandes eine Berichtigung geben zu müssen, weil ich nicht weiß, ob nicht die deutscher   Arbeiter- Vereine war, um eine lebhafte Bekämpfung des Herren Geschworenen mich auch falsch verstanden haben mögen. Nicht Herrn v. Schweizer   und demnach fehlte es, da der Anschluß an ich habe den Ausdruck Lump 2c. gebraucht, sondern ich verlas nur die Bestrebungen der Internationale( 1868 in Nürnberg  ) uns ge- eine Aussage des früheren österreichischen Ministerpräsidenten Giskra  , schwächt hatte an Geld. Da trifft ein Brief von Ladendorf   ein, ja ich lese sie jetzt noch einmal und stelle das Blatt, aus welchem ich der mir 3000 Francs zu persönlicher Verfügung" anbietet. Ich nahm lese, den Herren Geschworenen zur Verfügung. fie und verwendete sie; es war das jedoch vor Gründung der sozial­demokratischen Arbeiter- Partei.

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Präsident( erstaunt): Es sind also mehr, als jene in den Akten

erwähnten 3000 Francs aus dem Revolutionsfonds geflossen? Bebel: Noch viel mehr!( Bewegung und Gelächter im u hörerraum" So, so", des Präsidenten.)

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Geschworener( nach geschehener Verlesung der von uns früher

aus London   zurückgekehrt, eine Anzahl von Mitgliedskarten nach Berlin  , die er seinen Bekannten gegen den jährlich zu zahlenden Beitrag von 15gr. abließ. Von diesem habe er die Karte in blanco erhalten und sie selbst mit Namen 2c. ausgefüllt. Vergangenes Jahr habe er seine Karte zu erneuern vergessen. Dieses Jahr habe er seine Mitgliedschaft je­doch wieder erneuert. Von irgend einem offiziellen oder privaten Verkehr des Ausschußes mit dem Generalrath sei ihm nichts bekannt. Hierauf wird der größte Theil der Brochüre Wilh. Eichhoff's ,, die Internationale Arbeiter- Assoziation  ", verlesen, und zwar Abschnitt 1. Stiftung der Assoziation. 3. Die Inauguraladresse von Karl Marr. 4. Die Statuten der Assoziation. 6. Kongreß zu Genf  , 3.- 8. Sep­tember 1866. 7. Kongreß zu Lausanne  , 2.- 8. September 1867. 9. Politische Thätigkeit des Generalraths der Internationalen Arbeiter­ Assoziation  . 10. Konflikte mit den Regierungen. 11. Ausbreitung der Assoziation.

vertagt.

Nachdem die Verlesung der Brochüre beendigt war, beantragt Ad­vokat Freytag( Plauen  ), zu conßatiren, daß qu. Brochüre fchon im Jahre 1868 im Buchhandel in Berlin   erschienen ist. Der Präsident fommt diesem Antrage nach. Hierauf wurde die Verhandlung von 11%-12% Uhr Mittags Nach Wiederaufnahme der Verhandlungen meldet sich als Zeuge übermorgen früh beurlaubt wird. Es werden hierauf mehrere Stellen aus dem Protokolle des im Monet   September 1869 zu Basel   statt­gefundenen 4. Kongresses der Internationalen Arbeiter- Assoziation verlesen und wird hier insbesondere auf eine ede Liebknechts: ,, Bericht über Deutschland  " Gewicht gelegt, die wir hier folgen lassen:

schon torreft wiedergegebenen Gistra'schen Aussage): Ich wollte schon Herr Dr. Mar Hirsch aus Berlin  , der aber sehr bald wieder bis

damals fragen, aus welcher Zeitschrift Sie diese Säße verlasen?

Liebknechts Bericht über Deutschland  . Liebknecht aus Leipzig   erfatiet seinen Bericht ans Deutschland  . Redner glaust esst einen historischen Rückblick thun zu müssen, und beginnt mit dem Auftreten Laffalle's, der das Verdienst habe, zuerst nach dec Reaction, welche ben Ereignissen von 1848 und 1849 folgte, oie Jahre der Sozialdemokratie er favet zu haben. Es wäre aber thöricht, zu sagen, daß er dieres geschaffen, oder aufgestellt. Lassalle  war ein Schüler von Marg, der seinen Freunden Engels, Wolff u. s. w.( den Männer a der ,, Neven Rheinischen Zeitung") nach der Februarrevolution an der Spitze der deutschen   Arbeiterbewegung stand, beren geißiges Haupt er heute noch ist.

