Zur KuapPschajtskaffeusrage.*)ILAm 18, Juli sollte die Fortsetzung der„Berathung der Statuten sür den projektirten KoappschaftSverband im Lwickauer Infpektionsbezirke" erfolgen.Wir haben bereits in unserer Betrachtung über die erste Bersammlung gesehen, in welcher Art und Weise eS dem Comits beliebte zu„bcrathen", und kann eS uns deshalb auch nicht besonderS auffallen, daß in dieser Versammlung überhaupt gar nicht„berathen" wurde.Die Versammlung war um 3 Uhr Nachmittag« in dem kleinenSaale des„Deutschen HauseS« zu Zwickau einberufen und von43(wiederhole dreiundvierziz) Personen, mitsammt dem Comitö,besucht.Statt um 3 Uhr wurde die Versammlung Uhr eröffnet,und bemerkte der in unserem letzten Bericht schon genügend er-wähnte Herr Dinter, daß heute der Vorsitzende aus der Mitteder Versammlung gewählt werden solle, da vor acht Tagen Vielegeglaubt hätten, da« Comitö befinde sich im Unrecht, den Vor-sitzenden selbst zu bestimmen. Er schlug Kirch eis(Vorsitzenderdes Comitös) zum Leiter der Versammlung vor, welcher hieraufden Vorsitz übernahm, trotzdem über ihn nickt abgestimmtwurde. Herr KircheiS bemerkte, daß das Comitö zwar vor achtTagen nicht im Unrecht gewesen sei— auch der Herr Stadtrathhabe es gesagt— und er(K.) hätte auch heute das Recht, unge-wählt zu fungiren; das Comit6 hätte aber sehen wollen, ob dennwirklich sich viele Gegner desselben in der Versammlung befinden.Durch seine„Wahl" sei bewiesen, daß das Comits dasVertrauen der Arbeiter besitze!Herr Dinter ergreift nun das Wort und referirt:„ImJahre 186S hatle die KaappschaftSkaffenbewegung ihren Anfanggenommen. Seit dieser Zeit schon ist man darauf bedacht ge-wesen, die Kasten zu vereinigen. Leider sind die damals der Re-gierung eingereichten Schriften erst im Jahre 1372 zur Berathunggekommen, und schließlich hat das Ministerium des Innern dieAnfrage an die Zwickauer KreiSdirektion gerichtet, ob die For-derungen und Beschwerden der Arbeiter begründet seien. DerHerr Kreisdirektor hat die Frage ausdrücklich dahin beantwortet,daß die Forderungen und Beschwerden der Arbeiter begründet seien,und so ist denn nachher die Verordnung hierher gelangt, daß nun-mehr unverzüglich die Bereinigung der KnappschastSverbände imZwickauer JnspektionSbezirke vorgenommen werden solle. In Folgebesten haben die Kreisoerbände eine Verfügung erlasten, in der sieerklärten, in welcher Weise die Vereinigung ausgeführt werdensolle. DaS war nun allerdings ein mißliches Verhältniß, da diesvon allen KnappfchaftSverwaltungen den Knappschaftsältesten ver-schwiegen wurde. Die Verwaltungen wollten allein vorgehen unddie Aeltesten nicht mitwirken lasten.Die Grube von Höhne(?) war nun diejenige, welche die An-gelegenheit den Knappschaftsältesten in die Hand gab. Man luddie Vertreter aller Knappschaftsverbände zu einer Zusammenkunftein, in welcher ein Comitö gewählt wurde. Das Comitö hat nunder Kreisdirektion Vorschläge gemacht und Statuten ausgearbeitet,und zwar deshalb, um die Arbeiter bei der Vereinigung in Schutzzu nehmen, denn in den Knappschaftsverwaltungen sind sehr wenigArbeiter, und da« sind wieder solche, die sich nichts zu Schuldenkommen lasten wollen.ES wird von einer Partei(der Genossenschaft) bestritten, daßwir das Wohl der Arbeiter im Auge hätten. Ich bin aber über-zeugt, daß die Genossenschaft nichts erringen wird, da die Parteinach dem Liebknecht'schcn Projekt von dem Grundsatz ausgeht,den Bergwerksbesitzern Alles zu überlassen.