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Nr. 239. 21. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts" Berliner   Volksblatt. Dienstag, 11. Oktober 1904.

Parteigenossen! Mittwoch ist Zahlabend in Berlin  , Charlottenburg   und Rixdorf!

Der große Falschmünzer- Prozeß gegen Gelhaus und Genossen, der eine ganze Schwur gerichtsperiode ausfüllen wird, nahm heute vor dem Schwurgericht des Landgerichts I   seinen Anfang. Die zehn Angeklagten, welche unter besonderen Vorsichtsmaßregeln und teilweise unter Anlegung von Fesseln in den großen Schwurgerichtssaal gebracht werden, find: 1. der Mechaniker Josef Gelhaus, 1876 in Sembſen geboren, 1897 beim 5. Fußartillerie- Regiment in Bosen eingetreten, wegen Münzbergehens und Begünstigung vorbestraft; 2. der Buchdrucker Oswald a che, 1878 in Frankenstein geboren, mehrfach, darunter wegen Münzverbrechens, mit Zuchthaus vorbestraft; 3. der Müller Hermann Steger, 1878 in Neudorf in Schlesien   geboren, un­bestraft; 4. der Schuhmacher Bernhard Staifer, geboren 1881 in Birkholz, Kreis Beeskow- Storkow  , vielfach vorbestraft; 5. der Tischler­geselle Karl Tas chowsti, 1878 in Dirsdorf, Kreis Nimptsch  , ge­boren, unbestraft; 6. die Dienstmagd Erdmandine Bade, 1879 in Lois geboren, unbestraft; 7. der Seemann May Mitulla, 1881 in Stattowiz geboren, mehrfach vorbestraft; 8. der Graveur Paul in Stattowiß geboren, mehrfach vorbestraft; 8. der Graveur Paul Blattner in Berlin  , 1866 in Schwäbisch Gmünd   geboren, un­bestraft; 9. der Klempner Karl Hellmer  , 1873 in Neeß, Kreis Arnswalde  , geboren, mehrfach vorbestraft; 10. der Schreiber Emil Feistel in Bosen, 1886 geboren, unbestraft.

Zuchthaus waren Ihnen nun sehr unangenehm und deshalb gingen Sie auf den wilden Mann" los. Sie wurden in die