Liebknecht: Ich las sie aus dem Voitsstaat" vor und dieser hat dieselben dem stenographischen Bericht des Wiener   Hochverra.hs­prozesses entnommen. Gistra war als Entlaßungszeuge vorgeladen Kurz vor der Eröffnung des Eisenacher Kongresses wurden mir und sagte das Vorgelesene gegen Mühlwasser aus. Es sieht fest, daß wiederum 500 Francs zur Verfügung gestellt. Ich nehme keinen An- Mühlwasser als Spion und als agent provocateur in Eisenach   war. stand, dies Alles zu sagen es ist ja frei und offen zu bekennen, Advokat Freytag( Plauen  ): Wir werden den Herren Geschwo­und theilweise sind im Demokratischen Wochenblatte hierüber vor Jahrenen auf Verlangen gern die stenographischen Berichte über den Wie­ren schon Quittungen veröffentlicht, welche der Staatsanwaltschaft ner Hochve rathsprozeß zur Ve.fügung eben. sicherlich nicht unbekannt blieben. Bis zu den lezterwähnten 500 Frcs., Nachdem die Geschworenen Einsich in die betreffenden Num.reen einschließlich derselben, wurden also die betreffenden Gelder nicht für des Bolisstoot genommen, ich ec der Präsident in Betreff der die Partei gegeben; diese bestand bis dabin noch nicht. Auf dem Internationale Fragen zunächst an Eisenacher Kongreß aber war Dr. Ladendorf auch zugegen und er Liebknecht. Dieser giebt an: Die Internationale erstreckt sich erklärte seine Bereitwiligkeit, die Unterstüßung auch der Partei aus nicht nur über Europa  , fondeen auch über Ame ifa. Sie hat Jahres­dem Revolutionsfonds zu bewirken. Dies geschah die den kongresje geholten im Jahre 1866 in Genf  , 1867 in Lausanne  , 1868 in Aften erwähnten 3000 Francs wurden an den Ausschuß gezahlt. Brüssel, 1869 in Bojet. Der Siz des Generalraths, der obersten Verwal Mir persönlich wurden auch noch einmal 500 Francs übermittelt zur tungsbehörde, wird von dem Kongreß bestimmt und ist zur Zeit in London  . Jm Jahr 1863 gründete Lassalie feinen Allgemeinen Deutschen  Bestreitung der Kosten der Reiſe Liebknechts nach Basel   und einer von In den Ländern, wo es angeht, bilden die Mitglieder Sektionen und Arbeiterverein, mit einem Programın, das mancherlei Mängel hatte mir nach Süddeutschland   unternommenen Agitationsreise. Daß Herr die Sektionen verkehren alsdann mit dem Generalrath; wo die Ge- und mancherlei Gonzessionen an den preußischen Staat machte; und von Schweizer   sich die Quelle unserer Mittel nicht enträthseln konnte, sebe Dem entgegenstehen, giebt es nu eine persönliche Mitgliedschaft mit Statuten, welche, auf den Autoritätsprinzip beruhend, den Ar­ist mir erklärlich. und demgemäß auch nur einen pe on ichen Verkehr der einzelnen beitern feine Selbstständigkeit des Denkens und Handels ließen. Daß Eine ungenauigkeit meinerseits( die Ansicht, der Revolutionsfonds sei Mitglieder mit dem Gene.alrath. r sind allerdings in der Lage, Lassalle's" System" an innern Fehlern litt, erhellt schon daraus, daß 1852 gesammelt worden) wurde damals von Gegnern benugt, die die sozial- democratische Arbeiterpartei, ihrem Wejen nach und in Foige es von der Regierung Bisma os begünstigt wurde. Der preußische Behauptung betreffs Hiezing aufrecht zu erhalten. Diese gegnerische der Dehnbarkeit der Organisation der Internationalen, faktisch als einen Staat war gerne bereit, den Arbeitern die beiden Hauptforderungen Denunziation ging damals durch die gesammte Presse, ich wendete Zweig der Letzteren zu betrachten; doch ist festzuhalten, daß nicht jeg- Lassalle's zu gewähren: ,, Allgemeines Stimmrecht"( Französische   Er­mich also an Ladendorf   selbst und in Beantwertung dieser An- liches Mitglied der Partei auch Mitglied der Internationalen ist, eben fahrungen) und Stoatshilfe". Es zeigten sich hier die Nachtheile frage seine Erklärung. so wenig wie jedes Mitglied der Internationalen in Deutschland   auch der Aufstellung eines unzureichenden Parteiprogramms, in dessen Lücken Es wird ferner fonstatirt, daß schon vor Jahren und länger Mitglied der Partei ist. De Mitglieds arten der Internationalen feindliche Auslegungen eingeschoben werden können, das Verhäng­vor der Einleitung gegenwärtigen Prozeffes Quittungen im Demo-( jezt sind diefelben abgeschaft und durch eine andere Einrichtun er- nißvolle des Gebrauchs zweideutiger Worte. Staatshilfe"! Was soll fratischen Wochenblatt 2c. in Bezug auf diese Angelegenheit veröffent fett) sowie die Statuten desselben si fiets ( find ich betone dies das heißen? Lassalle   meinte in innerster Seele die Hilfe des demo= licht waren. öffentlich im Boltsstaat, auch von Seiten des Braunschweiger Aus- kratischen Staates, also Selbsthilfe des Volts im und durch den Hepner erklärt auf Befragen, mit dieser Sache nichts zu thun schusses, ausgeboten worden. is zum Eisenowe Kongres betrachtete demokratischen Staat. Die Preußische Regierung meinte die Hilfe gehabt zu haben und könne er feine Bemerkung dazu mechen. sich allerdings ein Theil de Mitglieder in Deutschland   als zu der des Preußischen Junker- und