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tocialdemolratischen Stfifleortneten mit ihren VorschlKqen auf allmähliche Berstaatlichung der Hypotheken und auSgiebige Schuld- entlaftung der Bauern bei Negierung und Kammer leine Gegen- liebe. Genau das gleiche ist der Fall bei der in Bayern   ver- handelten Erleichterung der Bodenzinslast. Unsre Genossen hatten natürlich leine Lust, für die Reichsten der Neichen auf Kosten der Allgemeinheit Zinsentlastungen zu erwirken, aber sie wollten den kleinen Bauern helfen. In dem social- demokratischen Handbuch für bayrische Landtagswähler wird über diese Angelegenheit helle? Licht verbreitet. Die größere Hälfte der Bodenzinspflichtigen, 300 000 kleinere Bauern, zahlen zu­sammen eine Jahresleistung von 1,1 Millionen. Unsre Genossen forderten, daß man sich auf die Befreiung dieses Teils der Zinspflichtigen beschränke. fAber dem Centrnm dienten die Kleinen nur als Aushängeschild. Und so wurden denn, um die 300 000 Kleinbauern von einem Betrag von etwas über 1 Million zu entlasten, noch weitere 13 Millionen hinzugefügt, um die Reichen und Reichsten, Großbauern, Gutsbesitzer, Standesherren, Banken mitzubefreien; der Fürst Taxis erhielt aus dieserBefreiung" allein 00 000 Mark jährlich. Es wäre unter solchen Umständen die größte Gewissenlosigkeit gewesen, für ein derartiges Gesetz zu stimmen. Schließlich noch eine, die letzte Fälschung derKonservativen Korrespondenz", die freilich ans Clownhafte streift. DerVorwärts" hatte unlängst gegenüber einer Wiederaufwärmnng der Geschichten von steinreichen Socialdemokraten spottend geschrieben, daß Bebel, Singer. Wollmar   und Arons jederknapp" zwei Millionen besäßen. Aus diesem Hohn macht dieKonservative Korrespondenz" eine ernsthafte Nachricht. Wir überlassen der«Korrespondenz" die Wahl, ob sie ans unergründlicher Dummheit die Notiz mißverstanden oder aus ebenso unergründlicher Dummheit sie mit Bewußtsein ge- fälscht hat. Das Lügennest ist ausgehoben. Das sind die Waffen unsrer Kornwucher- Agenten: gemeine Waffen, die der gemeinen Sache würdig sind._ Pomm.c«rb-xflchk. Berlin  , den 1. Februar. Der Reichstag  ist doch noch rascher, als es gestern schien, mit der zweiten Lesung des Etats des Reichsamts des Innern fertig geworden. Die heutige Sitzung dauerte zwar ein wenig lange, aber an ihrem Schluß konnte der Präsident doch befriedigt erklären, daß die Einnahmen und Ausgaben des Reichsamts des Innern bewilligt seien, abgesehen von dem KapitelReichs- Versiche- rungsamt", das an die Budgetkommission zur weiteren Vor- beratung verwiesen wurde. Am längsten hielt heute das Kapitel ReichS-Gesundhcits- amt auf. Nachdem hier zunächst der freisinnige Abgeordnete Dr. Müller- Sagan eine größere Beteiligung des Reichs an der Malariaforschung angeregt hatte, ein Wunsch, dem sich die Abgg. Dr. Endemann(nl.) und Dr. Hahn CB. d. L.) anschlössen, lenkte Gmosse Antrick von neuem die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Zustände in den Krankenhöusem und die sociale Lage der Krankenwärter. Er ergänzte dabei seine Ausführungen, die er im vorigen Jahre über denselben Gegen- stand gemacht hatte, in wirksamster Weise an der Hand des Materials, das ihm in der Zwischenzeit aus allen Teilen Deutschlands   reichlich zugeflossen ist. Der Regienmgsvertrcter Geheimrat P i st o r trat zuerst sehr brüsk auf, schlug aber nachher arif Veranlassung des Staatssekretärs, wie er ganz ehrlich sagte, mildere Töne an, wozu er um so mehr Veranlaffung hatte, als ihm selber that- sächliche Irrtümer unterlaufen waren. Die Stellung, die der alte Langcrhans zu der Rede Antricks