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Irrenanstalt zu Brieg  

vollkommen eingerichtete Druckerei

nebst zahlreichen Drucker- Utensilien, eine Tiegeldruckpresse, Seßkäften, überführt. Da empfingen Sie eines Tages den Besuch Ihrer Rollenpapier, ferner Militärmusterungsscheine und Legitimations= Typen von Zahlen, Clichés und Bleiabgüsse mit Adlern, Farbentöpfe, Schwester und es war schon aufgefallen, daß Sie zum Empfang Ihrer papiere der Angeklagten Lache und Taschowski. Schwester den Antrag gestellt hatten, ihre eigenen Kleider tragen Anzahl der verschiedensten Herrenbedarfsartikel fand sich gleichfalls Eine sehr große zu dürfen, was Ihnen abgelehnt wurde. Sie haben zweifellos schon vor, endlich auch eine umfangreiche Sorrespondenz mit den ver­Schwester Sie verlassen hatte, fand man auf dem Klosett frisch ge- einzelne die zur Herstellung der falschen Coupons erforderlichen damals sich mit einem Fluchtgedanken getragen, denn als Ihre schiedensten graphischen und lithographischen Anstalten, von denen feilte Schlüssel vor, die zur Haustür und Zellentür paßten. Am Materialien geliefert haben. Von einer dieser Firmen ist auch der 22. Juni 1902 war Ihre Schwester wieder zum Besuch da, am Strahlenkomplex geliefert worden, der sich auf den Falsifikaten bes 23. Juni war Herr Lache verschwunden und tauchte später wieder findet. Diese Norrespondenzbriefe rühren teils von der Hand des als Wendland auf. Sie sollen schon gleich bei Ihrer Einlieferung Lache, teils des Steger her. Beide Angeklagte sind Schulfreunde; in die Irrenanstalt Brieg   gesagt haben:" Hier bleibe ich höchstens sie haben die Stadtschule in Frankenstein besucht. Steger stand schon ein Jahr und wenn ich Einen totschlagen sollte. Wenn ich raus- in dringendem Berdacht, an dem schweren Diebstahl bei dem Uhr. fomme, gehe ich zu meinem Freunde Steger und wir machen macher Müller in Breslau  , wegen dessen Lache seinerzeit mit der Coupons." Sie sind, nachdem Sie ausgerückt waren, in Giersdorf Buchthausstrafe belegt worden ist, teilgenommen zu haben, die Vers ieber aufgetaucht, dort haben Sie sich Wendland" genannt. So mutung liegt auch nahe, daß er es gewesen, der den Lache nach dessen hieß nämlich Ihr Vormund, der ebenso wie Ihr früherer Lehrherr, Flucht aus der Frrenanstalt Brieg bei sich aufgenommen und mit bas Zeugnis gibt, daß Sie ein, außerordentlich verschlagener Mann Kleidern und Geld versorgt hat. Er behauptet, daß er in ganz bon ungewöhnlicher Verstellungskunst seien. Sie sind schließlich bei legitimer Weise sein erspartes Geld dazu hergegeben habe, um mit Gelegenheit einer anderen Straftat in Heilbronn   aufgegriffen Lache zusammen eine Druckerei einzurichten. Seltsamerweise ist diese worden, haben sich krank gestellt, sind in ein Krankenhaus gebracht Druckerei in einem ganz dunklen, fleinen, einfenstrigen, zu ebener Den Vorsitz führt Landgerichtsdirektor Kanzow, die Anklage Vorsitzende hat mit diesem Angeklagten seine liebe Not, denn sobald deutung der bei ihm vorgefundenen verdächtigen Utensilien macht er worden und es ist Ihnen abermals gelungen, wegzulaufen. Der Erde gelegenen Bimmer eingerichtet worden. Ueber Zweck und Be­vertritt Erster Staatsanwalt Cretschmar, die Angeklagten werden von den Rechtsanwalten Guttmann, Glazel, er ihm irgend einen Punkt vorhält, öffnet dieser die Schleusen seiner die abenteuerlichsten Angaben. Angeblich will er die Druckerei ein Hahn, Kroner, Gebauer, Loß, Dr. Eger, Zeitler. Der Angeklagte spricht von allen möglichen Dingen und noch einigen gesellen habe einrichten und sich die Reklamezettel selbst habe drucken Beredsamkeit und wahre Sturzbäche überfluten den Gerichtshof. gerichtet haben, weil er ein Stellenbermittelungs- Bureau für Müller­Da einige Angeklagte höchst gefährliche Menschen sind, so werden anderen teils in lebhafter Erregung, teils unter ironischen Zwischen- wollen. Der Strahlentompleg habe zu Reklamezetteln dienen sollen, in der nächsten Nähe der Anklagebank einige Sicherheitsbeamte wie Bissen Sie"," Hören Sie", Wenn Sie ein Jurist sind und zu diesen bestellten Clichés habe er zufällig zu Hause gehabt, da er bemerkungen unter übermäßig häufiger Anwendung von Floskeln, die Facsimiles aber zu Scherzkarten und Neujahrsspäßen, die Muster postiert, einige andere Kriminalbeamte nehmen im Saale Plaz. Der Saal macht einen ungewöhnlichen Eindruck. Auf zwei Tischen ein bischen Scharfblick haben"," Ich will nichts wie Gerechtigkeit", eine Autographensammlung besessen, die jetzt verschwunden sei. Er stehen zwei Handdruckpressen, daneben sind große Kästen mit den ver-" Ich bin nicht frank, ich bin ganz gefund!" Sehr empört wird er, bestreitet, Kenntnis von der Anfertigung falscher Coupons gehabt schiedensten Drucktypen aufgestapelt, ringsherum fizen an Tischen als ihm der Vorsitzende vorhält, daß er ein Doppelspiel zu spielen zu haben und schiebt alle Schuld auf Lache, der dies ohne sein Wissen zahlreiche Sachverständige. scheine und in fluger Berechnung seine geistige Gesundheit betone, getan haben müsse. aber so törichte Dinge zusammenrede, daß man auf diese Weise um Hier wird die Verhandlung abgebrochen und auf Dienstag so eher zu der Ansicht kommen könnte, daß er geistestrank sei. In vertagt. einem unendlichen Wortschwall behauptet der Angeklagte, daß er Wendland sei, und als ihm das in Breslau   gegen ihn ergangene Urteil vorgelesen ist, begleitet er die darin von ihm gegebene Dr. Störmer und Dr. Hoffmann, Prof. Dr. Köppen, herr Präsident, ich bin so raffiniert, so niederträchtig, so gemet, wir an der Hand von Handelskammer- Berichten nachgewiesen, wie Charakteristik mit der laut hinausgeschleuderten ironischen Bemerkung: Medizinalräte Dr. Leppmann und mittenzweig, Oberarzt daß Sie gar keine Ahnung haben!" Dr. Kaufmann, Prof. Dr. Straßmann, ferner als Schreib­sachverständiger Dr. med. Georg Meyer, endlich ein Vertreter der königlichen Münze und der Reichsdruckerei..

