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Nr. 121.

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Hod Telegramm- Noreffe:

Berliner   Dolksblaff.

,, Socialdemokrat Berlin".

Centralorgan der socialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

I.

Mittwoch, den 27. Mai 1903.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.

durch Erbschafts  - und Einkommensteuern aufgebracht- lettere Krieger. Ein nicht ganz stubenreines Mitglied erlaubte sich die Die Steuerbelastung der deutschen und beiden Steuerarten liefern beinahe 35 Broz. des Gesamt- Steuer- naive Anfrage, ob denn die Wahl eine Zwangswahl oder ob es eine der englischen Arbeiter. betrages. Bu allen diesen Steuern aber trägt der gewöhnfreie Wahl sei. Diese bloße Anfrage genügte, den Mann verdächtig liche Arbeiter nichts bei. Die Einkommensteuer beginnt erst zu machen. Es wurde ein Vermerk in das Protokoll aufgenommen bei 3200 M., gestattet bis 8000 m. verschiedene Ermäßigungen und und es soll dem Bunde davon Mitteilung gemacht werden. Wer sich einbildet, er dürfe bei einer geheimen politischen Wahl sezt erst dann mit dem Betrag von 11 Pence pro Pfund Sterling als Mitglied eines unpolitischen Kriegervereins nach freier Ueber­Einkommen( während des Krieges 14 Shilling) ein, beträgt also zeugung wählen, der ist allerdings des gefährlichsten Umsturzes ver­für die Einkommen über 8000. 4,6 Proz. dächtig. ( Ein Schlußartikel folgt.)

Den staatserhaltenden Parteien ist der von socialdemokratischen Blättern in letzter Zeit mehrfach gelieferte Nachweis, in welcher Weise durch die Zollerhöhungen des neuen Zolltarifs die Haushaltungs­ausgaben der Arbeiterfamilien belastet werden, äußerst unbequem, und da sich diese Berechnungen nicht widerlegen lassen, ist seit einigen Wochen die ganz- und halboffiziöse Presse eifrigst bemüht, dem Arbeiter und Kleinen Mann durch allerlei furiose Rechen­fünfte plausibel

Wahlkampf.

zu machen, daß er, wenn auch die Steuern gestiegen sind, doch immerhin noch weniger Steuern unter den Konservativen Berlins   ausgebrochen. Sie zittern nämlich Der jeiftige Arbeeter in Aengsten. Eine Panik ist gegenwärtig zahlt, als der Staatsbürger andrer Länder, z. B. des perfiden davor, daß sie siegen tönnten, d. h. statt der Freifinnigen in Albions  . Zuerst waren es Prof. v. Wenck stern und die Schwein- die Stichwahl mit den Socialdemokraten zu kommen. Und dieses burgschen Politischen Nachrichten", die auf Grund ihrer Unheil hat unser Parteigenoffe Walded Manaffe durch eine eigenartigen Anwendung der vier Species zu dieser sonderbaren Ent- Aeußerung in einer Versammlung des ersten Wahlkreises hervor­deckung gelangten. Wie so manche andren Leistungen jenes Organs, gerufen. Er meinte nämlich scherzhafterweise: Die Konservativen haben aber auch diese Rechenkünfte in die kleine amtliche konservative möchten nur den letzten Mann aufbieten, um in die Stichwahl zu Bresse   Eingang gefunden und selbst auf verschiedene der patriotischen tommen. Und er fügte hinzu: Wenn's sein müßte, würden die Wahltraftätchen sind sie, wie der Augenschein lehrt, nicht ohne Ein- Socialdemokraten es auch an sich nicht fehlen lassen und 500 Stimmen für die Konservativen zur Verfügung stellen. fluß geblieben.

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Die Gesetzesunkenntnis mancher Behörden zeigt sich in der jetzigen Wahlbewegung wieder in ganz auffälliger Weise. Ein Parteigenosse in Wanne( zum Amtsgericht Gelsenkirchen   gehörig), erhielt folgenden Strafbefehl: Auf den Antrag der königlichen Staatsanwaltschaft wird gegen Sie wegen der Beschuldigung, am 2. Mai 1903 in Wanne auf einer öffentlichen Straße ohne Erlaubnis der Orts- Polizeibehörde Druckschriften verteilt zu haben, Uebertretung gegen die§§ 10 und 41 des preußischen Breßgesetzes vom 12. Mai 1851, des Reichs- Preßgefetzes vom 7. Mai 1874, wofür als Beweismittel bezeichnet ist: 1. Zeugnis der Polizeisergeanten Schinkel und Peus in Wanne, 2. Geständnis, eine Geldstrafe bon 25- fünfundzwanzig Mark, und für den Fall, daß dieselbe nicht beigetrieben werden kann, eine Haftstrafe von einem Tage für je fünf Mark festgesetzt.

