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auch in der Kirche und sonst in christlichen Versammlungen gesagt werden! Ueber jedes einzelne dieser Worte läßt sich eine ganze Predigt halten! Und wie soll man davon reden? Trocken und langweilig, jedes Wort kühl abgewogen, daß jedes Mißverständnis von vornherein unmöglich ist? Wie kann man über solche Worte so reden? Darf man nicht Jesus   schildern, wie er seinen Gegnern erschien? Also ihn schildern als Aufrührer", als" Hochver­räter", als" Gotteslästerer", als Fresser und Weinsäufer", als bom Teufel besessen"? Und nun sist da unten Einer, der das falsch versteht, der daran Anstoß nimmt. Wenn der dann hingeht und die Verlegung seines religiösen Gefühls zur Anzeige bringt, dann wird er kaum einen Staatsanwalt finden, der die An­flage erhebt. Findet er aber doch einen, der ebenso töricht ist als er selbst, so wird er sich in der Gerichtsverhandlung dem öffentlichen Gelächter aussehen. Denn da es sich um Pastor und Kanzel handelt, liegen die Dinge so klar, daß nur Berbohrtheit hier Gotteslästerung wittern fönnte.

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schilderte die Verhältnisse der Schnitter in Mecklenburg  . J Kontraktbruch kommte nur dort vor, wo die Behandlung eine schlechte sei. Es gebe aber auch einsichtige Gutsbesizer, die Schnitterhäuser, eigene Waschküchen usw. errichtet hätten. Bei diesen komme kein Kontraktbruch vor. Im Winter sei die Lage des Schnitters so schlecht, da er im Sommer nicht so viel verdiene, daß es bis zum Winter lange. Die Verhandlungen wurden dann auf Freitag früh vertagt. Singer fündigte an, daß die Delegierten sich darauf gefaßt machen müßten, auch noch am Sonnabend vormittag zu lagen.

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Nach der Deutschen Tageszeitung" ist also das ganze Resultat der Verhandlungen das gewesen, daß die Lage des Schnitters in Mecklenburg   im Winter schlecht sei.

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Die Deutsche Tageszeitung" hat nur für die Not" der Land­wirte um Oldenburg- Januschau   Herz und Verstand, d. H. für die Not" jener landwirtschaftlichen Arbeitgeber, in deren Namen nicht Tischlermeister und Redakteure, sondern Gymnasialprofessoren und Bankarchivare das Wort führen. Wie die Bourgeoisie die Anfänge der industriellen Arbeiterbewegung, so glaubt die hochmütige Sippe ländlicher Arbeitgeber die Anfänge einer landwirtschaftlichen Arbeiter­bewegung und die bitter berechtigten Anklagen der Arbeiter einfach totschweigen zu dürfen. So sorgt man für den Schutz der deutschen  Arbeit in Stadt und Land und für die Erweckung des vielberufenen sozialen Empfinden" in den Herzens christlicher Arbeitgeber.

lieber Paul, ich werde, so lange mich Deine Fran nicht öffentlich angreift, selbstverständlich zu allem schweigen. Dir als einem durch und durch edlen, biederen Charakter mute ich einen solchen Angriff gar nicht zu. Sollte fich aber Deine Frau in ihrem wahren, vor keiner Schlechtigkeit zurückschreckenden Charakter auch mir gegenüber zeigen, dann bin ich moralisch gezwungen, meine in den tiefsten Schmutz und Mist getretene Ehre und die Ehre meines Standes zu schüßen, was mir durchaus nicht schwer fallen wird. Meine vorgesetzte Behörde wird mich, wenn ich ihr den wahren Sachverhalt schildere, nur noch lieber gewinnen und mich noch mehr achten. Welchen Kummer, welche Schmach hätte ich derselben bereitet, wenn ich auf die wahnsinnigen Wünsche einer weiblichen, hysterischen Person eingegangen wäre! Ich will lieber alles Kreuz über mich ergehen lassen, als meinem Berufe untreu werden...

