die Reudnitzer Schule getrennt und eine Abtheilung für die Wohl- Drangen 4 Ellen lang, 24 Schuß per Zoll, 3 Mal in einer Deckehabenden sowie eine für die Armen errittet haben soll? Oder in �Muster umhängen: Lohn 5 Ngr. Noch gibt es dichtere, für dieder Angabe, daß das Schulgeld für die höhere Abtheilung die es etwas mehr Lohn setzt. Die besten Arbeiter verfertigen in an-Unterhaltungskosten derselben nicht decke und man deshalb genöthizt derthalb Stunden eine Decke; es gibt aber auch Arbeiter, die zwei-sei, den Gemeindesäckel in Anspruch zu nehmen? Kem Reudnitzerder eS mit der Wahrheit ehrlich meint, wird dies leugnen können,und dennoch besitzt man die stupide Dreistigkeit, uns eine sinnloseVerdrehung unterschieben zu wollen. Wir kennen die Entstehungsgeschichte der hiesigen Schule ganz genau, die Personen, die dabeibetheiligt waren und die Motive, von denen sie geleitet wurden,ja noch manches andere besser, als Manchem lieb sein dürfte.Besagtem Stribifax aber geben wir den guten Rath, erst a-b-r-gerecht denken zu lernen, ehe er sich hinausschieben läßt, um fürAndere sich den Pelz waschen zu lassen. Studire er nur WittstocksGeschichte der Pädagogik, dann wird er dergleichen Salbadereibald satt bekommen und gewiß wenigsten« etwas vernünftiger denkenund schreiben lernen. M.Weerane, 26. November. Die letzte Kammerrede des HerrnPenzig, schreibt der„Crimmitschauer Bürger- und Bauernfteund",des nationallibcralcn Landtagsabgeordncten für Meerane:c, hatviel Sensation gemacht und die Lehrer unserer Stadt rasch zu einersehr eigenthümlichen Klarlegung veranlaßt, mit der Schlußbemer-kunz, daß sich diese Lehrerschaft noch eine weitere Beleuchtungder Penzig'schen Rede vorbehalte. Wir werden ja sehen, wo dashinaus will. Täuschen wir uns nicht, so ist die ganze Geschichteein seinangelegtes Wahlmanöver, denn man munkelt bereits stark,daß derselbe Penzig bei der kommenden Reichstagswahl Bebel'sdesignirter Gegencandidat sei.— Bebel, der Festungsgesangene,kann diesmal nicht, wie vor drei Jahren in der Tonhalle hier, inoffener Volksversammlung den Kampf mit Herrn Penzig aufnehmen,um denselben niederzuwerfen; aber die Wähler Bebel's werdenwissen, was ihre Schuldigkeit ist und die Lanzen für den gefan-genen Volkstribunen brechen. Parteigenossen, seid auf der Wacht!Wir lassen die in vorstehender Correspondenz erwähnte Er-klärung der Lehrer Meerane's hier deS genaueren Verständnisseshalber folgen:„Die in Nummer IS? des hiesigen Wochenblatts abgedruckteRede des Herrn Penzig zur Schlußberathung über Lehrergehalts-aufbesserung in der II. Kammer nöthigt uns zu folgender Klar-legung:Herr Penzig behauptet,„daß die ganze Ausbildung einesLehrers nicht mehr als 360 Thaler koste, der Staat liefere dasUebrige."Inwieweit diese Behauptung begründet ist, möge folgende Zu-sammenstellung nachweisen:Schon die Vorbedingungen zur Aufnahme in'S Seminar erheischen nicht unbedeutende Opfer, indem der sich dem Lehrerberufwidmende junge Mensch Privatunterricht in Musik, oft wohl auchnoch in anderen Unterrichtsdisziplinen erhalten muß. Die Kosten-höhe hierfür unterlassen wir anzuführen.Während der 6jährigen Seminarzeit stellt sich der Kostenauf-wand wie folgt:Kostgeld ü Jahr S0 Thlr., in 6 Jahren Thlr. 300.Schu�eld ä Jahr 20 Thlr., in 2 Jahren(Proseminar)„ 40.Für Bücher, Musikalien, Schreib- und Zeicknenmate-rialien, Buchbinderlöhne ä Jahr 15 Thlr.„ 90.Erste Ausstattung(Bett, Wäsche, Kleider:c.)