�) Das würde dannsehr schlimm stehen mit den Arbeitern.Die KnappschaftSältesten vertreten die Interessen der Arbeiterdurchgängig, sie sowohl als die Bergwerksbesitzer sind von derKreiSdirektion aufgefordert worden, Statuten zu entwerfen. Wirhaben es gethan. Die BergwerkSbesttzer sind noch nicht soweitgekommen, sie haben angefangen, sind aber bis jetzt noch nichtfertig.Wenn die Statuten, die wir entworfen haben, von den Ar-beitern angenommen sind, so werden dann Berathungen zwischeuden Arbeitgebern und Arbeitern stattfinden.Während der Ausführungen des Redners wurden von Zeit zuZeit die Biolinentöne aus dem angrenzenden Tanzsaal vernehmbar,und war in Folge de« Jnstrumentenstimmen« der Beschluß derKönigl. KreiSdirektion, der nun verlesen wurde, nicht zu verstehen.Ebenso war das Verlesen der Vorschläge, die von Seiten desComitöS der KreiSdirektion gemacht worden waren, unverständlich,da inzwischen nebenan die Tanzmusik ihren Anfang nahm.AuS den einzelnen Sätzen konnte man ungefähr entnehmen,daß sich das Comitä nicht ganz mit den Vorschlägen der Regierungeinverstanden erklären wollte.Die Aktenstücke wurden also mit Musikbegleitung vorgelesen,obgleich beim ersten Satz von allen Seiten der Ruf ertönte:„ESist nichts zu verstehen!"Von da an konnte man bei den anmuthigen Klängen einesgemüthlichen Walzers nur noch aus den Mundbewegungen DinterSersehen, daß er redete.Jammerschade, daß die Rede nicht verstanden wurde, denn ausden Worten: Freizügigkeit...... Arbeiter..... ic. ist unbestreitbar zu ersehen, daß er noch nicht ganz verlernt hat, für dieArbeiter zu sprechen, d. h. sie der Mühe des Sprechens zu über-heben. Die« ist um so sicherer anzunehmen, da er bei der ein-tretenden Tanzpause seine Rede mit der Betheuerung schloß, daßer sehr wohl wisse, daß eS so nicht mehr lange fortgehen könne,den» die Arbeitgeber wollten die Löhne ganz herunterdrücken. Erkönne deshalb nicht einsehe», daß die Arbeiter so leichtsinnig seienund sich nicht zahlreicher betheiligten.Die nicht„leichtsinnigen" Arbeiter aber(die Anwesenden) hattenunterdessen das Lokal verlassen, so daß die„Versammlung" ihrEnde erreichte.Politische«ebersicht.— AuS der Moltke'schen BildungSaustalt. Die„Frankfurter Zeitung" bringt in ihrer Nummer 245(Abendblatt) folgende„Mittheilung aus dem Publikum":„Bühl bei Baden, 31. August. Der Umstand, daß in der„Frankfurter Zeitung" schon mehrerer Fälle gedacht wurde, in*) Fortsetzung zu Nr. 95 vom 20. August. Wegen Stoffaudrangverspätet.**) Dumm und unverschämt gelogeu, Herr Dinter I Sie gerade sind«», der den Grubeubesitzern die KnappschastSkassen auf ewige Zeitenüberliefern will, während das„Liebknecht'fche Projekt" daraus hinzielt,die KnappschastSkassen den Grubenbesitzern zu entreißen.