Erscheint in Leipzig  Mittwoch, Freitag, Sonntag. Bestellungen nehmen an alle Pastaustalten u. Buchhand« dingen deS In-».Auslandes. Filial- Expeditionen für die Bereinigten Staaten: F. A. Sorge, Hon 101 Hoboken, N. J.  Peter Haß, 8. W. Corner Third and ooates str. Philadelphia  . Der Volksstaal Abonncmentspreis für ganz Deutschland IM. SO Pf. pro Quartal. Monats-Abonnements werden bei allen deutschen  Postanstalten auf den Llcn u. Zlen Monat und auf den 3ten Monat besonders an- genommen; im Kgr. Sachsen u. Hrzgrh. Sachs.-Altenburg auch auf den lten Monat des Quartals k 54 Pf. OrgandersoztaldemokrattschenArvetterMtteiundderinternationalenGelverksgenossenschasten. Inserate, dt« M Haltung von Partei«,«erewl- and Volksoerfammlungm, sowie dt« Filial- Sxpedtttonen und sonstig« Partei« Angelegeuheiten betreffend, werdm mit 10 Pf., Privat- und Vergnügung«- Anzeigen mit 25 Pf. die dreigespalten« Petit«Zell» berechnet. Nr. 43. Areitag, 16. April. 1875. �Georg Herwegh  . .So hat ein Purpor wieder fallen müssen!» Die Welt hat einen Dichter, den der Genius geweiht, das Volk einen Herold, den die Freiheit berufen und� der treu bis zum letzten Athewzuge in ihrem Dienste auSgehaltcn, verloren, Georg Herwegh  , die »eiserne Lerche» ist nicht mehr. Keine Stunde des Abfalls wirft ihre dunklen Schatten auf da« Andenken des Dichter«, und nach- dem auch vor wenigen Tagen erst ein wuchtige« Manneswort die stiftige Berläumdung"), die den Mann umsponnen, al« Lüge für immer gebrandmarkt hat, sollen sie unS, die Apostaten und die ehr- sicheren Feinde, da« Grab nicht verfehlen, in da« wir heute(10. April) den Todten betten werden. Aber wer in Treue festgehalten an dem Ideale, da« ihn erfüllte und dem er wie kein Zweiter poetische Form und Gestaltung zu geben wußte, der mag mit un« trauernd an den Sarg treten und dem Cypressenzweig den des Lorbeer zu- gesellen, den er sich, dem eigenen Worte getreu,»ein freier Manu »US   dem Freien geholt hat», den Lorbeer, der grünen wird, so lauge der FreiheitSgedanke noch ein Menschenherz erfüllt und erhebt. Dicht lag die Stickluft de« Absolutismus   auf Deutschland  , uuter der Folter der Zensur verkümmerte da« freie Wort, ein Fürst Pückler  , die Inkarnation aristokratischer Blastrtheit war der �eld de« Tage», al« der»Lebendige» gegen den»Verstorbenen» in die Schranken ritt, al« er ihm und seiner Welt den Handschuh in da«»öde Zelt» schleuderte. Die»Gedichte eines Lebendigen» waren kein Buch» sie waren, wie Iacoby'S»Vier Fragen", eine That; wie der Ostpreuße   dem Rechtsgefühl des preußischen Volke«, so löste der Schwabe dem FreiheitSgedanken der ganzen Nation die Zunge; da« Wort, da« auf Aller Zungen nach Befreiung rang, hier war e« verkündet al« hohe« Lud und fand millionenfachen Widerhall. Wer war der Sänger und Prophet, der kühne Rufer, der fein Volk zum Streite rief? Ein bis dahin kaum genannter und ge- kannter Sohn der schwäbischen Erde, ein Stuttgarter   Kind, ein ehemaliger Tübinger   Stiftler. Der Theologie hatte er frühzeitig Balet   gesagt, aber au« dem Muthe, dermit Gott   gegrollt», hatte sich der Math, der mit Königen zu grollen wagte, blitzartig cnt- wickelt. Sie hatten ihn, al« er den Staub de« Stift« und seiner Theologie von den Füßen geschüttelt, unter da» Militär gesteckt, aber bald trieb ihn ein Konflikt mit einem Offizier al« Deserteur hiuau« in die Fremde und in die Freiheit. »Deserteur? Mit Stolz. Ich habe de» König  « Fahne, die mich gepreßt, mit de« Volke« soldlosem Banner ver- tauscht.» Im