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Landtag.

unsern Landesvätern mit Liebenswürdigkeiten überschüttet, mit Kampfe gegen ihre Gegner auf das nachdrücklichste zu unterstützen Monarchen geheime Agitatoren der Republik   sind und der unvermeid- stehenden Wahlkampf fich zu beteiligen."- Der Vorsitzende, Kaplan Freundschaftsbeweisen überhäuft. Es scheint, als ob selbst die und opferwillig an der Agitations- und Werbearbeit im bebor lich in ihnen herrschenden größten Schreier". Dr. Pieper( M.- Gladbach) teilte den Delegierten mit: Es sei von

Das Abgeordnetenhaus erledigte am Mittwoch einige fleine Vorlagen in dritter Lesung und trat dem Beschluß der Unterrichtskommission über den Antrag des Abg. Frhrn. Besonders nett ist's in dem Flugblatt, daß gutmütig auch an einer Reihe von Wahlkreisen Rheinlands und Westfalens die Anfrage v. Zedlitz( frt.) betr. die Umwandlung der Gestütsschulen einen unsrer größten Erfolge erinnert wird, an die Kritit der an den Centralvorstand ergangen, man Arbeiter als für das Hauptgestüt Trakehnen   in öffentliche Volksschulen bei. weltpolitischen Abenteuer, in der wir anfangs allein standen, die Reichstagskandidaten empfehlen könne; leider aber sei man Der ursprüngliche Antrag Zedlik forderte die Regierung auf, aber jegt von allen geteilt wird, insgeheim selbst von der heute nicht in der Lage, mit solchen zu dienen, weil man jetzt die Gestütsschulen in Trakehnen   baldigst in öffentliche Volfs- Regierung. Auch Graf Bülow will nichts mehr von der noch keine geeigneten Leute zur Verfügung habe; schulen umzuwandeln. Dieser Antrag ging der Kommission Sühneprinzen- Politik wissen. Sogar für Venezuela   wird geschwärmt aber infolge der Einführung der Unterrichtsturse werde man in zu weit, sie begnügte sich mit dem lendenlahmen Beschluß, died unsre Kritik als vaterlandslos gerügt, da doch unsre Stammes- einigen Jahren eine Anzahl passender Kandidaten empfehlen können. Regierung zu ersuchen, in Erwägung zu ziehen, ob die Um- acht zu begeisterten Judenschüßern geworden; denn eben las man Berlin   muß man mit der Entsendung des schlichten Mannes aus der genossen beraubt" worden seien. Die Konservativen sind da über Vorläufig müssen sich die katholischen Arbeiter also gedulden und in wandlung der Gestütsschulen sich empfiehlt, insbesondre auch, noch in antisemitischen Drganen gegen die Venezuela  - Politit: Soll Werkstatt noch einige Jahre warten. Was jagen denn die katholischen ob sie event. ohne Verschlechterung der gegenwärtigen Lage deutsches Pulver verbrannt werden? Soll zur Rettung jüdischen Gewerkschaftsführer Westdeutschlands zu dieser geringen Einschätzung der Schulinteressenten und der Lehrpersonen durchgeführt Kapitals deutsches Blut fließen?" Die Hülleschen Patrioten bejahen ihrer Intelligenz? Die Herren haben dem Centrum bei