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Nr. 263. 22. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Donerstag, 9. November 1905.

Die Revolution in Rußland  .

Die Konterrevolution an der Arbeit.

Eine Zeitungskorrespondenz meldet:

Für die russische   Revolution. Sonnabend fand in Amsterdam   im Volkspalast eine grandiose Sympathie- Rundgebung für die russische Revolution statt.

bindung gestanden habe, nicht seine Klage zurücknehmen wolle, er­flärt der Vertreter des Herzogs, daß er glaube, schlage zu entsprechen. daß eine Möglichkeit vorliege, diesem Vor­Er müsse sich aber erst mit dem Herzog in Verbindung setzen. Infolge dieser Erklärung wird dann die Verhandlung bertagt. Auch diese Verhandlung hatte also wieder ein vollständig

Die Versammlung, welche von 5000 Personen besucht war, Petersburg, 8. November. General Trepow ber= bleibt auf allen seinen Posten. Er verdankt dies der nahm einstimmig folgende Resolution an: Zarin- Mutter, Maria Feodorowna, die an der Spize der Die Versammlung begrüßt das gegen den Absolutismus negatives Ergebnis. Sie gab keinerlei Aufschluß darüber, reaktionären Partei und der Großfürstenclique steht und auf heldenhaft kämpfende russische Proletariat als neuen Bundes wohin das Geld geraten ist, sie bewies nur wieder, wie unvorsichtig den Zaren einen großen Einfluß ausübt. genossen im Kampfe der Arbeiter aller Länder gegen die es von dem Freiherrn   v. Mirbach gewesen ist, sich von Banken Petersburg  , 8. November.  ( Meldung der Petersburger kapitalistische Gesellschaft und ruft die Arbeiterschaft Nieder- Gelder zu Kirchenbauten zur Verfügung stellen zu lassen. Ebenso Telegraphen- Agentur.) Ein Regierungscommuniqué verurteilt lands zur kräftigen finanziellen Unterstüßung der Revolution unvorsichtig war es von dem Freiherrn   v. Mirbach, eine Quittung die Versuche der Blätter, aus Anlaß der Unruhen die im Zarenreich auf." Autorität der Militärobrigkeiten zu erschüttern,

für einen Betrag auszustellen, den er nicht erhalten hat. Wenn

und hebt hervor, daß in der allgemeinen Beurteilung der eine ziemlich starke Demonstration im Trafalgar Square   statt, pflogenheit sei, so zu verfahren, so befindet er sich noch immer in London  , 6. November. Gestern fand bei Rebel und Regen Herr v. Mirbach meint, daß es eine durchaus kaufmännische Ge­Tätigkeit der Truppen keine Meinungsverschiedenheit zwischen den die von der Sozialdemokratischen Föderation einberufen war, einem bedauerlichen Irrtum. Bei der Auflösung eines Kontos höchſten Militär- und Zivilverwaltungen beſtehe. Auch die Mehr- um die Sympathie der englischen Arbeiter mit ihren kämpfen- genügt es nicht, einfach eine Quittung auszu­heit der Gesellschaft werde bei ruhiger unparteiischer Beurteilung den Brüdern in Rußland   fundzugeben. Folgende Resolution bie Hebertragung.des Geldes auf ein anderes stellen, sondern es ist erforderlich, gleichzeitig die Verdienste der Truppen bei der Bewurde angenommen: Die Versammlung sendet brüderliche Konto vorzunehmen! Jedenfalls hatte Freiherr v. Mirbach ruhigung des Landes anerkennen. Grüße an an ihre russischen Genossen, die gegenwärtig feinerlei Veranlassung, sich allzusehr über die Presse zu entrüften, in einem titanischen Stampfe gegen die Mächte der die bei dem mit Geldangelegenheiten doch im übrigen sehr ver­Despotie und der Bureaukratie begriffen sind. Wir hoffen, daß ihre glänzenden Anstrengungen, ihre Stalt- trauten Freiherrn   die Kenntnis elementarster Geschäftsgepflogen­blütigkeit und ihr Wagemut sowie ihre Klugheit und Reserve, heiten voraussetzte. Daß er sich in seiner Kirchenbautätigkeit durch mit der sie die zarischen Versprechungen behandelten, zur baldigen Befreiung Rußlands   führen werden, so daß das Angelegenheit, doch wird er künftig wohl so vorsichtig sein, hinter russische Proletariat in den Stand gesezt wird, seine ökonomische Kompromittierungen zu wittern und sein Geld lieber direkt von Befreiung im Lichte der Freiheit zu verwirklichen. Wir be­grüßen freudig den herannahenden Zusammenbruch des Zarismus, der immer ein Bollwerk der Reaktion und eine Gefahr für den europäischen   Frieden war."