— Weiteres zurWiderlegung im demnächst(binneu 8 Tagen zum Preis von l'/j Groschen)erscheinenden Bergarbeiterkonferenz. Protokoll.welchen einzelne Civilistea von Exerzier- k. Plätzen durchdlensteifrige Offiziere oder Unteroffiziere wegzcwissen wurden, ver-anlaßt auch mich, heute einen Fall nicht ver Wegweisuug, sonoernder„Wegschaffung" von einem öffentlichen, dem Gesummt-Publikum zugänglichen Platze zur Kenatniß weiterer Kreise zubringen. Gestern wollte ich bei der 7. Batterie deS bav. Felo-artilleüe-RegimentS, die hier einquartirt war, einen Bekannten,der als Chargirter dient, aufsuchen. Ich traf denselben und vaer eben den Tagesdienst der Batterie zu versehen hatte, folgte ichaus seine Einladung zu dem hinter der Kirche gelegenen sogenannten Holzfang, einem ziemlich großen Platz, auf dem um 7 Uhr„Appell" abgehalteu wurde. Es hatten sich noch mehrere Civilisteneingefunden und gegenüber der Front der Mannschaft aufgestellt.An den zur Batterie gehörigen beiden Subalternosfizieren war ichgrüßend in nächster Nähe vorübergegangen, und beide hatten meinenGruß artig erwidert. Kurze Zeit nachher kam der Hauptmann.Nachdem er Jnspection gehalten und zur Aufmunterung de«Ehrgefühls seiner Untergebenen Schimfworte ausge-stoßen, diezu gemeinsiad, als daß die Feder siewieder-geben könnte, bemerkte et mich, der ich etwa 20—25 Schrittevon seiner Mannschaft ganz allein aus der Seite stand, währendsich die andern Civilisten mit einer Anzahl Kinder ganz nahe andie Mannschaft gedrängt hatten. Mochte nun der Herr Haupt-mann von E. aus meinem Angesicht daS Staunen über seine un-qualisicirbaren Ausdrücke gelesen haben, oder hatte überhauptsein Scharfblick in mir einen„ReichSfeind" gewittert, genug e«erscholl plötzlich auS seinem Munde der Befehl:„Schaffen Siemir den Mann weg" und ehe ich eigentlich im Klaren darüberwar, wer gemeint sei, kam ein Gefreiter auf mich zu, gab mireinige Stöße mit der rechten Faust vor die Brust und daich vermöge eines theilweise gelähmten Fußes— Folgen eines vor4 Jahren erlittenen Schlaganfalls— nicht mit gewünschter Schnel-ligkeit weggehen konnte, wurde ich mit Fauststößen tractirt,bis ich an dem den Platz begrenzenden Fußweg angelaugt war.Nachdem ich auf diese Weise„weggeschafft" war, hielt der HerrHauptmann von E. eine Ansprache an seine Mannschaft übermilitärischen Anstand, Zucht und Sitte. Ich stand noch auf demFlecke, auf den man mich„geschafft" hatte, und wartete das EndedeS Appell'S ab, da ich mir fest vorgenommen hatte, nicht durchübereilte Aeußerungen die Beleidigung zu erwidern. Der HerrHauptmann v. E. ist geborener Preuße, und da ich Ausgangsder sechziger Jahre selbst das zweifelhafte Vergnügen genoß, unterder Pickelhaube zu stehen, so weiß ich auS Erfahrung, welches Re-sultat die Klagen vom„Civil" gegen die Offiziere in derartigenFällen zur Folge haben. Ich ziehe eS deshalb vor, den Vorfallzur Warnung für andere„Civilisten" zur öffentlichen Kenntniß zubringen, da ich glaube, daß einnoch, über die Grenzen der BeolcheS Verfahren, wenigstens jetztugniß eines preußischen Haupbmanns geht. Zeugen stehen mir in hinreichender Zahl zu Gebote,um über diese neue Art preußischer Zuvorkommenheit Zeuznißabgeben zu können. A. H."Ist blos Moltke'sche«Schulbildung".— Die Ergebnisse der Reichsenquete über die Ar-beiterverhältnisse sollen im Lause dieses MonatS„im Reichs-kanzleramt gesammelt werden". Einem„Waschzettel" zufolge„lauten die Berichte über den Verlauf deS ErhebungSgeschäfteSsehr befriedigend, die mit den Aufstellunzen betrauten Personenfanden überall eifriges Entgegenkommen und von keiner Seite sindSchwierigkeiten gemacht worden, wie es allerdings hier und dabesorgt wurde. DaS System, nach welchem bei der Vernehmungder Arbeitgeber und Arbeiter verfahr?