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Ur. 239.

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Vorwärts

Berliner   Dolksblaff.

21. Jahrg.

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Telegramm- Adresse: ., Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Quittung.

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Dienstag, den 11. Oktober 1904.

mann, hat Graf Bülow die verantwortliche Auslegung des Kaiser­telegramms gefunden. Das Schreiben aus Homburg  , in dem Graf Bülow alle Schwierigkeiten des persönlichen Regiments mit spielender Grazie überwindet, lautet:

Geehrter Herr Kommerzienrat,

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.

Wenn es dem Grafen Bülow nicht gelingt, die Lippesche An­gelegenheit so zu bugsieren, daß fie schnell vor das in Aussicht ge­stellte Schiedsgericht gelangt und hier frühere Erledigung findet, bevor der Reichstag   in der Angelegenheit sprechen kann, so muß der Reichskanzler die Auslegungstünfte seines Schreibens noch er­heblich steigern und die unantastbare Berechtigung des Telegramms

Sie haben mich heute mündlich um eine authentische Inter­pretation des Telegramms Seiner Majestät des Kaisers und Königs vom 26. v. M. gebeten. Ich bin gern bereit, Ihnen meine Antwort schriftlich zu bestätigen, und ermächtige Sie, unter Berufung auf mich öffentlich zu erklären, daß Seine Majestät der Kaiser mit diesem Telegramm lediglich bezweckt hat, die vorläufige Nicht­bereidigung der Truppen für den Regenten und den Grund der- 10 erweisen, wie es die Aufgabe des verantwortlichen Beamten felben mitzuteilen. Mit der Auffassung des Bundesrates, daß die eines persönlichen Herrschers ist. Rechtslage noch ungeklärt sei, konnte Seine Majestät sich nicht in Widerspruch setzen. Jeder Eingriff in die verfassungsmäßigen Rechte des Fürstentums hat Seiner Majestät dem Kaiser selbst verständlich fern gelegen, und insbesondere liegt es außerhalb aller­höchstseiner Absicht, der derzeitigen Ausübung der Regentschaft im Fürstentum durch den Herrn Grafen Leopold zur Lippe irgend welches Hindernis zu bereiten.

Wie stets im Reiche wird auch im vorliegenden Falle der Rechtsboden nicht verlassen werden, und die Lippesche Frage wird ihre Erledigung ausschließlich nach Rechtsgrundsäzen finden. Ich hoffe, daß es unter den Auspizien des Bundesrats bald gelingen wird, auf schiedsrichterlichem Wege zum Wohle des Lippeschen Landes zu einer endgültigen Lösung der Frage zu ge­langen, und werde das meinige tun, um dieses Ziel in möglichst turzer Frift zu erreichen.

In vorzüglicher Hochachtung

Zunächst aber dürfen die Nächstbeteiligten des Lippestreites bei dem interessanten Wort des Grafen Bülow Beruhigung finden, daß dieser Fall nach Rechtsgrundsägen entschieden werden soll wie stets im Reiche"!

Die Vorgänge in Lippe  .

Die Meldungen über die Vorgänge im rühmreichen Staat Lippe  vom Sonntag und Montag haben bestätigt, daß in den befizenden Klassen dort verschiedene Strömungen gegen ein. ander wirbeln. Die Schaumburger   haben einen nicht unerheblichen Anhang und dieser hat sowohl im Landtagsausschuß wie in der Montagssigung des Landtagsplenums sehr zum Mißbehagen ber Lippeschen Regierung gewirkt. Der Teil der Regierungsvorlage, der die Regelung der Regentschaft im Todesfalle des geisteskranken Fürsten Alexander ordnen soll, fonnte noch nicht erledigt werden. beratung am Montag erhalten wir die folgenden Nachrichten, in Ueber die Volksversammlung am Sonntag und die Landtags­denen die Stellungnahme unserer Parteigenossen von be fonderem Interesse ist.

