fiJMeit. Die Auflösung des Residenzspfe7klubs beschäftigizurzeit die Gerichte. Der erst vor Jahresfrist von etwa einemDutzend Herren gegründete Klub hielt seine Zusammenkünfte inder Potsdamerstraße ab. Dort kam es namentlich infolge des Auf-treten» zweier Klubmitglieder zu Auseiandersctzungen, die Haupt-sächlich darauf hinausliefen, daß der Geschäftsführer, der die bc-nötigten Räume und Möbel gestellt hatte, den Klub durch falscheBuchführung und Unterschlagung von„Kartengeldern" ge-schädigt habe. Auch wurde gegen ihn der Vorwurf, wucherischeGeschäfte gemacht zu haben, erhoben. Infolge dieser Be-schuldigungen wurde die Beleidigungsklage bei Gericht anhängig ge-macht. Auch der„K l u b v o n 1 S 0 0, der in der Bellevuestr. 18bdomiziliert, hat, wie wir gestern berichteten, seine„Affäre". Esist derselbe Klub, in dem vor noch nicht allzu langer Zeit die beidenSöhne eines kürzlich verstorbenen Großkaufmanns bedeutendeSummen verloren hatten. Der eine ältere Sohn Karl G. ließ un-gefähr 80 000 M. in dem„fashionablen" Klub teils bar, teils unbar.Die Spielschulden wurden dann bis auf einen immerhin noch be-trächtlichcn Rest von dem Schwiegervater des Gerupften gedeckt,während die Schulden des jüngeren Bruders Fritz, der dann überden großen Teich geschafft wurde, noch nicht beglichen worden sind,weil inzwischen der Vater verstorben war. Der Inhaber einerDoppelfrima, ein Kaufmann I. mutzte seine wiederholten Besucheim Klub mit der„Kleinigkeit" von 50 000 M. bezahlen, währendder Bruder eines vor mehren Jahren verstorbenen bekannten Photo-graphen bedeutende Gewinne zu verzeichnen hatte. Der geschäftlicheLeiter des Klubs, Herr W. geriert sich auch als„Vertreter aus-wärtiger Häuser". Durch Manipulationen mit„Ships", den Wert-marken, die seitens der Herren, die am Spiel teilnehmen, von demGeschäftsleiter entnommen zu werden Pflegen, hat W. bedeutendeGelder der Klubkassc entzogen, außerdem hatte er sich bei den Liefe-ranten des Klubs ftir alle Waren zehn Prozent Tantieme aus-bedungen, namentlich bei der Ausstattung der Klubräume, die etwa300 000 M. gekostet hat.Wenn man erwägt, daß die Mitglieder des Klubs für ihrbißchen Erholung ganz horrende Summen ausgeben müssen, wirdman gerecht denken lernen und es begreiflich finden, daß sie Ursachehaben, über die Begehrlichkeit ihrer Arbeiter und Arbeiterinnenungehalten zu fein. Der einfache schlichte Mann aus der Werkstattbraucht keine 80 000 M. im Spiel zu opfern; er könnte heute wiefrüher bei vierzehnstündiger Arbeitszeit und fünf Taler Wochen-verdienst glücklich und zufrieden leben, wenn die verdammte sozial-demokratische Verhetzung nicht ständig am Werk wäre, das gute Ein-vernehmen zwischen ihm und seinem Brotherrn zu beeinträchtigen.Internationale Juwelendiebe, denen auch ein in Berlin aus-geführter großer Uhren- und Goldwarendiebstahl zur Last fällt, findbei Ausübung ihrer Tätigkeit der Polizei in Elberfeld in die Händegefallen. Die Vechasteten sind der 27jährige HausdienerG r ö ß ch e n aus Köln a. Rh. und der 23 Jahre alte S z o s d s a ckaus Danzig. Auf der Wache entpuppten sie sich als die der Polizeiseinerzeit entwischten beiden Mitglieder einer vierköpfigen Einbrecher-bände, die unter anderem in der Großen Frankfurterstraße zu Berlineinen umfangreichen Uhren- und Juwelendiebstahl verübt haben.Sie wurden, wie wir damals meldeten, während des letzten Karnevalsin Köln von der Polizei in einer Droschke erkannt und verfolgt.Sie sprangen aber während der Fahrt aus dem