Juni.
22. Ueber Polizei darf hier nicht gesprochen werden" ruft der berwachende Beamte in einer Holzarbeiterversammlung in Flens burg , da der Redner auf die Aussichtslosigkeit eines Gesuches um Bewilligung eines öffentlichen Aufzuges zu reden kommt. Später Löst er die Versammlung wegen Zuwiderhandlung auf. 22. Zum Wiederantritt des widerrechtlich verlassenen Dienstes" fordert der Amtsvorsteher Kuhn in Trimkau( Ostpreußen ) unter Strafandrohung einen Tischlergesellen auf.
Mai.
4. Der Gesamtverband Deutscher Metallindustrieller verbietet durch Rundschreiben seinen Mitgliedern die Einstellung aller von bestimmten Bremer und Geeftemünder Firmen kommenden Arbeiter, die 23. Die Polizeiverwaltung von Lobberich erläßt diesen Utas: mit einem Entlassungsschein vom 22. April cr. oder später versehen Anläßlich der in jüngster Zeit vorgekommenen Ereignisse weise ich find. Einige Tausend Arbeiter werden von dieser Aushungerungsdarauf hin, daß die Wirte, welche ihre Lokale zu sozialdemokratischen maßregel betroffen. Versammlungen hergeben, dieses auf ihre eigene Verantwortung hin tun. Gs find diesseits Vorkehrungen getroffen, daß den MilitärEs perfonen der Besuch solcher Wirtschaften vom Truppenteil untersagt 24. Ein polnischer Damenturnverein in Gnesen aufgelöst wegen Boliti!".
bleibt."
Unfere Gegner. April.
7. Der Zentrums- Abg. v. Hertling tituliert seinen Partei genossen Dr. Heim in einem Artikel des Hochland" als Hausknecht der Partei".
8. Jm Prozeß gegen den Dompropst Malzi, der wegen Sittenberbrechens in Mainz angeklagt ist, wird gerichtlich festgestellt, daß in Mainz Gebetsversammlungen für die Freisprechung des Malzi stattgefunden haben. 12. Dompropft Malzi wegen Sittenverbrechens neun Monate
Gefängnis.
16. Dr. Heim antwortet Frhrn. v. Hertling:" Führer, die auf den Wink gehorsam der Regierung zur Verfügung stehen und als Vorreiter der Karosse der Machthaber und als freiwillige Lakaien fich glücklich fühlen, sind nicht geeignet zu diesem Amte."
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20. In dem Inferatenteil der Münchener N. N." ist zu lesen: Großtapitalisten oder Banken bietet sich nie wiederkehrende Gelegenheit, den Handelsteil einer nachweislich in hoher Auflage erscheinenden politischen Zeitung zu pachten."
Juni. 2. Ein Antrag der sozialdemokratischen Fraktion im Königs- 4. Die Münchener Maschinenfabrikanten wollen fene aus berger Stadtparlament, auf das Grab Johann Jacobys aus Anlaß gesperrten Arbeiter wieder einstellen, die folgende Erklärung unter feines 100. Geburtstages einen Kranz niederzulegen und seine Büste, schreiben:" Ich Unterzeichneter erkläre hiermit, daß ich nicht mit die im Museum nicht geduldet wird, im Stadtverordnetensaal auf- glied irgend einer Arbeiterorganisation bin und das Vorgehen der zustellen, wird von der freisinnigen Mehrheit abgelehnt. sogenannten Arbeiterführer auf das schärfste verurteile, weil beide nur Unfrieden zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern säen und gleich schädliche Folgen für Industrie und Arbeiterschaft hervorrufen.“ 8. Die Kreuz- Zeitung " verlangt, daß Abgeordnete, die vor dem Kaiserhoch den Saal verlassen, aus dem Reichstag ausgeſchloſſen werden sollen. 8. Der nationalliberale Kandidat Hausmann in Hameln bietet 4. Die rheinisch- westfälischen Ningbrauereien haben 50 Broz. einem welfischen Agitator 60 M., damit er seine Anhänger ver ihrer organisierten Arbeiter ausgesperrt. Das christliche Gewerkschafts- anlasse, in der Stichwahl für Hausmann zu ſtimmen. fartell veröffentlicht die Erklärung, daß sie sich an dem von der den Antrag ihres Parteigenossen Griebich auf Einführung eines 11. Die freisinnigen Stadtverordneten in Königsberg lehnen Die Erklärung wird von den Brauern als Flugblatt verbreitet. organisierten Arbeiterschaft proklamierten Bierboykott nicht beteilige. Minimalſtundenlohnes von 30 Pf. in städtischen Betrieben ab. 11. Der katholische Pfarrer und Lokalschulinspektor Englert in Schweinfurt wegen Sittlichkeitsverbrechens 10 Monate Gefängnis. 