Graul und Viktor Fra en tI verteidigt.

Der Vorsitzende läßt außer den zwölf Geschworenen noch drei Ersatzgeschworene auslosen.

Es sind ca. 50 Zeugen geladen, darunter mehrere von außerhalb, ferner Kriminalfommissar v. Boedmann- Berlin  , Kriminal­kommissar Koch- Düsseldorf, Kriminalkommissar Schultz- Posen. Als medizinische Sachverständige sind anwesend die Gerichtsärzte

Die Feststellung der Persönlichkeiten der Angeklagten nimmt mehrere Stunden in Anspruch. Der Angeklagte Gelhaus machte schon bei seinen ersten Ber­nehmungen nach seinen Personalien große Schwierigkeiten, da er den wilden Mann"

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Der Anarchist".

Der Vorsitzende erwähnt noch, daß der Angeklagte Anarchist sei und auf seinem linken Arm einen Totenkopf und Dolch eintätowiert habe.( Besteht denn darin das Merkmal eines Anarchisten? D. R.  ) und stolz die Infignien auf dem Arm zeigt, wobei er an den Bräsi­Der Angeflagte bestätigt dies, indem er den Aermel auffrempelt denten die Frage richtet, ob es denn eine Straffache sei, wenn er

Anarchist ist?"

Aus Induftrie und Dandel.