Der Säbel und der Weihwedel. Saratow  , 7. November.  ( Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur.) Die Bevölkerung, welche sich bereits einigermaßen beruhigt hatte, ist durch eine Proklamation des Bischofs Hermogenes von Saratom von neuem heftig erregt worden. In dieser Proklamation fordert der Bischof zu Ge­walttätigkeiten gegen die Feinde des Staates auf; zu diesen zählt er die männlichen und weiblichen 3öglinge der Gymnasien.

Die Schreckensherrschaft der Kosaken  .

Moskau  , 8. November. Der von den Liberalen Moskaus   ge­gründete Verband der Verbände" hat telegraphisch   den Grafen Witte gebeten, die in Moskau   stationierten Rosaten infolge ihrer Gewalttätigkeiten aus der Stadt auszuweisen.

Die Judenmezeleien.

Wie aus Bukarest   gemeldet wird, dauern die Gewalt taten gegen die Juden in Bessarabien   fort. Eine Stadt ist durch Feuer vollständig zerstört, alle jüdischen Einwohner find umgekommen. Die Stadt Ismaila an der Donau   steht London  , 8. November. Nach vertrauenswürdigsten russischen Quellen berechnet man die Anzahl der bei den Unruhen in Südrußland   getöteten Juden auf 15 000, die der verwundeten auf gegen 100 000.

in Flammen.

Petersburg, 7. November. Wittes erste Amtshandlung als Ministerpräsident war die Entlassung von 11 Gouverneuren, in deren Amtsbezirken die judenfeindlichen Unruhen in der schlimmsten Form aufgetreten waren.

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Die Revolution marschiert weiter. London  , 8. November. Die finnischen   Städte Uleaborg  , Christinestad, Jacobstad, Nikolaistad und Nystad sind, nach einer Petersburger Meldung der Daily Mail" in den Händen der Aufständischen. Die russische   Besatzung der Festung Sveaborg ergab sich ohne Schwertstreiche.

Jm Kaukasus  .

Batum, 7. November.( Meldung der Petersburger Telegraphen Agentur.) Läden und Comptoire find ge­schlossen. Die Höglinge aller Schulen bleiben dem Unter­richt fern. Von sozialdemokratischer Seite wird behauptet, daß bei der Zerstörung der Schienenwege auf der Station Sadjevacho durch Soldaten 18 Personen getötet und vier verwundet wurden.

Am 2. November griff die Voltsmiliz in dem Orte Nassatvirali den von 120 Rosaten begleiteten Bezirkschef an. Der Kampf dauerte 17 Stunden. 105 Rosaten fielen. Die Polizeibeamten des Ortes wurden jämtlich getötet. Von der Miliz fielen nur vier Mann.

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Warschau  , 8. November.  ( Privattelegramm des Vort.") Die tleritale" und nationaldemokratische" Agitation gegen die Sozialdemokratie wird immer heftiger. Arbeiterversamm lungen werden durch Tumult der Nationalen" unmöglich ge­macht. Trotzdem erklärt sich die Arbeiterschaft für die Fort­fegung des Kampfes.

Hakatistische Faseleien.