einnahm, unterschied sich, wie Singer mit Recht hervorhob, sehr vorteilhast von dcni Verhalten der Regierungs- Vertreters. Herr Langerhans erkannte an, daß sich Antrick durch die Aufdeckung der Mißstände ein wirkliches Verdienst erworben habe. Natürlich suchte er als eingeschivorener Kam- munalfreifinniger die Stadt Berlin   und ihre Krankenhäuser nach Möglichkeit zu decken. Genosse Dr. S ü d e k u m stellte sich heute dem Hause in einer geschickten Rede vor, die den bekannten Fall Stinzing- Struve in Jena   behandelte, wo eine böse Pferdekur an einem Zuckerkranken versucht wurden ist. Ein weimarischer Geheimrat versuchte die Kliniker heraris- zuhauen. verstihr aber dabei so unglücklich, daß ihm der nationalliberale Abgeordnete Prinz Schönaich-Carolath sagen mußte, eS sei besser, Mißständen abzuhelfen als sie zu verteidigen. Genosie S ü d e k u m hatte daS Kapitel der Milzbrand  - Erkrankung der Arbeiter in den Nürnberger Bürsten- und Pinselfabnken eingehend behandelt. Gras Pofadowsky versuchte die Verantwortlichkeit hierfür auf die dortigen Lokal- behörden abzuschieben.'Er suchte das Haus mit der Kon- feguenz zu schrecken, daß die Kleinbetriebe verboten werden müßten, da sie doch nicht in der Lage seien, die teuren Desinfektions- Apparate anzuschaffen, die in den Groß- betrieben die Milzbrandsporen am Material wirksam ver- Nichten. Die Antwort auf diese Frage ist sehr leicht: Das Leben und die Gesundheit der Arbeiter sind kostbarere Güter als die Ausrechterhaltung einiger Kleinbetriebe. Am Sonnabend fällt die Sitzung aus, weil katholischer Feiertag ist. Am Montag beginnt die Beratung des Reichs- Eisenbahnetats. Eine mißglückte Polizeiaktion. Am 7. Oktober wollte die Zahlstelle des Vereins deutscher  Schuhmacher zu Prenzlau   ein geschlossenes Vergnügen abhalten. Sie erhielt darauf von der Polizeiverwaltung zu Prenzlau   am 0. Oktober folgende Zuschrift: Die Abhaltung des von Ihnen für Sonntag, den 7. d. M., im Kurgarten geplantengeschlossenen Vergnügens' wird hiermit verboten. Der Verein deutscher Schuhmacher verfolgt allgemeine öffent- liche Interessen und äst demnach als ein politischer Verein im Sinne des VcreinsgesetzeS zu betrachten, an dessen Versammlungen Frauen nicht teilnehmen dürfen." Der Verein deutscher Schuhmacher ließ sich durch diese? Verbot natürlich nicht von seinem Vergnügen abhalten, worauf gegen den Vorsitzenden der Zahlstelle, Schuhmacher Gunst, eine Exekutivstrafe von 60 M. fi) festgesetzt wurde. Darauf erhob Gunst Beschwerde bei dem Regierungspräsidenten  »ach dem preußischen Landes- verwaltnugS- Gesetz. Jetzt, nach drei Monaten, hat er von der Polizei in Prenzlau   den Bescheid erhalten, daß die StrafandrohungS- und FestsctzungSverfügungen zurückgenommen würden. Das war offenbar das klügste, was die Polizei thun konnte, denn ihre Verfügungen entbehrte» in der That jedes gesetz- lichen Grunds. Die Auffassung der Polizei, daß der Verein deutscher Schuhmacherallgemeine und öffentliche Interessen ver- folge und demnach als ein politischer Verein im Sinne des Vereins­gesetzes zu betrachten sei, an dessen Versammlungen Frauen nicht teilnehmen dürften", beruht auf einer Verwechselung der Be- stimmungen der s§ 2 und 8 deS preußischen Vereins­gesetzes. Nur solche Vereine dürfen keine Frauen zu ihren Versammlungen zulassen, welche bezwecken,politische Gegenstände in Versammlungen zu erörtern", was bei den Gewerkschaften nicht zutrifft. UebrigenS findet auch diese Beschränkung nach der richtigen Auffaffung des KainmergerichtS nur Anwendung auf die politischen Versammlungen solcher Vereine, nicht auf ihre Tanzvergnügungen; das