15. Die Abhängigkeit der Zentrumspresse von den Unternehmern illustriert der Jahresbericht des Aachener Verbandes der Textil industriellen von 1900 wie folgt:„ Von einem überraschenden Ers folge begleitet war der Beschluß, von seiten der Verbandsmitglieder 5. Der freisinnige Oberbürgermeister von Breslau , Bender, nicht mehr in dem Lokalblatt Volksfreund" zu inserieren. Es fand weigert sich, den Vorsitzenden der Organisation der städtischen dieser Beschluß innerhalb wie außerhalb des Verbandes lebhaften Arbeiter zu empfangen, der ihm Beschwerden vortragen will. Anklang und andere Fabrikantenverbände schlossen sich ihm an. Die 6. Der Scharfmacherverband beschließt diese Resolution: Der Maßnahme führte dahin, daß nach und nach der Ton jenes Blattes Zentralverband deutscher Industrieller betrachtet den Abschluß von dem Unternehmerstande gegenüber wie überhaupt in fozialen AnTarifverträgen zwischen den Arbeitgeberorganisationen und den gelegenheiten ein andrer wurde, und eine Rückwirkung des fraglichen Organisationen der Arbeiter als der deutschen Industrie und ihrer Beschlusses hat sich auch bereits bis auf die Arbeiterverbände begedeihlichen Fortentwickelung durchaus gefährlich." mertbar gemacht."
4. Der 68 Jahre alte Genosse Karl Maß- Berlin begeht Selbstmord. Er hatte 22 Jahre bei Bernhard Josef in Berlin als Gürtler gearbeitet, war sodann sieben Monate lang ausgesperrt und hatte feinen Chef nicht gegrüßt. Da„ Abbitte" von ihm verlangt wird, die er nicht leisten will, scheidet er freiwillig aus dem Leben.
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7. Hans Leuß veröffentlicht Erinnerungen an den„ Kreuz Zeitungs " Hammerstein. Briefe des konservativen Parteiführers v. Rauchhaupt enthalten teils eigene, teils von Bismard stammende Aeußerungen über den Kaiser, die aus strafgesetzlichen Gründen nur durch Bunfte angedeutet werden. Ein Ausspruch des späteren Zuchthäuslers v. Hammerstein lautet:„ Es gibt kein anderes Mittel gegen die Sozialdemokratie, als daß man die Arbeiter provoziert und dann schießen läßt."
7. Zwei Belastungszeuginnen aus dem Malziprozeß in Mainz werden von der fanatisch- ultramontanen Bevölkerung mit Be21. Vorsitzender Thiemann berichtet in der Generalversammlung schimpfungen verfolgt. Eine Beleidigerin 20 M. Geldstrafe. der Arbeitgeber des Baugewerbes in Köln über umfangreiche Ver- 10. Die rheinisch- westfälischen Ringbrauter sprechen den christ 26. Die Neue Gesellschaft" veröffentlicht Dokumente der ultra- lichen Boykottbrechern in der Sentrumspresse herzlichsten Dank und wärmste Anerkennung" aus. montanen Arbeiterpolitik, worin ein christlicher Gewerkschaftsagitator flagt:
wendung schwarzer Listen.
Die Herren Pfarrer sind der Ansicht, daß eine Gewerkschaft auf christlicher Grundlage auch in politischer wie tonfessioneller Beziehung tätig sein soll, von Verbesserungen der Lage der Arbeiter soll überhaupt nichts erwähnt werden. Wenn man davon spricht, ist man einfach ein Sozialdemokrat, der nur seine rote Krawatte mit einer schwarzen verdeckt.
23. Der nationalliberale und alldeutsche Professor Hasse schreibt in seinem Buche:" Das Deutsche Reich als Nationalstaat": Eine gewisse Geistesbildung verträgt sich eben nicht mit der ausschließlichen Beschäftigung mit einer geistestötenden, mechanischen, schweren und schmußigen Arbeit.
