Nr. 290. 21.2. Mge des„llorinärts" jpttlratt lolblilntt.--»«Zur AeihnachtZbelcherungfür die Kinder der ausgesperrten und streikenden Metallarbeiter.Holzarbeiter und der Kinder anderer ausgesperrter Arbeiter gingenbei der Berliner Gewerkschaftskommission folgende Beiträge ein:Prenzel, Barbier, Engel-Ufer 2,—. Rabitzspanner und TrägerBon Taubert, Boxhagen, Gabriel Maxstraße 5,—. Die Elendenaus der Neuen Königstraße 10,—. Tischlerei Schwarz, Urbanstr. 6720,—. L. und H. B. 10,—. Erich Schmidt Holz 7476 13, S0.Gesellenfeier Schlakowsky, Schulz 5,60. Generalvers, des Arbeiter-Raucherbundes 26,30. Sr. Mr. Px. 16,—. Akzidenz- und Werk-abteilung der Buchdruckern Masse 48,—. Personal der FirmaL. M. Barschall, Berlin 0. 9,80. Arbeiter und Arbeiterinnen derBuchdruckerei Vorwärts, Llbt. Buchbinderei 10,—. Billardspiel beiMatz, Bergmannstr. 97 3,70. Liste 202 Alwiir Kirmse 8,70. Restau-rateur Karl Saalmann. Gräfestr. 72 10,—. Zentralverband deutscherBrauereiarbeiter Sektion I Brauer 150.—. Dornbusch 5.—. TischlereiBröse u. Klingmüller, Greifswaldcrstraße 8,—. Dallesbrüder Schul-straße bei Freund 2,55. S. u. E. 5,—. Handle u. Co., Handtnch-Verleihanstalt 15.—. Buchbindereipersonal Klemm 21,—. Verband derSteinsetzer für nicht geholt. Vortr. E. Br. 3,—. Verband d. Lederarbeiter,Lohgerber und Lederzurichter 30,—. Verband der Zimmerer Berlinsund Umgebung 500,—. Von den Arbeitern der Firma HermannHoffmann 35,55. Liste 341 gesammelt auf Schmidts Geburtstag47,30. Verband der Maschinisten und Heizer 150,—. SchönebergerGewerkschaftskartell. Ueberschuß von Listen für Krimmitschau 6,05.Verband der Bnchdruckerei-Hiilfsarbeiter Seftion I 30,—. Organisierte Hutmacher Berlins 200,—. Verband der TabakarbeiterBerlin a Konto 50,—. Verband der Gastwirtsgehülfen 30,—,Liste 1266 Bull 7,30. Liste 200 Pasenau 14,85. PfropfenvereinNordost 10,—. Von den Verbandsmitgliedern des„Vorwärts",Zeitungsabteilung 100,—. Eduard Möller 8,—. Zentralverbandder Töpfer, Hauptkasse 200,—.Zusammen 1827,20 M.Weitere Beiträge werden entgegen genommen im Bureau derBerliner Gewerkschaftskommission, Engel-Ufer 15, von 11—1 und6-8 Uhr.Geldsendungen sind zu richten an Alwin Körsten. Engel-Ufer 15.Der Ausschuß der Berliner Gewerkschaftskommission.Kerlmer partei-)ZngeUgenkeiten.Achtung, 5. und 6. Wahlkreis!Am Sonntag, de» 11. Dezember, früh 8 Uhr, findet im30. Kommunal-Wahlbezirk eine Flugblattverbreitung statt.Treffpunkt für den 5. Kreis bei Wirth, Anguftstr. 51. undW i t t ch o w, Elsasserstr. 63. Ecke Kl. Hamburgerstraße. Für den6. Kreis bei Hoppe, Ackersw. 21.— Die Genossen werden dringendgebeten, pünktlich und zahlreich anzutreten.Jede Auskunft in bezug' aus diese Wahl wird am Sonn-abend a b e n d von 7— 10 Uhr, Sonntag vormittag von8—11 Uhr sowie Montag und Dienstag abend von 7 bis9 Uhr im Lokale von W i t t ch o w, Elsasserstr. 68, Ecke Kl. Hamburger-straße, erteilt.Der Wahlbezirk umfaßt die folgenden Teile:Der>. Teil umfaßt die Stadtbezirke:L10. Dircksenstr. 41—51, Gipsstr. 18, Hackescher Markt 1—5,Monbijou-Platz 12, Große Präsidentenstraße, Kleine Präsidenten-straße 1—5, Neue Promenade 1—3, Rosenthalerstr. 