Polizeistaates, und sie begünstigte und Advokat Freytag( Leipzig  ) ersucht die Herren Geschworenen  , Schweizer Gruppe gehörig und verfehite durch Johann Philipp begünstigt bis auf den heutigen Tag die sozialistischen   Bestrebungen, sich davon zu überzeugen, daß die Quittung über alle Gelder aus Becker's Vermittlung mit dem Generalraih. Sch that dies nicht, um die Arbeiter von der Politik abzuziehen, sie gegen das Bürgerthum, dem Revolutionsfonds an der Spize des demokratischen Wochen- ich war stets für einen direkten Verkehr. Gegenwärtig aber ist wohl( nicht die Bourgeoisie, denn mit ihr, den Nationalliberalen, geht sie blattes gestanden. Es konnte dies mithin der Königl. Staatsanwalt die Verbindung durch Becker gänzlich aufgehoben, und wenn der Herr Hand in Hand) aufzuhetzen und nach dem: Theile und herrsche! das schaft nicht entgehen. Selbst die ehemals in Berlin   erscheinende zu- Präsident( in seiner bezüglichen Frage) von einer Verbindung der in sich gespaltene Volt zu fnechten. Als Lassalle, dessen Ehrlichkeit über jeden Zweifel erhaben ist, daß nie Grüssen, he's nur die Personen den betreffenden Verkehrhatten. in Folge feines Aufitetens von fast der gesammten deutschen   Presse Mitglied des Saternationalen bin iu) von ihrer Begründung an gewesen auf das Heftigste angegriffen, auf das Schändlichste verleumdet ward, und bin es heute noch. Die sozial demo atische A beiterpartei ist hielt ich es für eine Ehrensache, mich ihm, dem alten Parteigenossen, sicherlich nach meiner persönlichen Ansicht faktisch eine Serlion dec anzuschließen und ich wurde Mitglied seines Vereins, in der sichern Internationalen, nur, der deutschen   Geseze wegen, nicht offiziell. Erwartung, daß Lassalle von seinen Irrthümern zurückfommen würde. Dies würde jedoch keinerlei Abhängigkeit bedingen, weil d'e Digani Doch er hatte nicht die Zeit dazu, ein jäher Tod raffte ihn nach wenig sation der Internationalen föde alistisch und so denbor als nur! Mona en weg. möglich ist. Die Parei eben tros alleden ein vollkommen selbst- Redner berichtet dann über die Streitigkeiten, welche nach Lassalle's ständiger Körper. Dem palei Ausschusse hat nie eine offizielle Ver Tod im Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein   ausbrachen, wie er ſelbſt bindung mit dem General a.he zugestanden eilaubte er sich die( Liebknecht), weil die Nothwendigkeit betonend, den politischen Freiheits­selbe, so überschritt e: seire Befugnise. kampf mit dem sozialen zu verbinden, aus Berlin   und Preußen aus­Der Präsident glaubt einen Widerspruch mit fcüheren Aussagen gewiesen wurde; wie der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein   in die Hände Liebknechis, we che es verliest, zu entdecken. talent und gewissenloser Abenteurer fiel, bis sich endlich Schweitzer, Dann fährt eb echt or: Wenn ich jest soffie abgewichen ein geistig begabter, aber moralisch gänzlich verkommener Mensch der sein, jo have ich niggen( üye berichtig. Der Ausschuß Dittatur bemächtigte, nachdem er schon Anfangs des Jahres 1865 durch tonnte nicht vert bren un gat niat verehrt mit dem Generalrath sein schamloses Liebäugeln mit der Bismarck'schen Politit allen ehrlichen in Sachen der Partei, sonvern it Betreff der Verwaltungsvero duungen Sozialdemokraten die Mitarbeiterschaft an dem von ihm redigirten ( Einberufung des Kongresses) der Internationalen feibst. Weiju Parteiorgan Sozial- Demokrat" unmöglich gemacht hatte. gen wurden von London   nie an die Parter gégeben, von der Partei Mit Schweizer   hat die Sozialdemokratie nichts gemein. Er ist aus London   nie angenommen. Jerte früher in Sachen der Agent der Preußischen Regierung, der er die soziale Bewegung dienst­Organisation, so erklärt sich dies daraus, daß ich mich nie viel um und nußbar zu machen sucht. Daß innerhalb des Allgemeinen Deut­dieselbe bekümmert hatte, wie ich dem Untersuchungsrichter sofort sagte. schen Vereins nicht zu wirken war, hatte ich bald begriffen. Eine so Eine Unterordnung gibt es nicht in der auf vol ständige Gleich- stramm" centralisirte, in einer Person gipfelnde Organisation läßt um kleines mit Großem zu berechtigung begründeten Internacionalen. Marr ist wohl forrespon- feine Reform zu, ebensowenig wie dirender Sekretär des Generalraths für Der.schland, ich gebe auch vergleichen das Empire Bonaparte's, das Preußen Bismarc's. Hier erschienen, doch nur, um sofort wieder ihre vorläufige Entlassung zu zu, daß ec eine bedeutende geißige Kapazität ist aber er ist eines- giebt es keine Reform, nur Revolution. Solche Organisationen tönnen erhalten. Die beiden anderen: wegs die Seele des Generalraths; eine solche, außer dem Programm nicht umgestaltet, sie müssen zerbrochen werden. und den Pri plen der Internationalen, giebt's überhaupt nicht. Advokat Freytag( Leipzig  ), befragt Liebknecht, ob er nicht während einiger Zeit im Sommer 1870 mit Mary wegen einer kleinen Diffe­renz außer Korrespondenz getreten sei.