Wagen.und ent-kamen. Den größten Teil der in Berlin erbeuteten Schmucksachenließen sie in der Droschke zurück.Die Fledderei ans der Stadt- und Ringbahnsteht wieder in voller Blüte. Die 18 bis 20 Langfinger, die dieKriminalpolizei im Laufe der Zeit hinter Schloß und Riegel brachte,sind zum größten Teil von Plötzensee und Tegel, wo sie ver-hältnismäßig gut über die kältere Jahreszeit hinwegkamen, geradezur rechten Zeit in die Freiheit zurückgekehrt. An dem ganzenTreiben, wie es jetzt wieder herrscht, ist zu merken, daß die altegeübte Bande ihre Tätigkeit wieder aufgenommen hat. Es gibt jaauch kaum ein Verbrechergebiet, auf dem die Arbeit leichter unddie Verfolgung schwerer wäre. Die Kriminalpolizei hat dieserFledderei schon längst wieder ihre besondere Aufmerksamkeitgeschenkt, auch hier und da wieder einen Burschen er-griffen, in der Regel aber hatten die Erwischten ihre Beuteschon an Helfershelfer weitergegeben. Die Fahrgäste werdendaher gut tun, selbst auf der Hut zu sein, um sich vor Schaden zubewahren. Daß dieser mitunter nicht unbeträchtlich ist, erfuhr erstjetzt ein Molkereibesitzer, der vom Bahnhofe Friedrichstraße nach derStation Grunewald fuhr. Er stieg allein ein und war auch allein,als er im Grunewald ankam und erwachte.. Den ganzen Weg hatteer geschlafen und nicht gemerkt, ob jemand zu- und wieder abgestiegenwar. Dafür machte er die unliebsame Entdeckung, daß Fledderer ihn um1000 M. erleichtert hatten. Sie hatten ihm die goldene Uhr mit Kette ab-geknöpft und aus der hinteren Hosentasche das Portemonnaie mit 700 M.in Papier und Gold genommen. Die Uhr ist eine Remontoiruhr mitDoppelkapsel und dem Zeichen I»l. D., englische Arbeit. Sie hat aufder Küvette eine Glasscheibe mit den Zahlen 1 bis 31 und denWochentagen in englischer Sprache. Die Kette ist eine schweresogenannte Kavalierkette, die als Anhängsel noch eine silberne undeine goldene Münze, einen goldenen Bleifederhalter und ein Stahl-roulett trug.— Ein sehr geeignetes„Objekt" war ein Bäckermeister,der an der Warschauerstraße einstieg, um mit dem Nordring nachBellevue zu fahren. Er schlief so fest, daß er von 2>/z bis 6 Uhrnachmittags die Runde machte. Ihm stahlen die Fledderer dasPortemonnaie mit 80 M. Er weiß nur, daß er mit einer ganzenMerigc Leute zugleich einstieg und allein war, als er erwachte undsich erleichtert fühlte._Im Straßenverkehr getötet wurde gestern abend gegen Ve7 Uhrdie Witwe Karoline Brecht aus der Fruchtstraße 62, welche die GroßeFrankfurterstraße an der Ecke der Fruchtstraße kreuzte. Die Frau ver-suchte kurz vor einem Straßenbahnwagen der Linie 71 sSchöneberg-Herzbergej über die Schienen zu laufen, obwohl der Führer desMotorwagens das Warnungssignal gegeben hatte. Kaum einenMeter vor der Vorderplattform des Kraftwagens betrat Frau B.das Geleis, wurde, obwohl der Fahrer sofort Gefahrbremse gab,von der Perronwand erfaßt, niedergerissen und geriet unter denSchutzrahmen. Um die Verunglückte zu befreien, niußte der Wagenangehoben werden. Die Brecht hatte eine schwere Brustquetschung,Schädelbruch und innere Verletzungen erlitten und wurde nach derUnfallstation in der Warschauerstraße gebracht, wo sie kurz nachihrer Einlieferung verstarb.Ein Automoiilunglück hat sich am Pfingstmontag in der Nähedes Döberitzer Barackenlagers ereignet. Zwei Herren und zweiDamen aus Berlin wollten mittels Automobils nach Wittstockfahren. Die Hamburger Chaussee, die sie passierten, ist auf derHöhe von Dallgow-Döberitz hügelig und man fuhr daher