Ober- Verwaltungsgericht ist allerdings darüber andrer Meinung und hält auch die Teilnahme von Frauen an unpolitischen Tauzvergnügungen für eine ihnen ver- botene politische Thätigkeit. Vereine, die allgemeine öffentliche Interessen verfolgen und dazu werden vielfach, wenn auch nicht allgemein, die Gewerlschaften gerechnet, können höchstens nach§ 2 des Vereinsgesetzes behandelt werden, und danach ist ihnen das Zu- sammentagen mit Frauen nicht verboten. Noch kürzlich hat ein Urteil des Ober-VerwaltungsgerichtS in einem Fall aus Dortmund  diese Auffaffung bestätigt. »« » Deutsches Weich. Wann kommt der Zolltarif? Nach derVoss. Ztg." soll der Zolltarif spätestens am IS. Februar aus dem ReichS-Echatzamt an den B u n d e s r a t gelangen. Die Vorlage soll dann uu mittel- bar nach den Osterferien oder zumHerbstanden Reichstag gelangen. DieDeutsche Tageszeitung" ist höchst unzufrieden, daß die Vorlage möglicherweise erst iin Herbst an den Reichstag kommen soll. Sie will aus keinen Fall die K a n a l v o r l a g e eher erledigt sehen, als der Zollwucher endgültig besiegelt ist. Agrarisch ist Trumpf. Eine winzige Auseinandersetzung zwischen derDeutschen Tageszeitung" und derNord- deutschen Allgem. Zeitung" beleuchtet doch äußerst reiz- voll da» angstvolle Abhängigkeilsverhültuis der Offiziöse» von den Agrariern in der Z o l l f r a g e. Das Wölfische Telegramm, daS die Auslassung derNolvoje Wremja" zur Bülowschcn Zoll- erhöhungs-Rcde mitteilte, war auch in derNordd. Allg. Ztg." wiedergegeben worden. DieDeutsche Tageszeitung" erklärte darauf zornvoll, das Telegramm sei in den Dnickt'ypen veröffentlicht worden, die für besonders wichtige Mitteilungen angewandt zu werden pflegen". In Wahrheit war die Dennnzintion des Oertel- Blatts nichts als Fälschung. Jetzt erklärt dieNordd. Allg. Ztg." im Tone unter» würfigster Bescheidenheit, die Behauptung derD. T." sei unzutreffend, es sei jenes Wölfische Telegramm in ganz gewöhnlicher Schriftart gebracht worden. Es ist höchst kennzeichnend, baß das RegiernngSorgan ausdrücklich feststellen muß. das schwere Verbrechen wider die Majestät des Agraviertums, die russische Zollkriegsdrohung ihrer Bedeutung gemäß hervorgehoben zu haben, sei nicht von ihm verübt ivorden.' Mehr Fügsamkeit der Offiziösen vor dem agrarischen TerroriSinus kann lein Oertel und kein Hahn verlangen. Volkspartei und Gctretdezoll. AuS Stuttgart   wird be- richtet: Die Kammer der Abgeordneten nahm einen Autrag, durch welche» die Regierung ersucht wird, im Bundesrate für»ine aus« reichende Erhöhung der Einfuhrzölle auf Getreide, insbesondere auch auf Gerste und Hafer, ein- zutrete», mit 63 gegen 20 Stimmen an. Für denAntrag stimmten auch k» Mitglieder der Volkspartci. Die Kammer vertagte sich auf einige Wochen." Die suddeutsche Volkspartci schaufelt mit bewundernswertem Eifer am eignen Grabe. Tie Frage, wem die»)anpterträgnisie des Getreide- zollS zu gute kommen, beantwortet sich aus einer statistischen Zusammeilstellring derKölnischen Volkszcituug" über die Lati- sundien in Schlesien  . Fürst Guido von Donuersmark, der Gefürstete vom 18. Januar, besitzt in Schlesien   22 750 Hektar Land. Außerdem besitzt der Herr cjrotze Güter in Rußland   und Galizien  . Noch großer ist der schlestsche Besitz einiger andrerBauern": Fürst P leß mit 46 500 Hektar, Herzog von Ratibor 32 750, Herzog voll u j e st 35 2S0. Graf S ch a f f g o t s ch- W a r m b r u II II 30 OOÖ, Gras A r n i m- M u s k a u 31 250, die Stadt Görlitz  36 250. Herzog von Sagan 23 551, Prinz Hohenlohe- Jngelfinge'n 25 450, Fürst Stolberg-Wernigerode 25 422 Hektar. Erst- nach diesem kommt