der Verteidigung werden kann und über das Resultat der Erwägungen dem die Frage unbedingt und fluchen den Socialdemokraten, die sie ver- seiner Brotwucherpolitik treue Dienste geleistet, und nun werden ste Abgeordnetenhause in der nächsten Session Mitteilung zu neinen. Daß von der Erfindung" der Hunnenbriefe die Rede ist, als unfähig hingestellt, im Reichstag als schlichte Männer aus der Abgeordnetenhause in der nächsten Seſſion Mitteilung zu über die der angebotene Wahrheitsbeweis von den Gerichten erschreckt Werkstatt Statisten abzugeben. machen. Die Wahrheit ist die erstens Im übrigen beriet das Haus nur Petitionen, abgelehnt wurde, nimmt nicht weiter Wunder. fürchtet sich das Centrum, seinem Bürger, Bauern und kleinen Dafür werden aber die Socialdemokraten, wenn sie zur Macht Beamtentum Arbeiter als Reichstagskandidaten zu präsentieren; u. a. die betreffend Verlegung des Wahlorts für den Landtags- gelangen, rauben, morden, brandstiften, Kunstwerte zerstören, zweitens darf es nicht wagen, den Arbeitern die christlichen Wahlkreis Teltow Beeskow Storfow Charlottenburg. Petition wurde der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen. und die beſt Schlußeffelt! Wir Socialdemokraten sind ja zwar der katholischen Arbeiter zu sehr verhaßt gemacht haben. Diese Schredensſcenen aller Art anfſtiften, kurz, wie die Hunnen hauſen Gewerlſchaftsführer night wagen, den Arbeitern die chriftlichen als Kandidaten aufzustellen, weil sich diese bestehende Gesellschaft abschlachten". Knechte der ultramontanen Brotwucherpolitik bei einem großen Teil Die nächste Sigung findet erst am Freitag statt. Das ist Das Herrenhaus beriet nur Petitionen, zum Teil solche, vaterlandslos", aber so verächtlich denken wir doch nicht über das die auch das Abgeordnetenhaus in den letzten Tagen be- deutsche Volt, so schänden wir das Deutsche Reich nicht vor dem Der Abg. Dr. Wiemer hat mehreren unsrer Parteigenossen im schäftigt haben, zum Teil solche ohne Allgemeininteresse. Auslande, daß wir, wie die patriotische Firma Hülle selig Nachf., Reichstage gegenüber erklärt, daß er die auch im Vorwärts" wieder­Am Donnerstag stehen kleinere Vorlagen und der Gesetz Jahre 1898 fast zweiundeinviertel Millionen wahlfähiger Deutscher   Heußerung für die Freisimmige Volkspartei sei die Socialdemokratie falten Blutes die Behauptung aussprechen würden: daß bereits im gegebene, angeblich in einer Altenburger   Versammlung gemachte entwurf über die Ausbildung der Verwaltungsauf ein Programm des Mordes, Raubes und des Kretinismus nicht das kleinere Uebel" nicht gemacht, sondern nur gesagt habe, beamten auf der Tagesordnung. obendrein eingeschworen waren! daß die Freifinnige Volkspartei in jedem einzelnen Falle bei Stich­wahlen zu prüfen haben werde, welche Partei von ihr als das fleinere Uebel zu betrachten sei.

Am Freitag will das Haus hohe Politik treiben; es wird dann einen Antrag des Grafen Mirbach beraten, der den Ministerpräsidenten auffordert, im Bundesrat dafür ein­zutreten, daß eine Ründigung der bestehenden Handels­verträge und der kündbaren Meistbegünstigungs- Verträge alsbald erfolgt.-

Wahlvorbereitungen. Hülle selig Nachf.

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Liberaler Wirrwarr.

Das liberale Bürgertum bietet einen gar trübseligen Anblick. Der holde Traum von der geeinten großen liberalen Partei" ist zerronnen und die Wirklichkeit zeigt den Kampf aller Liberalen gegen alle Liberalen. Und das jetzt kurz vor den Wahlen!

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" Frrungen" bei Aufstellung der Wählerlisten scheinen in Dorts mund vorgekommen zu sein. Dortige Blätter berichten, es feien ihnen Mitteilungen darüber zugegangen, daß an behördlichen Stellen In einigen freisimmigen Blättern war die Weise erklungen: Seid die Meinung bestehe, man müsse zwei Jahre im Orte wohnen, um einig! Es wird auch bekannt, daß vor längerer Zeit schon aus den in die Liste aufgenommen werden zu können. Weiter ist aus dem Reihen der Parlamentarier von der Süddeutschen Volkspartei und Bericht über eine Versammlung des dortigen Demokraschen der Freisinnigen Vereinigung   der Vorschlag gekommen war, daß alle Vereins zu ersehen, daß man diejenigen von der Aufnahme Freijinnigen und bürgerlichen Demokraten eine gemeinsame Aktion in die Wählerliste die feine

Der Pastor Hülle, der berühmteste Traftätchen- Fabrikant gegen den Ulmſturz, hat den Wahlkampf von 1903 nicht mehr erlebt. Aber seine Firma, die sich hocharistokratischer und wenigstens früher dieser Vorschläge nicht die berüchtigte Phrase gelten lassen vom Kampf die Behörden noch rechtzeitig auf die Unzuverlässigkeit dieses auch recht zweifelhafter Gönner erfreute, ist deshalb nicht erloschen. nach zwei Fronten" und sie wollten nicht die Socialistentöterei Verfahrens mit allem Nachdruck hingewiesen werden und daß die Es wird immer noch in anstrengendster Weise geistig gearbeitet. als Hauptsächliche Wahlaufgabe ansehen. Aber das Unternehmen scheiterte Fehler ausgebessert werden und zwar von Amts wegen. Wie es Nach dem Tode Hülles scheint sich die Schriftenvertriebsanstalt" mit völlig und zwar, wie die Volks- Zeitung" offenbar durchaus zu- nämlich aus einer Notiz unsres Dortmunder   Parteiblattes den dem Verfasser des Scharfrichter Krauts  " und ähnlicher Erzeugnisse treffend schildert, an der Freisinnigen Volkspartei  , in der man sich Anschein gewinnt, sollen sich dort die Wahlberechtigten zur Aufnahme der Kunst in Verbindung gesezt zu haben, und der Mann hat, in die Vernichtung der Socialdemokratie und die Abkanzelung alles in die Wählerlisten melden und sich dazu erst noch einen Aufnahme­nachdem er seine Phantasie durch die Lektüre dreschgräflicher Reden dessen, was nicht voll und ganz und unentwegt zu dem kleinen schein von der Polizeibehörde verschaffen. Die Listen find blutig gepeitscht, wahrhafte Schaudergemälde von den Umstürzlern Katechismus der Gruppe Richter- Kopsch schwörte, von vornherein zu aber von Amts wegen richtig und vollständig aufzustellen ohne gepinselt. sehr verbissen, als daß man das löbliche Werk der Socialistenfresserei im Buthun der Wähler und wenn dabei ungefeßlich verfahren wird Berlin   wurde neuerdings mit zweien dieser Kolportage- Romane in Sinne des anonymen" Socialistenspiegels" plöglich mit Halbdampf und infolgedessen 19ähler gesetzwidrig von der Ausübung Flugblattform behelligt. Allerdings hat sich der Verfasser die Sache hätte betreiben mögen." An der politischen Kurzsichtigkeit des Wahlrechts ausgeschlossen werden, so wird das die Ungültigkeit insofern allzu leicht gemacht, als er seine Motive" durchweg der derer um Richter und an der Neigung der Freifinnigen der Wahl zur Folge haben. alten Hülleschen Hausapotheke entnahm.

gegen die Reaktion betreiben mögen. Allerdings wollten die Urheber eigne aushalten habensgefotoffen haben soll, Es dringend zu raten, daß

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das andre: Wählt keinen Socialdemokraten". In Nr. 1 wird der Socialdemokratie die Maske" abgerissen und unser wahres Gesicht" gezeigt. Unser wahres Gesicht" ist mehr als scheusälig. Niemals haben wir zu Gunsten des eriverbs­thätigen Volkes irgend etwas zu stande gebracht!" Wir haben höchstens genörgelt und unerfüllbare Forderungen aufgestellt. Wenn die Socialdemokraten aber beweisen sollten, daß es ihnen ernst mit der Volksfreundlichkeit sei, dann versagten die Socialdemokraten stets". Der Phantast denkt offenbar an die Zuchthausvorlage, die wir zu Tode genörgelt haben.

Volkspartei, lieber Anschluß nach rechts zu nehmen, scheiterte

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Das eine Flugblatt betitelt sich: Das wahre Gesicht", die einheitliche Aktion des freisinnign Liberalismus. Die Kompromißschmerzen haben die Liberalen  " in Posen. Von den " Freis. Ztg." des Herrn Richter versucht natürlich, alle Schuld von 15 Wahlkreisen der Provinz Posen   ist nur einer liberal", das heißt es sei nebenbei darauf gewiesen­sich abzuwälzen. Aber es durch ein Mitglied der Freifinnigen Vereinigung vertreten. Es ist charakterisiert den Richterschen Wahlkampf schon durchaus, daß er der Wahlkreis Czarni tau- Filehne, wo der Schuldirektor Ernst eingeleitet wurde durch die Entstellungen und Unsinnigkeiten des 1898 in der Stichwahl mit Hilfe der Polen   gegen den Konservativen Socialistenspiegel". Wir haben Socialistenspiegel". Einen Centrumsspiegel, einen Spiegel der gewählt wurde. Dieses Mandat wünschen nun die Freifinnigen Reaktionsparteien in die Wahlbewegung zu werfen, hat Herr aller Schattierungen" oder Liberalen  ", wie sie sich dort selbst Richter nicht für nötig erachtet! nennen, unter der Parole Deutsche   gegen Polen  " zu erhalten, be­So ist denn auch jüngst auf dem Parteitag der Badischen Volks- dürfen aber dazu natürlich der Konservativen. Diesen jedoch ist jede partei in Bruchsal   lebhafte Klage gegen die Freiſinnige Volkspartei   Spur liberaler Selbstlosigkeit fremd und man kann es ihnen nicht geführt worden und die drei linksliberalen Gruppen Freifinnige verdenken; bieten doch die Liberalen aller Schattierungen das ab­Dann wird von den Socialdemokraten enthüllt, daß es ihnen Bereinigung, Freifinnige Volkspartei und Süddeutsche Partei schreckendste Beispiel dafür, wohin die Selbstlosigkeit in der Politik gleichgültig sei, ob Biehseuchen eingeschleppt werden oder nicht, ihnen polemisteren wider einander mit einem Ingrimun, an dem die führt. Ueberdies waren die Konservativen auch in diesem Kreise ist es egal, ob die Menschen frankes Fleisch essen. der Verfasser an die socialdemokratische Mehrheit im Beitung" ist der Zwist soweit gediehen, daß die Anhänger ihrer Partei sinnigen in der ganzen Provinz Posen   selbstlos zu Gunsten der preußischen Abgeordnetenhaus, die es verhinderte, daß Vieh und sich kaum bewegen lassen wollen, für Kandidaten der Freifinnigen Konservativen auf eigne Kandidaten verzichteten und nur auf ihr Fleisch in den städtischen Schlachthöfen noch einmal untersucht wird. Vereinigung in solchen Kreisen einzutreten, in denen die Freifinnige bisheriges Mandat Anspruch machen, denken die Konservativen Socialdemokraten sind auch augenscheinlich die Genossen Graf Kanit Volkspartei keine eigne Kandidatur hat. gar nicht daran, in Czarnifau- Filehne den Freisinnigen Wahlhilfe und Wangenheim, die Hätte das, was an den liberalen Jdealen dauernd und wertvoll zu leisten. Darüber jammert nun ein liberales Blatt in Bofen gegen den Widerspruch der sich fälschlich Socialdemokraten nennenden Bebel und Singer ist, nicht bei der Socialdemokratie Zuflucht gefunden, es gewaltig und sucht die Freisinnigen scharf zu machen zu ſelbſtändiger es im Reichstag   durchsetzten, daß Hausschlachtungen nicht wäre traurig darum bestellt! Politik. Was wohl vergeblich sein wird. der gesundheitlichen Prüfung unterliegen. Und endlich ist auch bermutlich der Centrumstaplan Gerstenberger so Der Feind" der Nationalliberalen. ein gesundheitsfeindlicher Socialdemokrat, der eben im Reichstag auf Wir haben seiner Zeit den geheimen Kartellplan der dem Wege der Interpellation wünschte, daß zu Fleischbeschauern nationalliberalen Parteileitung veröffentlicht, in dem die National­Leute genommen werden, die nichts von der Sache verständen. liberalen mit Konservativen und Centrum zusammen, bei gelegent­Weiter wird dann erzählt, daß der deutsche Landwirt kaum noch licher Hinzuziehung auch des Freisinns, die Welt unter sich verteilten die Futterkosten für seine Schweine" erzielt. Wieder sind es die und die Socialdemokratie vernichteten. Socialdemokraten" Kanig, Wangenheim, Dertel und die übrigen Aus dem Geiste dieses heftig abgeleugneten Kartellplanes ist Konservativen, Klerifalen und Nationalliberalen gewesen, die gegen nun ein nationalliberales Flugblatt geboren, das wir den Widerspruch der Bebel und Singer für die bernur aus einem Jubelartikel der, Kreuz- Zeitung  " kennen. Ein teuernden Futterzölle stimmten, welche allein es be- Eremplar des schönen Dokuments ſelbſt zu erlangen, war uns wirken könnten, daß trotz der stetig und stark steigenden unmöglich. Das Bureau der nationalliberalen Partei verweigerte Schweinepreise die eben erschienene Statistik der Viehzählung be- uns die Auslieferung, vermutlich weil sich die Angestellten des weist die große Zunahme des Verkaufswertes der auch zahlen- Bureaus schämten. mäßig ungeheuer gewachsenen Viehproduktion- der kleine Landwirt minderen Nugen hat.

