Parteigenossen, unS Recht geben. Schimpfworte, wiesächsischer Partikularismus" u. dergl., die Herr F. dem Arsenal   unserer Feinde entnommen hat, ändern an diesen Thatsachen nichts. Endlich lasse sich Herr F. noch gesagt sein, daß der hochsah- rende und anmaßende Ton, der neulich schon Seitens der Augs- burger Genossen gerügt wurde, wie er bei ihm und einigen andern Parteimitgliedern traditionell geworden zu sein scheint und bereits mehrere male sieb zum Schaden der Partei imVolksstaat" breit gemacht hat, besser unterbleibt. Unsere Parteigenossen sind zu wenig an den Cascrnenton gewöhnt, um sich eine solche absprechende Beurtheilungsweise gefallen zu lassen. (Wir sind nunmehr der Ansicht, daß sich beide Theile nach jeder Richtung hin genügend ausgesprochen haben und schließen im"Interesse unserer Leser die Acten. Die Redaction des «BolkSstaat.") Thonberg bei Leipzig  . Die zum 20. d. Mts. in das Lokal des H-rrn Günther berufene Volksversammlung war bedauerlicher- weise nur spärlich besucht. Und doch war die Tagesordnung:die Reichstagswahlcn", eine so wichtige, daß die Arbeiter massenhaft auf dem Platze hätten sein müssen. Es ist richtig, der Candidat der Arbeiter, Johann Jacoby  , hat bei der letzten Wahl aus dem Thonberge über den Arbeiterfeind Prof. Birnbaum den Sieg da- von getragen; immerhin war die Betheiligung an der Wahl im Verhältniß zur Einwohnerzahl nur eine geringe zu nennen. Sollte daher der schwache Besuch der Volksversammlung zurückzuführen sein auf die Theilnahmlosigkeit oder mangelndes Verftändniß über die Bedeutung der Reichstagswahlen, so ist es in erster Linie Auf- gäbe des Arbeitervereins in Thonberg, durch Einberufung weiterer Versammlungen das Interesse für die Wahlen unter den Arbeitern zu wecken. Wenngleich im Reichstag die Interessen der Arbeiter- klasse nicht zum AuStrag gebracht werden, so sind die Wahlen doch die einzige gebotene Gelegenheit, wo die Arbeiter als Klasse in das Getriebe deS Staatslebens mit eingreifen können. Da die Reichstagswahlen wahrscheinlich nicht das letzte Mal auf der Tagesordnung einer Volksversammlung in Thonberg gestanden haben werden, so unterlassen wir es heute, über den Verlauf der Versammlung zu berichten. Es sei nur mitgetheilt, daß Hr. Fink und Herr Voigt als Referenten auftraten. Während Herr Fink in klarer Weise auseinandersetzte, daß der heutige Reichstag bis jetzt keine Gesetze zu Gunsten der Arbeiter geschaffen habe und bei sei- ner jetzigen Zusammensetzung sicherlich auch keine schaffen werde, bezeichnete Herr Voigt die Institution des Reichstags als eine UebergangSphase in der freiheitlichen Entwickelung des Volkslebens. Wenn es sich um Schaffung von Gesetzen Handele, so sei es das einzig Richtige, wenn das Volk direkt und nicht einzelne Vertreter die Gesetze machten. Wer sich klar werden wolle über diesen Fundamentalsatz der Demokratie, der solle die sozialdemokratischen Abhandlungen von Rittinghausen(5 Hefte) lesen. Chemnitz  . Wir entnehmen derChemnitzer Freien Presse" nachstehendes Schreiben unseres. Freundes Most aus Schloßchemnitz vom l3. October: Man wundert sich oft darüber, daß uns Sozialdemokraten der Humor nicht ausgeht, allein ohne Grund. Es ist zwar wahr, die gegenwärtige Sozialistenhetze wird nicht minder brutal und rücksichtslos betrieben, als die ehemaligen Demagogenhetzen, allein es fördert dieselbe auch so viel Heiteres zu Tage, daß man schon ein Melancholiker von Hause aus sein müßte, wollte man hierdurch nicht in eine lustige Stimmung versetzt werden. Oder war es z. B. nicht lustig, als mich der Chemnitzer   Polizcipascha, Herr Poltrack, mit dem Correctionshause bedrohte, falls ich