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Nr. 84. 22. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Militärische Lebensrettung.

Für diese von Sr. Erzellenz dem Herrn Kriegsminister ge­wünschte und bereitwilligst eingeführte neue Rubrik ladet Strieger­bereine zur fleißigen Mitarbeit höflich ein Der Kalendermacher.

Vom herrlichen Kriegsbeer.

Januar.

8. Sergeant Happe vom 23. Infanterie- Regiment in Landau  wegen über 100 Mißhandlungsfällen 4 Monate Gefängnis. Sergeant Berneth wegen 45 Fällen 2 Monate 20 Tage. Die Berufung des Gerichtsherrn wegen Nichtverhängung von Degradation wird verworfen.

5. Ein Bild aus der Festung Ehrenbreitstein   stellt den Totschläger Hüssener bei fröhlichem Gelage dar. 6. Bürgerliche Blätter melden die Bildung eines freiwilligen Automobilkorps", einer Filiale des Deutschen   Automobilklubs.

12. Der Ruffe Stöffel, Verteidiger Port Arthurs, und der Japaner Nogi, der Eroberer der Festung, erhalten beide den Orden ,, Pour le mérite".

12. Bizefeldwebel Gott vom 79. Infanterie- Regiment in Hildes­ heim   wegen Mißhandlung in zahlreichen Fällen sechs Wochen ge linden Arrest.

15. Das Dessauer Zuchthausurteil in Magdeburg   auf je 12 Jahre Gefängnis herabgemindert.

15. Unteroffizier Rehbock vom 106. Infanterie- Regiment, der die Mannschaften mit gefalteten Händen vor sich nien ließ und sie schwer mißhandelte, fünf Jahre Gefängnis und Degradation.

19. Gefreiter Alsleben   vom 163. Infanterie- Regiment, der den Musketier Bült durch Mißhandlung zum Selbstmord getrieben, in Kiel   drei Wochen Mittelarrest.

Agitations- Kalender.

24. Dffiziere in Brandenburg   a. H., von einem Liebesmahl heim­fehrend, verüben nächtliche Exzesse und stürmen mit der Waffe in der Hand gegen die sich ansammelnden Zuschauer los. Ein Fähnrich wird vom Bublifum entwaffnet.

25. Reservist Koppel in Thorn, der als Musketier in der Trunkenheit einen Unteroffizier angerempelt, wird vom Oberkriegs­gericht zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Kriegsgericht hatte auf 3 Jahre erkannt.

27. Unteroffizier Elsner vom 10. Fußartillerie- Regiment in Straßburg   wegen schwerer Mißhandlungen unter Anflage gestellt. 29. Musletier Sander in Hamburg   der versuchten Selbst­verstümmelung angeklagt. Das Gericht spricht ihn frei, weil Selbst­mordversuch, nicht Selbstverstümmelung vorliege. Den Selbst­mordverfuch hat Sander unternommen, um den Beinigungen des Unteroffiziers Sleist zu entgehen, der wegen Mißhandlung und Dieb­stahl zu 32 Jahren Gefängnis verurteilt worden ist.

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30. Leutnant Graf Bizthum v. Eckstädt, Neffe des gleich namigen kommandierenden Generals, in Leipzig   hat einen Soldaten beim Turnen mit den Worten Willst Du wohl herunter, verfluchter Bengel", vom Querbaum gerissen, so daß er einen Arm brach! 14 Tage Stubenarrest. Koloniales. Januar.

1. Soldatenbrief: Es werden feine Gefangenen mehr gemacht; jeder männliche Herero wird erschossen."

6. Ein Offiziersbrief in der Tägl. Rundschau" schildert die " Reize" der Jagd auf Hereros, die, ohne sich zu wehren, die Flucht ergreifen. Gut Angezogene werden mitgenommen, um ausgefragt zu werden; mit den anderen wird kurzer Prozeß gemacht."