« wurde, hat sich durchausbewährt und man hofft dadurch auch auf Erleichterung bei derSichtung des allerdings sehr umfangreichen Materials, an dessenHand die Frage der gesetzlichen Regelung der Arbeiterverhältuisseerfolgen soll. Ob und in wie weit eine solche schon für dennächsten Reichstag wird erfolgen können, läßt sich zur Zeit aller-dings noch nicht absehen, doch wird eS bezweifelt. Dagegen wirdWerth darauf gelegt, die mitgetheilten Entwürfe über das HülfS-kassenwesen in dieser Session zum Abschluß zu bringen." So weitder Offiziöse. Daß die Berichte„sehr zufriedenstellend" sind—für die Herren im Reichskanzleramt, auch daß das„System sichdurchaus bewährt hat"— für die Herren im Reichskanzleramt,das unterliegt allerdings keinem Zweifel. Schade nur, daß dieseHerren ganz andere Interessen und folglich ganz andere Anschau-ungen haben als die Arbeiter.— Der neuerdings dem Bundesrath vorgelegte Gesetzentwurfüber Krankenkassen rc., betr. die Abänderung des Titels VIIIder Gewerbeordnung, lautet:Artikel I 1. An die Stelle des§ 141 der Gewerbeordnungtreten nachfolgende Bestimmungen:§ 141. Durch OrtSstatut(Z 142) kann die Bildung gegen-seitiger HülfSkassen zur Unterstützung von Gesellen, Gehülfen, Lehr-lingen und Fabrikarbeitern angeordnet und die Gemeindebehördeermächtigt werden, deren Einrichtung und Verwaltung nachAnhören der Betheiligten zu regeln.„§ 141». Durch OrtSstatut kann Gesellen, Gehülfen, Lehr-lingen und Fabrikarbeitern, welche in einem Gemeindebezirke be-schästigt sind und die Mitgliedschaft einer gegenseitige» Hülsskassenichtnachweisen, der Eintritt in eine bestimmte Kasse dieser Artzur Pflicht gemacht werden. Wer dieser Pflicht nicht genügt, kannvon der Kasse für alle Zahlungen, welche bei rechtzeitigem Eintrittvon ihm zu entrichten gewesen wären, gleich einem Mitgliedein Anspruch genommen werden.„§ 141 d. Durch Ortsstatut kann bestimmt werden, daß Arbeitgeber zu den Beiträgen, welche die bei ihnen in Arbeitstehenden Mitglieder einer nach Z 141a durch OrtSstatut bezeichneten HülfSkasse zu entrichten haben, Znfchüsse bis auf die Hälftejeuer Beiträge leisten, auch die letzteren, soweit diese während derDauer der Arbeit bei ihnen fällig werden, bi» auf Höhe deSverdienten Lohne« vorschießen. In gleicher Weise kann angeordnetwerden, daß Arbeitgeber ihre zum Eintritt in eine bestimmte Hüls«lasse verpflichteten Arbeiter bei dieser Kasse anzumelden haben. Werdieser Pflicht nicht genügt, kann von der Kasse für alle Zahlungen�welche bei rechtzeitigem Eintritt von den Arbeitern zu entrichtengewesen wären, gleich einem Mitgliede in Anspruch genommenwerden.„§ 141c. Die in den§§ 141— 141b, bezeichneten Bestimmünzen können von der höheren Verwaltungsbehörde für einzelneOrtschaften oder sür größere Bezirke getroffen werden, sofern demBedürsniß durch entsprechende OrtSstatute» nicht genügt wird.„§ 141 ä. Den Bestimmungen der ZZ 141— 141c. unterliegen auch diejenigen bei Bergwerken, AufbereitangS-Anstalten undunterirdisch betriebenen Brüchen oder Gruben beschäftigten Arbeiterund Arbeitgeber, für welche eine sonstige gesetzliche Verpflichtungzur Bildung von HülfSkassen und zur Betheiligunz an denselbennicht besteht. Auf die bei Hüttenwerken beschäftigten Arbeiter undArbeitgeber, welche den berzgesetzlichen Vorschriften über die Bil-dung von HülfSkassen und ver Betyeiligung an denselben unter-liegen, finden sie keine Anwendung.