Geld verwandt habe, um arm« Emigranten" mit Lebensmitteln zu versehen. Da» hat sich aber al» unwahr herausgestellt, indem Col. Coonan, der Chef des Landungsbureaus, für die Lebensmittel bezahlt hat, welche der fromme Reverend auf Kosten seiner Profite beim Tickethandel vertheilt haben will. Aus anderen Mitthei- lungen auS New-Vork erfahren wir, daß Reverend Neumann neulich ehten tüchtigen Grabb» gemacht, indem er die 150,000 Dollar in Gold, welche die Mennoniten mitbrachten, umgesetzt hat, und ferner, was da» Jnteresianteste ist, daß er auf Pfänder Geld aaSUtHt. Er unterhält zu dem Berufe eine Office in Nr. 78 Brodway, wo er armen Einwanderern gegen Versetzung ihres Gepäcks und gute Zinsen Kleinigkeiten vorstreckt oder vorstrecken läßt.« Wir wollen hoffen, daß der Auswanderer, dem Vorstehendes zu Gesicht gekommen, den frommen Bauernfängern und Strauch- dieben vor dem Herrn, welche drüben al»Stellvertreter Gottes auf Erden« ihr Unwesen treiben, nicht in die Hände fällt! vom Die schönen Seelen finden sich. DerNeue vorigen Sonntag enthält auf der ersten Seite einen Aufruf(der beiläufig als Stilprobe ein wahres unioum ist) zu Gunsten einer Feier Robert Blums, und auf der letzten Seite die Ankün- digung eineS SchillerftsteS. Aus derVolkszeitung" vom gleichen Datum ersehen wir, daß auch der(Hirsch-Duncker'sche) Berliner Arbeiterverein ein Schiller  - und Blum fest zelebrirt. Die preußische Polizei macht sicherlich keine Schwierigkeiten. Wir werden nun nächstens auch ein Luther  - und Heckerfest zu er- warten haben. Doch nein kein Heckerfest.. Seit seinen letzten Reden und Polizeiabenteuern ist Held Hccker in Berlin   miß lieb ig geworden. Die nämliche Nummer desNeuen« belehrt uns daß man einen'letzten Todesstoß« erhalten, folglich mehrmals getödtet werden kann, was bisher nur, und zwar auch blos fprüch- wörtlich von den Katzen angenommen wird; und ferner, daß der Allgemeine deutsche Arbeiterverein  stets auf seinem Wachtposten bleiben wird,« was sehr beruhigend ist für die preußische Regierung, den Mitgliedern des Allgemeinen deutschen   Arbeitervereins aber im Fall einer allgemeinen Ueberfchwemmung das traurige Schicksal jene» ruffischen Soldaten zuziehen könnte, der, als die Newa   einst Übertrat, die Weisungstets auf feinem Wachtposten zu bleiben" trotz der heranströmenden Fluthen so gckreulich befolgte, daß er in seinem Schilderhause elendiglich ertrank ein Märtyrer derOr ganisation« undDisziplin«. Das Leipziger   Bezirksgericht hat Hepner wegen angeblicher Beleidigung des Herrn von Mücke, weiland Schwurgerichts- Präsidenten, in Nr. 29 desVoltsstaat«, in zweiter Instanz zu 4 Wochen Gefängniß verurtheilt. Das erstinstanzliche Urtheil lau- tete nur auf 20 Thlr. Geldstrafe. Parteigenosie Wörlein in Nürnberg  , der wegen des AuS druckSWilhelm Zollern« zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt »st, war auch angeklagt wegen der Aeußerung, daß, wer beten wolle, dieS nicht in einem großen Haufe zu thun brauche, sondern auch seinen Herrgott in einen Vogelkäfig setzen und da anbeten könne. Das Fürther   Bezirksgericht sprach ihn von derGotteslästerung" frei, daS Nürnberger AppellationSgericht verurtheilte ihn, so daß er jetzt eine Gesammtstrafe von 3 Monaten 15 Tagen zu verbüßen haben wird. Die