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Ich glaube nicht, daß das Proletariat zurzeit irgend eine| Widerstand entgegengesetzt werden, da ein solcher Krieg nur die| pofitive Aktion zugunsten des Friedens ausüben sollte und könnte. Reaktion stärken kann.

Schweden  .

Wie viel von Barbarentum noch in den sogenannten Kulturvölkern Der Krieg ist eine traurige Notwendigkeit in jeder bürgerlichen Aber ich bin nicht der Meinung, daß jeder Krieg schädlich steckt, tritt vielleicht niemals stärker hervor als wenn die natio Gesellschaft; er stellt das Aufeinanderprallen von Interessen dar, die sei, oder daß man sich nicht gegen einen Angriff vom Auslande nalen Leidenschaften sich regen. nicht Interessen des Proletariats sind, obwohl dieses manchmal verteidigen müßte, bis das fapitalistische System gestürzt Wir in Schweden   haben diesen Sommer Erfahrung darin ges Vorteil aus dem Konflikt ziehen kann, wie der russisch  - japanische sei. Ob ein Strieg gerecht oder ungerecht, wohltätig oder schädlich habt. Leute, die hier seit langen Jahren als aufgeklärte, vor­Krieg beweist. Aufhören kann der Krieg erst, wenn die Macht des ist, hängt vielfach von den Umständen ab. Man müßte schon sehr urteitslose Männer, gute Demokraten, von jeder militariſtiſchen Proletariats, wenigstens in den maßgebenden Ländern, so weit ge- fühn sein, um den Krieg Preußens gegen Desterreich im Jahre 1866 Färbung frei, bekannt waren, haben es fertig gebracht, nur wegen diehen ist, daß sie entscheidend in der inneren und äußeren Politik zu verteidigen. Aber ich muß zugeben, daß Italien   recht gehandelt der Form der Selbständigkeitserklärung des norwegischen Volkes ins Gewicht fällt. Davon ist das Proletariat, sowohl in Europa   hat, indem es die Gelegenheit benuzte, sich durch Krieg von der am 7. Juni mit unseren großschwedischen Junkern gemeinsame Sache als in Amerika  , heute noch weit entfernt. österreichischen Herrschaft zu befreien. Ebenso freute ich mich Man vergesse nicht, daß China   und Japan   erst jetzt auf den über die Japaner in ihrem Widerstande gegen die russische rücksichtslosesten Kriegsdrohungen zu rasen. Alle heiligen Beteue­zu machen, ganz fanatisch gegen die Norweger   zu hezen und mit Schauplatz der europäischen   Geschichte treten, mit den unermeßlichen Angriffspolitik. Sie haben gut getan, daß sie in den Krieg rungen, daß die schwedischen Rüstungen nur Verteidigungszwecken Reichtümern ihrer Länder und dem minimalen Preise ihrer Arbeits- gingen, und es tut mir leid, daß sie nicht Linewitschs dienen könnten, sind mit einem Male weggefegt. Gegen ein noch kraft. Es wäre Wahnsinn, bei dem Proletariat dieser Reiche fried- Armee aufgerieben haben. Ich gestehe, daß es möglich ist, und es ist fleineres Land möge die Gewalt entscheiden- daß die Konsequenzen liche Gesinnung gegen die westliche Zivilisation vorauszusetzen, die traurig, es eingestehen zu müssen, daß ein großer Teil des japanischen ein anderes Mal gegen Schweden   selbst sich richten könnten, daran die alte angestammte und vielfach höhere Kultur des Drients allein Volkes von einem heftigen Chauvinismus ergriffen wird. Trok denkt man nicht.

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durch die sogenannte friedliche Erpansion zerstört. Eine ganze neue alledem ist der Krieg nicht zu bedauern. Es ist besser, daß das Nur eine einzige Partei hat in geschlossenen Reihen während Welt erschließt sich hier, und fremd im Denken und Empfinden, im zarische Rußland   betäubende Schläge erhält, als daß es sich aller Phasen des Konfliktes Friede und Gerechtigkeit gefordert, die Widerstreite mit den politischen, religiösen und vor allen wirtschaft- in der Mandschurei   konsolidiert. Die Schläge, die Alt- Rußland Anerkennung der Selbständigkeit Norwegens   aber auch die Ge­lichen Interessen des Abendlandes. erhieit, gaben wenigstens Neu- Rußland   die Gelegenheit, das Haupt währung von friedlichen und für die Zukunft friedenversprechenden zu erheben. Der Erfolg Japans   hat Asien   mehr aufgerüttelt, als schwedischen Voraussetzungen der Anerkennung als berechtigte irgend welche langsame und friedliche Entwickelung es hätte tun fulturelle Gegenleistung befürwortet. Vor allem: keine Kriegs­können. drohungen, feine Rüstungen, friedliche Uebereinkunft auf Grundlage der Gerechtigkeit und Billigkeit, wie es sich unter Kulturvölkern allein ziemt!