Was werden die Regierung und das Ministerium selbst dazu sagen, da sie gerade mir zu Liebe das große Pfarrhaus bauen ließen.. Ich kann hier doch nicht wie ein Dieb aus einer Parochie fliehen, in der ich kein Verbrechen begangen habe... Der liebe Gott wird Dir über alles hinweghelfen und Dich segnen, wenn Du Ruhe und Geduld bewahrst. In treuer Wertschäzung Dein alter, stets dankbarer Aler."

Lehrerfürsorge in Württemberg  .

Soll aber der Pastor ein Recht auf Gotteslästerung" genießen, das dem Zeitungsredakteur verweigert wird? Nein, wenn Herr Westmeher schuldig war, dann ist auch der Pastor, der dasselbe tut, unweigerlich dem Gefängnisse verfallen und erst recht auch seines Amtes verlustig. Denn es ist doch selbstverständlich, daß ein Pastor bor Gericht nicht anders behandelt werden kann als ein Zeitungs­Ganz abgesehen davon, daß nach dem vertrauenswerter er­redakteur. Es treffen ja auch bei ihm alle Bedingungen zu: Er hat öffentlich geredet. Er hat Worte gebraucht, deren beschimpfender scheinenden Geständnis der Frau der alte dankbare Alex seit langem Deutsches   Studententum. In Heidelberg   haben sich Studenten systematisch die Verführung zum Ehebruch betrieben hat, offenbart Charakter ihm völlig bewußt war. Er hat vielleicht sogar nach solchen von der Verbindung Suevia"( Schwabent) im Theater wiederholt wie dieser Brief eine so niedrige Gesinnung und ein so ungeheueres Maß beschimpfenden Worten gesucht und sie gehäuft. Und er hat auch die Buben benommen. Bald warfen die Jünglinge, die sich in ihrem der Unschuldsheuchelei, wie es ein Mensch nur in sehr dauerhafter Anstoß gegeben. Er hat wirklich fromme Gefühle verletzt. Sollen wirklich die Grundsätze, nach denen Redakteur Westmeher Leben noch keinen Pfennig durch Arbeit verdient, die aber eine ganze lebung erworben haben kann. berurteilt ist, für die Zukunft allgemein maßgebend sein, dann ist, und in der fabel, Grichenstüde auf bie so absurd es erscheint, tein Pastor mehr vor dem Gefängnis sicher. Bühne und in den Orchesterraum, bald störten sie die Vorstellung Da die Ungezogenheit tros 6 Stuttgart  , 28. Dezember. Wohlgemerkt, ganz einerlei, welcher kirchlichen Richtung er angehört, durch allerlei Lärm und Gegrunz. ob er orthodor" ist oder" liberal". Oder doch, sicher ist jeder, der Warnungen fortbetrieben wurde, rügte der Theaterreferent eines Man hat Württemberg   als den evangelischen Kirchenstaat" bes nüchtern und trocken redet, der klug" und vorsichtig" spricht, der Heidelberger   Blattes öffentlich dieses studentische Treiben. Was war nach der Schablone predigt, der immer nur in alten, ausgefahrenen die Folge? Auf der Redaktion erschienen Vertreter der" Suebia" zeichnet. Nicht mit Unrecht. Heute noch ist in der ganzen Staats­Gleisen fährt, bei dem es absolut unmöglich ist, ihn mißzuver- und überbrachten dem Chefredakteur eine und dem Theaterreferenten verwaltung der Einfluß der Prälaten zu verspüren, auf deren ftehen. Aber wehe fortan jedem Prediger, vielmehr jedem, der in zwei Forderungen auf schwere Säbel! Diese goldene Jugend be- Wünsche stets die besorgteste Rücksicht genommen wird, wie in den Schrift oder Rede warmherzig für die große Sache Jesu Chrifti ein- rent ihre blamablen Ungehörigkeiten, indem sie Bürgersleute, weil letzten Tagen sich wieder bei Besetzung der Lehrfanzel für Literaten tritt, der nicht immer nach Schema F zu sprechen oder zu schreiben sie die ungehörigkeiten rügen, zur Verlegung der Gesetze heraus- an der Stuttgarter   technischen Hochschule