„ 50.Jährliche Ergänzung der Kleider, Wäsche:c. 30 Thlr.,in 5 JahrenFür Porto, Reisespesen, Wäscherlohn ü 15 Thlr., iu6 Jahren Taschengeld wöchentlich 7'/, Ngr., in6 JahrenFür Veralimentirung während der lOwöchentlichenFerien und sonstige Zuschüsse an Naturalien a Jahr20 Thlr., in 6 JahrenGiebt in Summa Thlr. 828.Daß diese Einzelpositionen nicht zu hoch gegriffen, werdenSachverständige zugestehen müssen.Hierzu liefert der Staat„als UebrigeS" nichts.An den verschiedenen Seminarien wird gänzlich Unbemitteltenin den letzten Jahren ein Stipendium gewährt bis zu 25 Thlr.jährlich. Ferner tritt Herr P. im Eingänge seiner Rede der Dar-stellung des Abgeordneten Zumpe entgegen, als ob die Lehrerschlechter gestellt seien, als manche Handarbeiter.Fürwahr, ein geflügeltes Wort des Abgeordneten P.!! Lehrer— Handarbeiter. Lehrerstand Sachsens! erkenne hieraus deinegesellschaftliche Stellung, hege kühne Erwartungen von deiner Zu-kunft und siehe klar, in welcher Weise man dieserseitS Lehrerarbeitwürdigt!Eine weitere Beleuchtung der P.'schcn Rede behalten sich vor dieLehrer Meerane's.Aus Kohenflein- Krnstthat bringt der„CrimmiffchauerBürger- und Bauernfteund" folgenden beachtenSwerthen Artikel:„Bor einiger Zeit befand sich in gewissen Zeitungen eine No-tiz, welche die Lage der hiesigen Weber in rosigem Lichte schilderteund die Behauptung aufstellte, daß die Weber hierorts durch dieTeckenweberei bedeutend höhere Löhne erzielt hätten, ja daß sogarSchulkindern ein Verdienst von 12 Pfennigen die Stunde durchFranzenknüpfen geboten würde. Darnach wäre wahrscheinlich diesoziale Frage hierorts der Lösung nahe! Leider aber ist der Correspondent jener Zeitungen entweder ein Ignorant, und dann sollteer seine Feder zu eiwaS Anderem gebrauchen, als über Arbeiter-Verhältnisse zu schreiben, oder es ist Einer von jener Sorte, welchebei jeder Gelegenheit die Phrase an die große Glocke hängen:„Seht, eS ist nicht wahr, was die Sozialdemokraten behaupten;es steht nicht so schlimm mit den Arbeitern; hier habt Ihr dasGegentheil." Diese Sorte lügt geradezu mit Bewußtsein. Wirkennen unsere Pappenheimer. Der That nach sind die hiesigenVerhältnisse ganz andere. Es wird ziemlich allgemein bekannt sein,daß der Weber unter allen Arbeitern der gedrückteste und abhän-gigste, daß er ein wahrer Sklave des Kapitals ist. Es sollte nurmancher Uneingeweihte einmal zu Zeiten der Geschäftsstockungendie Geschäfts Paschas in ihren ComptoirS regieren sehen! Welcheine unwürdige Behandlung da den Arbeitern zu Theil wird, dasist haarsträubend, aber auch zum Tollwerden ist'S, welche Hunde-demuth manche Arbeiter besitzen. Es ist thatsächlich wahr, daßder gedrückteste Arbeiter— obwohl es rühmliche Ausnahmen gibt— sich zur Knechtung am besten brauchen läßt. Eine Reihe vonJahren arbeiteten die hiesigen Weber nach Glauchau und Meerane;das berüchtigte Verlegersystem, das damals hier am Platze war,ist genugsam kritisirt worden. Allgemeine Erleichterung der Ge-müther trat ein, als einige hiesige Fabrikanten die Deckenwebereianfingen. Daß aber die Arbeiter aus dem Regen unter'die Traufekommen sollten, ahnten sie nicht.