haben, an der Unfehlbarkeit des Herrn Castelar zu zweifeln und das Wort Republik   anders zu definircn. Ist Jemand ein prin- zipieller Feind alles Bombardirens gut, wir tadeln ihn deshalb nicht; er sei aber dann wenigstens so consequent und ehrlich, zu- zugestehen, daß die Insurgenten von Carthagena nur gethan ha- ben, was auch Herr Castelar thut; und daß sie eS erst gethan haben, nachdem Herr Castelar in ähnlicher Weife gegen sie ge­handelt. Daß sich die Föderalisten wie Hammel abschlachten lasten, und obendrein noch den Hals lammfromm hinstrecken sollen, weil deredle" Castelar daS Mester in seiner edelen Hand hat das wäre denn doch etwaS zu viel- verlangt. Wie uns mitgetheilt wird, hat Johann Jacoby  , dem Wunsch unserer Berliner   Parteigenosten gemäß, sich zur Annahme der Reichstagscandidawr für Berlin   bereit erklärt. Zum Capitel der Feflungshast. Wohl alle Diejenigen, welche bisher in dem Glauben lebten, die Festungshaft sei eine sich vor der Gefängnißhaft durch ihre Milde auszeichnende Strafe, welche sie nach dem Sinn und Wortlaut des Strafgesetzbuches, den bezüglichen Verhandlungen des Nord- deutschen Reichstags und der Auslegung sämmtticher Strafgesetz buch-Commcntatoren auch sein soll, werden über die Mittheilun- zen in Nr. 96 desBolksftaat" nicht wenig erstaunt sein. Leider ist es eine Thatsache, daß in dem vielbesungenen »deutschen Reich" die Freiheit eine so unvollkommene ist, daß die überall gültigen Gesetze nicht nur auf die verschiedenste Weise auS- gelegt, londern auch die auf Grund dieser Gesetze zuerkannten gleichartigen Strafen mit der größten Ungleichheit und Verschieden- hcit exekutirt werden. Diese Ungleichheit der Behandlung bei ein und derselben Strafart ist aber nicht blos in den verschiedenen Staaten des «Reichs" verschieden, sondern wird selbst in den einzelneu Ländern verschieden gehandhabt, so daß es rein zufällig davon abhängt, vb der Gefangene in einen Deternirungsort kommt, wo ein hu maner oder ein brutaler Aüfsichtsbeamter das Commando führt, um das Gefängniß zu einem erträglichen Aufenthalt oder zu einer Hölle gemacht zu bekommen. Die Festung Weichselmünde mit ihrem Commandanten Oberst- lieutenant Overdyk rangirt zweifellos in der letzteren Kategorie. Die Art, wie die Festungshaft in Weichselmünde durch den ge- nannten Herrn gehandhabt wird, ist ganz entgegengesetzt der, welche das Gesetz vorschreibt und welche z. B. auf der Festung Ehren- breitstein in Praxis ist. Wahrscheinlich hat man das entfernte Weichselmünde mit seinem Commandanten als Detenirungsort nur ausgesucht, weil man in den maßgebenden Kreisen die Ueber- Zeugung hat, daß Herr Oberstlieutenant Ooerdyk zu jener Sorte von Militärs gehört, die da meinen, so ein verfluchter Sozial- demokrat müsse durch die militärische Fuchtel Mores gelehrt be- kommen; und die sich den Teufel um die Grundsätze der Gerechtig keit und Gesetzesgleichheit kümmern. Wie gewaltig der Unterschied zwischen der Behandlung politi scher Gefangener auf Weichselmünde und dem Ehrenbreitstein  , also einer gleichfalls preußischen Festung ist, mögen folgende Ver- gleiche lehren: Während die Gefangenen in Weichselmünde unter strengster Aufsicht' und in einem eng abgegrenzten Raum täglich 4 Stunden spazieren gehen