Nr. 129.
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21. Jahrg.
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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
Sonnabend, den 4. Juni 1904.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Ferusprecher: Amt IV. Mr. 1984.
Die Angaben in den Inspektionsberichten genügen den billig zu das sei nicht möglich; ein Wort giebt das andre, bis A. den hat brauchbare und charakteristische Zahlen zusammengetragen. Ueber nicht paßt, können Sie ja gehen!"" Oder Sie, Herr Geheimrat!" den Fleischkonsum, der immer der beste Gradmesser für die prole- war die turze Antwort Fischers, die der Unterredung ein Ende tarische Lebenshaltung ist, erfährt man so gut wie gar nichts; das machte. Das neue Laboratorium wurde alsbald errichtet. enige, was angegeben ist, läßt sich in den Satz zusammenfassen: Es ist Kromaher zu danken, daß er in sachlicher Weise endlich Die wirtschaftlich schwächeren Elemente müssen auf den Genuß das Verhältnis Ministerium- Universitäten an einem besonderen frischen Fleisches verzichten." Alles in allem: die berauschende Ver- Fall beleuchtet hat. Nur die Anrufung der Deffentlichkeit kann eine mehrung von Reichtum und Macht ist ganz und gar auf die besitzende Aenderung hervorrufen, die feiges Vertuschen hintanhält. Klasse beschränkt!
Von der Lebenshaltung des Proletariats. ſtellenden Anforderungen allerdings nicht; nur der Beamte für Köln flaffischen Ausruf des Arbeitgebers losläßt:„ Na, wenn es Ihnen
Der Regierungsrat als Arbeiter.
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Der bei der Regierung in Wiesbaden beschäftigte Regierungsrat Kolb hat eine nach den Begriffen seiner Standesgenossen- grauenvoll erschütternde Heldenthat begangen: Er ist Arbeiter geworden. Zwar nicht in Deutschland , dessen Arbeitsverhältnisse ihm vermutlich allzu ungünstig scheinen, dafür aber in den Ver einigten Staaten von Amerika , von denen er wohl gehört haben mochte, daß sich dort ein Arbeiter besser steht als ein
Die Berichte der Gewerbe- Inspektoren sind Plaidoyers auf mildernde Umstände für den kapitalistischen Staat und das Unternehmertum, gehalten vor dem Richterstuhle der Arbeiterklasse. Wie ein geschickter Verteidiger sich in seiner Rede sorgsam vor handgreiflichen unwahrheiten hüten wird, so kann man auch als felbft verständlich von vornherein annehmen, daß alles wahr ist, was an Thatfachen in den Berichten der Gewerbe- Inspektoren steht; aber nicht alles, was wahr ist, steht darin, und oftmals sind, wie das ja auch in andern Berteidigungen vorkommt, durch geschickte Gruppierung und Verwendung des Thatsachenmaterials unberechtigte Effekte erzielt worden. So fällt in dem uns vorliegenden Jahresbericht der königlich preußischen Regierungs- und Getverberäte und Bergbehörden für Kultusministerium und Universitäten. 1903"( Berlin 1904, R. v. Deckers Verlag), aus dem wir schon eine Wir haben gestern Mitteilungen gebracht, wonach Profeffor Reihe von Mitteilungen gebracht haben. vor allem ein gewisser romayer in alle sein Lehramt und die Leitung der Unioptimistischer Zug auf; unausgesprochen scheint die Absicht ge- verfitätspoliklinik für Hautkrankheiten aufgeben und die Poliwaltet zu haben, das Ende der wirtschaftlichen Depreffion zu flinit auflösen mußte, weil für dieses so wichtige Institut im preußi- preußischer Regierungsrat. ,, fonstatieren", unter der in den letzten Jahren die deutsche Arbeiter- schen Finanzministerium kein Geld vorhanden ist. Auf das gemein- Seine Erfahrungen als Arbeiter hat nun dieser schaft so außerordentlich schwer gelitten hat. Nun geht zwar aus schädliche solcher Zustände haben wir bereits hingewiesen. Nicht schlichte Regierungsrat aus der Werkstatt niedergeschrieben und den Berichten, wie ja auch aus den Angaben des Reichs- Arbeits- unerwähnt aber soll bleiben, daß Professor Kromaher in seiner wird sie demnächst als Buch erscheinen lassen. Das Buch ist uns blatts" und der Zeitschrift Der Arbeitsmarkt" bereits bekannt Schrift auch andeutet, in welcher Weise man im Kultusministerium noch nicht bekannt, aber aus der Vorrede veröffentlicht der Verlag hervor, daß sich im Jahre 1903 die Arbeitsgelegen mit Gelehrten verkehrt. Wir wollen nicht auf den interessanten eine merwürdige Stelle, die folgendermaßen lautet: heit etwas vermehrt hat und daß die Arbeitszeit Verfürzungen für beschäftigte Arbeiter ein wenig feltener geworden find; aber daraus ohne weiteres auf eine Beendigung der Krise zu schließen, geht schon um deswillen nicht an, weil das Verhältnis der Zahl der Mehrbeschäftigten zur Zahl der noch immer arbeitslos bleibenden nicht bekannt ist und bei dem Mangel an geeigneten statistischen Unterlagen auch nicht bekannt werden kann.