trotz seines wider mich erlassenen AusweisungSukas mich in Sachsen   je wieder blicken ließe? Nicht weit von den Hallen, in deneu Herr Poltrack die unsterbliche CorrectionShauS-Androhung losgelassen, befinden sich die Gemächer der ländlich-gerichtsamtlichen Bureau- kratie, und hier war es, wo vor etlichen Tagen eine neue geistreiche Maßregelung gegen mich in Scene gesetzt wurde. Die Leser dieses Blattes erinnern sich vielleicht noch, daß eS die Behörden in letz- terer Zeit besonders liebten, mit Ostentation hervorzuheben, daß ich einBuchbindergeselle" sei was damit bezweckt werden sollte, das wissen die Götter und doch scheuen sich dieselben Behörden nicht, mich, den harmlosen Proletarier, in einer Weise zu verfolgen, die sich Jeder nach seiner Art erklären mag. Am 6. d. kam ich bekanntlich erst Abends in Schloßchemnitz an, den 7. d. wurde schon seitens des AmtSmanns des hiesigen Gerichtsamts meine Vorladung angeordnet, und Tags darauf ward mir von gleicher Seite ein Decret an den Kopf geschleudert, wonach ichunverzüg- sich und bei Vermeidung sofortiger Verhaftung und Ablieferung in meine Heimath" den Amtsbezirk zu verlassen hatte. Nach län- gerem Hin- und Herreden   bewilligte mir der edle Herr Amtmann  zwar bis heute den Aufenthalt allhier, jedoch nur unter der Be- dingung, daß ich während dieser Zeit lediglich Privatmensch, nicht aber öffentlich thätig sei.. Ist dies nicht lustig? Aus der einen Seite der harmloseBuchbindergeselle", auf der anderen Seite Maßregelungen, die zu erklären schwer fallen muß, da der nächst- liegenste Erklärungsgrund: Furcht vor demBuchbindergesellen" oder Haß gegen denselben, doch zu abgeschmackt ist; hier ein Po lizeihäuptling, der, ohne dabei zu lachen, corrcctionShäusliche An drohungen macht, dort ein Amtmann, welcher mit feierlicher Amts miene vom Schub spricht. Ist das nicht zwerchfellerschütternd? Und dann erst die hohe Polizei! Herr Poltrack will seinen Col- legen Arbeit ersparen, hüpft über alle Gesetze spornstreichs hinweg, statt, wie sonst üblich, von Stufe zu Stufe den höchsten Gipfel bureaukratischer Genialität zu erklimmen und wird durch die Kreisdirection und das Ministerium belehrt, daß er im Unrecht fei, während die nämlichen Oberbchörden es ganz in der Ordnung finden werden, daß man mich von Amtsbezirk zu Amtsbezirk jagt." Wir stimmen derChemnitzer Freien Presse" bei, wenn sie meint, daß all diese wundersamen Dinge ihren Ursprung in der Befürchtung haben, Most möchte hier gewählt werden. Selbst- verständlich wird, das Verfahren der Behörde nur dazu beitragen, daß die Arbeiter desto besser wissen, was sie am Wahltage zu thun haben......... Reichenvach i."?. Der Berichterstatter deS in Nr. 74 d. Bl. enthaltenen Fabrikantenspiegels, betr. die inhumane Handlung«- tveise des Färbereibesitzers H. Hempel an einem Sozialisten, ist von dem Genannten per Strafantrag wegen Beleidigung beehrt und vom hiesigen kgl. GerichtSamt mit einer 14tägigen Gefängniß- Haft nebst Kosten bedacht worden nach Z 185 deS Reichstrafgesetzes. Obwohl der Bericht kein unwahres Wort enthielt und die Klag- Begründung nur den Vergleich HempelS mit Etablissementsinhabern, me von ihrem Geldbeutelstandpunkt herab die Vernunft über- lehen, feine(HempelS) VerfolgungSwuth gegen Sozialdemokraten, und hie schließlich im Bericht aufgeworfene Frage für solche So- «lalistenvertilger als öffentlich beleidigend und strafbar betonte, genügte dies schon zur Bestrafung nach dem Inhalte deS obigen -Paragraphen. Die Arbeiter mögen daraus ersehen, wie dumm !