auchlangsam. Als die letzte Anhöhe bei NhinSlake erreicht war, löste sichan dem Kraftwagen ein Bolzen und die Folge davon war, daß derFührer die Gewalt über das Geführt verlor, das nun auf, der starkabschüssigen Chausseestrecke mit rasender Schnelligkeit dahinfuhr, bis eSgegen einen Baum prallte. Das Automobil bäumte hoch aus, und samt-liche Insassen wurden mit großer Heftigkeit hinausgeschleudert, alle vierblieben mehr oder weniger schwer verletzt auf der Erde liegen. Eindes WegeS kommender Radfahrer aus Spandau holte die erste Hülfeaus dem nächsten Forsthause. Dann wurde aus Seegefeld ein Arztherbeigerufen, der feststellte, daß einer der drei Verringlückten einendoppelten Beinbruch erlitten hatte; die drei anderen Personen hattenQuetschungen und verschiedene stark blutende Wunden davongetragen.Soldaten aus dem Barackenlager trugen die Verunglückten inKrankenbahren nach dem Feldlazarett, wo den Verletzten Not-verbände angelegt wurden. Während drei von den Verunglücktenspäter mit der Eisenbahn nach Berlin zurückkehren konnten, mußteder am schwersten Verletzte mittels KrankentranSportwagens heim-befördert werden._NaTheater. LustspielhauS. In der am Sonnabend statt-findenden Erstaufführung von„Kyritz-Pyritz" wird die männlicheHaupttolle des Bäckermeisters Rux von Herrn Willi Walter, die desSekundaners Emil Thiilecke von Frau Marie Mendt dargestellt, welchesich zum erstenmal als Soubrette versucht.— In der Eröffnungs-Vorstellung der Marwitz- Oper am Sonnabend im Schiller-Theater 0.„Der polnische Jude" sind die Damen Frankensteinund Schereschefsky, die Herren Harker, Runsky, Frank und Raven inihren bisher gesungenen Partien beschäftigt.— Im Schiller-Theater 17.(Friedrich Wilhelmstädtisches Theater) geht amFreitag wegen plötzlicher Erkrankung von Else Wasa statt der bereitsangekündigten Borstellung von„Im Hafen" das Lustspiel„DasHeiratsnest" in Szene.— Im Apollo-Theater erregt der„amerikanische Tingeltangel" nach wie vor großen Heiterkeitserfolg.Serickts-Leitung.Kombinatorische Verrücktheit.Eine große Anzahl von Schutzleuten und Civilpersonen wargestern vor die I. Sttafkammer des Landgerichts I geladen, umZeugnis in einer Anklagesache abzulegen, bei der es sich um angebliche Mißhandlungen durch Schutzleute auf derPolizeiwache handelte. Die Anklage richtete sich gegen die jetztwegen Wuchers in Untersuchungshaft befindlichen Kaufleute FritzU h l i g und Hermann Schneider, die in der Friedrich-sttaße 105 ein Hypotheken- und Darlehnsgeschäft betreiben, sowiegegen den früheren verantwortlichen Redakteur der„Zeit am Montag",Dr. Ludwig Müffelmann. Die beiden ersten Angeklagten wurdenwegen Beleidigung, Widerstandes gegen die Staatsgewalt, wissentlichfalsche Anschuldigung, Verleumdung bezw. wegen Gefangenen-befteiung, Dr. M. wegen öffentlicher Beleidigung zur Verantwortunggezogen. Die„Zeit am Montag" veröffentlichte in dem Beschwerde-teile ihrer Nummer vom 13. Juni 1004 eine mit den Namen derbeiden ersten Angeklagten unterschriebene Darstellung eines Vorfalles,der sich in der Nacht vom 31. Mai v. I. in der Lothringerftraßebezw. auf der Wache des 50. Polizeireviers abgespielt hat. Nachdieser Darstellung sollte Uhlig, als er mit seinem Kompagnon Schneiderin jener Nacht die Lothringerstraße entlang ging, einem Menschen begegnetsein, von dem er glaubte, daß er ihm einige Nächte vorher einenStock— ein Andenken seines Vaters— entrissen hatte. Uhlig habedarauf einen Schutzmann herbeigerufen und die Sistierung desFremden