zeigte. Die Ernennung fordert. Aus solchen bermag, der auch einmal eigene Wege ſich bahnt, der die alte heilige tagen der Staaten fürschchen werden aber bald hervorragende des früheren rationaliſtiſchen Theologen Chriſtoph Schrempf  der vom Profefforenkollegium primo loco in Vorschlag gebracht Wahrheit in ein neues, ungewohntes, auf den ersten Eindruck be- Stüßen Staatserhaltung. worden war, unterblieb aus Rücksicht auf die Empfindlichkeit der fremdendes Gewand zu kleiden sucht, damit sie nicht gar zu gleich- Die gefährdeten Militärintereffen. Aus Halle berichtet man evangelischen Orthodoxie, die befürchtete, daß Schrempf den Lehr­gültig angehört wird, der freimütig für seine Ueberzeugung eintritt uns: Aeußerst angenehm" gestaltete sich für die Vertreter der stuhl zur Verbreitung seines Steptizismus" gebrauchen werde, und und auch auf die Gefahr des Mißverständnisses hin seinen ernsten Presse wieder einmal vor dem Kriegsgericht der 8. Division die über die Köpfe des Professorenkollegiums hinweg wurde Professor Zweck verfolgt, der also eine kleine Ader hat von einem gewissen Verhandlung gegen den Reservisten Friedrich Heyse aus Köthen  , Otto Harnack   vom Unterrichtsministerium an die Technik berufen. Volksredner aus alter Zeit, von dem es heißt: Das Volk ent- die zehn Stunden dauerte und wegen Gefährdung Wenn irgendwo, so gilt in Württemberg   für das Kultus- und setzte sich über seine Lehre. Denn er predigte wie Einer, der militärdienstlicher Interessen hinter verschlossenen Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten." Man soll diesen Türen stattfand. Man sah der Sache mit Sorge entgegen, da Heyse Unterrichtsministerium der Nachtwächterruf Dingelstedts: Hört Ihr Herren und laßt Euch sagen: merkwürdigen Mann wegen seiner aufrührerischen, gottesläster- am 27. August in der Kaserne in Bernburg   bei dem Beginn einer Der Kulturs hat den Unterricht erschlagen. lichen" Reden nicht bloß gefangen gefekt, man soll ihn deswegen sogar gefreuzigt haben." Redensarten getan hatte. So hatte er vor versammelter Mann­Uns scheint fast, als ob Pastor Dörries mit diesen seinen ganzen schaft gesagt, er werde sich weder einkleiden noch schleifen lassen. des neuen Etats aus. Für Aufbesserung der Gehälter der Lehrer Tekten Ausführungen auch gegen sich selbst ein Straf- kleide man ihn dennoch ein, dann werde er aufrührerische Reden und Geistlichen sind da im ganzen 1 150 000 m. vorgesehen. berfahren wegen Gotteslästerung habe pro- halten; die rote Fahne müsse gehißt werden. Heyse wurde damals Davon entfallen auf die evangelischen Geistlichen 300 000 m., bozieren wollen. So wenig wir gerade ihm die seelischen sofort festgenommen und befand sich etwa vier Monate in Haft auf die katholischen 150 000 M., auf die Volksschullehrer und Aufregungen und Qualen, die das im Gefolge hat, gönnten, ein Die Anklage lautete auf Erregung von Mißvergnügen mit erheb- Lehrerinnen 673 000 M. Gaudium für Götter, nein, viel mehr, ein sitten- und strafgeschichtlichem Nachteil 2c. und der Änkläger beantragte zwei Jahre Ge liches Schauspiel ersten und unvergeßlichen Ranges würde es werden. fängnis. Das Gericht sprach aber Heyse von dem Verbrechen frei Doch mag dem sein wie ihm wolle: Tapfer und vernichtend ist dieses und verurteilte ihn nur wegen Trunkenheit im Dienst zu 14 Tagen i ganze Vorgehen dieses Geistlichen, ehrenvoll für ihn, ehrenvoll für Arrest. Auch die Urteilsbegründung war geheim. unseren Genossen, den Gotteslästerer Weſtmeyer

Politische Uebersicht.