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7. In Deutsch  - Dstafrifa ist 1903 in 50 Fällen Todesstrafe, in 2494 Fällen Prügelstrafe über Eingeborene verhängt worden. In Kamerun   tam auf je 30 Weiße ein Verurteilter( meist Körper­

20. Sattlermeister Dezmann, der sich wegen nachgewiesener verletzung). schwerer Mißhandlung seines franken Bruders beim Kriegsminister 22. Offiziersbrief in der Rhein.- Westf. Beitung":" Hier geschah brieflich beschwert hat, denunziert und in, Flensburg   zu 100 m. es, daß ich auf einem Bürschgang statt eines Bodes einen Herero  Geldstrafe verurteilt. zur Strede brachte." Die umherschwärmenden Hereros feien vielfach keine Aufständischen und hätten keine Waffen, wir können da aber feinen Unterschied machen". 27. Soldatenbrief: Wehe ihnen, wenn sie in unsere Hände geraten. Weder Weib noch Junge wird verschont... Oberst Däum­ling fonnte 75 Gefangene machen, hat sie aber alle niedergeschossen. Das Kind im Mutterleib darf man nicht schonen."

21. Ein Unteroffizier in Dresden   wegen Mißhandlung 7 Tage gelinden Arrest. Die Verurteilung erfolgt eigentlich nur wegen vor­schriftswidriger Behandlung( der Angeklagte hatte sein Opfer am Hals gedrückt, bis es blutete), da er sonst nicht weiter fapitulieren

fönne.

21. Ein Soldat, der, weil er einen franken Hals hatte, den Kopf nach Kommando nicht genügend wendete, in Dresden   43 Tage Gefängnis.

27. Unteroffizier Becher vom 71. Infanterie- Regiment und fünf Musketiere wegen gemeinschaftlicher an einem Freiwilligen be­gangener Körperverlegung in Erfurt   3 Tage Haft bis 5 Wochen Mittelarrest.

Februar.

1. Hauptmann v. Krause vom 176. Infanterie- Regiment in Thorn tegen Mißhandlung und Verhinderung einer Beschwerde 4 Wochen 3 Tage Stubenarrest.

5. Leutnant Scharfscheer vom 118. Infanterie- Regiment wegen Mißhandlung 14 Tage Stubenarrest.

10. Unteroffizier Hahnelt vom 4. Garde- Infanterie- Regiment in Berlin   wegen Mißhandlung 14 Tage gelinden Arreſt.

10. Unteroffizier Reinsch vom 16. Infanterie- Regiment in Düffel­dorf wegen Mißhandlung und Unterschlagung 7 Monate Gefängnis. 14. Sergeant Stünkel vom 79. Infanterie- Regiment in Hildes heim für fünf Fälle, wo er Soldaten mit einem Rohrstod geprügelt, 14 Tage Mittelarrest.

März.

im Durchschnitt für je zwei Monate auf 200 bis 250 Mann be­12. Die Verluste der südwestafrikanischen Schutztruppe werden rechnet. 21. Zur Betvältigung des Aufstandes werden abermals 61 Millionen gefordert. Unfere Richter und Staatsanwälte.

Januar.

tontrattbrüchigen Knechts 30 M. Geldstrafe. 4. Amtsvorsteher Glöckner in Prioran wegen Verprügelung eines 5. Zeugniszwangsverfahren gegen Redakteur Stärke in Detmold  . 7. Die Revision des Falschmünzers Lache, der, von der Mehrzahl Sachverständigen für geistestrant erklärt, zu 6 Jahren Zucht haus in Berlin   verurteilt worden ist, verworfen.

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8. Der polnische Redakteur Rakowski ist während mehrjähriger Gefängnisstrafe in Wronke mit Strumpfwirken beschäftigt worden. Haar und Bart wurden ihm fahl abgeschoren.

Sonnabend, 8. April 1905.

5. Der Bergmann Hesse in Dortmund   hat zu einem Arbeitse willigen gesagt:" Wo willst Du hin?" Er sagte dabei Bfui!" und pie aus. Ein Monat Gefängnis.  - Der Bergmann Hochmeister hatte zu einem Arbeitswilligen gesagt:" Streitbrecher und Speichel­lecker". Zwei Monat Gefängnis.

8. Wenn Sie, Herr Kommissar, teine Zeit haben, können Sie gehen, wir fönnen auch ohne Sie die Versammlung weiter führen", wird in Kassel   als Beleidigung an Genosse Thiel mit 100 M. Geldbuse bestraft.