einsehen würde, welche aus dem Romintener Jagdgebiet nach Lippe  - fürften, wenn auch Graf Bülow erklärt, daß es nicht die Absicht Detmold   ging. tes Kaisers gewesen sei, in diefe Rechte einzugreifen. Ist zu Jm Monat September gingen bei dem Unterzeichneten schärfsten Protest. Vielleicht wurde auch Graf Bülow, als er die fontingent, das in seinem Staate garnisoniert, gemäß der Diese Depesche des Kaisers fand allenthalben in Deutschland   nächst Graf Leopold Regent von Lippe  , so ist auch das Truppen­folgende Parteibeiträge ein: Aue bei Durlach  , vom sozialdemokr. Wahlverein 10,- Aachen  , Depesche zuerst in den Beitungen las, von einigem Staunen be- Militärfonvention zwischen Preußen und Lippe auf ihn als D. B. 10,-. Altona  , Dr. H. 10,-. Altona  ( Elbe  ) durch H. Th. fallen. Es hat gute Frist gewährt, bis er das Staunen überwand Landesherrn   zu bereidigen. Die Nichtbereidigung entzieht ein für 3000, Berlin  , Beiträge der Wahlkreise: Zweiter Kreis 2500,- und bis es ihm gelang, die Delfanne der Beschwichtigungen gehörig den Fürsten entscheidendes Recht. Für die Truppen ist er damit ( darunter Bierprozente Bau Anhaltstr. 12 2. Rate 18,75, 3. State herzurichten. Nun aber ist es gelungen. Auf eine Anfrage des nicht Landesherr, und es hieße die Bedeutung der Armee herabsetzen, 11,75, 4. Rate 13,50, 2 Ueberstunden durch Lücke 1,40, Neue Welt- Wizepräsidenten des Lippeschen Landtags, des Kommerzienrats Soff- menn ihr Beispiel nicht maßgebend sein sollte für die Streife, auf Kalender, J. 4,50, Gesangs- Direktion, Bod 5,-) Vierter Kreis ( Südost) 2500,-( darunter Bierprozente Bau Schröder, Eylauerstr. 17/18 deren Haltung es einem Fürsten ankommt. Wen die Truppen nicht d. Müller 35,75, freiwillige Beiträge Bau Schröder 5,20, vom anerkennen, der ist nicht anerkannt. Graf Leopold ist in eine Stellung Bau Hulwer, Libauerstr. 4 2,-, Tischlerei Wolf, Waldemarstr. 29 gebracht, die jedem Souverän nach heutigem Staats- und Fürsten­25,-, Kranzübersch. von den Arbeitern der Firma Nt. Schneider 3,55, recht unerträglich ist. Bierprozente von den Arbeitern der Möbelfabrik M. Barth, Urban-| straße 64 15,-, Werkstatt Pribbenow, Görliger Ufer 23 5,-)| Vierter Kreis Dit 3500,-( darunter Skatklub Union", Friedrichs­felderstr. 37 12,35, von den Arbeitern der Möbelfabrik Kümmel 50,-, von den Arbeitern der Firma Reichel u. Ko., Immanuelkirchstraße 6 15,-, von den Arbeitern der Möbel­fabrit Vollmann und Hanke, Borhagenerstraße 33 6,55, bon den Möbelpolierern der Firma Klug, Warschauerstraße 11,50, von den Tischlern der Möbelfabrik Friedrich, Fruchtstr. 30, 3. Rate 20,-, amerit. Auktion beim Ausflug in Hirschgarten 10,50). 