# 30

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Berlin  , den 30. Dezember.

Preußentag.

Am Freitag mußte sich der sozialdemokratische Parteitag für Preußen auf die Vormittagssigung beschränken, da der Nachmittag Dem Besuch des Nachtasyls im Kleinen Theater vorbehalten war. Als Ersaz ist der Sonnabend als ursprünglich nicht in Aussicht genommener vierter Tag hinzugefügt worden.

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Zunächst wurde die Debatte über das Kontrattbruch­Gesetz zu Ende geführt. Wieder traten die Szenen aus dem Leben" der Landsklaven vor Augen. Linde und Haase gaben aus ihrer eigenen reichen Anschauung eindringliche Materialien zur Erkenntnis der Zustände in Ostpreußen  . Hittmann- Frank­furt a. M. begründete einen Zufaz zur Resolution, der organi­satorische Anregungen forderte, Stein Hanau   erörterte ins­besondere die Haltung der Großbauern gegenüber den Knechten und Mägden, Kayser Landsberg schilderte Einzelfälle, körsten­Berlin wies auf den durch den Kontraktbruch- Entwurf entstehenden Interessengegensatz zwischen Großgrundbesitzern und Kleinbauern hin. Karl Liebknecht   erzählte aus dem Leben seines Vaters, wie unter dem Sozialistengesetz eine Landarbeiter- Deputation zu ihm gekommen sei, die ihn gebeten habe, sich beim Kaiser für sle zu verwenden, ein rührender Beweis für den Erlöserglauben auch der Gedrücktesten an die Mission der Sozialdemokratie. Nach einem Schlußwort Stadthagens wurde die Resolution mit einigen redaktionellen Aenderungen angenommen, ebenso ein Antrag, der sich gegen die Ausweisungspolitik in Nordschleswig richtet.

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Nunmehr galt es, die unvergeßlichen Eindrücke der vorher­gegangenen Beratungen in der Frage des Wahlrechts zu ver­arbeiten, zu vereinigen und abzuschließen. Dieser Aufgabe unterzog sich Genosse Ledebour  , der das Referat über das Landtags­Wahlrecht erstattete. Er begründete eine Resolution, welche die Be­seitigung des Herrenhauses und die Einführung des demokratischen Proportional- Wahlrechts für das Abgeordnetenhaus verlangte. Nach geschichtlichen, wirksam zugespigten Erinnerungen erörterte er das elendeste aller Wahlsysteme und die kläglichen Reform"-Anträge der bürgerlichen Parteien. Unser Verhalten bei den legten Landtags­wahlen wurde gegen die Angriffe der bürgerlichen Parteien ver­teidigt. Besonders rechtfertigte unser Redner die Forderung des Frauen Stimmrechts. Am Schluß sprach Ledebour   über den von Bernstein   ausgehenden Antrag, der das Verlangen einer lebhaften Wahlrechtsagitation in eine besondere Formel zu fassen sucht. In der Haft des Zum- Schluß- Kommens behandelte der Referent diesen Antrag mit einer gewissen Schärfe, indem er nicht zu billigende Andeutungen über eine angebliche Vorgeschichte des Antrags machte. Unter äußerst starkem Beifall schloß Ledebour   seine Darlegungen, denen Sonnabend die Diskussion folgen wird. Alsdann werden auch die organisatorischen Fragen der preußischen Propaganda er­

örtert werden.