dürfen, gehen sie in Ehrenbreitstein  ohne direkte Aufsicht innerhalb des großen Festungsplateaus täg- uch 6 Stunden spazieren. Während die Weichselmünder Com- wandantur alle Briese und Zeitungen durchschnüffelt,regierungs­feindliche" Zeitungen aber ganz verbietet, kommen auf Ehrenbreit- stein Briefe und Zeitungen unbesehen und ohne Rücksicht auf die Tendenz direkt aus den Händen des Briefträgers in den Besitz der Gefangenen. Während in Weichselmünde die Zellen der Ge- fangenen streng verschlossen sind, aus Furcht wahrscheinlich, aus dem verschlossenen Gefangenenhaus und der gut bewachten Festung verauS möchten König und Vaterland in Gefahr gebracht werden, Iwd in Ehrenbreitstein   die Zellen der Gefangenen geöffnet und sst ihnen der freie Verkehr untereinander gestattet. Von Annahme von Besuchen ist in"dem Artikel in Nr. 96 nicht die Rede. Wahrscheinlich haben die Gefangenen noch keine Gelegenheit gehabt, in dem entfernten Nest dieHumanität" des Kommandanten auf die Probe zu stellen. WaS Ehrenbreitstein betrifft, so wurde einem Redakteur derFrankfurter Zeitung  ", der vor anderthalb Jahren auf Ehrenbreitstein   3 Monate zu- brachte und der Einigen von unseren Gesinnungsgenossen auf ihr Gefragen über seine Erlebnisse diese Mitthcilung machte, gestattet, seine Familie an der Bahn in Coblenz   ohne jede Begleitung ab- Zuholen, den Tag über mit ihr in der ganzen Stadt zu prome- Uiren und sie Abends wieder an die Bahn zu begleiten. Und Ulcht allein daS. Jeden Sonntag erhielt der betreffende Redakteur vom Festungscommandanten die Erlaubniß, von Nachmittags 1 bis Abends 7 Uhr im Stadtbezirk Coblenz sich ohne jede Aufsicht stoi zu bewegen. Einem andern Festungsgefangenen wurde sogar Mattet, während des 8-tägigen BesnchS seiner Familie zu dieser herunter nach Coblenz   sich einzuquartieren. Was sagt der gestrenge Herr Oberfilieutenant Overdyk zu dieser Freiheit gegenüber seiner Zuchthausordnung? Und was soll nian über einen Staat sagen, der eine solche Willkürlich verschiedene Behandlung von Gefangenen in ein und derselben Strafart zuläßt? Der dem politischen Gefangenen un- Möglich macht, was jedem gemeinen Verbrecher, selbst im Zuchthaus gestattet ist, nämlich sich bei einer höheren Instanz zu beschweren und um Gerechtigkeit einzukommen? . Diese famose Behandlung politischer Gefangener wird zweifellos fu einem künftigen Reichstage, namentlich bei Berathung eines Jptrafvollzugsgesetzes, Seitens unserer Vertreter zur Sprache ge- bracht werden und dann soll auch Herr Oberstlieutenant Overdyk bje ihm zukommende Rolle dabei spielen. Aber wir wollen noch rwen andern Fall der Festungshaft anführen, welcher wiederum bvn der in Ehrenbreitstein   günstig abweicht. Der Hofgerichtsadvokat D. in Wolfenbüttel   war vor ungefähr fahren vom Braunschweiger   Gericht zu Festungshaft verurtheilt. das Herzogthum Braunschweig   keine Festung besitzt, verbüßte diese im Braunschweiger   Stadtgefängniß, dem bekannten "Kloster  ". Er erhielt daselbst zwei Zimmer eingeräumt, die «chüren waren unverschlossen, Besuche jeder Zeit zu empfangen M gestattet, ebenso die freie Bewegung innerhalb der Stadt von Sorgens S bis Abends 6 Uhr. Jeden Morgen brachte ihm ein �lenstbote aus seinem Wohnort Wolfenbüttel   die verschlossene