Master- und Servants Act angeklazt, welcher die Berhängung einer Gefängnißstrafe nicht gestattet, ausgenommen bei Nichteinbringunz der Geldstrafe; allein die Richter verurrheilten sie auf Grund des Z 14 zur Gefängnißstrafe. In einem Falle war ein Sckadenersay von 5 Pfd. Sterling beansprucht. Anstatt ans diesen Anspruch zu erkennen, schufte der Richter den Knaben auf 14 Tage inS Gefängniß. In 2 Fällen wurden 2 Pfv. Sterl. gefordert; in dem einen lautete daS Urtheil auf 6 Wochen, in dem anderen auf 3 Monate Gefängniß. In einem vierten Falle war der beanspruchte Schadenersatz Z 12 Pfd. Sterl., und der Frie- denSrichter gab 2 Monate Gefängniß. In 2 anderen Fällen, wo der Schaden auf 10 Schillinge geschätzt wurde, erhielt der eine Knabe 3 Monate, der andere 6 Wochen Gefängniß. Noch in «inem anderen Falle betrug der Schaden 4 Schillinge; allein an- statt den Lehrling zur Be,ahlung dieses Betrage» anzuhalten, brachte ihn der Richter auf 6 Wochen in Haft. In einem letzten Kalle endlich ersuchte der Meister, welcher sagte, daß sein Schaven zwei Schillinge betrage, den Richter, er möge den Knaben zu Gefängniß verurtherleu. DaS that dieser denn auch, und zwar auf die Dauer eine« MonatS.   Unter den ausgesperrten Berg- und Hüttenarbeitern in South- Wale« beginnt die Roth in schrecklicher Gestalt auszutreten. Die Zahl Derer, welche öffentliche llnterstützunn beanspruchen, wächst stetig und wird bald den größeren Theil der arbeitenden Bevöl kernng de« Bezirke« umfasse». Ja der abgelaufenen Woche waren in der Gemeinde Merthyr mehr al« 2000 Männer al« Stein- klopser beschäftigt. Einige Londoner   Blätier brachten Freitags ein trockenes Telegramm, demzufolge der Hungertyphus an zweien der betroffenen Orte ausgebrochen ist, und ein gestern in den Zei- tungen abgedruckter Brief au« Merthyr   bestätigt die Nachricht und gibt außerdem ein düstere« Bild von der Lage der Ausgesperrten. E« heißt in demselben u. a.: Obwohl die Pfarre alle« Mögliche thut, die Krisi« abzuweu- den, sind, bei der riesigen Natur der letzteren, die Anstrengungen, welche wir machen können, ungenügend, allen Anforderungen zu entsprechen. Wir haben buchstäblich Taufende von Mäu- nern, Weibern und Kindern in großer Roth. Die Ein- wohner von Merthyr   habe» jetzt eine Hllfskasse für Kinder von 13 Jahren und darunter gegründet. Die Unterstützung wird vor Allem auf die Kinder beschränkt bleiben; sollten jedoch genügend Fond« zufließen, so werden wir dieselbe auf die Weiber ausdehnen. ES sind thatsächlich Kinder gesehen worden, welche Abfälle(gar- bage) auS Sautrögen und von Misthaufen aßen, lver Sanitätsbeamte hat bereit« mehrere Fälle von Hunger- typhus berichtet. Subscriptionen werden dankbar angenom- wen u. s. w. Merthyr, 26. Febr. 1876. John Griffith, Rector von Merthyr, Vorsitzender de« HilfScomitöS." Die Gewerkschaften beginnen sich nun endlich in der Angelegen- heit zu regen. Die National-Union der Bergleute hat beschlösse», eine außerordentliche Steuer von 6 Pen«(5 Gr.) pr. Kops ein- zuHeben(waS bei 140000 Mitgliedern 3500 Pfd. Sterl. oder 70000 Mark wöchentlich beträgt) und die Durhamer Bergleute beabsichtigen 6000 Psd. Sterl.