„Was den Lohn anbelangt, so kann sich jeder Weber darüberselbst ein Urtheil bilden, wenn ich statt alles Anderen den OrtS-Lohntarif hier folgen lasse. Meistens sind es Sewingdecken, Jac-quard, Harnisch 4 Gang, das Blatt 3 Ganz, 3 Ellen breit, ohneundeinhalb Stunden zubringen, so daß der Durchschnitt zweiStunden beträgt. Davon gehen ab, gering gerechnet, 1 Ngr. fürTreiben und Spulen: bleibt 4 Ngr., die andern Auslagen nichtgerechnet. Nun können aber bei den Webern durchaus nicht, wiebei einem andern Geschäft, die vollen Stunden des Tages gerech-net werden; es darf z. B. an der Maschine etwas passiren, wasöfters vorkommt, da gibt es gleich zwei, auch drei Stunden, janoch länger Aufenthalt; desgleichen entsteht, wenn eine Kette ab-gewebt ist, durch Scheeren, Bäumen, Andrehen, je nachdem, an-derthalb bis zwei Tage Ausenthalt, wofür es keinen Heller setzt.Wer eine Stube zu zwei solchen Stühlen braucht, kann bei denjetzigen Miethpreisen 25 Thlr. und noch mehr zahlen, und mußnoch ftoh sein, eine zu bekommen. Schlimmsten Falls ist der Ar-beiter an den Fabrikanten gefesselt; die Stühle sind alle Eigen-thum der Fabrikanten; bei dem geringsten Vorkommniß, wenn dasGeschäft nicht flott geht, wird dem Arbeiter der Stuhl ge-nommen.«Nun trifft es meistens, daß so ein Arbeiter entweder ausMangel an Raum oder um nicht zu verhungern, wenn die Arbeitvorgerichtet worden ist, seinen eigenen Stuhl verkauft hat; dannsteht er da und weiß nicht wo aus noch ein, und das Ende vomLiede ist, daß er noch tiefer in die Armuth geräth. Es gibt janoch Pfandhäuser für den, der noch etwas zu versetzen hat. Istdas nicht der Fall, dann hungert er, mit ihm Frau und Kinder.WaS aber den Verdienst der Kinder anbelangt, so muß ich sagen,daß die Bourgeoisnatur des Correspondenten in diesem Punkterecht deutlich hervortritt, denn hier kann nur von Ausbeutungdieser armen Geschöpfe gesprochen werden. Es ist wahr, es wer-den, und namentlich in Ernstthal, eine große Zahl Kinder mitFrangen-Knüpfen beschäftigt, wobei für die Decke 5 Pf. bezahltwerden; aber es gehört ein flinkes, der Schule entlassenes Mädchendazu, welche in dreiviertel Stunden eine fertigen will. Also famosgelogen, Herr Corrcspondent! Die armen kleinen Wesen haben4 Stunden Schule, dann kommen 6 Stunden Deckenknüpfen, auchwohl 7 oder 8 Stunden; das sind dann 12 Stunden, ohne dieSchularbeit zu Hause. Und dafür 15— 18 Ngr. Verdienst dieWoche! Nun ja, der Hunger ist ein eiserner Zwinger. HörenSie, Herr Correspondent! 6 Pfd. Brod kosten ziemlich 9 Ngr.,ein Scheffel Kohle ziemlich 28 Ngr. K. w.! Vergleichen Sie dochgefälligst einmal das Arbeitslohn damit, und Sie werden finden�daß Sie sich gewaltig geirrt haben!„Die beste Antwort auf Ihre Behauptung von der Harmoniezwischen Kapital und Arbeit wird Ihnen aber die hiesige Arbeiter-bevölkerung bei Gelegenheit der bevorstehenden Reichstagswahlgeben.»ßhemnitz. Seit einiger Zeit lassen es sich Mitglieder desAllgemeinen deutschen Arbeitervereins trotz ihrer Versicherung hierkeinen Candidaten aufzustellen, angelegen fein, auf den Dörfernherumzuziehen und in ehrlos verläumderischer Weise über diesozialdemokratische Partei und deren Agitatoren herzufallen, wenigerum für ihren Kandidaten aufzutreten, wohl wissend, daß derselbe(Tölcke) gar keine Chancen hat, als dadurch zu bewirken, daß dieLandbevölkerung, welche von dem Treiben dieser edlen Ritter nochkeine vollständige Kenntniß hat, wie dies hier der Fall ist, durch150.1 Wahlenthaltung der Bourgeoisie den Siez zuführe.Stollöerg, 4. Dez. Vorgestern hatten wir hier Bolksverfamm-lung, und war Parteigenosse Auer aus Dresden erschienen, umüber das Thema:„die bevorstehenden ReichstagSwahlen" zu rc-feriren. Die Versammlung war ziemlich gut besucht und herrschteeine ausgezeichnete Stimmung unter den Anwesenden. Die WahlLiebknechts im 19. Wahlbezirk