i-toppe mit Papieren, Zeitungen sc., die er in demselben Zustand Möglich wieder hiuauSgab, ohne daß irgend Jemand darnach fragte. Das war auch eine Festungshaft und man vergleiche diese mit cM Zuchthaus in Weichselmünde unter den Auspicien deS Herrn <ve»Mieutenants Dverdyk. Wir hoffen, irgend eine Belohnung für diese staatsretterischen und daShumane" Preußenthum charak- terisirenden Akte wird ihm beim nächsten Ordensregen nicht ent- gehen. Selbst in Hubertusburg  , wo unsere gefangenen Parteigenossen glauben, namentlich wegen der beschränkenden Bestimmungen des ge- genseitigen Verkehrs und deS Spaziergangs Beschwerden erheben zu können, ist die Haft im Vergleich zu Weichselmünde günstig. Ihnen ist statt de» engen Hofes zum Spaziergang wenigsten» ein Garten eingeräumt, die Zulassung der Zeitungen bis letzt ungehindert gewesen und in Bezug auf die Correspondenz wenigstens diejenige mit der Familie keiner Controle unterworfen. Auch hat der Zulaß von Besuchen, abgesehen von der Ueberwachung, kein Hinder- niß erfahren. Weichselmünde steht eben Einzig da. Herr Oberstlieutenant Overdyk scheint nach dem Ruhm des berüchtigten Heinck im Zuchthaus zu Waldheim   zu geizen; wir wollen nicht verhindern, daß ihm dieserRuhm" im vollsten Maße zu Th-il werde. o( Innere Partei-, BerwaltuuqS- und OrganisationS- Augelegeuhkitkn. Den Parteigenossen zur Kenntniß, daß die Urabstimmung über die vom Kongreß beschlossenen OrganisationS  -Aenderungen, wonach 1. der Sitz des Ausschusses nur zwei Jahre hintereinander an ein und demselben Orte sein, und 2. die Parteisteuer nicht mehr ermäßigt werden darf, die Annahme beider Aenderungen mit einer Majorität von mehr als zwei Dritteln der Abstimmenden ergeben hat. Im Ganzen wurde das Resultat der Urabstimmung von nur 86 Orten ein gesandt. Die Organisation(mit obigen Aenderungen) wird binnen 8 Tagen neu gedruckt und kann alsdann jeder Bedarf betreffs derselben sofoit befriedigt we-den. Hamburg  , 12. Oktober 1873. Der Partei-Ausschuß. Im Auftrage: A. Geib. Th. Horck, 1. Borsetzen Hof 13. Gewerksgenossenschaftliches. Aufruf an sämmtliche Gewerksschaftsmitglieder Sachsens  . Nachdem bereits von mehreren Orten Sachsens   Mitglieder verschiedener Gewerkschaften sich dahin ausgesprochen haben, es möge betreffs einer mehr einheitlichen Organisation für Sachsen  , eine Landesversammlung der Gewerkschaften aller Branchen abge- halten werden, als Ort der Abhaltung bereits Chemnitz   und Mittweida   vorgeschlagen wurden, ergeht hiermit an die Mitglied- schaften Sachsens die Aufforderung, ihre Meinungen hinsichtlich deS Ortes, sowie der Zeit der Abhaltung kundzugeben, desgleichen event. Anträge aus ihrer Mitte zu stellen, damit dieselben den Berathungen unterbreitet werden können. Einem jeden Genossen wird es wünschenSwerth erscheinen, daß die Mitgliedschaften nicht mehr isolirt dastehen, sondern sich in innigen Verkehr mit einander zu setzen vermögen; das zu be­werkstelligen soll vie Hauptaufgabe, dieser Versammlung sein und werden sich die Berathungen hauptsächlich auf das Krankenkassen- und Unterstützungswesen, die ArbcitsnachweiS-Bureaus, Aufstellung von Statistiken über Arbeitsverhältnisse jeder Art beziehen. Es ergeht deshalb der Ruf an alle Gewerkschaftsgenossen