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Bekanntlich bedarf es nach ausdrücklicher Vorschrift der Gewerbe­

As diese Botschaft der jeistige Lotterie- Arbeeter Freiherr Strupellos, wie nun einmal die offiziöse Preffe iſt, leiſtet sie bei b. d. Bottlenberg Schirp vernahm, geriet der tapfere fonfervative Drdnung,§ 48, zur Verteilung von Wahldruckschriften keiner Er­ihren Vergleichen nach dem Grundsatz, daß der Zweck jedes Mittel Wahlmacher Berlins in einen entfeßlichen Zustand. Das war die laubnis, sobald die Wahl amtlich ausgeschrieben ist. Die Wahl ist heiligt, das Unverschämteste an Entstellungen und Vergeßlichkeit. Absicht nicht, daß die Konservativen den intim verbrüderten Freifinn aber schon am 30. März ausgeschrieben worden. Alle an dem Erlaß Zunächst werden nicht die englischen Steuererträge der Jahre vor aus der Stichwahl drängen und sich selbst in die Stichwahl des Strafbefehls beteiligten Stellen dokumentieren durch diese dem südafrikanischen Krieg oder die Steuer- Voranschläge des jüngst bringen würden; das bereitete ja den sicheren Sieg der Roten! Handlung, daß ihnen entweder der§ 43 der Gewerbe- Ordnung un­vom Schazkanzler Ritchie vorgelegten Budgets zum Vergleich heran- Nein, das durfte nicht sein. Diese Teufelei der Socialdemokraten bekannt ist, oder daß sie jetzt noch nichts von der Wahlausschreibung Die Phantasie des Lotterie- Freiherrn" wissen; beides ist gleichbeschämend für diese Behörden und Beamten. gezogen, sondern des Kriegsjahres 1901/02, in dem verschiedene be- mußte vereitelt werden. fondere Steuerauflagen zur Deckung der südafrikanischen Kriegs- Beruf ohnehin gewöhnt, teilte er seinen Mitarbeitern die weitere entzündete sich; an ein Spiel mit großen Zahlen durch seinen geistigen Eine gemeinsame Wahlorganisation für ganz Deutschland   wollen, foften erhoben wurden. Zweitens aber werden die Ausgaben einfach Schreckensnachricht mit, daß auch im 2. Wahlkreis 3000 Social- wie in einer Polenversammlung in Bofen ausgeführt wurde, die als sämtlich durch Steuern gedeckt angenommen; die Anleihen demokraten für den Konservativen abkommandiert werden würden. Bolen schaffen. Es soll schleunigst ein polnisches, Central- Wahlkomitee demnach als aus Steuern gefloffene ordentliche Einnahmen behandelt; Es geheimer Kriegsrat gepflogen und aufgeregt gebildet werden. Die gegen das Centrum gerichteten polnischen und drittens werden nur die beiderseitigen Reichssteuern verglichen. debattiert, wie man sich vor dem Furchtbarsten, dem eignen Sonderkandidaturen in Westfalen   sollen unbedingt aufrecht erhalten Es wird also absichtlich vergessen, daß der Deutsche   neben den Erfolge, sichern könnte. gwar hatte Herr Professor v. Wendstern werden. Reichssteuern auch noch Landes steuern( preußische, sächsische, den Berliner   Arbeitern geraten, auch mal ins gute Auge des badische Steuern usw.) zahlt, der Engländer aber nicht. Im Gegen- Junkers Kröcher zu blicken. In Wirklichkeit aber fürchten sie die teil erhalten vielfach dort sogar die Gemeinden Zuschüsse aus den Befolgung des Rates wie die Best. Reichssteuer- Erträgen.