Die Solidarität des asiatischen Proletariats mit dem Europas  und Ameritas ist ein ferner Traum; noch auf viele, viele Jahre hinaus wird der Klassenkampf in Asien   verschwinden gegenüber dem Kampfe der Rassen, den die Menschheit durchmachen muß, ehe jedes Bolt, zu seiner Wesenheit entfaltet, die neue sozialistische Ordnung schaffen tann. Solange die Dinge so liegen, liefe eine bedingungs­lose Friedenspolitik den Interessen der Kultur, also denen des Proletariats zuwider.

Das schließt natürlich nicht aus, daß dem Proletariat nicht unter Umständen die Aufgabe zufallen kann, Konflikte zwischen zwei Nationen zu verhindern, vor allem bei Streitfragen politischer oder dynastischer Natur. Die Art der proletarischen Intervention bestimmt sich hier praktisch von Fall zu Fall. Die wirksamste Propaganda für jene humanitären Forderungen, die durch die Friedenspolitik zu ihrem Rechte tommen wollen, fann meines Erachtens teine andere sein, als die Propaganda der sozias listischen Prinzipien aus der Theorie und Pragis des Klassen tampfes." Rom  , den 9. September.

*) Mitglied des Parteivorstandes.

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Giovanni Lerda.*)

An Tatsächlichem läßt sich zu der Frage konstatieren: 1. daß seit ungefähr einem Jahrhundert die Kriegsausgaben in allen Staaten ungeheuer gewachsen sind; 2. daß diese Vermehrung überall eingetreten ist, unabhängig von der politischen Konstitution oder aus der wirtschaftlichen Ordnung. Andererseits hat 3. die industrielle Gesellschaft mit ihrer wachsenden Arbeitsteilung und dem immer zu­nehmenden Reichtum mehr als jede frühere Gesellschaft den Frieden nötig; 4. führen die Gewohnheiten des modernen Lebens zu einer Verminderung des friegerischen Geistes.

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Unsere inter

Als Engländer würde ich mich freuen, wenn Indien   einen er­folgreichen Strieg gegen England führen könnte. Welche andere Aus­ficht hat Jndien denn auf Befreiung von der hungererzeugenden Ju dem Augenblicke, da ich dieses schreibe, wissen wir noch nicht, Herrschaft, die zugunsten einer Handvoll Weißer das Lebens- ob das Glück uns günstig sein werde und noch im letzten Momente blut von Millionen Menschen aussaugt! Soweit man voraussehen das Spiel der Männer der Gewalt verderben wird. Das aber kann, ist hier Krieg in irgend einer Form der einzige Ausweg. wissen wir, daß der Protest der Sozialdemokratie gegen jede offent­Frieden in Judien predigen, hieße für die Verlängerung der ab- sive militärische Aktion unerschütterlich sein wird. gefeimtesten Herrschaft eintreten. Also auch in diesem Falle muß ich nationale Partei, die deutsche voran, hat leuchtende Vorbilder ge= für Krieg gegen Frieden eintreten. Wenn die Japaner berechtigt geben. Kampf gegen den Militarismus ist in allen Ländern waren, sich gegen Rußland   zu wehren, das nur ihre nationale Un- eine erste Bedingung einer höheren Kultur. Für diesen Kampf gibt abhängigkeit bedroht hatte, um wieviel mehr sind die Nationen es aber nur eine einzige reale und unbedingt zuverlässige Macht: Hindostans berechtigt, sich zum Striege zu erheben, um das wirt- die internationale sozialistische Arbeiterbewegung. schaftliche und politische Joch abzuschütteln, das Großbritannien  ihnen auferlegte." Stockholm  , 13. September 1905.

