Nr. 284. 17. Jahrgang. 1. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 6. Dezember 1900.
13. Sigung. Mittwoch, den 5. Dezember 1900, 1 Am Bundesratstische: Reichskanzler Graf Bülow, Posadowsky.
Reichskanzler Graf v. Bülow:
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Abg. Dr. Lieber( C.):
von
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alls nicht erivartet, aber wir hätten doch wohl verlangen können, daß das erklärt sich wohl auch der Angriff, den ein katholisches Münchener Centrum in feiner Agitation gegen uns etwas mehr Rücksicht auf Blatt wegen dieses Antrags auf das Centrum gerichtet hat.( Stufe eine wichtige Bestimmung des Dekalogs( zehn Gebote) genommen und im Centrum: Sigl!) Ja, m. H., glauben denn Sie, Sie find hr. nicht fortgesetzt die Unwahrheit verbreitet hätte, wir Socialdemokraten allein fatholisch?( Große Heiterfeit.) Der Artifel foll Geistlichen herrühren. Er Graf feien Verfolger der Kirche. Indessen wir denten christ einem wirft dem Centrum licher als das Centrum.( Heiterkeit in der Mitte.) Wir verleugnung der katholischen Principien vor. ob denn die Auf der Tagesordnung steht die erste Beratung des Toleranz: wissen, daß die Nutzbarmachung religiöser Motive zu politischen und Er fragt, Theologen und Juristen des antrags Dr. Lieber u. Genossen, der reichsgefegliche Parteizwecken das Wesen des Centrums so ausmachen, daß es darauf Centrumis ihre Studienjahre verschlafen, verkneipt oder sonstwie Regelung der Religionsfreiheit der einzelnen nicht verzichten kann, und zwar um so schwerer, je schwieriger die verbummelt hätten( Gelächter links), daß fie gar nicht wüßten, was Staatsangehörigen und der anerkannten Religions. Stellung des Centrums sich mit seiner fortschreitenden Entwickelung das katholische Princip eigentlich verlange. Eigentlich wäre das gemeinschaften erstrebt. ist den Wählermassen gegenüber gestaltet. Da wir ausschließlich nach ganze Centrum wegen dieses Antrags ohne jede NachGrundsägen handeln, so kann das, was uns das Centrum gethan ficht dem Kirchenbann verfallen.( Große Heiterkeit.) Das hat, in dieser Frage nicht entscheidend sein und kann uns nicht glaube ich nun nicht ganz. Der Verfasser steht nicht auf Im Namen der verbündeten Regierungen habe ich nachfolgende hindern, denen Gutes zu thun, die und haffen.( Heiterkeit.) der richtigen Höhe der firchlichen Distinktionskunst. Auch wenn hier Erklärung abzugeben: Obwohl sich die verbündeten Regierungen Unter den Einwendungen, die in der Presse dem Centrumsantrag wirklich eine Sünde mit unterlaufen sein sollte, wird bei den römischen über die gesetzgeberischen Anträge, die aus dem Reichstag hervor- gegenüber gemacht sind, sind eine ganze Reihe ohne weiteres hinfällig. Konnegionen des Centrums die Geschichte nicht so schlimm werden. gehen, erst schlüffig zu machen pflegen, nachdem der Reichstag o z. B. der Vorwurf, der Antrag sei lediglich agitatorisch. Jede Aus dem Gesagten geht hervor, daß das Centrum allerfeinerseits Stellung genommen hat, halte ich es im vorliegenden Partei, die im Volte nicht jede Wurzel verloren hat, muß sich auch dings ein mehr als zweifelhafter Vertreter der GewissensFalle doch für notwendig, in einer so ernsten und das Gewissen des in ihrer parlamentarischen Thätigkeit an das Volk wenden und ihre und Religionsfreiheit ist. da es nur deswegen dafür deutschen Volks berührenden Frage mich alsbald auszusprechen. Anträge müssen um so agitatorischer aussehen