„Artikel 2. HülfSkassen, in Ansehung derer eine Eintritts-p ficht gewerblicher Arbeiter bei Erlaß diese« Gesetze« begründetist, werden bis auf weitere Bestimmung der Centralbehörde vergegenseitigen HülfSkassen im Sinne des Artikels 1 gleichgeachtet.BiS dahin bleibt die Pflicht zum Beitritt, sowie zur Zrhlungvon Beiträgen und Zuschüssen, soweit diese nicht über die durchAZ 141a. und 141b. bezeichneten Leistungen hinausgehen, fürArbeiter und Arbeitgeber bestehen. Wenn Arbeiter oder Arbeit-geber ihrer Pflicht nicht genügen, so treten die in§ 141a. und141b. zu Gunsten der Kassen bestimmten Rechtsfolgen ein."DieS der Entwurf. Also die alten Zwangskassen in neuerForm! Den Arbeitern soll die Verwaltung ihrer Kassen entzozeaund die Aröeiterkassen unter die Vormundschaft der Gemeinde-beyörden gestellt werden. Aach sür die Einmischung»er Ar-beitgeber ist gesorgt— kurz Alles, waS die Arbeiter nichtwollen.— ,i— Fabrikinfpec tion. Unsere Leser entsianen sich vielleichtder Potsdamer Seidenfabrik, die wegen der vielen Bleiver-giftungen von der Königlichen Regierung in Potsdam zeitweisegeschlossen wurden. ES wurde Stille über den Wassern und überallen Wipfeln war Ruh. Jetzt erfahren Dir, daß die Regierungden Eigenthümern den guten Rath gab,„solche Vorkommnisse inZukunft möglichst zu verhindern". DaS ist AlleS. ES wird fort-ge— bleikolikt. Auch von den Vergiftungen in den BreslauerStrohhutfabriken schweigt des Sängers Höflichkeit! Wenn dieFabrikinspectioa kein leerer Wahn bleiben soll, dann muß dochwohl den Herren VolkSoergiftern(diesmal nichi Sozalsemokratea) igegenüber etwas mehr Energie angewandt werden! Allein, aber,indessen--Der„Rückganz" des NationalserviliSmuS und sonstiger„ReichSfreunblichkeit" hat sich am letzten„SedanStaz" recht erfreu-lich bekundet. Ueberall, namentlich in allen größeren Städten,wieBerlin, Hamburg, Breslau, Frankfurt a. M., Dresden,Cöln, der„Seestadt" Leipzig ec. ist das„Fest" entweder voll-ständig verunglückt oder noch kläglicher ausgefallen als in früherenJahren. Wo Festzüge veranstaltet wurden, fehlte eS natürlichnicht an Schaulustigen, jedoch war die Zahl weit kleiner als siebei Pfingstochsen- FastnachtS- und anderen ordinären Narrenzüzeazu sein pflegt. sZ— Eine Sedanfeier, seiner und des„Reichs", demer dient, würdig, hat„unser" Herr Stephan in Berlin verübt,indem er uns am heiligen Tag eine Anklage zustellen ließ. Wieans dem Vorladezettel ersichtlich, ist eS folgende Notiz in Nr. 85 des„VolkSstaat", welche den Zorn des Unter-Genialen(ber, gleich Falk,die Empfindlichkeit feines Ober-Genialen sich zu eigen gemacht zu habenscheint) erweckt hat:„Anfrage an Hrn. Allzemein-EilfahrtS-BetriebS-Leiter(in ver-ständlichem Deutsch: Generalpostdirector) Stephan und dieDresdener Postbehöcden. Die Nr. 13 der iu London inrussischer Sprache erscheinenden Zeitung„Vorwärts" schreibt,zur Zeit der Ankunft des russischen Kaisers in Dresden seienalle auf dem dortigen Postamt eingelaufenen Briefe auS Ruß-land und Polen untersucht und gelesen worden, selbst diejenigen,welche an die Adresse eines Deutschen gerichtet waren. Ist daSwahr?"DaS Fragen, wenigstens eine derartige Frage ist wohl imReich der frommen Stiebersitte nicht erlaubt? Wir hätten wohlsagen sollen: Ja R-ichZtreue und nationalliberaler Hundedemuthver— endend, erfrechen wir uns, auf dem Bauch kriechend, EurerAllgemein-Eilfahrts-Betriebs-Leiterlichen Unfehlbarkeit zu nahen undHochfelbige unterwürfigst auf eine Mittheilunz des in London er-scheinenden SchandblatteS„Vorwärts" aufmerksam zu machen,welches u. s. w.? Wäre daS der richtige Amtsstil, Hr. Stephaa?