Nr. 108. 20. Jahrgang.
4. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Ein Bücherverzeichnis.
Sonntag, 10. Mai 1903.
Ueber die Richtung, in der die Ergänzungen vor sich gingen, einem staunensiverten Aufwand gesammelt und nach einzelnen Begiebt das Vorwort des an die 700 Seiten starken Bücherverzeichnisses rufen geordnet. Außer dem allgemeinen Teil enthält der Katalog Kunde: hier die Rubriken Baugewerbe und Bauwissenschaft, Bergbau und Die Berufsstatistik der Leser ergab bald, daß die Bibliothek Süttenwesen, Eisenbahnen, Schiffahrt, Maschinenbau , Buchgewerbe, in der That zum überwiegenden Teil von gewerblichen Arbeitern Chemische Industrie in weiter Ausdehnung, Elektrotechnik, Telebenutzt wird. Als daher vor Jahresfrist mit der erstmaligen Ver- graphie, Fernsprechwesen, Handel und Verkehrswesen, Holz- und vollständigung der Bücherbestände begonnen wurde, war es ge- Schnitzstoffverarbeitung, Thonwaren, Steingut-, Glasindustrie, boten, in erster Reihe diejenigen Fächer auszugestalten, denen Künstlerbetriebe, Kunstgewerbe, Landwirtschaft, Gärtnerei, Hauswirtgewerbliche Arbeiter besonderes Interesse entgegenbringen. Natur- schaft, Waffenindustrie, Uhrmacherkunst, Eisenindustrie, die ver= wissenschaft, Geschichte, Volkswirtschaft, Gewerbekunde sind aus schiedenen Zweige der Nahrungs- und Genußmittel- Industrie, Photodiesem Grunde neben der schönen Litteratur reicher ausgestattet, graphie, Spinnerei, Weberei, Färberei, Wäscherei, Papier- und Lederals die andern Wissenszweige. industrie, Herstellung fünstlicher Blumen, Bekleidungskunst ust. Es giebt wohl feinen Berufsalveig, dessen Angehörigen in diesem technischen Teil nicht reiche Belehrung geboten würde.
Als vor nunmehr bald vier Jahren unser Parteigenosse Stadtverordneter Heimann die von ihm im Hause Alexandrinenstraße 26 errichtete Bibliothek und Lesehalle der öffentlichen Benubung übergab, da mochten sich nicht zum wenigsten in des Stifters Seele selber manche Zweifel an der Aufnahme des Werkes regen. Bis dahin waren nur staatliche und städtische Institute dieser Art bekannt gewesen; als einziges privates Unternnehmen konnte am Ende die Lesehalle der Gesellschaft für Ethische Kultur in Betracht kommen. Es ist in dem engen Rahmen dieser Besprechung auch nicht entDie große königliche Bibliothek umfaßte selbstverständlich alles, was fernt möglich, ein Bild von der Vielseitigkeit der öffentlichen Bibliothek irgendwie auf dem weiten Felde der Litteratur ins Kraut schoß; sie zu geben, geschweige denn die Sorgfalt und das Geschick zu veran blieb aber, wenn auch nicht rechtlich, so doch in Wirklichkeit eine Geschaulichen, mit der die Arbeit der Zusammenstellung jetzt zu einem lehrten- und Litteraten- Bibliothek und kam damals wie heute für die vorläufigen Abschluß gebracht ist. breiten Volksschichten nicht in Betracht. Die städtischen Volks- Das weite Gebiet der Volkswirtschaft und der Socialwissen Bibliotheken aber litten noch sehr an dem Unglück zopfiger Be- schaften hat, wie schon im Vorwort angedeutet worden, besonders schränkung und ängstlicher Rücksichtnahme und bargen eine Menge ver- liebevolle Pflege gefunden. Wir finden die Rubrik Frauenfrage alteten Wustes, von dem sie sich erst allmählich befreit haben. Da und Frauenbewegung mit so ziemlich allen für die Gegenmachte Herr Heimann seine neue Bibliothek unter man kann wohl wart in Betracht kommenden Werken ausgestattet; Kleine packende Gefagen unerhört liberalen Bedingungen der Deffentlichkeit zugänglich. Legenheitsbroschüren sind hier neben den größeren Arbeiten von Lily Wer ein Buch leihen will, trägt Namen, Beruf und Wohnung in eine Braun, Adele Gerhard usw. aufgestellt; und damit jeder das Seine Liste ein und erhält dann als völlig Fremder das Gewünschte ausge- oder vielmehr jede das Ihre finde, fehlt es neben den eigentlichen liefert. Das war nur scheinbar ein Wagestück; in Wirklichkeit ist Stampffchriften nicht an anthropologischen oder nüchtern rechtswissendurch diese Liberalität die Binsenwahrheit demonstriert, daß die schaftlichen Werken, wie ferner neben Bebels weltbekanntem Buch Menschheit nicht aus Spizbuben besteht. Staum nennenswert sind die auch Frau Lina Morgensterns Werke vertreten sind. Ueberhaupt muß Fälle, in denen das Vertrauen mißbraucht worden ist; und die Zu der Bibliothek nachgerühmt werden, daß sie, wie es sich für ein auf bersicht, daß die Leser das ihnen anvertraute Gut mit Achtung und wissenschaftlichen Wert Anspruch machendes Institut gebührt, alle Schonung behandeln würden, hat sich auf das beste bewährt. Richtungen zu Worte kommen läßt. Die Zweifel bargen sich vielmehr in der Frage, ob die Berliner Arbeiterschaft, für die die Bibliothek hauptsächlich bestimmt war, überhaupt den gebührenden Gebrauch von ihr machen, ob die Zusammen setzung des Bücherbestandes dem Bildungsgrade und dem Geschmack der Personen, auf die man als Leser rechnete, im großen ganzen entsprechen werde. Aber auch in diesem Punkte wurden bald alle Befürchtungen hinfällig. Dem neuen Unternehmen tam der Umstand zu gute, daß es gleich in stattlichem Umfange ins Leben trat, so daß jeder fand, was er brauchte; und ferner trat zu Tage, daß die wissen schaftliche Höhe der Bibliothek, geschaffen allerdings unter dem Beistande von Männern, die einigermaßen ihr Publikum kannten, nicht im geringsten beeinträchtigt zu werden brauchte. Von Monat zu Monat wuchs der Zuspruch, und bald fanden sowohl die AusleihBibliothek wie die Lesehalle eine Frequenz, wie sie bis dahin im öffentlichen Leihbibliothetswesen nicht erhört worden war. Freilich wuchsen damit auch die Sorgen um die Instandhaltung; die Ansprüche steigerten sich naturgemäß und machten eben wegen der von vorn herein vortrefflichen Ausstattung Ergänzungen notwendig, deren Umfang sich bei der Gründung gar nicht hatten übersehen lassen. Aber was geschehen mußte, geschah; mit einer Sorgfalt, die nur durch die Liebe zum eignen Kinde erklärlich wird, wurde die Bibliothek in der letzten Zeit vervollständigt; und der weit über 16 000 Bände aufweisende Satalog*), der soeben in einer sehr übersichtlichen
*) Bücherverzeichnis der Oeffentlichen Bibliothek und Lesehalle, Berlin , Alexandrinenstr. 26. Abgeschlossen im März 1903, Berlin , Hugo Heimann. 1903.
Anordnung herausgegeben worden ist, preist nicht allein die Mühen und die Umsicht derer, die den Bücherschatz zusammengestellt haben, sondern stellt auch dem Geschmack und dem Bildungsstreben seines Publikums ein ehrendes Zeugnis aus.
So weist die ebenfalls ansehnliche Rubrik. Geschichte des Judentums und Antisemitism u 3" neben der Sammlung jüdischer Voltssagen" Sippurin" und Kohuts Geschichte der Juden auch Ahlwardts längst vergessene Judenflinten Broschüren auf; ja sogar der alte Marr fehlt nicht, den Liebknecht in den achtziger Jahren mit dem derben aber wohl zutreffenden Epigramm„ komplett verrückt" abthat.
