Einzelbild herunterladen
 

Nr. 284.

Abonnements- Bedingungen:

Abonnements Preis pränumerando: Bierteljährl. 3,30 Mt., monatl. 1,10 mt., wöchentlich 28 Pfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags= Nummer mit illuftrierter Sonntagss Beilage, Die Neue Welt" 10 Pfg. Post­Abonnement: 3,30 Mart pro Quartal. Eingetragen in der Poft- 8eitungs Preisliste für 1900 unter Br. 7971. Unter Kreuzband für Deutschland   und Desterreich Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 8 Mart pro Monat.

Erscheint täglich aufer Montags.

Vorwärts

11: 6

Berliner   Dolksblatt.

17. Jahrg.

Die Insertions- Gebühe beträgt für die fechsgespaltene kolonets zeile oder deren Raum 40 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Vereins­und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg. " Kleine Anzeigen" jedes Wort 5 Pfg. ( nur das erste Wort fett). Inserate für bie nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in derExpedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet. Kernsprecher: But I, Mr. 1508, Telegramm- Adresse: Socialdemokrat Berlin"

Centralorgan der socialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Fernsprecher: Amt I, Nr. 1508.

Gewissensfreiheit.

Alle Jahr Jesuiten  , das wird für die vom Centrum geführten Massen langweilig. Man muß Abwechslung bieten und es ist wahr: das Centrum versteht sich nicht übel auf das, was agitatorische Wirkungen verspricht. Es geschehen Wunder und Zeichen, da die Jünger der alleinseligmachenden Kirche sich plöglich als Vortämpfer der Geistesfreiheit, als Befreier der Gewissensbedrückung und Rezerverfolgung erheben.

Donnerstag, den 6. Dezember 1900.

Troßdem, so führte Bollmar aus, verlangt die Socialdemokratie

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.

Ein Desaven der Bülow- Politik.

die volle Freiheit der Kirche, denn sie fürchtet sich nicht vor dem In der Absicht, die Chinapolitik Deutschlands   gegen ihre Kritiker Kampfe mit den Dunkelmännern. Aber die Socialdemokratie zu verteidigen, bringen die halboffiziösen Blätter feit einiger Zeit geht weiter und berlangt, daß auch der Staat von der Artikel, in denen sie nachweisen, daß man Deutschland   keinen Bor­Kirche befreit, daß der Kirche nicht weltliche Macht zur Nieder- wurf daraus machen könne, wenn es in seiner Chinapolitik sich von dem Grundsatz einer weisen, zurückhaltenden Mäßigung drückung und Verfinsterung der Geister belassen werde. leiten lasse. Nachdem die Kölnische Zeitung  " fürzlich eine derartige Ansicht vertreten, wird derselbe Gedantengang heute von der Post" in einem langen Artikel auseinander gesezt, hauptsächlich in folgender Stelle:

Schließlich wies v. Vollmar auf den ungeheuren Widerspruch des Centrumsantrags hin, der in§ 1 religiöse Freiheit für jeden Reichsangehörigen fordert, aber in§ 5 die Ausübung der Religions­freiheit nur den vom Staate anerkannten Religionsgemein­fchaften gewährt. v. Vollmar schilderte die Bedrängnis der Dissidenten und kündigte an, daß seine Partei dem Entwurf nur zustimmen werde, wenn der Grundsatz der Religionsfreiheit für alle Staatsbürger zur Geltung gelangt.

"

Am

auf Dr. Pichlers

Politische Nebersicht.

Berlin  , den 5. Dezember.

Güstrow  .