Fürst von Donnersmark mit 22,750 Hektar. Nach ihm folgt das preußische HausHdei- k o m m i ß mit 21 882 Hektar, der König von Sachsen  (Fürsten- tum Oels und Herrschaft Gutentag) 21 198, Prinz Bironlo 000, Fürst Carolath-Bcutben 14 607, Graf Hugo Henckel- N a k I o 14 386, Graf Thiele-Winkler 18 420, Herzog Günther von Schleswig 12 398, Prinz Albrecht von Preußen   12 612. Graf Malyahn-Mielitsch 10 660 Hektar. Damit sind die Besitzer von mehr als 10 000 Hektar erschöpft. Der Besitz des preußischen Staats in Schlesien   beträgt: der Domänen- fisluS hat 23 200, der ForstfiSkuS 159 994 Hektar. Nationalliberale Zollsorgen. Trostlos gestaltet sich durch die Zollfrage die Lage der nationalliberalen Partei, deren Gros sich allen agrarischen Tollheiten verschrieben hat, während eine Minderheit sich des verderblichen Jochs zu erwehren versucht. Während fast die gesamte natioualliverale Fraktion des Abgeordnetenhauses für die konservative Zollerpressungsresolution eintrat, mutet derHau- noversche Courier" seiner Partei zu,sie müsse den Gegensatz, in dem sie zu dem extremen Agrariertum stehe, bei jeder Gelegenheit viel schärfer zum Ausdruck bringen, als es in der Regel geschieht". Und dieNational-Zeituug" jammert in wehmütiger Entsagung: Wir nehmen die Thatsache, daß die nationalliberale Partei sich für eine Erhöhung der landwirtschaftlichen Zölle entschieden hat, als gegeben hin und kritisieren sie nickt weiter. Aber mit der Bereit- Willigkeit, den landwirtschaftlichen Zollschntz zu verstärken, muß eine liberale Mittelpartei die schwerwiegenden Handels- und socialpolitischen Rücksichten in Eiuklang bringen, die jetzt in Frage stehen. Will sie ihr Wesen als Mittelpartei nicht aufgeben, so muß sie den agrarischen Extravaganzen nachdrücklich entgegentreten; will sie in dieser Frage den Liberalismus wahren, io muß sie die von der politischen Vertrettmg der agrarischen Agitation, den Kon- servativen, gering geschätzten Interessen, die der Ausfuhr- Industrie und der großen unbemittelten Volksklassen, ibrerfeits schützen. Gleichviel, ob die Regierung sich nach einem Rückhalt deS Widerstands gegen die agrarische Rücksichtslosigkeit umsieht oder nicht, ob sie dieie zu überwinden oder ihr zu unterliegen wünscht es ist die Pflicht einer liberalen Mittelpartei, für Widestand in de nt wahrlich bescheidenen Maße, das jetzt nur in Frage ist, ihre Unterstützung unzweideutig zur Verfügung zu st ekle n. Sie darf keinen Zweifel darüber lassen, daß eine Regierung, welche wirklichausgleichende Gerechtigleit" zu üben beabsichtigt, nicht bloß auf die Socialdemokratie und die freisinnigen Gruppen angewiesen ist." Da unser gesamtes öffentliches Leben von der Kampfparole be- herrscht wird: Für oder wider den Kornwucherl seufzt kummervoll der allgemeinen Beileids sichere NationalliberaliSinus: Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust! Der Tank deS Kaisers. Im.Reichs-Anzeiger" wird ein Er- laß des Kaisers veröffentlicht, in dem es heißt: Nach der herzerhebenden, mich hochbeglückenden Festesfreude, mit welcher der so bedeutsame 200jährige Gedenktag der Erhebung Preußens zum Königreich im ganzen Lande gefeiert werden konnte, ist durch den Heimgang weiland ihrer Majestät der Königin von Großbritannien   und Irland, meiner vielgeliebten und hoihverehrten Großmutter, tiefe Trauer über mich und mein Hans gekommen. Unter dem frischen Eindruck dieser Heimsuchung habe ich meinen diesjährigen Geburtstag ander Bahre der edlen Fürstin in stiller Einkehr begangen. Um so wärmer und lauter sind aber an mein landesväterliches Herz die zahlreichen Kundgebungen aus der Heimat