und wirken, je mehr eintritt, weil es einen Rußen für sich und die Kirche daraus erhofft. Die verbündeten Regierungen achten die Ueber Widerstand sie bei der Regierung und den andren Parteien finden. Wenn man nun deswegen auch den Herren gebührend auf die Finger zeugung und Gefühle, welche dem Antrag des Außerdem hat das Centrum derartige agitatorische Anträge in dem sieht, so bleibt doch die Thatsache bestehen, daß im Deutschen Reiche Herrn Abgeordneten Lieber und Genossen zu Maße, wie es sich aus einer Oppositionspartei in eine Bolts- das Centrum durch eigne Jnteressen auf die Gewissensfreiheit hincine Grunde liegen, sie sehen sich jedoch außer stande, diesem partei verwandelt, nötig, um den Widerspruch der Wähler gewiesen wird. Wem das nicht schön erscheinen mag, den will ich Antrag zuzuftimmen, welcher die verfassungsmäßige Selbständigkeit draußen zu beschwichtigen. Der Einwurf, der Antrag könne schon baran erinnern, daß in politischen Dingen sehr häufig das Interesse der Bundesstaaten auf einem Gebiete beschränken will, das der darum nicht ernst gemeint fein, weil die Regierungen nie der Eigensucht fester und unverläßlicher ist, als die schönsten GrundZuständigkeit ihrer Landesgesetzgebung vorbehalten ist. darauf eingehen, ist ebenso zurüdzuweisen. Der ganze säge. Deshalb nehmen wir Socialdemokraten den Antrag als Die aus alter Beit überkommene Gesetzgebung dieser oder jener Barlamentarismus wäre eine Farce, wenn nur Anträge durchaus ernst gemeint. Wir sind grundfäßlich Vertreter der Bundesstaaten mag Vorschriften enthalten, die mit dem im größten eingebracht würden, deren Annahme seitens der verbündeten vollen Gewissens- und Glaubensfreiheit, die wir konſequent Teil des Reichs anerkannten Grundfaz freier Religionsübung nicht Regierungen von vornherein sicher ist.( Sehr wahr! links.) dahin entwickeln, daß der Staat sich überhaupt in die fiberall im Einklang stehen. Wenn ich für meine Berion Deshalb fann auch die Erklärung des Reichskanzlers auf uns Meinung des Einzelnen, in Kirche und Religion in keiner hoffe, daß derartige landesgesegliche Disparitäten teinen Eindrud machen. Dergleichen Gründe find eben nur Weise einzumengen hat. Die religiöse Gefimmung und ihre Aeußerung verschwinden werden ich bin durchaus für Gleich Verlegenheitsgründe, die zeigen, daß der Antrag der betreffenden Partei, in irgend welcher Gestalt ist lediglich Privatangelegenheit der berechtigung der Religionsgemeinschaften so muß ich als Reichs- die den Einwand erhob, unbequem ist. Aber ich muß dem Centrum einzelnen Menschen, bezw. auch der Konfessionen, der kanzler mir doch vor allem vor Augen halten, daß meine den Vorwurf machen, daß es gegen Anträge meiner Partei dieselben Religionsgemeinschaften. Nach unsrer Ansicht sind alle Dinge der erste Aufgabe dahin geht, den bundesstaatlichen Charakter Gründe vorgebracht hat.( Sehr richtig! bei den Socialdemokraten.) Religion und Kirche lediglich den Einzelnen und ihren religiösen des Reichs und die Autonomie der Bundesmitglieder, soweit die Eine andre Reihe von Einwendungen sind dagegen nicht Gemeinschaften zu überlassen. Wir stehen, kurz gesagt, auf Reichsgesetzgebung dieselbe gewährleistet, nicht ohne willige Zu- ohne Bedeutung. An der Spitze steht der Einwand, daß das dem Standpunkt der Trennung zwischen Kirche und Staat. Bir stiminung der einzelnen Staaten beeinträchtigen zu laffen. Centrum, das sich sonst stets als Verteidiger der föderativen Grund