Ausgenommen hiervon sollen die Candidaten des Allg.deutschen Arbeitervereins nur dann sein, wenn dieselbenunsere Partei öffentlich als eine wirklich sozialdemokra-tische Partei anerkennen und sich verpflichten, mit allenKrästen für die Vereinigung der deutschen Sozialdemo-kratie zu wirken."Die Parteimitglieder zu Pfersee, beantragen:„Der Congreß möge beschließen, daß die Ablieferung derParteibeiträge von Orten, welche unter 20 Mitgliederzählen, quartaliter zu erfolgen habe."Motive zu obigem Antrage: Da bei einer so geringenMitgliederzahl das Porto bei monatlicher Einzahlungzu viel kostet und die Schwierigkeiten bei Einkassirungvorzüglich bei 14tägigen Versammlungen, indem die Mit-glieder zu zerstreut wohnen und deshalb nicht pünktlicherscheinen köu neu, vorzüglich zur Winterszeit, zu großsind.Die Königsberger Parteimitglieder beantragen:1. Die„Organisation der sozialdemokratischen Arbeiter-Partei" wird nach den jedesmaligen Congreßbeschlüssenneu redigirt und den Parteigenoffen zum Kostenpreisezugänglich gemacht.Diese„Parteiordnung" soll die Presse, Agitation, Geschäftsordnung und Buchführung klar regeln.2. Jeder Vertrauensmann muß sich in den Besitz der Sta-tuten derjenigen internationalen und befreundeten Ge-wirtschaften setzen, welche Aussicht haben, in seinem RayonMitglieder zu finden. Den Betrag hierfür zahlt diebetr. Mitgliedschaft.3. Der Congreß möge bestimmen, daß in Königsberg eineumfassendere Agitation eingeleitet werde.Parteigenosse H. Posnanski empfiehlt dem Congreßdie so schwer gemaßregelten Parteigenossen Pio undGenossen in Copenhagen auf's Wärmste, und stellt denAntrag, Alles, was in unfern Krästen steht, für Ber-besserung der Lage Obengenannter resp. deren Familienzu thun.Antrag von Bracke in Braunschweig, unterstützt von dendortigen Parteimitgliedern:Der Congreß wolle eine Commission niedersetzen, welchedas jetzige, der weiterentwickelten Parteianschuung nichtmehr entsprechende Parteigrogramm einer Revision zuunterziehen und dem nächsten Congreß entsprechende Vor-lagen zu machen hat.Auch ich erlaube mir, folgende Aenderungen hiermitgleich anzuregen, wobei die Verstellung des Punktes II 5lediglich der besseren Anordnung geschuldet ist:a. Punkt II 5 des Programms als einen besonderen Ab-schnitt unter IV aufzuführen.ä. Den Eingang bei III wie folgt zu fassen:„Bei der Agitation für diese Grundsätze ist zunächst aufolgende einzelne Punkte Gewicht zu legen:v. An Stelle von III 10 zu sctzein10) Die Nothwendigkeit einer umfassenden gewerkschaftlichenOrganisation zur Wahrung der Arbeiterintercsscn inner-halb der heutigen Produktionsweise.11) Aufklärung über die Bewcgungsgesetze der modernenGesellschaft und deren Ziel: Beseitigung des Privatbe-sitzes an Allem, was jetzt Kapital heißt und hierdurchBeseitigung der Lohnarbeit.12) Die internationale Zusammengehörigkeit des Prole-tariats."