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Isand der Ehre" ist allerdings seit jeher das bequemste Mittel, hielt in einer mehr als 2 stündigen Rede eine gründliche Ab- jeinem Spandauer Pauli- Wisch z. B. wird gegen die Arbeitervertreter". um einer Bloßstellung der Schande zu entschlüpfen. Die Social- rechnung mit dem Centrum im allgemeinen und dem Vertreter die nicht Arbeiter find, protestiert, und man verlangt Männer des werk­demokraten haben Eugen Richter   nicht eingeladen, weil sie irgend ein des Wahlkreises, Bachem, im besonderen. Sehr oft von tägigen Lebens", einen schlichten Mann aus der Werkstatt, einen Hand­Interesse daran haben, wie er über seine Ehre denkt, sondern weil sie Beifall unterbrochen, gab er das Sündenregister des werksmeister mit offenent Sinn". Die werktägigen" Herren, die ihm Gelegenheit geben wollten, sich, in einem Rest von Mitleid, vor Centrums und zerpflückte die Wahlflugblätter dieser Partei, auf den schlichten Mann schwören, sind ein Herr v. Tiedemann, ein einer Deffentlichkeit zu rechtfertigen, die er in seinen Ver- welche in der Wahlflugblatt Fabrit in M.- Gladbach, der Rittergutsbesitzer, ein Major a. D., ein freiherrlicher Notar, zwei fammlungen unter Zuhilfenahme des Hausfriedensbruchs- Baragraphen Centralstelle des katholischen Volksvereins hergestellt werden. bürgerliche Rechtsanwalte und ein Pastor. angstvoll auszuschließen bestrebt ist. Herr Richter aber beschäftigt Stürmische Heiterkeit erregten die Ausführungen Bebels über den Man wird jetzt alle Verehrer des schlichten Mannes mur auf sich, wie man sieht, gegenwärtig nicht mit politischen Fragen, sondern Suhhandel" unfrer bayrischen Genossen mit dem Centrum bei den den Artikel der Deutschen Tageszeitung" gegen den schlichten mit der Wahrung seiner Ehre, die um so empfindlicher wird, je bayrischen Landtagswahlen; diese Politik habe das Centrum ge- Mann hinzuweisen brauchen. mehr sie sich verflüchtigt; er baut an den Luftschlössern eines trieben mit denen, die sie nun wieder als Religionsfeinde" aufs gealterten Tenors, der sich immer noch einbildet, er brauche muur zu äußerste schmähen. Bebel schilderte dann noch an mehreren Kaiser und Kirche. In Anwesenheit des Kaisers wurde am fingen und alles bräche sich die Hälse um ein Billet. drastischen Beispielen, wie das Centrum nur aus dem Grunde Donnerstag in Mez das neue Christus- Portal der katholi­Ein wirkliches trauriges Ende, so hinter Schloß und Riegel ver- den Ruf erschallen lasse: Die Religion ist in Gefahr!", weil schen Kathedrale eingeweiht. Bischof Benzler feierte den Kaiser. leumden zu müssen. Und obendrein ist der Ehrenanfall nicht einmal das Maß seiner Sünden in wirtschaftlicher und politischer Be- Als Legat des Papstes war Kardinal Fürstbischof Dr. Kopp aus Driginal, sondern eine plumpe Nachahmung Bismarckischen Ver- ziehung zum Ueberlaufen voll ist. Eine Resolution, welche sich Breslau   erschienen. Der Vorgang verlief nach den offiziösen Be­fahrens, der den Reichstag zu verlassen pflegte, wenn Richter zu gegen das volksverräterische Treiben der Centrumspartei erklärte, richten äußerst glanzvoll. reden begann, um jeden persönlichen Verkehr" mit diesem wurde einstimmig angenommen. " Thersites  " zu vermeiden. Wie kann man so elend zu Grunde gehen wollen!