-

" Der Hauptangriff der pessimistischen Kritiker richtet sich hauptsächlich gegen den Punkt, daß man angeblich die Todesstrafe, welche nach den Beschlüssen der Gesandten die Haupträdelsführer treffen sollte, aus der Liste der an China   zu richtenden Forderungen streichen wolle. In Wirklichkeit wird die Berechtigung der Koaliton, die Hinrichtung der Schuldigen zu fordern, bon feiner Macht bestritten, auch von Amerika   nicht; man will diese Forderung nur zunächst noch nicht zum Bestandteil einer unwiderruf­lichen Entscheidung machen. Der deutschen   Reichs­regierung wird man es jedenfalls nicht zum Tabel auslegen fönnen, wenn sie den von einzelnen ihrer Koalierten ge= äußerten Bedenken zunächst Rechnung trug. Diese Bedenken waren durchaus nicht etwa in Form einer bestimmten Gegen­forderung, sondern auf dem Wege vertrauter, mündlicher Aussprache, gleichsam als Fühler, an die leitenden deutschen   Kreise heran­getreten und zwar nicht bloß von amerikanischer Seite. Es ist nur weise und politisch einsichtsvoll, wenn sich das Deutsche Reich, das mit in erster Linie Sühne von China   zu fordern hat, nicht dem Vorwurf aussegen will, durch unerbittliches Bestehen auf einem einzelnen Punkte das Friedens­wert zu gefährden. Ob die Todesstrafe als Teil der décision irrévocable zu verlangen sei, fonnte felbstverständlich für für die die Reichsregierung nicht, so sehr in Betracht kommen, als der Gesichtspunkt, unter allen Umständen im vollsten Einvernehmen mit sämt lichen Verbündeten zu handeln. Eine entgegen tommende Haltung war ohne große Schwierigkeiten möglich, da, wie gesagt, die gegen die Anwendung der Todesstrafe Bedenken hegenden Mächte bis heute mit einem festen Vorschlag noch gar nicht hervorgetreten sind. Sollte im übrigen die Fertigstellung der Kollektivnote im ungünstigsten Falle fich noch einige Zeit verzögern, so ist ein solcher Verzug immer noch besser als eine Gefährdung des ganzen Werks."

Das Centrum hat für den ersten Schwerinstag dieser Session als ersten seiner Initiativanträge auf die Tagesordnung des Reichstags den Entwurf eines Reichsgefeßes betreffend die Freiheit der Religionsübung" gebracht, dessen grund­legender§1 erklärt: Jedem Reichsangehörigen steht volle Freiheit Der Centrumsredner Dr. Pichler, der nach Vollmar sprach, wußte des religiösen Bekenntnisses, der Vereinigung zu Religions­gemeinschaften, sowie der gemeinsamen häuslichen und öffentlichen der scharfen Kritik der Centrumsscheinheiligkeit so gut wie nichts Religionsübung zu." zu entgegnen und erkannte in einer unfreiwilligen Wendung an, daß Das Centrum, das den freien Gedanken mit Haß verfolgt, das Bollmar seiner Partei vielerlei Wahrheiten" gesagt füngst die freie Kunst dem Büttel und dem Strafrichter überliefern abe. Die Freitonservativen und National liberalen wollte, es begeistert sich plöglich für die uneingeschränkte Freiheit ließen durch ihre Redner einige Bedenken gegen den Antrag vor­der Religionsübung. Was doch ein bißchen Unterdrückung, empfunden bringen. Herr Richter und Herr Ridert folgten im allgemeinen den Anschauungen des socialdemokratischen Redners. am eignen Leibe, nicht alles zuwege bringt! Dieselbe Partei, die das Versammlungs- und Vereinsrecht der Arbeiter hundertmal Schluß der sehr langen Sigung entfesselten drei Bundes­die ratsbevollmächtigte, nach einander schnöde berriet, sie kämpft um Freiheit und Gleichheit vor dem Gesez, Angriffe