Nr. 178 BEILAGE

Neuer Vorwärts

8. November 1936

Propagandabluff mit Suhler   Waffenfabrik

Drittes Reich   und Rüstungsindustrie

waren

Der>> Völkische Beobachter weiß seinen, ter Heereslieferant zu Monopolpreisen, bis genommen worden waren, weil sie Fehler| lung der Stahlproduktion basierte ob der göringschen Hungerparole wohl recht im Frühjahr 1918 sogar die kaiserliche Re- aufwiesen. Das Durcheinander des Zusam- übrigens alle Firmen, ohne Ausnahme betei­gedrückten Lesern eine frohe Botschaft mit- gierung aufmuckte und energisch Preissen- menbruchs bot den ehrlichen Kaufleuten von ligt. Denn sie alle, die Krupp, Thyssen, Ha­zuteilen: die>> weltanschaulichen und soziali- kung forderte, da sie festgestellt habe, daß der GHH   die gewünschte Gelegenheit, diese nie!, Bochumer Verein  , Klöckner usw. gehör­stischen Forderungen des Parteiprogramms« die Firma nicht, wie sie behauptete, nur 10 Schundware zu Geld zu machen: man ten jenem Stahlwerksverband an, der sollen> erstmals voll verwirklicht werden«. Prozent, 173 Prozent auf die setzte sie zehn Millionen im Weltkrieg seine» Monopolstellung zur Und das Blatt hält gar nicht hinterm Berge Selbstkosten schlage. Die empörten Patrio- Mark der Reichsregierung in Preiswucherei ausgenutzt hat, wodurch damit, welche Forderungen gemeint sind. ten in Stuttgart   antworteten mit der Dro- Rechnung. Das Betrugsmanöver gelang dem Reiche ein direkter Scha­Diese nämlich: hung, dann in einen Produktions- und kam erst später durch die Indiskretion den von 400 bis 500 Millionen Verstaatlichung aller bereits vergesell- streik einzutreten, woraufhin sie von der eines Angestellten ans Tageslicht.

schafteten Betriebe,

Brechung der Zinsknechtschaft, Einz'ehung alier Kriegsgewinne, Gewinnbeteiligung der Arbeiter.

sondern

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für

Zünder und andere

Und in dieser Schrift verrät Schmidt noch eine weitere, hochinteressante Tatsache: die Jamtlichen Akten über das ganze

Mark entstanden ist.<< So steht es Obersten Heeresleitung( lieẞ Ludendorff  ) un- Nicht anders war es bei den Geschoß- wörtlich in einer Schrift des Hauptmanns ter militärische Zwangsverwaltung gestellt werken Sömmerda   in Thüringen   Heinz Schmidt, Batteriechef im Artillerie­wurden. Also Wucher, Betrug und versuch-( Hauptaktionär Rheinmetall, also Krupp), regiment Münster  , die 1935(!) von der amt­ter Landesverrat. Wozu noch versuchte Be- denen ebenso wie der Firma Heidelber- lichen» Zeitschrift für Wehrmacht und Wehr­Der Mut, mit dem Hitlers Zentralorgan   amtenbestechung kam: in der Sitzung des ger in Frankfurt   nachgewiesen wurde, im politik< herausgegeben wurde. das heiße Eisen des» una bänderlichen Pro- Aufsichtsrates der Daimler- Motoren- Gesell- Kriege unbrauchbare gramms< anfaßt, nimmt Wunder. Sollte die Welt einen in aller Stille erfolgten sozialisti­ schen   Umschwung in Deutschland   übersehen haben? Sollte es den Konzernen, den Banken, den Kriegsgewinnlern aber nein, der >> Völkische Beobachter< zerstreut solche Aengste sofort und gründlich, gemeint ist nur ein einziger Fall der Verwirklichung, ein ganz besonderer: die Verstaatlichung der Simsonschen Waffenwerke

Suhl   und Weimar.  

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in

Kein Wort zur Verteidigung der ehema­ligen Inhaber dieser Fabrik, der einzigen, die nach dem Versailler Vertrag das Recht der Waffenproduktion auf deutschem Boden be­halten hatte. Zweifellos ist die jüdische Fa­milie Simson   das Opfer eines antisemitischen Straßenräubertums geworden, das jeder Zoll ein Held und kein Krämer den Tod seines Kumpanen Gustloff mit dem Griff nach dem simsonschen Vermögen beantwortete. Aber das Unrecht, das den Simson geschah, sehen wir doch nur darin, daß sie nur allein zur Verantwortung gezogen worden sind, daß sie allein für Handlungen büßen müssen, die im Kreise ihrer rüstungsindu­striellen Kollegen als ganz legale- Mittel ehrenwerter Geschäftspraxis angesehen und angewandt werden.

Es darf angesichts der heuchlerischen nationalsozialistischen Entrüstung über die > Verbrechen der Firma Simson  < auch nicht daß es sozialdemokra­unerwähnt bleiben,

Was dem deutschen   Volke bleibt Gebiet der Kriegslieferungen,

FETT

schaft vom 28. Juni 1918

wurde

Kriegsgewinne usw., die in den Jahren der Republik   angeblich > verschwunden« waren( wie z. B. dem Historiker Hallgarten   erklärt wurde), sind jetzt wieder aufgetaucht! Schmidt hat sie nämlich eingesehen!!