ist als gesichert zu betrachten, wennvon Seite der auswärtigen Parteigenossen Alles geschieht, was zugeschehen hat. Vor Allem müssen der Parteibehörde die nöthigenMittel zur Agitation zur Verfügung gestellt werden. Den bestenAgitator für den 19. Wahlbezirk haben wir in dem Bezirksamtmann Zumpe in Stollberg gesunden. Derselbe hat durch seineAeußerung im sächsischen Landtage, daß in seinem Amtsbezirk jederBergarbeiter 600 Thlr. verdiene u. s. w. die ganze nicht zu kleineSchaar der Bergarbeiter darauf aufmerksam gemacht, wie wichtiges sei, im gesetzgebenden Körper Männer zu haben, die die VerHältnisse des arbeitenden Volkes wirklich kennen und nicht papageiartig alles nachplappern, was ihnen durch Bergwerksinspectorenund Fabrikbesitzer einfach als Lüge aufgebunden wird. Die Berg-arbeiter wundern sich darüber, wie man so frech sein kann, undeine Lüge in die Welt hinauszustreuen wagt, wie die, daß derDurchschnittsverdienst eines Kohlenbergarbeiters pro Jahr 600 Thlr.betragen soll. Bei einem Schichtlohn von 20 Ngr. macht derwirkliche Verdienst, das Jahr zu 300 Arbeitstagen gerechnet,200 Thlr., rechnet man hierzu noch, daß bei Akkordarbeiten u. s. w.etwas mehr verdient wird, so kann ein tüchtiger Bergarbeiter beigroßer Anstrengung es wohl auf 300 Thlr. bringen, höher aberist der Durchschnittslohn nicht zu veranschlagen. Nun, Hr. Zumpehat sich einfach düpiren lassen, die„Genialen" werden eben nichtalle. Wir aber, und mit uns alle Arbeiter und Kleinbürger des19. Wahlkreises sagen uns, daß wir im Reichstage einen Vertreterhaben wollen, der sich um die Verhältnisse des arbeitenden Volksbei diesem selbst und nicht, wie unser Zehnthaler- Mann im Ab-geordnctenhaus, bei unfern Ausbeutern erkundigt. Als erfteulichesZeichen, wie unsere Grundsätze überall mehr Anklang finden, selbstdort, wo bei den letzten Wahlen wir noch gar keinen Boden hatten,mag die Thatsache dienen, daß in Schneeberg sich ein Lokalcomitsgebildet hat, und von dort die Agitation sehr rührig betriebenwird.Irankenöerg, 2. Dezember. Sonntag den 30. Novemberhatten wir im Dorfe Sachsenburg bei Frankenberg eine VolkSver-sammlung einberufen, welche auch ziemlich stark besucht war undNachmittags'/-4 Uhr von uns eröffnet wurde. Auf der Tages-ordnung stand„der bisherige Reichstag und die Reichstagswahl",worüber Herr Auer aus Dresden referirtc. Herr Auer �sprachunter wiederholtem Beifall nahezu drei Stunden. Zum Schlußforderte der Vorsitzende zur Interpellation auf, wozu sich jedochNiemand meldete. Hierauf ermahnte Unterzeichneter die Wähler,daS Wahlrecht ja auszuüben und kein Opfer zu scheuen, um zumSiege zu gelangen. Nach einigen ermunternden Worten des Vorsitzenden wurde die Versammlung geschlossen und der Referent Auerging in Begleitung zweier Parteigenossen nach Oltendorf, um dortebenfalls einen Vortrag zu halte».Die Versammlung hat einen guten Eindruck hinterlassen undreuen wir uns, in Sachsenburg Boden gefaßt zu haben.Mit sozialdemokratischem Gruß A. F. Rösch.Presden, 1. Dezember. Ein vergnügter Schmaus muß esgewesen sein, da die fleißigen Arbeiter auf dem Baue des Pro-essor Gieße auf der Langegasse feierlichst eingeladen waren.Feierlich ertönten die Blechtöne der Militännusik zum dem Gesang-76.120buchliede Nr. 52 mit der Melodie:„Wer nur den lieben Gottläßt walten". In Reih und Glied aufmarschirt stand der HerrProfessor Gieße mit Frau und holdseligem Töchterlein, umgebenvon der Arbeiter rüstiger Schaar, und die wackere