--Da eS sich nun hier um eine Aenderung des Programmshandelt, theilen wir noch nachstehend die ErwägungSgründe zudiesem Antrag mit:1) Da der in die nächsten Forderungen des EisenacherProgramms auszenommene 10. Punkt dahin mißdeutetwerden kann,' als verlange die Partei von dem heutigenStaate— wenn auch unter demokratischen Garantien— die Unterstützung sozialistischer Produktivassoziationen;2) dieser Umstand selbst dazu beitragen kann, die heutigenRegierungen, gestützt auf die in der Arbeiterschaft vor-handene Ueberzeugung, zu veranlassen, ihrerseits in feind-seliger Absicht und nur zum Schein die Initiative indieser Richtung zu ergreifen, die proletarische Klassenbewe-gung hierdurch aber einen Rückschlag erleiden müßte;3) der unter II. 4 des Programms ausgesprochene Grund-satz geradezu verbietet, die Lösung der sozialen Frage imheutigen(Klaffen-) Staate zu versuchen;4) der Ausdruck„Forderungen" unter III. im Allgemeinenaber auch deshalb als unangemessen erscheint, weil darinliegt, als werde von Denjenigen, an welche diese Forde-rungen zu richten, deren Bewilligung erwartet; währendjedes derartige Vertrauen in die heutigen gesetzgebendenGewalten verkehrt wäre, die Berücksichtigung der Arbeiter-interessen und die Herstellung des demokratischen Staatesvielmehr nur der rastlosen Agitation, Propaganda undOrganisation der durch ihr Klasseniuteresse getriebenenArbeiter zu verdanken sein wird;S)' vor' Allem bestimmte naheliegende Forderungen behufsLösung der sozialen Frage für die in der sozialdemokra-tischen Arbeiterpartei und den befreundeten Gewerkschaftenorganisirtc Klassenbewcgung nicht existiren;6) alle solche Forderungen, Borschläge, Rezepte, vielmehr dieSectcnbewegung charakterisiren, weshalb denn auch derAllgemeine Deutsche Arbeiterverein den Lassallc'schen Vor-schlag wie ein Dogma vertritt;7) dieser im 10. Punkt adoptirte Lassalle'sche Vorschlag nurdie Bedeutung hat eines Experimentes, das vielleicht da-hin führen kann, einen Theil des Arbeiterstandes zu befriedigen, welcher sich dann aber der revolutionärenWeitercntwickelung reactionär gegenüberstellen würde;eines Experimentes, das jedenSfalls nur zur Folge habenwürde, das vorhandene Kapital in beschränktem Umfangein dip Hände von Arbeiterassoziationen hinüberzuleiten,keinenfalls aber den Gegensatz zwischen Kapital und Ar-beit(und damit die Lohnarbeit) aufzuheben vermag;S) die Klassenbewegung die Pflicht hat, nicht allein nachjeder Richtung die Arbeiterintercssen zu verfechten, fon-dern auch das gefammte Proletariat als Klasse zu orga-nisircn und dasselbe über die Bewegungsgesetze der mo-dernen Gesellschaft und deren Ziel— Beseitigung desPrivatbesitzes an Allem, was jetzt Kapital heißt und hier-durch Beseitigung der Lohnarbeit— aufzuklären, damit die Bewegung mit Bewußtsein auf ihr Ziel marschire.Gewerksgenossenschaftliches.Juternationale Gewerkschaft der Schuhmacher.Nürnberg, 10. August. Die Schuhmacherunion in Mainzwird aufgefordert, die Berichtigung über die Strikeabrechnug unsgegenüber im„Volksstaat" zu veröffentlichen.Ritschel, Bevollmächtigter.Gewerkschaft der Holzarbeiter. �Kannover. Der hiesige Tischlerstrike dauert hartnäckig fort.Der Zuzug ist fernzuhalten.Die Strike-Kommission.Zur Arbeitseinstellung der Tischler in Hannover enthält derneueste„Neue" nachstehende Kundgebungen, die die Tischler inHannover beachten mögen.„Werlin, 13. August.