haben das Unglück, von den Herren der Centrums in religiösen ( Bravo ! rechts und bei den Nationalliberalen. Hört! hört! im lagen des Reichs erklärt hat, mit seinen Anträgen, namentlich, wenn Dingen schr häufig mißverstanden zu werden. Man bemüht sich, aus Centrum.) isla Darin wurzelt das Vertrauen, auf welches die Reichsgewalt man noch den Antrag über den Staatsgerichtshof hinzufügt, hier der großen Menge unsrer Litteratur, unsrer Reden hier und einen weiteren Schritt zum Einheitssta at thut. da eine Aeußerung heraus zu fischen die nach ihrer Meibei den Bundesstaaten zählen muß. Dies Vertrauen ungeschmälert Der Herr Kollege Dr. Lieber hat sich in seiner Rede wesentlich nung oder in Wirklichkeit diesem Grundsaß nicht entspricht. zu erhalten, ist meine vornehmste Pflicht, und ich bin damit beschäftigt, die Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit, und zwar Dann wirft man uns regelmäßig das gesammelte Bündel an den überzeugt, daß das hohe Haus mir in dieser Auffassung beistimmen an der Reichskompetenz zurüdautveisen. Er hat das mit einem Kopf, um zu beweisen, daß es uns mit dem Satz: Religion ist wird.( Bravo ! rechts, bei den Nationalliberalen und links.) Aufwande von funstvollen Interpretationen gemacht, daß man Privatsache, nicht ernst sei. Das ist ein ganz vergebliches Best Das Wort zur Begründung erhält fagen kann, auf solche Art läßt sich jeder einzelne Punkt des mühen, die Socialdemokratie ist eine große Partei, fie hat deutschen Volkslebens unter die Kompetenz des Reichs bringen. Hunderttausende bont Mitgliedern, welche bie verschieden Serr Dr. Lieber hat mit Vorliebe bei einem Saz verteilt, den er artigfien Gesinnungen auf religiösem Gebiete haben, In der soeben gehörten Verlesung haben wir zwei Dinge zu wohl als ausschlaggebend angesehen hat, indem er meinte, es sei fiumungen, die mit unfren politischen Bestrebungen nichts unterscheiden, die Erklärung des Herrn Reichskanzlers für seine eine alte Gepflogenheit seiner Partei, das Reich solle zuständig fein zu thun haben, mit ihnen in gar keinem Zusammenhange stehen Person und die Erklärung des Bundesrats. Dankbar find meine für die Freiheit, aber nicht zuständig für die Sklaverei. Das und infolgedeffen auch aus dem politischen Kampfe weg bleiben Freunde dem Herrn Reichskanzler besonders dafür, daß er sich für ist schön, stimmt aber nicht mit den Thatsachen. Herr Dr. Lieber sollen. Wenn das hier und da bei einem Einzelnen nicht immer geschieht, volle Gleichberechtigung der Religionsgesellschaften ausgesprochen hat auf das Gesetz von 1869 hingewiesen. Ich will nur erwidern, fann man das bedauern. Dann aber mögen sie die Schuld derjenigen hat. Was die Erklärung des hohen Bundesrats anlangt, so sieht daß ihm entgangen zu sein scheint, daß das Gesetz gegen den nicht vergessen, die dadurch, daß sie Politik und Religion tonsequent meine Person darin einen Fortschritt. Denn Anträge aus dem Widerspruch des Herrn Dr. Windthorst angenommen worden ist. Es miteinander verquicken und die Religion für ganz gewöhnliche, weltSchoße des Reichstags wurden meist überhaupt nicht von ist wiederholt der Antrag von uns gekommen, in Mecklenburg ver- liche, staatliche und Partei- Interessen anspannen, von selbst die Ge ihm gewürdigt. Jezt haben wir die erfreuliche That faffungsmäßige Zustände mit allgemeinem Wahlrecht einzuführen, fahr herbeiführen, daß man die Sache nicht mehr genau unterscheiden fache gesehen, daß der Bundesrat