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Briefwechsel eingehen, durch den Professor Kromaher an der Nase herumgeführt wurde, bis er selbst das Verhältnis löfte; wir wollen nur anführen, wie das Kultusministerium selbst mit der durch th Vertrag festgelegten Subvention zu schachern bersuchte in einer Weise, die einem Privatmann ohne weiteres den Vorwurf der geschäftlichen Unlauterkeit zuziehen würde. Das folgende Citat aus der Kromayerschen Schrift knüpft unmittelbar an das in unsrer gestrigen Nummer citierte an. Professor Kromaher schreibt:
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Um die Eristenzbedingungen des amerikanischen Proletariats, welches auch in seinen deutschen Bestandteilen- bom kommunistischen Evangelium nichts wissen will, fennen zu lernen, gab es nur einen, übrigens ja nicht neuen Weg: ich mußte selber Arbeiter werden. Zeit hatte ich. Keinerlei gesellschaftliche Rücksichten banden mich. Und wieder aufhören konnte ich jeden Augenblick. So entschloß ich mich zu einem Versuch. In Chicago .
So glatt freilich, wie ich mir eingebildet, ging die Sache nicht. Sechs volle Wochen dauerte es, bis ich überhaupt Arbeit fand, wiewohl ich zu jeder ehrlichen Hantierung bereit war und kein Mittel unversucht ließ. Endlich glückte mir's in einer Brauerei. Aber die Freude war kurz. Schon nach Monatsfrist jagte man mich wieder davon. Um keine Zeit mehr zu verlieren, nahm ich Empfehlungen zu Hilfe, welche mir die Thore einer Fahrradfabrik erschlossen. Dort habe ich drei Monate hindurch im Montiersaal am Schraubstock gestanden. Einen letzten Monat verlebte ich dann noch in einer Arbeiterherberge San Franciscos . Gearbeitet habe ich dort nicht mehr. Die Energie war mir ausgegangen.
Nicht unparteiisch, sondern mit vorgefaßter An- und Absicht war ich dabei zu Werke gegangen. Fremd, ablehnend stand ich der modernen Arbeiterbewegung gegenüber. Gegen sie und gegen die, welche ihr Vorschub leisten, wollte ich Material gewinnen im Umgang mit dem ihr gleichfalls abholden, socialpolitisch indifferenten Proletariat der Vereinigten Staaten .
Mir ist geschehen wie wohl jedem aus unsern Reihen, des ehrlich um diese Fragen fich müht: ich fand Probleme, wo ht: ich fan ich Agiome wähnte."