Die bürgerliche Breffe faselt von einer großpolnischen Agitation", die angeblich in Russisch- Polen gegenwärtig wüte und begründet damit eine gerüchtweise verbreitete Nachricht, wonach die Kommando stellen der Truppen an der Dftgrenze, in Oberschlesien  , schon vor einiger Zeit angewiesen worden feien, alle notwendigen Maßnahmen zu treffen, um etwaige großpolnische Unternehmungen auf preußischem Boden schon im Reime zu erstiden".

Der Eisenbahnverkehr.

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alle Anfeindungen nicht anfechten lassen will, ist seine persönliche den Spenden von Bankunternehmungen die Gefahr irgend welcher

privaten Spendern, seien es nun Juden oder Christen, zu beziehen. Aus der Partei.

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Stimmen aus Genossenkreisen.

Königsberg   i. Pr., 7. November. Die fönigliche Eisenbahn  - Die am 5. d. M. in Ronsdorf   tagende Konferenz der Vertreter direktion macht befannt: Der Personen- und Güterverkehr ist auf des Wahlkreises Lennep- Remscheid- Mettmann beschäftigte sich mit folgenden Anschlußstrecken der Linie Wirballen- Petersburg er der Haltung verschiedener Parteiblätter und der beteiligten sechs öffnet: auf der Libau- Rommyer Bahn über Koschedary, auf der Redakteure in Angelegenheit deren Ausscheidens aus der Nedaktion Riga  - Dreler Bahn über Dwinst, auf der Windau- Rybinsker Bahn des Vorwärts". Genoffe 28ermuth, früheres Mitglied der über Riefhiza, mit der Nikolai- Bahn über Pstow- Gatschina- Preßkommission des Vorwärts", der aus eigener Kenntnis der übernimmt zurzeit Güter nach Stationen der Südwestbahnen außer sich dabei: Genosse Wermuth wies nach, daß die Haltung des Petersburg. Die übrigen Anschlußstrecken sind noch gesperrt. Grajewo   Verhältnisse urteilte, äußerte nach der Bergischen Arbeiterſtimme" Moskau  - Brester und der Chartow- Nikolajewer Bahnen. Odessa   und Kiew  , sowie nach Stationen der Boljässieschen, der Vorwärts" in verschiedenen grundlegenden Fragen kein anderes Der als das jetzt eingetretene Resultat zeitigen konnte. Wenn man hier Bersonenverkehr über Grajevo ist nur mit den Stationen der die Schuld den Parteivorstand zuweist, so trifft das keineswegs zu, russischen Südwestbahnen wieder aufgenommen. indem der Parteivorstand gerade, das könne er als früheres Preß­fommissionsmitglied des Vorwärts" bestätigen, sich die größte Reserve auferlegt habe. Auch treffe es nicht zu, wie Genosse Eisner im Hamburger Echo" berichtet habe daß die prinzipielle Haltung des Vorwärts" feiten oder fast gar nicht Gegenstand der Erörte rungen in den Preßkommissionssipungen gewesen sei. Er tönne behaupten, daß sich die bisherige Borwärts"-Mehrheit in stetig steigenden Gegensatz zu den Grundanschauungen der Partei gestellt habe. Eine Diskussion wurde nicht beliebt und erfolgte hierauf die einstimmige Annahme folgender Resolution:

Warschau  , 7. November. Auf der Eisenbahn Warschau- Peters­burg ist heute der Betrieb wieder aufgenommen worden. Die Warschau  - Wiener Bahn und die Weichselbahnen werden wahr scheinlich noch einige Tage unterbrochen bleiben. Der allgemeine Ausstand nimmt allmählich ab. In Lodz   töteten die Kosaten heute sechs Personen.

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Konto K.