nicht einmal die Begründung zweifellos eine Sache, die sich gegen die Stllaverei" und für die taun und daß es dann natürlich nicht an dem nötigen Rückschlag fehlt. des Reichstags hat erwarten wollen. Die Welt ist ein Fortschritt," Freiheit" ins Zeug legte. Troßdem aber hat das Centrum jedes- Ich will nur ein Beispiel anführen der Indienststellung religiöser fagt Herr v. Bolmar. Ich sage es mit ihm. Der Bundesrat hat mal eine ablehnende Saltung eingenommen, weil man die Motive für Parteizwvede. Das ist die Schwächung der Arbeitersich bisher so gar nicht um uns gefümmert, daß wir uns auch über Kompetenz der Einzelstaaten nicht einschränken dürfe bewegung durch Spaltung nach Konfeffionen. Mein Freund diefen Fortschritt freuen. ( Heiterkeit und Sehr richtig! bei den Socialdemokraten.) Auer hat schon bei einer andren Gelegenheit darauf hingewiesen, und Wir hoffen aber, daß auch nach der gehörten Erklärung des und jetzt macht macht diefe ganze Partei sich nichts daraus, Herr Dr. Lieber hat darauf erklärt, die preußischen Bischöfe hätten der Reichskanzlers bezw. des hohen Bundesrats das hohe Haus heute den Einzelstaaten mit einem Federstrich einen ziemlichen Teil des christlich- internationalen Gewerkvereinsbildung nichts in den Weg die Gelegenheit wahrnehmen wird, die Einzelheiten, soweit sie gesamten Kirchenwesens wegzunehmen. Hier will ich nicht weiter gelegt. In Wahrheit sind die entsprechenden Erklärungen einfach ein religiöfe Beschtverden betreffen, eingehend zu behandeln. Bururteilen, aber mit meinen bahrischen Landsleuten aus dem Centrum Ausiveg, den man gewählt hat, um die selbstbewußt gewordenen tveiteren Untersuchung schlage ich Ihnen vor, den Antrag einer werde ich noch an andrer Stelle über diese Sache zu reden haben. fatholischen Arbeiter zu beschwichtigen. Wenige Tage nachher ist in Kommission von 28 Mitgliedern zu überweisen. Wir kennen eine derartige Haltung des Centrums nicht von heute. Mainz eine Schrift mit dem bischöflichen Imprimatus erschienen von Ich hoffe, daß die Verhandlungen ohne jede persönliche und wir wissen, daß es nur ein einziges festes Princip Dr. Stemper, in der festgestellt wird, daß fich die Bischöfe gegen tonfeffionelle Härte geführt werden. Wir richten unfre Angriffe tennt: die tonfeffionellen tirchlichen Interessen. das internationale Gewerkschaftswesen gewendet hätten und nur nicht etwa gegen irgend welche Regenten oder Minister, wir erheben Sobald das irgendwie etwas erfordert, ist es bereit, jeden Augen- die kleinen katholischen Vereine dulden wollen, von denen fie nichts nur Klagen gegen Zustände, gegen Verwaltungsgrundfäße, die wir blid beliebig die Grundsäße umzumodeln oder fallen zu laffen. zu fürchten haben. Die Arbeiter seien aber nicht gewillt, auf der als völlig veraltet bezeichnen müssen. Solche Zustände bestehen vor Es ist ferner dem Centrum einhellig der Borwurf gemacht Dauer fich in dieser Weise gängeln zu lassen. Doch das nur allem in Mecklenburg , Braunschweig und im König worden, der Antrag sei nicht ehrlich gemeint, er sei nur eine Maste nebenbei. Ich wollte mur sagen: Was der einzelne Socialdemokrat, reich Sachsen . Im einzelnen wird dies ein späterer oder, wie ich gestern in einem hiesigen Konservativen Blatt gelesen durch diese und ähnliche Dinge von Ihrer Seite veranlaßt, über die Redner unsrer Partei begründen. Wir würden unsern Antrag habe, das von Pastoren bedient wird und eine Orgie innerer Religion äußert, ist mir