Ehehälfte gingmit tapferem Gesänge den Andern löblich voran. Nachdem manauf diese Weise den lieben Gott mit Blechmusik, von Säbelträgemgeblasen, hatte walten lassen und vaS streng den Arbeitern aufden Mund sehende Fräulein die Augen wieder niederschlagenkonnte, sprach der Bauherr einen herzerquickenden Dank dem Pro-fessor Gieße, den Polirern und Arbeitern, worauf ein Polirerseinerseits etliche Hochs ausbrachte. Nach diesen geist- und herz-stärkenden Erquickungen ging es zu den materiellen Genüssen über,die wirklich auch hinter den kühnsten Befürchtungen zurückblieben,denn der Mann bekam— man höre: eine saure Gurke, ein StückBrot und ein Stück Wurst fammt einem Seidel Einfachen zumHinunterspülen! Man denke sich die Begeisterung. ProfessorGieße aber dachte jedenfalls:„zuviel kann der Mensch wohl geben,doch gibt er nie genug", und verabfolgte an Jeden einen ThalerGratifikation. So geht denn, Ihr bauenden Menschen und beher-ziget das Beispiel.(„D. V.")Kof, 29. Nov.(Reichstagswahl.) Am letztverflossenen.Sonn-abend hielten wir Hierselbst eine Volksversammlung ab, die trotzdes miserablen Wetters stark besucht war. In derselben referirtenGrillenberger und Lienig über die bevorstehenden Reichstags-wählen. Der Candidat der Arbeiterpartei, Theodor Horck, wurdemit überwiegenver Majorität zum Reichstagcandida'ten gewählt.Das Wahlcomitö, welches daS Recht besitzt, sich beliebig zu coop-tiren, besteht auS den Herren Dietzel, Bär, Schellhase, Lienig undBermel. Der Letztere, als bewährter langjähriger Parteigenosse be-kannt, wurde infolge dieser Wahl von dem Juden Regcnsburgeraus Fürth, der Hierselbst eine Fabrik besitzt, entlassen. Auchhaben die Weberei-Fabrikanten beschlossen, höhere Löhne zu zahlen,um die Weber„aus den Händen der Sozialdemokraten zu reißen",ein Zeichen, daß man der Wahl des Kautschukmannes v. Schaußnoch nicht sicher. Da unsere Gegner in zwei Lager gespalten, sowerden wir wohl drei Candidaten erhalten und wer alsdann denSieg davonträgt, liegt außer Zweifel, denn die Arbeiterparteiist einig.Sonneverg, 25. November. Wie sehr sich hier die Stimmungzu Gunsten unserer Partei ändert und wie begeistert die hiesigearbeitende Bevölkerung einer jeden Aufklärung, die ihr gebotenwird, entgegen eilt, bewies die heutige Volksversammlung, in welcherHerr M. Kayser aus Mainz referirte.Derselbe kam Nachmittags unerwartet hier an,(Ich hatte zwaram 20. d. M. von Kayser Auftrag erhalten, am 25. eine Volks-Versammlung einzuberufen, ich benachrichtigte auch sofort Kayser,daß ich aus verschiedenen und triftigen Gründen für diesen Tagkeine Volksversammlung einberufen könne, jedoch hat mein Schreibe«Kayser nicht erhalten, da er bereits abgereist war.) uud von 6 Uhran konnte erst seine Anwesenheit bekannt werden, dessen ungeachtetsprach er doch vor einer Versammlung von ungefähr 300 Personen.Es ist dieser Umstand hauptsächlich dem Prinzipal des Unterzeich-neten, Herrn Gust. Stier zu verdanken, welcher ersteren sofort ausdem Geschäft für diesen Tag entließ, damit die nöthigen Vorkeh-rungen an Einladunzen getroffen werden konnten.Die Tagesordnung war:„Die Thätigkeit des Reichstags unddie Berttetung der Arbeiter." Herr Kayser schilderte hauptsächlichdie Thaten unseres Abgeordnete» Lasker und der nationalliberaleaPartei, die immer und immer wieder nur die Interessen der Bour-geoisie in's Auge zu fassen und zu ihren Gunsten zu bewahre«wisse, dagegen aber der Arbeiter nicht gedenke oder nur zumNachtheil für