Und was ich von meinem Lande sage, will ich auch auf andere Länder ausgedehnt sehen. Die Chinesen, die unter französischer deutscher   und britischer Herrschaft sind, müßten sich gegen den weißen Terror erheben, so oft fie Aussicht auf Erfolg haben. Dasselbe gilt von den sogenannten niedrigen Rassen" Afritas; es wäre für sie viel besser, sich zum Kriege zu erheben, als sich von Fremden tyrannisieren zu lassen.

Ebenso kann ich Hervés Ansicht nicht billigen, die den fran­ zösischen   Genossen empfiehlt, sich an der Verteidigung gegen einen deutschen   Angriff nicht zu beteiligen, sondern sich gegen die Kapitalisten des eigenen Landes zu wenden.

Hjalmar Branting  .

Holland.

Die Einführung des Sozialismus enthält zugleich die Erfüllung fast aller Kulturaufgaben, deren Verwirklichung not tut.

Der Kapitalismus hat die Wirkung, daß selbst die Dinge, welche man als fulturfördernd anſehen muß die Erschließung neuer Länder, die Verbesserung der Produktionsmittel, der Verkehrsmittel, fast jede neue Erfindung Kämpfe herausfordert, welche in wenigen Tagen ver nichten, was in Jahren aufgebaut ist.

Jeder Aufstieg einer Nation wird von anderen Nationen als Bedrohung ihrer Macht angesehen, und die Kanone wird angerufen, da wo die friedliche Konkurrenz zu schwer wird.

