Sklaverei in den Betrieben Despotie des Kapitals
Als Todfeind der Arbeiterschaft erweist sich jeden Tag die Hitlerdiktatur. Sie verkündet die Aufhebung der Klassengegensätze, die Beseitigung des Klassenkampfes. In Wirklichkeit denkt sie nicht daran, an der kapitalistischen Ausbeutung das Geringste zu ändern. Die Klassen werden jetzt Stände getauft, die Klassenherrschaft des Kapitals über die Arbeit aber wird befestigt. Die Klassengegensätze bleiben, aber der Klassenkampf der Arbeiter wird gewaltsam unterdrückt. Nur in diesem Sinne haben die Nationalsozialisten den Klassenkampf„aufgehoben". Die Unternehmer heißen jetzt die „Führerpersönlichkeiten" der Wirtschaft. Die Mode der Diktatur bekommt ihnen vortrefflich. Jeder ein Hitler in seinem Betrieb, jeder ein Diktator über seine Arbeiter. Die Arbeiter, die nur gemeinsam und organisiert dem Kapital gegenübertreten können, sind der Möglichkeit jedes Widerstandes beraubt Den Gewerkschaften ist jeder Einfluß entrissen, sie sind zu einem Mittel der Unterdrückung der Arbeiter geworden. Das Koalitionsrecht ist vernichtet, ein Zwangsarbeits- Irieden verordnet. Dabei haben die Nationalsozialisten noch die Schamlosigkeit von den Arbeitern für diese Unter- drückungsmaschinerie Beiträge zu fordern. Aber nicht nur die Gewerkschaften sind aus einem Mittel der Befreiung in ein Mittel zur Knechtung der Arbeiter umgewandelt: jede Organisationsmöglichkeit, Jede Verständigung der Arbeiter unter- einander, ist beseitigt. Die Unternehmer, zumal die mächtigsten, sind gering an Zahl. Sie können sich leicht in ihren Büros, in ihren Sitzungen, in ihren Salons verständigen! Ihre Handelskammern, ihre Untemehmerverbände, ihre Kartelle, sind nach wie vor ungestört die nationalsozialistischen Kommissare und erst recht die gleichgeschalteten Präsiden- - ten und Syndici sind kein Haar anders geworden, seitdem sie Pg. sind. Nur den Arbeitern ist jede Verständigung unter sich verboten, sie dürfen nicht mal im Rahmen eines Kegelklubs über ihre Angelegenheiten sprechen. Mit dem Koalitionsrecht ist zugleich das Schlichtungswesen vernichtet. An die Stelle der Schlichter treten die„Treuhänder der Arbedt**. In einer Konferenz, die kürzlich bei dem lächerlichen Sodawasser-Fabrikanten, Stahlhelmführer vom Röhms Gnaden und— Arbeitsminister S e 1 d t e, stattgefunden hat, wurde verkündet, daß diese Treuhänder künftig völlig allein, autoritär und rechtsverbindlich die Arbeitsverträge regeln. Sie sollen den Arbeitsfrieden aufrecht erhalten. Die Treuhänder verkörpern die höchste Staatsautorität und sind daher lediglich an die Richtlinien und Weisungen der Rcichsregierung gebunden. Schlichtungsverhandlungcn. wie sie bisher nach dem liberalistischen und marxistischen Klassenkampfprinzip stattgefunden haben, gibt es in Zukunft nicht mehr. Jede Mitwirkung der Gewerkschaften— selbst der jetzt allein existierenden nationalsozialistischen Verbände— ist also beseitigt. Die Arbeiter haben beim Abschluß des Arbeitsvertrages, der über ihre Existenz entscheidet, nichts mehr dreinzureden. Aber sind nicht auch die Unter- n e h m e r in derselben Lage? Nein, denn die ernannten Treuhänder sind zwar keine Unternehmer, aber sie sind Unternehmersöldlinge und erfüllt von der ka pitalistischen Vorstellung, daß der Arbeiter williges Ausbeutungsobjekt zu sein habe. Nicht ein einziger Vertrauensmann der Arbeiterschaft ist unter diesen Treuhändern der nationalsozialistischen Unterdrückungsarbeit im Dienste des Kapitals. Die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik ist eine Kette dauernder Erhöhung der Lebenshaltungskosten. Die Treuhänder aber haben den„Arbeitsfrieden" zu bewahren, d. h. Lohnerhöhungen sind ausgeschlossen, Lohnkämpfe sind staatsfeindlich. Der Reallohn sinkt, die Kaufkraft der Massen wird gemindert. Das ist nationalsozialistische Krisenbekämpfung