Der Stichwahl- Termin. Wie dem amtlichen Dresd  . Journal" mitgeteilt wird, sind die für die Reichstagswahl bestellten Wahl­kommissare von dem sächsischen Ministerium des Innern angewiesen worden, etwa nötig werdende engere Wahlen auf Donnerstag, den 25. Juni d. J., anzuberaumen. Der 25. Juni wird jedenfalls für das ganze Reich der Stich­wahltag sein.

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Wie der Voss. 3tg." aus Metz   gemeldet wird, verteilte nach Der Verlauf dieser Versammlung bereitet der Centrumspresse dem Diner bei dem Bezirkspräsidenten von Lothringen   der Kaiser böse Kopfschmerzen. Durch Lügen und Verleumidungen sucht sie den an die Anwesenden Medaillen. Die Medaillen sind aus Bronze Erfolg der Versammlung zu schmälern. Vergeblich! hergestellt und haben einen Durchmesser von beinahe 7 Centimeter. Sie zeigen auf der einen Seite das Profilbild des Kaisers Sachsen Sachsen. Eine jetzt vorliegende, wohl vollständige Liste der mit den Adlerhelm der Garde on Corps und der Suſchrift: sächsischen Kandidaturen weist für die 23 Wahlkreise die Zahl 66 auf Guilelmus II., Imperator Rex"( Wilhelm II.  , Kaiser und König), gegen 75 bei der vorigen Wahl. Die Verminderung ist eingetreten auf der andren Seite befindet sich das Bild der Meter Kathedrale durch die Kartellierung zwischen Konservativen, Antisemiten und mit dem neuen Portal. Nationalliberalen in den meisten Wahlkreisen. Infolge einer größeren Ein Minister des Kaisers. Konservative Blätter hatten jüngst Anzahl bloßer Zählkandidaturen des Freisinns, der Nationalsocialen den preußischen Minister des Innern v. Hammerstein an und des Centrums übersteigt die Gesamtzahl der Kandidaten doch Warum das Centrum Arbeitervereine gründet. In Dylofen, noch erheblich das Doppelte der Wahlkreiszahl. gegriffen, und man hat das Ende dieser Ministerschaft prophezeit. So gleichgültig es nun ist, ob Herr v. Hammerstein Minister bleibt einem kleinen Orte des Kreises Oppeln  , verteilte fürzlich ein Partei- Im Freiberger Wahlkreise, dem Dertel- Kreise, wo genosse, der seit einiger Zeit in einer dortigen Fabrik thätig ist, Geheimrat Dr. Lufensty( wild- nationalliberal) die Kandidatur wieder oder seinen Abschied erhält, so find die Bemerkungen, welche die socialdemokratische Wahlflugblätter. Das ist dort noch nicht das niedergelegt hatte, ist nunmehr Generalsekretär Dr. Kunze- Dresden" Preußische Korrespondenz" zu der Angelegenheit macht, deshalb - nicht uninteressant, weil sie andeuten, wie der Minister­gewesen und darum gerieten die Centrumsherren, voran die Geist- also durchaus nicht entschließen, ohne weiteres für Dr. Dertel zu Korrespondenz" plaudert, daß Freiherr   v. Hammerstein den Straß aufgestellt worden. Die Freiberger Nationalliberalen fönnen sich präsident in den Befiz seiner Gehilfen gelangt. Die Provinzials lichen, in eine gewaltige Aufregung. In einer Zusammenkunft unter stinmen; im ganzen übrigen Sachsen   sind sie zum Eintreten für burger Kaisertagen beigewohnt hat und auch in Metz   während des Leitung der Geistlichen, die sich mit den Mitteln zur Abwehr der handelsvertragsfeindlichste Agrarier bereit! Wenigstens die national­socialdemokratischen Agitation beschäftigte, war der wichtigste Vorschlag, liberalen Parteileitungen; ob auch alle ihre Wähler? sofort einen Arbeiterverein zu gründen. Solange hatten sich die Klerifalen Herrschaften nicht um das Wohl der Arbeiter" gekümmert; da ihnen aber die Socialdemokratie auf den Pelz rückt und sie fürchten müssen, ihre Arbeitergefolgschaft zu verlieren, sofort entsteht die Sorge um das Wohl der Arbeiter. Sie ist nichts weiter wie die Sorge um die Erhaltung der Arbeiterstimmen für die Centrumspartei.

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Politifche Ueberlicht.

Berlin  , den 15. Mai.

Gegen den schlichten Mann aus der Werkstatt. Durch alle Wahlagitations- Blätter der bürgerlichen Parteien wird diesmal mit besonderer Hartnäckigkeit die Theorie von dem schlichten Mann aus der Werkstatt verbreitet. Auch Eugen Richters Socialistenspiegel" arbeitet mit diesem Trid. Es wird da ausgeführt, daß es ja gar keine Arbeiter feien, welche im Reichstage das Proletariat vertreten, sondern fremde Elemente", Akademiker und Millionäre.

Aufenthalts des Kaisers anwesend war. Sie schreibt dann weiter: Der Minister hat seiner Zeit als Meßer Bezirkspräsident Urville für den Kaiser angekauft und längere Zeit die Bewirtschaftung für ihn beaufsichtigt. Noch heute bespricht der Monarch Meliorationen usw., die auf den Terrains der Herrschaft vorgenommen werden sollen, mit Vorliebe mit dem Minister des Innern... Herr v. Hammerstein ist der Mann des Kaisers, der ihm, als Herr v. Rheinbaben ins Finanzministerium übersiedelte, persön lich in dessen Amt berief und den Reichskanzler, der noch auf der Suche nach einem geeigneten Remplazanten( Ersatz­mann) war, telegraphisch hiervon unterrichtete." Grof Bülow ist sicherlich seelensfroh, daß ihm die schwierige Ministersuche also erleichtert wird.

Gegen die socialdemokratische Gefahr wurden übrigens in Dyloken noch andre Mittel angewandt. In Kirche und Schule wurde gegen die Flugschriften gewettert und ihre sofortige Verbrennung angeordnet. Auch die Macht des Veichtvaters mußte zur Bekämpfung der Socialdemokraten dienen und zwar in diesem Falle in ganz besonders abscheulicher Weise. Als Die Gesundheitsbesorgnis für Prinz- Mörder. Aus ärztlichen nämlich der Fabrikant, bei dem der socialdemokratische Schriftenverteiler beschäftigt ist, Der Zweck dieser Einflüsterungen ist sehr durchsichtig, wenn sie Streifen wird uns geschrieben: Anläßlich der Mitteilungen über die bor einigen Tagen zur Beichte war, erklärte der Beichtvater, er auch kaum bei den unaufgeklärtesten und rückständigsten Arbeitern zarte Rücksicht, welche von seiten der Gefängnisverwaltung auf die Man weiß ſehr Gesundheit des prinzlichen Mörders Prosper v. Arenberg könne ihm keine Absolution erteilen, weil er einen Socialdemokraten irgend welchen Eindruck machen werden. in seiner Fabrik beschäftige. So wird also die Religion dazu benutzt, beruht wesentlich gerade darauf, daß es genug Männer in die Gefangenen drohenden Gesundheitsschädigungen geurteilt haben. genau die Stärke der Partei, ihr Einfluß im Reichstag genommen wurde, ist es wohl am Plaze, daran zu ers innern, wie sonst die höchsten Behörden in Preußen über socialdemokratische Arbeiter um ihre Stellung zu bringen. Wenn der Partei giebt, die ihre ganze Kraft und Zeit nur der wir solchen schändlichen Mißbrauch der Religion zu politischer Ver- Bartei und ihrer Thätigkeit auf allen Gebieten zur Verfügung stellen unterm 20. Januar 1853 erließ der Medizinalminister an die Kreis­Hetzung bekämpfen, dann lügt die Centrumspresse das zu einer Befönnen. Schon Vismard haßte die Berufsparlamentarier", weil er phyfici eine noch heute in Kraft befindliche Verfügung, kämpfung der Religion um. wußte, daß diese ein gefährlicherer Feind seines Absolutismus wären, in welcher es heißt: Da über die Unzuverlässigkeit ärztlicher Atteste vorzugsweise als die politischen Dilettanten, die nur gelegentlich, nur neben­in solchen Fällen geklagt worden ist, in denen es auf die ärztliche amtlich, nur oberflächlich in die Politik hineinröchen. Darum jetzt Prüfung der Statthaftigkeit der Bollstreckung einer Freiheitsstrafe auch die Heze gegen die focialdemokratischen Berufsagitatoren und oder Schuldhaft anfam, und auch ich mehrfach wahr. Berufsparlamentarier. Man möchte lieber gutgesinnte Männer genommen habe, daß in aus der Werkstatt", die in der Regel zwölf Stunden für ihren solchen Fällen die betreffenden bei politischen Gala- Vor­Medizinalbeamten sich von einem unzulässigen Mitleid leiten stellungen mal lassen oder sich auf den Standpunkt cines Hausarztes wo sie dann die stumme Staffage bilden. Der Staat, die herrschenden Klassen stellen, welcher seinem in Freiheit befindlichen Patienten die stellen zahllose Leute an, deren ausschließliche Thätigkeit die angeniessenste Lebensordnung vorzuschreiben hat, so veranlasse ich Politik ist. Der Arbeiterschaft aber möchte man den Kopf ab­die königlichen Regierungen. die Medizinalbeamten vor der schlagen, indem man ihr einredet, es genüge, wenn ab und zu ein gleichen Mißgriffen zu warnen. Nicht selten ist in solchen Fällen schlichter Mann" von den Erfahrungen in seiner Werkstatt erzählt. Darum hat man den reinen Arbeiterkandidaten" erfunden, und die, Deutsche Tageszeitung" erwirbt sich das Verdienst, offen die Motive der plöglichen Vorliebe für den schlichten Mann zu verraten. Herr Dertel schreibt:

Dem Hezkaplan dient allerdings zur Entschuldigung, daß er streng nach der Anweisung des klerikalen Arbeiterkatechismus handelt, nach welchem es eine schwere Sünde ist, socialdemokratische Arbeiter zu beschäftigen.

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Das neue Wahlreglement hat sich als ein Prüfstein erwiesen für die Unbehilflichkeit des bureaukratischen Beamtenapparates. Mehr fach fonnten wir Verfügungen von Landräten zur Reichstagswahl nach andern Blättern mitteilen, die das Ende der Wahlhandlung noch nach dem alten Wahlreglement auf 6 Uhr angaben. Heute liegt uns das Ortelsburger Kreisblatt" vom 24. April vor mit einer Bekanntmachung des Landrats von Ortelsburg  ( Regierungs­ bezirk Gumbinnen  ), die besonders charakteristisch in dieser Hinsicht ist. Das Ende der Wahlhandlung ist in der Bekanntmachung gleichfalls auf 6 Uhr angegeben. Datiert ist die Bekanntmachung vom 23. April. Nun ist allerdings das neue Wahlreglement mit dem Datum des 28. April erst im Reichs- Anzeiger" vom 30. April bekannt gemacht, es war daher noch nicht in Kraft, als der Landrat von Ortelsburg   seine Bekanntmachung zu den Reichstagswahlen erließ. Aber der Reichstag hat dem Bundesratsbeschlusse bereits am 21. April zugestimmt und der Inhalt des neuen Reglements ist schon längst vorher bekannt getvesen. Jedermann, der sich um öffentliche Angelegenheiten fümmert, wußte spätestens am 22. April, daß das neue Wahlreglement be­schlossen sei und die Wahlhandlung diesmal bis 7 Ühr dauern werde. Ein berantwortlicher Staatsbeamter, der Ausführung des Wahlgesetzes amtlich mitzuwirken hat, sollte wohl auch zu den Personen gerechnet werden können, die am 22. April Kenntnis hatten von der seit Monaten besprochenen Aende­rung des Wahlreglements. Daß ein Landrat noch am 23. April eine amtliche Bekanntmachung erlassen kann, die keinerlei Kenntnis der beschlossenen Aenderungen verrät, das läßt auf eine bedenkliche Hilflosigkeit oder eine Unbekümmertheit schließen, die vieles erklärlich macht. Das Amt eines Landrats ist am Ende doch noch etwas ver= antwortungsreicher wie das eines Unteroffiziers, der nur auf Kommando handeln darf.