Bourgeoisbilduug gemalt von einem Bourgeois. In derDeutschen Allgemeinen Zeitung" der Herren BrockhauS   und Biedermann giebt ein Corrcfpondent, der schon verschiedentliche stark kompromittirendeEnthüllungen« über die Hauptstadt de»JntelligenzstaatS" geliefert hat, anläßlich der jüngsten Wahlmännerwahlen folgendes erbauliche Kulturbild zum Besten: So oft ich als Beisitzer bei diesem Wahlactus fungirte, habe ich die Erfahrung gemacht, daß in der dritten Klasse mehr In- telligcnz steckte als in den beiden ersten, denn dort findet nicht allein der Hände Arbeit ihren Tummelplatz, weit mehr krystallisirt sich hier alles, wa« an Geist und Bildung in Berlin   pulstrt, was aber freilich nicht fo auf den Geldsack schlagen kann wie die dicken Schlächter, Bäcker und Brauer, die allerdings die meisten Steuern zahlen, sie aber durch theuere Fleischpreise, erstaunlich kleine Brote und sehr dünnes Bier wieder von ihren Consumenten heraus­schlagen. Und wo steckt bei diesen Leuten die Blüthe der Intel  - ligenz? Mit der deutschen Grammatik stehen sie auf dem schlimmsten Fuße, und die constanten Verwechselungen vonmir" undmich« stehen so en vogue(sind so beliebt), daß man fast an dem wohl- thäligcn Einfluß der immer so viel gerühmten Volksbildung ver- zweifeln möchte., ,,,. Kommen etwa auf einen Urwahlbezrrk 300 Urwähler, so nrmmt die dritte Klasse davon mindestens 270 in Anspruch. Da sitzen denn der vielleicht mit vielen Kindern, aber mit wenig Geld ge- segnete Rath, Doctor oder Professor mit dem Arbeiter auf Einer Wahlbank; in der' zweiten Klasse finden Sie die in der Regel mit vielen Hypotheken belasteten HauSeigenthümer, jene Blüthc der Berliner   Bourgeoisie, die e» oft nicht verschmäht, HauS und Hof höchst eigenhändig zu säubern, die im Exmittiren der Miether eine fabelhafte Gewandtheit besitzt und mit dem Executor aus vertrau- testem Fuße steht. Diese Sorte Menschen, welche die Miethsschraube so raffmirt anzulegen versteht, daß kein Miether nach einem Jahre sicher ist, ewig und immer wieder gesteigert zu werden, zahlt aber der Stadt aus den geschraubten Mlethen die geschraubten Steuern, ergo, würde der' einfältige GerichtSdicner inViel Lärmen um Nichts« sagen, gehören sie auch in eine höhere Klasse. Die erste Klasse wählt in der Regel unter sich selbst. Zu ihrer Kategorie gehören steinreiche Rentiers von altersgrauem Datum oder die vorbenannten Bilauer, Bäcker und Schlächter, die dann entweder sagen:Ich wähle mir!« oder, wie e« sattisch in einem Wahl- bezirke vorgekommen ist, pathetisch ausrufen:Ich wähle mir, meinem Sohne' und meinem Schwiegersöhne!«« Nun, mit dieser Schllde'rung der Vertreter der herrschenden und besitzende« Klasse« können wir Sozialdemokraten recht wohl - zuftieden sein. Daß die Wähler der zwei obersten Klassen bei den preußischen Dreittassenwahlen ausschließlich der Bourgeoisie und dem Grundbesitz angehören, ist jedem unserer Leser bekannt. Und in Bezug auf diese Vertreter der besitzenden Klassen, von diesen, hl» besonder»intelligent" von ihren Klassengenossen ge- wählten Wahlmännern der ersten und zweiten Klasse muß der BoürgeöiSkorrespondent eineS Blattes, welche» im eminentesten Sinne' de» Worts ein Organ der Bourgeoisie ist, da» beschämende Gtständuiß machen, daß sie im Durchschnitt der ersten