SJht vollem Recht behauptet ein attglo-amerikamsches Blatt, daß die Vereinigten Staaten   schon seit mehreren Jahren aufgehört haben, die Völker, welche in der alten Welt für die Freiheit kämpfen, mit Bewunderung zu erfüllen. Das rasche Wachsthum dieses jungen Staates hat in mancher Beziehung eine gewisse Krühreife erzeugt. Die Flegeljahre sind leider noch kaum über- wunden. Es bedarf einer durchgreifenden Regeneration, wenn sich das Völker-Conglomerat der Vereinigten Staaten   auf der Höhe der Civilisation erhalten will. Die Entwicklung war eine zu rasche und vor Allem eine viel zu einseitige, als daß der junge Staatsorganismus in allen seinen Theilen gesund und kräftig sein könnte. Es ist wahr, die Vereinigten Staaten haben die furcht- bare Krisis deS Bürgerkrieges glücklich überstanden. Allein die inneren Uebel, die schleichenden KcankheitSstoffe, mit einem Wort, die moralische Schwäche, welche zurückgeblieben ist, scheint sich nicht so leicht curiren zu lassen. WaS die materielle Entwicklung anbelangt, so ist dieselbe trotz aller künstlichen Hemmungen zufriedenstellend.(Es ist im Auge zu behalten, daß dieseszufriedenstellend" im Bourgeoissinn ge­weint ist; d.h.: die Lage der Bourgeoisie istzufriedenstellend". Red. d. V.) Das erklärt sich aus zwei Gründen: Einmal sind unerschöpfliche Hülfsquellen im Laude vorhanden und es fließen ihm durch die Emigration fortwährend neue Kräfte zu, die den Nationalreichthum(Auch dieserNationalreichthum" ist nach dem Begriff der Bourgeoisökonomie aufzufassen; es ist derReichthum" der einzelnen Besitzenden, in der Wirklichkeit derNation" entrissen ist. Red. d. V.) vermehren. Dann aber und das ist sehr Zu beachten concentrirt sich das Sinnen und Denken der Amerikaner fast ausschließlich auf diesen einen Punkt, auf die Ent- Wicklung und Anhäufung materieller Güter. Die Vereinigten Staaten   erinnern in dieser Beziehung recht lebhaft an die phöni- eschen Industrie- und Handelsniederlassungen. Zu Tyrus  , Sidon  und Carthago wandelte man auf den feinsten Teppichen der Erde und man aus silbernen und goldenen Schüsseln. Allein das hielt die Massen nicht ab, gleichzeitig dem Moloch barbarische Opfer zu bringen, während die halbcivilisirten, über Nacht reich gewordenen Krämer sich gegenseitig in den raffinirtesten Genüssen und Verbrechen zu überbieten suchten. Diese Einseitigkeit nun, dieses rastlose und ausschließliche Streben nach materiellen Gütern, diese unersättliche Geldgier rächt sich bitter im Familienleben, im Erziehungswesen und in den gesellschaftlichen Verhältnissen des amerikanischen   Volks. Das fällt nicht nur dett Fremden auf, welche das unbezahlbare Glück gehabt haben, unter günstigeren Culturverhältnissen aufzuwachsen; die gebildeten Amerikaner selbst sangen an, sich zu beklagen über den Mangel an idealem Streben und wissenschafllichem Sinn bei ihren Mitbürgern. Fand sich doch jener Gelehrte, der einem ausgewählten Auditorium im Cooper-Jnstitut eine astronomische Vorlesung hielt, veranlaßt, den Ladies und Gentlemen zu erklären, daß der Durchgang der Venus, d. h. die Beobachtung desselben, sich ohne Zweifelbe- Zahlen" werde. Die Gewohnheit, Mcs nach diesem Maßstab zu messen, hat im politischen und sozialen Leben dieses Landes schon unsäglich traurige Folgen gehabt. Sie hat die Ehe zu einer untergeordneten Frage der Buchführung herabgewürdigt und das Familienleben gelockert. Sie hat die Liebe und Treue aus den Wohnungen der Menschen gescheucht und «ine Prostitution erzeugt, wie sie frecher und schamloser seit der