bezüglich gewisser Vorkommnisse in Sachsen  , Mecklenburg  da sie selbst durch die protestantische Staatsgewalt sich zurückgesezt sieht. und Braunschweig   erwiderten, durch die Naivetät ihrer Beschönigungs­Sie, deren innerstes Wesen die Intoleranz ist, kämpft um Toleranz. versuche wahrhafte Heiterkeitsstürme im Hause. Die ernste Debatte Die Sigung begann mit einer lleberraschung. War es schon auf- fand einen humoristischen Schluß. Der Entwurf geht an eine 28er fallend und ein besonderer Beweis des Bemühens der Regierung. Kommission. dem Centrum Liebenswürdigkeiten zu beweisen, daß entgegen sonstigen Gepflogenheiten bei Initiativanträgen aus dem Hause eine stattliche Zahl von Regierungsvertretern erschienen war, an der Spize der Reichskanzler, so war es noch tveit auffallender, daß der Reichskanzler selbst vor den Antragstellern das Wort nahm, um sich zu dem Centrumsantrag zu erklären. Dieser Vorgang gab später Herrn Richter günstige Gelegenheit, für die Man erinnert sich noch des Aufsehen erregenden Prozesses vor bei der Chinadebatte ihm durch den Reichskanzler bereitete erger- dem Schwurgericht in Güstrow  , in dem der Händler Holst in lichkeit originelle Vergeltung zu üben, indem er unter großer Heiter- Wismar am 17. März d. J. wegen Meineids zu 3 Jahren Zucht­keit des Hauses dem Reichskanzler sagte: Sein ungewöhnliches haus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt wurde. Der Prozeß hatte Berhalten habe die Meinung erweckt, er wolle eine Erklärung der einen politischen Hintergrund. In Wismar   hielt am 6. August 1899 Regierung ob ihres Verhaltens zum Präsidenten eine Gewerkschaft ein Tanzvergnügen ab, das sich der besondren Auf­Krüger abgeben! merksamkeit der Polizei erfreute. Nach Beendigung des Festes tam es zu einigen Hänfeleien gegenüber den aufpassenden Polizisten. Ins­besondere sollen die Tischler Wollenberg und Steinbrügger beleidigende Aeußerungen über den Polizisten Schütt gemacht haben. Deswegen wurde gegen diese Anklage erhoben und Holst als Zeuge vernommen. Holst, der Mitglied des Bürgerausschusses war, hatte sich bei Schluß des Festes auf der Straße vor dem Lokal befunden und zur Ruhe gemahnt. Wir haben die einzelnen Phasen dieser Draufgänger- Politit, Er beschwor nun, er habe zwar gehört, daß Steinbrügger beleidigende die ebensoviel Blamagen darstellen, oft genug Revue passieren Aeußerungen über Schütt gemacht habe, von Wollenberg habe er laffen. Ganz kurz sei hier nur wieder daran erinnert, daß aber nichts gehört. Die Polizisten jedoch sagten aus, daß beide Deutschland   seiner Zeit überhaupt Die Polizisten jedoch sagten aus, daß beide Handlungen eintreten wollte, als an den Haupträdelsführern Tischler solche Aeußerungen gethan hätten. die Todesstrafe vollzogen sei. Die, décision irrévocable" begnügte sich dann damit, die Todesstrafe der Hauptschuldigen zu einem Punkt des Friedensvertrags selbst zu machen. Jetzt aber soll diese Hauptfühne aus dem eigentlichen Friedens vertrag überhaupt ausgeschieden werden! Das ist eine Niederlage der Bülow- Politit, wie sie schwerer nicht gedacht werden kann. Daß Deutschland   nun endlich mit Rücksicht auf das technung tragen will, soll unsre Seritit zuletzt herausfordern, nur " Friedenswerk" den Bedenken von Rußland  , Amerika   und Japan  verlange man nicht von uns, daß wir diese erzwungene Nach­giebigkeit für eine weise" und" politisch einsichtsvolle" Handlung ausgeben.