Elemente ber Bildung ermangeln, und den Wahlmännern der dritten Klasse, die nur Proletarier der Hand- und Kopfarbeit enthält, anIn- kelligenz« nachsteht! Von derBildung« wie von derIntelligenz" der steinreichen Bankier», der dicken Schlachter, Bäcker und Brauer haben wir zwar niemals etwas gehalten und halten auch heute nichts davon. In der heutigen Gesellschaft, woBildung" und.Intelligenz« nach dem größeren oder geringeren Umfang des GeldfackS gemessen werden, ist es erklärlich, daß die Bourgeoisttasse mit dem CouponS- abschneiden und G-ldeinstreichen vertrauter ist, als mit den ein- fachsten Regeln der Sprache und es ist eine Thatfache, daß manche Leute, die an der Börse Millionen erschwindelt, an elementarer Bildung hinter manchen zehnjährigen Schulknaben zurückstehen. Herr Biedermann aber, welcher der von ihm vertretenen Klasse, der Bourgeoisklasse unumwunden das Zeugniß ausstellt, daß sie sich, was Schulbildung betrifft, in dem erbarmungswürdigsten Zustande befindet, würde und mit ihm alle feine Klassen- und Gesinnungsgenossen sehr gut thun, den Mund weniger voll zu nehmen mit den Phrasen vonBildung« undIntelligenz", wenn er auf die Arbeiterfrage zu sprechen kommt. Das Beste wird fein, wenn Herr Biedermann und Seines- gleichen für ihre Leser, die ja zum größten Theil auS Rentiers, dicken Bäckern, Fleischern, Brauern und Fabrikanten bestehen, in ihren BlätternLektionen für richtige Anwendung des DativS und AccusativS" geben wollen und ihnen die dritte Klasse dabei als Muster vorführen, damit sie die Sache mitIntelligenz" in die Hand nehmen. Freilich könnte die Sacke zu Ergebnissen von hochgradiger Bedenklichteit« führen. Der Bourgeois, der Bäcker, der Brauer, der Fleischer, der Rentier, der sich zur Bildung und Intelligenz eines Wählers derdritten Klasse« emporschwingt, kann leicht so vernünftig werden, daß er zu dem Resultat gelangt, ein wirklich gebildeter Mann müsse auch bessere Zeitungen lesen, als dieDeutsche Allgemeine" und ihresgleichen. Wir zürnen deshalb dem Herrn Biedermann nicht, wenn er unfern wohlgemeinten Rath nicht befolgt, verübeln es ihm aber auch nicht, wenn er seinem allzu naiven Berliner   Correspondenten für sein ungeschickiesGeständniß" einen kleinen Rüffel ertheilt. Wir nehmen Akt von diesem Geständniß. Gewerksgenossenschaftliches. Manufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter-Gcwerksgenossen- schaft. Crimmitschau  . Gewerksgenossen und Freunde! Wir beab- sichtigen, die Weihnachtsfeiertage, als den 26., 27. und 28. Dezbr., wenn thunlich, urchere dritte ordentliche Generalversammlung nach Hof(Baiern) einzuberufen, und ersuchen wir die Mitglieder, etwaige anderweitige Vorschläge wegen Zeit und Ort ungesäumt einzubringen. ES erfolgt indeß diese Bekanntgabe auf Grund des § 27 unserer Statuten dergestalt, daß hiermit die erste Einladung zur Generalversammlung als ergangen zu erachten ist. Vorläufig stellen wir auf die Tagesordnung: 1. Rechenschaftsbericht der Ver- waltung und des AufsichtScathes. 2. Zu gewärtigende Anträge der Mitglieder(stehe§ 27). Gruß und Handschlag! Für die Borortsverwaltung: A. F. Colditz  , 2. Vors. Crimmitschau  , 11. November.  (Vorort der Krankenkasse der GewerkSgenossenschaft der Manufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter beiderlei G-schlechtS.) Die Vertrauensleute werden aufgefordert, bis längstens den 20. November an untenstehende Adresse zu berichten was sie an die Hauptkasse seit 11. December vorigen Jahres unter der Adresse Kirchhübcl für Gelder gesandt. Ferner, was für Pa- ckete, Briefe und Werthsendungen sie von demselben erhalten haben; noch ist genau anzugeben, wieviel jede Statutensendung an Zahl war. Da der Ausstchtsrath es übernommen, zweckmäßige Einrich- tungen innerhalb unserer Krankenkasse zu treffen, so machen wir darauf aufmerksam, daß derselbe in der am 3l. Oktober abgehal- tenen Borortsttzung den Entwurf einer einheitlichen Organisation der Auszahlung der Krankengelder eingebracht, und sollen die thigen TageSmarken sowie Abmeldescheine bis 1. Januar in den Händen der Mitgliedschaften sich befinden. Ferner wird aufge- ordert, stets strenge Controle über die kranken Mitglieder sowie über die Verwaltung der localen wie der Hauptverwaltung zu üben, denn jeder muß darauf bedacht sein, die Verbindung, der er angehört, als Muster dastehen zu sehen. Dresden  (Neuwahl.) Vorsitzender: Otto Hoffmann Chrr tianstr. Nr. 16/4; Kasstrer: Kaule, Waldgasse fNr. 22/3; Eon- troleur: Rcinhold Bauer, Prießnchstr. Nr. 27/2. Ferner bean- tragt Dresden   die Einschreibegebühr auf 15 Gr. zu erhöhen. Für die Vorortsoerwaltung Franz Gerhold, 1. Vors. Internationale Gewerkschaft der Maurer und Zimmerer.  /eipzig. In der am 4. dS. MtS. abgehaltenen öffentlichen Mitgliederversammlung referirte Ramm aus Leipzig   über den NormalarbeitStag, und wurde folgende Resolution angenommen: In Erwägung, daß durch die lange und unregelmäßige Arbeits- zeit der Arbeiter geistig und moralisch versumpft, erblicken die Bau Handwerker Leipzigs   in der Einführung des 10stündigen Normal arbeitstagS das erste Mittel zur Besserung ihrer Lage, und empfehlen allen Mitgliedschaften eine rege Agitation für denselben." I. Bolte, Schriftführer. Verband der Klempner(Spenaler) und verwandten Be rufsgenoffen. Kamturg, 11. November. Berussgenossen! Sämmtlichen Be> vollmächtigteu diene hiermit zur Nachricht, daß die Congreß-Pro- tokolle nunmehr erschienen sind, und sind Bestellungen bei dem unterzeichneten Geschäftsführer zu machen. Desgleichen sind auch die Verbandsstatutcn fertig zum Versandt, und ersuche ich dringend, baldmöglichst die nothwendige Anzahl zu bestellen. Zugleich nehm- ich die Gelegenheit wahr, allen Collegen das Abonnement az»f unsere VerbandSorgane an'S Herz zu legen, damit wir nicht nöthig haben, die Sudelpresse unserer Gegner zu etwaigen Annoncen rc. zu be- nutzen; denn das wird vollkommen überflüssig sein, wenn unsere BerbandSorganc fleißig von Euch, Eollegen, gelesen werden. Ver- bindet Euch unter einander, wenn eS dem Einzelnen zu viel ist, und abonnirt auf die zu VerbandSorgancn bestimmten Arbeiter- zeitungen. Schließlich richte ich an die Redaktion desGewerkverem" die Aufforderung, sich zu erklären, ob sie beabsichtigt, alle unsere Pu- blikationen»ä»et» zu legen. Wir könnten in diesem Fall- unsere kostbare Zeit zu etwas Besserem benutzen. Der Verwaltungsrath. I. A.: W. Metzger, Geschäftsführer, Böhmkenstraße 8, 2 Treppen. Metallarbeittr-GeVerksgenossenschaft. In der am 10. H. Mt». stattgefundeueu Neuwahl wurde EndeSuntcrschriebener