25—53, NeueSchönhauserstr. 2—20, Sophienstr. 11, Spandauerbrücke 4—9, Stadt-bahnbogen 132—147 und 149—154, Weinmeisterstr. 1 und 2a, AmZwirngraben.818. Auguststr. 28, 29 und 32a, Gipsstr. 1— 17a. 19— 23a und27—32, Große Hamburgerstr. 1—11 und 34—41, Sophienstr. 1—10und 12—35.813. Ackerstr. 1 und 1a, Auguststr. 30—40 auSschl. 32a und46—53, Kleine Auguststr. 8— 14a, Elsasserstr. 82—97, Gipsstr. 23bbiS 26 und 33, Joachimstraße, Linienstr. 76—89 und 195—202.Der II. Teil umfaßt die Stadtbezirke:811. Artilleriestr. 19—21, Gr. Hamburgerstr. 12—33, KrauSnick-straße, Monbijou-Platz 1—11, Oranienburgerstr. 1—33 und 70—92,Stadtbahnbogen Nr. 155—168, Uebersahrtsgasse, Ziegelstr. 14—23.811. Ackerstr. 172-174, Auguststr. 26-27 und 54-64a. KleineAuguststr. 1— 7a, Elsasserstr. 68—81, Kleine Hamburgerstraße, Koppen-Platz, Linienstr. 93—106 und 160—194.81 S. Artilleriestr. 4—12 und 22—34, Auguststr. 3—25 und 65bis 88, Oranienburgerstr. 34—39 und 64—69.Wahllokal: Turnhalle der Gemeindcschule, Auguststr.«7.Der III. Teil umfaßt die Stadtbezirke:8SS. Ackerstr. 2-26 und 144—171, Elsasserstr. 11, Invaliden-straße 158.'856. Bergstr. 1-27 und 66-81, Elsasserstr. 12-15.Wahllokal: Ackerstr. 144 bei Schuster.Die Wahl selbst findet am Mittwoch, den 14. Dezember, von10 Uhr vormittags bis 8 Uhr abends statt.Wir ersuchen die Genossen, dafür zu agitieren, daß jederAnhänger und Freund unserer Partei, der in die Wahlliste eingetragenist, am 14. Dezember frühzeitig sein Stimmrecht ausübt.Die Vertrauensleute.6. Wahlkreis(Schönhauser Vorstadt). Sonntag, abends 5 Uhr,findet im Jägerhaus, Schönhauser Allee 103, eine Volksversammlungstatt. Tagesordnung: 1. Vortrag des Genosse Barge über„Bibelund Babel". 2. Diskussion. Nachdem gemütliches Beisammensein.Zu zahlreichem Besuch ladet ein Der Vertrauensmann.Lichtenberg. Montag, abends 7 Uhr, findet eine Flugblatt-Verbreitung statt. Die Genossen werden ersucht, sich zahlreichdaran zu beteiligen. Treffpunkt die Bezirkslokale. Dienötaa, den13. d. M., findet bei Höflich. Frankst, rter Chaussee 120, eine öffent-liche Versammlung statt, tn der der ReichstagsabgeordneteArthur Siadthagen einen Vortrag.Deutschland voran" haltenwird. Ferner steht aus der Tagesordnung der Bericht der weib-lichen Vertrauensperson und Neuwahl derselben.lokales.Hm L-ngerhans und der Streikposten-Antrag.Das eigenartige Verfahren, das in der vorgestrigen Stadt-verordneten-Sitzung der Vorsteher Langerhans einschlagenwollte, um die Beratung des von der sozialdemokratischen Fraktioneingebrachten Streikposten-Antragcs zu verhindern, war a», Freitagmorgen in der bürgerlichen Presse nirgends gebilligt worden.Am Frcilag abend aber hatte sich der Wind schon ein klein weniggedreht. Dieselben Blätter, die am Morgen dem Vorsteher inschonender Form, ober doch deutlich zu verstehen gegeben hatten, daßer auf ein falsches Gleise geraten sei, richteten am Abend ihrenGrimmgegen dt« sozialdemokratischen Anträgst» l l e r. oie den Konflikt heraufbeschworen hätten.Am nihigstcn bleibt»och die V o s i i s ch e Z e i t u n g". DenStreikposten-Antrag bezeichnet sie als verfehlt, aber sie erklärt dieBehandlung, die Herr