"

Graf Bülow erwies sich wiederum als der glatte Vermittler, der nach allen Seiten angenehme Komplimente austeilt und es mit niemand verderben will. Er erklärte sich durchaus für Gleich berechtigung der Religionsgemeinschaften", aber er fann nichts für die Durchführung seiner Anschauung thun, denn die Ordnung dieser Angelegenheiten unterstehe ausschließlich der Kompetenz der Bundesstaaten und nicht des Reichs.

der Minderheit find, einiges au schmecken.

-

In der That eine originelle Art, die Bülow- Politik gegen An­griffe in Schuß zu nehmen. Als ob wir je die Besonnenheit und versichert, getadelt hätten, und nicht gerade das rücksichts- und Mäßigung, die sich erst des Einvernehmens mit den andren Mächten besimmungslose Draufgängertum, das auf eigne Fauft den übrigen; Mächten vorausstürmt und eine Politit der Nache proklamiert, die schlechterdings nicht realisiert werden kann.

-

nicht eher in Unter­

Deutsches Reich. Hunnenbriefe.

Der Aachener Boltsfreund", ein Centrumsblatt, veröffentlicht

Für das Centrum sprachen Dr. Lieber und Dr. Pichler. Herr 2ieber befaßte sich fast ausschließlich mit dem Nachweis der Zuständigkeit des Reichs. Er mußte dabei gestehen, daß seine Partei früher stets in umgekehrter Richtung für die Er- Holst wurde noch während der Verhandlung dieses Prozesses vor weiterung der Rechte der Einzelstaaten gewirkt habe. Jetzt aber der Berufungskammer verhaftet, wegen Meineids unter Anklage müsse das Reich gegen das offenkundige Unrecht, das in einzelnen gestellt und, trotzdem es sich nur darum handelte, daß er in dem Bundesstaaten gegen die Anhänger der katholischen Kirche   geübt Menschengewühl nach Schluß des Festes etwas nicht gehört zu werde, einschreiten. Wir, die wir so oft in unsrer Beschwerde haben behauptete, was die Polizisten gehört haben wollen, zu der über getränkte Rechte der Arbeiter durch die Erhebung furchtbaren Strafe verurteilt. Als Motiv für den Meineid nahm das der Kompetenzfrage abgewiesen wurden, werden genug Gelegen Gericht an, daß der Socialdemokrat Holst den Socialdemokraten heit finden, das Vorgehen des Centrums gründlich auszunügen. Wollenberg vor einer Bestrafung retten wollte, also das bekannte Herr Dr. Pichler, der pfäffisch verbissene und streitbare Dom- Blutmärchen, daß Socialdemokraten im Parteiinteresse Meincide tapitular von Passau  , brachte in langer Aufzählung mannigfaltige schwören. Beschwerden über Verlegung der religiösen Gefühle der Katholiken Dieses Urteil wurde sowohl bei uns wie auch in der Mecklen fowie auch Andersgläubiger in verschiedenen Bundesstaaten zum Vor- burgischen Volkszeitung" scharf fritisiert und die gesamte Parteipresse trag. Was an Gewissensbedrückung durch Verwaltungsbehörden und wie auch eine große Zahl bürgerlicher Blätter gaben ihrem Erstaunen Polizeichikanen den Dissidenten und den staatlich nicht an über das auffallende Urteil unverhohlen Ausdruck. Es wurde be­erkannten fleinen religiösen Selten in hundertfachem Maße zugemutet fonders darauf hingewiesen, wie bedenklich das Urteil, abgesehen von wird, davon bekommen hier und da auch die Katholiken, wo sie in allen sonstigen Umständen schon deswegen sei, weil ja Solst gar einen Brief aus Beting, den 14. September. In ihm heißt es: nicht gesagt habe, daß Wollenberg die beleidigende Aeußerung nicht Genoffe v. Vollmar erklärte das Einverständnis der Social- gethan habe, sondern nur, daß er, Holst, sie nicht gehört bemokratie zu dem Grundgebanten des Gesetzes und mußte die Ge- habe; eine Behauptung, die durch die begleitenden Umstände- Tegenheit, um in scharfgespitzter Rede die Zweideutigkeiten und die Menschengewühl, Aufregung, vielfache Ausrufe von verschiedenen widerspruchsvolle unwahrhaftigkeit der Centrumspolitik in den Seiten sehr wahrscheinlich werde und deren etwaige unrichtigkeit Wohl Geistesfragen zu enthüllen. waren die Ablehnungs- jebenfalls niemand nachweisen tönne. gründe des Reichskanzlers nur Berlegenheitsausflüchte, aber John sowohl wie Schmidt sollen mun durch ihre Kritik den hat nicht gerade das Centrum, gegen socialdemokratische Vorsitzenden des gegen Holst urteilenden Gerichts, Landgerichts­Anträge genau die gleichen Einwände gemacht. direktor Schmidt, sowie den die Anklage vertretenden ersten Staats­Das Centrum will behördliche Beeinträchtigung seiner Glaubens- anwalt Dr. Kerstenhann beleidigt haben. Die Anklage findet in den genossen in Mecklenburg   durch Reichsgesetz hindern, aber hat uns Artikeln die Behauptung, Holst sei nicht verurteilt worden, weil ihm nicht das Centrum im Stich gelaffen, als wir die seine Schuld bewiesen, sondern weil er Socialdemokrat sei. Ueberdies elenden Verfassungszustände, die völlige Rechtlosigkeit nahm die Anklage sogar an, daß die Angeklagten wider besseres des arbeitenden Volks in Mecklenburg   von Reichswegen zu be- iffen gehandelt hätten. feitigen bemüht waren? Das Centrum fordert Duldsamkeit, aber ist nicht die tatholische Kirche der In begriff dogmatif teterrichterlicher Unduld famteit? Der Staatsanwalt beantragte gegen Schmidt 7 Monate, Den Höhepunkt der Vollmarschen Rede bildete eine überaus eindringliche und eindrucksvolle Untersuchung über das gegen John 3 Monate Gefängnis. Das Gericht verurteilte eigentliche Wesen des Katholicismus und der Centrumspartei: Sie Schmidt zu 250 M., John zu 100 M. Geldstrafe. Der Schutz tennen mir ein festes Princip, die tonfeffionell firch- bes§ 193 wurde den Angeklagten nicht zuerkannt, weil die gemein­lichen Interessen; der Dienst dieser Interessen beherrscht die same Parteizugehörigkeit die Angeklagten nicht genügend legitimiere, gesamte tleritale Politit, und gemäß diesem Jntereffe werden alle die Interessen Holsts zu vertreten.