(100000 Mark) für die AuSgc- gesperrten zu geben. Der Schatzmeister der National-Union hat im Einverständnlsse mit den Unionsmännern in South-WaleS   die betroffenen Ortschaften in drei Bezirke(Merthyr, Rhondda, Aber- dare) eingetheilt, von denen jeder mindesten« 1000 Psd. Sterl. wöchentlich erhalten soll. Ein Unterschied zwischen Unio- nisten und Nichtunionisten wird bei Bertheilung der Gelder nicht gemacht werden. Zum Schlüsse sei noch eine« Schwindelproz'sse« erwähnt, der sich in den letzten Tagen hier abgespielt hat und dessen Schluß- Verhandlung 16 volle Tage in Anspruch nahm. Hochgestellte und ehrenvolleGentlemen  ", darunter mehrere ParlamcutSmit glieder, hatten etwa« ungeschickt eine Petroleum-Quellen-Com pagniegegründet" und waren da die stinkende Blase bereit» geplatzt ist von einigen Betrogenen auf Schadenersatz verklagt worden. Bor Gericht spielten die Herren die Eiosältigen, welche von ein paar andern Gaunern in buchstäblich unglaublicher Weise dupirt worden seien. Ein formelle« Urtheil wurde nicht gefällt, da kein einstimmiger Beschluß unter deu Geschworenen zu Stande kam. Die Emen hielten die Herren für Schwindler, während die Anderen in christlicher Nächstenliebe an den vorgeschützten Blöd- sinn der Angeklagten glaubten. Die Frage steht also noch zur DiScusston: Gauner oder Idioten? Und solche Leute sind Gesetzgeber und machen im Namen der Moral und Sittlichkeit jene Gesetze, unter denen der Albeiterstand de» Lande« seufzt. II. 8. ImDresdener Volksboten" vom 11. d. lesen wir: In der geschlossenen Mitglieder- Versammlung der sozialdemokratischen Arbeiterpartei am vergangenen Dienstag kam, nach Erledigung verschiedener gefchäf licher Angelegenheiten, die VereinigungSfrage zur Bssprechung. Die Grundlage hierzu bildete da« neu vereinbarte Programm und die Organisation. DaS Programm fand allseitige Zustimmung, nur wünschten Kayser und Biedermann verschiedene Punkte klarer gestellt zu sehen. Die neue Organisation konnte jene Billigung nicht finden. Kayser sah in der neuen Organisation die Dik­tatur deS Vorstandes, da die Wirksamkeit der Controlcommission, welche durch den 18gliedrigen AaSschnß beschwert sei, illusorisch werde. Dadurch, daß auch diese 18 Personen über ganz Deutsch- land zerstreut sein können, sieht es der Redner für gänzlich un- möglich an, daß eine schnelle wirksame Abhilfe, wenn sich eine solche nöthig mache, geschaffen werden könne. Eben so gefiel dem Redner nicht daS Recht der Absetzbarkeit der Controlcommission. Auch hält e« der Redner für wünschenSwerth, daß eine Bestim- «nng in den Entwurf komme, wonach der Vorstand höchsten« drei Jahre an einem und demselben Orte seinen Wohnsitz haben dürfe, weil sich sonst sehr leicht eine Partei- Regentschaft, wie eine Partei- Residenz bilden könne. Redner hält eS für nöthig, auf dem Con- greß darauf hinzuwirken, um feine Wünsche zur Geltung zu brin- gen. Aber wenn selbst die Organisation gar nicht seinen(deS Redners) Wünschen entsprechen sollte, werde er doch der Vereint- gung zustimmen, da dieselbe etwaS Unabweisbares geworden und die Organisation doch nur etwaS Nebensächliches ist. Die Herren Kossak   und Biedermann hielten de» neuen Organisation«- entwurf für ganz verwerflich. Beide Redner wollen keine formelle Bereinigung, sondern eine wirkliche. Sie halten e« für nöthig, von vornherein alle Bestimmungen so zu fassen, daß nicht wieder ein Zwiespalt ausbreche. Beschlußfassungen sollen erst dann er- folgen, wenn bestimmte Anträge vorliegen." Uriheile über den Partei-Programm- und Organi- sations-Entwuf. DieTagwacht" vom 10. d. schreibt: Im Allgemeinen können wir un« ganz mit dem Programm einverstanden erklären, nur im 2. Punkte de« III. Theile« findet sich eine durchaus ungenaue Definition(Feststellung) de« Begriff« der direkten Gesetzgebung durch da« Volk durch die Worte Vorschlag«- und BerwerfungSrccht." Die direkte Gesetzgebung durch da« Volk begreift in sich