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Es folgt die Handwerker- Vernichtung". Die Socialdemokraten haben die zu Gunsten der Handwerker bestimmten Geseze abgelehnt. Selbstverständlich; denn sie sind eitel Schwindel. Die Handwerker unterliegen der Uebermacht des Großkapitals, und das unter der Herrschaft der konservativ- klerikalen Mehrheit. Wenn die Social­Semokratie selbst twollte, könnte sie den Mittelstand" gar nicht ruinieren, da sie ja noch nie die politische Macht gehabt hat. Der Ruin" hat Und in sich unter der Herrschaft der Mittelstandsretter vollzogen. Berlin   kandidiert als Mittelstandsretter der Schwiegersohn des toten Warenhausbefizers Rudolf Herzog  , der mehr noch wie die Tiez und Wertheim   für den Niedergang des Mittelstandes gewirkt hat, da die Firma ein riesenhaftes Versandgeschäft betreibt und dadurch auch den fleinen Geschäftsleuten in den abgelegensten Orten eine tödliche Kon­furrenz bereitet.

Es genügt, die folgenden Schlußfäße des nationalliberalen Flug blattes  , das den Titel führt: Die Socialdemokratie ist der Feind" der Kreuz- Zeitung  " zu entnehmen.

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Die vaterländisch gesinnten Wähler insge samt mögen sich gesagt sein lassen, was es bedeutet, wenn die Socialdemokratie in dem Wahne bestärkt wird, daß ihre Zeit näher und näher komme. In demselben Maße wächst die Unsicherheit aller Verhältnisse im Inneren. Dann hat es eines Tages ein Ende damit, daß wir uns über klerikal oder national, konservativ oder liberal, über Zollschutz oder Freihandel, Zunft oder Gewerbefreiheit unterhalten und streiten. Denn wenn die Socialdemokratie erst ein­mal glaubt, das Heft an sich reißen zu können, wird sie es auch versuchen, der Herr im Hause zu werden. Dann sind über Nacht die inneren Unruhen da. Und jede einzelne Stimme tann das Maß der socialistischen Zukunftserwartungen voll machen. Hie Kaiser und Reich, socialer Frieden und sociale Reform-, hie Singer und Zukunftsstaat, innere Erschütterungen und Arbeiter­elend! Die Socialdemokratie strebt vor allem nach der politischen Macht. Was sonst in der Welt vorgeht, wird lediglich danach be­wertet, ob es dem Machtbestreben dienlich ist oder nicht. Wir sollten vor allem cinig sein, die politische Macht uns nicht entreißen zu lassen. Was sonst an Meinungsverschieden­heiten bei uns besteht, sollte nur so weit sich entwickeln dürfen, daß es der obersten Pflicht der Staatserhaltung nicht zum Schaden Schließlich wird das wahre Gesicht" noch durch die Breslauer Kaiserrede beleuchtet, die von der guten und gesicherten Eristenz Das ist das Ende der vielbeschrieenen großen, liberalen Samm­der Arbeiter" sprach. Kein braver Deutscher läßt seinen Kaiser im lung" gegen die junkerlich- agrarische Reaktion und eine Bestätigung Stich!" So endigt Flugblatt Nr. I. Es ist die konservative Fußnote der socialdemokratischen Auffassung, daß es im Grunde doch nur vergessen: Aber wenn es keinen 7,50 Mart- 3oll giebt, dann lassen eine reaktionäre Masse giebt. Alles ist den Liberalen gleichgültig, die Baterländischen die" Throne frachen"! Zollwucher und Klerikalismus, Zünftlerei und Junterherrschaft Toller noch ist Flugblatt II. Hier wird verraten, daß die wenn sie nur den Profit gegen das Proletariat retten! Socialdemokraten, wenn sie ans Ruder kommen, Haus, Hof, Feld,

Es folgt eine Abschrift aus Eugen Richters Socialistenspiegel": Die Reichstags- Abgeordneten sind keine Arbeitervertreter, sondern Redakteure, Schriftsteller, Unternehmer. Gewiß die rechten Vertreter der Arbeiter sind Professoren wie Herr v. Wenckstern und General­majore wie der Schwiegersohn Rudolf Herzogs. Was sollen die Arbeiter mit Proletariern, die, durch das Vertrauen ihrer Genossen berufen, statt für die kapitalistischen   Unternehmer weiter zu fronden, mit der Feder die Sache des Volles verfechten!

werden kann."

Wenn die Freisinnigen das Mandat in Czarnikau  - Filehne   ver­Tieren, so haben sie das reichlich verdient durch ihre jetzige Haltung. Sie haben das Mandat 1898 nur als Oppositionspartei mit polnischer Hilfe erlangt und jetzt wollen sie es sich erhalten durch ein Kompromiß mit ihren damaligen Gegnern unter Bekämpfung der Polen  , denen sie es verdanken. Eine solche liberale Politik ver­dient wirklich Fußtritte von allen Seiten.

Auf der Insel Rügen  , zum Kreise Rügen- Franzburg- Stralsund gehörig, dürften wir diesmal mit recht erfreulichen Resultaten zu rechnen haben. Zu zwei Wählerversammlungen, in denen am Sonn­tag in Bergen und Garb unser Genosse Storch- Stettin sprach, waren Landarbeiter, Bauern und Handwerker stundenweit herbeigeeilt. Sie spendeten dem socialdemokratischen Hezer" leb­haften Beifall und eine stattliche Anzahl derselben ließ sich sofort in den socialdemokratischen Wahlverein aufnehmen. Kommt es in diesem Kreise diesmal zur Stichwahl, was leicht möglich ist, dann sitzt der Agrarier nicht mehr fest auf seinem Sessel.

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Politik in der Kirche. Wie unser Königsberger Parteiblatt be=. richtet, werden in Danzig  , Stadt und Landkreis, seit Wochen in den Vorräumen der katholischen Kirchen politische Flugblätter verteilt. Der Königsberger Volkszeitung" haben mehrere dieser Flugblätter, die sich mit der Socialdemokratie beschäftigen, borgelegen. Wenn die Centrumsleute die Verteilung ihrer Flugblätter in der Kirche nicht als eine Belästigung der Kirchenbesucher ansehen, so werden sie sich auch nicht beschweren können, wenn die socialdemokratischen Antworten wenigstens an der Kirche den Kirchenbesuchern einge­händigt werden.