-

Die Verhandlung nahm zwei Tage in Anspruch. Ein ausführ licher Verhandlungsbericht liegt uns noch nicht vor. Ueber den Aus­gang meldet uns ein Privattelegramm:

Grundsäge beliebig gewandelt. Toleranz und Eine volle Würdigung dieses Urteils, das so erheblich von den Centrum eine verblüffende Zusammenstellung! Die latholische Anträgen des Staatsanwalts abweicht, ist uns erst möglich, wenn Kirche glaubt sich in ausschließlichen Besitz der Wahrheit und Duldung uns der ausführliche Bericht vorliegen wird. Soviel scheint gewiß, der Keyzer" gilt ihr Wahnwig und Verbrechen. Begeistert fie fich daß die Behauptungen der Anklagefchrift, die Angeklagten hätten jezt für Toleranz, so nicht aus Ueberzeugung, sondern nur den Richtern Holſts bewußte Rechtsbeugung vorgeworfen, dem weil sie als Minorität davon Vorteil für sich erwartet. Sie fordert jezigen Gericht nicht als Unterlage für sein Urteil gedient haben. die Duldung der Unduldsamkeit!

...

-

. B

Am 10. September um 12 Uhr mittags wurde der Befehl zum Abmarsch gegeben. Bis abends 6 ühr wurde im Sturm schritt marschiert; dann tamen wir an eine Festung. Um 5 Uhr morgens marschierten wir in aller Gile weiter und machten um 9 Uhr Salt, um etwas auszuruhen. Da ertönte plötzlich der erste Kanonenschuß und manchem von uns wurde es anders zu Mute. An die Gewehre!" lautete das Kommando. Es wurde geladen, die Fahne wurde enthüllt, und dann ging's durch ein drei Meter Als wir aus diesem hohes Maisfeld. großen Feld heraustraten, lag vor uns eine große chinesische Festung. Wir waren 1000 Mann und hatten 6 Geschüße und zwei Maschinengewehre. Unfre Compagnie hatte einen Sturmangriff auf die Festung zu machen. Derselbe gelang sehr gut. Nachdem wir ein Thor   in die Luft gefprengt hatten, marschierten wir mit aufgepflanztem Seitengewehr unter Hurra­rufen in die Stadt. Alles, was uns in den Weg kam, wurde niedergeschossen, die ganzen Straßen waren mit Leichen bedeckt. Wir hatten einen Toten und 18 Verwundete, darunter 2 Offiziere. Um 12 Uhr hatten wir die ganze Stadt eingenommen; 200 Gefangene wurden vor der Stadt er­schoffen. Von 1-4 Uhr biwatierten wir, nm 5 Uhr wurde die Stadt in Brand geschoffen und wir marschierten wieder nach Peking   zurück, wo wir fiegreich empfangen wurden.

Liebe Eltern und Geschwister! Das war das erste Gefecht, aus dem ich durch Gottes Fügung unverlegt zurückgekommen bin. Betet zu Gott, daß er auch in den Gefechten, die uns noch bevorstehen, mir beistehen möge, damit ich gesund zu Euch zurüdtehre"

Der Volksfreund" macht bekannt, daß der Chinakrieger ein Sohn der Familie Klein, Aachen  , Jakobstraße, iſt.

Die Sächsische Arbeiter Beitung" veröffentlicht zwei weitere Briefe. Dem einen vom 8. Juli aus Tatu entnehmen wir Idie folgenden Stellen: