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Nr. 234. 22. Jahrgang. I WIM des Juraitte" Frettag, 6. Oktober 1905. Die Kolonialtreiber an der Arbeit. Es trifft sich nicht gerade gut, daff der deutsche   Kolonialkongreß gerade in einem Augenblicke zusammentritt, wo das bißchen Be- geisterung für unsere Kolonialpolitik, das im deutschen   Volke etwa noch vorhanden gewesen sein mag. durch die bitteren Erfahrungen in Südwestafrika und Deutschostafrika   eine arge Abknhllmg erfahren hat. Es war vorauszusehen, daß in dieser unangenehmen Situation unsere Kolonialtreiber den Mund noch voller nehmen würden, als es geschehen sein würde, wenn uns die Katastrophen in Afrika   er- spart geblieben wären. Sämtliche Redner des Kolonialkongresses boten denn auch alles auf, um die Mißstimmung des Volkes gegen die unglückselige Kolonialpolitik durch phrasenreiche Redensarten zu übertönen. Schon der Präsident deS Kongresses, der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, der die Tagung mit einer An- spräche eröffnete, gab den Ton für die Kongrcßverhandlungen an. Er wies auf den überraschend zahlreiche» Besuch der Tagung hin. Ob es gerade ein glänzendes Ergebnis war. daß diesmal 86 Ver- einigungen den Kongreß beschickt halten, gegenüber 7t) Vereinigungen, die im Jahre 1902 vertreten waren, ist doch wirklich die Frage! Wir sind im Gegenteil der Ansicht, daß der geringe Zuwachs der kolonialfreundlichen Vereinigungen gerade ein Beweis dafür ist, daß die Masse der Bevölkerung von der Kolonialpolitik ganz und gar nichts wissen ivill. Natürlich konnte es auch nicht fehlen, daß die Regierimg den Kongreß durch offizielle Ansprachen ehrte. Das Amt des Sprecher? hatte Graf Posadowskh übernommen. Der Redner war ehrlich genug, zuzugestehen, daß es den Anschein habe, als ob die traurigen Ereignisse in Afrika   auf die koloniale Stimmung mancher Volkskreise eine Rückwirkung ausgeübt hätten. Er meinte aber, daß bei nüchterner Beurteilung der Verhältniffe man von vornherein mit herben Erfahrungen und vielfachen Rückschlägen habe rechnen müssen. Ein Volk, das sich.sein Ansehen im Rate der Völker' erhalten wolle, müsse es vor allem verstehen,auch in schweren Zeiten still und zähe durchzuhalten'. Er gebe der zu- versichtlichen Hoffnung Ausdruck, daß die Beratungen des Kongreffes eine wertvolle Grundlage für die Erwägungen und Entschließungen der verbündeten Regierungen bilden würden. In ähnlicher Weise äußerte sich auch der demnächst verflossene Kolonialdirektor Stüde   l. Für Deutschland  , erklärte er, seien Kolonialbesitz und Kolonialpolitik eine dringende Notwendigkeit. Den Feinden der Kolonialpolitik, die den Grundsatz aufstellten. Deutschland   brauche keine Kolonien, müsse mit aller Entschiedenheit entgegengetreten werden. Er hoffe, daß die Verhandlungen des Kongreffes dazu beitragen würden, den deutschen Kolonialbesitz zu befestigen, um die deutsche Kolonialpolitik wesentlich zu fördern. Nachdem dergestalt die Regierung den Kolonialtreibern ihren Segen erteilt, wurde in die eigentlichen Verhandlungen eingetreten. Zunächst sprach Professor Helfferich, der ehemalige Beamte deS Kolonialamtes und der künfttge Leiter der anatolischen Bahn, über die Bedeutung der Kolonien für unsere Bolksniirtschaft. Deutschland  , so führte er aus, sei im Laufe der letzten Jahr- zehnte wie kaum ein anderes Land in die Weltwirtschaft hinein- gewachsen. Sein auswärtiger Handel habe sich 1904 auf 11,6 Milliarden belaufen. Es stehe darin nur noch hinter Großbritannien  (mit 15.6 Milliarden) zurück. Da wir nicht in einer Zeit des fteien Weit- bewerbeS zwischen den einzelnen Nationen lebten, da die einzelnen Staaten vielmehr ihre territoriale Hoheit dadurch aus- nutzten, um im Wege der Gesetzgebung den Wettbewerb der anderen Nationen zu beeinträchtigen, sei die Erwerbung eigener Kolonien eine dringende Notwendigkeit. Ein leissimgSfähiger Kolonial- besitz fei aber ohne eine starke Flotte unmöglich. Nur eine Flotte, die auch einem überlegenen Gegner furchtbare Wunden zu schlagen vermöge, könne Deutschland   die Sicherheit geben, daß seine Konkurrenten der Versuchung widerstehen würden, das Schwert in die Wagschale des wirtschaftlichen Wettbewerbes zu werfen. Nur eine Entwickelung des Kolonialbesitzes werde es der deutschen Handelspolitik ermöglichen. sich auf die Dauer auch auf fremdem Boden erträgliche Bedingungen für einen ftiedlichen Wettbewerb zu sichern. Das Deutschland   der Zukunft werde eine Kolonialmacht sein, oder eS werde als Wirtschaft- liche und politische Weltmacht nicht existieren. ES sei uns gestattet, diesen phrasenhaften und bombastischen Darlegungen einige nüchterne Tatsachen entgegensetzen. Wenn Dr. Helfferich den deutschen Exporthandel auf 11,6 Milliarden be« zifferte und die Bedeutung unserer Kolonien für den Welthandel hervorhob, so hätte er auch nicht verabsäumen dürfen, nähere Zahlen über unseren Kolonialhandel mitzuteilen. Der deutsche Gesamt- Handel mit unseren sämtlichen Kolonien hat aber zurzeit nur einen Wert von 82 Millionen Mark. Er beträgt also nicht mehr al» den 360. Teil unseres gesamten Exportes. Daß ein solcher Kolonialhandel gegenüber dem deutschen  Gesamthandel eine geradezu lächerliche Rolle spielt, liegt auf der Hand. Daß sich daS VerhälttnS im Laufe der Zeil   wesentlich günstiger gestalten würde, ist nach dem Charakter unserer Kolonien nicht anzunehmen. Wenn also wirNich die anderen Nationen dem deutschen Handel den Wettbewerb erschweren wollten, so würde unser Kolonialhandel als Ersatz für den vorlorenen Handel mit den anderen Nationen überhaupt nicht in Frage kommen. Zum Glücke aber existieren die von Dr. Helfferich heraufbeschworenen Gefahren für den deutschen   Wettbewerb bei weitem nicht in dem behaupteten Maße. Die fremden Nationen, speziell England, können gar nicht daran denken, Deutschland   vom Wettbewerbe auszuschließen, da sie ja auch auf den Wettbeiverb auf dem deutschen  Markte selbst angewiesen sind. Schon wiederholt haben wir nach- gewiesen, daß Englands Export und der Expon seiner Kolonien nach Deutschland   großer ist als umgekehrt der deutsche   Export nach Eng- land und seinen Kolonialbesitzungen. Wenn eine Gefahr für Deutsch  - land entstehen kann, so nur dadurch, daß durch solche bombastische kolonialpolitische ZukunftS-Pro- gramme, wie sie Helfferich entworfen hat, die anderen Kolonialmächte sich bedroht fühlen können! Mit seinen gegenwärtigen Kolonien wird Deutschland   in aller Zu- kunft keine Kolonialmacht werden. Wenn also Dr. Helfferich Deutsch  - land zu einer Kolonialmacht entwickelt sehen will, so heißt das nichts andere», als daß die derzeitigen Kolonien anderer Nationen als Objekte deS Kolonial-Expansionsdranges Deutschlands   in Frage kämen. Eine solche Kolonialpolitik aber müßte Deutschland   in die Verhängnisvollsten Konflitte mit den anderen Kolonialmächten treiben. Den Hauptclou der Tagung sollte zweifellos der Vortrag des Kaufmanns Schanz- Chemnitz über die Baumwollsrage in den deutschen Kolonien bilden. Die Wertlosigkeit unserer Kolonien als Ackerbankolonicn steht derartig fest, daß man notgedrungen ein neues Reklame- mittel für unsere Kolonialpolitik gebrauchte. Als eines solchen Reklamemittels bedient man sich bereits seit einiger Zeit des angeblich zukunftsreichen Baumwollbaues in unseren afrikanischen Kolonien. Kausinann Schanz eröffnete denn auch dem deutschen   Baumwollbau die rosigsten Perspektiven. Deutschlands  Baumwollindustrie liefere jährlich einen Produktionswert von rund einer Milliarde Mark. Sie beschästige in ihren Vettieben zirka eine Million Arbeiter. Als Bezugsläuder für Baumwolle kämen aber bisher nur Nordamerika  , Ostindien und Aegypten   in Frage. Durch Stockungen der Produktion in diesen Ländern und durch allerhand Spekulattonen der Baumwolltruste sei aber die gedeihliche Entwickelung der deutschen Baumwollindustrie gefährdet. ES sei deshalb notwendig, daß Deutschland   daran denke, sich durch Entwickelung der Baum- woll- Produktion in seinen afrikanischen Kolonien bis zu einem gewissen Grade unabhängig zu machen von dem ausländischen Export. Die deutschen Kolonien nun, namentlich Togo  , Kamerun  , dann aber auch Siidwestafrika und Deutschostafrika  , eigneten sich aus- gezeichnet zum Baumwollbau, wodurch unsere Kolonien noch einen kolossalen Aufschwung nehmen können. Auch hier müssen wir den pomphaften Zukunftsträumen die nüchterne Wirklichkeit gegenüberstellen. Deutschland   importierte im Jahre 1903: 369 Millionen Kilogramm Baumwolle, oder 1 845 000 Ballen a 200 Kilogramm. Der Ertrag des Baumwoll- baueS in Togo   betrug aber ganze 32000 Kilogramm oder 160 Ballen, d. h. also den 11250. Teil der in Deutschland   ge- briinchlen Baumwolle. Die Produktion OstafrikaS   an Baum- wolle war noch beträchtlich geringer, die übrigen Kolonien kamen überhaupt noch nicht in Frage. Nun wird allerdings be- hauptet, daß sich der Baumwollbau in Togo   und Kamerun   ganz außerordentlich entwickeln könne. Die letzte amtliche Denk- schrift über die Entwickelung unserer Kolonien äußert sich jedoch weit skeptischer über die Entwickelung und die Aussichten des Baumwollbaues. Sie berichtet über aller- Hand Schädlinge, welche in den letzten Jahren in Togo  die Wurzeln der Baumwollpflanzen zerstört und dadurch geringe und ungenügende Erträge verursacht hatten. Allerdings könne an der K ü st e in Südtogo der Baumwollbau eventuell gewinnbringend betrieben werden. Jedoch nur als Nebenkultur vorhandeuer anderer Plantagen. Auch über den Baumwollbau in Ostaftika gibt die Denkschrift eine nicht gerade sehr günstige Dar- stellung. Auch hier seien gleich im ersten Jahre die Baumwollfelder nicht von Krankheiten verschont geblieben. Ob die Eingeborenen sich zum Baumwollbau in größerem Matzstabe entschließen würden, hänge davon ab, ob sich der B a u m w ol l.b q u nur einiger- maßen rentabel erweisen werde. Man sieht also, daß die Denkschrift der Regierung dem Baumwollbau in unseren Kolonien keineswegs eine allzu günstige Prognose stellt. Sie gibt namentlich zu, daß die Baumwollproduktion völlig abhängig sei von der Entwickelung der Verkehrswege. Das aber ist für das deutsche   Volk der Kernpunkt der ganzen Frage! Eine auch nur bescheidene Entwickelung- der Baumwoll- Produktion würde erst dann eintreten können, wenn daS Reich die Mittel zum Bau zahlreicher Kolonial- bahnen bewilligen würde! ES müßten also Dutzende und Aberdutzende von Millionen für Bahnbauten ausgegeben werden, bis der(Ertrag unserer Kolonial Baumwollproduktion auch nur einige Tausend Ballen betragen würde l Aber selbst wenn unsere Kolonien so viel Baumwolle bauen würden, wie beispielsweise Peru   mit 13 000 Ballen, Persien   mit 32 000 Ballen oder die Türkei   mit 80 000 Ballen, so käme diese Produktionsmenge gegenüber der Bedarfsmenge an Baumwolle in Deutschland   immer noch gar nicht in Frage. So erweisen sich die Hoffnungen auf die Entwickelung der Baumwollproduktion als Illusion, für die aber das deutsche   Volk abermals um ungezählte Mi lli on c n g e s ch r ö p ft w er d en soll! In einer der Abteilungen des Kolonialkongresses sprach Profeffor Dr. Z ä h n- Berlin über die Verbreitung der Deutschen   im Auslände. Drei Millionen Deutscher   befänden sich im Auslande. Die AuS- dehnung des Deutschtums sei fortgesetzt im Steigen. Es müsse darum alles getan werden, um das leider so häufige Aufgehen in die ftemde Nationalität durch Pflege des deutschen Nattonalstolzes in der Fremde zu verhindern. Daß diese Ratschlöge von den Ländern, stach denen die deutsche Auswanderung heute hauptsächlich erfolgt, besonders sympathisch empfunden würden, ist wohl schwerlich anzunehmen. Aber was hat dies ganze Gerede mit dem Kolonialkongreß überhaupt zu tun? Unsere Kolonien kommen als Siedelungskolonien für die deutsche AuS- Wanderung überhaupt nicht in Frage. In allen unseren Kolonien befinden sich insgesamt nicht mehr als 9000 Deutsche, und da die meisten Kolonien tropisches Klima besitzen, wird ihre weiße Bevölkerungszahl auch nicht nennenswert steigen. Höchstens in Südwestafrika Iverden sich einige Tausend Biehzüchtcrfamilien ansiedeln können, für deren Existenz aber auch das Deutsche Reich bereits mehrere hundert Millionen berappen mußte I Ueberhaupt ist die ganze Kolonialpolitik das schlechteste Geschäft, das sich überhaupt denken läßt. Nur eine Handvoll Deutscher   ver- mögen in den Kolonien ihre Existenz zu finden. Der Handel mit Deutschland   ist ein minimaler. Wohl aber kosten diese Kolonien uns unermeßliche Summen! So beträgt allein im Jahre 1905 der Reichszuschuß für die Kolonien nicht weniger als 113 Millionen Mark! Dieser Reichszuschuß wird aber noch bedeutend anschwellen durch die Summen, die uns der südwestafrikanische Krieg und wahrscheinlich auch der ostafrikanische Aufstand kosten Ivird. Mit der Kolonialpolitik aber ist die F l o t t e n p o l i t i k unlösbar verknüpft. Die Milliarden, die uns unsere Flottenpolitik kostet, könnten gespart werden, wenn nicht unsere Kolonialphantasten der kindischen Illusion eines größeren überseeischen Deutschland   nachhingen. Wie aber die einleitenden Ansprachen der Regierungsvertreter bewiesen, finden die abenteuerlichen Projekte unserer Kolonialfexe bei der Regierung die eifrigste Förderung. Es ist deshalb Pflicht des deutschen Volkes, namentlich der deutschen Arbeiterklasse, die unsinnige Kolonialpolitik noch energischer alS bisher zu bekämpfen! 'm Die deutschen Bodenreformer beschäftigten sich auf ihrem 15. Bundes- tage am Mittwochabend im Abgeordnclenhause ebenfalls mit u n s e r e n Kolonien. Der Referent war I. K. Victor. Mitglied der Bremer Handelskammer und des KolonialratcS und einer der größten Plantagenbesitzer in Togo  . Sein Borttag war eine große schwere Anklage gegen die konzessionierten Gesell- schaften in den Kolonien, welche jede Entwickelung daselbst au? Absicht und Berechnung hemmen. Die deutsche Regierung sei die ergebene Dienerin dieser Spekulanteugruppen von großen Kapitalisten. Die bedeutendste Gruppe sei die South West Asrican Co., 1892 gegründet, die in Verbindung mit englischen Kapitalistengruppen stehe und kleinere ihr untergeordnete Kolonialgesellschaften gegründet habe. Die wertvollsten Vorrechte, Land- und Minengerechtsame sowie wichtige Privilegien zu Bahnanlagen hätten diese Gesell- schaften von de- Regierung erhalten, ohne die übernommenen Pflichten zur Entwickelung und Erforschung des Landes zu erfüllen. Sie hielten an ihren Rechten mit Zähigkeit fest, täten aber zur Förderung irgendwelcher Fortschritte nichts, wozu sie nicht gezwungen würden, und die Regierung zeige sich stets schwach und nachgiebig gegenüber den Interessen dieser Kapitalistengruppen. Der Redner meinte, es könnten in unseren Kolonien in Slldwestaftika große Schätze gehoben werden.(??) Der Boden sei sehr reich an Edel- steinen(??), aber so lange' in Kimberley noch Diamanten ge- funden werden, dienen die Schätze in Südwestaftika nur als Vorratslager, die nicht angegriffen werden dürften, um keine unnötige Konkurrenz zu schaffen. Die Kolonien seien wertlos für das Deutsche Reich, welches Gut und Blut opfert zum Nutzen ein- zelner Kapitalistengruppen allein. Vertteter des Auswärtigen Amtes und des Kolonialamtes waren anwesend, aber in der Diskussion meldete sich kein Gegner der Aus- führungcn des Referenten zum Wort, trotz mehrfacher Aufforderung des Vorsitzenden Adolf Damaschke   an die Gegner. Gegenüber einigen Anfragen in bezug aus die Neger erklärte der Referent, daß der Neger Neuerungen weit leichter zugänglich sei, als man allgemein annehme und daß er sich a n st ändig zeige, wenn man ihn anständig behandele. Die Versammlung nahm eine Resolution an des Inhalts, daß der Bund der deutschen Bodenrefornier sich aufs neue zu den Forderungen bekenne, die er schon im Jahre 1900 aufgestellt habe, daß Arbeit und Grund und Boden nicht gettennt werden sollten in unseren Kolonien, daß es ungerecht und verderblich sei, wenn die steigenden Bodenrenten unserer Schutzgebiete ohne genügende Gegenleistung an einzelne Spekulantengruppen vergeben werden; er fordert straffe Handhabung der Aufsichtsrechte des Deutschen Reiches; er dringt ans die Erfüllung der übernommenen Pflichten der konzessionierten Gesellschaften und verlangt eine Einschränkung der großen Rechte und Machtbefugnisse bei künftigen Konzessionen an Kapitalisten« gruppen und eine ganz erhebliche Verkleinerung deS überlassenen Landgeöictcs._ Die Revoltttion in Rußland  . Die Lage im Kaukasus  . Baknf, ß5, Oktober.  (Meldung der Petersburger Telegraphen- Agenwr.) Die Lage ist noch immer nicht normal. Die Einwohner fahren fort, sich von Patrouillen begleiten zu lassen. Viele Laden sind geschloffen, Plünderung und Morde kommen täglich vor. Niemand glaubt an die Beständigkeit deS Friedens zwischen den Tataren und Armeniern. Die Tataren weigern sich, die Verantwortung ftir die Ruhe im Bohrgebiet zu übernehmen und die Opfer zu entschädigen, wenn ein Schuldiger arretiert worden ist. »»» Die Schülerbewegnng. Woronesch  , 4. Oktober.  (Meldung derPetersburger Telegraphen-Agentur".) 300 Seminaristen veranstalteten einen Aufzug in der Dvorianskajastraße. Eine Menge von Schülern anderer Lehranstalten schlössen sich ihnen an, so daß die Menge auf etwa tausend Personen anschwoll. Sie hielten den Verkehr mit Straßenbahnen und Wagen auf; Polizei und Kosaken trieben schließlich die Menge auseinander. *»* Die Schließung der Universität Moskau. Petersburg, 5. Oktober. DieNowoje Wremia' meldet aus Moskau  , daß eine von nichtstudentischer Seite in den Räumen der Universität abgehaltene Versammlung den Nettor veranlaßt hat, die Universität zeitweilig zu schließen. . Revolntionäre Schreibmaschinen. Nicht nur die Fahrräder, sondern auch die Schreibmaschinen haben sich als Erfindungen des Umsturzes herausgestellt. Da in letzter Zeit vielfach Proklamationen revolutionären In­halts verbreitet worden sind, die mit Schreibmaschinen angefertigt worden sind, so hat der Gehülfe des Ministers des Innern eine Verfügung erlassen, wonach Schreibmaschinen nur mit polizeilicher Genehmigung verkauft werden dürfen. Den Schreibmaschinen- Händlern, die man einer strengen Kontrolle unterworfen hat, werden für etwaige llebertretungSfälle hohe Sttafen angedroht. Eins der Partei. Arieiterfekretariate. Nachstehend veröffentlichen wir die Adressen der zurzeit in Deutschland   errichteten Arbeitersekretariate. Die Veröffentlichung soll periodisch erfolgen, jedesmal bei Beginn eines neuen Quartals. Wir ersuchen die Interessenten, unS in der Vervollständigung des Verzeichnisses zu unterstützen und von einer Adressenänderung unS rechtzeitig Kenntnis geben zu wollen. Arbeitersekretariate bestehen in: Altcuburg(S.-A.), Wallstr. 9 I. Altona  -Hamburg  , Gänsemarkt 35 IL Barmen, Oberdörncrstr. 104. Berlin   SO., Engel-Ufer 15. Bielefeld  , Turncrstr. 45. Bochum  , Wiemelhauserstr. 8842. Bremen  , Ostcrthorstr. 26 TL Bremerhaven  , Am Hasen 49. Breslau  , Mcssergasse 18/19 L Bromberg, Jakobstt. 17. Cassel  , Wildemannsgasse 30 L Charlottendurg, Grünstr. 23. Cyrmnitz-Kappel, Zwickauerstr. 152. Coburg  , Mauer 26. Darmstndt, Elisabethstt. 31. Dortmund  , 1. Kampstt. 73 I. Duisburg  , Friedrich Wilhelmstr. 76. Düsseldorf  , Kasernenftr. 67 a. Elberfeld  , Hombückel 6 L Esse», Kirchstr. 18. Forst i. L., Pronienade 5. Frankfurt   a. M.» Am Schwimmbad 6/10. Furth, Theaterstr. 19. Gera  , Hospitalsir. 21 I. Gelsenkirchcn, VereinSstr. 29. Gotha  , Erfurtcrstraße<altes GerichtSgebäube). Halle a. S., Gciststr. 21. Hamburg  , Gänsemarkt 35 II. tanau, Mühlenstr. 2. annovcr, Artilleriestr. 13. Harburg   a. Elbe  , Deichstr  . 12. Iserlohn  , Mühlengang 15. Jena, Saalbahnstt. 8. Karlsruhe  , Kurvenstt. 19. Kattowih, RathauSstr. 6. Kiel  , Gasstr. 21 parterre. Kohlschcid bei Aachen  , Nordflraße. Köln   a. gih., Severiustr. 201. Kronach  , Kirchenplatz 74. LandoShiit i. Schl., Waldenvurgerftr. 27 II.