eine persönliche subjektive Aeußerung, die aber auch eingebracht haben, wenn nicht so viele Beschwerden über unwahrhaftigkeit und Kirchenpolitischer Hencheleien. Ich will mit der Partei nichts zu thun hat und sie so wenig bindet, wie das, die Beschränkung der freien Religionsübung insbesondere des nicht lengnen, daß die Zusammenstellung:„ Toleranz" und" Centrum" was der einzelne Klerifer von Ihnen oder gar der einzelne Katholik fatholischen Teils der Bevölkerung in der Presse erhoben wären. auf den ersten Blid etwas verblüffendes hat( Gr. Heiterfeit), ein eigen- äußert, Ihre Kirche binden kann. Die Partei befaßt sich ausVor allem war maßgebend für die Einbringung unfres Antrags die artiger Meiz für den politischen Feinschmecker. Aber die Art, wie diese schließlich mit weltlichen Dingen, mit dem wirtschaftlichen und Entwicklung der Reichs- Gesetzgebung. Wir haben im Juni Borivürfe erhoben worden sind, zeigt, daß die Grundfäße der Kirche auf focialen Emancipationslampf. Sie ist gegenüber der Religion dieses Jahres einen Antrag angenommen, der lautet: An diesem Gebiet ziemlich wenig bekannt sind. Auf gewisse vergangene vollkommen neutral und ich möchte doch die Herren, die gehörigen der in Deutschland anerkannten Religionsgemeinschaften Ereignisse werde ich nicht zurückgreifen, darüber braucht Kollege Lieber immer so beleidigt thun, sobald man ihnen nicht aufs Wort werden in den Schutzgebieten Gewissensfreiheit und religiöse Duldung nicht besorgt zu sein. Man müßte dabei auch andren entgegenstehen- glaubt, bitten, sich das endlich einmal zu merken. Die Socialgewährleistet." Dieser Antrag ist bereits im Reichs- Gesezblatt verden Kirchen gegenüber dasselbe zur Last legen. Aber sagen muß demokraten find principielle Anhänger der unbeschränkten Gewissensöffentlicht. Wir hofften auch, der hohe Bundesrat würde ein Gefühl ich: Nichts liegt der katholischen Kirche ferner nach ihrer Tra- und Meinungsfreihett, und wir sind so entschiedene und überzeugte für das Beschämende der Thatsache haben, daß im Deutschen bition als Toleranz, geschweige denn Gewissens- und Glaubens- Anhänger davon, daß wir uns um den Gebrauch, den die einzelne Reiche nicht erlaubt ist, was in den Schuhgebieten den freiheit. Es ist ja bekannt, daß die Ausstellung des Ideals einer Religionsgemeinschaft später von dieser Freiheit machen wird, nicht Reichsangehörigen gestattet ist.( Sehr richtig! im Centrum.) derartigen Freiheit als eines Menschenrechts als ein 28 ahnwiz und im allergeringsten fümmern. Was die Zuständigkeit des Reichs anlangt, die der Herr Reichskanzler Verbrechen erklärt worden ist. Nach der Kirche giebt es eine Es wird darauf hingewiesen, welch ungeheure Vorteile der Teugnete, jo erinnere ich daran, daß der Reichstag erst vor kurzem berechtigte Freiheit gegenüber göttlichen Wahrheitsnormen überhaupt Papst und die katholische Kirche aus diesem Antrage, falls er Gesetz das Verbindungsverbot politischer Vereine aufgehoben hat. Wie sich nicht, die die katholische Kirche ausschließlich befizt. Sie ist die allein wird, ziehen würden. Ich kenne sehr freisinnige Leute inner die Reichsgesetzgebung dieser Materie bemächtigt hat, so könnte es feligmachende, alle andren Religionsgemeinschaften find Härefien halb und außerhalb dieses Hauses, die schon mit Schaudern natürlich auch hier geschehen. Wir beabsichtigen nicht etwa die Ein-( Seßereien), Rebellionen gegen die firchliche Autorität, Irr- und an die Invasionen von Mönchen und Nommen, von Missionen, führung einer positiven Reichs- Kirchenhoheit, wir wollen nur die Kirchen Unglauben, Setten- und Verbrecherwesen. Also ist die dog- Brüderschaften, Kongregationen usw. denten, ja, Herr Kollege Ridert, hoheit der Einzelstaaten beseitigen. Der Einwand der Nichtzuständigkeit matische Toleranz verwerflich und unsittlich, von an die Jesuiten sogar!( Heiterkeit.). Und die möchten sie sich gern des Reichs beweist auch ein recht turzes Gedächtnis. Schon 1869 der Kollege Lieber gesprochen hat. Ich citiere der vom Reibe halten. Gewiß, ich bin fest überzeugt, daß die Kirche, hat der Norddeutsche Bundestag ein Gesez beraten, das für alle im Sicherheit wegen nach dem Kardinal Hergenrother in seinen bekannten wenn dieses Gesetz durchgeht, alle Möglichkeiten benutzen wird, Norddeutschen Bunde vereinigten Staaten die Ausübung staats- werken. Die dogmatische Intoleranz allen andren Kirchen gegenüber um ihre Herrschaft auszudehnen. Aber wird denn diese bürgerlicher Rechte für unabhängig vom religiösen Bekenntnis wird von ihm direkt als Pflicht erklärt. Aber die Kirche fordert auch Möglichkeit nur der katholischen Kirche gegeben? Nein, fie erflärt.( Sehr gut im Centrum.) Nach Nach Gründung des principiell politische Intoleranz. Im Staate der katholischen wird auch allen andren gegeben, und die andern müßten Deutschen Reichs wurde dies Gesez auch auf das Reich Glaubensfreiheit fordert sie auch die politische Unterdrüdung wahrlich sehr erbärmlich und schwächlich sein, ausgedehnt. infer Antrag ist nur eine Konsequenz dieses andrer Religionsmeinungen und wehrt sich gegen jedes Sugeständnis. fürchten sollten, von dem, was die katholische Stirche neben ihnen beGesetzes. Und weiter: Ist die Ausweisung 3st doch gegenüber allen Verfassungen von feiten der Kirche Protest tennt, einen Nachteil zu haben.( Sehr gut! im Centrum.) Sehen des Jesuitenordens durch Reichsgesetz erfolgt!( Sehr richtig! im erhoben worden, durch welche Gewiffens- und Glaubensfreiheit fest- denn die Herren nicht, die diese Zwirnsfäden beibehalten wollen, daß Centrum.) Diese Berufung auf die Zuständigkeit gestellt ist. Die meuschheitliche Entwicklung hat sich stärker gezeigt fie genau auf demselben Standpunkt des Zwangs und der Inwirft wirklich nicht sehr imponierend. Bei Bildung als die Kirchensagungen. Ganze Länder sind von der Kirche ab- toleranz stehen, den sie dem Katholicismus und dem Centrum zum der freiwilligen oftafiatischen Armee hat man es doch gefallen. In andren sind abweichende Kirchen so erstartt, daß man Vorwurf machen? Welches Zeugnis heißt es, dem Protestantismus nicht für nötig gehalten, diefe Zuständigkeit des Reichs gegenüber sie beachten muß. Kardinal Hergenröther führt u. a. die Duldung und der Auftlärung in allen Schattierungen ausstellen, wenn man den Bundesstaaten in Frage zu stellen. Der Bundesrat ist dabei auf die große Zahl von Religionsparteien, den luglauben, die durch glaubt, daß dieje ohne derartige Polizei- 3wangsmaßregeln rettungsgar nicht gefragt worden. Wenn die Regierung immer da fich Striege herbeigeführte Erschlaffung, die Vermehrung der Verkehrs- los verloren feien. Ein schlimmeres Zeugnis mangelnden Verfür zuständig hält, wo es sich um unfre Stlaverei handelt, so mittel und das leberwiegen der materiellen Interessen zurück. trauens in die Macht der eignen Ueberzeugung läßt sich gar nicht müssen wir verlangen, daß diese Zuständigkeit auch anerkannt wird, Nicht also der Einsicht der Kirche, die ihre Meinung hierin ver- denten. tvo es sich um unsre Freiheit handelt.