al» Bevollmächtigter gewählt. Richard Ludwig, Baiersche Str. 9 c, 4 Treppen. Sprechstunden von 121 Uhr Mittags u. 68 Uhr Abend». Verband für Buchbinder. -Leipzig  . Für die strikenden Buchbinder erhalten: Von de» veremlgten Gewerkschaften Leipzig  » durch O. Stelzer 5 Thlr.: Sammlung der Schneidergehilfen Leipzigs   15 Thlr. 20 Gr. 3 Pf.: Arbeiterschaft Leipzigs   durch Ehrlich 2 Thlr. 15 Gr.; A. Pötfch 10 Gr.; Sozialdemokratischer Arbeiterverein zu Leipzig  ... LouiSBier, Caroliuenstr. 13. ZlranKfurt a. W. Collegen! Der Strike dauert fort. Zu-» zug ist fern zu halten. Bericht in nächster Nummer. Correspondenzen. Meichenbach i/B. Die Wahlagitation ist im Gange. All sonntäglich finden Volksversammlungen in den naheliegenden Dörfer« statt. So schüchtern die Leute zu Anfang auch sind, später stimm- ten sie darin überein, daß es so nicht fortgehen darf, daß eS ander» werden muß. Noch mehr freuen ste sich, wenn irgend einer Capa- cität im Dorfe durch Debatte der Standpunkt der Arbeiter klar gemacht wird, wie die» gestern in Ruppertsgrün dem dortigen Leh- rcr erging, welcher auch Gegner der indirecten Steuern, und vor-- zllglich die Schlachtsteuer abgeschafft, hingegen..Luxusartikel« wie Schnaps und Tabak besteuert wissen wollte. Wir sagten ihm, was Luxusartikel sind�und befürworteten die Abschaffung aller in- directen Steuern. Die. Parteigenossen. Yertt». Preußen hat wieder gewählt. Ueber solche Wahle« zu sprechen, lohnt kaum der Mühe; doch haben die Berliner  Wahlen diesmal einige Eigenthümlichkeiten, welche ich in einigen Zügen skizziren möchte. Was die Personenfrage anbetrifft, fo ist dieselbe Garde, der alte Stamm, eine Clique zur gegenseitigeu Glorification wieder gewählt worden. Nur einer der Getreuen, Herr Prediger Müller, wollte nicht mehr mitspielen, und als Zu- reden wider sonstige Erfahrungen nichts half, mußte ein neuer Candidat um die Gunst der Berliner   d. h. der Wahlmänner buhlen. Herr StadtsyndikuS Zelle wurde von der Masse vorgeschlagen und gewählt. Diesen Herrn kennen Sie noch nicht, deshalb will ich Ihnen denselben mit einem Satz aus seiner Candidatenrede vor- stellen. In Bezug auf das Wahlgesetz sagte nämlich derselbe: Die Commune ist eine Vermögcnsgenossenschaft; deshalb dürfe in derselben niemals das gleiche Wahlrecht herrschen, sonst würde« vielleicht solche Leute in dje Stadtverordnetenversammlung gewählt werden, von denen einige ich dieser Tage oor'tn Rath haus sagen hörte:Dies HauS haben sie mit unfern Steuern gekooft."« Dieser Witz sicherte ihm die Stimmen der Bourgeoisie und Zelle ist eine neue Zierde des DönhofsplatzeS geworden. Bekannt ist schon, daß der Laster- Knüppel bei der Wahl Ge- burtshülfe geleistet, da» Rencontre mit dem Tölcke-Knüppel ist schon erwähnt worden; er wurde aber außerdem noch zur ruhigen Schlichtung anderer Differenzen bei den Wahlen benutzt. Bon einem Wahlmann, Magistratssecretär Kupsch, wurde heftige Oppo- sition gegen Duncker gemacht; die Fortschrittspartei liebt aber keine Opposition und so wurde Herrn Kupsch in einer Versammlung mit dem LaSker-KnUppel gedroht, so daß er den Vorsitzenden um seinen. Schutz bitten mußte. Einen interessanten Spaß hat sich daS Ministerium mit den Berlinern erlaubt. Da einmal die Steuer das Wahlrecht begründe, so kommt es wohl nicht darauf an, dachte Herr v. Eulenburg, welche Steuer man nimmt. Sei eS die Kopf-, Mahl-, Hunde- oder Einkommensteuer und er wählte die MiethSsteuer. Dadurch hat er aber vielen Berlinern sehr wehe gethan. Viele hohe Be- amte nämlich haben freie Wohnung; andere geben den Werth ihrer Wohnung zu niedrig an(um Steuern zu defraudiren) und so kam eS, daß der Geheime CabinetSsecretair des Kaisers man staune über die Entwürdigung eines hohen Beamten mit einem Schuster- g-sellen zusammen auf einer Wahlliste der 3. Klasse stand. Andere hohe Herren sind dabei so schlecht gefahren, daß ste mit ihren eignen Bedienten zusammen wählen mußten. Darüber wurde ein Lamento angestimmt, man bedauerte, mit Personen so niedrige» Ranges nur gemeinsames Recht zu haben. Der Schustergeselle resp. jeder andere Arbeiter aber soll ruhig den Werth seiner Stimm» und die zwanzig seines Gleichen noch dazu durch eine einzige ka- binetssekretairliche annulliren lassen; raisonnirt er» dann kommt Zelle nnd macht faule Witze, wofür er dann in den Landtag ge- wählt wird. Fl. Staßsurl. Unsre Parteibewegung gewinnt auch wieder etwa» mehr Aufschwung. Besonder» nachdem die Cholera, die ja eine ergiebige Handhabe zur Beschneidung de» an sich schon reattionäre» Versammlungsrechts lange hindurch unsrer strammen Ordnung«- polizei Gelegenheit geboten, vorüber ist; und so gehen wir nua zunächst in und dicht um Staßfurt   energisch vor. Ja der letzten öffentlichen Versammlung wurde der Beschluß gefaßt, thatkräftig in die Wahlagitation einzutreten, und ist zunächst Theodor Metz» ner in Aussicht genommen. Bremer(Magdeburg  ), der zufällig anwesend war, fchlug diese Candidatur vor und ich unterstützte sie. Man war im Allgemeinen damit einverstanden. Es sind zwei Wahlkreise zu bearbeiten und wird e» bedeutende Opfer a« Geld und Zeit von Seiten aller Parteigenossen und Freunde erfordern; ein Einzelner oder Einzelne sind nicht im Stande, nur einen annähernden Sieg zu erringe«. Alle, Mann für Mau« müssen durch größere Opfer an Zeit und Geld mitwirken, nur dann erst kann und wird ein Sieg errungen werden. Bor allen Dingen gilt es, den von sämmtlichen Congreß-Delegirten empfohlene« und vom Ausfchuß durch Listen ausgeschriebenen allgemeinen Wahl- fond nach allen Kräften durch reichlich- Unterstützung zu fördern. Hier gilt eS also nicht, wie irrthümlrch einzelue Parteimitglieder meinen, eineBettelei", sondern daS allgemeine Partei-Jnteresse, weil ausdrücklich eine Anzahl offizieller Kandidaturen, die schon fast bestimmte Aussicht auf Erfolg haben, zu unterstützen sind. Also nicht lokale Opferwilligkeit kann unsre allgemeine Sache allein fördern, sondern nur die Opferwilligkeit tedeS Einzelnen. Iq zweites Reihe kommt dann natürlich daS lokale Wahl-Interesse, und da gilt eS zu beweisen, daß wir auch hier am Platze sind. W. Fischer. Königsberg i.'Kr., 8. November. Die Verhältnisse, wie sie heute den Arbeiter belasten» werden recht grell durch folgende» Borkommniß beleuchtet. Am 7. d. M. sollte eine Wittwe mtt vier unerzogenen Kindern aus ihrer Wohnnng hin»«gesetzt werden. Der Schutzmann Nr. 12 wurde zur Hilfeleistung bei diesem menschenfreundlichen Akt gerufen, uud er zeigte sich dieser Aufgabe noch mehr wie gewachsen; denn sein rohes Benehmen gegen die