11. Ein Arbeiter in Necklinghaufen, weil er einen Arbeits­willigen Streitbrecher" genannt, drei Wochen Gefängnis.

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11. Das Straffonto der Arbeiterbewegung wurde im Monat Januar mit 3 Jahren 7 Monaten und 3 Wochen Gefängnis und 2530 M. Geldstrafen belastet.

14. Der russische Fürst Kotschubei, Verwandter des Baren, hat in Dresden   einen Hotelportier, der ihm u. a. auch den Simpli ziffimus" zur Leftüre brachte, durch Fußtritte in den Unterleib schwer verlegt. Urteil: 1000 m. Geldstrafe. Mildernder Umstand: daß der Fürst durch die geradezu schamlosen Artikel des" Simpl." in seiner Nationalehre schwer gekränkt worden sei.

16. Als einen Vertreter der ehrlichen Arbeit bezeichnet der Staatsantvalt den Sekretär des Arbeitsnachweises der Holzindustriellen Meinecke, der, weil er einen Streifenden über den Kopf schlug, als Angeklagter vor Gericht steht. Er beantragt 10 M. Geldstrafe, das Gericht erkennt auf 30 m.

18. Das Meineidsverfahren gegen die Genossen Hecht   und Schiller   in Crimmitschau   endlich eingestellt.

25. Genosse Lange- Leipzig  , der in der Leipziger Volkszeitung  " durch eine Stritit der Königsberger Vorgänge die Reichspostverwaltung beleidigt haben soll( Vorwurf der Verlegung des Briefgeheimnisses), 9 Monate Gefängnis.

28. Viehhändler Kirschstein und Schlächtergeselle Scheuer in Lüneburg   vom Schwurgericht freigesprochen, nachdem sie wegen an­geblichen Meineids vier Jahre unschuldig im Buchthause gesessen. März.

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3. Vor der vierten Straffammer beginnt der Prozeß gegen den Vorwärts" und die Beit am Montag" wegen ihrer aftenmäßigen Veröffentlichungen über Zustände in der Strafanstalt Plößensee. Die Verteidigung bestreitet die Zuständigkeit der Vierten", da die Prozeßiache ursprünglich Schneidt und Genoffen" hieß, aber auf Kalisti und Genossen" umgetauft worden war, nachdem man den an der Sache wenig beteiligten Genoffen Kalisti in das Strafs berfahren miteinbezogen hatte. Die vierte Kammer erklärt sich Beweisanträge sind abgelehnt worden. gleichwohl für zuständig. Fast alle von der Verteidigung gestellten

5. Weil der Medizinalrat Leppmann, der als Sachverständiger fungieren soll, unabkömmlich sei, wird der Plögenseeprozeß vertagt. 8. Das Straftonto der Arbeiterbewegung wurde im Februar mit vier Jahren, fünf Monaten, einer Woche und sechs Tagen Freiheitsstrafen und 1212 M. Geldstrafe belastet.