(Zum Tischlerstrike in Hannover) theileich den Mitgliedern des Allgemeinen Tischler-(Schreiner-) Vereinsmit, daß unsere Mitgliedschaft an dem Strike der dortigenTischler nicht betheiligt ist. Dieselbe nahm von dem StrikeAbstand, weil einmal in Bremen noch ein solcher fortdauert, dererst durchgeführt werden muß, und weil noch keine genügendeOrganisation und keine entsprechenden Forderungen inHannover vorhanden sind. Die„Holzarbeiterschaft"(Eise-nacher Partei) ging trotzdem in den von ihren Mitgliedern be-setzten Werkstätten mit einem Strike vor. Obschon dies nun rechtplanlos ist, so will unser Verein die Strikenden doch nicht schä-digen(?!) und warnt daher vor Zuzug nach Hannover auf's Ent-schiedcnste; etwaige Unterstützungen können durch den HannoverschenBevollmächtigten des Allgemeinen deutschen Arbeiter-Vcreins, HerrnRudolph, den Strikenden zugeführt werden. Muschan, Sekretärdes Allgemeinen Tischler-(Schreiner-) Vereins."Wir haben hierauf zu bemerken, daß allem Anschein nach dieMitgieder des Allgemeinen Tischler-(Schreiner) Vereins nur des-halb weiter zu arbeiten Ordre erhalten haben, weil es da nichtsim Trüben zu fischen giebt.„Die Trauben sind sauer", sagte derFuchS, als er dieselben nicht langen konnte.Was heißt das:„keine genügende Organisation?"„keine ent-sprechenden Forderungen gestellt?" Das sind leere nichtssagendePhrasen; Die Tischler in Hannover haben einen mehrere HundertMitglieder zählenden Verein, sie haben dieselben„entsprechendenForderungen gestellt", als die Tischler in Berlin und Bremen.Der Sekretär des Allgemeinen Tischler-(Schreiner-) Vereins scheintrecht unverantwortlich schlecht unterrichtet zu sein, wenn er dasnicht weiß, und noch schlechter berathen ist er, wenn er schreibt:„Trotzdem", also trotzdem,„die Mitglieder des Tischler-(Schrei-ncr) Vereins angewiesen sind, weiter zu arbeiten— will unserBerein die Strikenden doch nicht schädigen". Ist das Ironie,Hohn oder sonst etwas. Wenn 30 oder 40 Mann angehaltensind weiter zu arbeite«, dann schädigt man also die Interessen derStrikenden nicht? Es wäre zum todlachen, wenn eS nicht gar zudumm wäre, so etwas den Leuten glauben machen zu wollen.Was aber der Sekretär Muschan sonst noch über unsere Gewerkschaft der Holzarbeiter schreibt, setzt dem Blödsinn dieKrone auf.'Wir sind an dem Strike in Hannover so gut wiegar nicht betheiligt, und eben so wenig hat unsere Mitgliedschaftdort einen entscheidenden Einfluß ausüben können, abct trotzdemwir die Nachricht von dem Strike fast gleichzeitig auch von denersten unterzubringenden Arbeitern, die des Strikes halber abge-reist waren, erhielten, haben wir unsere Mitglieder doch dahininstruirt, mit den übrigen Arbeitern zu stehen, und denselben dieerforderliche Unterstützung zur Disposition gestellt. Damit sie nichtnöthig hatten, durch Weiterarbeiten daö Interesse der Strikendenzu schädigen.Wir sind nämlich anderer Meinung als der Sekretär des All-gemeinen Tischler-(Schreiner-) Vereins, dessen Mitglieder nachobiger Erklärung weiter arbeiten.Die Mfchler in Hannover werden übrigens nunmehr wissen,weui sie es zu verdanken haben, wenn sie im Kampfe unterliegen,le mögen sich bei dem allgemeinen Tischler-(Schreiner-) Vereinbedanken, dessen Mitglieder weiter arbeiten, und sie werden wohlthun, sich dies hinters Ohr zu schreiben, denn nach