>e handeln, wenn sie die von manchen Arbeitgebern oft beliebten Ausdrücke Faullenzer, Esel, Ochs, Schafskopf, dummer Hund u. s. w., nicht selten sogar Ohrfeigen ruhig einstecken, während durch Straß antrüge die betreffenden Herren Wochen- und doch ganz sicher monatelang brummen oder bis 20 und 500 Thaler Strafe be- zahlen müßten, was beiläufig bemerkt, nicht schaden würde. Und gerade in der Fabrik des H. Hempel gelangte noch nie, wie all' gemein bekannt, eine auf gegenseitige Achtung gegründete BeHand' lung zur Geltung, gerade dort nimmt es der Arbeitgeber mit gewissen Worten nicht so sehr genau, steckt auch von einzelnen Arbeitern gelegentlich einmal einen Brocken ein, deshalb sollte er gegen den Bericht imVolksstaat" nicht so feinfühlend sein? daß er es war, freut, uns, da wir nun seine verwundbare Stelle wissen und benutzen werden. Die Parteigenossen. Zlowawtt, 19. Octnber.(Ein verunglückter Spreng versuch.) Um ihren Berliner   Parteigenossen in Bezug auf Tölke'sche Bravour nicht nachzustehen, hatten sich die Potsdamer   Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins   vorgenommen, uns Eisenacher Ehrlichen" auch einmal zu sprengen, um an dem trau- rigen Ruhm ihrer Berliner   Parteigenossen auch einigen Antheil zu haben. Die Gelegenheit dazu war folgende: Auf Sonnabend den 11. October hatte ich eine Gewerkschaftsvers ammlung im Pots- damerJntelligenzblatt" mit dem Bemerken bekannt gemacht: Gäste haben Zutritt." Die Tagesordnung lautete: Vortrag des Herrn Bernstein über Freizügigkeit, Gewerbe- und Handelsfteiheit. Schon vor der bestimmten Zeit, zu welcher die Versammlung be- ginnen sollte, stellte sich ein großer Trupp Mitglieder des Allge- meinen Deutschen Arbeitervereins in uuserm Versammlungslokal ein. Unser Bernstein   war noch nicht eingetroffen. Die Zeit war schon weit vorgerückt und ich eröffnete die Versammlung mit einer kurzen Ansprache;, als ich aufforderte, eine Person zum Vorsitzenden vorzuschlagen, nannten dieGäste" vom Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein   wie auf Commando den Namen eines ihrer An- Hänger, welcher aber mir gegenüber iu der Minorität blieb, denn unsere Mitglieder waren vollzählig am Platze. Unter den ge wöhnlichenGeschäftsordnungS  "-Debatten wurde das Bureau ver vollständigt. Nachdem ich der Versammlung verkündigt, daß der Referent noch nicht eingetroffen sei, meldete sich bei mir Herr Schwekendick aus Berlin   mit der Bemerkung, er wolle, wenn Bernstein   nicht komme, einen Vortrag halten. Jetzt war's uns klar, auf was eS unsreGäst"e abgesehen hatten; man hätte zwei- felSohne, wenn der Coup gelungen und das Bureau in ihre Hände gefallen wäre, ganz einfach nach dem Berliner   Vorbild unsere Ta- gesordnung nebst Referenten abgesetzt und uns dann vielleicht mit demVersprechen des Königs von Preußen an die Schlesischc Weberdeputation" oder sonst einer zahmen Tagesordnung beglückt. Das war ein schöner Gedanke, aber es kam anders. Unser Berw stein traf ein und die Schlacht begann. Redner gab in seinem Vortrag zunächst einen geschichtlichen Ueberblick über die Kämpfe des Handwerkerthums im Mittelalter gegen die damals wie auch heute noch privilegirte Klasse des Adels und der Geistlichkeit; wie damals der Handwerkerstand, um seine Interessen besser zu wahren, sich vereinigte und in Corporationen zusammenthat und so die Zünfte organisirte. Aber die Weiter- entwickelung auf dem Gebiete des Handels und der Gewerbe brachte es bald dahin, daß sich aus dem Handwerkerstand ein besitzender Bürgerstand emporarbeitete, welcher mit aller Macht nach politi- scher Herrschaft rang, dieses wurde der dritte Stand, die Bour- geoisie. Durch die Einführung der Maschinen in den verschiedenen Industriezweigen wurde die heute existirende Großproduktion