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8. Gegen zwei Zeugen, die aus religiösen Gründen die Ab­legung eines Eides verweigern, beantragt der Staatsanwalt in Berlin   je 6 Monate Haft. Das Gericht lehnt den Antrag ab. 9. Der Redakteur Stärke ist erst wegen Zeugnisverweigerung bestraft worden( siehe oben), und hat später unter Eid ausgesagt, daß er die fragliche Nachricht von teinem Staatsbeamten erhalten habe. Jezt wird er mit sofortiger Verhaftung bedroht, wenn er den Privatmann, dem er die Mitteilung verdankt, nicht nennen wolle. 9. Gegen Genossen Schmidt- Sonnenburg ist in Sonnenburg Majestätsbeleidigungs- Verfahren eingeleitet worden, weil er Heines Gedicht Die Weber"( Ein Fluch dem König, dem König der 14. Sergeant Derke vom 79. Jnfanterie- Regiment in Hildes 8. Der Sekretär des Arbeitsnachweises der Holzindustriellen, Reichen usw.) vorgelesen hatte. Jetzt wird das Verfahren ein­heim hat einen Rekruten mindestens zehnmal mit Ohrfeigen trat einele in Berlin  , hat einen Streifposten verprügelt. Gegen den gestellt. 10. Bofern ist Hasardspiel" erklärt das Berliner   Polizei­tiert, ihm eine Knochenhautentzündung verursacht und auch andere Streikposten stellt der Staatsanwalt Strafantrag wegen Hausfriedens­präfidium. Pofern ist tein Hazardspiel" hat in Oldenburg   in Soldaten mißhandelt. Im ganzen 15 Fälle. Urteil 3 Wochen bruch. Freispruch. Mittelarrest, weil es schon lange her und Derke Chinakämpfer sei. 10. Wegen Verurteilung zweier Polizeibeamter in Charlotten- Uebereinstimmung mit den Richtern der Poterfreund Ruhstrat er­17. Nefrut Schröder vom 70. Infanterie- Regiment in Saarburg  ( Mißhandlung eines Arbeiters auf der Wachtstube) legt der flärt. brüden begeht Selbstmord. Ursache: fortgesette Mißhandlungen. Staatsanwalt Revision ein. 11. Studenten vom Korps Suevia" in Heidelberg   wegen Duell 18. Bon den 600 000 aktiven Militärpersonen sind mit einer 13. Graf Büdler, den die Polizei, weil er irrfinnig sei, nicht forderung ein paar Tage Festung. 12. Versicherungsbeamter Knappe ist bei einem Spaziergang Beschwerde bis zur obersten Instanz gegangen 45. Davon haben reden läßt, in Berlin   zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. recht bekommen ganze zwei Mann, 35 wurden abgewiesen, drei weil er das Verhalten eines Bürgermeisters in Sachen der Armen haftet, gefeffelt, beschimpft und nach seiner Behauptung auch ges 14. Redakteur Genosse Quint- Frankfurt a. M. 30 m. Geldstrafe, von Schöneberger Polizisten, die Razzia halten, ohne Grund ver blieben ohne Entscheidung, fünf blieben liegen. schlagen worden. Da er den Fall in der Welt am Montag" 18. Unteroffizier Marg vom Ullanenregiment in Ulm   befiehlt pflegefinnlos" genannt hatte. Vierte". 17. Neun Jahre, zwei Monate, zwei Wochen und ein Tag Ge- veröffentlicht hat, kommt er als Angeklagter vor die bei der Schießübung einem Rekruten auf einen Ulanen zu schießen, fängnis sowie 1070 m. Geldstrafen wurden im Dezember über die- Borsigender Braun bezeichnet ihn, obwohl der Wahrheitsbeweis fast der schwer an der Schulter verlegt wird. Mary 45 Tage Gefängnis, jenigen verhängt, die nach Ansicht der Richter im Kampfe für die in allen Buntten erbracht ist( nur die Prügelſzene wird von den der Rekrut freigesprochen. 19. Weil er einen Kanonier mit dem Fuße in die Hüfte ge- Rechte und Interessen der Arbeiter mit den Strafparagraphen deutscher Beamten hartnäckig bestritten), als einen verlogenen Menschen und treten hat, wird der Oberstleutnant und Regimentsfommandeur Geseze in Konflikt gekommen sind. spricht ihn nur deshalb frei, weil der Strafantrag unrichtig gestellt v. Ragowski vom Artillerieregiment Nr. 19 in Erfurt   vom Brigade  - werden wir Dich bei den Schweinsohren friegen." In Berlin  : und Reklame machen", sondern sich beim Polizeipräsidium be 18. Wenn Du Dein Verbandsbuch nicht in Ordnung hast, sei. Der Angeklagte hätte nicht zur Zeitung laufen, nicht Klatsch tommandeur zu 48 Stunden Stubenarrest verurteilt! schweren sollen, wo er vielleicht" recht bekommen hätte. Die will­Erpressung. Ein Monat Gefängnis. türliche Verhaftung entschuldigt Braun mit den Worten: Wo Holz gehauen wird, fallen auch Späne 1"

21. Unteroffizier Gottschalt vom Garde Füfilier- Regiment in Berlin   hat einen Mann mit dem Rufe: Hund, ich steche Dich tot" mit dem Seitengewehr in die Brust gestochen. Acht Tage Mittel­arrest. Der militärische Verteidiger meint, es handele sich nur um einen Scherz feitens des Angeklagten, im schlimmsten Falle aber nur um ein übel angebrachtes Erziehungsmittel; gerade so wie man ein Pferd mit der Beitsche behandelt, um Erfolge zu erzielen, hätte auch der Angeklagte das Seitengewehr gezogen.