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Die heute, am 5. November, in Ronsdorf   tagende Kreis­konferenz des Wahlkreises Lennep Remscheid   Mettmann   erblickt entgegen den Anschauungen der meisten Parteiblätter bezüglich der Vorwärts"- Affäre eine dem bisherigen Verhalten des Vorwärts" in verschiedenen Parteifragen notwendige Reorgani sation. Sie spricht dem Parteivorstand von neuem das von ber­schiedenen Parteiblättern in Frage gestellte Vertrauen aus, dies umsomehr, als der Parteivorstand im Einverständnis der auf dem Jenaer   Parteitage gefaßten Beschlüsse als auch der Berliner  Parteibewegung gehandelt hat. Das unqualifizierbare Vorgehen einiger Parteiblätter verurteilt die Konferenz auf das entschiedenste, weil dasselbe unserer gesamten gegnerischen Presse Vorschub zu Teisten geeignet ist und dadurch eine Schädigung der Gesamtpartei im Gefolge hat. Die Kreisfonferenz spricht den Wunsch aus, daß, wenn sich ähnliche Fälle wiederholen sollten, man zunächst die Instanzen, die das Vertrauen der Gesamtheit auf diese Stelle gesetzt hat, sprechen lassen soll, bevor man durch einen ähnlichen unüberlegten Preßfeldzug die Partei schädigt."

Die rätselhafte Angelegenheit über den Verbleib von 325 000 Mart, die von der Pommernbank dem Erhofmeister v. Mirbach für Kirchenbauten zur Verfügung gestellt worden waren, aber dann in mysteriöser Weise verschwunden sind, wurde heute abermals vor dem Berliner   Landgericht verhandelt. Angeklagt war der Redakteur Richard Löwe von der Berliner Zeitung  " wegen Beleidigung des Herzogs Ernst Günther von Schleswig- Holstein  , da in dem ge­nannten Blatte die Perfon des Herzogs mit dem Verschwinden des Konto K in Verbindung gebracht worden war. Der Verlauf des Prozesses bot keinerlei neue Momente. Erminister Staatsrat Budde gab dieselbe Darlegung über die Affäre, die er bereits früher gegeben hatte. Er habe eine Quittung Mirbachs über 327 358 Mart vorgefunden. Auf Anfrage habe Herr v. Mirbach erklärt, diese Summe nicht erhalten zu haben. Eine Unterschlagung der Bankbeamten sei ausgeschlossen. Nicht ausgeschlossen sei, daß das Geld von Schulz, einem der Direttoren der Bank, erhoben worden sei. Dafür, daß der Herzog Ernst Günther   von Schleswig­Holstein den Betrag erhalten habe, wovon in der Presse die Rede gewesen sei, fehle es an jedem Anhalt. Ernst Günther sei niemals Eine start besuchte Mitgliederversammlung des Sozialdemo Stunde der Pommernbank gewesen, sein Name fomme niemals in kratischen Vereins in Konstanz   nahm ebenfalls in der Sache Stellung. Von allen Rednern wurde die das Vorgehen des Parteivorstandes Büchern der Bank, in Konten usw. vor. Auf die Frage des Ver- verurteilende Haltung des Karlsruher Volksfreund" mißbilligt. Der teidigers des Angeklagten, ob es nicht auffällig fei, daß Volksfreund" bemerkt dazu: Es ist das gute Recht der Konstanzer  iemand über 325 000 Mart quittiere und das Geld dafür Parteigenossen, ihre Ansicht der unserigen gegenüberzustellen. Ob sie nicht erhalte, erklärt Budde, daß auch er zuerst der Meinung aber berechtigt sind, unsere Haltung zu mißbilligen, das steht doch gewesen sei, Freiherr v. Mirbach habe das Geld erhalten. Da auf einem anderen Blatte, zumal der Volksfreund", das sei aus­dieser aber eidlich das Gegenteil bekundet habe, sei für ihn die drücklich konstatiert, bisher in der Hauptfache rein referierend sich Cache erledigt gewefen. Der Herzog Ernst Günther   hat eidlich verhalten und nur in der Donnerstag- Nummer in 18 Beilen erklärt, daß er weder zu den früheren Direktoren der Bommern   Stellung zur Frage genommen hat. Wir verstehen es deshalb nicht, bant, Schulz und Nomeid, noch zu den von diesen geleiteten Refolution fassen kann, ohne zu sagen, was man denn eigentlich wie man angesichts dieser Umstände sofort eine Mißbilligungs­Unternehmungen in irgend welcher direkter oder indirekter Be- Reſolution fassen kann, ohne zu sagen, was man denn eigentlich mißbilligt." ziehung gestanden habe.