Und dies bringt mich zum Klaffentampf. Ist hier die Friedens­dufelei die richtige Politik? Ich glaube es nicht. Wenn die Sozial­demokratie über die Straft verfügt, einen einigermaßen ernsten Kampf zu führen, so glaube ich, daß sie die herrschende und plündernde Minderheit angreifen müßte, obwohl in dieser Minderheit sich Judi­Welches ist das Interesse der Arbeiter? Der Kapitalismus ist der Kampf von Mensch gegen Mensch, von Es unterscheidet sich viduen finden mögen, die dem Fortschritt große Dienste geleistet nicht von dem des größten Teils der tapitalistischen Klasse, wenn haben. Also auch in diesem Falle glaube ich nicht an die Richtigkeit Volf gegen Wolf, und diesem Kampfe wird alles untergeordnet. Die man jenen Bruchteil des Kapitalismus   ausnimmt, der von den des ewigen Predigens vom Frieden. Die Schrecken des Friedens sind Kulturaufgaben werden nur erfüllt, soweit die Erfüllung dem Börsenspekulationen, Armeelieferungen usw. lebt. Ja, in mancher heute, in Großbritannien   wenigstens, schlimmer als die Schrecken Kapitalismus   dienen kann. Hinsicht sind die besigenden Klassen noch mehr am Frieden inter  - eines Bürgerkrieges. Ein schlimmeres System als das heutige kann Das fapitalistische Konkurrenzsystem beseitigen, das heißt die effiert, denn es ist nicht wahr, daß die Kämpfe mit dem Ausland ich mir nicht denten. Ich bin deshalb der Ansicht, daß der Chartisten  - Bahn freimachen für alle kulturellen Aufgaben. Höhere Kultur ist die inneren Streitigkeiten zum Schweigen bringen. Frankreich   hat führer Bronterre O'Brien   recht hatte, als er seinen Genossen empfahl, für alle Völker wie für alle Klassen erreichbar ohne die Begleit­nach der Niederlage von 1870 die Kommune gehabt; und auch in jeder größeren Stadt des vereinigten Königreichs eine Stampferscheinung von kriegerischen und kolonialen Greueln, die jetzt jeden Deutschland  , obwohl es siegreich war, hat den Sozialismus im Lande organisation zu bilden, um in Zeiten einer Strifis Kerntruppen in Schritt der Kultur mit Menschenopfern bezahlen. wachsen sehen. In Rußland   hat der jüngste Krieg die revolutionären jedem industriellen Mittelpunkte zu haben. Eine der Voraussetzungen des Sozialismus ist aber die Er= Tendenzen gefördert, aber auch im siegreichen Japan   tonstatiert man Die Wahrheit ist, wir haben uns alle gewöhnt, das menschliche ziehung der Massen in allen kapitalistischen   Staaten, und da eine Steigerung der Arbeiterbewegung und eine Ausdehnung des Leben als solches allzu sehr zu achten. Die Japaner haben uns ein entsteht dieses Problem: ohne Sozialismus feinen Kulturfortschritt, Sozialismus. besseres Beispiel gegeben. Und auch die Ruffen zu Hause zeigen aber auch: ohne höhere Kultur keinen Sozialismus. Völker werden Die arbeitende Klasse wie die besitzende haben Interesse am uns, wie man sterben muß. Es gibt in der heutigen Gesellschaft nie durch ihre herrschenden Klassen erzogen, die Arbeiterklaffe hat Frieden. Aber das heißt noch nicht, daß jeder Krieg ihnen zum schlimmere Dinge als Tod oder Torturen. Ein französischer von den Herrschenden nur das zu erwarten, was sie ihnen ab­Völker und Klassen, welche beherrscht sind, Schaden gereicht. Die napoleonischen Kriege haben den Geist der Chauvinist meinte neulich, es stürben auf diesem Planeten etwa zuringen versteht. franzöſiſchen   Revolution mehr in Europa   verbreitet, als alle Pro- 50 000 000 Menschen jährlich, und viele von ihnen vor der Zeit. werden höhere Stulturstufen nur erreichen gegen die Herrschaft fämpfend. Man denke an die Kämpfe um die Schule in allen paganda. Der russisch- japanische Strieg wird der Entwickelung der Wenn wir durch eine Aufopferung von einigen hunderttausend Menschheit mehr nußen, als die wissenschaftliche Produktion irgend Menschen die Befreiung erreichen könnten, so würde ich, von einem Ländern. Obwohl selbst der Kapitalismus bis zu einem gewissen eines Landes. Japan   wird Asien   der westlichen Zivilisation er anderen Standpunkte gesprochen, ein solches Opfer für nicht zu hoch Grade Interesse hat an gutem Unterricht, der die Produktions­schließen, und das russische   Reich( will sagen etwa der sechste Teil halten. Ich weiß, man würde mir als Gegenargument die Frage fähigkeit der von ihm ausgebenteten Klassen steigert, wehrt er sich wer tann entscheiden, ob schließlich ein solcher Krieg nicht der Kultur würde: Wenn einer im vollsten Genuß des Lebens ist, wahrscheinlich die Demokratie, die Eroberung der Selbstbestimmung durch des Gebietes der ganzen Erde) wird genötigt sein, sich umzugestalten; vorlegen: Würden Sie gerne sterben?" Worauf ich antworten doch wütend gegen jede ernsthafte Verbesserung des Volksunterrichts. Und darum ist das erste aller Stulturprobleme der Gegenwart: im allgemeinen und den Arbeiterklassen im besonderen zum Nutzen" nein". Wenn einer aber Hunger leidet, im Elend lebt oder den bie Wölfer, damit das Bolt, die Masse, die Arbeiterklasse, sich selbst gereicht? Anblick solcher Leiden haßt, möglicherweise ja". Auf jeden Fall Ich glaube daher, daß obwohl im allgemeinen das Interesse lehne ich die Politik des Friedens um jeden Preis" ab, eine erziehen kann. der Arbeiterklasse den Frieden heischt, man doch nicht sagen kann, Politit, die in England immer mehr an Boden gewinnt. Ich glaube daß dies immer und unter allen Umständen der Fall ist. nicht, daß das Ideal eines sozialistischen   Gemeinwesens sich ohne Ischia  , den 9. September. Francesco Nitti  .") schwere Kämpfe verwirklichen läßt. London  , 12. Sept. 1905.

*) Professor der Finanzwissenschaft an der Universität Neapel, raditaler Abgeordneter.

England.

Ich bin selbstredend für den Frieden, der ein wirklicher Frieden ist; und sogar dort, wo die Lage nicht besonders friedlich ist, wie in den zivilisierten Ländern Westeuropas  , tut die Sozialdemokratie meines Grachtens gut, wenn sie erklärt, daß ein Krieg zwischen England, Frankreich  , Deutschland  , Desterreich, Italien   2c. ein Ver brechen gegen die Menschheit wäre. Einem Kriege dieser Art müßte von den Sozialdemokraten der betreffenden Länder der kräftigste

Ueber Sozialreform.