6. Streis 11 000,-( darunter 497. Bezirt, Faltenhagener Herrenpartie 2,55, 519. Bezirk, Geburtstagsf. d. Bezirtsführers 1,55, A. B. Mister 1,-, alter Parteigenosse Schönhauser Allee   5,-, Segelflub Träne" 30,-, Uebersch. der Kranzsp. f. Genossen Jastulsti( Bezirt 577-88) 12,15, desgleichen f. Genossen Barths( Bez. 589-92) 2,45, von der Hauskapelle des Charlottenburger Boltshauses 11,- zum Parteifonds, Rügenerstr. 4, 8,90, Stranzüberschuß von A. E.-G. ( Saal 20) 6,35, Ueberschuß der Sechsertasse Tischlerei Cujas 10,-). Berlin  , diverse Beiträge: Dr. 2. A. 100,-. Machetes 10,-. Herrenpartie Liepnisfee durch M. S.   1,99. Maurer v. Bau Antonienstraße, Reinidendorf 10,10. Razzbachstr. 23/24 drei Raten 7,50, 6,20, 2,-; Summa 15,70. Zentralverb. d. Zivilberufsmusiker Deutschl.( Drtsvert. Berlin  ), gef. bei der Maifeier 72,14. Gießerei­Abt. Gg. Grauert, Stralau, zum Parteitag 28,50. Durch Ed. Barnft erhalten 88,94. Geburtstagsf. S. Neumann, Schönhauser Allee  1,10. Bierprozente der Bautischlerei Martens, Turmstr. 58 gez. Graf v. Bülow, Reichskanzler. 12,- Die Arbeiter v. Bardemann u. Ko. 24,-. Bierprozente Siehe da, alles in schönster Ordnung. Und schon übt die Bau Hochstr. 34 5,25. Gesammelt am Biertisch b. Blindow 1,10. Bülow Kanne Wunderwirkungen auf die erregten Schreiber der Dittmars Möbelfabrik, Borhagenerstr. 33, 20,-. Die Kontobuch­arbeiter v. Webbing 5,- Bon J. C. Pfaff, Saal II, 10,- D. B. Preffe. Schon erklärt man, das Schreiben des Reichskanzlers sei ge­5,- Werkstätte Herm. Hoffmann, Schüßenstr. 20,-. Dr. R., Zinsen eignet, Beruhigung zu schaffen, und man hofft, daß die Angelegen 41,10. Zwei Brüder, Zinsen 9,65. Vorwärts- Buchhandlung 25 000,- beit nun in ruhige Bahnen gelangt, was äußerst wünschenswert sei. Jule, Ritterstr. 85, 3. Quart. 1904, 26,50. Bom Sommerausflug der damit der Monarchische Gedanke  " nicht schweren Schaden nähme. H.- Brüder 5,-. Referat. b. d. städtischen Markthallenarbeitern War die bürgerliche Erregung, die bei tausendfachem Unrecht, 10,- Brandt, Dgford 1,-. Unbekannt 5,-. Von den Patienten in fchlummert, aber plöglich für den Thron der Wiesterfelder empor­Grabowsee 18,10. Gutenberg 34,80. Arbeiter der Firma Trebesius, schlug, ein erheiterndes Schauspiel, so ist die jetzige Szene der Neanderstraße 2,65. Tapeziererwerkst. Dunsti, Krausenstr. 11, 30,- Von Mitgl. d. U.-Dr. 5,20. Buchbruckerei- Hilfsarb. d. Vorwärts" Bülowschen Wogenglättung nicht minder erheiternd. Nicht nur ist es ( Beitung) 5,- Geburtstagsfeier 3, C. D.  , Gubraut 1, lleber- ein Bild voll Köstlichkeit, wie die Posse der Ebenbürtigkeitsfragen schuß der Landpartie der Firma Baligich 3,80. Witglieder des Ver- vom Kanzler des großen Deutschen   Reiches, vom modernen Staats­bandes deutscher   Buchdrucker im Vorwärts" 200,- Bremen  , von mann" Bülow mit gravitätischem Ernst behandelt wird; ebenso den Parteigenossen 500,-. Beuthen  ( Oberschl.), von den Partei- reichlichen Genuß bereitet es zu schauen, wie der Kanzler die lieb genossen 5,-. Breslau  , sozialdemokr. Berein 150,-. B., K. K. 50. liche Aufgabe der Telegrammrechtfertigung löft. Chemnitz  , Brutus( durch St.) 1,50. Köln   a. Mh., sozialdemokratischer Um die Schwierigkeit der Aufgabe auch für einen Mann zu Berein 80,-. Chemnitz  , ohne Ramensaugabe 5,-. Düsseldorf  , Fischer 2,-. Faltenberg( Oberschl.) 2,- Fürth   i. B., Wahl- ermessen, der in dergleichen Werken viel bewandert ist, erinnere berein 20,-. Forst i. 2., roter Stat d. Blottle 3- man sich des Telegramms: Gotha  , durch den Vertrauensmann, Aug. und Sept. 60,- Heidelberg  , Dr. A. 10,11. Hamm   i. 2., sozialdemofr. Verein H. u. 1., 3. Quartals- Beitr. 10,-. Halle   a. S., sozialdemokratischer Verein 300,-. Hamburg  , im Monat September in der Erpedition des Echo" eingegangen 160,-. Jdar, vom Volksverein 3. Duart. 4,50. Kiel  , R. 4,-. Kattotvik( Oberschl.), vom Wahlverein 5,-. Limmer, 9. Hannov. Wahlkreis 100,-. Lübzin i. Pommern  , B. 2. 1,50. Zudenivalde, Rufus 5,-. Leipzig  , 12. u. 13. fächs. Reichstags­Wahlfreis 3000,-. Magdeburg  , sozialdemokratischer Verein 1000,-. München  , Waldläufer 5,-. Nürnberg  , S. 4,-. Regens Die ungweideutige Klarheit des Telegramms stellt an den burg, sozialdemokratischer Verein 3. Quartal 1904 10,-. Rons Reichskanzler nicht geringe Anforderungen der Auslegungskunst, dorf, R., Quartalsbeitrag 5,-. Remscheid  , bom sozialdemokratischen durch die der Rückzug vom Wortlaut des Telegramms vollzogen wird. Bolfsverein 150,-. Remscheid  , der wahre Jakob 3,-. Stuttgart  , Graf Bülow erklärt, gewiß nicht ohne sich zuvor mit dem Gea G. U. 10, Straßburg   i. E., Altvater 5,- Spremberg  , A. T. V. bieter in Berbindung gesetzt zu haben, daß der Kaiser nicht beabsichtige, 8,80. Sachsen- Weimar  , Landesorganisation 50,-. Solingen  , vom Streistomitee 50,-( dar. b. Leichlingen  , Sperre aufgehoben 10,-) der Ausübung der Regentschaft durch den Grafen Leopold irgend Schweinfurt, sozialdemokr. Verein 10,-. Werbau, gef. bei einem welches Hindernis zu bereiten. Aber das Telegramm hat dem Ausflug 3. Gen. Stolle- Gesau v. Werdauer u. Frohburger   Gen. 6,20. Grafen   nicht einmal die ihm in seiner neuen Stellung zu­Württemberg 100,-. Werdau  , amerit. Auft. Rottraut" 5,-. tommende Anrede als Graf Regent gewährt! Berlin  , den 10. Oftober 1904. Für den Parteivorstand: A. Gerisch, Streuzbergstr. 30.