Entweder wir halten einen bestimmten Teil unferes eigenen Boltes auf unserer niedersten Stufe der Arbeiterorganisation der Gesellschaft, dann aber auch der Kultur fest, und wir verzichten dann auf die Grausamkeit, diesen Teil des Volkes durch eine hohe Boltsschulbildung mit den Ansprüchen auf eine höhere Lebenshaltung auszustatten. Diese Art der Lösung in einem Staate, dessen Grenzen gegen die Einwanderung abgeschlossen ist, wäre die wünschenswerte b.om Rassestandpunkte aus betrachtet."
11. Die Freie Deutsche Presse"(„ Freifinnige Zeitung") zetert wider Reichserbschaftssteuern.
16. Der Hamburger Senat bringt seine Wahlrechtsraub- VorTage ein. 24. Die Kölnische Volkszeitung", das führende Zentrums organ, spricht sich prinzipiell gegen das allgemeine, gleiche Wahlrecht und für Wahlrechtsraub aus mit dieser Begründung: ja richtig, daß jeder Staat, sobald eine fozialdemokratische Boltsvertretungsmehrheit die ganze Maschinerie zum Stillstand zu bringen droht, rechtzeitig Gegenmaßregeln treffen muß. Stein Staat fann sich selbst verneinen und umstürzen lassen, ohne sich zu wehren. Darüber sollen die Sozialdemokraten sich nur ja keinen Täuschungen hingeben.
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15. Die organisierten Bauunternehmer von Bremerhaven er lassen ein Zirkular an ihre Kollegen, in welchem sie unter An kündigung einer Aussperrung schreiben:„ Wir bitten dringend, in dem Bezirke Ihrer Vereinigung schon jetzt dafür zu sorgen, daß dort fein Maurer, Zimmerer oder Bauarbeiter aus den Unterweserorten Bremerhaven , Geestemünde und Lehe Unterschlupf findet. Streik listen werden Ihnen demnächst zugesandt."
17. Der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie agitiert mit Hülfe der Chefs bei Krankenkassenwahlen in Greiz und Erfurt . 23. Beim Schaumburg Lippeschen Kriegerverbandsfest hält Sereniffimus eine flammende Nede gegen die Umsturzpartei, die nicht fräftig genug bekämpft werden" kann.
23. Die Stadtverordneten- Versammlung in Aachen , in der das Bentrum die Mehrheit hat, genehmigt einen Eingemeindungsvertrag, wonach der neue Gemeindeteil Forst alle in Aachen bestehenden Steuern, Lasten und Verbrauchssteuern mit Ausnahme der Brennmaterialiensteuer übernimmt. Daraus ergibt sich: Der reiche Aachener Hütten- Aktien- Verein Rote Erde, der jährlich drei bis vier Millionen Mart Reingewinn macht, wird von der Brennmaterialiensteuer freigelassen; der armen Bevölkerung der Landbürgermeisterei Forst aber wird die Fleisch- und Margarinesteuer aufgeladen. Es ist 29. Bei der Bauarbeiter- Aussperrung in München hatten sich eine Reihe von Arbeitgebern, die dem Unternehmerverbande nicht angehören, der Aussperrung nicht angeschlossen. Um diese nun zu zwingen, ihre Arbeit ebenfalls ruhen zu lassen und ihre Arbeiter auf das Pflaster zu werfen, lassen die Scharfmacher ein Rundschreiben an die Baumaterialienhandlungen ergehen, worin es heißt: „ Sie sind ebenso sehr wie wir an einer ruhigen Entwickelung, an der Ermöglichung einer aufsteigenden Tendenz der hiesigen Bau tätigkeit intereffiert, weshalb wir wohl nicht vergeblich Ihre Unterstügung insofern erbitten, daß den unserem Verbande fernstehenden Bauunternehmern durch Nichtlieferung der nötigsten Baumaterialien unmöglich gemacht wird, die Interessen der sozialdemokratischen Gewertschaften dadurch zu fördern, daß sie deren Anhänger weiter be= schäftigen, und uns auf diese Weise in den Rücken fallen."
24. Wegen Vergehens gegen§ 166( Gotteslästerung) wird in München gegen den evangelischen Divisionspfarrer Bachstein friegsgerichtlich verhandelt. Der Prozeß, der durch Klerikale Denunziation veranlaßt ist, endet mit Freispruch.
29. Die Dresdener Zigarettenfabriken sperren 3000 Arbeiter und Arbeiterinnen aus, weil sie es ablehnen, durch„ handschriftliche Versicherung an Eidesstatt" auf ihr Koalitionsrecht zu verzichten.
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