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Der Reichstags- Kandidat für Kassel  , Karl Thiel, kommt erst nächsten Sonntag, nach laugen sieben Monaten, wieder in die Frei­heit, so daß er bisher nicht agitatorisch wirken fonnte. Für seine Kandidatur sprach am Mittwochabend Genosse Scheidemann­Offenbach in einer von mehr als 3000 Personen besuchten Ver­sammlung, die einen wahrhaft impofanten Verlauf nahm. Ein nationalsocialer Oberlehrer Sandrock suchte Stimmung zu machen für großzügige Weltpolitik und führte als nachahmenswertes Bei­spiel das Verhalten Rußlands   in der Mandschurei   an! Unter um­aufhörlichen Beifallskundgebungen schickte Genosse Scheidemann   den nationalsocialen lleberpolitiker gründlich heim. Die Stimmung ist eine vorzügliche in Kassel   und wenn die Parteigenossen ihre Pflicht und Schuldigkeit thun, dann ist der Kreis für uns zu erobern.

Die Benachrichtigung der Wähler über ihre erfolgte Eintragung in die Wählerliste, die in München   als ein praktisches Mittel zu möglichster Vervollständigung der Listen geübt wird, hat auch in Deffau Anklang gefunden. Der dortige Gemeinderat hat beschlossen, dieses Verfahren nachzuahmen.

Ausbeuter fronden, Reichstag erscheinen, und

Es läßt sich gar nicht lengnen, daß die Socialdemo fratie im Reichstage eine Rolle spielt, die über ihre eigentliche Bedeutung und ihre parlamentarische Stärke weit hinausgeht. Das kommt daher, daß die meisten socialdemokratischen Abgeordneten während der Tagung bis zu einem gewissen Grade Berufsparlamentarier sind. Sie beschäftigen fich fast ausschließlich oder doch hauptsächlich mit den parlamentarischen Aufgaben, sie bekommen ihre bestinumten Ressorts angewiesen, fic studieren infolgedessen die Materialien, die in ihr Ressort gehören, mit großem Fleiße und Eifer. Daher kommit's, daß die meisten socialdemokratischen Redner trotz aller Mängel und trotz aller unzureichenden Klarheit doch den Stoff ziemlich be­herrschen. Sie haben oft das Material fritillos und ungeschickt zusammengetragen; aber sie machen doch den Eindruck einer gewissen Sachkenntnis und Beherrschung des Stoffs. Wenn derartige, auf einem verhältnismäßig fleißigen Studium beruhende Ausführungen durch ein paar nonchalante Redensarten abgethan werden, so kann das feinen guten Eindruck machen.

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angenommen worden, daß schon die Wahrscheinlichkeit einer Verschlimmerung des Zustandes des Arrestanten... ein ge nügender Grund sei, die einstweilige Aussetzung der Straf­vollstreckung als notwendig zu bezeichnen. Dies ist eine ganz unrichtige Annahme. Eine Freiheitsstrafe wird fast in allen Fällen einen deprimierenden Eindruck auf die Gemüts­stimmung und, bei nicht besonders fräftiger und bei nicht voll­tommen gesunder Körperbeschaffenheit, auch auf das leibliche Befinden des Patienten ausüben, mithin schon vorhandene Deshalb kann Krankheitszustände fast jedesmal verschlimmern.

aber die Vollstreckung einer Freiheitsstrafe... nicht ausgesetzt... werden... Eine andre Auffassung gefährdet den Ernst der Strafe und lähmt den Arm der Gerechtigkeit..."