er- zeugt, der kleine Handwerkerstand geht von Tag zu Tag mehr seinem Untergang entgegen und wird zum Sclaven des Groß- kapitals, die Bourgeoisie fühlte im richtigen Verftändniß ihrer In- teressen, daß das ehemals bestehende Heimathsrecht ihrer Weiter- entwickelung hindernd im Wege stand, weshalb auch die Vertreter der besitzenden Klasse der Einführung der Freizügigkeit im gesetz- gebenden Körper sehr eiftig das Wort redeten; das Volk, und namentlich der kleine Handwerkerstand jubelte der Bourgeoisie zu ob dieser freiheitlichen Institution, aber falsch und trügerisch war diese Freiheit, denn sie kam nur der besitzenden Klasse zu gut, dasselbe ist mit der Gewerbe- und Handelsfreiheit der Fall. Alle drei Freiheiten sind weiter nichts als Scheinfteiheiten, darum muß sich der Arbeiterstand aufraffen, sich von solchen falschen Freun- den abwenden und selbständig seinen Weg gehen und die wahre Freiheit. Gleichheit und Brüderlichkeit einführen, denn nur der verdient sich Freiheit und das Leben, der täglich sie erringen muß! Die Versammlung war mit gespannter Aufmerksamkeit den treff- lichen Ausführungen Bernsteins gefolgt und zollte ihm wohlver- dienten Beifall. Nun versuchte Herr Schwekendick Bernstein zu widerlegen, und das that er denn auf folgende Weise. Er meinte zuerst, alle» was Bernstein   gesagt, habe er auS den Lassalle'schcn Schriften geschöpft,- der Lassalle  'sche Weg sei einzig und allein der richtige. Die Arbeiter müßten alle in den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein   eintreten, denn nur durch die Agitation des Allge- meinen Deutschen Arbeitervereins sei das allgemeine Wahlrecht er- rungen worden u. s. w. Herr Schwekendick wollte uns mit aller Gewalt vernichten, er spielte nämlich folgenden Trumph aus: Er behauptete in feiner kolossalen Unverschämtheit, daß in Leipzig  , wo derVolksstaat" gedruckt würde, die sozialistische Bewegung ganz darnieder liege, zu dieser außergewöhnlichen Lüge setzte er noch die alte Tölke'sche Mähr hinzu, in Leipzig   würden 600 Exemplare des VolkSstaat  " vom Bankier Fränkel ganz allein abonnirt. Hierauf wurde er von Bernstein   gefragt, ob er diese Behauptung auftecht erhalte, Herr Sch. that, als höre er diese Frage gar nicht, so daß Bernstein   wohl 5 bis 6 mal seine Frage wiederholen mußte, zu- letzt ging es aber doch nicht anders, er mußte antworten, und mit derselben Dreistigkeit wie vorher bejahte er seine Behauptung, worauf er von Bernstein   als ein ganz infamer Lügner hingestellt wurde. Die Versammlung nahm zuletzt einen solch' aufgeregten Charakter an, daß ich es für das rathsamste hielt, sie zu schließen. Für un« war der Sieg ein vollständiger, und viele Arbeiter, welche bis dahin noch schwankend waren, haben sich un« angeschlossen. Mit sozialdemokratischem Gruß I. A.: W. Mehlhorn. Korst, 19. Okt. Nachdem von mir eine Agitation zur nächsten ReichStagswahl im Sorauer Kreise unternommen, kann ich heute nur wenig Resultate von günstigem Erfolg mittheilcn. In Sorau  selbst hat der Allgemeine deutsche Arbeiterverein   eS so weit ge­bracht, daß innerhalb der Stadt keine Säle von den Wirthen zu bekommen sind, veranlaßt durch sein skandalöses Austreten. Wie an allen Orten, haben es dort die Herren Hasenklcver und Con- sorten so weit getrieben, daß man die Achtung gegen die Sozial- demokraten verloren, und nur mit unsäglicher Mühe verbunden, wird eS möglich seiu, nach und nach unserer Sache dort Eingang zu verschaffen. In Sommerfelds, wo ein Herr von dem Allge- meinen aus Sagau gewesen, hat vor mir, da ich vor circa 4 Wochen dortgewesen bin und gesprochen habe, sehr wenig Propra- ganda für den Allgemeinen machen