Zeit des lyrischen Molochdienstes wohl noch nirgends aufgetreten ist. Es ist eine Meinung, die man hier täglich hören kann, daß fürs Geld Alles zu haben sei. Alles, je nach dem Geschmack deS Käufers. Hans Dampf kauft sich die Zuneigung einer Dirne und Oakes Ames kaufte sich die Stimmen der Congreßmänner. Man kauft nicht nur die Richter, welche Recht sprechen, sondern auch die Legislatoren, welche Gesetze machen. Man kauft die Freundschaft, die Liebe, die Religion, die Weisheit, die Wissenschaft, den Ruhm und die Ehre. Alles ist feil. Nichts ist natürlicher, als daß unter solchen Umständen die öffentliche Moral Rückschritte machen muß, während gleichzeitig die Mittel Böses zu thun, sich vermehren. Das erste Capilel des Walker'schen Census unter der RubrikSterblichkeit" enthält die Ursachen, durch welche die während der Zeit vom l. Juni 1869 bis zum 31. Mai 1870 Verstorbenen um's Leben kamen. Es erziebt sich, daß von den 492,263 Verstorbenen nicht weniger als zweitausend und siebenundfünfzig Ermordete sind. Vergleichen wir die Anzahl der Morde zwischen� den zwei Jahr- ganzen 1350 und 1360, so stellt sich heraus, daß sich die Zahlen verhalten wie 227 zu 989, d. h. die Anzahl der Morde per Jahr hat sich seit einem Decennium mehr als vervierfacht. Aller- dings hat auch die Gesammt-Bevölkernng in der Zwischenzeit zu- genommen, allein nicht im Verhältniß zur Anzahl der Verbrechen, die den Gegenstand dieser Bemerkungen bilden. Im Jahre 1850 kam ein Mord auf 102,167 lebende Personen; zehn Jahre später, im Jahre 1860, haben wir einen Mord auf 31,793, und endlich im Jahr 1870 trifft es einen Mord auf 18,745 Personen. Diese Zahlen sprechen deutlicher als alle Abhandlungen. ES zeigt sich, daß der Werth. des menschlichen LebenS mit einer erstaun- lichen Schnelligkeit gesunken ist. Diese unverhältnißmäßige große Zunahme der Verbrechen steht in einem innigen Zusammen- hang mit dem Verfall unserer Familienerziehung und mit dem allmäligen Sinken der öffentlichen Moral. Wenn der »gemeine Mann sieht, wie man in den höchsten Kreisen durthschaftet und wie man die heiligsten Pflichten ver- letzt, um dem Mammon zu dienen; wie Betrug und Pro- stitution bis in die höchsten Regionen unseres politischen Lebens nicht nnr den Weg finden, sondern mit der größten Frechheit und Schamlosigkeit sich zur Schau stellen, so mag er wohl verzweifeln an der alten Wahrheit, daßehrlich am längsten v>ährt". Hat er einmal angefangen, die hochgestellten Leute zu beobachten, die ungestraft das Volk berauben, und die Ehre Und den guten Namen nicht so hoch schätzen, als den materiellen Gewinn, den ihre betrügerischen Handlungen abwerfen, dann mag er sich die Lehre daraus ziehen, daß man auch noch einen Schritt weiter gehen könne. Angesichts solcher Beispiele mag sich dem ge- weinen Mann der Gedanke aufdrängen, daß selbst ein Menschen- leben nicht geschont werden darf, wenn es sich um die Erreichung kineS selbstsüchtigen Zweckes handelt. Aber auch die Selbstmorde haben sich m erschrecklicher Vieife vermehrt. Der CensuS von 1350 hat 491 Selbstmorde zu verzeichnen; im Jahre 1860 finden wir die Zahl mindestens ver- doppelt und im Jahre 1870 beinahe verdreifacht. Und wer die öffentlichen Blätter in den letzten drei Jahren aufmerksam und wgelmäßig gelesen hat, wird die Ueberzeuguug gewonnen haben, baß nicht blos Mord und Todtschlag und Selbstmord, sondern lUbst die allerschrecklichsten und unnatürlichsten Arten des Mordes 'w Zunehmen begriffen sind. Tout comme chez nous"Ganz wie bei unS" können bür getrost