Langerhans ihm zu teil werden lassen wollte.für unzulässig Sie spricht den Wunsch aus, daß Herr Langerhan««e ReinungSbisserenz. in die er zu der gesamten VersammlunggtMtr» ist,»'cht znm Anlaß einer Amtsniederlegung nehmenmöge. Da sie wohl fürchtet, daß Langerhans au? Starrköpfigkeitseinen Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung nicht werde zurück-nehmen'wollen, so rät sie:„Am zweckmäßigsten wäre es, wenn die Sozialdemokratenihren Antrag auf unbestimmte Zeit zurückzögen, was sie könnten.ohne ihrem' grundsätzlichen Standpunkte etwas zu vergeben. Siewürden dadurch einem Manne, der jederzeit gezeigt hat, daß erihnen nur gerecht und ohne Vorurteil begegnet, ihre Achtung be-weisen. Wenn das nicht geschieht, so kann die Versammlung denBeschluß fassen, die ganze Angelegenheit auf eine längere Frist,etwa auf sechs Monate, zu vertage». Eine solche Behandlung derAngelegenheit ist ungewöhnlich, aber sie widerspricht doch nichtden parlamentarischen Gebräuchen. Sie ist im englischen Parka-ment üblich: sie ist auch im deutschen Reichstage gelegentlich be-nutzt worden."Das„Berliner Tageblatt" gibt zu, daß das Vorgehender Polizei gegen die Streikposten nicht zu billigen sei. Aber eswarnt vor den, neuen Konflikt mit der Staats-r e g i e r u i, g, in den die Berliner Gemeindeverwaltung durch denAntrag der Sozialdemokraten hineingezerrt werde. Und dann rüpeltdas Blatt die Antragsteller folgendermaßen an:„Aber die sozialdemokratischen Antragsteller haben ganz äugen-scheinlich die Absicht gehabt, unter der Form eines anscheinendharmlosen Antrages eine große Demonstration zun, höherenRuhme ihrer Partei herbeizuführen. Diese sozialdemokratischen Stadt-verordneten lieben es, bei jeder Gelegenheit sich als die alleinigenHüter sowohl des staatsbürgerlichen wie des stadtbürgerliche,,Rechtes anfzuspielen. Es gehört zu ihrem agitatorischen Handwerk,bei allen sich irgendwie darbietenden Gelegenheiten den Mundrecht voll zu nchmen. Und so war es denn auch diesmal der Fall."Hinterher wird dem Stadtverordnetcn-Vorsteher bescheinigt, erhabe„in weiser Voraussicht der Folgen, die sich möglicherweise andie Erörterung des sozialdemokratischen Antrages knüpfen könnte»,die Zurückziehung des Antrages befürwortet"; gemeint ist wohl:die Annahme seines eigenen Antrages auf Uebergang zur Tages-ordmmg empfohlen. In der Morgen-AuSgabe des„B. T." war derEinsall des Herrn Langerhans noch nicht als„weise Voraus-ficht" gewertet worden.Sonderbar klingt eine Mitteilung, die der„L o k a l- A n z e i g e r"bringt. Langerhans habe einer ihm„nahestehenden Persönlichkeit"erflärt, er sei sich der Tragweite seines Vorgehens vollauf bewußtgewesen, und eventuell wäre er bereit gewesen, sich zu opfern.„Er wollte, daß wenigstens einmal die Versammlung sich nichtals Podium benutzen lasse, von dem a„S die Sozialdemokratie zumFenster hinausspreche. Er erkenne durchaus das Segensreiche an,das diese Partei allein schon durch ihr Vorhandensein schaffe, indemsie eine beständige Mahnung bilde, der minder begütertenKlassen zu gedenken. Aber darum könnte doch die Vertretung derBerliner Bürgerschaft sich nicht immer wieder und wieder dazubenutzen lassen, für so aussichtslose Anträge den Schauplatz herzu-geben."Und noch durch einen zweiten Grund hat Herr Langerhans sichleiten lassen.