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Die Germania  " entrüstet sich mit den stärksten Worten über unsre Mitteilung, daß in Krefeld   ein Ablaß   allen denen versprochen Wir bedauern lebhaft, daß sich die Konservativen wegen der be- worden sei, die für gesegnete Reichstagswahlen beten oder steuern. fürchteten socialdemokratischen Wahlhilfe so arg die sonnigen Ge- Die Germania  " bestreitet die Richtigkeit der Angabe und erklärt sie Doch selbst dann kommt noch immer nicht das gewünschte Er- müter verstören lassen. Und mitleidig, wie wir sind, wollen wir den als Gotteslästerung. Ablässe werden doch den Gläubigen schon für gebnis heraus, und so werden in perfider Spekulation auf Natlosen gern aus der Klemme helfen. Es giebt ein Mittel der den Besuch eines wunderthätigen Bildes gewährt, warum sollte er die Unkenntnis der Leser noch einige weitere fleine Bergeßlichkeiten Abwehr unsres satanischen Blanes. Sie brauchen nur 500 Konser also nicht für die Unterstützung der Centrumspartei gewährt werden. und Berechnungskorrekturen eingeschaltet. Die englischen Zollerträge bative im ersten und 3000 Konservative im zweiten Wahlkreise ihrer- Bir haben doch schon mancherlei Centrumsgeschichten aus dem werden z. B. einfach den deutschen gleichgestellt, obgleich England feits veranlassen, schon im ersten Wahlgang den Socialdemokraten Wahltampfe erzählt, z. B. die Verteilung von Flugblättern in nur Finanzzölle und Verbrauchssteuern erhebt, Deutschland   hingegen zu wählen, dann hebt diese Abkommandierung unsre Wahlhilfe auf katholischen Kirchen, die Verweigerung der Absolution an einen Arbeiter beschäftigte, zumeist Schutzölle. Die Belastung des Konsums kommt aber in den und der Freiherr v. d. Bottlenberg- Schirp braucht sich nicht zu und ähnliches. Wo blieb da die Entrüstung der Germania"?

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Die Angelegenheit der Beelizer Patienten ist in unsrer gestrigen Nummer nicht ganz forrekt wiedergegeben. Es war bereits Be­fchtverde beim Minister geführt worden und dieser hat telegraphisch

Am Freitag wird der konservative geheime Kriegsrat fortgesett aber meist nur zu einem geringen Teil. Wenn und wir erwarten, daß man unsre edelmütige Anregung zum Be­Deutschland im Jahre 1901 circa 69 Millionen Mark Zoll schluß erheben wird. dem eingeführten rohen Kaffee eingenommen hat, so kommt in diesem Betrag die Gesamtsumme, um welchen Im Nieder- Barnimer Reichstags- Wahlkreise haben die Freigeantwortet, daß die Beschwerde dem Regierungspräsidenten zur Gra berteuert worden sinnigen am Montag in einer im" Prälaten" in Berlin   ab- ledigung überwiesen sei. den deutschen   Konsumenten der Kaffee Kandidaten der Freisinnigen Volkspartei aufgestellt. Diese in elfter gehaltenen Versammlung den Direktor Plonz- Lichtenberg als Stunde zu stande gekommene Kandidatur hat insofern Interesse, als bereits in zwei vorher stattgefundenen Versammlungen erfolglos ein Standidat für diesen Streis gesucht wurde. Plonz hat schon bei der 1898er Wahl fandidiert und bezeichnet sich selbst in richtiger Er­

ist, voll zur Geltung; denn in Deutschland   selbst wird kein Kaffee gebaut. Aller Staffee, der im deutschen, Zollgebiet verbraucht wird, hat Zoll bezahlt. Dasselbe gilt von den Verbrauchssteuern. Deutsch  land hat beispielsweise im Jahre 1900 an Salzsteuer   49,7 Millionen Mark eingenommen, zu denen noch 2,2 Millionen Mart an Salzzoll für eingeführtes Salz hinzukommen. In dieser Summe stedt that- kenntnis der Sachlage nur als 8ähltandidat. den der Konsum belastet fächlich der gesamte Betrag, um wurde. Ganz anders