hierauf sagen. Den Gedanken, daß die kriegerischen �ivrdsthaten die Welt zu gleichen Verbrechen in Friet  -nszciten geneigt machen, haben wir schon oft zuletzt in Nr. 67 anläß- lich deS Marchncr'schen Familienmordes dargethan. Ja Be zug auf die Eigenthumsvergehen jedoch hat der Verfasser infolge feines Bonrgcoisstandpunktcs ein ziemlich einseitiges Urtheil, wenn er lediglich das böse Beispiel von oben für den Verführer hält. Ein noch viel mächtigerer Verführer ist die wirkliche Noth, besonders bei den Eigenthumsoergehen geringeren Grades. Der Mangel an idealem Streben, den der Verfasser für ein spezifisches Merkmal nur des Amerikaners hält, ist das Charakteristikum der Bourgeoisie überhaupt der europäischen ebenso gut wie der transatlandischen. Die Frage ist nur die: ob die Schein- und Berbildung der europäischen   Bourgeoisie höher oder geringer an- zuschlagen ist, als'die minder verzerrte Naturwüchsigkeit des unge- bildeten amerikanischen Bürgetthums. Denn der ganz Ungebildete läßt sich noch viel eher zur Räson bringen als der Verbildete, wie es ja in jeder Beziehung leichter ist, einen neuen Gegenstand anzufertigen, als einen alten und verfuschten wirksam zu repariren. Gewerksgenossenschaftliches. Internationale Gewerkschaft der Schuhmacher. Mainz  . Den 8. Jnli hielten wir eine Allgemeine Schuhma- cherversammlung ab. Tagesorvnung war: Berichterstattung über die Generalversammlung zu Weimar   durch Herrn Schlanger aus Offenbach  . Zuerst ging Referent ein auf daS Entstehen der Internationalen Gewerkschaften, besonders die der Schuhmacher. Er wies nach, wie schwer es hielt, bis die Gewerkschaft in das Stadium kam, wo sie heute angelangt, alsdann sprach Redner über die Allgemeine Krankenkasse und bewies, daß sie vortheilhaft sei für die Allgemeinheit, serner ging er ein auf die Statuteu der Internationalen Gewerkschaft, legte klar dar, daß eine Central- orgänisation nothwendig sei und wies aus die beständige Ver- schlinmierung der Zustände in unserem Gewerke hin, der nur durch Organisation und eine tüchtige Verwaltung, wie sie gegenwärtig ist, Einhalt gethan werden könne. Wir waren mit den weiteren Beschlüssen einverstanden. Sodann wurde in der nächsten Ver- sammlung der Anschluß einstimmig angenommen. Wir haben noch ein Deficit von 100 Gulden, ist das gedeckt, treten wir ve- finitiv ein und zwar mit einer Mitgliedschaft von 300 Mann. Drum aus, Collegen hier und allerorts, seid einig, wenn es gilt, bessere Zeiten zu schaffen. Wir haben hier gleich am Schluß ein Stückchen von unfern Ausbeutern Otto Herz und Komp. zu ver- zeichnen. Nämlich 5 pCt. Lohnabzug. Hier ist also kein�Recht trotz Unterschrift und Fabriksiegel, auch keine Ehre ist hier, der Geldsack nämlich muß wieder etwas besser gefüllt werden. Als Ausrede dient denHerren", die Arbeit sei Lagerarbeit für das nächste Jahr. Im Jahre 1870, äußerten dieselben Herren, als die Arbeiter er- klärten, sie könnten nicht mehr auskommen: Schlagt Bäckern und Metzgern die Buden ein. Das war die Antwort auf unsere' Lohn- forderung. Wir bitten Euch, Collegen also, die Fabrik von Otto Herz und Komp. zu meiden und den Zuzug fern zu halten. Mit socialdemokratischem Brudergruß M. Götze. Wir begrüßen den Schritt der Mainzer Collegen mit Freu- den und heißen Sie schon jetzt in unsren Kampfesreihen willkom- men. Bedauern müssen wir auf der andern Seite, daß die Münchner   Collegen es weder für der Mühe Werth gehalten haben, öffentlich die Gründe anzugeben, was sie vom Anschluß abhält, noch uns brieflich Mittheilung