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Nr. 122. 21.

21. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt

gabe des Studiums für alle Seminar- Abiturienten. Dementsprechend

Konferenz der deutschen   und öftreichisch- ungarischen enthielten seine Leitfäße nur das, was für die nächste Zeit erreichbar Socialisten in der Schweiz  .

Winterthur  , 23. Mai.

In dem hübsch dekorierten Saale des Verkehrslokals der hiesigen brganisierten Arbeiterschaft, der Helvetia  ", fand gestern die Kon­ferenz unfrer ausländischen Genossen in der Schweiz   statt. Die Ge noffen Nationalrat Dr. Studer namens der Arbeiterunion und Zinner namens des Allgemeinen Arbeiter- Bildungsvereins und der social­demokratischen Mitgliedschaft begrüßten die Delegierten. Anwesend waren 32 Delegierte, welche 26 Seftionen in 18 Orten vertraten, ferner 6 Mitglieder des Landesausschusses und Genoffe Krohn aus Konstanz   als Vertreter der socialdemokratischen Partei in Baden  , deren herzliche Brudergrüße er überbrachte.

ift.( Lebhafter Beifall.)

V

2. Für die Zukunft erstreben wir daher die Hochschulbildung für alle Lehrer.

3. Für die Jeztzeit dagegen fordern wir, daß jedem Bolts­schullehrer auf Grund seines Abgangszeugnisses vom Seminar die Berechtigung zum Universitätsstudium erteilt werde.

Freitag, 27. Mai 1904.

2. Die Voltsschulen sind unmittelbar dem Kreisschulinspektor au unterstellen; die Lokal- Schulaufsicht ist zu beseitigen.

3. Die Kreisschulinspektion im Nebenamte ist aufzuheben; zu ständigen Kreisschulinspektoren sind Schulmänner, die sich im Volls­schuldienst bewährt haben, zu berufen.

Damit haben die öffentlichen Verhandlungen ihr Ende erreicht.

15. Verbandstag der deutschen   Gewerkvereine ( Hirsch- Duncker).

Hannover  , den 25. Mai 1904. Zweiter Verhandlungstag. Nach Eröffnung der Sigung trat der Verbandstag sofort in die gestern vertagte Debatte über die

Heimarbeiterschutz- Referate".

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In der Diskussion wird von fast allen Rednern bemängelt, daß die Leitfäße des Referenten die Universität nur für die Fortbildung der Lehrer, nicht für ihre Bildung überhaupt verlangen, ferner daß er zunächst nur einer Auslese von Lehrern, nicht allen, die Universität erschließen wolle. Prezel- Berlin erflärt den Referenten für zu staatsmännisch- ängstlich. Leuschke Dresden   ist der Meinung, daß die Leitfäße die prinzipielle Forderung des Referenten geradezu aufheben. Tew 3- Berlin  : Die Forderung der Lehrer fei eine s tulturelle Notwendigkeit. Pautsch- Berlin  : Der Referent wolle die Seminare konservieren, die Lehrer wollten sie abschaffen. Am meisten Eindruck erzielte Langermann Barmen: Der Referent wolle Kletterstangen errichten, an denen die Strebsamen empor­Der Bericht des Landesausschusses gab nicht viel zu reden. flettern könnten. Am höchsten würden diejenigen kommen, die am Warme Anerkennung wurde der Kindergärtnerin Frau Weiß- Janner leichtesten seien.( Stürmischer Beifall.) Man solle die Frage der in Chur   gespendet für die wahrhaft mütterliche Fürsorge, welche sie Karriere, ob man zum höheren Schulamt zugelassen werden könne, den Waisen unsres dort verstorbenen Genossen Hampel angedeihen nicht mit der Frage berquiden, wie sich der Lehrer am besten für Elbel Stadtfulza( Stuhlarbeiter) als erster erklärt sich mit läßt, und einstimmig wurde das Bureau beauftragt, der edlen Frau ſeine Arbeit an den Kindern vorbereite. Der ganze Lehrerstand in den Ausführungen der Referenten und der Resolution im all­schriftlich den Dank für ihr gutes Wert auszusprechen. Dem allen feinen Gliedern müsse gehoben werden. Man folle lieber auf gemeinen einverstanden. Er richtet aber an den Centralrat die Landesausschuß wurde für seine dreijährige Thätigkeit eine fleine hohe Biele verzichten, wenn fie für die Masse der Lehrer nicht er- Frage, warum die Gewerkvereine nicht offiziell auf dem Heim­Entschädigung von 200 Fr. bewilligt. Viel zu reden gab der Vor- reichbar feien. arbeiterschutz- Kongreß vertreten waren. Naurer- Berlin  ( Klempner) schlag des Landesausschusses auf Ausbau der Landesorganisation Bei der Abstimmung wurden die von Langermann eingereichten giebt auch die über alles traurige Lage der Heimarbeiter zu, glaubt im Sinne einer strafferen Centralisation; er wurde aber schließlich Thesen mit großer Mehrheit angenommen. Sie lauten: aber, daß man nicht vergessen dürfe, daß eine ganze Reihe von einstimmig angenommen. Die Statuten erfuhren dementsprechend 1. Die Universitäten als Centralstellen wissenschaftlicher Arbeit Heimarbeitern gar nichts von der Abschaffung der Heimarbeit manche Aenderung und Ergänzung, wovon zu erwähnen, daß jeder find die geeignetste, durch keine andre Einrichtung vollivertig zu wiffen wollten. Da es zur Zeit noch an statistischen Unter­der Organisation angehören kann, der sich zum Programm der erfezende Stätte für die Volksschullehrerbildung. lagen fehle, so sei auch eine gefeßliche Regelung noch nicht socialdemokratischen Partei seiner Heimat bekennt; daß jede Sektion wünschenswert. Legerlo Burg( Lederarbeiter) schildert die Lage mit der Gesamtorganisation der Arbeiter ihres Ortes( Arbeiter­der Handschuharbeiter, die neben der Fabrikarbeit noch Heimarbeit union usw.) in engster Fühlung bleiben und jedes Mitglied einer verrichten, und im allgemeinen durch die Heimarbeit in wirtschaft­Gewerkschaft angehören soll. Wegen Vergehens gegen die social­licher und fittlicher Hinsicht schwer zu leiden haben. Sagener. demokratischen Grundsätze ausgeschlossene Mitglieder können nach Effen( Schneider) wendet sich gegen die mur durch die billigen drei Jahren beim Landesausschuß ihre Wiederaufnahme beantragen. Den legten Vortrag hielt Rettor Jüds Kolberg über Die Schleuderwaren möglichen Verkäufe in Waren- und Konfektions­Das Beitragswesen, das bis jetzt ein zum Teil verschiedenes war, Schulaufsichtsfrage". Die pädagogische Vorbildung der häusern. Die dort geforderten Preise seien nur durch die Heimarbeit wurde vereinheitlicht, was aber eine erhebliche Mehrbelastung Lehrer ist eine höhere wissenschaftliche geworden. Darum ist es ein denkbar, die die schwerste Lohndrückerei zuließe. Der Redner forderte der größeren Vereine zur Folge hat und darum auch zum Teil auf Unding, daß in der Kontrolle der Lehrerarbeit seit Jahrhunderten Betriebswerkstätten für den jezigen Heimarbeiter. Er verspricht fich heftige Opposition stieß. Dem Landesausschuß wurde eine feste Ent- feine Aenderung eingetreten ist. In recht wenig Ländern ist die dann aber auch von der Führung einer Namenliste der Heimarbeiter schädigung von 150 Fr. pro Jahr bewilligt. Die Einführung der fachmännische Schulaufsicht eingeführt, obwohl die Lehrer seit Jahr- und Heimarbeiterinnen durch den Arbeitgeber viel Gutes. Vor allem Reise- Unterstützung als eine förmliche, wenn auch nur fakultative zehnten in entschiedenster Weise darum kämpfen und die schweren werde dadurch vermieden, daß, lediglich um dem Lurus zu frönen, Institution der Landesorganisation wurde abgelehnt, und zwar in Schäden der geistlichen Schulaufsicht ans Licht gezogen haben. Man viele Angehörige sogenannter besserer Stände die Konkurrenz in der Rücksicht auf die gewerkschaftliche Reise- Unterstüßung, so daß es bei berlange von feinem zweiten Berufe, daß seine Angehörigen gleich- Heimarbeit vermehren. Wenn diese erst wüßten, daß ihre Namen dem bisherigen Zustande verbleibt, also jeder Sektion überlassen ist, zeitig Meister in einem andern Berufe sein sollen. Die Kunst der in einer Liste ständen, die der Deffentlichkeit zugänglich ist, würden es bei dem bisherigen Zustande zu belassen. Entsprechend einem Schulaufsicht besteht nicht nur darin, Mängel aufzuspüren. Das ver- sie