obiger Erklä-rung seines Sekretärs ttägt der allgemeine Tischler-(Schreiner-)Verein an einem etwaigen Mißlingen des hannoverschen Sttikesdie Schuld. Können die Tischler Hannovers, die Tischler Deutsch-lands nun noch länger im Zweifel darüber sein, welcher Organi-ation sie sich anschließen müssen, um ihre Interessen überall inzeder Weise gewahrt zu sehen? Nein! Die Gewerkschaft der Holz-arbeiter ist es, der Ihr beitreten müßt, wenn Eure Jnterepen geschützt, Euere Rechte gewahrt werden sollen, wie dies»othwendig ist.Hamburg, den 15. August 1873.,Der Ausschuß der Gewerkschaft der HolzarbeiterTh. Borck.Attona, 15. August. An die Hauptkasse sind ferner einge-gangen: Cöln 14 Thlr. 25 Gr. 6 Pf., Gablenz 9 Thlr.— Gr.5 Pf., Kaiserslautern 5 Thlr. 18 Gr. 0 Pf., Düsseldorf 3 Thlr.— Gr.— Pf., Leipzig 43 Thlr. 10 Gr.— Pf., Schwäb. Hall5 Thlr.— Gr.— Pf., Braunschweig 4 Thlr. 9 Gr. 6 Pf. Daich das eben ausgegebene Circular bereits im Druck befand, alsdie letzten Abrechnungen eingegangen waren, wird im nächstenCirculair, das Ausgangs d. Mts. erscheint, die Abrechnung bekanntgemacht werden.Berichtigung über Erfurt: statt 12 Gr. 4 Pf. soll es heißen:16. Gr. 8 Pf._ H. Somann, Kassirer. Adolphstr. 32.Correspondenzen.Leipzig. Wir haben zur Memminger-Erklärung des Nürnberger Redaktionscomitös in der Nummer d. Bl. vom 15. Augustleider zu bemerkm vergessen, daß Hepner, da er seit dem 6. Augustich im hiesigen Bezirksgefänzniß zum Absitzen der Chemnitzer 4Pochen befindet, auf jene Erklärung nicht antworten kann. Wirhaben ferner übersehen, auf einen Angriff des Nürnberger Re-daktionscomitss die nöthige Erwiderung folgen zu lassen. Eshieß u. A. in jener„Erklärung":„Uebrigens braucht Herr Hepner über die SelbstverherrlichungMemmingcrs den Mund nicht zu voll zu nehmen; denn Niemandchreibt mehr über sich und seine Prozesse als Herr Hepner, undzwar über Prozesse, die größtentheils durch persönliche Angriffe pro-vocirt wurden."—Die Herren übersehen den gewaltigen Unterschied, der zwischeneiner„Selbstvcrherrlichung" und einem Referate über seinen Pro-zeß, den Jemand schreibt, liegt. Die Prozesse eines„Volksstaat"-redakteurS sind keine Privatangelegenheiten, sondern Prozesse derRedaktion und in zweiter Linie Prozesse der Partei. Es istalso ganz selbstverständlich, daß wir über dieselben, sobald sieein Interesse für die Partei bieten, eingehend berichten. Und wenn— wie es der Fall ist— einer unserer Redakteure viel Prozesse hat,so muß er natürlich oft„über sich und seine Prozesse" schreiben;er ist dazu verpflichtet. Hepner hat über 30 Untersuchungenund Prozesse>— außerdem schweben noch 3— hinter sich; eS istalso ganz natürlich, daß„Niemand mehr über sich und seineProzesse schreibt als Herr Hepner»; aber das ist keine„Selbstver-herrlichung". Und wenn der Gedachte 4 Mal ausgewiesen wurde,— sollte er etwa diese 4 Patente ruhig in die Tasche stecken undnichts darüber im Blatt veröffentlichen? Hat die Ausweisung eines„Volksstaat"redaktcurs für die Partei nicht mindestens ebenso vielpolitische Bedeutung wie die Abhaltung einer Volksversammlungund das Referat darüber im Blatt?