verlangt, der Schutzmann habe ihn aber zur Ruhe ver-wiesen und als er dessen Nummer verlangte, habe ihn dieser sofortbeim Kragen gepackt und nach der Polizeiwache mitgeschleppt undals er sich dagegen gesträubt, habe der Schutzmann blank gezogen.Schneider, der sich über dieses Verfahren empört habe, fei mit zurWache gegangen. Dort habe Uhlig sofort einen Schlag ins Gesichtbekommen, man habe ihn ins Arrestlokal geschleppt, ihm Fesseln an-gelegt, ihn an die Wand geschleudert, mit Füßen gestoßen undso erheblich geschlagen, daß er über und über mit Blut besudeltgewesen sei und in einer förmlichen Blutlache gelegen habe.Nachdem man ihm Waschwasser zum Reinigen vom Blutegebracht, habe man ihn und Schneider zur Wache hinausgeworfenund als er draußen seiner Empörung Luft machte, habe man ihnwieder zurückgeholt und auf der Wache nochmals erheblich misthandelt.— Am Tage nach jenem Vorfall ist Uhlig auf demPolizeipräsidium erschienen und hat dort angezeigt: er sei in derNacht vom 31. Mai ohne Ursache auf die Polizeiwache sistiert unddort von Polizeibeamten roh mißhandelt worden. Auch seien ihmbei dieser Gelegenheit auf der Wache sein Portemonnaie mit 370 M.gestohlen worden.— Am 6. Juli erstattete Uhlig in Gemeinschaftmit Schneider eine Sttafanzeige bei der Staatsanwaltschaft. Esfand ein Ermittelungsverfahren gegen die Beamten statt; nach'dem aber außer den beteiligten Schutzleuten auch einige ZivilPersonen vernommen worden waren, wurde auf Grund der Bekundungender letzteren das Versahren eingestellt. Hiergegen legten die beiden erstenAngeklagten Beschwerde beim Kammergericht ein, die aber zurückgewiesen wurde. Nachdem die Einstellung des Verfahrens gegen dieSchutzleute rechtskräftig erfolgt war, wurde nun das Sttafverfahrengegen die jetzigen Angeklagten eröffnet. Die Anklage behauptet, daßdie Darstellung in der„Zt. a. M." eine wissentlich falsche sei. InWahrheit sei Uhlig, ein sehr exzenttischer, schon vorbestrafter Mann,in jener Nacht laut lärmend und singend in der Lothringerftraßebetroffen und von dem Posten stehenden Schutzmann aufgefordertworden, sich ruhig zu verhalten. Stattdessen erklärte der Angeklagte:„Was sich denn der Schutzmann einbilde? Er solle ihm den Buckellang rutschen, wenn er sich den Helm aufsetzte, würde er weitmehr sein als der Schutzmann usw. usw." Als darauf Uhligsistiert werden sollte, habe ihn Schneider zu befreien gesucht, manhabe ihn mit Gewalt zur Wache bringen müssen und dort habe sichUhlig benommen wie ein wildes Tier. Er habe wie ein Unsinnigergetobt und gelärmt. Schimpfworte ausgestoßen und die Beamtenwiederholt angegriffen, so daß seine Fesselung notwendig war. Beidem wiederholten Handgemenge habe er sich allerdings Wunden zu-gezogen.— Im Termin behaupteten die beiden ersten Angeklagten.daß ihre Angaben in dem Artikel der„Zt. a. M." durchaus derWahrheit entsprächen und bei den Behauptungen der Schutzleuteder Spieß direkt umgekehrt werde. Dr. Müffelmannbestritt seine Verantwortlichkeit ftir den Arttkel, der nichtvon ihm, sondern von dem Cheftedatteur Karl S ch n e i d tin Satz gegeben worden sei. Letzterer war auch alsZeuge geladen, aber nicht erschienen.— Bezüglich des An-geklagten Uhlig bekundete Gerichtsarzt Dr. S t ö r in e r, daß beidiesem eine ganz eklatante Psychose vorliege. Er leide an einerselten vorkommenden Form der Geisteskrankheit, die„Kombi-notorische Verrücktheit" genannt werde und mit Größen-Wahn in der erheblichsten Form und Selbstüberschätzung der eigenenPersönlichkeit verbunden sei.