gedrungen, welche mir die innige Teilnahme meines Volks an meinem Schmerz sowie seine treue Fürbitte für mein ferneres Wohl- ergehen zum Ausdruck gebracht haben.... GottderHerr aber wolle das deutsche   Volk in allen seinen Schichten und Gliedern auch fern« in seinen gnädigen Schutz nehmen und denlsche Treue, deutschen   Fleiß und deutsche Arbeit allezeit mit Segen krönen!" Der Fall deS Prinzen NlfonS. DieMünchener Neuesten Nachrichten" versichernamtlich", daß die in derMünchener Post" gebrachte Mitteilung von Differenzen des Prinzen Alfons mit dem Vertreter des Kaisers bei der Tranerfcier in Weimar   und einem bieran sich anschließenden Meinungsaustausch zwischen Berlin   und München   vollkommen aus der Luft gegriffen ist. Irren wir nicht, so wurde 1898, als das Telegramm des Kaisers an den Prinzregenten von Lippe veröffentlicht wurde, zuerst auch eine Ableugnung versucht. Eine Eisenbahndtrektion alS Agent der Unternehmer. Unser Magdeburger   Bruderorgan ist in der Lage, einen eigenartigen Liebesdienst der Magdeburger   Eiseiibahndireklion gegenüber einein Unternehmer beleuchten zu können. In Bremerhaven   find be- kaimtlich auf der Werft von S e e b e ck die Metall- arbeiter ausgesperrt. Als infolge der Suche nach Ersatz- kräften ein Magdeburger   Metallarbeiter der Firma seine Dienste anbot, erhielt er folgendes Schreiben von der Direktion der S e e b e ck schen Werft: Bremerhaven  , den 25. Januar 1901. Herrn R..... L......... Maschinenschlosser. Magdeburg  . Antwortlich Ihres werten Schreibens vom 20. d. M. bitten wir Sie, hier bei uns sofort die Arbeit aufzunehmen. Wir Häven die dortige F a h r t a r t e n-A u s g a b e lH a u p t b a h n h o s) veranlaßt, Ihnen unter Vorzeigung dieses Schreibens eine Fahrt 4. Klasse nach hier auszuhändigen. Wir bitten Sie. uns den genauen Tag und Zug Ihrer An- kunft hier sofort pr. Karte aufzugeben. Hochachtend G. Secveck A.-G. Schiffswerst, Maschinenfabrik und Trockendocks. F. Niedermeyer. F. W. Lühring. Der betreffende Arbeiter reiste denn auch nach Bremerhaven   ab, um jedoch sofort wieder die Rückreise anzutreten, als er in Bremer  - Häven erfuhr, daß er Strcikbrechcrdicnste leisten sollte. Ucber den eigenartigen Dienst aber, den die Magdeburger   Eiscnbahndirettion der Firma Seebach erwiesen, urteilt dieMagdeb. Bolksstimme" mit vollem Recht: Wir glauben nicht, daß die Fahrkarten-Ausgabestelle in Magdeburg   b e r c ch t i g t ist. A g e n t e n d i e n st e für einen auf der Arbeitswillig ensuche befindlichen Unter- n c h m e r zu verrichten. Will die Ausgabestelle eine Kon- trolle über die auf diese Weise verausgabten Karten führen, so muß sie die Borzeiger der Briefe doch in eine Liste ein- tragen, sonst könnten beispielsweise andre Leute, in deren Händen sich der abgedruckte Brief jetzt befindet, ihn zum zweitenmal präsentieren und eine Fahrkarte fordern, Unsres Wissens ist aber die B a h n v e r w a l t u N g n i ch t d a z u da, einen Unternehmer vor Reisegeld« Prellereien durch Anlegung einer Arbeits- willigenliste und überhaupt durch irgend welche Gefälligkeiten zu schützen." Zur Ncichstags- Ersatzwahl in Aachen  . Die EentrumS- Partei hat endlich, am 29, Januar, ihren Kandidaten für die am 8. Februar stattfindende Reichstags- Ersatzwahl aufgestellt, und zwar in der Person des Lan dtags-AbgeordnetenLehrersSittart. Die Meldungen, die bereits in der vorigen Woche über diese Kandi- datnr ergingen, waren verfrüht. Denn zu der Zeit fanden noch lebhaste Auseinandersetzungen zwischen der gemäßigien und der bekannten radikalen Rirbmiig, die der AachenerVollsfreund" vertritt, statt. Die