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Die Deutsche Tageszeitung" und die wahre Not der Landwirt schaft. Die erschütternde Anklage wider die furchtbaren materiellen und sittlichen Zustände auf dem flachen Lande, die auf dem sozial­demokratischen Preußentag erhoben worden ist, hat der Deutschen Tageszeitung" wenig Teilnahme entlockt. Das berufene Organ der Landwirte, das sich mit dem Motto Für deutsche Arbeit in Stadt und Land" schmidt, gibt den umfassenden Bericht, der auf dem Preußentag über ländliche Arbeiterverhältnisse erstattet worden ist, in dieser klassischen Weise wieder:

Berlin  .

Berichterstatter war Reichstags- Abgeordneter Stadthagen­An der Besprechung beteiligten sich ein Tischlermeister, Frau Apotheker Ihrer, Redakteur Adler, Rechts­anwalt Dr. Liebknecht und eine Frau( aus dem Volfe) Schulz. Ein Fachmann war Schnitter Schmidt- Sonnenburg,

bierwöchentlichen lebung im betrunkenen Zustande höchſt überflüffige Biffernmäßig drückt sich das im Abschnitt Kultdepartement"

Der verführte Pfarrer.

Wie das Oberschl. Tagebl." mitteilt, ist seitens der Kirchen­behörde Untersuchung gegen den Pfarrer Lisset in Großsein, so hätte für diese eine Summe von 1188 400 M., also Chelm   bei Myslowitz   wegen Ehebruchs, verübt mit der Frau eines Freundes, eingeleitet worden. Der Fall, der in Oberschlesien  großes Aufsehen erregt, ist durch die Begleitumstände sehr fenn zeichnend für die Moral gewisser frommer Seelenhirten. Ein Ein­gesandt im genannten Blatte gibt diese Schilderung:

Nach den amtlichen Erläuterungen" zu der letzten Gehalts­aufbesserung der Geistlichen waren im Lande auf evangelischer Seite 1123, auf katholischer Seite 807 Geistliche, sagen wir also zusammen rund 1950 Geistliche. An Volksschullehrern aber sind rund 5150 vorhanden. Es kommen nun als Aufbesserung auf 1950 Geistliche 450 000 m.( auf einen Geistlichen 230 M.), auf 5150 Lehrer 673 000 m.( auf einen Lehrer 130 M.). Würde die Aufbesserung der Geistlichen auf die Lehrer angewendet worden 450 000 m. mehr, ausgeworfen werden müssen; und hätte der Maßstab der Lehreraufbesserung auch für die Geistlichen gegolten, so hätten 254 825 M., also rund 200 000 m. weniger genügt. Durch die Verkoppelung der Lebrergehalts- und Geistlichen­gehalts- Aufbefferung soll die Abgeordnetenkammer gezivungen werden, Herr Pfarrer Lisset liegt mit großem Erfolge germani- die erhebliche Besserstellung der Geistlichen, denen erst vom fatorischen Bestrebungen ob( war Begründer eines Kriegervereins vorigen Landtage eine Aufbesserung bewilligt worden ist, zugleich und im Besize eines Dankschreibens vom General Spig. Red.), mit der völlig unzureichenden der Volksschullehrer anzunehmen: erfreute sich bis dahin einer großen Beliebtheit und ist bei die eine steht und fällt mit der anderen. Der Staats- Anzeiger" Regierung und Behörde persona grata. Das letztere beweist fährt heute gegenüber den voreiligen Lamentationen" über die Zurüd­schon der Umstand, daß man ihm ein prachtvolles Palais zu seiner fetzung der Lehrer mit der Dementierspriße auf und meint, es sei gar Benußung in Groß- Chelm erbaut hat. Das Scheiden von seinem nicht gesagt, daß auch die 1500 unständigen" Lehrer( Hülfslehrer und Amte, das dem Geistlichen sage und schreibe: mindestens Unterlehrer) in die Aufbesserung mit einbezogen seien. Für diesen 20000 Mart einbringt, fällt ihm ungemein schwer. Der Ehe- Fall rechnet er eine Aufbesserung von 190 Mark für jeden Haupt­mann lebt, um Unannehmlichkeiten, die von jener Seite ausgehen, lehrer heraus. Aber auch dann noch würden die evangelischen zu vermeiden, zur Zeit getrennt von seinen Kindern. Schmerzlich Geistlichen eine um 40 Broz. höhere Ausbesserung erhalten ist es für mich und alle Bewohner von Groß- Chelm, die zu denken als die Volksschullehrer. Außerdem würde die Nichtberücksichtigung verstehen, wenn wir sehen, daß der Mann, der es gewagt hat, der Unständigen"," die heute 700 beziehungsweise 800 M. Jahres­eine ganze Familie unglücklich zu machen, der von der Heiligkeit einkommen haben, ein schweres Unrecht gegen diese bedeuten. Es der Che jalbungsvoll predigt, sich selbst aber mit leichten Worten ist begreiflich, daß über diese Weihnachtsüberraschung helle Ent­ohne Gewissensbedenken darüber hinwegfezt, nach wie vor noch rüstung unter den württembergischen Lehrern herrscht.-