sich hüten, weiter zu niedrigsten Preisen zu arbeiten. Antrage der Genfer   Genossen wird das Adressenverzeichnis der möchten die Geistlichen schließlich wohl. Sondern der Aufsichts- 3iegler Düsseldorf  ( Metallarbeiter) will felbft auf bie Sektionen an die Hauptverkehrslokale der organisierten Arbeiterschaft beamte soll die Ursachen der gefundenen Mängel aufzufinden, zu Gefahr hin, daß ihm der Vorwurf eines Nörglers, in den größeren Städten des Auslandes gefandt werden. Im Jahre würdigen und zu beseitigen in der Lage sein. Das könne nur der der auf dem Kampfstandpunkt stände, gemacht wird, die Frage noch­1905 wird in Konstanz   eine internationale Zusammenkunft ber- Fachmann. Deshalb müsse man als Aufsichtsbeamte Männer wählen, mals anschneiden, weshalb der Centralrat den heim­anstaltet werden. In Zukunft soll die Konferenz nicht an den Pfingst- die durch jahrelange Bethätigung in allen Zweigen der Volksschul  - arbeiterschuß Kongreß nicht offiziell beschidt tagen stattfinden. Als Vorort wurde Zürich   bestätigt und als beurteilen zu können. Es sei ihm von einem Theologen gefagt genug zur Stellungnahme. Die Einladung fei ganz allgemein an arbeit in den Stand gesezt seien, die Arbeit des Lehrers fachgemäß habe. Es war nach der Veröffentlichung der Einladung Zeit nächster Kongreßort Aarau   bestimmt. worden, daß 70 bis 80 Prozent der Geistlichen mit der Forderung bie ganze Arbeiterschaft gerichtet gewesen. Selbst auf die Gefahr der Lehrer einverstanden seien. Die Lehrer wollten damit durchaus hin, daß dort ein einseitiger politischer Standpunkt vertreten wurde, nicht den Religionsunterricht aus der Volksschule entfernen. Die mußte der Kongreß befchickt werden. Wenn gesagt sei, daß keine Einführung der fachmännischen Schulaufsicht würde die bisherigen Statistiken über die Heimarbeit beständen, so sei es Pflicht des Königsberg i. Pr., 25. Mai.  ( Eig. Ber.) Kosten von 1 Million Mart auf 6 Millionen Mark erhöhen, doch Centralrats gewesen, eine derartige Grundlage zu schaffen. Der Heute referierte zunächst der Seminarlehrer Muthefius das dürfe kein Grund dagegen sein.( Lebhafter Beifall.) Redner ging sodann auf die Heimarbeit in den rheinischen Bezirken Weimar   über, Universität und Voltsschullehrers In der Diskussion nimmt als erster der Generalsuperintendent ein und entwarf besonders von der Kinderarbeit ein recht trauriges bildung". Vor einigen Jahren sei ein Buch Erziehung und Braun- Königsberg das Wort, um der geistlichen Schulaufsicht Bild. In der Schloßindustrie in Velbert   werden z. B. zum Erzieher" erschienen, in dem der Gedanke ausgesprochen worden sei, mehr oder weniger verblümt das Wort zu reden. Er findet aber zusammenstecken der Schlösser noch nicht schulpflichtige Kinder be­zwischen der Bildung der unteren und der oberen Stände werde teinen Anklang. Um so stürmischeren Beifall erntet abermals schäftigt. Die Lehrlinge lassen die Hausmeister aus den Waisen­ftets eine unüberbrüdbare Kluft bleiben; als Tugenden der Bolts- 2angermann- Barmen mit seinen Ausführungen: Die Kirche Häusern im Osten kommen. In Velbert   würden sie dann nur mit schullehrer feien Geduld, Selbstbeschränkung und Entsagung gefordert folle den Theologen bleiben, die Schule gehöre den Pädagogen. einer Arbeit während dreier Jahre beschäftigt, um erst am Schluß worden. Demgegenüber gelte es auszusprechen, daß die Bildung Würden die Theologen eine nichtfachmännische Aufsicht dulden? des dritten Jahres notdürftig einiges zu lernen. Als verpfuschter das kostbarste Gut der Menschheit sei, und daß das Bildungswesen Wenn die Theologen Kircheninspektoren aus den Reihen der Lehrer Handwerker gehe dann der junge Mann in die Welt. Kamin­einheitlich zu organisieren sei. Eines der charakterischesten Zeichen nehmen wollten, so würden sich die Lehrer auch theologische Inspektoren Berlin  , Borsigender des Centralrats, will zunächst die an ihn der Gegenwart sei der Bildungshunger der Massen. Der gefallen laffen. Reichstags- und Landtags- Abgeordneter Kopfch stimmt gerichtete Frage beantworten. Der Centralrat habe, da die Gewerk­Volksschullehrer, der in erster Linie dazu berufen fei, die voll und ganz" mit Jüds überein. Besonders freue es ihn, daß er vereine eine besondere Einladung nicht erhalten haben, die Ansicht heranwachsenden Menschen auf die heutige Kulturhöhe zu heben, nicht den Geistlichen und der Religion den Kampf erklärt habe. gehabt, daß es der Würde der Organisation nicht entspräche, den müsse deshalb in ein gesundes Verhältnis zur Wissenschaft gebracht Reiche Stuttgart   verlangt, daß der Religionsunterricht in der Socialdemokraten auf Schritt und Tritt nachzulaufen. Wenn andre werden. Nicht aus Hochmut oder Uebertreibung berlange der Volts Schule auch von Schulmännern, nicht von Geistlichen beaufsichtigt Einladungen erhalten hätten, so habe wohl auch die zweitgrößte schullehrer nach höherer Bildung, sondern weil sein Beruf trotz werde. In Württemberg   nehme der Religionsunterricht ein Drittel Arbeiterorganisation, die Gewerkvereine eine solche erwarten dürfen. Nehmte ein wissenschaftlicher sei. Aber die Entwicklung mache keine aller Unterrichtsstunden in Anspruch. Die liberalen Parteien scheinen Sprünge. Deshalb dürften die Volksschullehrer nicht gleich ihr neuerdings immer mehr zu den Reaktionären überzugehen. Sie höchstes Ziel fordern, fie müßten ein Mittelglied einschieben. Ais hätten einen Reaktionskopf und einen Fortschrittsfuß. folches empfehle er die Forderung: 1. Zulassung einer Auslese von Bei der Abstimmung werden die folgenden Leitfäße des Referenten Volksschullehrern zur Universität zu dem engeren 8wed, die einstimmig angenommen: Seminare mit akademisch gebildeten Lehrern zu besetzen und dadurch ihre volle Einreihung in die höheren Schulen zu berlangen; 2. Frei­