halten habe, von ihm zurüdgezahlt worden sei. Ueber den Berbleib Der Zeuge Mirba ch sagte aus, daß alles Geld, das er er Der Vorwand ist jedenfalls äußerst ungeschickt gewählt, denn der 325 000 Mark wisse er nichts. In seiner weiteren Aussage be­die großpolnische Agitation" Russisch- Bolens ist ebenso eine flagte der Zeuge sich bitter über die gegen ihn erhobene Heße. Ausgeburt der blutigen Phantasie der baka Ich weiß," sagte er wörtlich, wer heutzutage dem tistischen Seger, wie die großpolnische Bewegung" in Bosen Herrn im Himmel dient, wird gehaßt und ver­und Oberschlesien  . Die hakatistische Reaktion weiß fehr wohl, daß folgt. Ich werde mich dadurch aber in meiner die nationaldemokratisch- pfäffisch- antisemitische" Richtung in Russisch- Tätigkeit nicht beirren lassen." Die Menschen, die Bolen genau so der Sache der Konterrevolution dient, wie die seinen Eid anzuzweifeln gewagt hätten, befäßen keine Ahnung Korfanty  - Partei in Oberschlesien  , die ja in dem jüngsten Wahlkampf von der Bedeutung eines christlichen Eides." Den seltsamen um in Stattowitz als stärksten Trumpf gegen die deutsche Sozialdemo- stand, daß er eine Quittung ausgestellt habe für einen Betrag, den fratie den Vorwurf ausspielte, fie unterstüße die blutigen Aus­schreitungen der ruffischen Revolution"! Wenn deutsche Truppen er gar nicht erhalten habe, erklärte er damit, daß ihm von den tatsächlich an der russischen Grenze mobilisiert werden sollten, so beiden Direktoren erklärt worden sei, da das Konto auf seinen wäre dies nicht als eine Vorsichtsmaßregel gegen die vorgefchützte Namen ginge, müsse es auch durch eine Quittung von ihm auf­" großpolnische Gefahr", sondern als eine äußerst unvorsichtige Bro- gelöst werden. Er habe denn auch daraufhin die Quittung in vokation gegenüber der proletarischen Revolution in Rußland Gegenwart beiber Herren ausgestellt. Er habe sich sagen lassen, und in Russisch- Polen zu betrachten, über die die deutsche Arbeiter- daß das kaufmännisch auch die richtige Art ge­schaft mit Nachdruck Rechenschaft fordern müßte. wesen sei, das Konto aufzulösen.

Wir sind der ganz selbstverständlichen Ansicht, daß die Genossen die Haltung ihres Blattes billigen oder nicht. zu jeder Zeit und in jedem Falle das Recht haben zu sagen, ob sie

., Ein hessischer Genosse schreibt dem Frankfurter   Parteiblatt unter anderem, daß nach seiner Beobachtung die Mißstimmung in Arbeiterkreisen desto mehr zunehme, je mehr zu der Affäre Artikel gebracht würden, die den Raum für die viel wichtigeren Ereignisse in Rußland  , Desterreich usw. wegnähmen. Die Mißstimmung kehre Redakteure. Es ist wahrlich hohe Zeit, daß sich unsere Presse auf sich infolgedessen nicht gegen den Parteivorstand, sondern gegen die ihre eigentliche Aufgabe besinnt; mögen die Redakteure, die nun ein­mal glauben, für ihre Kollegen Partei ergreifen zu müssen, ber­suchen, dies in anderer, geeigneterer Weise zu tun. Die Presse darf unter keinen Umständen der Tummelplaz endloser Zäntereien bleiben, wenn man nicht will, daß das nach jahrelanger mühseliger Arbeit Errungene in furzer Zeit wieder verloren gehen soll. Der Schaden ist heute schon unberechenbar; von der Vernunft unserer Presseleiter wird es abhängen, ob derselbe noch größer werden soll."