— getreueste Ausführung des Programms des Pg. T h y s s e n. Die Nationalsozialisten haben bis zur Uebernahme der Macht die Forderung der Arbeitergewerkschaften, die 40-Stundenwoche einzuführen, als ihre eigene vertreten. Die„Treuhänder der Arbeit" denken nicht daran, die Arbeitszeit zu verkürzen, um die Arbeitslosen in den Produktionsprozeß einzureihen. Sie denken weder in Deutschland daran. Sie haben sogar in Genf unter der Führung ihrer Pg. L e y und Dr. M a n s f e 1 d, des als Scharfmacher bekannten früheren Söldlings des Berliner Arbeitgeberverbandes, die Beratungen über die internationale Einführung der 40-Stundenwoche sabotiert Die Helden, die den Versailler Friedensvertrag um 10 Jahre verlängert haben, die nicht aus dem Völkerbund ausgetreten sind, von den Beratungen des Internationalen Arbeitsamts sind sie davongelaufen. Der Internationale Arbeiterschutz ist ihnen genau so gleichgültig, wie die Interessen des arbeitenden Volkes in Deutsch land . Ganz anders aber sind die Gaben, die die Nationalsozialisten für die Unternehmer übrig haben. Da sprach in'der letzten Woche der Reichswirtschaftskommissar Dr. W a g e-
Das Züricher„Volksrecht" vom 17. Juni bringt einen Artikel„Ruf zur Sammlung; eine Aufgabe der Arbeiter-Internationale gegenüber der deutschen Arbeiterklasse." In diesem Artikel heißt es: „Wir meinen. Jene deutschen Sozialdemokraten hätten Recht, die uns schreiben, die- Sozialistische Arbeiter-Internationale solle vorerst als Treuhänderin die Verwaltung der SPD. übernehmen, die Kräfte sammeln, und sobald wie möglich einen Parteitag außerhalb Deutschlands einzuberufen, um die Parteileitung und deren Sitz zu bestimmen." Als Erwiderung auf diesen Artikel hat der Sekretär der Sozialistischen Arbeiter-Internationale, Friedrich Adler , folgenden Brief an das„Volksrecht" gerichtet: Mit großer Ueberraschung lese ich im „Vorwärts" vom 17. Juni den Artikel „Ruf zur Sammlung; eine Aufgabe der Arbeiter-Internationale gegenüber der deutschen Arbeiterklasse". Da der Artikel in Zürich , also am Ort, wo das Sekretariat der SAJ. seinen Sitz hat, erschienen ist, halt ich es, um Mißverständnisse und Legendenbildungen auszuschließen, für notwendig, folgendes festzustellen: 1. Der Artikel ist, ohne daß das Sekretariat der Sozialistischen Arbeiter-Internationale über die Absicht dieser Veröffentlichung irgendwie verständigt worden wäre, erschienen. 2. Jeder, der den Artikel„Die Aufgabe der Emigrantion in der vergewaltigten Partei", den ich in der„Internationalen Information" erscheinen ließ und den auch das„Volksrecht" vom 13. Juni zum Abdruck brachte, kennt, wird sich klar sein, daß ich die Voraussetzungen einer aktionsfähigen, deutschen sozialistischen Bewegung anders einschätze, als der Verfasser des Artikels„Ruf zur Sammlung". Es wäre daher nützlich gewesen, wenn in letzterem Artikel, der von der Aufgabe der Arbeiter- Internationale spricht, auf diesen Gegensatz besonders hingewiesen worden wäre. 3. Der Wunsch, daß„sobald wie möglich ein Parteitag außerhalb Deutschlands einberufen" werde, ist durchaus begreiflich und wird sicher von allen Genossen der deutschen Emigration geteilt. Wer aber glaubt, man könne, wie in normalen Zeiten mit dem Parteitag den Anfang machen, hat sich die ganze Kompliziertheit der Lage, in der sich die Arbeiterbewegung in Deutschland befindet, noch bei weitem nicht klargemacht. Jetzt sind brennendere Organisator 1- sehe Probleme zu lösen, die erst die Voraussetzungen für einen Parteitag schaffen können. Unter dem Sozialistengesetz, wo alles viel einfach«