dieselben. Um diesem Uebel aber abzuhelfen, forderteHerr Kayser alle Arbeiter auf, nur solchen Candidaten ihre Stimmebei der nächsten ReichstagSwahl zu geben, welche wirklich Volk»-Vertreter sind und die Rechte der Arbeiter zu wahren wissen.Hierauf behandelte Heinr. Greiner von hier auf klare Weise diejetzige Lage der Arbeiter und schlug schließlich den DrechSlermeisterAugust Bebel aus Leipzig, zur Zeit Staatsgefangener auf Hubertus-bürg, zum ReichstagScandidaten vor. Herr Kayser unterließ nicht,den persönlichen und politischen Charakter desselben zu schildernund denselben ebenfalls zu empfehlen, worauf Herr Bebel alsCandidat gegen Lasker von der Versammlung einstimmig auf-gestellt und ein Wahlcomitö zur Betreibung der Agitation nieder-gesetzt wurde. Am 17. d. M. trat denn auch das WahlcomitSzusammen, es stellte aber auS Localrückstchten statt Herrn BebelHerrn LoniS Eckstein auS Walvheim bei Dresden auf, da derselbeschon im August hier referirte und sich bei Vielen Anhang erworbenhat. Hoffen wir, daß Saalfeld, Pösneck:c. nicht zurückbleibenund diesen Vorschlag gehörig berücksichtigen, denn nur Einigkettmacht stark. Mit sozialdemokratischem GrußChr. Greiner.Magdeburg, 3. Dez.(Agitationsbericht; neue Ausbreitung).Im Auftrage des Ausschusses übernahm ich es, an folgenden OrtenVorträge über die Prinzipien der Sozialdemokratie und über unsreStellung zu den bevorstehenden Wahlen zu halten. Die erste Ver-sammlung fand am 16. Nov. in Forst statt. Die Tagesordnung,worüber ich referirte, lautete:„WaS wir wollen." Am 17. warwiederum Parteiversammlung ebendaselbst. In Cottbus, wo ichebenfalls sprechen sollte, war kein Saal zu bekommen, und so be-rief Parteigenosse Kraft für den 20. Nov. in Peitz eine Bersamm-lung ein, die von 200— 300 Personen besucht war. In Peitzdominiren die Gewerkvcreine; das Bureau nahmen die Borstands-Mitglieder der dortigen OrtSvereine in Beschlag. Ich referirteüber:„Die Arbeiterbewegung und deren Ziel." Als Gegner tratder Mittedacteur deS„Gewerkvercin" Franz BujarSky auf. Der-elbe that der Versammlung kund, daß er das Programm unsrerPartei, von dem ich nur einige Punkte kurz berührte, noch niehabe so entwickeln hören, die Fortschrittspartei könnte mit AuS-nähme einiger Punkte dasselbe mit gutem Gewissen unterzeichnen.Auf alle Emwürfe dieses Apostels«der Harmonielehre, der michals Jünger Bebels bezeichnete, näher einzugehen, halte ich fürüberflüssig. Nur das sei bemerkt, daß Hr. Bujarsky den an-wesenden Philistern mich als Wolf im Schafspelze darstellte, ichwäre ganz anders aufgetteten, wenn ich in Peitz bereits festen Fußhätte. Die Pariser Commune, daS Theilen, die StaatShülfe mußtennun herhalten, um den Wolf zu entpuppen.„Was wollen Siemit der StaatShülfe?" rief Hr. Bujarsky, ,:der Staat, daS sindwir, das Volk, also ist daS nichts weiter als Selbsthülfe." DerBeifall, der auf meine Widerlegung folgte, mochte die Herrenärgern. Es erhob sich kein Wuthgeschrei, als ich nieine Ueberein-timmung mit der Pariser Commune kundgab, der Pfeil war alsovergebens abgeschossen. Ich bot Hrn. Bujarsky eine neue Schlachtauf Sonntag, den 23. an. Sei eS nun, daß Hr. BujarSky fürchtete, am Sonntage zu verlieren, oder glaubte er, er könnte michauf einmal zermalen, er erwiderte hierauf nichts, sondern ging,nachdem ein, wie es schien, angeheitertes Pfäfflein, die Bersamm-lung belustigte, sofort zu neuen Angriffen über. Ihm folgte einGewerkoereinler; nun kamen die Schlagwörter, resp. Schimpf-