Exil, in unstätem Wanderleben hat der Heimathlose Mann die glühenden Gesänge gedichtet, die mit Recht dem Liede der Lerche am frühen Morgen verglichen werden konnten. An den Schuhsohlen kann man da« Vaterland nicht mitnehmen, aber im Herzen trägt e» überall der, der von Liebe zu ihm erfüllt ist. Und so war e« mit Herwegh  . Draußen wurde ihm der Blick freier, die volle Liebe drängte sich hervor und neben ihr der ur- kräftige, unversöhnliche Haß gegen Tyrannei und Sklaveusiun, gegen Knechter und Knechte. Daraus entwickelte sich jenes gewaltige Pathos, da« alle seine Lieder erfüllt, die flammende Beredtsamkeit, der auch der künstlichste Ver«bau keinen Abbruch zu thun vermochte. Nicht au« irgend einem Winkel deS Herzen« oder gar des Kopfe« stammten diese Töne, sie waren da« Produkt de« ganzen Mannes, der glühende Athem eine« vollen Menschenleben«. In Liebe wie in Haß die gleiche Leidenschast, seine Losung»Dante und nicht Tasso», verkündigt er da« Evangelium nicht jener Freiheit, die bet- telud an den Thronen steht und jede« Almosen verherrlicht, da« ihr zufällt, sondern der, die über Thron und Altar hinweg die Menschheit zur Erlösung führen will. Einen Moment hatte auch er allerding« von einem Königshaupt geträumt, da« mit demo- kratischcm Oel   gesalbt sein könne, aber wre bald erwachte er au« diesem Traum! Und wie viele andere er auch später geträumt haben mag, wie viele auch gestern um sein Sterbelager geschwebt haben mögen, der Traum von Freiheit in der Monarchie hat ihn nicht wieder heimgesucht. Dem republikanischen Gedanken hatte er nicht, wie so viele, die sich ehedem seine Genossen nannten, ge- huldigt, um ihn später zu verleugnen, seine Poesie war sein Glauben, und dem GlaubenSbekenntniß, da« seineGedichte eine« Lebendigen» ablegen, ist er nie untreu geworden. Fürwahr, ein GlaubenSbekenntniß vom ersten bi« zum letzten Worte ist diese» Buch und daran» erklärt e« sich, warum mit dem- selben die poetische Mission Herwcgh'S eigentlich abschließt. E« gibt nur ein Evangelium der Freiheit, und wer die«, wie er, ganz verkündet hat, wer e« verschmäht, für sein Gold Kupfermünzen einzuwechseln und diese langsam auszugeben, davon einen kümmcr- lichen poetischen Haushalt für Dezennien zu bestreiten, der mußte eben verstummen. Da« war die Verkündigung und wenn sie uner- füllt blieb, bi« heute unerfüllt ist der Prophet hat feine« Amte« gewartet, fein Samenkorn in die Seele de« Volke« gelegt, wo c« allein zur stuchtbaren Saat reifen kann und gewiß auch reifen wird. Denn ebenso unvergänglich wie die Seele de« Volke«, ist diese« Samenkorn und ob nach Iahren, Jahrzehnten oder Jahr- Hunderten, die Stunde de« Keimen« ist ihm gewiß. In Herwegh   hat die politische Lyrik die höchsten Triumphe ge- feiert und sich zugleich das poetische Bürgerrecht erstritten. Frei hält er sich in den Gedichten der ersten Periode und diese bleiben ») Die infame»Spritzledergeschtchte» ist gemeint da« von der Reaktion au«geheckte Lügenmährchen, Herwegh   sei 1S4S im Gefecht bet Dosenbach feig ausgerissen und habe sich im Wagen seiner Frau, unter dem Spritzleder versteckt, in die Schweiz   geflüchtet. ein ewige« Lermächtniß von de» Fragen der Tagespolitik, die später mehr die politische Dichtung bi« zur Kratze entstellt haben, die uu« jetzt im Kulturkampf in losen Blättern wie in dicken Bänden anekelt. Ihm ist die Freiheit nicht die lose Dirue, die dem Glücklichen nachläuft und zur Fortuna schwört, ihm ist sie ei» ernstes, hohe« Ideal und allen Erscheinungen