Man wird zugeben müssen, daß dieser Ministerialerlaß von unzulässigem Mitleid" allerdings völlig frei ist. Damit vergleiche man dann die zarte Besorgnis vor einer gesundheitlicher Schä digung des Prinz- Mörders durch eine vollständige Erhung der Standpunkt eines Hausarztes" maßgebend, welcher le des Tabaks". Hier scheint im Gegensatz zu dem Ministgus rlaß Freiheit befindlichen Patienten die angemessenste Lebericht vorzuschreiben hat".

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Die Hannov. Allg. 8tg." teilt soeben mit, daß die m Die Socialdemokratie kann parlamentarisch nur bekämpft und Erlaubnis zur Ueberführung des Prinzen nach einer Heilant fi besiegt werden, wenn die andren Parteien, insbesondere diejenigen, in Hannover   eingetroffen sein soll. Wahrscheinlich werde eich welche den Kampf gegen sie zu führen sich verpflichtet halten, eine in der nächsten Zeit einer Heilanstalt überwiesen werden. genügende Zahl von Männern haben, die den Socialdemokraten

nicht nur an Schlagfertigkeit und Redegabe, sondern auch an Der Staat das sind wir! sagt das Junkertum. Die euz­Sachkenntnis und Studium des Materials gewachsen sind. Solche Zeitung" erklärt zur Kandidatur Löhning für die Freifinnige Sachkenntnis bringt kaum ein Parlamentarier mit. Sie läßt sich Volkspartei: auch nicht erwerben, wenn man die parlamentarische Arbeit nebenbei betreibt. Dazu gehört vielmehr das, was man Berufs­parlamentariertum nennt. Deshalb halten wir es für dringend ge­boten, daß man die Schen vor einer etwaigen Förderung des Be­rufsparlamentariertums aufgebe und sich mit seiner Notwendigkeit abfinde. Das ist nicht nur notwendig, um den Kampf gegen die Socialdemokratie mit einem gewissen Erfolg zu führen, sondern auch im Interesse der Gesetzgebungsarbeit selbst. Auch bei dieser Arbeit ist schließlich der überlegen, der mitten in der Sache steht, sie voll­tommen beherrscht und über die größte Kenntnis verfügt. Verbesserungs­anträge zu Gefeßentwürfen, Initiativanträge, Gesetzgebungs­vorschläge lassen sich nicht aus den Aermeln schütteln, sondern müssen recht gründlich vorbereitet, gestüßt, durchdacht und formuliert werden, wenn man sich damit nicht blamieren, sondern Erfolg erzielen will. Mancher gute gesetzgeberische Gedanke, der viel­leicht hätte durchgeführt werden können, ist nicht in die That um­gesetzt worden, weil die Parlamentarier, die ihn hegten, nicht Beit zu haben glaubten, ihn zu formulieren, zu begründen, zu

bertreten."

Als die Nachricht, Herr Löhning wolle sich in einem Berler Wahlkreise als Kandidat der Freisinnigen Volkspartei& f= stellen lassen, vor einigen Tagen zuerst auftauchte, tam sie uns so unwahrscheinlich vor, daß wir Anstand nahmen, sie ohne nähere Prüfung weiter zu geben. Inzwischen hat sie nun ihre volle Bestätigung gefunden, und die Regierung damit nachträglich eine Rechtfertigung ihres Vor gebens gegen den ehemaligen Bofener Provinzial- Steuer­direktor erhalten, wie sie überzeugender nicht gedacht werden kann. Herrn Löhnings späteres, allen preußischen Bean entraditionen direkt widersprechendes Auftreten bewies, daß die gierung gar nicht nötig gehabt hat, der Heiratsaffaire irgend wel en entscheidenden Einfluß auf ihre Entschließung einzuräumen. Angesichts seiner jezigen Reichstags- Kandidatur muß nun aber auch der letzte 3 weifel schwinden, daß nicht eine für ein hohes Staatsamt in den Ost­arfen geeignete Persönlichkeit gewesen ist."