erhalten und öffentlich quittirt, ohne daß die preußische Polizei etwas bagegen hatte. Der Präsident läßt zu diesem Vehuse den Geschworenen die Belegstücke zugegen. Es werden hierauf zwei Briefe von Bebel  , den Revolutions onds betreffend, der eine an Bracke, der andere an Sp'er gerichtet, ve= lesen.

Nach Verlesung des Protokolls ersucht Advokat Freytag( Blauen) den Präsidenten, zu konstatiren, daß das communinische Wanisest bei Keinem der Angetlagten vorgefunden worden ist. Die Verigeidigung weiß überhaupt nicht, so fährt der Redner sort, aus welchem Grunde qu. Manifest zur Verlesung gekommen.

Präsident: Jetzt läßt sich nichts mehr constatiren; im Uebrigen ist auch durchaus nicht behauptet worden, dies Manifest sei bei den Angeklagten vorgefunden worden.

Damit wurden die Verhandlungen gegen 3 Uhr Nachmittags

vertagt.

Vierte Sitzung, Donnerstag, d. 14. März. Die Wiederaufnahme der Verhandlunge.. erfolgt durch den Prä­sidenten gegen 9 Uhr. Von den zu heute vorgeladenen Zeugen find zwei:

Der Stadtrath Albert aus Meerane   und der Weber Hora aus Plauen  ,

Advokat Kirrbach aus Plauen   und

Dr. Mar Hirsch aus Berlin  ,

find nicht zur Stelle. Der Staatsanwalt Hoffmann erwähnt noch in Betreff des gestern vorgelesenen ,, kommunistischen Manifest", daß dasselbe durch Auffindung unter den Papieren des Angeklagten Liebknecht   unter die Beweismittel gekommen sei. Liebknecht   habe außerdem seiner Zeit erklärt, er habe einen Wiederabdruck des tommunistischen Manifeftes beabsichtigt.