23. Drei Mann vom 15. Ulanenregiment in Saarburg  , die im Wirtshaus mit einer gleichfalls nicht ganz nüchternen Batrouille in eine Reilerei gerieten, wobei niemand verlegt wurde: 5 Jahre 1 Monat Buchthaus, 5 Jahre Zuchthaus, 5 Jahre Gefängnis. Fünf Angeklagte freigesprochen. Beantragt waren im ganzen 10½ Jahre Zuchthaus und 35 Jahre Gefängnis.

19. 22 junge Burschen und Mädchen von 17-24 Jahren in Gleiwig wegen polnischer Geheimbündelei Gefängnisstrafen von einem Tage bis einen Monat.

19. Streifposten in Köln   Geldstrafe wegen Nichtfolgeleistung. 20. Ein Bauarbeiter in Bremen   wegen Aufruhrs"( Wider­stand gegen Polizisten) sechs Monate Gefängnis. Ein Tumult war entstanden, weil Bauunternehmer einen Arbeiter schwer mißhandelt batten. Dafür erhielten fie 20 M. Geldstrafe.

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12. Wegen angeblicher Beleidigung des Königs von Sachsen Genosse Schubert- Zwidau vom" Sächs. Voltsblatt" 8 Monate Gefängnis. Er hatte das Verhalten des Königs und der Staats­behörden in Angelegenheiten der früheren Frau des Königs einer Kritik unterzogen.

15. Wegen Beleidigung zweier Arbeitswilligen der verantwort liche Redakteur des Hofer Parteiblattes, Genoffe Geißler, zehn Tage Gefängnis. Die tatsächlichen Behauptungen seines Artikels wurden erwiesen. Die Verurteilung erfolgte wegen der beleidigenden Form. 16. In einem Streifprozesse hatte der Former Jont sich vor der vierten Straffammer unter dem Vorsiz von Braun zu ber­einen Arbeiter gefragt hatte, ob er Former sei, bemerkte Braun: antworten. Als die Rede darauf tam, daß Jont als Streitposten

22. Ein Arbeitswilliger in Magdeburg  , der Streifende Lumpen genannt hat, erhält dafür eine Ohrfeige. Der Amtsanwalt beantragt gegen den Attentäter 5 Monate Gefängnis. Mit dem Ausdruck als Lumpen bezeichne. Urteil: 6 Wochen Gefängnis. Lumpen sei niemand beleidigt worden, da man Besitzlose gemeinhin 28. Leutnant der Landwehr v. Kligung und Stabsarzt Mitten Arbeitswilligen vom Schöffengericht 1 Monat Gefängnis. Freispruch 22. Ein Maurer in Forst wegen angeblicher Beleidigung eines dorf in Berlin   wegen Duells 6 und 8 Monate Festung. Ausschluß durch die Straffammer, da der Beleidigte als notorischer Trunkenbold der Deffentlichkeit. Wie kommen Sie dazu, den Mann nach seinem Beruf zu fragen? Wenn mich einer auf der Straße fragt, wer oder was 28. Unteroffizier Heidebrüd und Feldwebel Buzer bom Alerander- ein unzuverlässiger Beuge sei. Garderegiment in Berlin   wegen Mißhandlung eines Untergebenen 22. Sie sind ein schöner Ehrenmann! Sie sollten sich vor ich bin, gebe ich ihm einen Tritt vor dem Bauch, daß er aufs 8 Tage Mittelarrest, resp. wegen Mißhandlung in 23 Fällen zwei Ihren Kindern schämen!" zu einem Arbeitswilligen gesprochen in Pflaster fällt!" Monate Gefängnis. Ausschluß der Deffentlichkeit auch bei der Berlin   aus§§ 153 G.-D. eine Woche Gefängnis. Urteilsbegründung. Die Mißhandlungen sind vom Vater eines 25. Ein Arbeiter in Halle wegen Angriffs auf einen Arbeits- in öln wird trop Beseitigung des fliegenden Gerichtsstandes entlaffenen Soldaten aufgedeckt worden, dem das Tagebuch seines willigen 8 Monate Gefängnis. Sohnes in die Hände geriet.