Nachwehen des Crimmitschauer   Streiks. Verschiedentlich haben schwer der vorjährige Crimmitschauer   Streit die Garnspinnereien Crimmitschaus geschädigt hat, besonders dadurch, daß er die rheinisch­westfälischen Webereien, die von ihnen bisher ihr Vigogne- und Imitatgarn bezogen hatten, zwang, fich andere Bezugsquellen zu neue Bestätigung dafür bietet ein vom Handelskammer- Syndikus fuchen oder eigene Spinnereien der genannten Art anzulegen. Eine Dr. Apelt in München- Gladbach in der Zeitschrift für die gesamte Textilindustrie veröffentlichter Artikel über den Absatz der sächsischen spielt und auf die Fragen des Vorsitzenden entweder gar keine oder Nach kurzer Mittagspause richtet der Vorsißende Landgerichts- Vigogne- und Imitatgarn- Spinnereien nach dem rheinisch- westfäli­völlig unsinnige Antworten gibt. Er hat diese Rolle auch schon im direktor Stanzo w mit einer Engelsgeduld auf Wunsch der Sach- schen Textilindustriegebiet. Als zu Anfang der achtziger Jahre des Untersuchungsgefängnis gespielt und u. a. jede Nahrungsaufnahme verständigen Dr. Hoffmann und Dr. Störmer an den An­verweigert, so daß ihm Nahrung mittels eines Schlauches gewaltsam geklagten Lache immer wieder die Frage, aus welchem Grunde er vorigen Jahrhunderts die rheinische Baumwoll-, Bunt- und Decken­eingeführt werden mußte. Diese Prozedur war ihm aber doch un- den Namen Wendland  " sich beigelegt habe. Statt einer Antwort weberei allgemein von der Verwebung des in den Mulespinnereien angenehm und er fing wieder an zu essen. Er ist dann zur Unter- ergeht sich der Angeklagte immer aufs neue in ellenlangen unsinnigen hergestellten Schußgarnes zur Verwendung der nach Art des Streich­fuchung seines Geisteszustandes der Charité überwiesen worden. Deklamationen. Als der Vorsitzende sich durch alle diese Erkla- garnes gesponnenen, in der Flocke gefärbten Bigogne und sogen. Dort gelang es ihm eines Tages zu entweichen und er nahm sofort mationen vom Hauptpunkte nicht abbringen läßt und immer wieder Smitatgarne überging, sah sich dieser Teil der rheinischen Web­das Geschäft der Falschmünzerei wieder auf, diesmal aber unter dem Antwort auf die Frage verlangt, weshalb er sich Wendland   genannt industrie in seinem Bezug der neuen Garne fast ganz auf Sachsen  , falschen Namen Diblinkki. Unter diesem Namen ist er auch verhaftet habe, schreit Bache   mit großer Emphase in den Saal hinein:" Ich vornehmlich auf Crimmitschau   und Werdau   angewiesen. Nach den An­worden, er hat auch unter diesem Namen Eingaben an den Justiz- heiße Wendland! In Wahrheit bin ich Wendland Frhr. von Droste- gaben in den Jahresberichten der Handelskammer zu München- Gladbach, minister und den Staiser gerichtet, dann aber hat er zwischendurch Bischering!"- Präsident: Ach, nun kommen Sie wieder auf diese gaben in den Jahresberichten der Handelskammer zu München- Gladbach, wieder feinen richtigen Namen in Anwendung gebracht. Trotz aller alte Geschichte zurüc? Sie wollen wohl nun das Beispiel Ihres deren Bezirk den weitaus größten Teil der rheinisch- westfälischen Bunt ernsten und eindringlichen Borhaltungen des Vorsitzenden, der dem Freundes Wilhelm Mikulla, des Bruders des jetzigen Angeklagten und Deckenweberei umfaßt, betrug der Absatz der sächsischen Garne Angeklagten nahelegt, daß er mit solcher Komödie absolut keinen Mitulla, nachahmen? Dieser hat sich auch eines Tages als Prinz nach diesem Gebiet bereits im Jahre 1887= ca. 40 000 Doppel­Eindruck mache, verbleibt dieser bei seinem Verhalten. Angefl.: von Persien   vorgestellt und hat damit Glück gehabt. Nun wollen zentner und erreichte zu Anfang der neunziger Jahre gar die Zahl Ich weiß nicht, was Sie eigentlich von mir wollen! Präsident: Sie es wohl ebenso machen? Angell. Jawoht!( Seiterkeit.) bon über 60 000 Doppelzentner. Die München  - Gladbacher Webereien Ich will, daß Sie sich nicht so töricht benehmen. Sie spielen Ihre Ich bin Frhr. Droste von Bischering!- Sachverst. Dr. Mittenfuchten sich aus ihrer Abhängigkeit von den Crimmitschauer und Komödie zu dumm! Sie haben gesehen, daß der Angeklagte Mitulla 3 weig: Warum halten Sie sich denn für berechtigt, sich Wendland Werdauer Spinnereien zu befreien, doch gelang ihnen dies zunächst den wilden Mann spielt und nun wollen Sie es ebenso machen. zu nennen? Hieß denn Ihr Vater Wendland? Angefl.: Nein, Wir wissen ja, daß Verbrecher emsig Bücher über Geistesfrankheiten meine Mutter war eine geborene Wendland. Sachverst.: Sind Sie lesen und dann ihr Verhalten danach einrichten, um als geistestrant denn ein uneheliches Kind? Angell.( sehr empört): Wissen Sie, zu erscheinen. Sie find aber zu ungeschickt, denn bei Ihnen muß verstehen Sie, das ist auch wieder so ein Stüd, man will mich hier jedermann sofort fehen, daß Sie simulieren. Sagen Sie: Sind Sie zum unehelichen Kind machen, wieso kommt man dazu? Ich bin nun Gelhaus oder Diblinzki? Angefl.: Ich weiß es nicht; ich Wendland! habe mich doch nicht geboren!