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Bülow- Oel.

Die Aufgabe eines deutschen   Reichskanzlers sollte es sein, der Politik des Reiches die Richtung zu weisen. Seitdem aber der jezige Herrscher das Wort gesprochen, er wolle sein eigener Kanzler sein, blieb dem Leiter der Reichsregierung zu regieren nicht viel übrig, vielmehr sah er sich vor eine andere Aufgabe ge­stellt, vor die nicht leichte Aufgabe: das, was das persönliche Regiment vollbrachte, das, was ohne Beratung mit den verantwort lichen Regierungsstellen geschah, nachträglich vor der deutschen  Deffentlichkeit zu vertreten und zu verantworten.

Graf Bülow leistet diese interessante Aufgabe seit langem mit nicht zu verkennendem Geschick. Wenn der Kaiser. Sturm macht und die Wogen hoch gehen, wenn die Gemüter in heißer Erregung auf flammen, dann kommt Billow mit der Deltanne und beschwichtigt die orfangepeitschten Wogen.

Wie Graf Bülow früher alle Neden des Kaisers, die in der Deffentlichkeit so oft stürmischen Widerspruch fanden, vertrat, wie er vor zwei Jahren bereit war, die Swinemünder Depesche zu ver­treten, welche in die bayrischen Stämpfe eingriff und die Zentrums­ partei   traf, so war es für jeden Kenner des Kanzlers unzweifelhaft, daß er die Kraft feiner Ueberzeugungen auch für die neueste Depesche

Detmold  .

Rominten, 26. 9. 1904, 6,56 Nm. Graf Lippe- Biefterfeld Spreche Ihnen mein Beileid zum Ableben Ihres Herrn Vaters aus. Da die Rechtslage in keiner Weise aufgeklärt ist, kann ich eine Regentschaftsübernahme Ihrerseits nicht anerkennen und lasse auch das Militär nicht bereidigen.

d

( gez.) Wilhelm, I. R.

Das Telegramm soll seinen Grund darin haben, daß der Absender sich nicht in Widerspruch mit dem Bundesrat setzen wollte, für den die Rechtslage noch nicht geklärt sei. Aber als im Jahre 1895 der Schaumburger   Schwager die Regentschaft in Detmold   übernahm und die Rechtslage mindestens so wenig geklärt war wie die jetzige, da erschien es noch nicht erforderlich, sich auf den Bundesrat zu be­rufen. Damals wurde auch die Vereidigung der Truppen keines wegs verweigert. Und wie soll die Berufung auf den Bundesrat das Telegramm erklären, welches die Ordnung der Rechtslage nicht abwartet, sondern ihr borgreift und die Macht der preußischen Stimmen im Bundesrate von vornherein im Gegensatz zur Biesterfelder Linie festlegt.

Versammlung in Lage, welche furz nach 14 Uhr vom Affeffor Detmold, 9. Oktober.  ( Eigener Bericht des Vorwärts".) Die Tasche eröffnet wurde, verlief einigermaßen vorschriftsmäßig. Sie war schon vor 5 Uhr zu Ende. Wahrscheinlich in Befürchtung eines Sprengungsversuches durch die Gegenpartei war besonders an geschlagen, daß der Saal von 3-8 Uhr vom Einberufer gemietet worden sei. Die Befürchtung erwies sich aber als grundlos. Die Bückeburger   Partei hatte zu der Versammlung nicht mobil gemacht. zahl, darunter die Landtags- Abgeordneten Becker und Schmud, er Auch unsere Parteigen offen waren nur in geringer An ahl, darunter die Landtags- Abgeordneten Becker und Schmuck, era schienen.

Der Einberufer eröffnete die Versammlung mit der Erklärung, die Versammlung sei veranlaßt worden von einer Kommission, be stehend aus dem Bürgermeister und zwei Magistratsmitgliedern von Lage, zwei Kaufleuten, zwei Landwirten, einem Ziegler. Diese Kommission sei sich einig geworden, daß der Zweck der Versammlung nicht sein solle, sich mit der Thronfolge au beschäftigen, auch nicht mit dem Kaisertelegramm, sondern nur mit ber Regentschaftsfrage.