Welch eine herrliche Gelegenheit für die nationalsozialistischen Bekämpfer des Rü­stungswuchers, mit den Schädlingen am Va­terland abzurechnen. Wenn Schmidt, am Schluß seiner Schrift feststellt:» Die Tat­sache des vom Reich nicht gebändigten>> Ge­winnrausches der Bevorzugten« hat entschei­dend zu unserm Zusammenbruch im Jahre 1918 beigetragen«, dann sollte es für die glü­henden Feinde des» Dolchstoßes«, als die sich die Nazis stets vorgestellt haben, keiner wei­teren Aufmunterung mehr bedürfen. Von der » Einziehung aller Kriegsgewinne«, zu der der » Völkische Beobachter« sich jetzt wieder be­kannt hat, nicht zu reden.

Aber freilich... was dem Juden Simson  recht ist, braucht den Herren Krupp, Thyssen und Konsorten darum noch lange nicht billig zu sein. Es gehört natürlich ein liberalistisch verseuchtes Gehirn dazu, nicht zu erkennen, daß der Wucher und Betrug der letzteren kein Wucher und Betrug ist. Denn

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dem defekte Materialien geliefert zu haben. In eben tische Reichstagsabgeordnete gewesen sind, Hauptmann Groß, der die militärische diesem Falle wurde sogar ein Major der Prü- nicht nur, daß sie mit den erwucherten Gel­Verwaltung leitete, ein gutdotierter Posten fungsstelle der Beihilfe überführt. dern die Position des arteigenen>> schaffen­die in den Etatdebatten der Nachkriegsjahre Der schamlose Wucher der Firma Thy s- den Kapitals« stärkten, sie setzten sich da­die Preisgestaltung der Suhler   Waffenwerke als Vorstandsmitglied angeboten! Oder nehmen wir die Gutehoff- sen( Inhaber ein Freund Hitlers   und- durch auch in die Möglichkeit, einen Teil der immer wieder einer scharfen Kritik unterzo­Großaktio- rings) mit Infanterieschutzschilden ist hin- ergaunerten Millionen für» nationale Zwecke< gen. Damals waren es die heutigen Freunde nungshütte in Oberhausen. när: die Familie Haniel, Generaldirektor: länglich bekannt und durch die gezahlte auszuwerfen, z. B. als Unterstützung an die Hitlers  , die Reichswehrgenerale, die Reusch. Also bodenständigstes Unterneh- lächerliche» Buẞe< nicht aus der Welt ge- nationalsozialistische Propagandakasse zu sich schützend vor die geheimnisvollen Zif­zahlen... fern der simsonschen Rechnungen stellten, mertum. Von 1915 bis 1918 lieferte die GHH schafft. nur die Kulisse für an die Spandauer Geschoßwerke, also rücksichtslosen. Bewucherung Zweifelt da jemand daran, daß das Ka­welche in Wirklichkeit zur Umgehung der Reich, gepreßte Geschoßhülsen. Bei Kriegs- des Vaterlandes die sowohl auf betrüge- pitel> Rüstungswucher« mit der Enteignung dunkle Machenschaften Und das ende lagen auf den Werkplätzen in Ober- rischen Angaben über die Selbstkosten, wie des Juden Simson   für das Dritte Reich zu deutschen   Abrüstung darstellten. warum der kürzlich hausen hunderttausende Hülsen, die nicht ab- auch auf einer landesverräterischen Drosse- Ende ist? Westfalikus. war auch der Grund,