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Auch der Angeklagte Kaiser   hat, wie der Vorsitzende bei dessen Vernehmung hervorhebt, in der Voruntersuchung den wilden Mann" gespielt. Er soll in der Freistunde während der Untersuchungshaft plößlich den Affen markiert

haben, auf einen Baum geklettert sein und sich vollständig ausgezogen haben. Am nächsten Tage hat er dann fortgesezt mit den Augen gerollt und immer etwas von Hugo mit der Kanone" und von einer Schlange, die da beißt" gefaselt. Als ihm eine Disziplinarstrafe wegen seines Unfugs auferlegt wurde, hat er dagegen Beschwerde erhoben. Der Angeklagte Hellmer hat gleichfalls eine Beitlang ber­sucht, den wilden Mann" zu spielen, nachdem er in Bosen fest genommen worden war. Er hat den Gelhaus seinerzeit in Blößensee kennen gelernt und damals ihn nicht für verrückt gehalten. Er hat auch einmal einen Fluchtversuch gemacht, der aber mißglückt ist. Als er dann davon Kenntnis erhalten hatte, daß bei ihm in der Wohnung in einem Mauerloch noch eine Anzahl falscher Münzen vorgefunden worden war, hat er die Arbeit verweigert und den Verrüdten gespielt. Er gibt dies zu, behauptet aber, daß er infolge der furchts baren Ereignisse, die über ihn hereinbrachen, wirklich ganz kopflos geworden sei.

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Hierauf meldet sich der Angeklagte Gelhaus zum Wort und als ihn der Vorsitzende auffordert, sich den Geschworenen zuzuwenden, hält er eine längere Rede, die wiederholt