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H. M. Hyndman.

Es tut mir leid, daß mir die Reit nicht erlaubt, Ihnen den gewünschten Artikel zu schreiben. Ich bin überzeugt, daß in dem Maße wie der Sozialismus wächst, auch der Friedensgedanke gestärkt wird. Ich hoffe, daß der Parteitag einen erfolgreichen Verlauf nehmen und eine Quelle neuer Tatkraft werden wird für unsere Genossen, die eine so große Aufgabe vor sich haben. Mit sozialistischem Gruß

James Keir Hardie  .

Die Erringung und der vollständige Ausbau der demokratischen Institutionen und darum die Unterstützung auch der Nicht- Sozialisten, welche daran mitarbeiten wollen, ist meines Erachtens gegenwärtig unabweisbare Pflicht der internationalen Sozialdemokratie. Es ist im allerhöchsten Interesse der gesellschaftlichen Kultur, daß die un­bedingt demokratische Macht der Sozialdemokratie die in demo­fratischem Sinne wirkenden Fattoren im bürgerlichen Lager nicht vernichtet, sondern stärkt.

Das wie ist Sache jeder Partei im eigenen Lande. Was ich als eine allerhöchste Dringlichkeit fühle, ist ein handfester fozial­demokratischer Griff ans Ruder eines jeden großen Stulturstaates. Gelingt das nicht, sei es, daß das Können, oder sei es, daß der Wille fehlt, dann geht Europa   einer Aera neuer Kriege, einer Zeit des Rückschritts auf fulturellem Gebiet entgegen. Nur das Proletariat kann noch retten! Amsterdam  , 12. Sept. 1905.

W. H. Vliegen.

erst, Mensch und Bürger zu sein. Zeit ist nötig für den vorhanden sind. Im weitern Ausblick allgemeine Vermehrung Arbeiter, ein Familienleben zu führen, als Erzieher seiner dieser Güter. Kinder zu wirken, seinen Geist zu bilden und der Geselligkeit Es ist eine Frage für sich, ob fürzere Arbeitszeit und zu pflegen. Und Zeit ist nötig, um staatsbürgerliche Rechte höhere Löhne die Leistungsfähigkeit der Industrie steigern. Sie nach selbständigem Urteil auszuüben, weil Wissen und Auf- ist von ihrer physiologischen wie von ihrer produktionstechnischen flärung die Voraussetzung dafür ist und zu deren Erwerbung Seite bereits im bejahenden Sinne gelöst. Zeit und ein frischer empfänglicher Geist nötig sind.