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was Deutsche   Lehrerversammlung.

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1. Im Intereffe der Schule ist die fachmännische Schulaufsicht einzuführen.

Am 10. Juni 1888 depeschiert dann der kaiserliche Geschäfts­träger, daß Nowitom jegt die Berfonen zur Verschwörung ge

Rebellion und Fürstenmord auf Befehl funden habe, bittet des Zaren.

III.*)

Dynamit und Bomben im Dienste der russischen Regierung.

In der Bekämpfung der Anarchisten und Revolutionäre gehört zu dem eisernen Bestande der Regierungen und der" Ordnungs­parteien" die sittliche Entrüstung über die Anwendung von Dynamit­und andern Explosivstoffen als feiger Mordwaffen. Man sollte es danach eigentlich für ausgeschloffen halten, daß jemals eine Regierung sich dazu erniedrigen würde, Dynamit und Bomben auch nur zu Berteidigungszwecken zu benützen, geschweige denn daß eine Regierung zum Zwecke der Ermordung eines Fürsten selber den Verschwörern Dynamit und Bomben liefert. Die russische Regierung aber lieferte den Wer schwörern Dynamit und Bomben:

Hier die Beweise:

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ihm zu diesem Zweck Dynamit- Patronen zu überlassen und ebenso um eine Geldentschädigung für die Familien der Personen, welche fich zu der That entschlossen haben und sich einem möglichen Miß­geschic aussehen. Nowikom glaubt, daß 50 000 Frant ge­nügend find."

Am 14. Auguft antwortete der Direktor aus Petersburg  , daß die Bitte des Kaufmanns Nowiłowo nicht erfüllt werden kann, aber nicht etwa, weil die Gottes Gnaden- Regierung des Zaren von solchen nichtswürdigen Verbrechern nichts wissen wolle, sondern

, weil Herr Nowikow   das in ihn gesezte Bertrauen durch nichts gerechtfertigt hat."