Daß unter den Socialwissenschaften die Arbeiterfrage im engeren Sinne besonders sorgfältig behandelt ist, versteht sich in dieser Bibliothek von selbst. Die eingehenden Arbeiten der ReichstagsKommission für Arbeiterstatistik sind vollzählig beisammen, des gleichen die Berichte des schweizerischen Arbeitersekretariats, und ebenso die von Gewerkschaftsleitern oder sonst im Auftrage von Gewerkschaften herausgegebenen Denkschriften. Nicht weniger als 23 Berufe sind hier im einzelnen mit verschiedenen Broschüren auf gezählt, die zwar meist nur als Gelegenheitsarbeiten zum Frommen der Berufsangehörigen verfaßt sind, aber dennoch für den Volkswirtschaftler einen hohen Wert haben.
Eine Freude ist es, das Verzeichnis. ,, Socialismus und Socialdemokratie" durchzusehen. Daß alle nach 1890 erschienenen Schriften von nur irgendwie in Betracht kommendem Wert angesammelt sind, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Aber auch die unter dem Socialistengeset erschienenen Broschüren sind in recht stattlicher Zusammenstellung vorhanden, ja selbst seltene Kampfschriften aus den siebziger Jahren finden wir. Mehrings elegante Abfertigung des Professors Treitschte, Mosts Kleinbürger, Braces Steuerbroschüre , wer kennt diese Schriften heute noch anders als vom Hörensagen?
Eine Besonderheit dieser Bibliothek, die in dieser Art wohl kaum ihresgleichen haben dürfte, bildet die Rubrik, Gewerbekunde Hier find Werke, die sonst in Fachbibliotheken vergraben liegen, mit
Daß die Bibliothek auch die Gebiete pflegt, die abseits von des Tages Lasten liegen, zeigt die Rubrik Spiel und Sport. Ballspiele, Bergsteigen, Billardspiel, Fechtkunst. Radfahren, Turnen usw. finden hier gebührende Berücksichtigung.
Wir haben aus dem Inhalt des Katalogs nur einzelnes und auch dies nur andeutungsweise erwähnen können. Geschichte, Geographie, Naturwissenschaften, Philosophie, Religionswissenschaften, Kunst und Kunstgeschichte, Litteraturgeschichte finden ihre Würdigung, und ganz selbstverständlich ist auch die schöne Litteratur des In- und Auslandes von Aischylos bis Maeterlinc reichhaltig vertreten. Wir erwähnen ferner, daß die Bibliothek eine ganz vortreffliche Sammlung von Jugendschriften birgt, der es gewiß nicht an Zuspruch fehlt.
Bemerkt sei noch, daß von den begehrtesten Werken der meisten Wissengebiete zwei Eremplare vorhanden sind.
Die Bücher der Oeffentlichen Bibliothek und Lesehalle werden, wie schon hervorgehoben, ohne jegliche Bürgschaft verabsolgt; daß der Leser für den Zustand des ihm übergebenen Buches verantwortlich bleibt, versteht sich. Die Lesefrist für ein Buch dauert 14 Tage, doch kann das Buch dem Entlehner auch länger überlassen werden, wenn es anderweitig nicht verlangt wird.
Wie bekannt, ist mit der Ausleihbibliothek, die wir hier ge= würdigt haben, auch eine Lesehalle verbunden, die an Wochentagen von 5 bis 10 Uhr abends, an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 1 Uhr und von 3 bis 6 Uhr geöffnet ist. Hier liegen gegenwärtig 93 politische Zeitungen aus, darunter 28 Berliner sowie nicht weniger als 351 Zeitschriften aller Wissenszweige und Richtungen. So ist in der Oeffentlichen Bibliothek und Lesehalle ein Werk geschaffen, dem von privater Seite, soweit unsre Kenntnis reicht wohl in ganz Deutschland nichts Aehnliches zur Seite zu stellen i A. Die hohe Bedeutung, den immenſen Wert eines solchen Unternehmens weiß nur der zu schäßen, der in den engen Verhältnissen frühe cer Beiten aufgewachsen ist, der die Schwierigkeit, den Wissensdurst zu befriedigen, am eignen Leibe" schmerzlich genug erfahren hat. Das ist anders geworden seitdem, wenigstens in der Großstadt. reichlichen Lohn findet die gute That, wenn vor allem das heranwachsende Geschlecht sie würdigt, wenn dessen Streben in de a Erfolgen späterer Tage von neuem das Dichterwort zur Wahrheit gemacht hat: Auf guten Boden fiel die Saat!
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