die Millionen Mark,

Fälscher Meineidige. Die in Gumbinnen   erscheinende Preußisch­aber liegt die Sache beim Schutz Littauische Zeitung" bezichtigt die Socialdemokratie nach altem Rezept zoll. In den 181 Deutschland  1900 aus den Böllen   für Getreide, Malz und Hülsenfrüchte ein- der Verteidigung des Meineides. Bum Beweise dafür schreibt sie: Die socialdemokratische Gelsenkirchener Arbeiterzeitung" schrieb genommen hat, bilden nur einen geringen Teil der Summe, um die im November 1892: in dem betreffenden Jahre dem deutschen Bolte sein Bedarf an diesen Nahrungsmitteln verteuert worden ist, da mur ein kleiner Teil des deutschen Getreidebedarfs vom Ausland kommt- durchschnittlich beim Roggen ungefähr 8-9 Proz., beim Weizen und Gerste 30 Proz., bei Hafer 6 Proz. der Zoll aber steigert nicht nur

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Wir haben uns erlaubt, den Meineid in gewissen Fällen zu verteidigen. Auf diesem Standpunkt stehen wir auch heute noch. Wir haben ausdrücklich hervorgehoben, daß der Meineid ein Zeichen von edler Gesinnung ist, wenn es gilt, den Freund oder Genoffen vor den Folgen gewisser Schandgeseze zu bewahren." Wir stellen feft, daß die Gelsenkirchener   Arbeiter- Beitung" fein den Preis des vom Auslande eingeführten, sondern zugleich den socialdemokratisches, sondern ein anarchistisches Blatt war, das des in Deutschland   selbst geernteten Getreides deshalb von der socialdemokratischen Partei ausdrücklich abgelehnt worden müssen, wenn die englischen Zolleinnahmen mit den deutschen ist. Gegen die citierte Aeußerung des Blattes zum Meineide hat verglichen werden sollen, letztere unbedingt um das Mehrfache er die socialdemokratische Presse Stellung genommen und hat sie zurück­höht werden. gewiesen.

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Aber selbst mit allen diesen Mitteln tommt die offiziöse Bresse Von unsren schäbigen Gegnern unterscheiden wir uns in dieser noch nicht zum Ziel. Sie greift obendrein zu einer Art Durch- Frage insofern, daß wir nicht nur den Meineid nicht verteidigen, schnittsberechnung, die geradezu unverschämt ist. Soll die Unter- fondern auch ohne formellen Eid stets die Wahrheit fagen; bas moraltriefende Fälschergesindel aber sagt höchstens dann die Wahr suchung einen Zweck haben, dann muß bei der Berechnung der heit, wenn ihm das Zuchthaus drohend winkt. Uns der Verteidigung Steuerlasten in Betracht gezogen werden, welcher Art die verbes Meineids beschuldigen und zum Beweise dafür eine Fälschung schiedenen Steuern find, wieviel fie zur Gesamtsteuer begehen, das ist die Moral der Kapitalschriften. summe beitragen, und von welchen Bevölkerungsschichten

sie aufgebracht

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werden.

Alle diese Fragen aber Lassen Im Wahltreife Kattowik- Zabrze, den Herr Letocha vertritt, die offiziösen Nachfolger Adam Rieses wohlweislich außer ersteht dem Centrum ein dritter Gegner: ein Kandidat aller Betracht dieser Firma wurde der ehemalige Bürgermeister Schneider von aus dem einfachen Grunde, weil in England die Haupt- Deutschen", der nichts will, wie die Polengefahr" bekämpfen. Unter summe der Steuern von den Reichen bestritten wird und der Arme einer Bersammlung in Kattowiz als Kandidat proklamiert. In der nur sehr wenig dazu beiträgt. Die offiziösen Rechenkünftler nehmen Versammlung sprachen Richter, Schulmänner, Rechtsanwälte und einfach die Steuersumme oder die Ausgaben des Etats von 1901/02 Kaufleute. Das Centrum wird sich also in diesem Kreise vermutlich als Ganzes und berechnen, wie viel davon im Durchschnitt auf den zum erstenmal einer Stichwahl unterziehen. einzelnen englischen Staatsbürger ohne Unterschied seines Einkommens und Verbrauchs entfällt.