de« Leben« stellt er ihr hehre« Bild entgegen. An diesem Ideale ist seine poetische Kraft gestählt, immer bleibt der Blick auf sie gerichtet und so sind e« nicht die Leidenschaften de« Augenblick«, denen er fröhut, son- dern es erfüllt ihn die tiefernste Sehnsucht nach de« Leben« vollem Gehalt, die wahre Liebe und zugleich die wahre Leidenschaft. Ob er sich zum Fluch wider da« Papstthum auftichtet, ob er den »heiligen Haß» proNamirt und seinVive la �publique" da woBerg au Berg und Brand an Brand zusammenloderu», in die Lande hinau«rnft, ob er, mit dem Geiste der Mitternacht schreitend, für da« Elend der Welt ein Weiterträumen erbittet, überall athwet derselbe heiligen Ernst, der Gedanke an die eine Freiheit, die un« Alle frei macht. Sie ist c», die ihn, während andere noch sinnen und schwanken, auf die»Zinne der Partei» ruft, wo er kühn die Frage stellt: Frei oder Sklave! Von dieser höchsten Warte au« ruft er zum Kampf, wagt er da« Herz»an eine Karte» und sagt mit Hutten: Ich Hab« gewagt, ich habe gewählt! Freuden- und Jubellieder singt mau in solchem Kampfe nicht eher, al« bi« der Sieg errungen ist, und den zu sehen war ihm nicht beschieden. Dem kurzen Ausflammen eine« Völkcrtage« folgte lange finstere Nacht und wa« sie heute Tag heißen, kann vor dem Geiste der Freiheit, wie er einen Herwegh erfüllte, nicht bestehen. Diesem Tag hat deshalb auch der Dichter nie gehuldigt er verstummte nnd nur hin und wieder drängte sich beißender Spott aus seine Lippen, wenn man ihm allzulaut ein Götzenbild al« sein Ideal darstellen wollte. Er wußte sich diese« Ideal zu erhalten und so bleibt auch dem Volke da« Lermächtniß, sein Lied uoent- weiht, wa« e« nach de« Dichter« Worten sein sollte. Gleichwie am stillen Abend schmettert Durch heitre Luft Trompetenklang, Gleichwie'« um Rosenbüsche wettert Ein blühende« Gestad' entlang, Gleichwie zum Sturme ruft die Glocke, Jndeß noch Beter am Altar, Wie neben eine« Kinde« Locke Ein graue« ernste« Greisenhaar-- So tönt zu meinem stillen Volke Mein zürnend, fteiheitheischend Lied; Ich bin die schwere, schwarze Wolke, Der Gott   den Donner nur beschied; Ich bin kein froher freod'ger   Buhle, Deß Wappen Rose und Pokal, Ich sitz als Geist auf Banko'» Stuhle Bei jedem stechen KönigSmahl.» Der Dienst der Freiheit kennt bi« jetzt nur den Lohn der Sorgen und an diesen hat e« dem Heimgegangenen nicht gefehlt. E« wächst ein Geschlecht heran, da« sich an den Geibeln und Scheerenbergeu die Muster politischer Lyrik nimmt, da« kein Ideal, sondern nur Idole kennt. Für diese« Geschlecht existirt die markige Lyrik de« Schwaben   nicht, aber dereinst, wenn ein anderer und besserer Geist die Zeiten erfüllen wird, werden auch die»Lieder eine« Lebendigen» wieder lebendig werden und da« steic Volk wird den Namen de« Dichter« in da« goldene Buch der Unsterb- lichkeit eintragen. Bi« dahin mögen die Wenigen, die noch mit ihm und bei ihm anSgeharrt haben im Kampfe der Zeit, den Wunsch wahr machen, mit dem er vor fast 40 Jahren de«- nig« Fahne mit de« Volke«»foldlofem Banner» vertauschte, den Wunsch, daß seinen Lorbeer die Partei flechten möge. Er wird morgen am Grabe und darüber hinau« nicht fehlen und er soll gehegt werden, bi« ihn da« ganze Baterland in seine treue Hut nimmt,___ Da» ist der Nachruf, welchen die»Frankfurter Zeitung  » dem gestorbenen Dichter widmet. Ein» hat sie vergessen, daß Herwegh  , weil er der Sache des Volk« treu geblieben, vom Tag ihrer Gründung an bi« zu seinem Tod der sozialdemokratischen Partei angehört