|lt. 180. 17. Jahrgang.2. Mm ks„MwW" Srdiiict MteM.Sonntag, 5. AngnA 1000.Juli.2.3.5,Mnkevm neueren Muvs.Halle. Genosse Thiele wegen Vergehens gegen Z 18t desStr.-G.-B. öv M. Geldstrafe.— Wegen Nötigung der Ar-beiter Bräutigam- Schkeuditz 8 Monate Gefängnis.—100 M. Geldstrafe Genosse Thiele wegen Beleidigungsämtlicher Unteroffiziere und Kriegerucreine.Dessau. 300 M. Geldstrafe Genosse Günther wegen Bc-Icidigung des anhaltinischen Kriegerverbands.Zwickau. Wegen Verrufserklärung Genosse Müller 50 M.Geldstrafe.Dresden. Maurer Schaf wegen Tragens republikanischerAbzeichen 5 M. Geldstrafe.Naumburg. Die Landarbeiter K o u l und Purczikiewitzwegen Drohung und Widerstand je 4 Monate Gefängnis.Leipzig. In der Revisionsinstanz Genosse Thiele- Hallewegen Beleidigung eines Rittergutsbesitzers 2 Monate Ge-fängnis.Mülhausen i. E. Genosse Gsell 30 M. Geldstrafe wegenBeleidigung eines Fabrikanten.Bremem.' Ein Holzarbeiter wegen Bedrohung eine WocheGefängnis.Freibcrg. Wegen unerlaubten Sammelns ein Genosse inHetzdorf 3 M. Geldstrafe.Karlsruhe. 100 M. Geldstrafe Genosse Röske- Hamburgwegen Beleidigung eines Fabrikanten.Halle. Die Bauarbeiter Schulze und Baum ivegen Nöti-gung und Beleidigung 2 Monate bezw. 2 Wochen Gefängnis.Bochum. Wegen Beleidigung eines Grubendirektors GenosseL a n g h o r st 50 M. Geldstrafe.Reinbeck. Drei Monate Gefängnis ein Weber ans Schiffbcckwegen Körperverletzung eines Streikbrechers.Neustadt a. H. o M. Geldstrafe der Former B u ch h e i twegen Bedrohung eines Streikbrechers. Antrag: 2 MonateGefängnis.Braunschweig. Genofie H e y m a n n wegen Beleidigungeines Lehrers 30 M. Geldstrafe.Atel. Wegen Beleidigung eines Gendarmen Genosse Korn2 Monate Gefängnis.Memel. 30 M. Geldstrafe Genosse Petereit wegen Wer-breitung des beschlagnahmt gewesenen Kalenders»Ostpreußischer Landbote".Düren. 2 Arbeiter je 00 M. und 4 Arbeiter je 15 M. Geld-strafe wegen Beleidigung von Streikbrechern.Liegnitz. Wegen des gleichen Vergehens der Maurer K u b e5 M. Geldstrafe.Hagen. Ein Bergmann und ein Wirt je 15 M. Geldstrafewegen Uebertretung des Vereinsgesetzcs.Gera. 1 Monat Gefängnis Genosse S e i f a r t h wegen Be-leidigung eines Schulvorstands. �Wiesbaden. Genosse Schmidt, Frankfurt, wegen Be-leidigung eines Domänenpächters 200 M. Geldstrafe.Elberfeld. Wegen Beleidigung eines Streikbrechers ei»Färber 1 Woche Gefängnis.Crimmitschau. 250 M. Geldstrafe Genosse Müller-Zwickau wegen Beleidigung eines Fabrikdirektors.Randow. Genosse Behnke wegen VerÜbung groben Un-fugs 50 M. Geldstrafe.Elberfeld. Ein Färber aus Barmen wegen Beleidigungeines Streikbrechers 2 Monate Gefängnis.Elbing. Wegen Nötigung bezw. Beleidigung eines Streik-brechers ein Maurer 3 Monate Gefängnis.Insgesamt wurde erkannt auf 2 Jahre, 2 Monate und 4 WochenGefängnis und 1360 M. Geldstrafe.9.10.**12.13,17.17.19.23.26.»m30.»30.Berlin, den 3. August 1900.Der Parteivorstand.Ans der russischen Arbeiterbewegung.Dem Kampf der russischen Arbeiter, die unter weit schwierigerenUmständen als die Arbeiter irgend eines andern Landes den Doppel-kämpf gegen Absolutismus und Kapitalismus führen, sind ihredeutschen Klassengenossen von jeher mit ganz besonderer Aufmerksam-keit gefolgt. Im allgemeinen sind die Nachrichten, die uns von derrussischen Arbeiterbewegimg zugegangen, spärlich und niizusammen-hängend— dank den eigentümlichen Bedingungen, unter denen dieseBewegung sich entwickelii muß. Um so größeres Interesse wirdeiner Veröffentlichung entgegengebracht werden,*) die vor kurzerZeit in russischer Sprache erschien, und in der in zu-samntenhängcndcr Weise ein Bild von der Entwicklungder Arbeiterbewegung in einem Centruin der russischen Industrieentrollt wird. Es handelt sich um