— Schwarze Blousen.!Die„weißen Blousen" de« Bona-parte sind bekannt— Polizeiagenten, die, als Arbeiter verkleidet,allerhand schuftige Polizeistückchen auszuführen hatten. Jetzt spukenin Frankreich die„schwarzen Blousen". Man schreibt darüber ausRheims:„Gleichwie weiland das BaS-Empire(daS zweite Kriserreich),so macht auch das gegenwärtig so üppig florirende Pfaffenthumstark in„Sozialismus". Die katholischen Arbeitervereineschießen wie die Pilze aus dem Boden. Den Haut-Gout dieserchristlichen Gewerkschaften bekam man auf der hier abgehaltenenGeneralversammlung der„schwarzen Blouse" zu kosten. Die„ehr-würdigen Väter" entfalteten eine wahre Virtuosität in allerhandsozialen BeglückungSvorschlägen. Dieser gemeingefährliche Humbuzwird von der„Republique franyaise" in kräftigen Zügen also be-schrieben: Der Congreß in Rheims, sowie übrigens die gesammteklerikale Schule ist empört über die Befreiung, welche die gewerb-treibenden Klassen der französischen Revolution verdanken. All'diese Adeligen, diese Prälaten, diese Geistlichen in verschiedenenRöcken, all' diese Sozialisten und Philanthropen jammern überdaS Loos der Arbeiter; sie möchten gern dieselben dieser unheil-vollen Freiheit überheben, die ihnen von der Revolution gespendetworden, und von welcher Napoleon I., auch ein Sozialist, sie theil-weise entlastet hatte. Mit väterlicher Fürsorge wollen sie denselbenall' die Fesseln, all' die Bürden wieder aufladen, welche die Ar-beiter im Mittelalter beglückten, und die ihnen von der Revolutionvon 1789 so brutal entrissen wurden. Sie möchten die arbeitendenKlassen wieder in Besitz all' jener wohlthätigeu Tyranneien, all'jener heilsamen Joche bringen, unter denen sie ehedem seufzten.Von eben diesem Geiste der Gerechtigkeit und evangelischer Liebebeseelt, kämpfen sie tapfer, um den jüngeren Söhnen das heiligeRecht wieder zu erstatten, zu Gunsten der Erstgeborenen enterbtzu werden, den Protestanten und Juden das Recht wieder zu ver-schaffen, keinen Civilstand zu besitzen und von Zeit zu Zeit ausdie Galeeren geschickt zu werden; den Bauern daS Privilegiumwieder einzuräumen, die Zehnten zu bezahlen, heilsamen Froh»-dienst zu leisten, die Feudalsteuern richtig zu bezahlen und manchmalvon ihren Frohnherrn an den Galgen gehängt zu'werden. Eineganze Litanei von dergleichen Sozialreformen steht auf ihrem Pro-gramm. Nachdem all dieselben zu Stande gekommen sein werden,wird Frankreich wieder auf dem Wege Gottes fein; wir werdenun« einer durchaus christlichen und anziehenden Gesellschaft erfreuen,in welcher schön zu leben ist, und die von all den heidnischenFreiheiten, die wir gegenwärtig erdulden müssen, gesäubert seinwird."Ueberrasckend sind diese Mittheilungen uns nicht; auch unseredeutschen Pfaffen machen ja stark in„Sozialismus".— Der monströse Prozeß gegen die italienischen Jnter-nationalen hat nach wochenlanzer Verhandlung vou dem Schwur-gericht in Florenz seinen Abschluß erreicht. Sämmtftche Ange«