( Sehr gut! im Centrum). ändert hatte, ist die Toleranz zu danken, sondern den Umständen, Wir Socialdemokraten sind wahrhaftig die ersten, welche der die diese Toleranz der Stirche aufgezwungen haben. Die Kirche paßt Stirche alle weltlichen Macht- und Zwangsmittel nehmen wollen, taquigni Abg. Stolberg- Wernigerode ( L.): Gegen den Antrag des Centrums liegen erhebliche sachliche und sich nur den gegen ihren Willen eingetretenen Veränderungen an, und wir laden diejenigen, die es angeht, dazu ein, uns dabei sie duldet, wie der Ausdruck Toleranz an sich sagt, ein lebel, weil an dieser und an andrer Stelle gründlich zu unterstützen. staatsrechtliche Bedenten vor. Auch wir widerstreben einer so weit sie es nun einmal nicht ändern kann. Unter dieser Voraus- Aber auf dem geistigen Gebiete find wir der Meinung, daß der gehenden Erweiterung der Reichskompetenz. Dem Antrag auf Kommiffionsüberweisung widersprechen wir indes nicht. Die Stom- egung kann und darf auch eine fatholische Partei für die Toleranz Kampf der Geister mit allen dazu gehörigen Mitteln frei sein muß miffion wird alle Punkte herauszuschälen haben, die vielleicht doch eintreten, ja fie muß es, sobald sie hoffen darf, daß die Kirche dabei für jeden unter uns, auch für die katholische Stirche. Wir sehen also gewinnt, wie das in nicht katholischen Staaten in der Regel der diesen Antrag keineswegs als zu weitgehend an. Er muß der Kompetenz des Reichs unterstehen. 3 Fall sein wird; und sie fordert in jenen Staaten, also in einem vielmehr noch weiter ausgedehnt werden.( Segr richtig! bei Lande, wie Deutschland , wo die Katholiken sich in der Minderheit den Socialdemokraten.) Der Antrag darüber ist kein Zweifel Der Antrag des Centrums ist in den Parteien und in der befinden, für die Minorität eine Toleranz, die fie. befreit die Kirche vom Staat, aber der Staat wird nicht Breffe im wesentlichen abfällig beurteilt worden. Das Centrum wenn sie in der Majorität ist, selbst nicht giebt.( Sehr richtig! von der Kirche befreit.( Sehr richtig! lints.) Die Herren fordern wäre wohl überhaupt ganz allein geblieben, wenn nicht wir bei den Socialdemokraten. Widerspruch im Centrum.) gleiche Rechte und gleiche Freiheiten mit allen andren, und dabei wollen Socialdemokraten in alter Treue in dieser Sache zu ihm ge= Das Centrum hat also das Recht zu diesem Antrag. Freilich fie noch alle Vorrechte behalten, die sie jetzt haben. Sie wollen halten hätten.( Große Seiterfeit.) Ja wohl, in alter Treue, denn meinen katholische Kirchenschriftsteller, daß die Gewissensfreiheit für vollkommen frei sein, wollen aber das Gelb der Einzelstaaten haben wir Socialdemokraten find wohl die einzige Partei, die den wüsten andre Kirchen und Setten mur notgedrungen zugelassen werden dürfe, und die Macht und das Geld des einzelnen Staats für die Kirche Traum des Kulturkampfs nicht mitgemacht hat. Wir haben eigentlich daß fie aber nicht aus eigner Initiative und durch guthun des tatho- in der Schule und in der Verwaltung weiter für ihre Zwecke bewenig Dank dafür geerntet, haben ihn als gute Realpolitiker auch lischen Gesetzgebers herbeigeführt werden dürfe. Aus diesem Say müßen. Das ist ein innerlich unhaltbarer Zwitterzustand. Es ist
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Abg. v. Vollmar( Soc.):
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