Sachsens  , sich dahin auszusprechen, ob sie mit unserm Vorgehen einverstanden sind und, wenn dies der Fall, ihre diesbezüglichen Anträge und Mittheilungen an unterzeichnete Adresse gelangen zu lassen. Mit brüderlichem Gruß und Handschlag Chemnitz  , den 10. Oktober 1873. Für das Komitee: Richard Wolf, Lindenstraße 8. Verband für Buchbinder. Arankfurt a. IS. College  »! Indem wir Euch hierdurch bitten, allen Zuzug nach hier fernzuhalten, diene das Folgende zu Eurer Orientirung. Wer von Euch schon hier in Frankfurt   gear- beitet und die Lohnverhältnisse kennt, kommt gewiß nicht zum zweitenmal her, denn bei einem Durchschnittswochenlohn von 8 fl. bei 11- bis 13stündiger Arbeitszeit hier zu existiren ist eine Kunst, welche nicht Jedermanns Sache ist. Bor einigen Tagen haben wir denn auch an die hiesigen Arbeitgeber ein Cirkulär versandt, in welchem wir daS Folgende beanspruchen: 25 pCt. Löhnerhöhung, Ivstündige Arbeitszeit, Erhöhung der Ueberstundenentschädigung um nochmals 25pCt. und einer solchen für Sonn- und Feiertags- arbeit von 50 pCt. Gleichzeitig haben wir die betreffenden Herren zu einer Sitzung unserer Tariscommission eingeladen, von deren Resultat es abhängen wird, wie wir weiter vorgehen wollen. Wir sind fest entschlossen, es eher zum Aeußersten kommen zu lassen, als daß wir bei einem solchen Hungerlohn weiter arbeiten. Darum aber, Collegen, helft auch Ihr uns, unsere Sache durchzusetzen und zwar in erster Linie durch Fernhalten jeden ZuzugS. ES steht uns ein schwerer Kampf bevor, denn die Prinzipale werden alles versuchen, Arbeitskräfte von Auswärts zu erhalten. Erklärte doch schon vergangene Woche der hiesige Meister G. F. Dieterich, keine dem Verbände Angehörigen mehr beschäftigen zu wollen, und seinen Gehilfen nur die Wahl zu lassen, entweder die Arbeit niederzulegen oder aus dem Bereine zu treten. Genannter Herr ist gerade nicht durch humanes Behandeln seiner Arbeiter be- kannt, und sollte derselbe doch wohl wissen, daß die Arbeiter nicht von ihm, sondern daß er von den Arbeitern lebt. Wir richten vorläufig keine weitere Bitte an Euch. Sollten wir jedoch zum Aeußersten gezwungen werden, dann rechnen wir auf Eure thatkräftige Unterstützung; dann zeigt, daß die Zusammenge- Hörigkeit kein leeres Wort ist, sondern daß Ihr die Männer seid, die die Bruderhand ihren Collegen reichen. Darum nochmals Zuzug ferngehalten. Mit collegialischem Gruß G. Corell. allen Mitgliedschaften unter Betonung deren Nothwendigkeit und Nützlichkeit empfiehlt.j Die Urabstimmung ergab zwei Drittel Majorität für die An- nähme sämmtlicher vier Anträge, welche ihrer Natnr nach daS von der letzten Generalversammlung revidirte Statut wesentlich ab- ändern. Obgleich wir, die Minorität, uns der Pflicht bewußt sind, uns den Beschlüssen der Majorität, sobald dieselben Gesetzeskraft er- langt haben, zu unterwerfen, so halten wir es gleichwohl für unser Recht und unter den obwaltenden Umständen für eine unerläßliche Pflicht, die Hauptgründe unseren Partei- und Gewerksgenossen be- kannt zu geben, welche uns zur Ablehnung dieser Anträge der Braunschweiger Conferenz bestimmten. Ohne überhaupt auf eine Erörterung der Frage einzugehen, ob aus Nlltzlichkeitsgründen dieser oder jener Punkt auf Grund einer Urabstimmung