„Er habe die starke Vermutung, daß der Ober-Präsident nur die Reden abwarten wollte, die bei dieser Gelegenheitim Rathanse geHallen werden würden. Dann hätten sich schon eüiigeStellen finden lassen, um. mit diesen ausgerüstet, vor das Ab-geordnetenhauS zu treten und eine Aendcrung der betreffendenParagraphen der Städte-Ordnung herbeizuführen. Er werde in dernächsten Sitzung der Versammlung schon gerechtferttgt werden.Denn der von ihm bereits gestellte Antrag werde dann verwirklichtwerden, indem man nach der Besprechung den Uebergang zur Tages-ordnung beschließen werde."Wir wollen abwarten, wie die Angelegenheit sich weiter ent-wickeln wird. Nach dem„Lokal- Anzeiger" meint Herr Langer-hanS, er„brauche nicht zurückzutreten" und er willdas auch nichttun. Diesen einen Punkt hat er sich also schonüberlegt: denn am Donnerstag hatte er in der Stadtverordneten-Sitzung sich in entgegengesetztem Sinne geäußert. Vielleicht über-legt er sich auch noch den anderen Punkt und zieht bis zum nächstenDonnerstag seinen Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung zurück.Mit dem OrtSstatut des KaufmannSgerichtSbeschäftigte sich am Freitag erneuert der von der Stadtverordneten-Versammlung eingesetzte Ausschuß. Zu einer regen Debatte kam esbeim§ 14, hier stellten unsere Genossen den Antrag, die Wahlender Angestellten auf den Sonntag festzusetzen. Dieser Antrag wurdeabgelehnt: dagegen wurde eine Resolution angenommen, nach welcherder Magistrat ersucht wird, die W a h l m ö g l i ch st am Sonntagstattfinden zu lassen.Nach der Vorlag« des Magistrats sollen 20 Wähler in der Lagesein, Vorschlagslisten für die Beisitzer einzureichen. Hierzu lagen dieVerschlechtcrungSanträge vor, statt 20 Wähler zu setzen 50 respektive85 Wähler. Trotz hefttger Bekämpfung seitens unserer Genossengelangte der Antrag zur Annahme. Hoffentlich wird jedoch inzweiter Lesung die Magistratsvorlage wieder hergestellt.Zum§ 15 stellten unsere Genossen„achfolgenden Antrag, umauch den stellenlosen Angestellten ihr Wahlrecht zu sichern:„Wahlberechtigt sind'auch diejenigen HandlungSgehülfen, welcheausweislich eines Zeugnisses bis 6 Wochen vor der Wahl am Orteder Wahl beschäftigt waren."Obgleich darauf hingewiesen wurde, daß der HandelSministerauch im Musterstatute das Wahlrecht den vorübergehend stellenlosenGehülfen gewahrt wissen will, und die Kommunen nicht„engherzig"sein sollten(es ist dieser Ausdruck vom Minister selbst gebraucht),wurde auch dieser Antrag abgelehnt. Dagegen sollen nach dem Be-schluß deS Ausschusses wahlberechtigt sein diejenigen GeHülsen, welchenicht länger als 4 Wochen stellenlos sind. Die Alters- und Jnva-lidenkarte als Legitimation gelten zu lassen, wurde selbstverständlichebenfalls abgelehnt, trotzdem in einigen anderen Städten diese Be-stimmung aufgenommen ist: ein gleiches Schicksal erfuhr der Anftagunserer Genossen: die Anerkennung anderer Ausweise als der Be-scheinigung des Prinzipals oder der der Polizei dem Eharlotten-burger Statut entsprechend dem Ermessen des Wahlvorstandes zuüberlasse,,. Zum§ 16 wurde von uns der Antrag gestellt: Wahl-knverts bei der Wahl zur Berwendung zu bringen, wie dies beider Reichstagöwahl vom Reglement vorgeschrieben und in Nürnbergund München im Ortsstatut destimmt ist. Auch dieser Antrag wurde(mit 4 gegen 9 Stimmen) abgelehnt.