n e r zu den mitteldeutschen Industriellen. Auch ihnen wurde das Eingreifen des Staates in Aussicht gestellt— freilich nicht zur Niederhaltung ihres Einkommens wie bei den Arbeitern, nein, ihnen ist die Staatsmacht gnädig. Die Wirtschaft— und man weiß, daß darunter in der Praxis nur die Unternehmer verstanden sind— soll sich selber verwalten. Wenn die Erzeugungsfähigkeit der Betriebe größer sei als der Bedarf, müsse etwas geschehen, eine sinnvolle Planung. Das Kartell sei dann am Platze. Dabei sei zweierlei auf gesetzlichem Wege zu bewirken: Es dürfe keine Außenseiter geben und dann dürften keine neuen Betriebe entstehen. Die Gewerbefreiheit müsse für die betreffenden Wirtschaftszweige aufgehoben werden. Das Zwangskartell, das ist also ihr Sozialismus. Sie bekämpfen den Kapitalismus, indem sie ihm ein unbeschränktes Monopol geben. Sie wollen den Kapitalisten untertänigst die von ihnen mit Lug und Trug, mit Ter- ror und Mord eroberte Staatsmacht zur Verfügung stellen, um den Unternehmern jede Konkurrenz vom Leibe zu halten und ihnen zu gestatten, die Preise nach Belieben hoch zu treiben. Wie im Handel, so soll auch in Gewerbe
war, vor allem, weil man eine wirklich immune Parlamentsfraktion zur Verfügung hatte, dauerte es nahezu zwei Jahre, bis der erste Parteitag auf Schloß Wyden möglich wurde. 4. Ich bin durchaus der Meinung, daß die Sozialistische Arbeiter-Internationale die Pflicht habe, den deutschen Genossen mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu helfen, ich halte es aber für eine vollständig wirklichkeitsfremde Idee ihr zuzumuten, daß sie„die Verwaltung der SPD. übernehmen" sollte. Wer solche Ideen äußert, macht sich, meiner Meinung nach, ein sehr unzureichendes Bild von den Aufgaben, die jetzt zu leisten sind, und die nur die deutschen Genossen s e 1 b s t zu bewältigen vermögen. Aber es handelt sich heute gar nicht mehr um die Erwägung, ob dieser oder jener Plan der Reorganisation besser sei, die Mehrheit des deutschen Parteivorstandes hat die. aktive Arbeit bereits aufgenommen, die erste Nummer des„N e u- e n Vorwärts", der in Karlsbad ausgegeben wird, ist in Zürich bereits eingetroffen. Nun werden, so hoffe ich, auch jene deutschen Genossen, deren Gedanken der „Volksrechf-Artikel Ausdruck gab, es als das Gebot der Stunde erkennen, wirklich „die Kräfte zu sammeln" und mit Energie daran mitzuarbeiten, daß die bereits erfolgte Initiative zu möglichst erfolgreichen Resultaten führe. Vollständig einverstanden bin ich mit dem Passus des„Ruf zur Sammlung" im„Volksrecht": „Es geht nicht um Einzelpersonen. Und geht nicht um einen Streit bezüglich Schuldfragen. Es geht um das Vertrauen der deutschen Arbeitermassen. Und um die Sammlung dieser Massen". Diese Sammlung ist in Angriff genommen. Sie ist die Voraussetzung für den dringend notwendigen, ununterbrochenen Kampf gegen das Hitlerische Schandregi- nient, aber auch für den geistigen Klärungsprozeß in der internationalen Arbeiterbewegung selbst, in dem die Voraussetzungen der Siegesmöglichkeiten der Arbeiterklasse neu untersucht werden müssen. An diesen großen Aufgaben mitzuwirken, ist heute dir. oberste Pflicht aller deutschen Genosse. Friedrich Adler . Die Mission des »Neuen Vorwärts« Der„ManchesterGuardia n", das führende liberale Blatt Englands, schreibt: Die deutschen sozialistischen Führer außerhalb Deutschlands haben das Hauptquartier
und Industrie die Errichtung neuer Betriebe verhindert werden. Ausnahmen für begünstigte Pg. sind natürlich zugelassen. Die Arbeiter und Angestellten eine entrechtete Masse— die U n- ternehmer, eine in sich geschlossene, vor Zuzug und Konkurrenz g e- schützteKaste, denen die Wirtschaft der Nation zu schrankenloser Ausbeutung durch die Diktatur zur Verfügung gestellt wird— das ist die Wahrheit über den Sozialismus Hitlers . Das ist die schamlose Enthüllung des großen Betrugs, der an dem deutschen Volke verübt worden ist Monopolkapitalismus, das ist das letzte Wort dieses Nationalsozialismus, das ist die Arbeitsteilung, wie sie sich die Hitler und Göring gedacht haben: den Nationalsozialisten. die schrankenlose Ausbeutung der politischen Macht den K a p i t a 1 i s t e n, die schrankenlose Ausbeutung der Arbeiter und der Konsumenten. Das ist der Sinn des Bündnisses, das Nationalsozialisten und Kapitalisten gegen das deutsche Volk geschlossen haben. Das ist ein Geschäft, aber es wird eine Geschäftsstörung geben! Dr. Richard Kern.