das südrussische GouvernementJekaterinoslaw, besonders um die$m,pfftadt gleichenNamens. Was uns von dem Werden und Wesen der dortigenArbeiterbeweguiig erzählt wird, dürfte typisch für die Entivickelimgder Bewegung auch in andern russischen Jndustriccentren sein undverdient deshalb erhöhtes Interesse.Greifen wir einige besonders bemerkenswerte Angaben heraus.Mau kann die Distrikte, von denen hier die Rede ist, in gc-wiffem Sinne unserm rheinisch-westfälischen Judustricrevier vergleichen.Die Zahl der Erzgruben, Schächte und Fabriken hat sich in denletzten Jahren ungeheuer vermehrt; um diese gewerblichen Anlagenherum bilden sich Städte, deren Einwohnerzahl mit einer frühernie gekannten, säst an amerikanische Verhältnisse erinnerndenSchnelligkeit wächst. Ans allen Gegenden Rußlands, besonders ausden centralen Gouvernements, strömen hier Arbeitcrmassenzusammen, deren Hauptkontingent von völlig verarmten,der ständigen Hungersnot ihrer Heimatdörfer entfliehendenBauern und Bauerssöhncn gestellt wird. So sind inJekaterinoslaw und seiner nächsten Umgebung allein etwa25 000 Arbeiter beschäftigt. Wir finden hier zivei große Eisenhütten,von denen die eine 8000, die andre 2000 Mann beschäftigt, eineRöhrenfabrik mit 1500 Arbeitern, eine Fabrik mechanischer' Jnstru-mente mit 1000 Arbeitern, daneben eine Waggonfabrik, mehrereEisenbahnwerkstätten usw.Der Druck, unter dem diese Arbeitermassen zu leiden hatten,war lange Zeit ein ganz ungeheuerer. Die alte Erfahrung, daß derKapitalismus niemals brutaler unter seinen Opfern wütet als inseiner Jugendzeit, in der noch keine Gewerkschaflsbeweguiig, keindurchgreifender Arbeiterschutz seinen Ausbeutungsgelüstcn auchnur die geringsten Schranken auferlegt: diese alte Erfahrungiviederholte sich auch hier durch schamlose Betrügereien bei derLohnabrechnung, durch gaunerische Vermischung von Stücklohn undTagelohn und ähnliche Machinationen, deren sich die ungebildeten,rechtlich schutzlosen Arbeiter nicht zu erlvehren wußten. Der Lohnder an sich schon unsäglich gering bezahlten Arbeiter wurde immermehr gedrückt, während die Millionenprofite der Aknengesellschaftenvon Jahr zu Jahr anschwollen.Und die Arbeiter? Auch hier die gleiche Erscheinung, die manin allen westeuropäischen Ländern beobachten konnte: die Erbitterungmacht sich zunächst nicht in organisiertem Kampfe Luft, sondern ingelegentlichen wilden Ausbrüchen der Verzweiflung, deren ständigeBegleiterscheinungen Zerstörungen der Fabriken' und Maschinen,Brandstiftungen und Niedermetzelimg von Fabrikanten und Betriebs-leitern sind, in deren Person die unwissenden Massen die Quelle allesihres Unglücks erblicken. Das wird anders, sobald die moderneArbeiterbewegung in Distrikte festen Fuß zu fassen beginnt, und denArbeiter lehrt, daß er nicht einen Kampf gegen Sachen und Personen,sondern gegen ein System zu sichren habe, nicht gegen den Aus-beuter als Menschen, sondern gegen die Ausbeutung.In Jekaterinoslaw setzen die Anfänge einer Arbeiterbewegungim modernen Sinne etwa im Jahre 1895 ein. Dieseersten Organisationsversuche gehen nicht von den Arbeitern selbst,sondern von„Akademikern" aus— in Rußland beteiligt sich bc-kanntlich die sogenannte„Intelligenz" in weit höhcrem Grade an*) Die Arbeiterbewegung in Jekaterinoslaw. Mit einem An-hang:„Aufruf an die russischen Arbeiter." 1900.der revolutionären Bewegung als in irgend einem westcuropäisckicnLande. Es wurden kleine Propagandazirkel gegründet und Kassenfür etlvaige Kämpfe mit dem Unternehmertum wurden ins Lebengerufen. Aber die mangelnde Erfahrung der in Betracht kommendenPersonen im Geheimkampf führte bald zur Entdeckung der Cirkelund Kassen durch die Behörden. Schon im August 1895 wurdenviele Akademiker und Arbeiter verhaftet, und über ein Jahrlang hörte man nichts von neuen Organisationsversnchen.Aber der Same ivar ausgestreut— das Wachsen der Frucht nichtmehr dauernd zu verhindern. Der Mai 1897 brachte den erstenivohlorganisierten und erfolgreichen Kampf der Arbeiter derEisenbahn-Werkstätten, die die Bezahlung der sog.