Aber es kommt auch noch etwas andres in Betracht. Für das Wohlergehen der Arbeiterschaft, welche die größte Konsumentenschar ift und demnach für den Geschäftsgang in vielen Industriebranchen Auch betreffs der an sich schon nicht zureichenden pekuniären und der Urproduktion ausschlaggebend sein kann, genügt es offenbar Subvention stellen sich Schwierigkeiten ein. Nachdem zwar noch nicht, daß sie abgesehen von der immer vorhandenen„ Reserve- im ziveiten Jahre des Bestehens der Poliklinik( 1901) das Armee"-überhaupt Beschäftigung findet, sondern daß ihr der erworbene Ministerium mir das Gehalt für einen Assistenten bewilligt Lohn ein menschenwürdiges Dasein gestattet. Gerade hier haperte hatte, weil ich ohne ihn das Krankenmaterial schlechterdings nicht es aber im Jahre 1908 fast in allen Teilen der preußischen zu bewältigen im stande war, versuchte es im dritten Jahre ( 1902) die im vergangenen Jahre bewilligte Subvention auf die Monarchie. Einige Beispiele:„ Die Löhne find an vielen Stellen Hälfte zu verkürzen. Allerdings gelang es mir nach mehrfachen bis zu 10 Proz. verringert"( Westpreußen ); Aenderungen( d. h. also Verhandlungen, endlich mit gütiger Hilfe des Kurators der bor allem Verbesserungen, Red.) in der Lohnhöhe sind nicht vorUniversität Halle die volle Subvention ausgezahlt zu erhalten, gekommen"( Berlin mit Umgegend);„ die Erwerbsverhältnisse der aber der gleiche Versuch der Verkürzung wiederholte sich im nächsten Arbeiterbevölkerung sind gegen das Vorjahr unverändert geblieben" Jahre( 1903) wieder, und das an den Minister in dieser Sache ( Posen);„ die Löhne sind im allgemeinen diefelben geblieben" gerichtete Gesuch blieb überhaupt unbeantwortet. Auf ( Breslau );„ bie Löhne... auf derselben Höhe wie im Vorjahre" der später noch zu erwähnenden Konferenz im Kultusministerium ( Liegnitz ); aus Oppeln meldet der Beamte:„ die Arbeiter scheinen sich ( 31. Ottober 1908) mußte das Ministerium meiner Darlegung zuder Sonntagsarbeit gern zu unterziehen, um ihr... geschmälertes stimmen, daß der Minister nicht berechtigt sei, ohne vorher= gehende rechtzeitige Kündigung meine Subvention Einkommen aufzubessern" diese Worte sagen wohl genug über die zu kürzen; dennoch versuchte es ein hochgestellter MinisterialLebenshaltung der jämmerlich gedrückten schlesischen Proletarier; beamter zu meinem größten Erstaunen, mich mit der „ die wirtschaftlichen Verhältnisse der Arbeiter sind zumeist gedrückt Hälfte der rückständigen Summe zufrieden zu stellen, ein Angebot, gewesen, die Löhne haben keine oder nur sehr geringe Aufbesserung das als vertragswidrig von mir abgelehnt, gegen Bewilligung der erfahren"( Merseburg );„ Höhe der Arbeitslöhne fast durchgehends ganzen noch rückständigen Summe zurückgezogen werden mußte. Es ist nicht leicht möglich, in weniger Worten die ganze Furcht unverändert"( Erfurt );„ die Löhne haben anscheinend keine merkliche Wer die Verhältnisse fennt, kann sich die von Kromayer barkeit der socialen Frage zusammenzudrängen, als es dem Verfasser Aenderung erfahren"( Schleswig ); eine bemerkenswerte Steigerung leider nicht ausführlicher geschilderte Konferenz vom 31. Oftober in diesen Sägen gelingt. Er geht nach Amerita, sucht Arbeit. Secja des Verdienstes der Arbeiter war nirgends zu erkennen"( Lüneburg 1903 leicht vorstellen. Ihr Leiter war das geriebene Finanz- Wochen bleibt er auf der Straße. Endlich gelingt es ihm, Unterund Stade );„ keine Aenderung"( Münster ); zum Teil auch eine genie des Kultusministeriums, Ministerialdirektor Althoff , schlupf zu finden. Nach wenigen Wochen fliegt er. Und mun nimmt er Verbesserung"( Minden );„ die Lohnverhältnisse, die im Vorjahre eine dem als Adjutant vermutlich der Decernent für Universitäts - Empfehlungen zu Hilfe, um eine Stelle zu erringen. Nach ziemlich rückläufige Bewegung angenommen hatten, haben sich nur angelegenheiten Elster zur Seite stand, bekannt als Staatsanwalt drei Monaten ist er erschöpft. Er kann nicht mehr. Die Erfahrung wenig gebessert"( Arnsberg );„ keine nennenswerte Aufbesserung"( Kassel ); im Disciplinarverfahren gegen unfren Parteigenossen Arons; macht ein Mann, der in behaglichen Verhältnissen aufgewachsen, „ auch eine Besserung der Lage der Arbeiter"( Wiesbaden );„ teinen wesent- möglich daß mal ein oder der andre Beamte anwesend war. Nach einen gefunden ungebrochenen Kräftevorrat aufgespeichert hat und lichen Einfluß auf die Löhne"( Koblenz );„ leine Erhöhung"( Köln );„ im der ersten Erörterung der Angelegenheit fagte der joviale Althoff: den keine wirkliche Sorge um feine Existenz bedrückt. Drei allgemeinen gebessert"( Aachen );„ auf dem Stand des Vorjahres"" Sie haben ja ganz recht, mein lieber Professor, aber wir haben Monate nicht allzuschwerer Proletarier- Arbeit genügen, um ihm die ( Sigmaringen ). nun mal die ausbedungenen 2000(?) Mark nicht übrig; da ist beim Fortsetzung des Experiments unmöglich zu machen. Wir haben diese Beispiele gehäuft, weil sie geeignet sind, dem besten Willen nichts zu machen; also seien Sie verständig und nehmen Urteil über die Regierung sowohl wie über die hochschuzzollfanatischen Sie, was zu kriegen ist wir geben Ihnen 1000 Mark und damit bürgerlichen Parteien die rechte Wucht zu geben: die Bollberschworenen ist alle Schererei erledigt." So ungefähr dürfte es zugegangen fein. der Adventsnacht von 1902 schwingen erbarmungslos ihre Fuchtel In diesem Falle war ja der Herr Ministerialdirektor an den Unüber dieses ausgepowerte Volt, dem selbst die leise Besserung der richtigen gekommen; in zahllosen Fällen aber lassen sich die Docenten, Geschäftslage die Löhne nicht zu heben vermochte. Und dabei wissen die ja in ihren Avancementsverhältnissen" mehr oder weniger von selbst die zaghaften und vorsichtigen Gewerbe Inspektoren von Herrn Althoff abhängen, einschüchtern. Freilich sind die vornehmsten" manchen wahrhaft viehischen Ausbeutungen zu erzählen: der Fall Universitätskreise nicht unschuldig an der Art und Weise, die sich Herr aus dem Regierungsbezirk Liegnitz steht nicht vereinzelt da, wo in Althoff im Verkehr mit Universitätslehrern erlauben darf. einer mechanischen Weberei eine Weberin 8-10 Pf., eine Treiberin 6-7 Pf. Stundenlohn bezog. Jede einzelne Lohnangabe in dem dicken Berichte legt Zeugnis davon ab, daß der weitaus größte Teil des deutschen Proletariats auch heute noch auf oder selbst unter dem Niveau des Eristenzminimums niedergehalten wird. Die Lohnverhältnisse find empörend, barbarisch! Das ganze Brimborium von Arbeiter- Wohlfahrtseinrichtungen, Stiftungen zu Gunsten von Arbeitern, Jubiläumsgeschenken, Unterstützungsfonds 2c. 2c. verfliegt Nun, Leute, die statt offen zu verkünden, das Ministerium pfeift wie blauer Dunst vor den fürchterlichen Ziffern der Lohnliften. Der auf unsre Vorschläge, in so unwürdiger Weise unter Täuschung der mit so viel Resonanz, Schneid und, wie wir gern zugeben wollen, Deffentlichkeit den Schein zu wahren suchen, verscherzen selbstauch gutem und tüchtigem Wollen in Scene gefeßte Kampf gegen verständlich für sich und ihre Kollegen das Recht auf Achtung. die Tuberkulose als Volkskrankheit kann keine durchgreifenden Nur selten erfährt Herr Althoff die gebührende Abfertigung. Erfolge erzielen, so lange die Ernährung unsrer Boltsmassen So wird in Universitätskreisen erzählt: Dem mit Recht hochangesehenen nicht besser wird. Schon länger als ein halbes Jahrhundert spricht Chemiker Fischer