X Die Sozialreform hat die Aufgabe, den Arbeiter auf eine höhere Stulturstufe zu heben; sie ist aber nicht imstande, den Gegensatz zwischen Kapitalisten und Arbeitern aufzuheben. Sozialreform ist deshalb eine Erscheinung der kapitalistischen  Als Aufgabe der Sozialreform ergibt sich daraus weiter Drönung, sie ist aber nicht antisozialistisch. Hoher Lohn ist zur nützlichen Verwendung der freien Zeit Vorsorge für die Fälle, wo es dem Arbeiter unmöglich ist, Sozialismus ohne Demokratie ist undenkbar, ist über- unentbehrlich. Ungenügender Lohn, selbst wenn er zur Be- durch Arbeit seine Lebenshaltung zu ermöglichen. Das ist haupt kein Sozialismus, denn Sozialismus fetzt Gleichheit friedigung des Nahrungsbedürfnisses ausreicht, verdammt den nicht eine Aufgabe der Liebestätigkeit und nicht aus Gründen voraus, weil er Aufhebung der Ausbeutung voraussetzt. Aus- Arbeiter zur Niedrigkeit, auch wenn er an freier Zeit keinen christlicher Mildthätigkeit, sondern aus Gründen des all­beutung hebt die Gleichheit materiell auf. Mangel hat. Eine gewisse Höhe der Lebenshaltung ist nötig, gemeinen Wohles, aus allgemeinen Kulturgründen notwendig, Demnach: wenn Sozialreform nicht antisozialistisch ist, um dem Menschen Selbstbewußtsein zu geben. Dazu gehören weil die Zahl der Arbeitsunfähigen sehr groß ist, die Gesell­kann sie auch nicht antifozialdemokratisch sein. Wir können also außer der nötigen Nahrung auch Kleidung, Wohnung, schaft aber daran interessiert ist, daß nicht eine große Einrichtungen nicht als Sozialreform ansprechen, die un- Erholung und Bildungsmittel. Das Kleidungsbedürfnis ist Schicht ihrer Mitglieder zeitweilig der Existenzmöglichkeit demokratisch sind und den Arbeiter in seiner persönlichen und nicht mit dem Arbeitskittel befriedigt und das Wohn- verlustig geht. politischen Freiheit beschränken. bedürfnis nicht mit einem Raume, der zum Schlafen gerade Wir haben als Notbehelf die Versicherung gegen Arbeits­Als Sozialreform sind deshalb insbesondere nicht zu er- ausreicht. unfähigkeit erfunden. Die Versicherung widerspricht nicht den achten alle sogenannten Wohlfahrtseinrichtungen, die von Je höher die Kulturstufe der Arbeiterklasse, umso höher Aufgaben der Sozialreform. Wie weit sie sie erfüllt, ist zu Unternehmern ins Leben gerufen und mit dem Betriebe ver- die Kulturstufe des Gemeinwesens. Eine wirtschaftlich und prüfen an dem Maße, in welchem sie dem Arbeiter die Auf­bunden sind. Ihr Zweck und ihr Erfolg sind selbst dann, geistig hochstehende Arbeiterklasse ist demnach ein Vorteil für rechterhaltung seines Standard ermöglicht und ferner daran, wenn sie scheinbar einer Erhöhung der Lebenshaltung der das Gemeinwesen. wie weit sie die den Interessen der Gesamtheit dienlichste Arbeiter dienen, leßten Endes die Erhöhung der Abhängig- Wer die Frage stellt: Kann die Industrie höhere Löhne Methode ist. keit des Arbeiters. Sie sind also dem Ziele der Befreiung und fürzere Arbeitszeit leisten, der verbaut sich von vornherein Unter dem Gesichtspunkte, daß die Gesamtheit daran des Arbeiters aus Abhängigkeit und Bevormundung entgegen- die Möglichkeit eines richtigen Urteils. Die Menschen sind interessiert ist, alle, auch die schwächsten Kräfte nutzbar zu gesetzt. nicht der Industrie- allgemeiner nicht der Arbeit wegen da, machen, kann die Versicherungsmethode, ganz abgesehen von Grundlage und Hauptstück aller Sozialreform ist möglichst sondern die Arbeit also auch die Induſtrie ist der den Leistungen der Versicherung dem einzelnen gegenüber, furze Arbeitszeit und möglichst hoher Lohn und als unent- Menschen wegen da. Es ist eine Frage in erster Reihe für nicht als vollkommen angesehen werden. Sie bedürfte der behrliches Mittel hierzu Koalitionsrecht. Bloße Koalitions Technifer, wie die Leistungsfähigkeit der Industrie zu steigern Ergänzung durch Ermöglichung einer nützlichen Tätigkeit für freiheit ist unwirksam; wo der Koalition der gefeßliche Schuß ist. Die Kulturfrage dagegen lautet: wie ist die Lebenshaltung die nur zum Teil Arbeitsunfähigen. verweigert wird, da wird auch die Freiheit der Koalition zur der Arbeiterklasse zu heben, wie erhebt man die Arbeiterklasse Weitere Aufgabe der Sozialreform sind danach Vor­Illusion. Es wird daraus die Freiheit für jeden Polizisten auf höhere Kulturstufe. beugungsmaßregeln gegen Arbeitsunfähigkeit; fie find und jeden Unternehmer, dem Arbeiter die Anwendung der Was höhere Kultur sei, ist nicht strittig in der Anwendung individuell und gesellschaftlich wertvoller als die Maßregeln Koalition unmöglich zu machen. auf die gegenwärtige Lage der Arbeiterklasse. Bessere Er nach eingetretener Arbeitsunfähigkeit. Sturze Arbeitszeit in Verbindung mit hohem Lohn ernährung, bessere Wohnung, höhere Bildung, überhaupt Dazu gehören Schutz vor den Gefahren der Arbeit- möglicht dem Arbeiter, mehr als Sklave, ermöglicht ihm größerer Anteil an den materiellen und ideellen Gütern, die Unfallverhütung, Fabrikhygiene im weitesten Sinne- aber