können. Im übrigen sind die Arbeiter dort noch sehr znrückhaltend, festhaltend an Consumverei- nen Schulze-Delitzsch's. In Sorau  , wo der Gewerkverein Hirsch- Dunker noch zahlreich vertreten, ist llmsomehr eine schwierige Agi- tation. In Sommerfeld ist der Hirsch-Dunker'sche Gewerkverein fast im Erlöschen. In beiden Städten, wenn auch mit Schwierig» leiten verbunden, bedarf eS einer tüchtigen Agitation(die ich hier» mit meinen Parteigenossen und dem Ausschuß an's Herz lege). Ja unserer Nachbarstadt Cottbus  , einer Stadt in der so leicht Säle zu bekommen wären, liegt die Bewegung ganz darnieder. Die Ein» berufung von Volksversammlungen erfolgt leider von dortigen Arbeitern selten, manchmal aus Furcht u. dgl., eS muß daher von andern geschehen; auch diesen Ort empfehle ich einer Beachtung. Was nun uns selbst hier in Forst anbelangt, so geht eS etwa« erfreulicher. Nachdem vor längerer Zeit Metzner(Berlin  ) hier ge- wesen, kam es zwischen uus und den Allgemeinen bei der Bureau- wähl zu einemsStreit, bei dem der bekannte(?) Arnold(Finsterwald«) sein Möglichstes leistete, so daß ich die Verantwortung für die Ver- fammlung dem Polizei-Inspektor gegenüber ablehnte. Auf Anrath  «» deS Herrn Polizei-Inspektor versuchte ich noch einmal, die Ruhe herzustellen, aber vergebens, die Versammlung wurde geschlossen und der Wurth erklärte, bei ihm dürfe keine Versammlung, weder von dieser noch von jener Seite, abgehalten werden. Mag der Neue" in Berlin   noch so sehr sich dieses Sieges freuen, unter den Arbeitern hiesigen Orts hat er sicherlich keine Propaganda ge- macht; die Entrüstung der Arbeiter ist allgemein, dagegen hat er die Zustimmung unserer Fabrikanten gefunden, die ein Skandal unter den Arbeitern immer erfteut; ist es ja doch ihr Bortheil, wenn die Arbeiter zersplittert sind. Und dann reden diese Herren noch von Einigkeit! Pfui! Dreimal Schande solchen Abenteurern. Außerdem beglückte unS der Allgemeine noch mit einer VolkSver- fammlung im hiesigen Schießhause. Herr Zwiebler(Altenburg  ) re- ferirte über die Reichstagswahlen, Uber die er ganz gut sprach, dann strich er aber die alleinseligmachende Kirche der Arbeiter, den Allgemeinen Deutschen   heraus, und verdammte alle anderen Ar- beiterverbindungen. Als wie verlangten, er solle uns nachweisen, daß sie die beste Organisation hätten und ihn fragten, wie eS komme, daß er heute hier für Einigkeit spräche, er hätte doch in Frankfurt   a. M. gegen die Vereinigung gesprochen, da wußte er sich sehr geschickt durch schwindelhafte Redensarten zu helfen. Die Fabrikanten, die auch vertreten waren, waren wohl nicht ganz mit Herrn Zwiebler einverstanden wenn auch das Wochenblatt hier einen belobigenden Artikel für Zwiebler brachte. Niemand weiß aber, wer denselben geschrieben. Den Parteigenossen aber spreche ich den Wunsch aus, bei etwaigen AgitationSreisen unS hier nicht zu vergessen., Mit sozialdemokratischem Gruß'Oswald Jurk. Kassel.(Ein uuächterEhrlicher".) Zu dem Berichte von Bock über die Versammlung in Melsungen   haben wir noch nach- zutragen, daß Frick aus Barmen krampfhafte Anstrengungen machte, ehrlich zu scheinen. Wiederholt schlug er sich auf die Brust und rief aus:Ich bin ein ehrlicher Mann." Wir konnten uns eines ketzerischen, ungläubigen Lächelns nicht erwehren, denn hier traf so recht das Sprüchwort ein:Eigenlob stinkt"(nämlich in Barmen!). Auf die sonderbare Ehrlichkeit des:c. Frick gibt dort kein Mensch einen Pfennig, weshalb der Herrrr Präsident gnädigst geruhte, ihn nach Bremen   zu versetzen. O die armen Bremer! Ob die aus diese Ehrlichkeit reinfallen? wir haben keine Lust dazu. Einige ächteEhrliche" in Kassel   