Liebknecht: Allerdings war ich für einen Abdruck, jedoch in einer veränderten, den heutigen Verhältnissen entsprechenden Form. Das fommunistische Wanifest stammt aus dem Jahre 1848; seitdem ist vieles in der Welt anders geworden und ich habe mich für den Abdruck einer Umarbeitung, resp., wenn diese nicht vorgenommen werden sollte, für den unveränderten Abbruck nur unter der Voraus fegung einer erklärenden Vorrede erklärt.

In Betreff der Schrift: Die Forderungen des Volfes im Augen­blicke der Revolution", welche der Staatsanwalt als einen ,, Anhang des fominunistischen Manifestes" behandelt, fordert derselbe die Ver­lesung.

Liebknecht hat hiergegen nichts einzuwenden. Advokat Freytag( Leipzig  ) aber protestirt gegen die Ver­lefung. Auf die Bemerkung des Staatsanwalts, daß dieses Schriftstück wesentlich zu den Aften gehöre,

erklärt Bebel  , die Schrift sei ihm fremd und stamme aus den Aften des Braunschweiger Hochverrathsprozesses. Dort in Braunschweig   habe

Liebknecht  : Allerdings hat eine kleine Differenz mich veranlaßt, mit Marx in jener Zeit außer Korrespondenz zu bleiben, wie aus den beim Ausschuß beschlagnahmten Briefen erhellt.

Advokat Freytag( Plauen  ) fonstatirt, daß schon 1869 in Nr. 34, Seite 389 des Demokratischen Wochenblatts" die Mitgliedskarten der Internationalen öffentlich ausgeboten worden sind.

Im Herbst des Jahres 1864 war in London   die Internationale Arbeiterassoziation   begründet worden. Sofort stand in mir und meinen Freunden der Entschluß fest, die deutsche Arbeiterbewegung auf den Boden der Internationalen hinüberzuleiten, deren Programm und Organisation jede Möglichkeit des Mißbrauchs zu politischen und per­sönlichen Zwecken ausschließt.

Bu jener Zeit bestanden in Deutschland   außerhalb des Allgemei­ nen Deutschen Arbeitervereins   eine Anzahl von Arbeitervereinen, die noch theilweise unter dem Einflusse Schulze- Delitzsch's   waren, aber sich doch schon zu emanzipiren begannen. Diese Vereine zu gewinnen, Angeklagter Bebel  : Ich bin feit 1867 Mitglied der Internatio- war unser nächstes Ziel. Schulze- Delißsch, ein konfuser Abklatsch der nalen Arbeiter- Assoziation. Es hat fiets eine sehr lare Organisation englischen Manchestermänner, die er übrigens nicht einmal begriffen in derselben bestanden. Ich bin zu dem General- Rath direkt niemals hat, predigte: Der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit ist nur in irgend welche Beziehung getreten, sondern habe meine Bei- ein Mährchen der Sozialisten, die bürgerliche Welt ist die beste der träge stets nach Genf   gesandt. Bereits in der Voruntersuchung habe Welten". Diese Redensarten wollten nicht mehr recht verfangen; ich erklärt, daß ich stets den Verkehr des Ausschusses mit dem Gene- die rasche ökonomische Entwicklung Deutschlands   ließ die Klassengegen­ral- Rath getadelt habe. säße schärfer und schärfer hervortreten und es dauerte nicht lange, so hatte Schulze- Delitzsch   bei der Masse seiner Anhänger den Boden ver­

Auf die Frage des Advokaten Freytag( Plauen  ) wie viel Mit­glieder die Internationale in Deutschlano habe,

bemerkt Bebel  , daß er die Zahl nicht angeben könne. Es stehe jedoch fest, daß die Zahl keine große sei, ungefähr 1000, und daß das Gros der Parteigenossen nicht Mitglied der Internationalen sei. Angeli. Hepner, befragt, ob auch er Mitglied der Internationale sei, erklärt: Er wurde Ende des Jahres 1869 zu Berlin   Mitglied der Internationalen Arbeiter- Assoziation.

Ein Berliner   Kaufmann brachte damals, von einer Geschäftsreise

loren.

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Jat vorigen Jahre waren wir so weit, daß wir diesen Arbeiter­mehr als der Allge= vereinen, die gegen 14,000 Mitglieder zählten die Annahme des internationalen meine Deutsche Arbeiterverein Programms vorschlagen konnten. Ehe wir es öffentlich thaten, hatte ich in Berlin   eine Unterredung mit Schweißer, zu der ich im Interesse der Einigkeit von Freunden aufgefordert worden war, theilte ihm un­sern Plan mit, und forderte ihn auf, ebenfalls mit seinem Verein sich