„Kronfeiertage"(Gedächtnistage der Zarenlrönung) forderten. Wie das auch bei unszu Lande der Brauch ist, lieben es die russischen Unternehmer, daßdie Arbeiter an dynastischen Festtagen feiern, wie bei uns hört aberauch in Rußland der Unternehmcr-Patriotismus beim Geldbeutelauf— drüben wie hüben sucht ma� dem Arbeiter die Bc-zahlung der erzwungenen Feiertage vorzuenthalten. Gleichersolgreiche Streiks hatte man um dieselbe Zeit in verschiedenenRöhren- und Maschinenfabriken von Jekaterinoslaw. Im Sommer1897 beginnt die Bewegung von den Fabrikarbeitern sich auf dieArbeiter des Kleingewerbes, die Haudlverksgesellen, auszudehnen.Gründung von Streikkassen und mehrere kleine Ausstände legenZeugnis davon ab. Alle diese bald in diesem, bald in jenem Berufbemerkbaren Beivegungen wurden organisiert und geleitet von zweigeheimen Propaga'udacirkeln, einem„Intelligenz"- und einein Ar-beitercirkel, von denen der letztere im wesentlichen unterden Handwerksgeselle», der erstere unter den Fabrikpröletariernarbeitete. Beide Cirkel vereinigten sich im Dezember 1897zu gemeinsamer, umsassender Arbeit unter dein Namen„Jekateriuos-lawicher Verband zur Befreiung der arbeitenden Klasse".Die Thätigkeit des„Verbands" war außerordentlich mannigfaltig. Unter gewaltigen Schwierigkeiten— die ganze Arbeit mußtenatürlich absolilt geheim geleistet werden— wurde zunächst eineS t a t i st i k über die in den Fabriken von Jekaterinoslawherrschenden Lohn- und Arbeitsverhältnisse aufgenommen. AlsFrucht dieser Statistik gab der„Verband" dann noch im Winter1897/93 siebeil verschiedene Flug b lätt er heraus, in denen dieMißstände in sieben der hauptsächlichsten Fabriken eingehend be-leuchtet und die speciellen Forderungen der Arbeiter jeder dieser Fabrikendargelegt wurden. Diese Forderungen erstrecken sich im Ivesentlichen aufVerbesserung der sanitären Zustände, Unfallverhütung, Verkürzung derArbeitszeit an den den Sonn- und Feiertagen vorhergehenden Tagen.Lohnerhöhung, prompte Lohnauszahlnng, bessere Behandlung � unddergleichen. Diese Flugblätter fanden unter der Arbeiterschaftaußerordentlichen Anklang und hatten zur Folge, daß in einigenFabriken verschiedene der ärgsten Mißstände beseitigt wurden, ohnedaß die Unternehmer es ans einen Konflikt ankommen ließen. DerMärz 1898 brachte wie in ganz Rußland so auch in Jekaterinoslalvden Arbeitern neue Verfolgungen. Am 11. März fanden Massen-Haussuchungen statt und 15 der thätigsten Genossen wurden ver-haftet. Trotz dieses schweren Schlages setzte der Verband semeThätigkeit fort, und am 1. Mai 1398'konnte in Jekaterinoslaw zumerstenmal eine M a i f e st-Z eitung herausgegeben werden, in der denArbeitern die Bedeutung des Weltfeiertags vor Augen geführt wurde.Das ganze Jahr 1898 war durch eine Menge kleinerer undgrößerer Konflikte zwischen Arbeitern und Unternehmern ausgefüllt,die für die Arbeiter teils günstig, teils ungünstig verliefen. Wirkönnen an dieser Stelle auf die teiliveise sehr interessanten Einzel-hciten dieser Kämpfe nicht näher eingehen. Bisher lvar die Thätig-keit des„Verbands" eine fast ausschließlich ökonomische, nur-gewerk-schaftlichc gewesen— nur mit ganz naheliegenden Forderungen,deren unmittelbare Bedeutung auch dem ungeschnltcsten Arbeiter indie Augen springen mußte, hatte man an eine so tief stehende Ar-beitcrschaft wie die von Jekaterinoslaw herankommen