Und am 23. Dezember 1888 erklärte sich der Direktor in einer chiffrierten Depesche an den russischen Gesandten in Bukarest  , die wir bereits im letzten Artikel zum Abbrud gebracht haben, bereit, die Sprengstoffe zu liefern, die nötig sind, um den Zug in die Luft zu sprengen bezw. zur Entgleisung zu bringen, in welchem der Fürst nach Rustschut- Varna reisen werde.

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übner- Burg( Fabritarbeiter) giebt die Schuld an den Verhält nissen den Heimarbeitern selbst. Der Redner billigte dieHaltung des Centralrates zur Frage der Beschickung des Heimarbeiterschutz- Kongresses. Tröger Berlin( Raufleute) entwarf ein Bild der traurigen Lohn­und Arbeitsverhältnisse bei den Adressenschreibern. Hoffmann­Thale( Handarbeiter) verlangt teine Beseitigung, sondern eine Besses rung der Heimarbeit. Er weist darauf hin, daß die Fabrikarbeit für

Von der russischen Polizei- Agentur in Paris   ist also das nichtswürdige Verbrechen begangen worden, Verschwörungen anzuzetteln und für ein Attentat auf den Fürsten von Bulgarien  in Paris   Dynamit- Bomben anfertigen und durch russische hohe Beamten in Konstantinopel   den Verschwörern übergeben zu laffen. Nun fragen wir: Ist das, was in Paris   geschchen, in Berlin   unmöglich, für alle Beiten undentbar?"

Wir erfahren aus diesem Geheimbrief weiter, daß diese atveds Fürstenmord nach Bulgarien   entsandten Agenten" durch die russische   Polizei- Agentur in Paris   mit französischen   Bässen versehen worden sind und daß die russische   Gesandtschaft in Paris  hiervon in Kenntnis gescht werden soll.

Und zwar nicht bloß ausnahmsweise, sondern das scheint regelmäßig und wiederholt geschehen zu sein, denn am 7. Juni 1890 meldet der Beiter der geheimen Polizei­Agentur in Paris  , der wirkliche russische Staatsrat Rostowski, an den russischen Gesandten in Butarest:

Indem ich die anliegenden, von den französischen   Bes hörden ausgestellten Auslandspässe übersende, habe ich bie Ehre, die kaiserliche Gesandtschaft ergebenst zu bitten, dieselben den nach Rumänien   gesandten Beamten unfrer Pariser Geheimpolizei zu übergeben. Von dem Geschehenen bitte ich die kaiserliche Gesandtschaft in Paris   in Kenntnis feßen zu wollen."

Nun giebt freilich in jenem Briefe vom 11. Mai 1890 ber ruffische Gesandte Hitrowo den Nat, bis zur Beendigung des Prozesses gegen Major Baniza sich aller neuen Anſchläge in Bulgarien  au enthalten, weil

die Bulgaren   zu wirklichem Handeln unfähig sind und man daher nicht darauf rechnen tann, daß die An­wendung der in der legten Zeit in Paris   verfertigten Dynamit Bomben zu einem günstigen Ergebnis führt."