Eine socialdemokratische Versammlung in einer Hochburg des Centrums hielt auf einer Agitationtour in Westfalen   unser Genosse Adolf Hoffmann   kürzlich in Lippstadt  , achter Wahlkreis des Regierungsbezirks Arnsberg  ( Lippstadt  - Brilon  ), ab. Dieser Streis hat noch niemals anders wie ultramontan geivählt. Social­demokratische Stimmen werden dort erst seit 1890 abgegeben, und zwar ganze 259 im Jahre 1898. Auch für andre Parteien werden dort so gut wie gar feine Stimmen abgegeben. Seit kurzer Zeit hat sich jedoch auch dort die Arbeiterbewegung gehoben, und jüngst gelang es den Parteigenossen, sich in Lippstadt   cinen Saal zu sichern. Bisher fanden darin nur zwei Versammlungen der ebenfalls wachsenden freien Gewerkschaften statt; die Redner wurden jedoch von den unter Führung der Kapläne erschienenen katholischen Gesellen niedergebrült. Für die erste socialdemokratische Versammlung hatten die Stapläne ihre Truppen wieder mobil gemacht, da aber auch die in den freien Gewerkschaften organisierten Arbeiter zahlreich erschienen waren, Vieh, Handwerkszeug, Maschinen, Geräte, Rotgroschen und Ersparnisse Auf dem Delegiertentag der katholischen Arbeitervereine der Erz- war der große Saal um 8 Uhr schon nebst allen Nebenräumen auf Nimmerwiedersehen wegnehmen. Das Endziel der Social- diocese Köln, der die Regierungsbezirke Aachen  , Düsseldorf  , Köln überfüllt. demokratie ist augenscheinlich die Einrichtung eines großen Trödel- und das westfälische Industrie- und Kohlengebiet umfaßte, wurde Wider alles Erwarten durfte Genosse Hoffmann ungestört geschäftes. Ferner werden wir natürlich Ehe und Familie beseitigen, auch die Opposition der katholischen Arbeiter in Sachen des Zoll- sprechen. Er schenkte dem Centrum nichts und Gelegenheit, gründlich nach dem Vorbild hoher und höchster Herrschaften, chekonsens- tarifs erwähnt. Arbeitersekretär Giesberts wies darauf hin, daß die mit den schwarzen Herren ins Gericht zu gehen, war ihm reichlich pflichtiger Offiziere und prostitutionstonfumierender und prostitutions- Centrumspartei im Rheinland   eine steigend schwierige geboten. Arbeitet doch die ultramontane Presse der Gegend mit den erzeugender Kapitalisten, welche den Arbeiterinnen Hungerlöhne Stellung habe; Unterlassungsfünden ven vor 20-30 Jahren allerabgebrauchtesten Kalauern gegen die Socialdemokratie. zahlen. Auch rotten wir die Neligion aus und betrachten Gott würden dem Centrum heute noch vorgeworfen. Obwohl die katholi- Stürmische Heiterkeit entfesselte der Redner, als er, veranlaßt durch als das größte llebel in der Welt. Statt der Könige, fchen Arbeitervereine feine politischen Vereine sein wollen, nahm der die Behauptung dortiger Centrumsblätter, Stadthagen   wohne in die als Landesväter für uns sorgen und sich mühen, denen Delegiertentag einstimmig eine Resolution worin es Berlin   wie ein Fürst, Stadthagens Junggesellenwohnung schilderte. wir nahezu alles verdanken, was wir haben, sollen die größten für die unbedingte Pflicht aller katholischen Arbeiter er Niemand wagte den Redner zu unterbrechen, als er die volks­Schreier herrschen, die nur an sich selbst denken." Merkwürdig, klärt wird, für die Centrumspartei als die zuverlässigste verräterische Politik des Centrums mit äßender Echärfe geißelte, und in der freien Republik der Vereinigten Staaten   herrschen ja bereits und kräftigste Förderin einer christlichen Socialreform mit als er schloß, erhob sich ein Beifallssturm, den die Centrumsleute feit jeher die größten Schreier", und trotzdem werden sie von aller Energie einzutreten und dieselbe in ihrem schweren nicht zu stören wagten,

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