No. 67
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landes an.
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die Expedition, Hohe Str. 4.
. Bebel, Petersstr. 18,
F. Thiele, Emilienftr. 2.
Mittwoch, 21. Auguft.
Der Volfsstaat
1872
Abonnement prets:
Für Preußen incl. Stempels feuer 17 Sgr., für die übrigen deutschen Staaten 122 Ngr
per Quartal, per Monat 41% Ngr., für Leipzig und Um gegend per Quartal 13 gr. Filtalerpebition für die Bereinigten Staaten:
Organ der sozial- demokratischen Arbeiterpartei und der Internationalen Gewerksgenossenschaften.
Parteigenossen!
Es ist nothwendig, daß auf dem Mainzer Kongreß alle Orte vertreten seien.
Deshalb fordern wir die Parteigenoffen dringend auf, an jedem Orte einen Delegirten zu wählen, resp. da, wo die Zahl der Mitglieder nicht groß genug, um die Kosten der Delegation bestreiten zu können, sich mit Nachbarorten zu ge= meinschaftlicher Absendung eines Delegirten zu verbinden. Alle unsere Mitgliedschaften müssen vertreten sein, damit die Partei sich ihrer Zahl bewußt werde und Heerschau halten tann über ihre Anhänger.
Mit sozialdemokratischem Gruß Der Ausschuß.
Anträge zum Kongreß. Anträge von J. Kräter in Breslau . Der Kongreß wolle beschließen:
1. Die Redaktion des Parteiorgans ist verpflichtet, ohne Burüdfezung der ,, Bolitischen Uebersicht", monatlich vier den Zeitverhältnissen entsprechende Leitartikel zu ver= öffentlichen.
Der Suspension hat unmittelbar die Bestallung eines proviforischen Vertrauensmannes zu folgen, dessen Amtsthätigkeit bis zur endgiltigen Erledigung der Angelegenheit durch die Controlkommission dauert, und der alsdann durch einen definitiven Beamten zu ersetzen ist. Das Urtheil der Controlkommission ist auszugsweise im Parteiorgane zu veröffentlichen.
§ XXIII. Die Vertrauensmänner haben die Pflicht, für die strenge Ausführung der Parteibeschlüsse und der Aufträge des Ausschusses zu sorgen und allmonatlich Berichte über die agitatorische Thätigkeit der Partei und deren Erfolge an ihrem Wohnorte an den Ausschuß zu senden, welche durch denselben gesammelt und vierteljährlich auszugsweise im Parteiorgane veröffentlicht werden müssen.
§. XXIV. Jedem neuen Ausschusse sind binnen 14 Tagen nach seinem: Amtsantrite die Namen und die Adressen der amtirenden Vertrauensmänner durch dieselben und die Vorschläge der Mitglieder für die Neuwahl einzusenden. Orte, welche die Erfüllung dieser Bestimmung verfäumen, sind im Barteiorgane an dieselbe zu erinnern.
§ XXV( wie der bisherige§ 19.)
E. Das Parteiorgan.§ XXVI( wie der bisherige
2. Parteigenossen, welche Filialexpeditionen für das Bar-§ 17.) teiorgan oder Schriften verwalten, sind verpflichtet,§ XXVII. Die Redaktion und die Expedition des bei dieser Verwaltung die einfache Buchführung Organs find für alle Maßnahmen dem Ausschusse, der ConCladde, Kassa- und Hauptbuch- inne zu halten. Den trolkommission und dem Parteifongreffe verantwortlich und Breiszuschlag für Porto und andre Auslagen, sowie haben ihren Beschlüssen, eventuell nach erfolgtem Instanzen das etwaige Honorar für diese Verwaltung bleibt den recurs, unbedingt Folge zu leisten. Parteigenossen an jedem einzelnen Orte zu bestimmen überlassen.
3) Alle Abrechnungen über Gelder an den Parteikassirer, an die Expedition des Parteiorgans und über sonstige im Interesse der Partei verwalteten Gelder müssen von den Ortsrevisoren unterzeichnet sein.
4. Die Vertrauensmänner, resp. Vereinsvorstände der Bartei sind verpflichtet, zur Berathung der Kongreßanträge mindestens zwei Partei- resp. Vereinsver= fammlungen zu veranlassen. Diese Versammlungen müssen so eingerichtet sein, daß die etwaigen Anträge noch rechtzeitig an den Parteiausschuß behufs Veröf fentlichung eingesendet werden können.