— Ein Eventualantrag unsererGenossen z»§ 16:„Die Stimmzettel müssen von weißem Papiersein, eine vo», Magistrat zu bestimmende Größe haben und dürfenkeinerlei äußere Kennzeichen trapen", wurde angenommen.Wenigstens ein Erfolg unserer Genossen. Hierauf vertagte sichnach über dreistündiger Verhandlung erneuert der Ausschuß.Billiger Sonntag im Zoo.Eine Leserin schreibt uns:Nur ein einziger Sonntag im Monat, und zwar der erste, ist imZoologischen Garten als der billige angesetzt. FünfundzwanzigPfennig beträgt an diesem Tage das Eintrittsgeld. Die Arbeiter-bevölkcrung nimmt dann zur Sommerszeit von dieser Stätte derBelehrung und Unterhaltung Besitz und gibt ihr ein von dem derWochentage grundverschiedenes Gepräge. Groß ist der Vorteil jaeigentlich nicht, den ein mit Kindern gesegneter Arbeiter genießt,wenn er den billigen Sonntag wahrnimmt, denn nur ihm und seinerKrau kommt die Preisermäßigung zu statten: die Kinder zahlen dasfür Erwachsen« übliche Eintrittsgeld, genießen also nicht wiean anderen Tagen eine Preisermäßigung. Rechnet mannoch die zwanzig Pfennig Fahrgeld Hinz,,, die der in,Norden oder Osten Berlin« wohnende Sonntagsgast für sich undjeden seiner Angehörigen zu blechen hat, so kömmt auch ohne dasübliche GlaS Bier für die Wahrnehmung des billigen Sonntagsschon eine ganz hübsche Summe heraus. Auch wenn der Aufenthaltim Freien nicht mehr behaglich ist, zur Herbst- und Winterszeit, istder Garten am billigen Sonntag wenigstens bei gutein Wetter immernoch leidlich besucht. Wenn es dunkel wird, so denkt die Arbeiter-familie, kann man immer noch das Konzert genießen...Aber hier trifft den Besucher eine arge Enttäuschung. DerZutritt zum Konzertsaal ist versperrt: ein Plakat zeigt an, daß ernur gegen Nachzahlung von 25 Pf. gestattet ist.Mit dem billigen Sonntag ist's also diesmal nichts. Man hätteebenso gut an jedem gewöhnlichen Sonntag hingehen können. Weraber nun meint, durch die Nachzahlung— in, ganzen also dasreguläre SonntagSentree von 50 Pf.— ein Recht erworben zu haben,den Rest des Abends bei Kaffee oder Bier im erwärmten Konzertsaalverbringen zu können, der irrt sich zuweilen. Hat er nach Schluß derTierhäuser sich aus den, Gewirr der Wege glücklich zum RestaurationS-gebäude hindurchgefundcn, so droht vor dem Eingang ein zweitesPlakat: Der Konzertsaal ist wegen Raummangels gesperrt. Irgend-welche Rückzahlung des Konzertzuschlages oder Eintrittsgeldes findetnickt statr. Ist das zu verantworten?Ich habe allerdings wiederholt beobachtet, daß der am Saal«eingang postierte Angestellte— während er feingelleidete Herren,die gegen die Saalsperre protestierten, ungehindert passieren ließ—Fannlien in einfachem Anzug um jeden Preis den Eintritt wehrte.