können. Mitdem Beginn des Jahrs 1899 erweiterte sich das Kainpffeld,dem rein gewerkschaftlichen Kampf trat der politischeKampf, trat die s o c i a l i st i s ch e Propaganda zur Seite.Und ivie gewöhnlich, waren es auch hier die Behörden, der Staatselbst, der den Arbeitern die innige Z u s a m m e u g e h ö r i g-keit z>v i s ch e n gewerkschaftlicher und politischerBethätigung geradezu einbläute. Indem er sich in allenKonflikten'rückhaltlos auf die Seite des Unternehmertums stellteund für die kämpfenden Arbeiter nichts übrig Hatto als dieBrutalitäten von Polizei und Gendarmerie, als Haussuchungen,Verhaftungen, Einkerkerungen; indem er sich so als Klassenstaat derschlimmstcil Art praktisch zeigte, drängte er die Arbeiter mit Gewaltauch zur politischen Bethätigung. Im Januar 1899 verbreitete der„Verband" unter den Arbeitern von Jekaterinoslaw 2000 Exemplareeines Flugblatts, in dem er seinen Anschluß an die russische social-demokratische Arbeiterpartei proklamierte und dieGrnndanschauungen und Ziele der Partei in feurigen Worten dar-legte. Seit dieser Zeit sind sämtliche Veröffentlichungen des„Ver-bands" unterzeichnet„Jekaterinoslnlvsches Komitee' der russischensocialdcmokratischen Arbeiterpartei", und der Charakter der Bewegungwird durchaus s o e i a I d e m o k r a t i s ch.Reges geistiges Leben herrscht seit zwei Jahren unter derArbeiterschaft von Jekaterinoslaw; überall, in den Fabriken wieunter den Handwerksgesellen, entstehen geheime Cirkel, die sich nebenden Zielen des ökonomischen Kampfs die politische Aufklärung ihrerMitglieder, die Anschaffung von Bibliotheken, die selbstverständlichfast ausschließlich aus verbotenen Büchern bestehen, die Sammlungvon Geldern zur Unterstützung der Familien Inhaftierter und zurallgemeinen Propaganda zur Aufgabe gemacht haben. Das Er-scheinen einer neuen„ungesetzlichen" Schrift wird von den Fabrik-arbeitern geradezu als' ein' Ereignis betrachtet, die verbotenenBücher finde» massenhaften Absatz und werden sämtlich verschlungen.Wer denkt bei alledem nicht an den Kampf der d eu tsch e n Arbeiterzur Zeit des Ausnahmegesetzes?Die Seele der ganzen Bewegung in Jekaterinoslaw und Um-gegend aber bleibt das„Komitee". Dies ist es, das die Anschaffungund den Vertrieb der Schriften regelt, die Flugblätter herausgiebt,die Gelder verivaltet und ini Geheimen alle Streiks organisiert undleitet. In neuester Zeit giebt das Komitee sogar eine r e g e l-in ä ß i g erscheinende, natürlich in einer geheimen Druckerei her-gestellte Zeitung heraus, die den Titel führt:„Der Südarbeiter",ein Blatt, das durchaus soeialdemokratisch redigiert ist und dieInteressen der Arbeiter im südlichen Rußland vertritt. Von diesemneuen Unternehmen erwarten die Genossen eine mächtige Förderung derBewegung nicht nur in Jekaterinoslaw, sondern in ganz Südrußland.Man sieht: die russischen Socialisten brauchen sich, wenn demnächstin Paris internationale Revue abgehalten wird, nicht hinter denBruderparteien der andern Länder zu verstecken. Sie haben wackergearbeitet— unter den ungünstigsten Verhältnissen. Und ihre Arbeitist nicht ohne Erfolg gewesen.ES geht vorwärts, trotz alledem,— auch in Rußland!»ÄttteruuaSiiberttcht von, 4. August>»00, uiorgens« Iliir.StationenWetlertiscÖ.iaWiSwiueiudeHamburgBerlinFrankf.M.MünchenWie»749 3748 3750-WSW753 SW758®753 jStillöbedecktScheiter3wolkig8 heiterLbcdeckt— chedecktSianonenAaparandaPetersburg!nrkAberdeenParisSEO 6ie«2Ä S5 3i7520755-SW7S2NNW754:97Wetter�wolligIwolkenl4hlb. beb.Schlb.bed.öSSa171314IiWetter. Prognose für Soniitag. de» 3. Nugiist 1!»«».Etwas kühler, zunächst ziemlich trübe mit Regeüfillen und frischen West-lichen Winden; später aufklarend. Berliner W e» I e r o» r e a»,