zugehen zu lassen. Wir möchten dieses Vorzehen mit der Taktit eines Bourgois vergleichen: der kaltblütig zusieht, wie dessen Arbeiter mit dem Elende ringen und sich»lcht über sein kleinliche« Interesse hinwegsetzen kann; so sehen die Münchner   und andere mehr ruhig zu, wie der kleine Haufe in unserer Gewerkschaft gern und willig jedes Opfer bringt, um nns're gerechte Sache, die auch die Sache der Münchner  u. a. m. ist, vorwärts zu bringen. Und komme man uns nicht mit Gründen wie die AuzSbarzer, wo eine Mitgliedschaft der Holzarbeiter besteht, die genau auf derselbeu �Grundlage organisirt ist, wie die unsrige. Ferner bestehen Mitgliedschaften in Nürnberg  , Regens- bürg, Würzburg   u. s. w., was man aber an einem Orte erlaubt, darf man nicht am andern Ort verbieten. Also Recurs ergreifen gegen den Bürgermeister, was es nützt, habt ihr in Landshut   ge- sehen. Unsere Gegner sind centralisirt und binden sich in ihren Bestreben: das arbeitende Volk zu knechten an keine Nationalität, und wir sollten nicht von ihnen lernen? Mit Gruß Gotha  . Für die Verwaltung: W. Bock. Alle arbeiterfreundlichen Blätter sind gebeten obiges zum Ab- druck zu bringen.__ Verschiedene Mitgliedschaften beklagen sich, daß sie keine Sta- tuten bekommen. Dem gegenüber müssen wir öffentlich erklären, daß wir alle Aufttäge auf das Pünktlichste ausführen, die Sen- düngen an die Mitgliedschaften müssen also.auf eine unerklärliche Weife abhanden gekommen sein.-7 In dem veröffentlichten Kassen- bericht muß es statt 16 Thlr. heißen: 26 Thlr. Kassenbestand. Gewerkschaft der Holzarbeiter: Leipzig  , 9. Aug. Zur Beachtung! Dem Mitgliede Ernst Wünsche, Tischler, sind auf der Reise von hier nach Erfurt   das Gewerkschaftsbuch nebst Krankenkassenbuch verloren gegangen. Es sind deßhalb hier neue Bücher ausgestellt; die alten Bücher, die von Stelzer ausgestellt sind und dessen Unterschrift enthalten, werden hiermit für ungültig erklärt. C. E.   Seifert, Bevollm. Correspondenzen. Leipzig  , 6 August. DerNeue Sozialdemokrat" bringt in Nr. 89 einen Artikel aus Altenburg  , in dem er auf Grund einiger Aeußerungeu desConstitutionnel  " über den Verlust von Elsaß- Lothringen   auf einen neuen Krieg mit Frankreich   hinweißt und mit einigen wässrigen Jeremiaden über die Verderblichkcit der Kriege und einiger matten Ausfälle auf dienationalliberalen" Schreier schließt. Da wir als Verfasser des Artikels den Präsidenten des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins Herrn Hasenclever vermuthen, der gegenwärtig auf einer Agitationsreise begriffen ist» um das überflüssige Fett, das er in Berlin   durch das auf der Bärenhaut- liegen angesammelt hat, loszuwerden, so ist es wohl an der Zeit, daran zu erinnern, daß die Herren Dr. Schweitzer und Hasenklever eS waren, welche im Jahre 1871 im Norddeutschen Reichstag für den ftanzösischen Krieg stimmten und die Anleihe bewilligten, und zwar angesichts einer Adresse, in der die ftanzösischen Arbeiter gegen den Krieg protestirten und von den deutschen   Arbeitern ein Gleiche« verlangten. Und nicht allein da«, sie stimmten ebenso für die servile Adresse, die damals der Reichstag   an den König von Preußen als Norddeutschen Bundesherrn erließ. Herr Hasenklever hat kürzlich erst den Versuch gemacht, seine damalige Abstimmung zu rechtfertigen, aber nur in den Augen Dummer kann ihm das gelungen sein. Der Krieg war, wie da- mals jeder Sozialdemokrat wußte, ein dynastischer, er war der nothwendig« Ausfluß der Bismarck  'schen Politik von 1866, die nothwendige Folge