— Rechtsanw. Bahn stellte nochBeweisanträge.— Obwohl der Gerichtshof bezüglich deS Uhlig wohlzur Einstellung des Verfahrens aus Grund des§ 203 Stt.-Pr.-O.kommen wird, da dieser nach der Tat in Geisteskrankheit verfallenist, beschloß er doch vorläufig nur die Vertagung der Verhandlung.Karl Schneidt wurde wegen unentschuldigten Ausbleibens ineine Sttafe von 50 Mark genommen und ihm die Kosten des Terminsauferlegt._Eine rätselhafte Tat, die anfänglich als versuchter Raubangesehen wurde, führte gestern den Korbmacher Johannes Z.. eineneben erst 16 Jahre alt gewesenen jungen Mann, unter der Anklageder gefährlichen Körperverletzung vor die achte Strafkammer desLandgerichts I. Der Angeklagte ist der Sohn sehr anständiger Eltern,der in strenger, väterlicher Zucht erzogen ist, bis dahin sich fleißigund gesittet gezeigt und noch kurze Zeit vor der Tat von der Fort-bildungsschule in Luckenwalde, die er besuchte, ein sehr gutesZeugnis erhalten hat. Am 18. April d. I. wurde der Angeklagtevon seinem Vater mit Korbwaren nach Berlin geschickt, um die Körbean die Korbwarenhändlerin Barthlla in der Greifswalderstraße ab-zuliesern und das Geld dafür einzuziehen. Als er deS Morgenszirka 6Vz Uhr zu den Eheleuten Bartylla kam, lagendiese noch zu Bett und der Angeklagte ging wieder weg. Nach etwaeiner halben Stunde kehrte er zurück, der Ehemann B. bestellte beiihm ein Dutzend Körbe, ging mit ihm in ein Schanklokal und zahlteihm 16,50 M. für die Körbe. Nachmittags 3 Uhr begab sich derAngeklagte wieder in die Bartyllasche Wohnung und brachte die amVormittage bestellten 12 Körbe. WaS in der Zwischenzeit mit ihmpassiert ist, ist im Dunkel gehüllt. Er behauptet, daß er in derZwischenzeit in einem Schanklokal gekneipt und gespielt und daß ihmvon einer Gesamtsumme von 31 M.. die er an jenem Tage fürseinen Vater einkassiert hatte, nur noch 3,50 M. übrig gebliebenwaren. Die Einwirkung des genossenen Alkohols und die Furcht vorden Vater müssen die Sinne des Jungen verwirrt und ihn zuder Tat des Augenblicks, die ihm die Anklage zugezogenhat, verleitet haben. Als er nachmittags wieder in die BartyllascheWohnung kann fand er nur die Frau anwesend. Diese nahm dieKörbe in Empfang, setzte sich dann an einen Tisch und nähte. DerAngeklagte setzte sich gleichfalls an den �Tisch. Nach einiger ZeitArieiter-Bildungsschule Berlin. Der FortschrittSkursuS intionalökonomie fällt an diesem Freitag, den 16., aus._______________________Berantw. Redakteur: Franz Rehbein, Berlik!. Für den Jnleratenteil verantlv.: Th. Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanjtalt Paul Singer Lc Co., Berlin SW.sagte er, daß ihm sein Ueberzieher zu eng sei und hing ihn a«einen Nagel. Als er zurückkehrte, nähte Frau B. noch und blickteauf ihre Arbeit nieder. Aus ihrem Tisch lag ein Hammer. � Plötzlichergriff diesen der Angeklagte und schlug damit die Frau B.auf den Kops. Letztere wollte entflieheu, der Angeklagte hielt sieaber fest und versuchte, sie in eine Ecke zu drücken. Dabei versetzteer ihr mit den, Hammer einen zweiten Schlag auf den Kopf. AlsFrau B. den Angeklagten von sich gestoßen hatte und die Stube ver-lassen wollte,, schlug sie der Angeklagte zum drittenmal auf denKopf. Frau B. entfloh nach der Küche, der Angeklagte verfolgte sieaber und gab ihr noch einen Schlag mit dem Hammer in denRücken. Frau Bartylla rief um Hülfe und nun entfloh der An-geklagte unter Zurücklassung seines Hutes und Ueberziehers. Nacheinigen Stunden