ihrer Partei nach Prag verlegt und mit der Herausgabe einer neuen Parteizeitung des „Neuen Vorwärts" von der Tschechoslo wakei aus begonnen. Kein Mensch kann daran zweifeln, daß sie die wahren Vertreter der deutschen Sektion der II. Internationale sind. Die sozialistischen Abgeordneten, die unter Herrn Löbes Führung In Deutschland geblieben sind, leben In einem furchtbaren Zwiespalt, der zwar ihre scheinbare Unaktivität erklärt, aber sie nicht zum Anspruch der Führerschalt berechtigt Soweit sie noch nicht in den Konzentrationslagern sind, haben sie doch immer das Schicksal derer vor Augen, die schon dort sind. Aber wenn auch in Deutschland jede Kritik an der Naziregierung in Wort und Schrift vollkommen unmöglich geworden ist die sozialistische Ueberzeugung der organisierten Arbeiter kann nicht mit einem Tage ausgerottet werden. Die Oppositionsstimmung wird bleiben, und der„Neue Vorwärts" wird ihr Ausdruck geben. Ihm werden die Sympathien aller gehören, die Deutschland noch einer Entwicklung zur Freiheit für fähig halten." Unmittelbar nachdem dieser Aufsatz erschienen war, wurden in Berlin alle erreichbaren Mitglieder des Parteivorstandes in die Konzentrationslager verschleppt Ueberwadiung der Privatgespräche Pflicht zur Denunziation. Der irrsinnige Despot von Preußen, Hermann Göring , verwarnt durch Rundfunk folgendes: „Es ist beobachtet worden, daß Beamte, Angestellte und Arbeiter in der Unterhaltung mit anderen Personen Aeußcrungen bekunden, die geeignet sind, Unzufriedenheit über die von der nationalen Regierung getroffenen Maßnahmen zu erzeugen und M i ß- trauen unter die Bevölkerung zu säen. Es handelt sich um Personen, die man mit dem Ausdruck„Miesmacher" treffend kennzeichnen kann. Ich ordne allen Beamten, Angestellten und Arbeitern an, daß künftig in derartigen Methoden eine Fortsetzung der marxistischen Hetze erblickt wird. Miesmacher sind daher als verkappte Marxisten anzusehen, die sich auf diese Weise noch immer im marxistischen Sinne betätigen. Ich ersuche alle, denen Personaldienstaufsichtpflichten obliegen, auf diese Fälle genau zu achten und mir sofort die betreffenden Personen unverzüglich namhaft zu machen. Ein Unterlassen dieser Anzeigen werde ich als eine betonte Solldaritätserfclämng mit solchen Hetzern betrachten müssen." Welche furchtbare Angst müssen Göring und seine Spießgesellen doch von der Wahrheit haben! Diese Angst macht sie tobsüchtig. Jetzt verlangen sie von ihren Sklavenaufsehem sogar, daß sie dl© Privatgespräche Ihrer Sklaven über- wachen! Jeder Aufseher wird. In Zukunft wöchentlich ein paar Unglückliche ans Messer liefern müssen, wenn er sich nie hl selber verdächtig machen will....