unseres heutigen Staats- und Wirthschafts- systems. Ein solcher Krieg war vom sozialdemokratischen Stand- punkt unter allen Umständen zu verwerfen und die Herrn Schweitzer und Hasenklever mußten, wenn sie konsequent sein wollten, mit unfern V-rttetern gegen den Krieg und gegen die An- leihe stimmen. Sie haben das nicht gethan und damit ihren Charakter als Agenten des Großpreußenthums hinlänglich doku- mentirt. Später fteilich, als Frankreich   Republik wurde, und die Annexion auf die Tagesordnung gesetzt ward, mußten die Herren, wollten sie nicht aus ihren eignen Berein hinausgeworfen werden, sich gegen die Fortsetzung des Krieges erklären. Aber auch hier war ihre Haltung wiederum eine eigenthümliche. Während unsere Vertreter, Liebknecht und Bebel  , unter dem Wuthgeschrei der Reichs- tagsinajorität, sich energisch gegen die Fortsetzung des Krieges und der Annexion von Elsaß-Lothringen   erklärten, fanden es die Herren Schweitzer und Hasenklever gut, zu schweigen und nur da- gegen zu stimmen. Wie weit überhaupt der patriotische Fanatismus des jetzigen Präsidenten des Allgemeinen deutschen Arbeitervereens damal« ging, mag die Thatsachc beweisen, daß Herr Hasenklever in der Hoffnung auf die Unterstützung mordspatriotischcr Studenten und Bourgeois noch Ende August 1370 nach Leipzig   kam, um in öffent- licher Volksversammlung gegen dieVaterlandsverräther" Lieb- knecht und Bebel   aufzutreten, und die Mitglieder des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins   in pattiotischer Begeisterung Liebknecht   die Fenster einwarfen."(Siehe Frankfurter   Bierkrawall, den jetzt derNeue" auch von seinen Schultern zu wälzen sucht.) In dem Augenblick, wo Herr Hasenklever in Rücksicht auf die bevorstehenden Wahlen den Demokraten herauskehrt, ist es noth- wendig, an die obigen Thatsachen zu erinnern, die unsere Partei- genossen nicht vergessen wollen. So ist auch das Geschrei deSNeuen" gegen die Annexion von Elsaß   eitel Wind, und nur darauf berechnet, sich unter den Arbeitern dort Anhang zu verschaffen. Wer, wie Herr Hasenklever die Annexionen von Hannover  :c. guthieß, die doch auch nur Preußen zu Gute kamen, wer 1867 mit Herrn von Schweitzer zusammen unter der nationalliberalen Parole, durch Einheit zur Freiheit in die Wahlen eintrat, dessen demokratische Gesinnung ist mehr als zweifelhast. Im September 1870 marschirten Johann Jacobi und einige andere Königsberger  , unser braunschweiger Parteiausschuß und Geib nach Lötzen  , weil sie sich gegen die Annexion erklärt, viele unsere Parteigenossen wie York  , Naters   ic. aus demselben Grunde ins Gefängniß, unsere Vertreter, vom Reichs- tag zurückgekehrt, wanderten in 3'/-monatliche Untersuchungshaft, die Herren vomNeuen" aber und die Wortführer des Allge­ meinen deutschen Arbeitervereins   liefen ungeschoren herum, weil die Polizei wußte, mit wem sie es zu thun hatte. Sie hatten durch ihr Verhalten dem Herrn von Bismarck   einen ähnlichen Dienst erwiesen für den Krieg, wie kürzlich in Frankfurt   durch den Bier- krawall für ein reattionäreS Preß- und Vereinsgesetz. Leipzig  , 7. August. Das Cirkulair der Kontrolkommission gegen den Parteiausschuß, welches dieselbe kürzlich an die Mitglied- schaften versandt hat, ist wahrscheinlich auf dem Wege einer Poststieberci auch in die Hände derNorddeutschen Allgemeinen Zeitung" gerathen und diese beutet dasselbe natürlich weidlich gegen unsere Partei aus. Auf Grund der von der Konttolkommissiou in der Kassenbuchführung des Ausschusses gerügten Mängel schwatzt das edle