Antrag der Breslauer Parteigenossen:
Der Congres wolle folgendem Organisationsentwurfe
seine Zustimmung geben.
A. Sit der Partei.§ 1 wie bisher.
B. Beitragspflicht der Mitglieder.§ 2, 3 und 4 wie bisher.
C. Kongresse und Parteibehörden.
§ V. Die Formulirung der Parteigrundsäße und die Beftimmungen über Organisation und Agitation liegen dem alljährlich zusammentretenden Parteicongresse mit dem Vorbehalt der Urabstimmung ob.
§ VI. Die Parteigeschäfte leitet ein Parteiausschuß von fünf Perfonen.
§ VII. Die Thätigkeit des Ausschusses wird überwacht durch eine aus 11 Mitgliedern bestehende Controlkommission.
§ VIII. Die Congreffe bestimmen den Vorort der Partei, den Siz der Controlkommission und den Ort für den nächsten Parteicongreß. Sie wählen ferner den Parteisekretär und entscheiden über die Höhe seines Gehaltes fowie über etwaige weitere an Parteibeamte zu zahlende Entschädigungen. § IX.( wie der bisherige§ 7.) § X( wie der bisherige§ 9.)
§ XI. Für die Ausführung der in den§§ 9 und 10 enthaltenen Bestimmungen ist der jeweilige Ausschuß verantwortlich.
Je
§ XII. Jeder Delegirte hat eine Stimme. Bartei mitgliedschaften unter 500 Mitglieder dürfen nicht mehr als 2 stimmberechtigte Abgeordnete zum Congreß senden. 250 weitere Mitglieder können sich mit je einem Delegirten an demselben betheiligen. Die Mitglieder des Parteiausschusses, des Bureau's, der Controlkommission oder bis 3 andere von ihr beauftragte Mitglieder und der erste Redakteur des Parteiorgans nehmen, auch ohne im Besiße eines Mandates zu sein, vollberechtigt an den Verhandlungen theil. Parteimitglieder, welche nicht Delegirte sind, haben nur berathende Stimme.
§ XIII. Der Parteiausschuß besteht aus 1 Vorsitzenden, dessen Stellvertreter, dem Sekretär, einem Kassirer,( der eine entsprechende Raution zu leisten hat, und einem Beisiger.( Sonst wie der Hamburger Antrag zum bisherigen§ 10.)
§ XIV. wie der Hamburger Zusazantrag zum bisherigen§ 6.)
§ XV( wie der bisherige§ 11.)
§ XVI( und XVII wie der bisherige§ 12.)
§ XVIII( wie der bisherige§ 13.)
§ XIX( wie der bisherige§ 14.)
§ XX( wie der bisherige§ 15.)
§ XXI( wie der bisherige§ 16.)
D. Lotale Organisation.
§ XXVIII( wie ber Hamburger Antrag zu dem bisherigen§ 18.)
ferner
2. ,, baß in das Parteiorgan( den Boltsstaat") von den gewerkschaftlichen Berichten nur solche aufgenommen werden, welche social- demokratischer Natur find; wird Volksstaat als Gewerkschaftsorgan beibehalten, so sind nur solche Berichte aufzunehmen, welche von dem Bertrauensmann mit unterschrieben sind; ausgenommen hiervon sind die Berichte über Gründung von Unions
der
gewerkschaften."
3. Das Parteiorgan wöchentlich dreimal im jeßigen Format erscheinen zu lassen, sobald die Zahl der Abonnen= ten tein Deficit entstehen läßt.
Anträge der Limbacher Parteigenossen:
1. Der Congreß wolle beschließen: Gewerkschaftsberichte nicht mehr im Parteiorgan, sondern, wenn irgend möglich, die betr. Berichte, je nach Bedürfniß, in einer Beis lage, zu bringen.
2. Die Unterstützung der Gemaßregelten soll nur durch den Ausschuß stattfinden, demzufolge die Parteigenoffen. verpflichtet sind, die zu diesem Zwecke gesammelten Beiträge unter allen Umständen an den Ausschuß einzusenden.