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von

Allzu

das

An dieser

Im Räderwerk der Hitler- Maschinerie

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vom

Ein deutscher   Spanienflüchtling erzählt

beendete Prozeß gegen einige subalterne Missetäter vorsichtshalber unter Ausschluß der Oeffentlichkeit abgerollt wurde. schnell wäre sonst der Schleier um diesen Fall» jüdischen Preiswuchers< zerrissen und sichtbar geworden, worum es sich in Wirk­lichkeit handelte: um ordinäre Schie­Aus Wien   wird uns geschrieben: bungen einer Rüstungsfirma ge­Wir hatten lange gezögert, bis wir un- Staates Glauben schenkten. Wir sollten un­Sie haben mich gebeten, Ihnen meine Er- seren Entschluß faßten, solange, bis keine sere Leichtgläubigkeit bitter bereuen! meinsam mit der deutschen   Hee­resleitung, geduldet willfährigen lebnisse als deutscher   Spanienflüchtling zu Möglichkeit mehr bestand, mit unsern be- Bei mir begann die Reue schon ziemlich die erzählen. Ich folge hiermit gern Ihrer Auf- schränkten Geldmitteln das Fahrgeld zu be- früh, schon bei den ersten, ach! so lange Wehrministern und gedeckt durch Hilfestellung jener parlamentarischen Rech- forderung. Ich habe mit meinem Mann und zahlen, da einen Monat nach Ausbruch des nicht gehörten Befehlstönen der Transport­ten, zu der auch die heutigen Ankläger, die mit meinen Kindern ungefähr drei Jahre in Aufstands keine Billetts ins Ausland mehr leiter, die völlig von dem liebenswürdigen Nationalsozialisten, gehörten. Katalonien   gelebt. Es waren Jahre schwerer verkauft wurden und man mit der völlig ent- Ton abstachen, den wir in Spanien   auch von Arbeit, großer Anforderungen an Elastizität werteten Pesete draußen keine Fahrkarten den deutschen   amtlichen Stellen gewöhnt wa­Aber lassen wir die Frage nach dem Recht und Umstellungsfähigkeit vielbe- kaufen konnte. Es blieb also kein anderer ren. Sie verstärkte sich, als ich zum ersten oder Unrecht im Fall Simson  . Unterstellen schäftigten Arzt zum Koch, von der Aerztin   Ausweg, als uns von der deutschen   Botschaft Male den Hitler- Gruß über mich ergehen las­wir die Tatsache des erfolgten Verbrechens zur Zimmervermieterin waren herübertransportieren zu lassen. Diese Trans- sen mußte, ein Anblick, den man in Spanien  der Preistreiberei, der Lieferung minderwer- auch Jahre der Hoffnungsbelebung und Beru- porte gingen schon wochenlang ebenso wie schon vergessen hatte und den man im Land tiger Ware und des Betruges an den Staats- higung. Spanien   erwies sich als gastfreies die Transporte aller übrigen Botschaften, die ausdrücklich verboten hatte die Abreisen­kassen. Und billigen wir das Recht jeder Land, der kindliche, unbesorgte Charakter schon in der ersten Woche ihre Staatsange- den wurden ausdrücklich verwarnt, sich von Regierung, darauf mit allen Mitteln, sogar des Spaniers wirkte heilsam auf unsere mit hörigen aufgefordert hatten, vor allem diejeni- ihren Freunden auf dem Bahnhof auf diese Problemen überfütterten, durch durch Enteignung, zu antworten. schweres gen mit Kindern, das Land zu verlassen. In Weise zu verabschieden soviel Angst hatte Doch warum nur im Falle Sim- Schicksal tiefgeprüften Seelen. Mitten aus allen Appellen der deutschen   Botschaften man damals vor dem spanischen Volk auf son? Wollen die nationalsozialistischen Kor- diesem primitiven, nur von der Sorge um den wurde immer wieder erklärt, daß alle Deut- dem Dampfer, sobald er die spanischen   Ho­ruptionstöter wirklich glauben machen, daß nächsten Tag erfüllten Leben weckten uns die schen, sofern sie nur gültige Pässe hätten, heitsgewässer verlassen hätte, dürfe man so­solche Praktiken nur bei der einzigen jüdi- Schüsse der Rebellen, schen Firma vorgekommen seien? Wissen sie Kampf gegen wirklich von Da alle Gäste flucht­keiner Anklage in gleicher Spaniens   aufnahmen. und den Ort verließen, Richtung gegen andere Werke? Da wird es artig unser Haus Zeit, das schwache Gedächtnis der national- mußten wir unsere Pension schließen. Je län­sozialistischen Bekämpfer rüstungsindustriel- ger sich der Krieg hinzog, desto unhaltbarer Wenn nach dem Ausspruch eines guten Spa- zu sehr in den Knochen; vielleicht war auch len Wuchers und Betruges etwas aufzufri- wurde unsere materielle Existenz, so daß wir nienkenners> gleich hinter

schen!

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aber

es

die Mitte Juli den

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gleich behandelt würden, und in privaten die rechtmäßige Regierung Anfragen wurde ausdrücklich zugesichert, daß die Nicht- Arier ebenso wie die Arier in diesem Falle der Not aufgenommen würden.

zu Imeiner Mutter,

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viel» Heil Hitler« schreien, wie man wolle.

Aber selbst auf dem Dampfer war das Leben noch gut zu ertragen. Vielleicht lag die Erfahrung, die man in den Wochen des Bürgerkrieges gemacht hatte, den Nazis noch den Pyrenäen   das Publikum so

verschieden zusammenge­

schließlich keinen anderen Ausweg sahen, als Afrika   beginnt«<, so verzeihe man uns Halb- setzt, daß trotz aller auch dort unten eifrigen Ist den Herren vielleicht der Name der daß ich mit den Kindern nach Deutschland   afrikanern, daß wir wir Wilden sind doch Nazi- Propaganda noch keine richtige Begei­Daimler Motoren- Gesellschaft zurückginge bis mein bessere Menschen diesen Zusagen der Ver- sterungsstimmung bei der Aussicht auf die in Stuttgart   bekannt? Eine rein arische Mann wieder eine Möglichkeit sähe, uns drü- treter eines zweifellos mitteleuropäischen und Rückkehr ins geliebte Vaterland aufkommen Im Kriege bevorzug- ben zu ernähren. zivilisatorisch hochüberlegenen wollte. Die begeisterten Nazis, bes. alle, die Firma, versteht sich.

daher uns