war bei seiner Berufung nach Berlin der einer dem andern wie eine Selbstverständlichkeit das Wort nach: der Bau eines neuen chemischen Laboratoriums zugesagt, da er das alte Mensch ist, was er ist"; man tann auch sagen, daß der Mensch in Uebereinstimmung mit allen Fachmännern als unzulänglich benicht ist, was er nicht ist. geichnet hatte. Nach Antritt feiner Brofeffur hörte er nichts mehr Daß nur die Organisationen der Arbeiter den Kampf von einem Neubau; auf wiederholte Mahnung beim Minifterium gegen die chronische Unterernährung des Proletariats erfolgreich erscheint eines schönen Tages Herr Althoff im Laboratorium, geht führen können, bestätigen auch die Gewerbe- Inspektoren; in einem mit Professor Fischer durch dasselbe und sagt dann ganz freundlich: andren Zusammenhange wird davon noch zu reden sein. Ich weiß gar nicht, was Sie wollen, lieber Herr Profeffor, Ihr Jezt foll als wichtig für die Beurteilung der Lebens- Laboratorium ist doch sehr schön." F. erklärt, daß er sich auf Unterhaltung der Arbeiter nur noch darauf hingewiesen werden, haltungen hierüber nicht einlassen könne, sondern auf dem daß die Preise der Lebensmittel nirgendwo niedriger geworden sind. ihm bei seiner Berufung versprochenen Neubau bestehe. A. antwortet,
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Hierfür nur ein Beispiel: Ein Senatsmitglied einer preußischen Universität wird von einem Berliner Kollegen ob seiner plötzlichen Abreise von Berlin interpelliert; er antwortet:" Ich habe foeben auf dem Kultusministerium erfahren, daß eine bei uns freie außer ordentliche Professur mit einem Herrn besetzt werden soll, der nicht auf unsrer Vorschlagsliste steht; da will ich schnell heimfahren und versuchen, ob wir nicht noch unsre Liste ändern können!"
Herr Kolb ist nach Amerika gegangen, weil dort bei der Mehrheit der Arbeiter das kommunistische Evangelium" keinen Eingang gefunden hat. Er will gerade bei dem„ socialpolitisch indifferenten Proletariat" Material gewinnen gegen die moderne Arbeiterbewegung.
Wenn die angeführten Säße einen Sinn haben sollen, so ist Herr Kolb, der mit dem Dünkel eines preußischen te gierungsrats nach Amerika ging, als Mensch zurückgekehrt, der an das ,, kommunistische Evangelium" glaubt, der zum Anhänger der modernen Arbeiterbewegung geworden ist.
Sein Buch wird zeigen, ob er diese notwendige Folgerung zieht, oder ob er sich etwa in die christlich- monarchische Socialpolitik des Deutschen Reiches genügsam flüchtet. Ist Herr Kolb, wie es scheint, ein denkender Mann, so würde er sich auch von diesem letzten Irrtum heilen können, indem er einfach auch in dem socialpolitisch gesegneten Deutschland einige Zeit Arbeiter wird. Aber hoffentlich hat er schon, als er sein Buch schrieb, den preußischen Regierungsrat ganz und gar ausgezogen. Dann wird seine Schrift die Beachtung und Anerkennung im Proletariat finden, die es jeden ehrlichen, mutigen und flaren Streben widmet.
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Das Wesen der Monarchie.
Der Heidelberger Profeffor May Weber ergreift in der Frankfurter Zeitung " das Wort, um die„ Staatsrechtstheorie" des früheren badischen Gesandten in Berlin , Herrn v. Jagemann, daß die Bundesfürsten nach Belieben die Reichsverfaffung kändigen tönnen, auf gewiffe Konsequenzen zu untersuchen. Er bestreitet zunächst Herrn v. Jagemann den Anspruch, Erfinder der Tollheit zu sein: Jm Winter 1886/87 wurde denn- wie mir mein verstorbener Vater damals lachend erzählte in den Couloirs des Reichstags auch ein Ausspruch des Fürsten Bismard folportiert, etwa dahin: daß man ja, wenn der Reichstag in der Militärfrage schlechterdings
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