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Lentwein in Hamburg  . 316

in seinem Amte wirkt. Aus den Briefen der beiden Schuldigen geht deutlich hervor, daß nach dem Grundsatz des kanonischen Rechts gemeiner Ehebruch gefolgert werden muß. Die Ehescheidung ist in die Wege geleitet. Es steht zu erwarten, daß der Pfarrer auch wegen Ehebruches  , eines Bergehens, auf Der Er- Gouverneur von Südwestafrika, Oberst Leutwein  , das bekanntlich Gefängnis steht, von den ordentlichen Gerichten ist am Freitag in Hamburg   eingetroffen. August Scherl   hat zur Verantwortung gezogen wird. Wie unedel hat er gehandelt ihn schleunigst interviewen lassen, Leutwein   war indes ziemlich Die, die ihm ihr alles gegeben, überhäuft er mit

Schimpf und Schande, beschuldigt er der Verführung sugeknöpft. Ueber die Aeußerungen des Majors François Schimpf und Schande, beschuldigt er der Verführung erflärte er, sich nicht äußern zu wollen. Gesprächiger war er

und schildert sie( in dem Briefe an den Ehemann) in den

schwärzesten Farben, anstatt nach seinem pikanten Abenteuer sich über den Witboi  - Aufstand. Wenn aber der Scherl­als ganzer Mann zu zeigen und ohne Erwägung für sie ein Interviewer seine Auslassungen richtig wiedergegeben hat, so zutreten und die Konsequenzen aus seiner Handlungsweise zu hätte Leutwein   entschieden besser getan, auch über diesen Punkt ziehen. Wenn ihm noch ein Funke von Ehrgefühl innewohnte, zu schweigen, denn das, was er gesagt haben soll, zeugt so müßte er selbst das Konsistorium bitten, ihn so schleunigst wie gerade nicht von jenem tiefen Verständnis für die Psyche und möglich von seinem Amt, das er besudelt, zu suspendieren. die Lage der Eingeborenen, das man gerade bei Leutwein  voraussetzen zu sollen glaubte.

Aber die Art und Weise, wie sich Lisset nach der Tat benimmt, schreit zum Himmel. Jezt, nachdem er ein schwaches Weib verführt und ins Verderben gebracht, jetzt macht er den eigenen Mann dafür verant wortlich, daß er ihn vor seinem Weibe nicht gewarnt, und nennt die Ge­nossin seines Vergehens eine Circe! Er, der das arme Weib wie eine Zitrone ausgepreßt( man spricht auch- Privatbriefe an die Frau ergeben das von finanziellen Opfern, die sie ihm gebracht), schleudert sie jetzt von sich wie einen nassen Sack und sucht sich als die verfolgte Unschuld hinzustellen. Statt dessen bleibt er ruhig im Dorfe, als ob nichts geschehen, ja, predigt noch von der Kanzel herab gegen die Familie, der er die Ruhe geraubt. Schon hat sich der Bevölkerung eine gewisse Unruhe bemächtigt. Was soll werden, wenn erst der ganze Sachverhalt bekannt wird?"