hat. Die deutschen   Arbeiter werden den Dichter de«: Bet und arbeit! nicht vergessen. Fl«chtlingSliterat»r. v. Zur Sache erzählt Herr Tkatschoff den deutschen   Arbeitern, daß ich in Beziehung aus Rußland   nicht einmal»wenige Kenntnisse», sondern vielmehr gar nicht« besitze al«»Unwissenheit», und fühlt sich deshalb gedrungen, ihnen den wahren Sachverhalt, und na- mentlich die Gründe auSeiuander zu fetzen, we«halb eine soziale Revolution gerade jetzt in Rußland   mit spielender Leichtigkeit zu machen sei, viel leichter al« in Westeuropa  . »Bei un« gibt e« kein städtische« Proletariat, da« ist aller- ding« wahr; allein dafür haben wir auch keine Bourgeoisie____ unsere Arbeiter werden bloß mit der politischen Macht zu kämpfen haben die Macht de« Kapitals ist bei un« noch im Keime. Und Sie, mein Herr, werden wohl wissen, daß der Kampf mit der elfteren viel leichter al« mit der letzteren ist.» Die vom modernen Sozialismus erstrebte Umwälzung ist, kurz ausgedrückt, der Sieg de« Proletariat« über die Bourgeoiste, und die Neuorganisation der Gesellschaft durch Vernichtung aller Klassenunterschiede. Dazu gehört nicht nur ein Proletariat, da« diese Umwälzung durchführt, sondern auch eine Bourgeoiste, in deren Händen sich die gesellschaftlichen ProduktionSkräste soweit entwickelt haben, daß sie die endgültige Vernichtung der Klassen- unterschiede gestatten. Auch bei Wilden und Halbwilden besteh» häufig keine Klassenunterschiede, und jedes Volk hat einen solchen Zustand durchgemacht. Ihn wieder herzustellen, kann un« schon deswegen nicht einfallen, weil au« ihm, mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte, die Klassenunterschiede nothwendig h-ivorgehn. Erst auf einem gewissen, für unsere Zeitverhältnisse sogar sehr hohen Entwicklungsgrad der gesellschaftlichen Produktiv- kräfte wird e« möglich, die Produktion so hoch zu steigern, daß die Abschaffung der Klassenunterschiede ein wirklicher Fortschritt, daß sie von Dauer sein kann, ohne einen Stillstand oder gar Rückgang in der gesellschaftlichen Produktionsweise herbeizuführen. Diesen Entwicklungsgrad haben die Produktivkräfte aber erst er- halten in den Händen der Bourgeoisie. Die Bourgeoisie ist dem- nach auch nach dieser Seite hin eine ebenso nothwendige Borbe- dingung der sozialistischen   Revolution, wie da« Proletariat selbst. Ein Mann also, der sagen kann, daß diese Revolution in einem Lande leichter durchzuführen sei, weil dasselbe zwar kein Prole- tariat aber auch keine Bourgeoiste besitze, beweist damit nur, daß er vom Soziali«mll« noch das ABC zu lernen hat. Die russischen Arbeiter und diese Arbeiter sind, wie Herr Tkatschoff selbst sagt,»Landarbeiter und als solche keine Proletarier, sondern Eigenthümcr» haben e« also leichter, weil sie nicht mit der Macht de« Kapitals sondernbloß mit der politischen Macht zu kämpfen haben», mit dem russischen Staat. Und dieser Staat»scheint nur au« der Ferne al« eine Macht... er hat keine Wurzel im ökonomischen Leben de« Volk«; er verkörpert nicht in sich die Jutercffen irgend welche« Stande  »... Bei Ihnen ist der Staat keine scheinbare Macht. Er stützt sich mit beiden Füßen auf da« Kapital; er verkörpert in stch(!!) gewisse ökonomische Interessen... Bei un» verhält sich diese Angelegenheit gerade umgekehrt, unsere Gesellschaftsform hat ihre Existenz dem Staate zu verdanken, dem sozusagen in der Lust hängenden Staate, der mit der bestehenden sozialen Ordnung nicht« Gemeinschaft- liche« hat, der seine Wurzel im Vergangenen, aber