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stürmische Heiterkeit

aus Mangel an geübten Arbeitskräften nur in sehr bescheidenem Maße. Erst der Crimmitschauer   Streit gab den Anstoß zur Einrichtung von größeren Vigogne- und Imitatgarn- Spinnereien. Heute sind bereits bier solcher Unternehmungen im Gladbacher Industriebezirk mit 50 000 Spindeln vorhanden, deren Zahl sich in der nächsten Zeit noch ver­mehren dürfte. Zu diesen Betriebsvergrößerungen und Neuanlagen", schreibt Dr. Apelt, hat der Arbeiterstreit in Crimmitschau   im Jahre 1803 nicht uawesentlich beigetragen. Dieser Streit führte dazu, daß monatelang in der Zeit eines verhältnismäßig flotten hervorruft: Das sind Geschtvorene? Das sind gar keine Ge- Geschäftsganges die Lieferungen von Crimmitschau   vollständig schworenen! Ich will mein Recht! Die haben ja keine Chemisettes eingestellt wurden; auch Die vor und wollen hier Recht sprechen! Das wäre ja noch schöner! Die Werdau   vermochten den dadurch entstehenden Ausfall nicht vermehrten Lieferungen von tun ja alle nichts und sißen hier und kucken alle durch eine Brille! Präsident: Hören Sie, Angeklagter, mäßigen Sie sich etwas; wettzumachen. Die oben angegebene Absatziffer des Jahres anderenfalls lasse ich Sie hinausführen und verhandle in Ihrer Ab- 1903 ist daher auch zum zum guten Teil auf den durch wesenheit. Angeff.: Ich spreche überhaupt nicht mit Ihnen! den Streit hervorgerufenen Garnmangel zurückzuführen. Der Wenn ich Ihnen etwas sage, dann tue ich es aus bloßer Freundlich Gesamtabsatz der Crimmitschauer   Garne nach dem rheinischen feit! Ich habe doch viel mehr gelernt wie Sie, was Sie gelernt haben, Industriegebiet ging von 1942 290 Kilogramm im Jahre 1902 auf ist Mist. Sie wollen hier mit einem Paragraphen fämpfen, ich habe 1800 000 Kilogramm im Jahre 1908, also um 642 290 Kilogramm, auch meinen Paragraphen, und der heißt: Gerechtigkeit! Ich lebe und sterbe für meine Sache, das Volt soll nicht immer darben und zurück, während sich der Absatz der Werdauer Garne von 2 492 800 andere sollen sich nicht von seinem Schweiße mästen! Die Pfaffen Kilogramm auf 2 773 900 Kilogramm, also nur um 281 100 Stilo­müssen alle runter! Ich habe alle Universitäten besucht und muß gramm, hob. Infolge dieses Ausfalles wurden die rheinischen das wissen! Sachverst. Medizinalrat Dr. Le ppmann sucht den Webereien durch den Streit sehr in Mitleidenschaft gezogen, da Angeflagten zu beruhigen und legt ihm nahe, den Vorsitzenden darum sie sich teilweise mit Ersatzgarnen zu hohen Tagespreisen behelfen, zu bitten, an einem anderen Tage vernommen zu werden, da er ihm teilweise aber auch sogar Produktionseinschränkungen vornehmen ja selbst gesagt habe, er sei an manchen Tagen besonders erregt. mußten. Die Befürchtungen, daß sich ähnliche Vorkommnisse Der Angeklagte redet sich aber in eine immer größer werdende Wut in Zukunft wiederholen könnten, haben das Bestreben der Der Angeklagte Seemann Mag Mitulla ist mehrfach vor- hinein. Der Vorfizende geht hierauf zur Verhandlung der Anklage Absages sehr unterstützt und in einigen großen Webereien auch zur rheinischen Jmitat- und Bigognegarnspinnereien auf Ausdehnung ihres bestraft und hat zuletzt wegen Körperverlegung mittels eines Re­volvers drei Jahre Gefängnis erhalten. Er sollte sie in Plößensee selbst über. berbüßen, nach acht Monaten ist er aber von dort durchgebrannt. Im Dezember 1902 und Januar 1903 tauchten in vielen Anlage eines Hülfsbetriebes für Herstellung ihres Eigenbedarfs ge­In der Schule hat ihm ein Mitgefangener ein Stück Draht zugestedt, größeren Städten des westlichen und südwestlichen Deutschland   eine führt. Wahrscheinlich wird sich daher in den kommenden Jahren er hat daraus einen Dietrich gemacht, damit die Zellentür und die Menge falscher Zinsscheine