in unser neu revidirteS Statut aufzunehmen sei, betrachten wir ein solches Bor- gehen als unserer Organisation zuwiderlaufend, weil es die Be- schlüsse der letzten Generalversammlung beziehentlich daS von der­selben entworfene Statut vollständig ignorirt und dadurch deren gesetzgebende Eigenschaft in Frage stellt. Diach unserer unmaßgeb- lichcn Ansicht gehören Anträge auf Abänderung der Statuten un- bedingt vor daS Forum der Generalversammlung oder einer von derselben hierzu eigenS gewählten Commisston, auf Grund deren Gutachten dieselben zur Urabstimmung gelangen können. Zieht man obendrein noch in Erwägung, daß von Seiten des Ausschusses die kurze Frist von vierzehn Tagen festgestellt ist, während welcher die Urabstimmung zu erfolgen hat, so gewinnt das den Anschein eines beabsichtigten Coup, und zwar um so mehr, als die verschie- denen Mitgliedschaften einen klaren Einblick in das in ihren Hän- den noch nicht befindliche Statut und somit ein richtiges Urtheil in Bezug auf die Nothwendigkeit und Nützlichkeit der betreffenden Anträge nicht besitzen können. Indem wir im Vorstehenden kurz und bündig die Haupt- gründe unserer verneinenden Haltung in dieser Angelegenheit zur Kenntniß der Mitgliedschaften gebracht, zeichnet mit sozial-deino- kratischem Gruß im Auftrage der Minorität August Biedermann, Bevollmächtigter. Correspondenzen. Internationale MetallarbeitcrgcweM-Genossenschaft Zkresden. In der am 9. Oktober d. I. abgehaltenen Ver- ammlung der hiesigen Mitglieder der internationalen Metallar- beiter-Gewerksgenossenschaft Erfolgte die Urabstimmung über die von der Conferenz der Vorsitzenden sämmtlicher Gewerkschaften in Braunschweig   gefaßten und in vier verschiedene Punkte zerfallenden Beschlüsse, deren einstimmige Annahme der Ausschuß laut Cirkular ISerkin, 10. Okt. In der gestern im Gratweil'schen Saale  stattgehabten sehr zahlreich besuchten geschlossenen Mitglieder-Ber- sammlnng wurde zunächst vom Vertrauensmann Abrechnung er- theilt und die Wiederwahl der bisherigen Revisoren Friese und Milke mit überwiegender Majorität angenommen. Die darauf vorgenommene Urabstimmung ergab ein glänzendes Resultat für die Beschlüsse des Congresses, was dem Ausschusse sofort mitge- theilt wurde. Es folgte ein Bortrag des Vertrauensmanns Heinsch über die nächsten ReichStagswahlen und das Verhalten der Berli- ner Mitgliedschaft der sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Redner führte zunächst aus, daß die Ablehnung jedes CompromisseS mit der konservativen Partei, also Ultramontane, Frei-, Neu- und Attkonseroative, Nationalliberale und Fortschrittspartei für unS ge- radezu außer Frage stände, auch mit der uns verwandten Partei deS Allgemeinen deutschen Arbeitervereins   könnten wir nicht zu- ammengehen, das Auftreten der Herren uns gegenüber schließe eden Comprowiß aus. Außerdem schreibt uns der Congreß vor, nur Candidaten, welche sich unserer Partei, der politisch- und so- zial-radikalsten angeschlossen, zu unterstützen. Von dem Gesichts- punkt empfehle er den Berliner   Parteigenossen den alten bewährten Kämpfer der Demokratie, Dr. Johann Jakoby. Die nachfolgenden Redner Besteck, Schramm, Bernstein   und Havenith schlössen ich den Ausführungen Heinsch'S an, und wurde