„Geh'n Sie doch in die Steinhalle rüber", meinte der Menschen-freund zu ihnen. Diese Steinhalle aber muß man leimen, um dieZumutung zu würdigen, sich im Winter, womöglich mit Kindern, inihrem eisigen Zuge niederzulassen. Zwei nackte, kahle Wände anden Schmalseiten, eine an der Längsseite mit ebensolchem Verdeck,während die vordere Breitseite völlig offen steht: dazu die not-dürfttgste Beleuchtung.Wem es trotzallcdem ausnahmsweise gelungen, den also ge«heiligten Konzertsaal zn betreten, der glaube aber ja nicht, überixlle Aergernisse hinweg zu sein.Trotzdem an den meisten Tischen nur zwei bis drei Personenzu sehen sind, wird auf höfliche Anfrage durchgehends der mürrischeBescheid:„Alles besetzt". Gewisse Leute wollen unter sich bleibenSo geschah'S jüngst drei älteren Damen meiner Bekanntschaft, di»sich an einen scheinbar leeren Tisch setzten, auf dem nur drei ge«leerte Bierseidel standen, daß nach fast einer halben Stunde dre»junge Herren erschienen und die Plätze für sich beanspruchten. Siehätten»nr in der Konzertpause den Soal verlassen.Als die Damen sich Iveigerten aufzustehen, riefen die galantenJünglinge den livrierten Aussichtsbeantten, der ihnen als Abonnentenzur Seite stand. Er kippte die Stühle der Damen einfach um undzwang diese so zum Ausstehen.Sind solche Zustände eines Instituts würdig, das wie kaum cwzweites seinem Wesen nach zur Volkstümlichkeit geschaffen scheint?Zur Gewerbesteuer veranlagt waren im Steuerjahre 1903(1. April 1903 bis 31. März 1904) in Berlin im ganzen 72 372 Ge-werbetriebe(gegen 73319 im Vorjahre). Davon waren ein«gesckätzt in Klasse I 1788, Klasse II 2328. Klasse III 13 280 undKlasse IV 55 028 Betriebe.Die Steuer betrug in Klasse I 5 379 588.25 M., in Klasse II1017 835.63 M.. in Klasse III 1 574 699,75 M.. in Klasse IV1299 424,45 M.: im ganzen also 9 271 548,08 M. Hierzu noch füraußerhalb veranlagte Betriebe 127 9�0,41 M. nebst 63 975,20 M.Kommunalzuschlag für diese Beftiebe. DaS ergibt eine Gesamt«summe von 9 463 473,69 M. Gewerbesteuer. Von dieser Summekamen in Abzug bei den in Berlin veranlagten Betrieben 350 369,73Mark, bei den außerhalb veranlagten Betrieben 4314,73 M.. fernerder durch die Warenhaussteuer gedeckte Ausfall der Gewerbesteuerder Klasse IV für das zweite und vierte Vierteljahr 602 082,44 M.und zwei Steuerposten von zusammen 7,50 M., insgesamt also956 744,42 Mark. Das gesamte Steuersoll betrug mithin3 506 699,27 M.Der Geflügel-Großhandel in den städtischen Zentralmarkthallen.Im Verwaltungsjahre 1903(1. April 1903 bis 31. März 1004)wurden bei den städtischen Verkaufsvermittlern 1010 572 Stück Ge-flügel umgesetzt(gegen 991 843 Stück im Borjahre). Das ergibteine Steigerung des Geflügel- Großhandels um 18 729 Stück. Ge-schlachtete Gänse wurden im Berichtsjahre 258 136 Stück umgesetzt(gegen 246 212 im Vorjahre), geschlachtete Hühner 379 116(329 737),lebende Hühner 117 323<174 962). geschlachtete Enten 57 010(43 427),lebende Enten 16 934(34 675), Rebhühner 164 983(142 630), Fasanen17 040(20 100).Die Zufuhr in geschlachtetem, zahmen Geflügel ist, wie in denVorjahren, auch im Berichtsjahre weiter gestiegen. Es wurde darindurchweg schlanker Absatz erzielt. Lebendes Geflügel wurde