Selten ist die freche Anmaßung, daß nur konservative Junker und Leute, die zum fonservativen Junkerdienst uneingeschränkt bereit

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Eine Wählerversammlung in Boizenburg  ( Mecklenburg  ) war Sonn­tag, den 19. April, abends 11 Uhr, aufgelöst worden mit der Be­gründung, daß nach einer Verordnung über die Sonntagsruhe an Dem Dr. Dertel wird es, wie man sieht, sehr schwer, der sind, das Anrecht auf Beamtenstellen haben, in so brutaler Offenheit Sonntagen um 11 Uhr Feierabend sein müsse. Auf eine Beschwerde parlamentarischen Thätigkeit der Socialdemokratie diese Anerkennung zum Ausdruck gekommen. Nicht Verdienst und Fähigkeit entscheiden beim Ministerium erklärte dieses die Auflösung für berechtigt, weil zu zollen. Aber er der einer der geschickteren und gescheiteren in der preußischen Beamtenhierarchie, sondern die Gesinnungss eine Versammlung eine geräuschvolle Veranstaltung sei. Unser Barlamentarier ist wird zu seiner Offenherzigkeit durch die Er- tüchtigkeit". Ein Mann, dessen politische Anschauungen die Kreuz­mecklenburgisches Parteiblatt macht darauf aufmerksam, daß das fabrumg gedrängt, daß schon jetzt die Socialdemokratie, auch rein Beitungs"-Junker nicht belieben, darf nicht in der Finanzverwaltung Ober- Landesgericht in Rostock   entschieden habe, eine Versammlung sei parlamentarisch, keine irgendwie ebenbürtige Gegner mehr findet beschäftigt bleiben, mag er auch viele Jahre sein Amt tadellos ge­an sich keine geräuschvolle Veranstaltung. und daß dieses Verhältnis sich immer mehr zu Ungunsten führt haben. der bürgerlichen Parteien verschiebt, je mehr auf der kon- Wenn andrerseits das Berl. Tagebl." sagt, daß wir eine In Bachems Wahlkreis. Aus Krefeld   wird uns geschrieben: fervativen Seite nur die Fasanenjäger und die Sonntagsparlamentariere e" gegen die Kandidatur Löhning begonnen Bolt" vertreten Bor circa 4000 Menschen sprach am 13. Mai Genosse Bebel in der das wie Herr hätten, fonservative Führer wie und dies zurück. so weisen wir Wir haben lediglich hiesigen Stadthalle. Eine derartige Versammlung hat Krefeld   noch b. Normann auf die sachkundigsten socialdemokratischen Angriffe nur die Absicht ausgesprochen, daß es der öffentlichen Rolle, die Herr nicht gesehen, der größte Saal der Stadt war mit seinen großen einen mühsamen Kriegervereins- Toast vorzubringen vermögen. Da Löhning gespielt hat, nicht entspricht, wenn er sich gerade im vierten Galerien überfüllt und trotzdem man korridore und ein großes Dertel nicht so dumm ist, zu glauben, daß die Socialdemokratie Berliner   Wahlkreise, dem unantastbaren Besitz der Socialdemokratie, Stück des Gartens hatte befeßen lassen, ehe das Lokal poli- solchen schlichten Männern, wie etwa Herr v. Normann einer ist, um den ein wirklicher Kampf seitens des Freisinns gar nicht geführt zeilich abgesperrt wurde, stand noch eine ungeheure Menschenmenge ihre Sache anvertrauen werden, so rät er nun seinen Freunden, den werden kann, aufstellen läßt. Nur aus diesem Grunde erklärten wir, daß sich Herr Löhning in eine lächerliche Rolle begiebt. Würde er. auf der Straße. Diese Leute hielten fast sämtlich aus bis zum Socialdemokraten nachzueifern. Schluß der Versammlung, in der geheimen Hoffnung, doch noch Zu- Freilich die Flugblatt- Schmierer hoffen noch immer, daß die eine ernsthafte Kandidatur für die Freisimmige Volkspartei über-> tritt zu erhalten. Bebel, bei seinem Erscheinen stürmisch begrüßt, Socialdemokraten freiwillig parlamentarisch abdanken möchten. In nehmen, wir hätten dagegen natürlich nichts einzuwenden.