zwei Rechte: 1) DieInitiative", d. h. daS Vorschlagsrecht da« Recht de» Volke«, resp. eine« Bruchtheil« desselben, Gesetze zur Abstimmung zu bringen, und 2. da«Referendum", d. h. daS Abstimmungsrecht da» Recht de« Volke« über alle Gesetze mitJa" oderNein" abzustimme». Braucht man statt AbstimmnngSrecht da« WortVerwerfung»- recht", dann ist damit jene traurige Verkümmerung der direkten Gesetzgebung durch da« Volk bezeichnet, die z. B. im Cauton St. Gallen   nnter dem NamenVeto" existirt. Eine solche Karri- katur werden hoffentlich die Sozialdemokraten Deutschland  « nicht auf ihr Programm setzen wollen. Wir schlagen unseren deutschen Freunden deshalb vor, den 2. Punkt folgendermaßen zu fassen: 2) Direkte Gesetzgebung durch da« Volk, d. h. da« Recht de« Volke«, Gesetze vorzuschlagen und darüber abzustimmen." Auch der dritte Punkt leidet unter einem bedeutenden Mangel. Anerkennt mau einmal die direkte Gesetzgebung durch da« Volk, dann darf man wahrlich nicht da« Entscheidungsrecht über Krieg und Frieden in die Hand derVolksvertretung" legen. Weiß man doch aus letzter Vergangenheit, daß die französische, sowie die deutscheVolksvertretung" dem KnegSruf der Dynasten bei stimmte. Schon vor mehr al» 300 Jahren ist auf die Weisung de« großen RepublckanerS Zwingli da« Zürcher   Volk zum Ent- scheid über Krieg und Frieden angerufen worden, sicherlich ist eS heute an der Zeit, daß die Sozialdemokraten Deuffchland« da« Entscheidungsrecht über Krieg und Frieden für die Volks- abstimmung reklamiren, da ja daS Volt allein und zwar mit Gut und Blut die Zeche zahlen muß." Correspondenzen. cWpzig, 4. März. Seit der vorjährigen ReichStagSwahl hat hier wohl keine so zahlreich besachte Versammlung getagt, als die am 3. d. in derTonhalle" stattgefundene Wählerversammlung; e« kann mit Bestimmtheit angenommen werden, daß gegen 3000 Pe> fönen die wetten Räume genannten Lokale» füllten. Für den günstigen Verlauf der Versammlung kann der Umstand dienen, daß da« hiesigeTageblatt", welches über die geringfügigsten Dinge oft fpaltenlanze Artikel bringt, diese Versammlung todtgeschwiegen hat, obgleich die sogenannte Jnsulanerriege, eine lustige Gesellschaft von theilwcise sehr fanatisirten ReichSfreundcn, in nicht zu ver- kennender Absicht mittelst einer witzig sein sollenden Annonce zu dieser Versammlung eingeladen hatte. Wäre die Versammlung von nur einigen hundert Personen besucht gewesen, so würde jedenfalls der Bewohnerschaft mit großem Wohlbehagen verkündet worden sein, daß die Sozialdemokratie auch in der guten Seestadt Leipzig   imRückgang" sei. Die Herren MottelerundLiebknecht hatten eS übernommen, der Wählerschaft Leipzigs   über die letzte Reichstagssession Bericht zu erstatten, Hasenklever hatte wegen audcrwetter Thäligkeit in letzter Stunde telegraphisch abgesagt. Die Herren Dr. Stephani und Heine waren zu dieser Versamm- lung brieflich eingeladen, durch den Vorsitzenden Fink wurde jedoch mitgethettt, daß Elfterer auS Gesundheitsrücksichten gegenwärtig in Meran   in Tirol weile, mithin der Einladung nicht Folge leisten könne. Herr Dr. Heine war anwesend, fand eS aber trotz mehr­maliger Aufforderung nicht für angemessen, zu sprechen. Herr Motteler begann fein Referat mit der Bemerkung, daß e« eigentlich dem Vertreter der Stadt Leipzig  , gebühre, seineu Wählern persönlich Bericht über seine ReichStagSlhätigkeit zu erstatten, zumal Seitens der nationalliberalen Presse sehr oft hervorgehoben werde, daß Leipzig   eine der bestnationalgesinnten deutschen   Städte sei, und daß gerade