3. Der Congreß wolle beschließen: das Programm der sozial demokratischen Arbeiterpartei in solcher Masse drucken zu lassen, daß es den verschiedenen Orten auf Verlangen sehr billig zugestellt werden kann, um dasselbe bei Voltsversammlungen jedem Besucher, als Agitationsmittel, einhändigen zu können.
4. Der Congreß wolle beschließen: darauf hinzuarbeiten, daß eine Einigung mit den Mitgliedern des Allg. deuschen Arbeiter- Vereins zu Stande kommt.
Politische Uebersicht.
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Herannahen jeder Saison ein leiser Klageton über die er= Durch die fortschrittlichen Blätter geht in der Regel beim drückende Last des Militäretats", um den Abonnenten eine Bürgschaft zu geben, daß auch im nächsten Quartal in der Die Wiesbadener Parteigenossen beantragen: altgewohnten Freifinnigkeit" redigirt werden wird. Heuer ist 1., daß in Zukunft im Parteiorgane teine Befürwortung wir erst in der Mitte des Quartals stehen, liest man doch diese Abonnementseinladung etwas frühzeitig erschienen; obschon der Unterstützung solcher strikenden Gesellschaften stattfinde, welche nicht eine gewisse Zeit vorher eine kleine schon in den Blättern:„ Eine recht dankenswerthe statistische Gewerkschaft gebildet haben, oder der größten Mehr- Busammenstellung der Militäretats in den europäischen Ländern zahl nach der social- demokratischen Arbeiter- Partei an- ergibt als Gesammtziffer des Friedenspräsenz stands aller europäischen Heere 2,584,826 Mann. Die Kosten für gehören;" diese unproductive Verwerthung so collossaler Arbeitskräfte be siffern sich als Norm den im deu: schen Reiche maßgebenden Satz von 225 Thaler pro Kopf gerechnet den Satz von 225 Thaler pro Kopf gerechnet auf jährlich eine Milliarde drei Millionen Gulden( 1003,000,000)."-- Auch ber Frankfurter ,, Arbeitgeber" fühlt das Bedürfniß, seine Antipathie gegen zu viel Militär" auszusprechen; er sagt in einem Artikel der Nr. 795,, Eine Armee auf dem Friedensfuße": Die amerikanische Armee ist nun vollständig auf dem Friedensfuß und zählt circa 30,000 Mann. Deutschland hat bei fast gleicher Einwohnerzahl wie Amerika mehr als 13 Mal so viel Mann auf den Beinen. Die amerikanische Armee kostet schon viel Geld, aber die deutsche kostet doch noch viel mehr. Die Kosten für die amerikanische Armee betragen nämlich 32,415,473 Dollars und die Kosten für die Reichsarmee über 90 Millionen Thaler. Rechnet man, daß dieselbe per Jahr mindestens für eben so viel Werthe produciren könnte, fo tommt unsere Armee auf 180 Millionen Thaler zu stehen." Es wird dann weiter ausgeführt, daß die amerikanische Armee vom Staat zu nüßlichen Zwecken verwendet wird, wogegen die mit Fragezeichen ausgesprochen, daß es auch bei uns dereinst deutsche nur zu nuglosem Exerziren, und der obligate Wunsch so werden möge. Ganz hübsch; nur hat der Herr Verfasser einen Fehler gemacht: denn er hat vergessen, bei seiner Berechnung das Verhältniß des Geldwerthes in Deutschland zu dem in Amerika in Anschlag zu bringen, wodurch der Contrast zwischen dem amerikanischen und deutschen Militäretat noch greller hervorgetreten wäre.
Anträge der Münchner Parteigenossen*): 1. Der Congreß wolle die Redaktion des Parteiorgans verpflichten, an die Spiße jeder einzelnen Nummer einen je nach Möglichkeit größern oder kleinern Leitartikel nach streng sozialistischen Grundsäßen gleichviel aus
welchem Gebiete in belehren der Form zu setzen;
daß das Parteiorgan zu Anfang jedes Quartals außer der Bekanntgabe des Programms und der Statuten auch noch in gedrängter Kürze eine Erläuterung der einzelnen Punkte des Programm zu geben habe. 2. Der Congreß möge nach dem Antrage Bebels zum vor. Congreß den Namen der Partet in sozial- demoMotive nach Bebel. tratische Partei" abändern.