und Melsungen  . Kannover, 21. Okt. Der Tischlerstrike dauert die 11. Woche hartnäckig fort. Der Zuzug ist streng fernzuhalten. Unterstützun- gen wolle man senden an unfern Kassirer W. Schulz, Ballhof- straße Nr. 1. Der Arbeitsnachweis befindet sich nur allein Ballhofstr. Nr. 1. Die Strike-Commifsion. Nürnberg  , 19. Oktbr. Der Artikel der Augsburger Partei- genossen in Nr. 95 desVolksstaat" bedarf einigermaßen der Be- richtigung. Es heißt darin, daß Nürnberg   im abgelaufenen Ge- schäftsjahre aus der Parteikasse 22 Thlr. 2 Sgr. erhalten habe. Mit nichten. Aus dem Kassenbericht des Ausschusses vom 1. Sep- tember 1372 bis 31. März 1873 geht hervor, daß der ehemalige Vertrauensmann Seischab einenUnterstützungSvorschuß" im Be- trage von 12 Thlr. unter Bürgschaft deS nach den hiesigenMärz- wirren" gegründeten sozialdemokratischen Arbeitervereins erhielt. Dieselben erhielt derselbe gegen den ausdrücklichen Willen der Parteimitgliedschaft; eS ist also völlig unbegründet, diese 12 Thlr. als Ausgaben für die Nürnberger   Mitgliedschaft zu mo- uircn. AuS dem Kassenbericht deS Ausschusses vom 1. April bi« 15. Juli 1873 geht ferner hervor, daß der Ausschuß, als Demm- ler auf Agitation in Bäiern war, demselben 10 Thlr., und zwar postv restantv nach Nürnberg   übersandte; diese 10 Thlr. können ebenfalls nicht als Ausgaben für Nürnberg   angeführt werden, sie wurden zur Agitation für ganz Baiern verwendet und sind nur aus dieses Conto zu setzen. Außer dieser Nichterhaltung der 22 Thlr. 2 Sgr. haben wir auch noch an die durchreisenden Agitatoren bedeutende Diäten bezahlt. Facit: Nürnberg   erhielt ebenfallskeinen Pfennig". Die Berichtigung hielten wir für nothwendig und wir wün- schen, daß die Parteigenossen die Kassenberichte etwas aufmerksamer studiren, um nicht durch unrichtige Darstellungen Anlaß zurVolks- staatmörderei" zu geben. Mit sozialdemokratischem Gruß Im Austrage: Ioh. Schirm. Hlegensburg. Im vergangenen Frühjahr haben wir unfern Meistern eine Lohnforderung gestellt, welche uns auch im Mini- mum gewährt worden ist. Jetzt stellt es;fich heraus, daß wir hinters Licht geführt worden sind, denn nur 4 der hiesigen Arbeit- geber zahlen den ausgestellten Tarif; doch sprechen sie inSgesammt in allen Blättern von der enormen Lohnerhöhung. Wir ersuchen daher alle Collegen, den Zuzug nach hierher fernzuhalten. Die Gewerkschaft der Schuhmacher. Wir bitten die Arbeiterblätter, hiervon Notiz zu nehmen. elandshut. ImFürther demokratischen Wochenblatt" berichtet Grillenberger über eine bureaukratische Anmaßung: Ausüben Wunsch der Landshuter   Genossen hielt ich am vergangenen«aam- stag im großen Saale des Hotel Bernlochner einen Vortrag über die Entwicklung der gewerblichen Arbeit und den Sozialismus." Die Versammlung war zwar etwas schwächer besucht, als dies ge- wöhnlich in LandShut der Fall, aber doch zahlreich genug, um gute Früchte zu tragen. Da ich auS Erfahrung wußte, wie schwieng es bei der bekannten reaktionären Gesinnung der dortigen Beamten ist, über ein sozialistisches Thema zu sprechen, so vermied ich AlleS, was nur den geringsten Anlaß zu einem Ordnungsruf oder zu einer Auflösung der Versammlung hätte geben können und zerglre- derte die Entwicklung der Arbeit an der Hand der Geschichte m durchaus sachlicher Weise. Als ich jedoch auf den modernen So­zialismus zu sprechen kam und dabei, nachdem ich den Begriff des WortesRevolution" nach unserer Auffassungsweise auseinander­gesetzt hatte, erwähnte, daß sich die soziale Revolution trotz aller Hemmnisse von Seiteder tonangebenden Gesellschaftsklassen mit Na- Wrnothwendigkeit vollziehen werde, gleichviel auf welche Weise, da