— Wir sehen also gar nichtein, wie jene Herren dazu kommen, Mittheilungen, die Jemand derPartei zu machen verpflichtet ist, in eine Linie zu stellen mit der„Selbstverherrlichung" Memmingers.—Leipzig. 17. Aug. Nach längerer sPause hatten wir am Don-nerstag, den 14. ds. wieder einmal eine und zwar stark besuchteVolksversammlung im Gosenthale. Parteigenosse Walster ausDresden hatte das Referat übernommen, und zwar sprach er über dasThema:„Der Reichstag und der neue Preßgesetzentwurf". Inder ihm eigenen verständlichen Weise bewies Redner der Bersamm-lung an einer Reihe von Beispielen, daß der Reichstag bis zurStunde für des Volkes Wohl nicht nur nichts gethan, sondern imGegentheil unbedenklich diesem entgegen Beschlüsse gefaßt habe, so-bald der Reichskanzler Bismarck eS mit der Drohung verlangte,daß er zurücktreten würde, falls man seinem Willen' nicht Folgeleiste. Redner bewies ferner, daß von diesem Reichstag überhauptnichts Ersprießliches zu erwarten sei; man könne von Junkern,Bourgeois und Pfaffen nicht verlangen, daß sie anders jals inihrem Interesse wirthschafteten. Wolle das Volk, das arbeitendeVolk, im Reichstage seine Interessen vertteten wissen, dann müssees Männern aus seiner Mitte seine Stimme geben; die Reichstags-wählen nahten wiederum heran und er erwarte, daß die ArbeiterLeipzigs dieses Mal mit ihrem Kandivatcn durchdringen werden.Selbstverständlich fand das Referat den ungetheiltesten Beifall derVersammelten. Aber ebenso selbstverständlich fruchtlos war dieAufforderung des Borsitzenden Fink zur Gegenrede. Gegner warenwohl da, aber selbstbewußten Arbeitern wagen sie nicht gegenüberzu treten, nur dort, wo Nacht den Verstand der Arbeiter um-fangen hält, da schleichen sie heran, diese Heuchler, und vermeinendurck das Blendwerk der Phrase diese Nacht zu erhellen. Alsonickt Gegner, wohl aber verschiedene Parteigenossen, u. A. Nauert,meldeten sich zum Wort. Nauert wollte, und zwar mit Recht, vonder ganzen Wirthschaft nichts wissen. Das direkte und allgemeineWahlrecht ohne volle Freiheit der Presse, ohne Vereins- und Ver-sammlungsfreiheit sei ein Scheinrecht und die Diätenlosigkeit desReichstags bezwecke den Ausschluß der arbeitenden Klasse. Undnun gar der Bundesrath! Möge der Reichstag beschließen, was erwolle, tastet irgend ein Beschluß auch nur im Prinzip die„Got-tesgnadenrechte" der Fürsten an, der Beschluß wird ohne Weiteresumgestoßen. Ihm, Nauert, sei es nicht sowohl um eine möglichstgroße Anzahl von Vertretern in dieser Scheinvolksvertretung alsum die Verbreitung der socialistischen Grundsätze bei der Wahl-agitation zu thun. Wenige tüchtige Kräfte, die mit vernehmlicherStimme über den Reichstag hinweg zum Volke sprächen, genügten.Nach Nauert sprachen noch verschiedene Andere und wurdeschließlich folgende speziell an die Wähler Leipzigs adressirte Re-solution angenommen.Die heutige Volksversammlung erkennt es als Pflichtjedes Arbeiters, Kleinbürgers wie niederen Staatsdieners,zur Wahrung ihrer Interessen bei künftiger Reichstags-wähl nur für einen Mann aus dem Volke, für einenKandidaten der Sozialdemokraten, für Aug. Bebel ihreStimme abzugeben.Zum Schluß wurde noch des in voriger Nummer schon er-wähnten Rüder'schen Verbots gedacht und kam die Meinung derVersammlung über