Am 20. Januar 1888 in dem schon in großen Umrissen ge­Hand in Hand mit der Aufklärung dieser verbrecherischen That­schilderten Plane der russischen Regierung zur gewaltsamen Ent- fachen geht die Aufklärung darüber: fernung und Ermordung des Fürsten   Ferdinand von Bulgarien   Welchen Zwecken dienen die Polizei- Agenturen, welche bie russische Welchen Zwecken dienen die Polizei- Agenturen, welche die russische sendet der kaiserliche Gesandte in Bukarest  , der viel­Regierung im Auslande unterhält? genannte Herr Hitrowo, an den Direktor des asiatischen Departe Bekanntlich hat die deutsche Regierung im Reichstage offen zu­ments in Petersburg   eine chiffrierte Depesche mit näheren Angaben gestanden, daß fie der ruffifchen Regierung gestattet habe, in über die Verschwörung des ebenfalls schon genannten Staufmanns Berlin   bei der ruffischen Gesandtschaft einen russischen Nowikow  . Da heißt es: Polizeibeamten zur Uebertvachung der russischen Anarchisten Zur Ausführung des geplanten Vorhabens glaubt der und Verschwörer zu installieren. Die Angliederung an die russische Kaufmann Nowikow   Dynamitpatronen anwenden zu können. Solches Gesandtschaft macht also diesen Beamten unverleglich, das heißt un wurde ihm auch von vertrauenswerten Berfonen geraten, verfolgbar für alle Verbrechen, die er infcenieren die fich bereit erklärt haben, thätigen Anteil zu nehmen. fönnte. Für die Beurteilung der Frage, ob man einen solchen Ge­Infolgedessen habe ich die Ehre, Ew. Excellenz ergebenst zu bitten, danken überhaupt hegen darf, mag nachfolgender Geheimbrief des und insbesondere feine Motivierung beweist nur die nichtswürdige wenn möglich gütigst anzuordnen, daß aus unsren Depots Laiserlichen Gesandten in Bukarest   an den oft erwähnten und verbrecherische Gesinnung der russischen Regierung. Denn Dynamitpatronen nach Rustschut gesandt werden, wo man die An- Direttor des asiatischen Departements in Petersburg   lehren. Dieser nicht nur Herr Hitrowo urteilt so, sondern auch der Leiter der tunft des Prinzen Koburg erwartet." Brief vom 11. Mai 1890- lautet: auswärtigen Politit Rußlands  , der Staatssekretär Das ist gewiß unzweideutig. Aber es kommt noch besser. Der Leiter der geheimen( ruffischen) Bolizei- Giers befolgt dieselben chnischen Grundsäße. In einem Geheimbriefe Am 12. Februar 1888 telegraphiert Herr Hitrowo an denselben Agentur in Paris  ( Staatsrat Rostowski) hat einen der ihm Direktor: unterstellten Beamten der Geheimpolizei nach Rumänien   gesandt, um den russischen Socialisten Burger zu verfolgen.

Den Inhalt des geheimen Telegramms habe ich dem Kauf­mann Nowikow   und Lieutenant Koblokow mitgeteilt. Letzterer reist nach Sofia  , um mit dem Kriegsminister ( Notabene: bem bnlgarischen Kriegsminister, der also für den Hochberrat geworben ist)

den Vertrag für Lieferung von Gewehren und Revolvern zu schließen. Kaufmann No tito to reist nach Petersburg  , um persönlich Et. Excellenz über ben Stand der Wer schwörung gegen den Prinzen Roburg zu be richten und um die Ueberlassung von Dynamit- Bomben zu bitten."

*) Siehe auch in Nr. 78( I) und Nr. 83( II) des Vorwärts".

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Aber dieser Ratschlag des erfahrenen Berschwörungsmachers"

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des Direktors des Departements der Staatskanzlei an den kaiserlichen Gesandten in Bukarest  - wir erhalten so langfam alle hohen ruffischen Würdenträger zu Helfershelfern von Fürstenmördern bom 11. Juni 1890 heißt es u. a.:

Gnädiger Herr Michael Alexandrowitsch reinoiz Eiv. Excellenz hat die Güte gehabt, mich am 10. Mai zu be­nachrichtigen, daß es unzweckmäßig sei, die in Bulgarien   be findlichen Agenten der Geheimpolizei mit unfren Auslands. pässen zu versehen.

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Ueber diesen Auftrag hat der Wirtl. Geheime Staats­rat Rostowski dem Gendarmerie Oberlieutenant Milewski befohlen, während der Anwesenheit des letzteren in Bulgarien   vollkommen vertrauenswerten Personen behilflich zu sein, um eine Verschwörung gegen einige der bulgarischen Machthaber und namentlich gegen den selbsternannten Fürsten von Bulgarien  , Prinz Koburg, ins Wert zu setzen. Im äußersten Falle kann der Oberlieutenant Milewski den Personen, welche ihm unser Generalkonsul intraulichen Briefe an den Minister des Innern, daß er Konstantinopel   bezeichnen wird, Explosiv- Bomben übergeben, die felben find in Paris   von dem Pyrotechniker Feodorow angefertigt worden."

Auf Grund der Mitteilung der kaiserlichen Gesandtschaft vom 11. Mai schreibt der Staatssekretär Giers in einem ber

die Verhaltungsmaßregeln nicht. billigt, welche der Wirkliche Staatsrat Rostowsti behufs iebergabe ber von Herrn Feodorow verfertigten Bomben an einige Bulgaren   gegeben