In demselben Sinne äußerte fich der auf den Vorschlag des Einberufers gewählte Natsherr Baumeister Hanke. Dieser verlas sofort eine von der Kommission ausgearbeitete Resolution, welche verlangte, daß von dem Landtage die Regierungsvorlage angenommen werde. Diese Resolution fand aber nur sehr vereinzelten Beifall in der Versammlung. Die Mehrzahl hatte offenbar eine entschiedene Stellungnahme gegen das Telegramm Wilhelms II. ertvartet. Dem entsprach denn auch ein Antrag Dr. Quentins, eines ent schiedenen Anhängers der Biesterfelder, auf Umänderung der Resolution.

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Dr. Quentin sowohl wie alle anderen Biesterfelber Redner, die diplomatischen sowohl als auch die radikalen, betonten fortwährend und ausschließlich das gute Recht der Biesterfelder gegenüber den Ansprüchen Schaumburgs und dem Telegramm Wilhelms II. das Recht des Volkes zur Sprache zu bringen, und zwar sowohl Es blieb unserem Parteigenossen Beder überlassen, Biesterfeld als auch Bückeburg   gegenüber. Er geißelte trefflich die Anschauung, daß der Landtag wohl das Recht haben solle, über die Negentschaft zu bestimmen, nicht aber über die Thronfolge. Da bei misse jedoch der Regent ein futzeffionsfähiger Agnat" sein, d. h. die Ebenbürtigkeit" besigen. Wer fei aber ebenbürtig? Resultat, daß gar keiner mehr ebenbürtig sei.( Stürmische Heiterkeit.) Gehe man der Sache auf den Grund, so täme man zu dem Nun wäre es aber schlimm: habe der Landtag irgend jemand zum Regenten gemacht, der sich später durch den Spruch des höchsten Gerichts aus mangelnder Ebenbürtigkeit als der Unrechte erweise, so habe dieser so lange die Einfünfte des Fürsten   zu Un­recht genoffen. Man sehe hieraus, daß die Frage der Regentschaft und die der Thronfolge sich nicht von einander scheiden lassen. Nur die Ebenbürtigkeit sei an den allen schuld. Die Ahnfrau Modeste Bülow, der Deuter, deutet weiter, das Telegramm habe gar jeder einfache Bürger das Recht hätte, zum Präsidenten gewählt zu b. Unruh hätte das ganze Unglück nicht veranlassen können, wenn nicht in den Rechtsstreit eingreifen wollen, sondern werden. Brausender, langandauernder Beifall folgte diesen Worten, es habe nur die vorläufige Nichtvereidigung der Truppen und den welche den Veranstaltern der Versammlung augenscheinlich sehr un­Grund dazu mitgeteilt. Tatsächlich jedoch sagt das Telegramm bequem waren. Hatte der ihnen gewordene Beifall doch erst die ganz anderes. Es sagt unzweideutig: Ich kann die Ueber- Stimmung der Versammlung, aus welcher die Opposition gegen das nahme der Regentschaft nicht anerkennen! Es tritt der landesgesetz- Kaiser- Telegramm floß, aufgedeckt. lich festgelegten und bereits erfolgten Uebernahme der Regentschaft Die gefaßten Beschlüsse lauten: entgegen!

Die Anordnung der Nichtvereidigung vermag auch Graf Bülows diplomatischer Genius nicht zu deuten und nicht zu korri­gieren. Und doch wirft fie alle seine Bemühungen jäh über den Haufen. Der Befehl der Nichtvereidigung bedeutet objektiv einen Eingriff in die verfassungsmäßigen Rechte des Bundesstaates und des Bundes­

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Die in der Reichskrone zu Lage in Lippe   tagende Versamm Tung von etwa 2000 Lippern aller Parteien und Stände faßt folgende Beschlüsse:

1. Wir stehen auf dem Boden des Regentschaftsgefeßes der Jahre 1895 und 1898, welches die Regentschaft des jeweilig ältesten Sohnes Seiner Erlaucht des Grafregenten Ernst bis zum Tode des Fürsten Alexander festsetzte, und betrachten eine An­