diesen Gewaltakt in folgendem Protest zumAusdruck:„Die heutige Versammlung erblickt in dem Verbotder Leipziger Polizeidirektion bei 4 wöchentlicher Haft denCongreß der sozialdem. Arbeiterpartei in Eisenach zu be-suchen, eine Einmischung in auswärtige Angelegenheiten,zu welcher die Leipziger Polizei nicht befugt ist und pro-testirt gegen eine solche vollständig unmotivirte Berge-waltigung des Vereins- und Versammlungsrechtes."Reicheubach i. V., 11. August. Fabrikantenspiegel.Seit längerer Zeit war unter dieser Aufschrift in diesem Blattewenig zu finden, ein sicherer Beweis wohl dafür, daß gegenüberder ftüiheren oft rohen Behandlung der Arbeiter, von Seiten be-treffender Arbeitgeber in neuerer Zeit ein mehr humaner Ton zurGeltung kommt. Auch hierorts ist dies der Fall, und kümmernsich viele Fabrikanten nicht mehr um das politisch-soziale Glaubens-bckenntniß ihrer Arbeiter, wenn selbige nur ihrer ArbeitspflichtGenüge leisten. Dies kann man vernünftig handeln nennen.Doch sind auch Etablissementsinhaber vorhanden, die von ihremhohen und allerhöchsten Geldbeutel- Standpunkt herab die Ver-nunft übersehen und despotisch auch über die Gedanken ihrer Ar-beiter konimandiren möchten. Solche sind, wie die Erfahrung ge-zeigt, nur mit sozialistischer Auszeichnung, wegen Mangel an Orden,durch Nennung der betreffenden Namen im Organ zu befriedigen.Deshalb sei hiermit der Färber und Appreteur Heinrich Hempel,welcher einige Hundert Arbeiter beschäftigt, genannt. Dessen Ver-folgungswuth gegen Sozialdemokraten war mir wohl bekannt,hinderte mich aber nicht, bei ihm in Arbeit zu tteten, da ich derPartei leider nicht angehörte, obwohl ich mit ihr sympathisirte.Kaum waren jedoch 4 Wochen, ohne geringsten Tadel vom Arbeit-geber und Werkführer, verflossen, als mich eines TageS Erstererandonnerte:„Was machen sie hier?" Ich:„Meine Arbeit! Keileeinlegen"(Eine Verrichtung bei der Waaren-Appretur). Er:„Jadie Sozialdemokraten, daß wär'n mir meine Legte, die Volksrednerund Aufwiegler, Faullenzer sind es." Ich:„Habe ich meine Arbeitnicht gemacht? Fragen sie den Werkführer." Er:„Ach was, Werk-führer. Wenn ich eS nur allemal wüßte; ich mag keine sozialen.Sie werden auch nicht mehr lange da sein." Ich:„Ganz wie siewollen." TagS darauf war Lohntag; ich erhielt prachtvolle Guldenfür 20 Sgr. und den Küudigungsschein, 14 Tage später den Ent-lassungSschein des Inhalts:„Inhaber ist seinen Verpflichtungennachgekommen. H. Hempel." Also Alles in Ordnung und dochMaßregelung aus dem einfachen, klarliegenden Grunde, weil meinBruder, Rob. Müller, hier öffentlich agitatorisch wirkt, da ichin Parteisachen noch nichts gethan, meiner Arbeit vollständig ob-gelegen und politische Gespräche inihArbeitern innerhalb der Fabrikgrundsätzlich wegen vorhandener Schmeichler, vermieden habe.Was hat nun dieser Arbeitgeber damit erreicht? Nichts weiter, alsdaß ich und noch Einige der Partei beigetreten. Eine Frage istes noch, die ich nicht unterlassen kann: Wäre es für solche Sozia-listen-Vertilger nicht vortheilhaft, wenn sie ihre materiell gutge-nähtten Denkervolk- Schädel in dieser Maschinenzeit zur Construciioneiner Sozialisten-Freßmaschine etwas anstrengen würden? Ohne