Der Vorstand des Sozialdemokratischen Vereins für Dresden­Altstadt hat in seiner gestern abgehaltenen Sisung folgende Reso lution beschlossen:" Der Vorstand erklärt, nachdem er von der Denk­schrift des Parteivorstandes und der Preßkommission des Vorwärts" Stenntnis genommen, daß er das bei Entlassung der sechs Vor wärts"-Redakteure angewendete Verfahren nicht billigen kann."

Stimmungsumschwung.

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Der Angeklagte Löwe verwahrte sich entschieden gegen die Ein Nachklang der Königsberger   Schmach. allgemeinen Angriffe des Herrn v. Mirbach gegen die Presse. Es Unser Königsberger   Parteiblatt schreibt: sei doch eigentümlich, daß Herr v. Mirbach nicht die Blätter verklagt Ironie der Weltgeschichte. Wie Genoffe Stubit telegraphisch habe, die seine eidlichen Aussagen in Zweifel gezogen hätten, sondern meldet, ist er in Riga   aus der Gefängnishaft befreit worden. Die fich gegen die Berliner Zeitung  " wende, die solche Zweifel nicht Verhandlung gegen ihn follte in der nächsten Zeit in Petersburg   geäußert hätte. Er müsse die allgemeinen Anschuldigungen gegen stattfinden. Nun ist der gefährliche Hochberräter" frei, während die Presse mit aller Entschiedenheit zurückweisen. Stomeid. hier in Preußen die Personen, die ihm angeblich in seinem hoch einer der früheren Direktoren der Pommernbant, erklärt wiederum," Die Bortvärts"-Krise", so sagt die Schwäbische Tagwacht" berräterischen Treiben" unterstützt haben, sich hinter Schloß und er wolle sich über den Verbleib der 325 000 Mart nicht äußern. ganz richtig, wird allmählich auch in der Parteipresse ruhiger beur­Riegel befinden. Die Genoffen Mertins- Tilfit und Bäzel. Der Herzog Ernst Günther   habe jedoch niemals etwas mit der teilt. Das ist dem Umstand zu danken, daß in einzelnen Orten, Berlin   berbüßen gegenwärtig ihre dreimonatliche Gefängnisstrafe, Pommernbank zu tun gehabt. Auf die Anregungen des Ber  - wo unsere Barteiredaktionen in der Entrüstung über das Verfahren die ihnen im Königsberger   Prozeß, der zur Rettung des teidigers des Angeklagten, ob der Herzog auf eine Erklärung hin, russischen Absolutismus   angestrengt war, audiftiert wurde. daß die Berliner Zeitung  " ihre Anspielungen auf den Herzog Schon damals erlitten die Freunde des Zaren eine schwere Nieder- Günther in aller Form zurüdziehe, da auf Grund des Gr lage. Jezt durch die Befreiung des Genoffen Stubit ist sie noch gebnisses der gerichtlichen Beweisaufnahme unzweifelhaft feststehe, vernichtender geworden. So mußte es fommen. daß der Herzog mit der Angelegenheit des Konto K in keiner Bere

der Berliner   Parteiinstanzen den Bogen überspannten, die örtlichen Preßkommiffionen zur Besonnenheit mahnten." Die Leipz. Boltsztg." schreibt:

Die Differenzen der ausgeschiedenen sechs Vorivärts"-Rebal­teure mit ihren Aufsichtsinstanzen find von einigen Parteiblättern, die in der Regel die Anschauungen des äußersten rechten Flügels der