Wie dieses Eingesandt mit Recht betont, ist das Ekelhafteste des frommen Falles nicht in der Tatsache zu finden, daß ein Pfarrer dem Cölibat zum Opfer fällt, sondern in der feigen und gemeinen Gefimmung, die sich in der Beschimpfung des Weibes bekundet. Am Chelm   seine Gattin im intimsten Beieinander mit dem Geistlichen 21. November hatte der Gutsbesiger und Amtsvorsteher von Groß­ertappt, und am 1. Dezember schrieb dieser an den Amtsvorsteher einen Brief mit der Anrede: Mein lieber, guter Paul", in dem u. a. zu lesen war:

Der Scherl- Reporter berichtet:

,, Ueber Hendrit Witboi meinte Oberst Leutwein  : Der Alte ist nicht mehr Herr seiner Leute und seiner Sinne! Sonst wäre sein Abfall nicht denkbar!" Interessant ist, daß, als Leut­wein ihn nach den ersten Ansiedler- Ermordungen fangenen Gezt in Togo   interniert) erschossen werden, Hendrik fagen ließ, für jeden weiteren Merd würde einer der 80 Ge­Witboi entgegnete: Er( Leutwein  ) möge diese Gefangenen freis denn geben, sie hätten feinen Anteil an seinem( Hendriks) Wert. Etwas half, diese Drohung aber doch. Bald darauf fiel den Witbois ein Deutscher in die Hände und fie brachten ihn sofort auf von besettes Terrain und gaben ihm seine Freiheit. Als Lentwein schriftlich bei Hendrik anfragte, wie er dazu komme, plöglich Rebell" zu werden, antwortete er mit einem Schwulst von Fragen, zwischen die er wiederholt eingestreut hatte: Nennen Sie mich nicht Rebell." Der Oberst vermutet, daß zu der plötzlichen Auf­lehnung der Witbois sehr wesentlich die übertriebenen und falschen Darstellungen jener 19 Witbois beis getragen haben, die vor dem Kampfe am Water­ Berg   vor uns ausrückten. Sie erzählten, die Deutschen  tämen nicht vorwärts und vermochten die Hereros von dem Water­ berg   nicht zu vertreiben."

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" Ich leide und dulde schweigend und gräme mich zu Tode darüber, daß mich mein Freund verkennt und verdammt. Wenn Du wüßtest, wie sich die ganze Sache eigentlich verhält, würdest Du mich nur bedauern, daß ich einer Person( gemeint ist die ver­Weshalb Witboi   in den Aufstand trat, ist längst feft­führte Frau! D. Red.), die sich nie beherrschen konnte, zum Opfer gefallen bin. Vor dieser Person, die Du ja eigentlich besser gestellt worden: durch die offen angekündigte Entwaffnung der fennen mußtest, hättest Du mich eigentlich warnen Witbois! Und deshalb, weil Witboi Unabhängigkeitsgefühl müssen. Ich habe nämlich in meiner Einfalt auch dieser genug besaß, der Versklavung den Kampf bis zum Person gegenüber immer edel gehandelt Warum soll legten Atemzuge vorzuziehen, soll er nicht mehr Herr seiner

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den gerade ich dieser Person zum Opfer fallen? Wäre ich Sinne sein! Die Berichte über die geringen Fortschritte der freilich über dieselbe ebenso gut unterrichtet gewesen, wie ich Truppen mögen allerdings den Entschluß gefördert haben, es heute bin, es wäre nicht so weit gekommen. Es hätte

aber noch schlimmer kommen fönnen, wenn ich allen Vor- allein seine Hauptursache waren sie schwerlich!- spiegelungen Deiner Frau Glauben geschenkt hätte.

Mein