trat er an einen am Landsberger Tor postiertenSchutzmann heran und erklärte ihm, daß er kurz vorher einer Fraumehrere Schläge mit einem Hammer versetzt habe. Der Jungemachte einen so sonderbar aufgeregten Eindruck, daß der Schutzmannzunächst Bedenken ttug, ihm zu glauben; er führte ihn jedoch zurWache und dort ergaben dann die Recherchen die Richtigkeitder Angaben. Der Angeklagte konnte ein Motiv zur Tatnicht angeben und verblieb auch im gestrigen Termine dabei,daß er absolut nicht wisse, was er getan und nur durcheinen augenblicklichen Impuls getrieben worden sei, den Hammerzu ergreifen und auf die Frau loszuschlagen. Der Staatsanwalthatte, obgleich er die Anklage nicht auf versuchten Raub ausgedehnthatte, doch den Verdacht, daß es auf solchen abgesehen gewesen sei.Die Frau hat glücklicherweise nur einige weniger bedeutende Haut«Verletzungen davongetragen, sie hat es aber nur ihrer Haarfrisur,die die Schläge etwas milderte, zu danken, daß sie nicht schwererverwundet wurde. Mit Rücksicht aus die ganze Sachlage beanttagteder Staatsanwalt zwei Jahre Gefängnis.— RechtsanwaltLeonhard F r i e d m a n n führte dagegen aus, daß man hiervor einem psychologischen Rätsel stehe und die an dasMaximum fast heranreichende Sttafe, die der Staatsanwaltbeantragt habe, in diesem Falle sicher nicht am Platze sei. Wennauch bei diesem Momentvergehen der§ 51 des Strafgesetzbucheskeine Anwendung finden könne, so befinde sich der Angeklagte dochzweifellos auf einer Zwischenstufe zwischen einem gesunden undeinem kranken Menschen. Es solle nicht behauptet werden, daß seinefreie Willensbestimmung ausgeschlossen gewesen sei, dagegen sei seineUeberlegungSfähigkeit bei der Tat sicher auf dem Nullpunkt angelangt gewesen.— Der Gerichtshof hielt das Vergehen des An-geklagten doch für so gemeingesährlich, daß er ihn zu zwei' ahren Gefängnis verurteilte.Gehülfinnen.Arminhallen",Zentralverband der Handlungsgehülfen undDeutschlands. Donnerstag abend 9 Uhr: Sitzung in denjtommandantenstr. 20.Arbeiter- Tamariterkolonne. Heute abend 9 Uhr, bei Obst, Schikvc,berg, Mciningerstr. L: Beginn des Unterrichts in der dritten Abteilung.Vortrag über:„Anatomie"(Bau des menschlichen Körpers).Vermisckres.Ei« Gelehrter aus dem Rade verunglückt. Der Vorsteher derköniglichen psychiatrischen und Nervenklinik zu Halle a. S. ProfessorDr. W e r n i ck e, der aus einem Fahrrad das Geratal durchfuhr,geriet in der Nähe von Dörrberg unter ein Lastfuhrwerk. DieRäder gingen ihm über den Kopf; er wurde lebensgefährlich verletztin eiw Hotel gebracht.Eisenbahnunglück. Ein Sonderzug von Pfarrkirchen wurdeMittwoch nacht bei der Einfahrt in den Bahnhof zu P a s s a u aufWeiche 121, die verriegelt ist. aus unbekannter Ursache in ein Aus-ziehgleis abgelenkt und fuhr einem Rangicrzug in die Flanke. EinMann wurde leicht verletzt. Die Lokomotive des SondcrzugeS unddrei Wagen des Rangierzuges wurden beschädigt.Dompropst Malzi. In der Affäre deS früheren Wormscr Dompropstes Malzi, der wegen Sittlichkeitsverbrcchens von der Straf-kammer in Mainz zu einem Jahre Gefängnis verurteilt wurde,sollen gegenwärtig Verhandlungen im Gange sein, die angeblich dieAufnahme des Verurteilten in eine Irrenanstalt bezwecken. DieRevision Malzis wird anfangs Oktober vor dem Reichsgericht inLeipzig zur Verhandlung kommen.Neue Erdbeben in Montenegro. Au» C e t i n j e wird gemeldet:In der Nacht zum Dienstag wurden fünf Erdstöße verspürt. Gesternfrüh stürzten infolge eines starken Erdstoßes fünf Läden in einemBazare in Skutari ein; auch sonst wurde mehrfacher Schaden an-gerichtet.