Blatt von ähnlichen Vorgängen, wie sie seiner Zeit dem Herrn v. Schweitzer im Allgemeinen deutschen   vorgeworfen wurden. Mögen immerhin kleine Mängel in der Kassenbuchführung unserer Partei vorhanden sein und zu verwundern wäre das nicht, wenn man bedenkt, daß der Kaffirer für ein Amt, das ihm wöchent- lich mehrere Tage Zeit kostet, monatlich 5 Thaler Gehalt bekommt sicher ist, das nicht eist Groschen veruntreut wurde, was auch die Kontrolkommission zuzugeben keinen Anstand nimmt. Wir müssen also den Ausschuß gegen die Unterstellung des Bismarck- schen Leiborgans ganz entschieden verwahren. Die Kassenführungsmängel wie die sonstigen Beschuldigungen, welche die Kontrolkommission gegen den Ausschuß erhebt, wird der Kongreß zu prüfen haben und es wird sich zeigen, in wie weit dieselben gerechtfertigt sind. Der Kongreß wird ohne Voreingenommenheit und mit strenger Unpartheilichkeit prüfen und dafür sorgen, daß persönliche Streitig­keiten nicht die Sache schädigen. Jedenfalls wird dieNorddeutsche Allgemeine Ztg." und da» ganze übrige ZeitungSgelichter, welches sich bereits vergnügt die Hände reibt und von Verfall der Partei faselt, gewahr werden, daß es sich gewaltig täuscht. Die sozialdemokratische Arbeiterpartei ist zu mächtig, um wegen persönlicher Differenzen Einzelner oder der Unbrauchbarkeit dieser oder jener Per on für irgend einen Posten zu Grunde zu gehen. Die Parteigenossen werden auS diesem Vorgange ersehen, daß per- sönliche Reibereien oder maßlose Angriffe gegen Mängeh innerhalb der Partei streng vermieden werden müssen, sie gereichen nur unsern Gegnern zur Freude. Mowawes, 7. August. Sonnabend, den 2. August fand hier im Schulze'schen Saale   eine gut besuchte Wcberversammlung statt, in welcher Herr Kleist   aus Berlin   einen intererefsanten Vortrag über die Gewerkschaftsbewegung hielt. In klaren und beredten Worten legte Redner allen Anwesenden die Thatsache dar, daß alle Arbeiter, welcher Branche sie auch angehören, schon längst eingesehen, daß sie vereinzelt nichts, vereinigt aber alles seien, und deshalb sich auch bei Zeiten organisirt und mit Hülfe ihrer Or- ganisation auch schon bedeutende Fortschritte gemacht hätten. Nur die Weber einzig und allein haben es bis jetzt trotz äller Ermahnungen verschmäht, sich zusammen zu schaaren und in ge- schlossenen Reihen ihre Menschenwürde zu erringen, so daß der nun beendete Sttike auch keine kolchen Resultate aufzuweisen habe, wie man hätte erwarten dürfen, wenn die Weber und Manufak- tur-Arbeiter einer gut organiflrten Gewerkschaft angehörten. Red- ner empfiehlt als glänzendes Beispiel die Organisation der deutschen  Buchdrucker und Schriftsetzer; dieser angemessen seien die Statuten der Manufaktur-, Fabrik und Handarbeiter-Gewerksgenossenschaft; dieser sich anschließen, fei Pflicht eines jeden Webers, und Schmach und Schande über denjenigen, der es nicht einmal über sich ver- mag, sich mit seinen Collegen zu vereinigen um einer bessern Zu- kunft entgegen zu steuern. Und darum Arbeiter, so schloß Redner, sordere ich Sie auf, treten Sie ein in die Gewerksgenossenschaft der Weber und Manufakturarbeiter, seien sie einig, einig und noch- mals einig! Der allseitige Beifall, welcher dem Redner zu Theil ward, bewies, daß alle mit dessen Ausführungen einverstanden waren. Nach einer sehr lebhaften Debatte, an welcher sich Gersten- berg und Schmidt aus Berlin   hervorragend betheiligten, wurde der Anttag von Stuckenbruch, der Gewerkschaft beizutteten, mit allen gegen 1 Stimme angenommen. Das Resultat war, daß