jene Presse den sozialdemokratischen Abgeordneten den Vorwurfde« ReichetagSsitzungSschwänzens" mache. Der Redner begründete daS öftere Fehlen unsrcr Abgeordneten mit der sehr eigenthümlichen GeschäfiSordnung des Reichstags und der noch eigenthümlicheren Handhabung derselben Seitens de« Hrn. Präsidenten die e« den Sozialisten sehr selten gestatte, daS Wort zur Darlegung ihrer Ansichten zu den verschiedenen Gesetzesvorlagen zu erlangen, an- drerseit« glaubten die sozialdemokratischen Abgeordneten, es ihren Wählern gegenüber verantworten zu können, an der Fabrikation gewisser Gesetze nicht theilgenommen zu haben. Der Redner kci- tistrte uun die verschiedenen in der letzten Session vom Reichstag angenommenen Gesetze, sowie den von Schulze-Delitzsch   zum so und soviclteo Mal gestellten Diäteuantrag; das letzte Mal sei derselbe zwar nicht direkt auf Gewährung von Diäten gestellt worden, sondern eS sollte nur der darauf bezügliche Paragraph der ReichSverfassung aufgehoben werden. Schon dieser Umstand charakterisire unsre sogenannten liberalen Parteien, die immer den Mund von freiheitlichem Ausbau der Verfassung voll nähmen, wenn es gälte, dem Volk die Einrichtungen de« neugegründeten deutschen Reiche« plausibel zu machen; sie hätten erst die Verfassung mit zu Dem machen helfen, waS sie sei: ein Bollwerk gegen die Volksfreiheit. Wenn eS ihnen ernst gewesen wäre, hätten sie wie ein Mann gegen den Diätenparagraph der Verfassnng stimmen müssen. Ein Beweis, wie recht die Sozialdemokraten hätten, wenn sie die Einrichtungen deS neuen deutschen Reiches bekämpften, sei der ReichShauShaltplan. Dieser ergäbe für daS Jahr 1874 die Thaisache, daß fast an allen Titeln des Etats eine Mehrausgabe stattgefunden hätte, nur an dem JnvalidenpenstonSfond sei eine Ersparniß von 9,126,000 Mark gemacht worden; zu neuen Ka- fernen, FestungSbauten und sonstigen militärischen Einrichtungen würden viele Millionen verwendet, während bei den Invaliden daS Sparsystem in der Praxi« geübt werde; kurioS erscheine e« auch, daß bei den außerordentlichen Ausgaben für das Reich ein Posten in der Höhe von 20,000 Thlr. für die Bewirthung de« SchahS von Persten bei Gelegenheit feines Besuche« in Berlin  figurire; eS könne dem deutschen   Volk sehr gleichgültig sein, wer zum Besuch in'S Reich käme, aber nicht gleichgültig, daß e« noch dafür bezahlen müsse; ferner seien 896 Thlr. RcichSkosten bei Verleihung von Orden an die Könige von Siam angesetzt, und weitere 2000 Thlr. al« Beitrag zu den Kosten eines Ballfestes de« deutschen Botschafters in Petersburg  , der doch einen Gehalt von 30 000 Thlr. jährlich beziehe. Redner erwähnt noch die fatisam bekannte ReichStagSscene, in Folge der von der Regierung geforderten und vom Abgeordneten Windthorst bekämpften geheimen Fond« in der Höhe von 42.000 Mark, deren Genehmigung dann al« Vertrauensvotum für Bismarck   angesehen wurde, dieser Vor- fall kennzeichne die liberalen Parlamentarier als Drehscheibenpariei. Nachdem der Referent in bündiger Weise daS Landsturm- und Bankgesetz besprochen, schließt er mit der Versicherung, daß die sozialistischen   Abgeordneten nach wie vor unerschrocken ihren seit zur Richtschnur genommen hätten. Andauernder Beifall lohnte den Redner für s-ineu zweistündigen Vortrag. Trotz mehrmaligen AuffordernS meldete sich Niemand zum Wort; eS wurde auch nicht der leiftste Versuch Seitens der Herren R-ichSvereiuler gemacht, den AuSführungeu de» Redners entgegen zu treten. Wo waren die Herren Blum und Sparig, die bei jeder Gelegenheit die