ein weiterer Rückgang des Absages der sächsischen Garne beobachten Hoftür geöffnet, und ist nächtlicherweile mit einem anderen Ge- der 3½prozentigen preußischen Staatsanleihen auf, die so vorzüglich lassen." fangenen entkommen, nachdem sie eine Mauer überklettert hatten. nachgebildet waren, daß sie selbst von einzelnen Reichsbankstellen Die Crimmitschauer   Spinnereibefizer haben, wie man sieht, Sein Begleiter wurde in der Jungfernheide festgenommen, er selbst unbeanstandet angenommen wurden. Diese Scheine pflegten von wenig Anlaß, sich über ihren Sieg zu freuen. Wenn sie nochmals enttam, wurde an einer Stelle, die er nicht nennen will, mit Kleidern zwei jungen, sicher auftretenden Leuten bei Einkäufen von Zigarren, vor die Entscheidung gestellt würden, wer weiß, ob sie nicht heute und Geld versehen und entfloh nach Holland  . Bon Rotterdam   aus Herrenbedarfsartikeln und Galanteriewaren in Zahlung gegeben zu auf solchen Siegeserfolg lieber verzichteten. machte er Seefahrten nach der Levante   ustv., schließlich lebte er unter werden. In allen Fällen erhielten die Berausgaber neben der Ware falfchem Namen mit einem Mädchen zusammen in Rotterdam  . Dort noch einer größeren Barbetrag zurückgezahlt. Die Anklage beschuldigt Eine neue Interessengemeinschaft. Auch in der chemischen In­ist er berhaftet worden und hat auch einen Fluchtversuch gemacht. die Angeklagten Steger und Lache, die Verfertiger dieser falschen dustrie tritt neuerdings das Trustgründungsfieber auf. Nachdem Angeklagter Oswald& a che ist ein sonderbarer Heiliger, der Coupons zu sein. Steger hatte im Januar 1903 durch Schreiben jüngst eine sogenannte Interessenvereinigung zwischen den Höchster bas konfusefte Zeug zusammenredet und unter lebhaften Geſtifula- bei der graphischen Kunstanstalt von Ernst Hoffmann   in Stuttgart   Farbwerken und der Firma 2. Casella u. Co. erfolgt ist, wird jest tionen mit den Händen längere Vorträge mit großer Bungenfertigteit vier Facsimile: Namenszüge v. Cuny, Cramer, Frhr. Tschammer, gemeldet, daß auch die Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer u. Co. in hält. Präsident: Lassen Sie das alles vorläufig nur! Jetzt fagen Graf v. b. Recke- Volmerstein und seinen eigenen Namen bestellt und Elberfeld   und die Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen  Sie mir zunächst, ob Sie Oswald Lache sind? Angekl.: Nein, ich ausdrücklich hervorgehoben, daß sie genau nach mitgesandtem Muster fich zu einer Betriebs- und Interessengemeinschaft zusammenschließen bin nicht Oswald Lache! Präsident: Na, waren Sie denn früher ausfallen müßten. Angeblich sollten die Facsimiles für einen Verein wollen. Oswald Lache, d. h. derjenige Oswald Lache, der in Breslau   wieder sein, deren Geschäftsführer er fei. Herr Hoffmann aber schöpfte Ueber die Form, in der die Intereffengemeinschaft geplant ist, holt bestraft worden ist? Angell.: Ja, der bin ich! Präsident: Berdacht, er überzeugte sich, daß diese Namen auf den preußischen liegt noch feine Mitteilung vor. Es muß also einstweilen dahin­Jener Oswald Lache ist am 6. Oftober 1878 in Frankenstein ge- Konsols standen und erstattete Anzeige. Es wurde darauf bei Steger gestellt bleiben, ob damit ein gegenseitiger Kapitalsaustausch ver­boren. Stimmt das? Angell.: Ja!-Präsident: Sie sind viel in der Mühle zu Bad Diesdorf in Schlesien   Haussuchung abgehalten bunden ist, wie bei Höchst- Casella, oder ob vielleicht die Gesamt­fach vorbestraft, zuletzt in Breslau   wegen mehrerer höchst gefährlicher und dabei wurden merkwürdige Dinge vorgefunden. Man entdeckte gewinne der beiden Unternehmungen zusammengeworfen und Einbruchsdiebstähle zu acht Jahren Zuchthaus. Die acht Jahre eine nach einem bestimmten Verhältnis verteilt werden sollen;

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