wenigerzugeführt, weil das Ausland, Rußland, Serbien, Ungarn und Italienselbst wenig hatte und bei den zurzeit herrschenden Einfuhrerschwernissenlieber geschlachtete Ware sendet.Wildgeflügel kann mit Ausnahme von Rebhühnern am BerlinerMarkte keine günstigen Resultate erzielen, weil, nach dem VerwaltungS«bericht des Magistrats, die Beschickung deS Marlies mit diesem Artikelseitens des Auslandes erst erfolgt, wenn London. Paris und Brüsselbereits satt sind. Dann aber ist auch hier die Zeit meist soweitvorgeschritten, daß unsere zahmen Geflügel dem ausländische» Wild-geflllgel eine starte Konkurrenz bereiten.Der Mordprozeß Theodor Berger,der am nächsten Montag beginnt, wird im großen Schwurgerichts-saale stattfinden und voraussichtlich die ganze Woche andauern. DieVorgeschichte haben wir erst dieser Tage den Lesen, wieder in dieErinnerung gerufen. Die ermordete Lucie Berlin, ein hübschesmunteres Kind, war die jüngste, im Jahre 1895 geborene Tochterdes in der Ackerstraße 130 wohnenden Zigarrenmachcrs Berlin.Sie ist am 9. Juni mittags 1 Uhr zum letztenmal lebend gesehenworden. Am 11. Juni wurde der Rumpf ihres Leichnams an,ReichStagS-User im Wasser aufgefischt. Er zeigte erhebliche Wunden.Am 15. Juni gegen 3 Uhr nachmittags sahen drei Knabenim Charlottenburger BerbindungSkanal ein Paket schwimmenund als man dieses a»S Ufer holte, fand sich darin, inZeitungS- und anderem Pastier verpackt und mit Bindfadenverschnürt, der Kopf und d,e beiden Arme deS verschwundenenKindes vor. Am 17. Juni früh 6 Uhr wurde von einem Arbeiterin, Berlin-Svandauer Schiffahrtskanal, an der Ladestraße des Innen»bahnhofes, das rechte Bein und an demselben Tage wurde in derSpree vor dem Hause Schiffbauerdamm 26 das linke Bein auf-gefunden. Bon den Gerichtsärzten ist festgestellt, daß die kleineLucie zunächst mißbraucht und alsdann getötet worden ist. Der Todmuß kurze Zeit nach der genossenen MittagSmahlzeit erfolgt sein.Am 11. Jum, als der Rumpf de« Kindes gefunden worden war,fand man oberhalb der Kronprinzen-Brücke einen Korb mit ae-össnetem Deckel in der Spree. Dieser wurde von dem SchifterTornow nach Plauen mitgenommen. Es hat sich später ergeben,daß dieser Korb das Eigentum der in der Ackerstr. 130 wohnendenProstituierte» Liebetruth war und sich in dem Korbe Spurenvon Menschenblut und Wollhärchen vorfanden, die zu dem von demMädchen getragenen roten Unterrock durchaus stimmten. ES wirddaher von der Anllagebehörde angenommen, daß in diesem derLiebetruth gehörigen Korbe die Leichenteile weggeschafft worden seien.Die Liebetruth selbst saß zur fraglichen Zeit im Gefängnis, sie kamalso nicht tn Frage. Der Verdacht lenkte sich dagegen auf Berger,der während der Haft in der Liebetrnthschen Wohnung alleinschaltete und waltete. Er hat sich schon in jungen Jahren demsauberen Gewerbe der Beschützimg liederlicher Diiiie» zugewandt,eine Zeitlang in Breslau und Hannover als Zuhälter gehaust und17 Jahre lang der Liebetruth Zuhälterdienste geleistet. MehrereHausbewohner haben am 9. Juni kurz„ach 1 Uhr ausder Liebetruthschen Mos,. hnung Jammern und Hülferufe„Den Kriminalbeamten ist es aufgefallen, daß trotz der