3. Der Congreß möge erklären, daß es den Parteimitgliedern obliegt, mit den bestehenden religiösen Vorurtheilen zu brechen, was nur durch Austritt aus den bestehenden Religionsgenossenschaften fattisch constatirt
werden könne.
4. Der Congreß möge beschließen resp. dafür Sorge tragen, daß nach Ablauf eines jeden Quartals im Bol'sstaat" durch den Parteiausschuß bekannt gemacht
wird
a) die Zahl sämmtlicher Parteimitglieder an den einzelnen Orten,
b) in wie weit sich durch die Agitation im verflossenen Quartal die Mitgliedschaft erweitert hat.
5. Die Aufgabe jeder Parteimitgliedschaft muß es sein, ein statistisches Bureau an ihrem Orte zu begründen und stetig zu erhalten. Franz Schneider,
Vertrauensmann
Klessinger, Schriftführer
der betreff. Versammlung. Fernere Anträge der Münchener Parteigenossen: Der Kongreß möge beschließen:
aufzunehmen.
Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähut, daß man in Artillerie( vorläufig, um die Dummen zu fangen, blos um den höheren Regionen augenblicklich an die Vermehrung der 10,000 Mann) denkt und daß nach einem von der ,, Kölnischen 3tg." gegebenen Resumé einer vom Statistifer Engel gemachten Zusammenstellung die Zahl der Todten bei dem gesammten deutschen Heere während des Feldzugs von 1870/71 40,881 Mann beträgt. Davon sind im Gefecht gefallen 17,572; ihren Wunden erlegen 10,710; verunglückt 316; durch Selbstmord An Krankheiten verstorben: an der gestorben 30. Ruhr 2000, am Typhus 6965, am gaftrischen Fieber 159, an den Pocken 261, an der fungenentzündung 2c. 500, an anderen acuten inneren Krankheiten 521, an der Schwindsucht 529, an anderen chronischen Krankheiten 249, plößlich 94, ohne Angabe der Krankheit(!) 556, ohne Angabe der Todesursache(!) 419 Mann.- Die Zahl der Vermißten be= träg 4000."
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1. Eine Anleihe von 1000 Thlrn. zum Zwecke der unDiese 4000 find unter die 40,881 nicht mitgerechnet. mittelbaren Agitation in der Weise der ,, Boltsstaat" An- Die 556, die ,, ohne Angabe der Krankheit" nicht ,, verstor leihe vom vorigen Jahre von den Parteimitgliedern als„ verstorben" aufgeführt sind, gehören wohl in einunddieben" find, sondern in der Engel'schen Zusammenstellung 2. daß dem Parteiorgan allwöchentlich eine Beilage bei- felbe Kategorie mit den 419 Mann, die ,, ohne Angabe der zufügen sei, in welcher die brennenden sozialistischen Todesursache" in der Todtenliste stehen; es sind also 975 Mann, d. h. unter 23 Kranken je einer- um die man Fragen in populärer, agitatorisch- wirkender Weise be= sprochen werden. Die Beilage möge gedruckt werden sich während ihres Krankseins so wenig gekümmert hat, oder auch mit einem Mehr von/ der Auflage des ,, Volksstaat", fümmern konnte, daß nun nicht einmal zu ermitteln ist, was damit sie zur Agitation zweckmäßig verwendet werden ihren Tod herbeigeführt hat. Das beweist, wie mangelhaft die Krankenpflege im Felde war.- Höchst un= glaubwürdig erscheint es uns sodann, daß nur 30 Selbstmorde
tönne.
§ XXII. Die Führung der Parteigeschäfte in den einzelnen Orten, in denen die Partei Mitglieder zählt, liegt den Vertrauensmännern ob. Dieselben sind alljährlich und zwar drei Wochen nach stattgehubtem Parteicongreß vom Ausschusse zu ernennen und können durch denselben bei nicht pünktlicher Erfüllung ihrer Pflichten von ihrem Amte suspendirt werden. mitgetheilt werden.
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*) Die beigefügte Motivirung der Anträge wird dem Congreß vorgefallen sein sollen; die Biffer dürfte, wenn man die be
trächtliche Zahl der Selbstmorde in Friedenszeiten dagegen