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Aus der politischen Geheimthätigkeit der Kriegervereine. Der Ein recht schlaues wie unehrliches Verfahren; denn nach einer Kriegerverein in Malz bei Oranienburg   versammelte sich am 24. Mai fürzlichen Budget- Veröffentlichung der Times" participieren mit unter dem außerordentlich harmlosen Vorwande, über die Feier der Einweihung einer Schleife zu beraten, die ihm der Krieger­Einschluß des zur Deckung der Kriegskosten eingeführten Kornzolles, vereinsbund geschenkt hatte. Die Harmlosigkeit entpuppte sich aber der bekanntlich jetzt wieder aufgehoben wird, an dem englischen bald als bloßer Vorwand; der Vereinsvorsitzende hielt eine Wahl­Reichs- Steuerertrag die Zölle und Verbrauchssteuern nur mit rede und drohte jedem mit Hinauswerfen aus dem Verein, der ca. 48 Proz., die fehlenden 57 Proz. werden durch lleberschüsse des es wage, einen Juden oder einen Socialdemokraten zu wählen. Post- und Telearaphendienstes, Domänen, Grundsteuern und besonders Auf das bißchen Isolierraum mit Wahlcouvert pfeifen die Herren

Socialdemokraten in gegnerischen Bersammlungen.

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In der Deutschen Tageszeitung" wird über eine konservative Versammlung in Trebbin   berichtet, in der Fris Hammer, der Ruhm der geistigen Kraft und Disciplin des Deutschen Reiches", angeblich den rauschenden Beifall der Freifinnigen fand und die an­wesenden Socialisten schlagfertig abfertigte". Die Freisinnigen von Trebbin   wollen deshalb schon im ersten Wahlgange für Herrn Hammer stimmen und ihren Kandidaten May Schulz im Stiche lassen. Dazu heißt es in dem Bericht:

Es stellt sich immer mehr heraus, daß die Socialdemokraten Redner von einigermaßen Bedeutung gar nicht zu besigen scheinen, denn sie unterliegen überall, sobald sie sich auf den Redekampf ein­laffen.

Dicht unter diesem Bericht hat die Deutsche Tageszeitung" einen Bericht aus Medlenburg, worin es heißt:

Einsender dieses hatte vor einigen Tagen Gelegenheit, der Wahlversammlung einer Ordnungspartei beizuwohnen, in welcher circa 3/4 der Anwesenden der Socialdemokratie angehörten. Nichts­destoweniger war die Versammlung, dank der Objektivität, welcher fich die Redner der sogenannten Ordnungspartei befleißigten", wie das hiesige socialdemokratische Blatt berichtete, in durchaus würdiger Weise Weise verlaufen. Man sollte nunt glauben, daß die Einberufer der Versammlung mit diesem Resultat zufrieden sein könnten, doch gerade das Gegen­teil wird der Fall gewesen sein. Denn wer, wie Einsender, den Gang der Verhandlung aufmerksam verfolgte, mußte bald die Ueberzeugung erlangen, daß nicht den Rednern der Ordnungs­partei, welche in vornehmer, fachlicher Weise ihrer Meinung Aus­bruck gaben, der Preis der urteilslosen Menge gebührte, sondern den Rednern der Socialdemokratie, welche in schneidiger, pitanter Weise das Programm der Ordnungspartei be­tämpften und durch ihren Phrasen- Reichtum die Gemüter ge= fangen nahmen. Nicht selten wurden die Ausführungen dieser durch tosenden Beifall belohnt. Im übrigen suchten die social­demokratischen Redner sich thunlichst in parlamentarischen Grenzen zu halten, so daß man den Eindruck empfing, daß sie hierin wohl einer von Berlin   ausgegebenen Parole folgten. Nach der Ver­sammlung tonnte man fast überall vernehmen, daß die Social­demokraten gefiegt" hätten, kein Wunder, wenn sie an diesem Albende, wie einer ihrer Redner teck behauptete, einen neuen Zuwachs ihrer Partei erfahren haben. Demnach wird, wie auf der Hand liegt, diese Partei immer mehr anwachsen, je länger die Ordnungsparteien es dulden, daß die Mitglieder, d. h. die Führer derselben ihre Versammlungen besuchen und dort sich neuen An­hang erwerben, denn die urteilslose Menge läuft stets dem zu, der fich in entschiedenster und recht drastischer Weise zu ihrem Anwalt aufwirft und durch sein leckes, schneidiges Wesen zu imponieren weiß. Der Einsender fordert dann auf, daß aus den angeführten Gründen die Socialdemokraten aus allen Versammlungen aus­