erste Richtung wollte den veigeordneten Aachener Bürgermeister Klausener aufstellen, mußte aber schließlich der überwiegenden Mehrheit nachgeben. Wie derVolksfreund" schreibt, ließenver- schiedene Vertreter von Arbeiterkorporatronen keinen Zweifel daran, daß sie und ihre Korporationen bestimmt gewillt seien, vor der Wahl von dem Kandidaten der Centrums Partei, Herrn Sittart. die Abgabe einer befriedigenden Erklärung zu verschiedenen Punkten(Arbeiterfragen, Ge- treidezoll, Heer und Marine zc.) z u verlangen." Der Vorsitzende des Aachener christlich-socialen Textilarbeiter- Verbands hatte bereits am 27. Januar in Uebereinstimmung mit andren Vertretern christlichsocialer Arbeitervereine an den Landtags- Abgeordneten Sittart ein Schreiben nach Berlin   gesandt, worin sie vor der Wahl bestimmte Erklärungen verlangen. Herr Sittart schrieb eine ausweichende Antwort, erklärte aber, daß er, wenn seine Aufstellung erfolge, sichin einer öffentlichen Volksversammlung ganz offen aussprechen" werde. Man darf neugierig sein, wie sich die Angelegenheit erledigen wird. Wie man übrigens sieht, treten dieAachener christliiHen Geiyerkschaften gerade s o ungeniert als Centrnmsvereiiie auf, wie sie daS bei früheren Wahlen g e t h a n haben. Von eurer patriotischen Feier. Aus Straßburg   wird uns vom 30. Januar geschrieben: Ueber den Tod de? Hauptmanns Adams von der 9. Compagnie des in Mvrchingen(Lothringen  ) ganiisoniercnden Jnsanteriereginients Nr. 17, der vorgestern Nacht i» seiner Wohnniig erschossen aufgefunden wurde, verbreitet die gonverneiiientalcMetzer Zeitung" die folgende Version: Im kameradschaftlichen Kreise und in frohester Stimmung geriet eine OsfizierSgejellschafi auf den sportmäßigen Gedanken, die gegen- seitigen Kräfte in persönlichem Spiel, im Ringen zu erproben. Wie so oft in solchen Fällen und bei der wohl hoch ge- steigerten Erregtheit einiger der Herren, artete der Scherz in Ernst, bei einzelnen in Exaltation ans, bis zu dem Grade, daß im Ge- menge Hauptmann Adams vom westfälischen Infanterie- Regiment Nr. 17 in Mörchingen dem Regimentsarzt Dr. R ü g e r, Oberstabs- arzt erster Klaste im Jnfaiiterie-Regimenl Nr. 144 daselbst, einen Schlag versetzte. Die Wirkung dieser Unglücksthat und was ich umnittelbar daran knüpfte, entzieht sich der Beschreibung; doch erscheint es selbstverständlich, daß unter den einznleiteudeu Schritten die Ducllfrage in eifrige Erwägung kam. Ohne daß jedoch das Ergebnis der einen oder andren Aubahiiungsversuche eines Ausgleichs als im Bereich der Möglichkeit abgewartet wurde. bemächtigte sich am späteren Abende des Bruders des ge- nannten Sanitätsoffiziers, Oderlieulenant Rüger vom In- �anterie-Regimenl Nr. 17, eine derart hochgradige Aufregung, daß er sich, nach einigen mit andren Kameraden, in die W o h n u n g d e sH a u p tm a n ns Ad a m s begab und ihn niemand weiß ob oder nach welchen W o rtkämpfen durch einen Revolverschuß zu Boden streckte. Der Tod scheint augenblicklich eingetreten zu sein. Hauptmann Adams ivar imvermählt. DieLothringer Ztg." berichtet dagegen: Betreffs des Tods des HauptinännS Adams verlautet jetzt mit Bestimmtheit, daß derselbe das Opfer eines D u e l Is ge- worden ist, das am späten Abend in dem Zimmer stattfand, wo die Leiche gefunden wnrde. Ter Duellgegner, ein Oberlieutenant. wurde verhaftet. Die Wahl der Stunde und des Orts und die That- sache, daß das Duell am Geburtstag des Kaisers stattgefunden haben öll, läßt die Sache in eigentümlichem Licht erscheinen. Auch dem in Straßburg   erscheinendenElsässer" wird von Mör- chingen aus berichtet, daß Hauptmann Adams als das Opfer eines