So- zialdemokratie zu bekämpfen vorgeben? Sie glänzten durch ihre Abwesenheit, obgleich ihnen die beste Gelegenheit geboten war, öffentlich zu dokumentiren, daß sie nicht bloS hinter verschlossenen Thürcn den Sozialdemokraten entgegen treten. Ja einstüadiger Rede kcitistrte nun Herr Liebknecht da» Laadsturmgesetz, da« weiter nicht« sei, als ein um 10 Jahr verlängerte« Mckttärdienstpflicht- gesetz; bisher habe der Landwehrmann mit Ablauf des 32. Jahre« seiner Dienstpflicht genügt, nun geschehe e» aber erst im 42. Jahre, eS sei die« eine neue Blutsteuer, die dem Volk aufgelegt worden sei, bei einem ausbrechenden Krieg und seit dem Jahr 1866 sei Deutschland   in permanenter Kriegsgefahr müsse eben die ganze waffengeübtc Mannschaft gewärtig sein, vor den Feind ge- schickt zu werden. Von nationallibcraler Seite werde un« der Vorwurf der Reichsfeindlichkeit gemacht, die Sozialdemokraten feien stolz darauf, Feinde diese« Reiche« genannt zu werdeu, eS sei eben weiter nichts als eine Bastille für jeden freien und edlen Ge- danken, und obendrein nur ein Rumpfreich, nur ein vergrößerte» Preußen. Ohne Deutsch  -Oestreich habe daS Reich feinen Anspruch auf den NamenDeutsche» Reich  ", e« gleiche diese« Reich einem großen Kriegslager, neue Festungen, neue Kasernen und mehr Soldaten seien da« Merkmal desselben; e« sei da« neue Landsturmgesetz keineswegs mit dem vom Jahr 1313 zu vergleichen, damals habe man in der Roth das Volk zu den Waffen gerufen, um den fremden Eroberer hinauswerfen zu helfen, jetzt wolle man aber den Volkskrieg nicht, der, wenn vorüber, da» Volk selbstbewußter und für die FreihcitSideen beseelt mache, ein waffengeübtes Volk würde auch im Nothfall feine Freiheit und Unabhängigkeit ver- theidigen. Wir erstreben eben ein Volk in Waffen nach schweizer!- schem Muster; man sage zwar, und auch dergroße" Stratege Moltke  habe e« bei seiner Mllitärgesetzrede im R-ichStag behauptet, daß sich die Milizen nirgends bewährt haben, und daß die französischen  Revolutionsarmeen von 179295 im Grunde auch nichts getaugt hätten; die Freiwilligen seien erbärmliche Soldaten gewesen. Nun, wenn die Freiwilligen der französischen   Revolution so erbärmliche Soldaten gewesen seien, möge er, Redner, Hrn. Moltke fragen, waS feien dann die gedrillten preußischen Soldaten auS der Schule Friedrichs des Großen gewesen, die von diesen erbärmlichen Re- volutionSsoldaten so erbärmlich geklopft wurden? Und welche» Schutz habe daS stolze stehende Hee Preußens 1806 dem Lande gewährt? In einer Schlacht habe Napoleon   es zertrümmert. Wer habe wiederum Napoleon   in seinem EroberungSzug in Spanien  aufgehalten? Nicht die stehende Armee, sondern die Guerilla«, welche für ihr Vaterland kämpfend jede Gelegenheit wahrnahmen, um die Eindringlinge ans dem Land zu jagen; und habe nicht erst in neuerer Zeit Amerika   deu Beweis geliefert, daß die Mi- lizen und Freiwilligen mindestens ebensogut in offener Schlacht, und in vieler Beziehung noch viel besser zu verwenden seien, al« gedrillte Soldaten? Unter den denkbar ungünstigsten Verhältnissen habe die amerikanische   Regierung den SktavenbefreiungSkrieg be­gonnen, und unter tausendmal schwierigeren Verhältnissen al« derheilige" Krieg, sei derselbe glücklich zu Ende ge- führt worden. Und sei nicht gerade der Krieg von 18701371 ein klarer Beweis für die eben ausgesprochenen Ansichten? Da« stehende Heer habe sich in Frankreich   gerade so schlecht bewährt wie 1306 in Preußen. Metz-Sevan sei nur ein umgekehrte« vergrößertes Jena  . Hier wie dort der komplett