«Die Wasscrkatnstrophc in New Jork. Der Schaden, der durch denBruch eines Hochdruckwasserrohres entstanden war, wächst, wie ausNew Dork gemeldet wird, noch inmier. Die ausströmende Flut setztedie New Dorker Tiefbahn unter Wasser. Man befürchtet jetzt, daßauch deren Fundamente beschädigt sind.ßriefbaften der Redahtion.Tic jiiristischc Tvrcihstuudc findet tätlich mit Slnsnahinc dcS LonnnbcndSvon 71t bis O'/j Uhr abcndS statt. Geöffnet! 7 Uhr.Giebel. Soweit ersichtlich, ist der Chcs im Recht. Sie müssen genauerangeben, sür wen und von wem werden die Strafgelder erhoben und ver-waltet.— M. A.. Bapreutherstr. Sic bedürscu keiner elterlichen Ein-Willigimg. Ers orderlich sind die Geburtsurkunden und die Militärpapiere.— Max Becker. Sie können aus Jnnehaltung Ihres Vertrages bestehen.Wollen Sic von dem Vertrag gegen eine Abstandssumme zurücktteten, soist die Normierung der Abstandssumme Ihre Sache. Ihr Wirt brauchtcbensomenig Ihr Gebot, wie Sie seinen Vorschlag anzunehmen.— E. E. ft.Ihre Anfrage läßt die tatsächlichen Verhältnisse nicht erkennen, aus die esbei der Enlscheidung ankommt. Haben Sie einen mehrfachen Wohnsitz, sokönnen Sie auch im Rahmen der§§ 47 bis 51 des Kommunalabgabcn»Gesetzes vom 14. Juli tu beiden Gcmcidcn versteuert werden. Ob in IhremFalle eine gutachtende Veranlagung stattgesunden hat, hängt von folgendenFragen ab: Wo treiben Sic ein Gewerbe? Von welchen Gemeinden sindsie veranlagt? Zu welchen Steuern? Wann? Haben Sie einen doppeltenWohnsitz oder in Berlin Wohnsitz, in Rixdors Gcwerbesitz? Seit wann be-steht der bctt. Wohnsitz und der Gewerbebetrieb.— 31. 931. 30. LehnenSie die Zahlung ab und übermitteln Sic uns eins der Hefte und denNamen des Kolporteurs, um eventuell andere warnen zu können.Berliner Marktpreise.(Ermittelt vom Polizei-Präsidimn.) Futtergerste, gute Sorte 1 Dz. 19,10(15,20) mittel 15,10(14,20), geringe 14,10;(13,20>.Haser, gute Sorte 16,50(15,90), mittel 15,80(15,20), geringe 15,10(14,50).Richtfttoh I Dz. 5,00(5,00). Heu(alt) 8,60(8,00). Erbsen, gelbe, zum Kochen45,00(30,00), Speisebohnen, weiße 50,00(30.00), Linsen 60,00(30.00), Kar-tosteln 9,00(7,00), Rindfleisch, von der Keule, 1 Kg. 1,30(1,30), Bauch-fleisch 1,40(1.00), Schweinefleisch 1,70(1,30), Kalbfleisch 2,00(1,20), Hammel-fleisch 1,80(1,20), Butter 2.30(2.00). Eier. 60 Stück. 4,00(2,28). Karpfen,1 Kg. 2,20(1,20), Aale 3,00(1,60), Zander 3,20(1,20), Hechte 2,60(1.40), Barsche 2,00(1,00); Schleie 3,60(1,40), Bleie 1,40(0,80), Krebse16,00(3,00.)_Wasserstand am 13. Juni. Elbe bei Aussig+ 0,14 Meter, beiDresden— 1,23 Meter, bei Magdeburg+ 1,11 Meter.— llnstrut beitraußsurt 4- 1,15 Meter.— Oder bei Ratibor-st 1,24 Meter, beiBreslau Ober-Pegcl-(- 4,98 Meter, bei Breslau Unler-Pegel— 0,98 Meter,bei Frankfurt+ 1,47 Meter.— W e i ch s e l bei Brahemünde st. 5,20 Meter.Warthe bei Posen st- 0,44 Meter.—WitierunaSüberstcht vom 14. Juni 1005, morgens 8 llht.StationenSwincmde.760 ONO761 ONOerlin 760 NFranks.a.M. 758 NOMünchen 1758 SOWie»|759 SO£ 3S?TLetter3 Regen2 bedeckt2 wolkig4 wölken!2 wollig1 bedeckta"£b>HS,Stationens sI62 s)aparanda 771i«StillPetersburg 768 ONOcillyAberdeeoParis756 ONO765 ONO756 ONOWetter- wolkenl1 wolfig3wollig1 bedecktIhalb bd.d»«c S-f n.L?H 3)1615141115Wetter-Prognoi« für Donnerstag, de» 15. Juni 1905.Etwas wärmer, zeitweise heiter, aber sehr veränderlich mit GeWitt«-.regen und meist schwachen südöstlichen Winden.