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28. Rentner Bogenez bei Metz   von einem Militärposten er

fchoffen.

März.

7. Zwei Grenadiere vom 12. Grenadier Regiment in Frank furt a. D. wegen Achtungsverletzung und Beharrens im Ungehorsam 2 Jahre und 2 Jahre 10 Monate Gefängnis unter Ausschluß der Deffentlichkeit. Das Oberkriegsgericht des 3. Armeekorps schließt die Deffentlichkeit überhaupt so häufig aus, daß fie vollkommen auf zuhören droht.

11. Das Oberkriegsgericht verurteilt Unteroffizier Gottschalt vom Garde- Füfilier- Regiment( Siehe oben) zu vier Wochen Mittel­arrest.

14. Ein Leutnant der Infanterie in Nürnberg   schlägt nach einem zehnjährigen Jungen, der sein Kommando nachafft, mit dem Säbel und verlegt ihn an der Stirn. Der Mutter will er einen Thaler als Schmerzensgeld geben. Es wird Anzeige erstattet.

17. Major v. Sydow- Braunschweig ist wegen Mißhandlung feines Kindes zu vier Monaten Gefängnis und Dienstentlassung ber urteilt worden. Das Oberkriegsgericht fegt die Strafe auf 300 M. Geldstrafe herab,

22. Genosse Redakteur Kemptens   von der Rhein  . Zeitung"

wegen angeblicher Beleidigung eines Aachener Wirts in Aachen   au 26. Redakteur Ruegg in Berlin   wegen Abdrucks atveier Artikel 100 M. Geldstrafe verurteilt. als Gotteslästerer 2 Monate Gefängnis. Als einziger Zeuge, der ( wobon einer vom berühmten holländischen Dichter Multatuli  ) das vorschriftsmäßige Aergernis" genommen hat, präsentiert sich- Erster Staatsanwalt Figge!

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27. Wegen der angeblichen Baugener Offiziersaffäre Redakteur Genoffe Düwell Dresden   vier Monate Gefängnis. Bürgerliche Redakteure hatten für dieselbe Veröffentlichung 150 M. Geldstrafe erhalten.

28. Wie die Tägl. Rundschau" aus München   berichtet, soll dort ein zehnjähriger(!) Junge wegen Schmuggels zu einem Monat Gefängnis verurteilt worden sein.

31. Ein Streitposten ist in Kattowiz wegen Nichtfolgeleistung berurteilt worden. Das Kammergericht verwirft die Revision. Februar.

2. Ein polnischer Redner in Bochum   wegen Beleidigung Arbeits­williger in öffentlicher Nede zwei Monate Gefängnis.

3 Das Saarbrückener   Urteil gegen Krämer vom Reichsgericht aufgeboben und die Sache an das Landgericht Trier   verwiesen. Das hatte der Berteidiger beantragt, weil das Saarbrüdener Gericht unter dem Einfluß des faarabischen Systems stehe.

Aus dem Zuchthausstaat.

Januar.

6. Zwei streifende Gelbmetallgießer als läftige Ausländer nach zehnt und zwölf Jahren Aufenthalts aus Berlin   ausgewiefen. Aus Vorsicht hatte die Streifleitung die beiden nicht einmal zum Streit poftenstehen herangezogen.

6. Dreschgraf Büdler darf in Potsdam   reden; in Köpenick   nicht. 7. In Burgau  ( Sachsen- Weimar  ) wird die Gründung eines Bürgervereins verboten, weil sie feinen 8wed hat".

10. Das Krefelder   Schöffengericht verurteilt einen Arbeiter, der seine Tochter den Kirchgang versäumen ließ. Kirchgang sei ein Teil des Schulbesuchs.

12. Die staatliche Bergverwaltung Saarabiens erklärt: Wer die( sozialdemokratische)" Saarwacht" verbreitet, hält oder auch nur liest, wird sofort entlassen.

20. Der ärztliche Bezirksverein Freiberg   i. S. hat den Arzt Dr. Frank u. a. wegen Verkehrs mit tief unter seinem Stande stehenden Personen" diszipliniert. Der Dresdener   Ehrengerichtshof hebt das Urteil insoweit auf.