Bankrout des Systems der stehenden Heere. In drei Schlachten fei die große Napoleonische gut organistrte und gedrillte Armee geschlagen und in die Gefangenschaft geführt worden, allein einer verhältnißmäßig langen Zeit und großer Opfer habe e« bedurft, um die neugeschaffenen, aber für'« Baterland begeisterten Volksarmeen zu schlagen und auseinander zu sprengen. Wenn Herr Moltke militärische Autoritäten für seine gezentheiligen Behauptungen citirt, so könne Redner mit dem AuS- spruch eines anerkannt tüchtigen Militärs dienen. General Ra- detzky erkenne unbedingt an, daß zweckmäßig orgauistrte Milizen die natürlichste und beste militärische Einrichtung bilden, und daß in ihnen die zuverlässigste Stärke eine« Staate« beruhe, ja daß nur damit ein Volk unüberwindlich sei. In einem vom Jahr 1334 herrührenden Aussatz gab er rückhaltSlo« den Grund an, auS welchem da« System der Bolksbewaffaunz in gewisse« Staaten allerdings nicht anwendbar fei. Er sagt:Da« System einer Nationalbewaffnung hat viel Verlockende« und ist auch dort, wo zwischen dem Beherrscher und dem Beherrschten ein vollkom- mener Einklang besteht, ganz durchführbar. Aber sollte da« Volk einmal schwierig werden, so ist eS um die Regierung ge- schehen, denn sie hat sich selbst die Ruthe gebunden." Wir Sozialisten streben eben danach, daß Volk und Regierung Ein« werden, wir streben danach, daß zwischen den Völkern Friede und Freiheit herrsche» daß Kriege, wie sie bisher geführt wurden, zur Unmöglichkeit werden, sie sind civilistrter Völker unwürdig; nidft dazu feien die Völker vorhanden, um sick von Zeit zu Zeit wie wilde Bestien zu zerfleischen, sondern in friedlichem Wettkampf auf geistigem Gebiet einander zu ergänzen und zum wahren Men- schenthum zu erheben. Minutenlanger Beifall belohnte den Redner für seine treffenden Ausführungen. Da sich trotz abermaliger Aufforderung kein gegnerischer Redner zum Wort meldete, wurde die Versammlung gefragt, ob sie mit den Ausführungen der Redner einverstanden sei. Ein Wald von Händen erhob sich zum Zeichen der Zustimmung, nur eine mit Glacö bekleidete Hand erhob sich bei der Gegenprobe. Glänzender hätte da« Gefasel liberaler Blätter vomRück- gang" der Sozialdemokratie nicht widerlegt werden können al« durch diese Versammlung; mögen sich die Herren ReichSvereinler bei der in einigen Monaten stattfindenden Ersatzwahl zum Reichstag zur Wahlschlacht rüsten, sie werden uns Man» für Mann auf dem Plan finden. H. Weichenvach i. W. Die erwartete Entscheidung der Köaigl. Kreishauptmannschast Zwickau   auf deu vom hiesigen Volksverein eingewendeten Rekurs wegen Beanstandung seiner Statuten von Seiten deS hiesigen Stadtraths ist eingegangen und dadurch daS Bestehen deS BolkSvereinS vorläufig gesichert. Die allenthalben eingetretene GejchäftSstockung macht sich auch hier fühlbar und äußert sich zuvörderst bei den Webern durch vielseitige Berzögerun- gen im GeschästSbetrieb und theilweife Entlassungen derselben» da Arbeitslose, namentlich aus benachbarten Orten, bei hiesigen Fir- men stark nach Arbeit fragen und größtentheil« abgewiesen werden müssen. Selbstverständlich wirkt die« auch auf den Fabrikbetrieb, speziell aus die Färberei- und Appreturarbeiter. Letztere hatten da» Vergnügen", bei flottem Geschäftsganze außer der täglichen Ar- beitSzeit von früh 6 bis AbcndS 7 Uhr noch 34 Ueberstunden herigen Standpunkt wahren würden und in ihrer parlamentarischen! Thäligkeit sich die WorteWer nicht für uns ist, ist wider unS" zu arbeiten und dadurch daS zum Leben Nöthigste zu verdienen,