namentlich her- vorgehoben, daß der Präsident des Allgemeinen deutschen Arbeiter- Vereins, Herr Hasenclever, vermöge seiner so ungeheuren einfluß- reichen Siellung wohl jene undemokratischen Sprengungen hätte verhindern können, sie aber im Gegentheil gutgeheißen und sich daran betheiligt habe; schon aus diesem Grunde könnten wir ihm unsere Stimme nicht geben. Der Antrag, mit allen uns zu Ge- böte stehenden Mitteln für die Wiederwahl Jakoby's zu wirken wurde nunmehr einstimmig angenommen und gab die Bersamm- lung der Begeisterung über diesen Beschluß durch Gesang der Ar- beiter- Marseillaise Ausdruck. Nachdem noch verschiedene innere An­gelegenheiten zur Erledigung gekommen, wurde die Versammlung um 12 Uhr geschlossen. Zweifeln wir auch nicht, daß unser gestri- ger Beschluß die Wuth aller unserer Gegner hervorrufen wird, so tragen wir wirklich die Ueberzeugung in uns, daß jeder freisinnige Arbeiter Berlins   sich uns freudig anschließen wird, wenn eS gilt, einen Mann zu wählen, der seit 30 Jahren unermüdlich für die Rechte des Volkes gestritten, der wie ein Fels stand, als seine po- litischen Freunde sich abwandten undMachtanbeter" wurden, einen Mann, der unerschütterlich seinen Weg verfolgte und wenn er jemals, wie man ihm vorwirft, seine Richtung änderte, nur eine vielleicht noch entschiedenere Haltung für da» Volk einnahm. Unsere Parteigenossen aber werden ihre Anstrengungen verdoppeln und mit erneutem Eifer in den Kampf treten, den ein Sozialde- mokrat niemals aufgeben darf, den Kampf für: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichket. Mit sozialdemokratischem Brudcrgruß Ed. Bernstein, Schriftführer. ßovurg. Unerhoffte Freude wurde unS bereitet durch den Be- such des Parteigenossen A. Scheu aus Wien  , welcher in Privat- angelegenheiten einige Tage hier verweilte und sich bereit erklärte, einen Vortrag zu halten. Wir beriefen zu Dienstag den 7. Okto­ber eine Volksversammlung nach dem hiesigen Schießhaussaale mit der TagesordnungDie politische Lage Europas   und die Stel- lung der Sozialdemokratie zu derselben" ein. Die Versammlung war von etwas über dreihundert Personen besucht und wurde um ein halb neun Uhr eröffnet. In sehr ver- ständlicher Weise veranschaulichte der Referent den Zuhörern die politische und soziale Lage der europäischen   Staaten. Der Redner bewies, daß alle Kriege die Machtfülle der herrschenden Klassen gehoben, das arbeitende Volk aber entkräftet hätten, und die» würde so lange fortdauern, bis bieg Arbeiter aller Länder er- kannt hätten, daß sie nur durch eine fest- Organisation im Stande wären, ihre Menschenrechte zu erobern. Redner schloß seinen Bor- trag mit der Mahnung, die sozial politischen Schriften eifrigst z» studiren. Julius Heimann, Schriftführer. Stakfurt,- 10. Okt. Welche Macht im heutigen Staat der strengen Zucht unter dem Scepter der heiligen sogenannten Ord- nunas Hermandad das Stadtregiment besitzt, davon spüren auch die guten Staßfarter seit ungefähr 8 Wochen ein Pröbchen. In diesem Zeitraum herrscht hier wie in vielen andern Orten die Cholera, so daß bis jetzt ungefähr gegen 40, in den letzten Wochen aber nur 23 Personen starben. Trotzdem nun der Kirchengang nach wie vor ungehindert gestattet ist, auch Vereine, die sich nicht nu