nicht im Ge- genwäctigen hat.» Halten wir un« nicht auf bei der konfusen Vorstellung, al« brauchte» die ökonomischen Interessen den Staat, den sie selbst schaffen, um einen Körper zu erhalten, oder bei der kühnen Be- hauptung, die russische Gesellschaftsform(zu der doch auch da« Ge- meinde-Eigenthum der Bauern gehört) habe ihre Existenz dem Staat zu verdanken, oder bei dem Widerspruch, daß dieser selbe Staat mit der bestehenden sozialen Ordnung, die doch sein eigevsteS Geschöpf sein soll,»nicht« Gemeinschaftliche« hat." Be- sehen wir un» lieber gleich diesen»in der Lust hängenden Staat», der die Interessen auch nicht eine» einzigen Stande» verttitt. Im europäischen   Rußland   besitzen die Bauern 105 Millionen Deßjatineu, die Adligen(wie ich die großen Grundbesitzer hier kurzweg nenne) 100 Millionen Deßjatinen Land, wovon ungefähr die Hälfte aus 15,000 Adlige kommen, die sonach durchschnittlich jeder 33,000 Deßjatinen besitzen. Da« Bauernland ist also nur um eine Kleinigkeit größer al« da« Adelsland. Die Adligen, wie man sieht, haben nicht das mindeste Interesse am Bestehen de« russischen Staat«, der sie im Besitz de« halben Lande« schützt. Weiter. Die Bauern zahlen von ihrer Hälfte jährlich 195 Millionen Ru- bel Grundsteuer, die Adligen 13 Millionen! Die Ländereien der Adligen sind im Durchschnitt doppelt so ftuchtbar al« die der Bauern, weil bei der Auseinandersetzung wegen Ablösung der Frohnden der Staat den Bauern nicht nur da« meiste, sondern auch da« beste Land ab- und dem Adel zusprach, und zwar mußten die Bauern für die« schlechteste Land dem Adel den Prei« de« besten zahlen.*) Und der russische   Adel hat kein Interesse am Bestehen de« russischen Staats! Die Bauern der Masse nach sind durch die Ablösung in eine höchst elende,' vollständig unhaltbare Lage gekommen. Nicht nur hat man ihnen den größten und besten Theil ihre» Lande« genommen, sodaß in allen fruchtbaren Gegenden de» Reich« dg« Bauernland für russische Ackerbauverhältnisse viel zu klein ist, al« daß sie davon leben könnten. Nicht nur wurde ihnen da- für ein überttiebener Prei« angerechnet, den ihnen der Staat vor- schoß, und den sie jetzt dem Staat verzinsen und allmählig ab- tragen müssen. Nicht nur ist fast die ganze Last der Grundsteuer aus sie gewälzt, während der Adel fast ganz frei ausgeht so­daß die Grundsteuer allein den ganzen Grundrentenwerth de« Bauernlandes und darüber auffrißt, und alle weiteren Zahlungen, die der Bauer zu machen hat, und von denen wir gleich sprechen werden, direkte Abzüge von dem Theil seine« Einkommen« find, der den Arbeitslohn repräfentirt. Nein. Zur Grundsteuer, zur Verzinsung und AbtragungSrate de» StaaiSvorschusse», kommen noch die Provinzial- und Kreissteuern seit der neu eingeführten Lokalverwaltung. Die wesentlichste Folge dieser»Reform» war eine neue Steuer belastung für die Bauern. Der Staat behielt im Ganzen seine Einnahmen, wälzte aber einen großen Theil der Ausgaben auf die Provinzen und Kreise, die dafür neue Steuern ausschrieben, und in'Rußland   ist es Regel, daß die höhere» Stände fast steuerftei sind und der Bauer fast Alle« zahlt. Eine solche Lage ist wie geschaffen für den Wucherer, und bei dem fast beispiellosen Talent der Russen zum Handel auf niederer Stufe, zur Ausbeutung günstiger Geschäftslagen und zu der davon untrennbaren Prellerei sagte doch schon Peter I.  , ein Russe *) Eine Ausnahme fand nur statt in Polen  , wo die Regierung den ihr feindlichen Adel ruiniren, die Bauern aber gewinnen wollte.